Tanz der Dämonen - Uwe Westfehling - E-Book
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Tanz der Dämonen E-Book

Uwe Westfehling

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  • Herausgeber: beTHRILLED
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Eine spannende Verfolgungsjagd durch die Gassen und Winkel des historischen Kölns!

Köln 1531: Kaiser Karl V. und sein Bruder Ferdinand sind zu Gast am Rhein. Ein Ereignis, das neben Schaulustigen manch zwielichtiges Volk anlockt, denn in den Gassen herrscht heilloses Gedränge. Im Schutz einer Gauklertruppe hat sich auch die junge Katerine van der Weyden in die Domstadt aufgemacht, nicht ahnend, dass ihr Weg sie an den Hof des Herrschers führen wird - und in tödliche Gefahr. Denn auf der Suche nach ihrem Vater rührt sie an finsteren Geheimnissen ...

»Ein Vergnügen, sich durch vergangene Zeiten und Rituale zu lesen.« ARD

Für Fans von Rebecca Gablé, Richard Dübell und Philipp Vandenberg.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.




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Seitenzahl: 945

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Inhalt

Cover

Weitere Titel des Autors

Über dieses Buch

Über den Autor

Titel

Impressum

Widmung

Zitate

Prolog

Erster Teil ZEICHEN

Der Skorpion

Armbrust und Degen

Die Straße nach Köln

Über den Strom

Mein Geldbeutel

Im Haus mit dem Löwen

Alte Freunde

Bei Mutter Gluck

Bedrohliche Schatten

Zweiter Teil RÄTSEL

Ein regnerischer Morgen

Die Kristallkugel

Dreikönigentag

Ahasvers Argwohn

Der Schwarze Hund

Bruder Anselmus

Im Kloster

Neue Feinde

Dritter Teil SCHRECKEN

Ein ehrbarer Bürger

Melaten

Wege im Dunkel

Ein frostiger Tag

Die Stunde Pater Nabors

Arkana

Die Begegnung

Huldigungstag

Ahasvers Sturz

Vierter Teil ZWEIFEL

Fieber

Das Haus auf dem Berlich

Grifones Truppe

Ein grauer Tag

Der Zuber

Beim Magus

Ein Fenster im Turm

Der Abgesandte

Beim Kaiser

Bankett

Schiff im Sturm

Fünfter Teil KAMPF

Wolfsnacht

Ein Tag voll Sonne und Wind

Überfall

Ein Gespräch im leeren Haus

Das Schatzgewölbe

Belagerung

Auf Leben und Tod

Brandstätte

Es geht weiter

Abschied?

Nachwort des Autors

Weitere Titel des Autors

Der Schwarze Engel

Über dieses Buch

Eine spannende Verfolgungsjagd durch die Gassen und Winkel des historischen Kölns!

Köln 1531: Kaiser Karl V. und sein Bruder Ferdinand sind zu Gast am Rhein. Ein Ereignis, das neben Schaulustigen manch zwielichtiges Volk anlockt, denn in den Gassen herrscht heilloses Gedränge. Im Schutz einer Gauklertruppe hat sich auch die junge Katerine van der Weyden in die Domstadt aufgemacht, nicht ahnend, dass ihr Weg sie an den Hof des Herrschers führen wird – und in tödliche Gefahr. Denn auf der Suche nach ihrem Vater rührt sie an finsteren Geheimnissen ...

eBooks von beTHRILLED – mörderisch gute Unterhaltung.

Über den Autor

Uwe Westfehling ist promovierter Kunsthistoriker und in Köln als Museumswissenschaftler und Universitätsdozent tätig. Seine Romane zeichnen sich durch Bilderreichtum und eine lebendige Atmosphäre aus.

Uwe Westfehling

Tanz der Dämonen

Historischer Roman

Mit Illustrationen des Autors

beTHRILLED

Digitale Neuausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2004/2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat/Projektmanagement: Regina Maria Hartig

Covergestaltung: Guter Punkt, München unter Verwendung von Motiven von © Chris Tefme/AdobeStock; VeraPetruk/iStock/Getty Images Plus; Juulijs/AdobeStock; Suradech14/iStock/Getty Images Plus

eBook-Erstellung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN 978-3-7517-1753-3

be-ebooks.de

lesejury.de

Für unsere KinderSiskia, René und Cornelia

Es ist hauptsächlich zweierlei, was dem Menschenbei der rechten Erkenntnis der Dinge Schwierigkeiten macht,nämlich einmal die Scham, indem sie den Geist verdunkelt,dann die Furcht, die die Gefahr sichtbar machtund dem entschlossenen Handeln im Wege steht.Aber die Torheit macht uns auf eine geradezu herrlicheArt und Weise von diesen Bedenken frei.

Erasmus von Rotterdam»Lob der Torheit« (»Encomium moriae«, 1509)

Das Buch wird von den Behörden der meisten Staatenunbarmherzig unterdrückt, ebenso von allen organisie rtenReligionsgemeinschaften.Seine Lektüre führt zu entsetzlichen Folgen.

Howard Phillips Lovecraft,»Geschichte und Chronologie des Necronomicons«(»History and Chronology of the Necronomicon«,aus den hinterlassenen Notizen, veröffentlicht 1943)

PROLOG

Wenn ich an jene Nacht denke, jene fürchterliche Nacht, dann sehe ich wieder die Flammen vor mir. Sie brennen in meiner Seele. Und ich höre die Schreie und rieche den Pulverrauch.

Wie sehr wünschte ich, es sei nur einer jener Träume, die mich immer wieder heimsuchen, soweit ich zurückdenken kann, und die mir Dinge vorspiegeln, welche jenseits allen Verstandes sind. Aber ich weiß, dass es wahr ist, was mir vor Augen steht. Wahr wie die Erinnerung an jene Menschen, die Gott der Herr – oder das unerforschliche Schicksal – bestimmt hatte, zu Grunde zu gehen, und an jenen einen Menschen, dem es auferlegt war, Werkzeug zu werden für Seinen Zorn.

Wird es mir je gelingen, die Ereignisse zu vergessen, von denen ich hier berichten will? Ob es mir helfen kann, von ihnen zu erzählen?

Wie soll ich beginnen?

Es war im Jahre des Herrn 1531, in den Tagen um das Fest der Heiligen Drei Könige, als die Welt nach Köln blickte, als die Königswahl stattfand, als Kaiser Karl V. dort seinen Aufenthalt nahm und mit ihm sein Bruder Ferdinand und die Fürsten des Reiches – sowie noch manche anderen Leute von weniger edler Herkunft …

Zu diesen habe auch ich gehört.

Ich war jung damals, jung und töricht. Wie deutlich spüre ich das – jetzt, da ich zurückblicke …

ERSTER TEILZEICHEN

ER SKORPION

Ein schneidender Wind fegte über die Hügel; er trieb düstere Wolken über uns hin und peitschte das schwarze Gestrüpp mit eisigem Regen. Die Wege waren nichts als Schlamm, und so mussten wir immer wieder vom Wagen hinunter, weil er bis an die Achse festsaß. Eigentlich war es eher ein Karren, von einem einzigen mageren Klepper mühsam vorwärts gezerrt. Deshalb gingen wir den größten Teil des Weges zu Fuß.

Es wurde Abend, ohne dass es an diesem Tag je richtig hell gewesen wäre, und wir alle sehnten uns danach, für die Nacht rasten zu dürfen – alle außer Ahasver. Der wollte von Rast nichts wissen und trieb uns erbarmungslos an. Als Haupt unserer kleinen Gauklertruppe führte er ein strenges Regiment. Der Alte duldete keinen Widerspruch.

Wir kamen an einem Dorf vorbei, das auf einer Anhöhe lag. Da erhob sich eine große steinerne Kirche.

»Bestimmt gibt es dort eine Herberge für Pilger«, seufzte Pietro.

»Heiße Suppe«, brummte Sambo.

Aber Ahasver warf kaum einen Blick hinüber. »Der Flecken heißt Neunkirchen«, knurrte er. »Da sitzt ein Pfaffe aus Köln. Keine zehn Pferde bringen mich zu denen.«

»Er wird seine Gründe haben«, flüsterte Pietro grinsend.

Nun, das wussten wir alle, dass der Alte mit der Kölner Geistlichkeit nicht viel im Sinn hatte. Ahasver tat, als habe er nichts gehört.

Krähen flogen aus den Baumkronen auf – ein finsterer Schwarm – und segelten über unseren Köpfen dahin; sie kämpften gegen den Wind, ihre rauen Schreie gellten mir in den Ohren. Aber Ahasver hatte keine Mühe, sie zu übertönen.

»Legt euch ins Zeug!«, befahl er. »Oder wollt ihr an diesem schäbigen Hügel verrecken?«

Pietro, Sambo und ich schwiegen, weil wir alle Kraft zum Schieben brauchten. Das Dorf lag jetzt hinter uns, und vor uns stieg der Weg erneut an. Der Schlamm spritzte mir bis unter die Hutkrempe, Jacke und Hose waren schon lange durchnässt und voll Dreck.

»Gehorsam steht den Knechten an«, deklamierte der Alte. Er stieg nun ebenfalls vom Karren herunter und nahm den Gaul am Zügel. Als die Höhe fast erreicht war, schritt er voll Ungeduld voraus. Wir hörten ihn brüllen: »Und seht ihr es nicht? Gott gibt Kraft! Ihr seid bereits aus dem Dreck, ehe euer Kleinmut es wahrhaben will. Also denkt daran: Wem Gott einen großen Mann zum Herren gibt, dem schenkt er auch die Stärke, ihm zu folgen.«

Pietro, ein schwarzhaariger, ziemlich gut aussehender Bursche, war Ahasvers gelehriger Schüler und sozusagen seine rechte Hand; dennoch ließ er keine Gelegenheit aus, gegen ihn zu maulen. Er stöhnte: »Wenn er nicht endlich mit anpackt, der alte Narr, werden wir nicht einmal dieses Stück mehr schaffen.« Und zu mir: »Geh nach vorne, Kat, er hat die Zügel losgelassen …«

Der Alte deklamierte: »Pah, Dämonen der Stürme, Künder des Chaos, was vermögt ihr denn gegen Ahasverus, den Großen, den Wanderer unter den Sternen, der gefeit ist gegen den Gang der Zeit und dessen Augen die goldene Zukunft erschauen?«

»Jetzt ist er wieder in seinem Text«, sagte Pietro und verdrehte die Augen.

»Hat schon wieder zu viel getrunken«, vermutete Sambo. Ein Grinsen ging über sein schwarzes Gesicht. Der riesenhafte Kerl war der »starke Mann« in unserer Truppe. Er hatte auch eine kräftige Stimme.

»Ich höre euch«, warnte der Alte. »Ich höre euch lachen, und ich höre euch meutern. Verräterisches Pack!«

Ahasver hatte wirklich zu trinken begonnen, was sonst nicht seine Art gewesen war. Seit er nach monatelangem Zögern entschieden hatte, dass wir nun auf direktem Wege nach Köln gehen würden, war eine seltsame Unruhe über ihn gekommen. Er wirkte mürrisch und reizbar. Und er sprang heftig mit uns um.

»Es tut nichts«, schrie er, »wenn ihr nicht begreift. Aber eure Bosheit, die wird euch nicht verziehen werden.« Er war stehen geblieben.

»Seht nur, wenn ihr Augen habt. Die Sonne selbst gibt meinen Worten Recht!«

Tatsächlich. Wir hatten endlich die Höhe erreicht, und vor uns war der Wolkenhimmel aufgerissen. Gleißendes Abendlicht flutete über die Ebene zu unseren Füßen, und im Westen, weit in der Ferne, erkannten wir die Umrisse einer Stadt.

»Was ist das?«, fragte ich.

»Schau hin, Junge«, knurrte der Alte. »Das ist es, das ist Köln! Scheint näher zu sein, als es ist, bei diesem Licht. Aber morgen sind wir da. Spätestens übermorgen.«

Er winkte mich zu sich heran.

»Siehst du das da?« Er hielt ein seltsames Gerät in der Hand. Woher hatte er es so plötzlich genommen? Ich konnte mir nur vorstellen, dass er es unter seinem weiten Mantel versteckt gehalten hatte. Eine Waffe? Es war eine Art länglicher Kasten mit zwei Löchern, eines an jedem Ende, in die waren offenbar Stücke Kristall eingesetzt. Er richtete das Instrument auf die ferne Stadt und schaute hindurch.

»Der Tempel des Herrn in der Stadt Gottes«, hörte ich ihn sagen, und dann, mit einem spöttischen Lachen: »Oder die Burg des Gral. Oder der Turm zu Babel. Ha! Oder der Stall des Augias!«

Er wandte sich um und hielt mir das Ding entgegen. Erschrocken wich ich zurück, was er grinsend beobachtete.

»Keine Angst, Junge, es beißt nicht.«

Ich ärgerte mich über seinen Spott, und damit bezwang ich auch meine Scheu und trat näher heran.

»Du musst hier hineinschauen«, sagte er, ruhiger jetzt und fast begütigend.

Ich tat, was er sagte. Plötzlich stand alles unbegreiflich nahe vor meinen Augen.

Eine Stadt, so groß, wie ich noch keine gesehen hatte und wie ich mir auch niemals eine hätte vorstellen können!

»Zauberei«, flüsterte ich.

»Unsinn«, sagte er. »Es gibt für alles eine bessere Erklärung als Zauberei. Das hier habe ich aus Krakau mitgebracht. Hinterlassenschaft von einem begnadeten Spinner, den keiner ernst genommen hat. Es ist … Ach was, zerbrich dir nicht den Kopf. Schau einfach. Da! Hinter dem Baumstumpf! Siehst du es?«

Ich erkannte, was er meinte, etwas unglaublich Großes, Glänzendes, das sich fern über den winzigen Dächern der Stadt erhob wie eine unregelmäßige Gruppe merkwürdiger Türme.

»Sie bauen die Kathedrale«, erklärte er. »Du wirst staunen!«

Dann wandte er sich zu den anderen um.

»He! Worauf wartet ihr!«, brüllte er. »Haltet nicht Maulaffen feil! Da liegt das Wirtshaus, das ich uns zur Nacht bestimmt habe. Nehmt den Gaul und den Karren und geht schon voraus!«

Mich hielt er zurück. Was mochte er jetzt wieder wollen? Er hatte das unheimliche Ding weggesteckt, nestelte nun etwas anderes aus seinem Gewand und gab es mir in die Hand.

»Nimm das«, sagte er. »Nimm es und frag nicht.« Dabei hielt er den Kopf gesenkt und blickte verstohlen nach rechts und nach links.

Es war ebenfalls ein erstaunliches Ding, ein kleiner Anhänger an einer Kette. Sieht aus wie Gold, dachte ich. Und was soll das darstellen? Ich betrachtete es genau. Zweifellos ein Tier. Eine Art Wurm mit vielen Beinen.

»Ein Skorpion«, sagte er. »Ich vertraue ihn dir an. Verbirg ihn gut. Am besten unterm Wams. Es wird der Tag kommen, da ich ihn von dir zurückfordere. Aber frag nicht, verstanden?«

Ich nahm den Hut ab und streifte die Kette über den Kopf.

Er zog mich zu sich heran. Ich hätte schwören können, dass er im Begriff stand, mir übers Haar zu streichen, aber dann klopfte er mir doch nur auf die Schulter.

»Und jetzt komm.« Wir folgten den anderen. »Ich will mich auf dich stützen«, sagte er. »Ich bin ein alter Mann.«

Dabei wanderte sein Blick unter den schweren Lidern hervor misstrauisch zum Waldrand, in die Richtung, aus der wir gekommen waren, nach Osten, wo sich schon abendliches Dunkel ausbreitete, und er schob sein wuchtiges Kinn nach vorn.

Die niedrige Gaststube in der Herberge dröhnte vom Lärm der dort versammelten Menschen. Woher mochten die nur alle gekommen sein? Auf den Straßen, die hinter uns lagen, hatten wir kaum Reisende getroffen, hier aber drängten sie sich auf engstem Raum in Hitze, Qualm und Gestank. Meine Augen und meine Nase gewöhnten sich nur widerstrebend an diese Atmosphäre. Dann aber erkannte ich Einzelheiten: An den Tischen wurde gegessen, und im Hintergrund waren Spiele mit Karten und Würfeln im Gange. Ein Handelsherr, vielleicht aus Nürnberg oder Augsburg, wo die reichsten Pfeffersäcke sitzen, machte mit seinen Frachtwagen und Fuhrknechten hier Station. Für ihn war mit Hilfe von gespannten Tüchern ein gesonderter Bereich abgetrennt, damit er sich nicht vom niedrigen Pöbel belästigt fühlen musste. Dieser Kaufmann war eine stattliche Erscheinung, er trug ein pelzbesetztes Wams und hatte einen Ring am Finger, der gewiss mehr wert war als alles zusammen, was wir anderen in diesem Raum am Leibe hatten.

Er muss sich ziemlich sicher fühlen, dachte ich. Sonst würde er seinen Reichtum nicht so zur Schau stellen. Zwei Damen und ein Priester saßen mit an seinem Tisch. Die übrigen Gäste mussten mit weniger Platz vorlieb nehmen. Manche waren wohl Pilger, man erkannte sie an ihren Stäben und dicken Mänteln, fromme Leute, die zu den Heiltümern von Köln unterwegs waren, obwohl es ganz gewiss keine gute Jahreszeit für eine Wallfahrt war. Andere mochten reisende Scholaren sein, Burschen mit bunten Jacken, großen Gesten und viel Spottlust. Ein paar Mönche hielten sich abseits, einige von ihnen aßen schweigend, einer hielt einen Rosenkranz. Den Ton gab eine Gruppe wandernder Handwerksburschen an, ungenierte Kerle mit lauten Stimmen, die sich offenbar mit Witzereißen unterhielten und sich dabei alle Augenblicke ausgelassen auf ihre Schenkel schlugen. Der Rest war eher zwielichtiges Volk – ich hatte in den letzten Wochen und Monaten, seit ich mit Ahasver und seiner Truppe in den verschiedensten Gegenden von Dorf zu Dorf umhergezogen war, ganz gut gelernt, Menschen einzuschätzen und ihren Stand zu erkennen.

Es waren die Handwerker, die uns mit Zurufen begrüßten. »Seht doch«, hörte ich als Erstes, »die unheiligen drei Könige!«

Daran war allerdings etwas Wahres: Ahasver, der alte König, Pietro, der junge, und Sambo, der schwarze, der nicht nur durch seine Hautfarbe besonders auffiel, sondern auch deshalb, weil er so groß war, dass er sich bücken musste, um nicht an die Balkendecke zu stoßen.

Mich übersah man wie üblich. Aber das war mir ganz recht. Meine Scheu vor fremden Menschen war immer noch stark, und ich war nicht gerne ihren Blicken ausgesetzt.

»Sie werden den Unterschied schon merken«, flüsterte Pietro mir ins Ohr. »Wir bringen keine Gaben, sondern nehmen meistens was mit.«

Der Wirt, ein bulliger Kerl mit finsterer Miene, wies uns nach kurzem Abschätzen an einen Tisch in einem finsteren Winkel, an dem schon einige eingeschüchtert aussehende Männer und Frauen mit Pilgerzeichen am Gewand saßen; die machten nun mühsam für uns Platz und starrten dabei mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination auf Sambo.

Hier wird Ahasver nicht lange bleiben, dachte ich. Mit so einem Platz gibt er sich nicht zufrieden.

Wir bekamen heiße Suppe und Gerstengrütze. Das tat gut nach diesem zermürbenden Tag. Wenn auch ein gutes Stück Fleisch besser gewesen wäre. Mir taten alle Glieder weh, und die nasse Kälte war mir bis in die Knochen gedrungen. So ging ich nach dem Essen zu unserem Karren hinaus, der zwischen dem Wirtshaus und den Stallungen abgestellt war, und kroch unter die Plane, um mir eine andere Hose anzuziehen. Seit dem Sonnenuntergang lag Frost in der Luft.

Wenig später begannen meine Gefährten in der Wirtsstube mit ihrem Gewerbe. Zuerst Pietro. Sambo und ich blieben am Tisch zurück. Unsere Truppe hatte zahlreiche, meist nicht besonders ehrenwerte Erwerbsarten in petto. Aber keine, die wir beide beherrschten, wäre in dieser Umgebung angebracht gewesen. Also verhielten wir uns unauffällig.

Bevor Pietro oder Ahasver in Aktion traten, sah ich, wie die Eingangstür geöffnet wurde. Es kamen noch zwei Männer nach uns an.

Sambo beugte sich zu mir und raunte: »Da. Die zwei, die uns gefolgt sind.«

»Gefolgt?«, fragte ich erstaunt.

»Ja, heute, den ganzen Tag. Die zwei.«

Er blieb dabei sehr gleichmütig, aber ich erschrak. Ob das stimmte? Waren wir verfolgt worden? Ich erinnerte mich an Ahasvers Blick, als er auf mich gestützt hierher zur Herberge geschlurft war. Hatte auch er es bemerkt? Aber warum sollte jemand uns verfolgen, ein paar arme Schlucker vom fahrenden Volk?

Ich besaß zum Glück Geistesgegenwart genug, um nur ganz unauffällig zu den Kerlen hinüberzusehen. Einer war sehr hager, und der andere trug eine Augenklappe. Unangenehme Gesichter. Ob das Räuber waren?

Pietro war indessen schon bei der Arbeit. Er mischte sich unter die Kartenspieler, und bald bemerkte ich, dass er Gewinne machte. Er und erst recht Ahasver, der schließlich sein Lehrmeister gewesen war, verstanden sich auf Karten- und Würfelspiele so gut, dass es für Uneingeweihte an Zauberei grenzte. Andere Spieler waren gegen sie wie unerfahrene Kinder. Ich glaube, sie kannten jeden Trick und scheuten auch vor blankem Betrug nicht zurück. Dabei ließen sie jedoch stets Vorsicht walten. Es gehört nämlich zu dieser Kunst, nie zu viel Geld auf einmal einzustreichen und vor allem bisweilen zu verlieren, besonders am Anfang, aber immer wieder auch zwischendurch. Am Ende standen sie jedes Mal mit einem wohlkalkulierten Gewinn vom Spieltisch auf.

Sambo und ich hatten im Augenblick nichts zu tun. Unsere Talente waren eben von anderer Art. Wenn wir in ein Dorf kamen, hatte Sambo gewöhnlich die Aufgabe, gegen Wetteinsatz die jungen Burschen zum Ringkampf herauszufordern. Er war es auch, der unseren Rückzug deckte, wenn es einmal Schwierigkeiten gab. Mein Part hingegen bestand vor allem darin, den Kranken zu spielen, wenn Ahasver seine Wundermedizin zum Verkauf anpries. Ich war der Patient, an dem er die Wirksamkeit vorführte und der dann plötzlich alle Gebrechen los war. In der Rolle war ich recht überzeugend, aber das Spiel eignete sich nicht für diesen Abend. Wenn wir darauf aus gewesen wären, hätte ich getrennt von den anderen und möglichst einige Stunden vor ihnen eintreffen und meine Leiden präsentieren müssen. Sonst wären nicht einmal die dümmsten Dorftrottel auf uns hereingefallen. Auch unsere Jonglierkünste – meine waren noch ziemlich bescheiden – würden heute nicht zum Einsatz kommen. Die wenigen Theaterszenen, die wir einstudiert hatten und die alle nur darauf ausgerichtet waren, das Bühnentalent des großen Ahasver glänzen zu lassen, kamen ebenfalls nicht in Frage. Man darf sich nicht als Gaukler und Schausteller zu erkennen geben, wenn man beim Spiel Gewinne machen will.

Was Ahasver anging, so hatte er sich heute offenbar entschieden, eine besonders lohnende Beute in die Falle zu locken. Ich weiß wirklich nicht, wie er es fertig brachte, aber nach einiger Zeit, in der er sich, ohne sonderlich aufzufallen, hier und da herumgedrückt hatte, saß er plötzlich am Tisch des Kaufmanns und gab mit unbestreitbarer Würde eine seiner Geschichten zum Besten. Etwas später stieß mich Sambo in die Seite. Ich schaute hinüber und traute kaum meinen Augen: Sie schwenkten den Würfelbecher, auch die beiden Damen, und einmal sogar Hochwürden – falls ich mich da nicht doch getäuscht habe! Zu diesem Zeitpunkt war ich nämlich schon erheblich abgelenkt, weil mir bewusst geworden war, dass das hübsche Schankmädchen ein Auge auf mich geworfen hatte. Es war schlank und schwarzhaarig und bewegte sich unter den Gästen mit einer herausfordernden Grazie, die fast etwas Tänzerisches hatte. Manchmal beugte die Schöne sich unbefangen zu einem Mann hinunter, so dass er leicht einen Blick in ihr Brusttuch werfen konnte, dann wieder wehrte sie – spielerisch, aber sehr entschieden – den Griff einer zudringlichen Hand ab, während sie andererseits dem einen oder anderen Zecher durchaus gestattete, ihren schmiegsamen Körper einmal herzhaft an sich zu drücken. Und zwischendurch schoss sie gelegentlich einen glühenden Blick ihrer dunklen Augen auf mich ab.

Wenn du wüsstest!, dachte ich.

Es war noch nicht besonders spät, als sich bei den meisten Gästen die Strapazen der Reise bemerkbar machten. Einige schliefen an den Tischen und auf den Bänken ein, andere breiteten sich Decken auf den Bodenbrettern aus. Der Kaufmann und seine Damen – sowie unser Ahasver! – bekamen die wenigen Kammern, die der Wirt zu vergeben hatte. Sambo und Pietro zogen sich in den Stall zurück. Mich aber nahm das Mädchen unauffällig beiseite und flüsterte mir zu: »Da, die Leiter hoch – auf den Heuboden.« Weiche Lippen berührten verheißungsvoll meine Ohrmuschel.

Warum nicht?, dachte ich und unterdrückte ein Kichern. Sie hatte mir zwei oder drei Becher Wein gebracht, ohne mich dafür bezahlen zu lassen, und dieser Wein prickelte jetzt in meinem Kopf.

Pietro, der immer alles mitbekam, drehte sich in der Tür um und zwinkerte mir zu. Niemand sonst schien auf mich zu achten. Mit unsicheren Knien stieg ich die Leiter hinauf.

Dort oben war Platz, und es duftete angenehm. Durch die Ritzen im Boden sah ich, wie unten in der Schankstube die Kerzen gelöscht wurden. Bald ertönte ein vielstimmiges Schnarchkonzert.

Die Luke ging auf, und die Schöne schlüpfte herein.

»Gefällt es dir hier?«, fragte sie, und als ich zustimmte, fügte sie hinzu: »Gleich wird es dir noch viel besser gefallen.«

Damit legte sie sich im Dunkel neben mich. Ich spürte ihr Haar in meinem Gesicht, einen schnellen Kuss – und ihre Hand, die zärtlich fordernd zwischen meine Schenkel glitt. Erstarrt hielt sie inne. Ich hörte einen tiefen Atemzug und dann ein glucksendes Lachen.

Einen Augenblick lang war Stille. Dann flüsterte sie: »Du hast mich ja schön zum Besten gehalten. Ist das eine List von euch? Was führt ihr im Schilde?« Und plötzlich: »He, deine Freunde – sie wissen doch Bescheid?«

»Dass ich kein Junge bin?«

»Ja doch!«

»Sie wissen es nicht. Ich habe es ihnen nicht gesagt.«

Sie lachte wieder, verstummte dann und überlegte. Ihre Hand wanderte forschend über meinen Körper, berührte erneut den Hosenlatz und dann meine Brust.

»Das ist eine Sache«, flüsterte sie. Und nach einer Weile: »Nicht, dass wir nicht auch so unseren Spaß haben könnten. Du würdest dich wundern. Aber eigentlich ist mir jetzt eher danach, mit dir zu reden … Schwester.« Dann: »Weißt du, ich glaube es nicht. Nicht, wenn ich richtig darüber nachdenke.«

»Was glaubst du nicht?«

»Dass der Alte es nicht weiß. Euer … Meister. Der den Kaufmann ausgenommen hat. Ich glaube, er weiß es. Er sieht dich so seltsam an. Will er was von dir? Du weißt schon …«

»Unsinn. Was du denkst! Er könnte mein Großvater sein! Und ich sage dir, er hält mich für einen Jungen.«

Sie räusperte sich, als wollte sie sagen: Alles schon da gewesen. Aber sie schwieg. Wahrscheinlich hielt sie mich für ein ahnungsloses Entchen.

»Er ist euer Anführer«, sagte sie nach einer Weile. »Wie heißt er?«

»Er heißt Ahasver.«

»Ach.«

»Aber so heißt er nicht wirklich. Wie sein richtiger Name ist, hm, das weiß ich gar nicht. Wir nennen ihn so. Alle nennen ihn so. Der Name kommt aus einem Theaterstück, mit dem er viel Erfolg hatte. Früher.«

»Ihr seid seltsame Vögel«, sagte sie. »Galgenvögel.« Und kicherte. »Wieso gehst du eigentlich mit ihm? Hat er dich gekauft – oder vielleicht gestohlen?«

»Wie kannst du so etwas nur denken! Unsinn! Er hat mich auf die Reise mitgenommen. Zuerst allerdings … wollte ich es gar nicht. Ich wäre lieber daheim geblieben.«

»Erzähl.«

Ich zögerte. »Ich bin Waise«, sagte ich schließlich. »Oder nein, eigentlich nicht …«

»Du machst es aber spannend.«

»Meine Mutter ist tot. Seit ein paar Jahren.« Dieser Wirbel in meinem Kopf! »Danach hat sich der Pfarrer in unserem Dorf um mich gekümmert. Vater Sebastian.« Schritt für Schritt erzählte ich ihr, was sie wissen wollte: wie er sich um mich gekümmert hatte und mir Dinge beigebracht hatte, die ein Mädchen normalerweise niemals lernen würde. Zum Beispiel Latein. Ich sah wieder das gebeugte Haupt und die buschigen Brauen im Kerzenschein und glaubte, das leise Rascheln des Pergaments zu hören, wenn er die Buchseiten umblätterte. Wie viele Bücher er besaß! Und wie viele davon ich kennen gelernt habe! Abends, wenn ich zu Bett ging, segnete er mich und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. Plötzlich hätte ich heulen mögen. Aber das musste ich abschütteln. Wenn ich meinen Gefühlen nachgab, wenn ich mich fallen ließ, woher sollte ich dann den Mut nehmen, meinen Weg weiterzugehen?

»Er ist alt geworden«, sagte ich. »Ich glaube, es wurde ihm zu viel. Er brauchte Ruhe, glaube ich. Da hat er gesagt … Also er meinte eben, ich solle mit Ahasver gehen.« Ich hatte seine Scheu gespürt, mit einem Mädchen zusammenzuleben, das kein Kind mehr war. Furcht – vielleicht vor sich selbst … Aber das verschwieg ich. Denn unter dem Nebel der Berauschtheit regte sich eine Stimme in meinem Innern: Sie fragt dich aus – nach allen Regeln der Kunst, warnte sie. Es ist jetzt genug. Es ist nicht gut, mit Fremden zu viel zu reden. Schärft Ahasver uns das nicht immer wieder ein?

»Nicht gerade ein gutes Vorbild«, sagte sie. »Dieser Asaver.«

»Ahasver«, berichtigte ich.

»Warum hat er dich gerade mit dem gehen lassen?«

Ich wollte nicht, dass sie Vater Sebastian für unklug hielt, aber was sollte ich sagen? »Er hatte sich an ihn herangemacht. An Vater Sebastian. Er kam eines Tages in unser Dorf …«

»Wo war das?«

»Ziemlich weit weg von hier.«

Sie gab sich damit zufrieden.

»Und weiter?«

»Er redet zu den Leuten von Sünde und Buße. Er hat den guten Pater sehr beeindruckt. Hat ihm weisgemacht, er sei erfüllt vom Wort Gottes. Ach, du weißt schon, was das für Sprüche sind. Man musste ihn einfach für einen guten Menschen halten.« Seltsam war das gewesen. So hatte ich Ahasver nie wieder auftreten sehen. Er war weiß Gott kein Heiliger! Nicht einmal wirklich fromm …

»Vater Sebastian«, sagte ich, »… nun, er kann manchmal recht leichtgläubig sein, so klug er andererseits sein mag. Er ist alt. Hoffentlich geht es ihm gut.«

Du redest zu viel, dachte ich. Und wenn du etwas verbessern willst, machst du es nur schlimmer. Halte lieber deinen Mund. Und vor allem: Weshalb du wirklich unterwegs bist, geht keinen Fremden was an.

Nach meinem Vater fragte sie nicht. Ich war froh. Was hätte ich sagen sollen? Die Wahrheit? Dann hätte ich sagen müssen, dass ich ihn gar nicht kannte und auf der Suche nach ihm war. Und dass ich Hoffnung hatte, ihn in Köln zu finden. Deshalb schließlich wollte ich in diese Stadt. Du musst zu deinem Vater gehen, hatte der alte Priester gesagt. Es ist Zeit. Dieser Mann wird dich zu ihm bringen… Und er hatte mir den Brief gegeben, den ich im Futter meiner Jacke trug. Aber von alldem sprach ich nicht gerne.

Für kurze Zeit war es still, bis ihre leise Stimme wieder aus dem Dunkel kam: »Wer hat dir geraten, dich zu verkleiden?«

Sei jetzt vorsichtig, dachte ich – und redete doch. Es muss am Wein gelegen haben.

»Vater Sebastian. Er war das. Mit schlechtem Gewissen. Es sei gegen die Worte des Apostels Paulus, aber der Herr werde es schon verstehen. Ich sollte es keinem verraten. Auch Ahasver sollte es nicht wissen. Vielleicht hat er ihm doch nicht ganz getraut.«

»Es ist nicht ungefährlich«, sagte sie. »Das muss dir doch klar sein.«

»Ist es vielleicht nicht gefährlich, als Mädchen unterwegs zu sein?«, gab ich zurück. »Das solltest du wohl wissen …«

»Gewiss. Aber wenn man es herausfindet …«

»He«, fuhr ich auf, »du wirst mich doch nicht verraten, was?«

»Wo denkst du hin.«

Ich überlegte noch, ob ich ihr glauben durfte, als sie schon wieder fragte:

»Und – er ist in Wirklichkeit gar kein frommer Mann, oder?«

»Ahasver? Der hat viele Gesichter. Ich werde nicht schlau aus ihm. In Wirklichkeit glaubt er an gar nichts. Er ist immer gerade das, was ihm nützt. Eigentlich ist er Schausteller.«

»Wohl eher ein Spitzbube.«

»Ja. Das ist er …«

Sie schien abzuwarten, ob ich noch etwas sagen würde. Aber ich schwieg.

Da flüsterte sie: »Ich habe so eine Ahnung, dass er noch etwas anderes ist …«

»Was meinst du?«

»Weiß nicht recht.«

»Sag schon.«

»Verflixt! Ein Menschenhändler vielleicht. Ein Hexenmeister. Es ist etwas Unheimliches an ihm.« Sie bekreuzigte sich. »Vielleicht … ein Spion?«

»Ein Spion?«

»Einer, der …«

»Ich weiß, was du meinst. Aber das glaube ich nicht.«

»Geht mich nichts an«, sagte sie. »Aber dass er dich mitnimmt, das passt nicht zu ihm. Hat er Geld dafür gekriegt?«

»Wie?«

»Von deinem Pater.«

Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. »Vielleicht«, sagte ich. Wahrscheinlich war es so.

Jedenfalls nahm der Alte es nicht sehr ernst mit seinem Versprechen. Er ließ sich Zeit, es einzulösen. Fast ein halbes Jahr waren wir nun herumgezogen, ehe er die Richtung nach Köln eingeschlagen hatte. Ich hatte schon fast nicht mehr daran geglaubt.

»Aber deine Verstellung«, sagte sie. »Das machst du nicht schlecht.«

»Ach ja? Ich war als Kind schon ein Wildfang. Hatte lieber die Spiele der Jungen als die der Mädchen.« Sollte ich ihr sagen, dass ich heimlich geübt hatte, zu rotzen und zu spucken, und dass ich einige Kraftwörter regelrecht auswendig gelernt hatte? Lieber nicht.

Etwas später murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu mir: »Trotz allem: Du hast es gut! Mir ist es leid hier, und der Wirt, dieser geile Scheißkerl, ist ständig hinter mir her. Ich hätte nicht übel Lust, mich euch anzuschließen.«

Darauf also wollte sie hinaus. Ob du dir das wünschen solltest?, dachte ich. Ständig unterwegs, überall beargwöhnt, manchen Tag kaum was zu essen…

Ich war auf einmal sehr müde, aber sie gab noch immer keine Ruhe.

»Ihr wollt nach Köln, stimmt’s?«

»Ja.«

»Du musst auf dich aufpassen, hörst du?«

»Schon recht.«

»Das ist mein Ernst. Komm in meinen Arm. Wir wollen schlafen.«

Dann, kurz darauf, unter Gähnen: »Wie heißt du überhaupt?«

»Katerine. Aber ich lasse mich Kat nennen. So könnte auch ein Junge heißen. Und du?«

»Ich bin Rosanna.«

»Rosanna?«

»Mein Vater, na ja, der war nicht von hier.«

Beim Einschlafen fühlte ich auf meiner Brust das Amulett, das der Alte mir gegeben hatte. Und den Brief von meinem Vater. Das Einzige, was ich von ihm besaß.

In dieser Nacht hatte ich einen Traum, den ich schon früher geträumt hatte, mehr als einmal, immer wieder. Ich stehe auf einer weiten Ebene, es ist dunkel. Da erhebt sich etwas Großes, bedrohlich, in der Ferne. Ich kann nicht erkennen, was es ist. Es ist wie mit Schleiern umhüllt. Ich stehe still. Es steht still. Aber es wird sich bewegen.

RMBRUST UND DEGEN

Stechender Schmerz in den Schläfen. Pelzige Zunge. Brummschädel. Als ich erwachte, musste ich mich erst zurechtfinden. Nur nach und nach wurde mir klar, wo ich mich befand. Durch die Ritzen im Dach schien die Sonne. Es war spät. Ich erinnerte mich unklar, weit mehr von mir erzählt zu haben, als ich im Nachhinein für gut hielt. Hol’s der Teufel!

Blinzelnd sah ich mich um. Ich war allein. In der Giebelwand des Dachbodens gewahrte ich eine Luke. Ich kroch hinüber und öffnete sie ein wenig.

Ich blickte in eine weiße, gleißende Welt. Über Nacht war Schnee gefallen, und nun strahlte der Himmel in wolkenlosem Glanz; die Sonne tat meinen Augen weh. Immerhin erkannte ich an den Spuren im Hof, dass der Zug mit den Kaufmannswagen bereits aufgebrochen war. Es war still im Haus. Auch die Pilger und fast alle anderen Gäste hatten wohl die Herberge verlassen. Ich beschloss, hinunterzusteigen und hinter einer Hecke meine Blase zu erleichtern. Das tat ich aus gutem Grund immer weitab von allen anderen.

Doch ehe ich diese Absicht ausführen konnte, geschah etwas, das mich innehalten ließ. Pferdegetrappel ertönte, und ein Trupp Reiter sprengte in den Hof. Kaum abgesessen, stürmten sie schon in die Gaststube. Neugierig presste ich die Augen an eine Fuge der Dielenbretter. Da waren Pietro und Sambo, die völlig überrascht wirkten. Die beiden Kerle, die gestern noch nach uns eingetroffen waren, der Hagere und der mit der Augenklappe, standen bei ihnen und hielten ihnen Dolche an den Hals. So waren meine Freunde bereits unfähig, sich zu wehren, ehe der ganze Trupp eindrang. Die mussten alle unter einer Decke stecken! Einer der Neuankömmlinge war offenbar der Anführer. Ich konnte ihn zuerst nicht genau sehen, dann aber stand er mitten im Raum. Im Gegensatz zu seiner Bande war er gut gekleidet und hatte ein glattes Gesicht. Keine unangenehmen Züge. Aber jene Art von Geschmeidigkeit, die einen misstrauisch macht. Dazu passte, dass er ziemlich leise sprach. Eine zischelnde Stimme, eine, die man nicht vergisst.

Was für ein reizender Halsabschneider!, dachte ich.

Dieser Mann blickte suchend um sich und schimpfte mit seinen Leuten. Seine Stimme wurde lauter.

»Was soll das heißen?«, fauchte er. »Wo steckt er denn?«

Pietro und Sambo bemühten sich offenbar, so teilnahmslos wie möglich zu wirken. Besonders Sambo hielten die Ganoven scharf im Auge. Bedrohlich genug sah er ja auch aus. Wie sollten sie ahnen, dass er von fast schafsähnlicher Sanftmut beseelt war. Außer natürlich, wenn man seine Wut reizte. Dann konnte er furchtbar sein. Aber jetzt stand er nur ganz ruhig da.

»Schafft mir den alten Schurken her!«, rief der Anführer. »Aber lebend will ich ihn!«

Es dämmerte mir, dass es um Ahasver ging. Wenn es stimmte, dass die beiden Kerle da unten schon einen Tag lang hinter uns hergeschlichen waren, konnte es nicht anders sein.

In diesem Augenblick knarrte die Bohle unter meinen Knien. Die Kerle fuhren herum und starrten herauf.

»Passt auf!«, schrie der Anführer. »Da oben. Durchsucht alles genau!«

Eisiger Schrecken fuhr in mich. Ich warf mich so rasch zur Luke hinaus, dass ich kaum wusste wie. Ich glitt vom Dachgesims ab und war auch schon unten. Aber ich tat mir keinen Schaden. Der weiche Schnee hatte den Sturz gedämpft. So schnell ich konnte, rannte ich über den Hof, durch den Küchengarten und einen weißen Abhang hinunter. Ich hielt erst inne, als das Herz mir im Halse pochte und meine Lunge nach Luft rang. Die eisige Kälte stach wie mit Nadeln. Welches Glück, dass ich in der Jacke und sogar mit meinen Stiefeln geschlafen hatte!

Ist alles still?

Ich hocke hinter einem Dickicht und versuche mein Keuchen zu unterdrücken.

Da ist etwas! Stimmen.

Zwei der Kerle folgen meiner Spur! Der Hagere und der mit der Augenklappe. Das Blut saust in meinen Ohren.

Jetzt muss ich rennen, oder es ist zu spät!

Ich springe auf, aber nach drei Sätzen gerate ich in tiefe Schneewehen und komme kaum noch vorwärts. Es ist wie ein Albtraum. Ich höre die Rufe meiner Verfolger. Sie haben mich gesehen und kommen rasch näher!

Da kauere ich im Schnee wie gelähmt und weiß nicht, wie ich entrinnen oder mich verteidigen soll. Die Kerle stapfen heran. Der mit der Augenklappe stößt ein raues Lachen aus und greift nach meinem Arm. Wir fallen beide zu Boden. Sein gerötetes, bartstoppliges Gesicht ist über mir. Er keucht. Sein widerlicher Atem! In diesem Augenblick bäumt er sich auf und erstarrt in der Bewegung. Dann bricht ihm ein Blutstrom aus dem Mund, und er stürzt mit dem Gesicht in den Schnee. Aus seinem Nacken ragt ein kurzer Pfeil.

Was ist geschehen?

Da ist ein Reiter auf der Kuppe des Hügels erschienen; er zügelt sein Pferd und wendet es zur Seite. Er hält etwas in der Hand: eine Armbrust!

Der zweite Kerl, der Hagere, hat den Reiter auch bemerkt und sucht Deckung zwischen ein paar struppigen Bäumen. Aber der Reiter prescht schon den Abhang herunter, in einer geraden Linie, die Armbrust ist nicht mehr zu sehen. Dafür zieht er blitzschnell, wie ein Habicht zustößt, einen langen Degen, der in seiner Hand aufblitzt. Ein rascher Hieb, und der Hagere liegt im Schnee.

Was nun?

Das Pferd kommt schlitternd zum Stehen. Ein kräftiger Grauschimmel mit gestutztem Schweif. Schaum fliegt von der Kandare. Der Reiter grinst zu mir herunter: Er entblößt zwei Reihen kräftiger Zähne. Mehr erkenne ich nicht. Er steht gegen die Sonne.

Ich ducke mich tiefer in den Schnee. Hilflos. Endlich schlägt er sich auf den Schenkel mit einer Geste, wie man einen Hund verscheucht.

»Hau ab!«, ruft er. »Sieh zu, dass du wegkommst! Hier hast du nichts verloren.«

Ich raffe mich mühsam auf und beeile mich zu gehorchen. In meinem Kopf geht alles durcheinander.

Nur weg von hier!

Während ich davonhaste, verfolgt mich ein Lachen. Ich drehe mich um. Mein Lebensretter ist abgestiegen und beugt sich über den Hageren. Er greift unter die Jacke des Toten und zieht etwas hervor. Es ist ein Geldbeutel. Um den hingestreckten Körper hat sich ein großer roter Fleck gebildet.

Ich rannte, ohne zu wissen, wohin. Ohne nachzudenken, stolperte ich weiter das Tal hinab, blind für alles um mich herum. Ich taumelte in eine Schneewehe. Mein Atem keuchte. Ich konnte nicht weiter. So ließ ich mich fallen und rang nach Luft. Langsam kam ich zu mir und fand mich zurecht. Kalter Schweiß am ganzen Körper und bittere Übelkeit. Der Magen wollte zum Hals heraus. Ich erbrach mich mit stechenden Krämpfen. Danach war es besser. Aber jetzt wirbelten erst recht die Gedanken in meinem Kopf. Wer war dieser Mann? Wieso war er gerade jetzt hier aufgetaucht? War es ihm darum gegangen, mir zu helfen? Vielleicht interessierte ich ihn gar nicht und er war einfach nur ein Straßenräuber. Mit welcher Selbstverständlichkeit hatte er dem Toten die Geldbörse abgenommen! Und doch kam es mir eher so vor, als habe er bewusst zu meiner Rettung eingegriffen. Dass er danach die Leichen geplündert hatte, erschien mir eher beiläufig. Außerdem: Was konnte bei denen wohl zu holen sein?

Und wer waren diese Männer überhaupt gewesen, die in das Wirtshaus eingedrungen waren und mich verfolgt hatten? Ach, Gott: Es gab alles keinen Sinn. Wie um alles in der Welt sollte daraus einer schlau werden?

Jäh von Ekel erfasst, wischte ich mir das Gesicht ab und versuchte, mit Schnee die Flecken vom Blut des Kerls auf meiner Jacke zu tilgen. Dann erhob ich mich.

Es geht schon wieder, dachte ich. Du lebst. Das allein zählt.

Ich blickte um mich, streckte mich und holte tief Luft. Das Tal war von märchenhafter Schönheit. Im Winterlicht glitzerte der unberührte Schnee. Das war fast mehr, als das Auge zu fassen vermochte. Kein Anzeichen mehr von Kampf und Tod. Als wäre alles nur ein böser Traum gewesen …

Dabei brauchte ich nur ein kleines Stück zurückzugehen, dann hätte ich die Leichname wieder vor Augen gehabt. Ich schauderte. Natürlich würde ich das nicht tun. Auch zur Herberge zurückkehren konnte ich nicht. Auf gar keinen Fall!

Was war wohl aus meinen Gefährten geworden? Schon der Gedanke an ihr Schicksal machte mich krank. Aber um keinen Preis hätte ich umkehren können! Ratlos stand ich auf der Stelle.

»Hau ab!«, hallte es noch in meinen Ohren.

In Wahrheit jedoch war es still. Eine so große Stille, dass mein Atem mir wie das Geräusch eines Blasebalgs vorkam. Und meine Schritte, als ich wieder begann, einen Fuß vor den anderen zu setzen: Knirschen und Krachen im krustigen Schnee, ein Getöse wie ein Mahlwerk! Ich hielt inne, um zu lauschen. Aber da war nichts als das Rauschen in meinen Ohren. Niemand folgte mir. Wenn auch meine Spuren nicht zu übersehen waren. Ich war allein. Schrecklich allein.

Wohin? Es kam nur eine Richtung in Frage: weiter das Tal hinab. Am Bach entlang und über eine offene Fläche. Dahinter Buschwerk unter Schnee, ein Stück Wald, abgeholztes Gelände. Und wo das Tal zu Ende war? Wenn ich nicht das Glück hatte, meine Freunde wieder zu finden, konnte ich dann etwas anderes tun, als mich auf eigene Faust nach Köln durchzuschlagen? Das Haus von Vater Sebastian schien mir unerreichbar fern. So blieb mir nur die Hoffnung auf jenen Unbekannten in der großen Stadt. Meinen Vater.

Ein spitzer Schrei aus der Luft traf mein Ohr. Ein Schatten huschte über mich hin. Ich blickte nach oben. Ein Bussard segelte im blauen Himmel. Ein scharf gezeichneter Umriss. Ich blieb stehen und folgte ihm mit den Augen. Im Nu war er jenseits des Baches und schon fast über dem Hügel, als er die Richtung änderte und jählings niederstieß. Ein kläglicher Schrei. Irgendein kleines Wesen büßte da seinen Leichtsinn. Wenig später vernahm ich wirren Lärm hinter mir. Ich fuhr herum. Kamen etwa doch die Verfolger?

Es war jedoch wieder ein Bussard, vielleicht derselbe wie zuvor; er flog merkwürdig eilig über das Buschwerk davon, zwei, drei Krähen hinter ihm her – und kurz darauf eine ganze Schar. Ihre Stimmen waren es, die ich gehört hatte.

So ist das, dachte ich. Das Glück wechselt.

Gegen Mittag stieß ich auf einen Fahrweg, und etwas später holte ich den Wagenzug des Kaufmanns ein, der mit uns in der Herberge übernachtet hatte. Ich habe den Fuhrknechten wohl Leid getan. Jedenfalls ließen sie mich auf einem der riesigen Frachtwagen mitfahren und gaben mir sogar etwas von ihrem Brot. Es war die Straße nach Köln.

Wie herzhaft unbedacht ich damals war! Ich hatte nichts Eiligeres zu tun, als von dem Überfall zu erzählen. Die Fuhrknechte glotzten mich misstrauisch an.

»Das ist seltsam«, sagte der Kutscher. »Überfallen eine Herberge, nachdem die weg sind, bei denen es sich gelohnt hätte.«

Ich zuckte die Schultern und schwieg. Ich ärgerte mich über mich selbst. Hatte ich mir genau das nicht selber schon gesagt?

Was für eine Art Räuber war das?

Ich hatte plötzlich wieder die beiden Kerle vor Augen, die über mich herfallen wollten, und wie sie gestorben waren. Gewalt hatte ich nicht zum ersten Mal erlebt … und Tod. Aber noch nie war mir dieser Schrecken so nahe gekommen. Es hätte nicht viel gefehlt, dann hätte ich mich noch einmal übergeben müssen.

Der Wagenzug kam stetig voran. Gegen Mittag durchquerten wir die Furt eines kleinen Flusses, der voller Eisschollen war. Ich hörte, dass man ihn Agger nannte. Dort liefen mehrere Straßen zusammen, und die Strecke wurde immer belebter. Ob die Stadt schon nahe war? Dann marschierte ein Trupp Landsknechte vorüber. Zwei oder drei Mal wurden wir von Wachtposten kontrolliert.

»Kaiser Karl ist in Köln«, erklärte der Kutscher. »Da ist viel Volk unterwegs. Du weißt schon: wegen der Wahl. Der Bruder vom Kaiser wird zum König gewählt. Große Herren. Mein Gott, was geht’s uns an!«

Ich hörte davon zum ersten Mal, aber das band ich ihm nicht auf die Nase.

»Viel Volk«, fuhr er fort. »Viel Volk, ja, ja. Manch schräger Vogel! Hält man besser im Auge!« Ich überlegte, ob das wohl auf mich gehe.

»Seht mal da«, rief einer der Waffenknechte, die den Zug beschützen sollten. »Was für’n Gockelhahn!« Er regte sich über einen Hauptmann auf, der einen Trupp der Straßenwache herumkommandierte, eine auffällige Erscheinung mit einem geschlitzten Wams in Rot und Weiß. Das Erstaunlichste aber war das »Vorderstück« an seiner Hose. Es bauschte sich auf, als trüge er darunter ein Gemächte von wahrhaft aufsehenerregender Größe. Die Kontrolle, die seine Landsknechte vornahmen, war aber äußerst oberflächlich. Daher konnten wir bald weiterfahren. Ich dachte: Vielleicht sollte ich mir den Latz auch ein wenig ausstopfen. Mag sein, dass die Leute in der Stadt gewitzter sind als die auf dem Lande …

Wir zogen an Gehöften vorbei und an kleinen Dörfern, über denen der Rauch von den Kaminen aufstieg; einmal sah ich eine Burg mit Wassergraben und Wehrmauer, die an jedem Ende ein Türmchen hatte, eines im Maurergerüst. Bauern trieben ihr Vieh zum Markt. Ein Prälat ritt auf einem weißen Maultier vorüber.

Plötzlich hörte ich Rufe und Hufschlag hinter uns. Ein seltsames Gespann überholte uns – eine Art Sänfte, die zwischen vier Pferden aufgehängt war. Ein stattlicher Reiter galoppierte voraus, und ein ganzer Trupp in Helm und Harnisch sprengte hinterdrein. Als der Baldachin auf einer Höhe mit mir war, wehten die Vorhänge rechts und links zur Seite, und ich erhaschte den Anblick einer strahlend schönen Frau. Sie lag auf glänzenden Kissen ausgestreckt, die Brüste fast völlig nackt und nur mit einer Art Schleier umhüllt, das goldene Haar mit Perlen durchflochten und die Augen ins Weite gerichtet. Sie erinnerte mich an ein Bild, das ich bei Vater Sebastian gesehen hatte: Dame Fortuna. Da war sie auch schon an mir vorüber, und ihre schwer bewaffneten Ritter donnerten hinterdrein. Verwegen aussehende Kerle, in Eisen und Leder gerüstet. Einer wandte den Kopf zu mir, und mein Blick – o heilige Mutter! – fiel auf die leeren Augenhöhlen eines grinsenden Totenschädels.

Da wurde ich an der Schulter gerüttelt, und der Kutscher schrie mich an: »Nicht schlafen, Junge, sonst fällst du mir noch unters Rad!«

Was für ein Traum! So etwas wie diese Sänfte hatte ich noch niemals gesehen, und darum gibt mir bis heute zu denken, dass nur wenig später ein ganz ähnlicher Zug uns tatsächlich überholte. Allerdings waren die Vorhänge dieser Sänfte fest zugezogen. Schneematsch spritzte so heftig empor, dass ich von der Eskorte kaum etwas erkannte. Aber etwas ist mir dennoch aufgefallen: Als der Trupp schon fast wieder entschwunden war, bemerkte ich einen einzelnen Reiter, der hinterdreinsprengte, so dass man nicht recht sagen konnte, ob er dazugehörte oder sich nur hinter ihnen hielt, um zügig vorwärts zu kommen. Ich sah ihn übrigens nur von hinten, aber sein Pferd kam mir bekannt vor. Ein kräftiger Grauschimmel mit gestutztem Schweif. Auf dem Rücken trug der Mann eine Armbrust. Der Mann, der mich am Morgen gerettet hatte! Oder war ich womöglich wieder eingenickt und habe auch das nur geträumt?

Am Nachmittag redeten die Fuhrleute darüber, dass wir bald aus dem Gebiet des Herzogs von Berg in den Machtbereich des Kölner Erzbischofs hinüberwechseln würden. Der Herzog und der Erzbischof ständen überkreuz. Genau wie andererseits die Stadt mit ihrem Kirchenfürsten.

»Wie die zänkischen Hunde«, knurrte der Kutscher meines Wagens. »Einer will, was der andere hat.« Und alle um mich herum zerrissen sich das Maul über die regierenden Herren und ihre Launen. Die Fuhrleute reisten nicht gerne nach Köln, aber vom Herzog hielten sie auch nichts. Überhaupt pflegten die meisten von ihnen auszuspucken, wenn vom »Fürstenpack« die Rede war. Aber das taten sie natürlich nur, wenn sie unter sich waren.

»Seit dieser Luther die Suppe umrührt, ist es noch ärger geworden«, schimpfte der Kutscher. »Aber man hält besser das Maul.«

»Was soll’s«, knurrte jetzt einer der Trossknechte. »In Städten wie Köln nennen die Bürger sich frei, sie bieten den Fürsten die Stirn, und der Rat regiert. Na und? Da bestimmt dann, wer Geld hat. Ist unsereins da vielleicht besser dran?« So schwadronierten sie weiter, und ich hörte kaum noch zu, obwohl man viel dabei lernen kann. Sie langweilten sich. Es ging wieder einmal überhaupt nicht vorwärts. Neue Kontrollen, und diesmal zog es sich über Stunden hin. Mir war jetzt klar, dass wir die Stadt bis zum Abend nicht mehr erreichen würden. Der Kaufherr trat zu jedem einzelnen Wagen und redete nachdrücklich mit den Kutschern. Der, auf dessen Wagen ich saß, wurde unruhig und raunte mir zu: »Es ist besser, du verschwindest jetzt. Sonst krieg ich Ärger. Der Pfeffersack! Er kann fuchsteufelswild werden, wenn wir Fremde mitnehmen.« Und als ich schon neben dem Wagen stand, fügte er hinzu: »Sieh halt drauf, dass du in dem Weiler da drüben übernachtest. Das sind gute Leut’ …«

»He, was gibt es da?«, hörte ich den Kaufherrn rufen. Da machte ich mich davon.

Es ist seltsam. Auf diesem Wagen hatte ich nur einen halben Tag gesessen, aber als er entschwand, war mir, als verlöre ich wieder einmal ein Stückchen vertrauter Welt.

Da stand ich über eine große Pfütze aus Schmelzwasser gebeugt und betrachtete mein Spiegelbild. Ziemlich schmächtig, diese Gestalt in den engen, gelb und grün gestreiften Hosen. Eine viel zu weite Jacke. Ein Busch aus widerspenstigem gelben Haar kam unter dem Hut hervor. Sieht aus wie ein Narr. Na und? War ich denn etwa nicht närrisch? Ich war dabei, mich alleine nach Köln durchzuschlagen, suchte einen Mann, den ich gar nicht kannte, der mein Vater sein sollte, und hatte nicht mehr in der Hand als vage Hinweise.

Nachdenklich ging ich auf die zwei, drei Häuser zu, die an einer Hügelflanke in der Abenddämmerung kauerten. Vor der Scheune brannte ein kleines Feuer. Unter dem Dach war nicht viel Raum. Da lagerte eine Familie mit mehreren Kindern. Der Mann blickte mir wachsam entgegen und bellte: »Hier ist kein Platz. Mach, dass du weiterkommst!«

Seine rundliche Frau stieß ihn an und flüsterte mit ihm. Dann rief sie: »Komm her! Es wird schon gehen. Wir rücken zusammen.«

Der Mann brummte unwillig, beruhigte sich jedoch und reichte mir etwas später sogar ein Stück Brot. Die Frau war höchstens ein paar Jahre älter als ich. Drei Kinder hatte sie bei sich, das jüngste noch an der Brust. Das älteste wirkte schwächlich und teilnahmslos.

»Sie lassen uns hier übernachten«, sagte sie. »Wenn wir nur nicht die Scheune anzünden, haben sie gesagt. Sie sind großzügig zu uns. Da wollen wir nicht engherzig sein.«

Hinter den Fenstern schimmerte Licht. Später trat sogar eine Magd aus der Tür und brachte den Kindern Milch.

»Mein Ältestes macht mir Sorgen«, sagte die junge Mutter. »Seine Beine sind voll Schwären, die nicht heilen wollen. Wir gehen nach Köln, um bei den Heiligen zu beten.«

»Es geschehen manchmal Wunder«, sagte ich vage. Das Kind sah sehr krank aus.

Gegenüber, am Stalleingang, hatte eine streitlustig wirkende Frau ihr Lager aufgeschlagen; auf der Landstraße unterwegs auch sie. Sie hatte einen starken Busen und ließ ziemlich viel davon sehen. Trotz der Kälte!, wunderte ich mich.

»Gib dich bloß nicht mit der dran«, flüsterte die junge Mutter. »Das ist eine von der Landstraße … ein Hurenweib.«

Ihr Mann schaute öfter hinüber, aber das bemerkte sie offenbar nicht.

Etwas später schien die Frau an der Stalltür zu schlafen. Ihre Schulter war jetzt entblößt und zeigte ein Brandmal. Ich hatte so etwas noch nie gesehen, aber heute weiß ich natürlich, was es war: So zeichnet man in manchen Städten Diebe oder Dirnen.

Wir schliefen bald alle. Einmal wurde ich wach; mir fiel auf, dass der Mann verschwunden war und die Frau mit dem Brandmal auch. Nach kurzer Zeit kamen sie beide zurück. Jeder von einer anderen Seite. Die junge Mutter schlief. Als der Mann bemerkte, dass ich die Augen offen hatte, grinste er und zwinkerte mir zu, verständnisinnig wie ein Verschwörer. Ich wandte mich ab. Männer tun manchmal seltsame Dinge, wenn sie glauben, dass keine Frau es erfährt. Das war mir schon lange klar geworden.

Ich versuchte wieder zu schlafen. Eines der Kinder legte die Arme um meinen Hals und schnarchte, das Gesicht in meiner Achselhöhle. In dieser Nacht habe ich nichts geträumt.

IE STRASSE NACH KÖLN

Als der Morgen dämmerte, waren wir alle schon auf den Beinen. Wir aßen ein paar Reste Brot, ehe wir aufbrachen. Ich wusch mir das Gesicht im Bach an der Straße, wo das Eis offen war. Da hörte ich plötzlich Pferde über den gefrorenen Schnee traben. Ein Trupp Reiter kam vorüber, an der Spitze ein Mann, der wachsam um sich spähte. Der Mond stand noch am Himmel, und sein Licht fiel kurz auf das Gesicht des Mannes. Ich erkannte den Anführer der Bande, die am Tag zuvor in die Herberge eingedrungen war. Er rief seinen Leuten etwas zu; sie ritten weiter, während er das Gehöft umkreiste und unter die Dachvorsprünge schaute, um die Gesichter der Menschen zu mustern, die hier genächtigt hatten und jetzt misstrauisch zu ihm aufblickten. Suchte er immer noch nach Ahasver? Oder suchte er etwa mich? Wenn es das war, dann war ich ihm jedenfalls glücklich entwischt, weil ich im Schatten kauerte, unten an der Böschung, nahe beim Wasser. Aber warum in aller Welt hätte er nach mir suchen sollen?

Wir machten uns auf den Weg mit jämmerlich wenig im Magen. Das erste Stück ging ich gemeinsam mit der Familie. Die Frau und ich trugen abwechselnd das kranke Kind auf dem Rücken. Der Mann, der das wenige Gepäck geschultert hatte, blieb immer einige Schritte hinter uns. Später ließ er den Abstand noch größer werden. Es war, als wolle er den Eindruck erwecken, er gehöre nicht zu uns. Die Frau sprach von ihrer Hoffnung auf Hilfe durch diese Pilgerfahrt. Sie war so voller Zuversicht!

Ohne recht zu überlegen, sagte ich: »Ich habe diese Nacht geträumt, Euer Kind sei wieder gesund.« Es war eine glatte Lüge, aber ich bereute es nicht.

»Ich träume oft«, fügte ich hinzu.

Sie lächelte unsicher. »Hast du manchmal Träume, die wahr werden?«

»Es kommt vor«, sagte ich. Das war genau genommen nur halb gelogen.

Sie sah mich nicht an, sondern blickte starr geradeaus.

»Ich würde es wünschen«, fand ich richtig zu ergänzen. Das war ganz die Wahrheit.

»Danke«, flüsterte sie.

Selten in meinem Leben habe ich für einen fremden Menschen so brennend etwas gewünscht wie für diese junge Frau: Ihre Hoffnungen möchten nicht umsonst sein! Aber vielleicht war meine Besorgnis ganz überflüssig. Manche Menschen, so scheint es mir, kommen durch ihr Vertrauen ans Ziel.

An diesem Morgen jedoch sah es böse aus. Finstere Wolken zogen über uns hin, und im Schneematsch der Straße bedeutete jeder Schritt eine Anstrengung. Trotzdem wirkte die junge Mutter geradezu heiter, ja mehr noch: Während ich über sie nachdachte, trug sie bereits Sorge für mich!

»Und du?«, fragte sie. »Wo gehst du hin? Du willst wohl auch nach Köln?«

»So ist es.«

»Was wirst du dort tun?«

»Ich gehöre zu einer Truppe von Schaustellern. Allerdings habe ich sie verloren. Wir waren auf dem Weg nach Köln. Dort ist jetzt der Kaiser. Wisst Ihr nicht? Mit den großen Fürsten des Reiches, sagt man. Gott weiß, wer alles noch! Da gibt es gut zu verdienen für Leute wie uns, versteht Ihr?« Ich bemühte mich, weltläufig und unbekümmert zu wirken, aber ich spürte, dass ich ihr nichts vormachen konnte.

»Ich habe mir so was schon gedacht«, sagte sie. »Aber eigentlich siehst du nicht aus wie ein Gauklerkind …«

Ein Gauklerkind! Ich musste lachen. »Ich bin noch nicht lange mit ihnen unterwegs. Ein paar Monate erst. Seit dem Sommer …«

»Und deine Eltern, wo sind die?«

»Meine Mutter lebt nicht mehr.« Diese Worte umfassten so viele Erinnerungen: das bleiche, schöne Gesicht einer jungen Frau. Die sanfte Berührung ihrer Hand. Ihre Stimme. Die Melodie eines Liedes, das sie immer wieder sang. Ich musste schlucken, als das alles wieder in mir erwachte. Aber da war auch diese tiefe Traurigkeit, die Abwesenheit in ihrem Blick. Manchmal war meine Mutter sehr weit von mir weg gewesen. Zuzeiten lebte sie wie in einer anderen Welt, und erst im Nachhinein erkannte ich, wie ungewöhnlich das gewesen war. Sie hütete ein Geheimnis, in das sie sich einspann. Die wenigen Andeutungen, die sie mir gab, machten mich ratlos. Wenn ich größer sei, pflegte sie zu sagen, dann erst werde sie mir mehr erzählen. Manche Dinge seien für Kinder nicht zu verstehen. Ein schmerzliches Lächeln. Später …! Nur ist es dazu nicht mehr gekommen, denn da waren auch diese Anfälle von Schwäche … und dieser Husten.

»Und dein Vater?« Die Stimme der jungen Frau riss mich aus meinen Gedanken. Offenbar fragte sie mich schon zum zweiten Mal.

»Mein Vater …« Ich stockte. Das war die Frage, der ich immer auswich.

»Ja. Dein Vater. Warum sagst du nichts über ihn?«

Ich gab mir einen Ruck. »Ich kenne ihn nicht.«

Sie nickte verstehend.

»Nein«, beeilte ich mich hinzuzufügen, »es ist so: Ich bin auf der Suche nach ihm.«

Sie blickte mir überrascht ins Gesicht. »Auf der Suche? Du glaubst also, er ist in Köln?«

»Ja. Das nehme ich an.«

»Du nimmst es an?«

»Ich habe Hinweise. Einen Brief … Hinweise eben …«

Es wurde mir klar, dass ich vielleicht schon wieder mehr redete, als gut war. Aber ich konnte nicht anders. Ich war froh, reden zu können, und bei wem sollte ich es tun, wenn nicht bei dieser Frau? Alles sagte mir: Ihr kannst du dich anvertrauen.

»Dann bist du bei Fremden aufgewachsen?«

»Bei einem Priester, die letzten Jahre. Seit meine Mutter tot ist. Er war der Pfarrer in unserem Dorf. Sie hat ihm den Haushalt geführt. Und ich …«

Jetzt sei wachsam, dachte ich. Sonst hast du im Handumdrehen alles ausgeplaudert! Fast hätte ich nämlich gesagt, dass meine Mutter eigentlich immer gewünscht hatte, ich solle einmal ihre Arbeit weiterführen. Ein solcher Satz – aus dem Mund eines vermeintlichen Jungen! – hätte bestimmt Verwunderung ausgelöst. Zum Glück konnte ich die Klippe umgehen. Diese Frau zweifelte nicht daran, dass ich sei, als was ich ihr erscheinen wollte.

»Er wurde alt«, sagte ich und gelangte damit auf vertraute Wege. »Vater Sebastian. Er wollte alleine sein, glaube ich. Er brauchte Ruhe. Und wollte nicht mehr für mich verantwortlich sein …«

»Hat er dich weggeschickt?«

»Nicht gerade so, aber er hat gesagt, es sei nun Zeit, dass ich zu meinen Vater komme.«

Sie nickte und blieb kurze Zeit stehen, um auszuruhen.

»Und dein Vater weiß, dass du kommst?« Die Frage war so gestellt, als wisse sie schon die Antwort.

»Eigentlich nicht.«

Ein prüfender Blick von ihr. »Das ist eine große Stadt.«

»Aber ich hab einen Brief. Der gibt mir einen Namen. Ein Mann. Der weiß, wo mein Vater ist.«

Sie nickte ohne rechte Überzeugung. »Da wirst du Glück brauchen«, sagte sie.

Nicht mehr Glück, als Ihr braucht, dachte ich, sagte aber nichts und lächelte nur – so tapfer, wie ich konnte.

»Er wird staunen, dich zu sehen«, fuhr sie fort. Es sollte wohl aufmunternd klingen.

»Weil ich schon so groß bin, meint Ihr? Er hat mich wirklich sehr lange nicht gesehen. Und ich weiß gar nicht, wie er aussieht …«

Sie lachte. »Väter wundern sich oft über ihre Kinder.«

»Wenn es ihm nicht passt, kann er mir gestohlen bleiben.«

»So ist es recht. Aber ehe du ihm das sagen kannst, musst du ihn erst finden.«

»Ich habe keine Angst.«

»Gut so.«

»Ich werde ihn finden, und dann sage ich ihm, was ich von ihm denke – dass er mich so lange allein gelassen hat.«

»Weißt du … Vielleicht hat er Gründe dafür gehabt.«

Ich wollte nicht darauf eingehen. Deshalb sagte ich in einem Ton, der das Thema beenden sollte: »Jedenfalls komme ich auch alleine zurecht!«

Sie blickte mich wieder von der Seite an und sagte: »Du kannst beruhigt sein. Du wirst immer Leute finden, die dir helfen.«

»Daran ist was Wahres. Mir hat schon oft jemand weitergeholfen.«

»Die Menschen mögen dich, nicht wahr?«

»Ich weiß nicht, warum«, sagte ich.

»Vielleicht, weil du auch bereit bist, anderen zu helfen.«

Ich zuckte die Schultern.

Wie stark sie ist, dachte ich. Und wie viele drückende Pflichten sie hat! In ihrer Lage könnte auch ich sehr bald sein. In wenigen Jahren schon, mehr Zeit trennt uns nicht. Könnte ich das? Will ich das? Ein Satz aus dem Mund meiner Mutter kam mir in den Sinn: »Ich wollte, du wärst ein Junge, denn es ist kein Glück, eine Frau zu sein.« War es mir vielleicht darum so leicht gefallen, die Verkleidung anzulegen, die ich trug?

Wenig später mussten wir Halt machen. Jetzt nahm wieder ich das kranke Kind auf meine Schultern. Es war schwer.

Gegen Mittag, als die Sonne den Nebeldunst auflöste, begann das Kind zu jammern, weil es seinen Schmerz nicht länger ertragen konnte. Die Mutter bettete es auf eine Decke am Wegesrand und gab ihm zu trinken. Auch die anderen Kinder klagten jetzt über Durst.

Der Vater trat zu uns und starrte mich argwöhnisch an.

»Was ist nun?«, fragte er. »Wird es jetzt weitergehen?«

»Es geht nicht«, sagte die Mutter.

»Und der da? Hat er dir genug schöne Augen gemacht?«

»Red keinen Unsinn, Mann.«

Ich hatte den Eindruck, dass er überlegte, ob er sie für diese Worte schlagen solle. Dann aber fand er wohl, es sei nicht der Mühe wert. Aber seine Augen funkelten mich an, als wünsche er sich einen Streit.

»Möcht wissen, was ihr dauernd zu quatschen habt.«

Die Frau fasste mich am Arm, damit ich schweigen sollte.

»Wir werden im Dorf drüben rasten«, sagte sie. »Es muss so sein. Geh du aber deinen Weg. Du sollst dich nicht aufhalten lassen. Und wir danken dir.«

»Ich bin es, der Euch zu danken hat.«

»Wofür denn?«

Ich zuckte die Schultern. »Dass wir zusammen gegangen sind.«

Sie lächelte tapfer. »Du bist ein Tor«, sagte sie leise, »aber ich mag dich. Und ich wünsche dir alles Glück, das du brauchen wirst …«

Ich war aufs Neue allein und war es doch nicht. Die Straße war voller Menschen: Bauern in schäbigem Kittel und Händler mit allem möglichen Trödel auf den Schultern, Landsknechte unter Waffen, eine Gruppe Gaukler mit einem struppigen Tanzbären, eine Frau mit Hühnern im Korb. Alle zogen in Richtung Köln. Kaum jemand kam uns entgegen. Die Vielzahl der Menschen machte mir Mut. Dennoch schaute ich wachsam umher, ob die Banditen, die womöglich nach mir suchten, irgendwo auftauchten oder der Mann mit der Armbrust – oder auch Ahasver mit Pietro und Sambo. Wie ich sie vermisste!