TARA Die Irland - Saga - Harald Braem - E-Book

TARA Die Irland - Saga E-Book

Harald Braem

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Beschreibung

Irland zu Beginn unserer Zeitrechnung: Jegliche Zauberkraft droht auf der grünen Insel zu erlöschen. Um das zerfallende Königreich von Tara zu retten, beschließt der alte Zauberer Ogham, nach den magischen Relikten der Vergangenheit zu suchen. Als einer der letzten Überlebenden des versunkenen Volkes kennt nur noch er die Orte, an denen diese geheimnisvollen Dinge verborgen sind. Gemeinsam mit seinem jungen Schüler Kennog wagt er sich auf eine gefahrvolle Reise...

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Tara
Der Autor
Prolog
Beltaine - die hellen Feuer
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Lugnasad
Die Hochzeit des Lug
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Wie geht es weiter?
Weitere Bücher von Harald Braem

 

Harald Braem

 

 

Tara

 

Band 1

 

Beltaine / Lugnasad

 

 

 

 

 

ELVEA

 

 

Harald Braem hat sich als Autor dieses Werkes, nach den Rechten des ›Copyright, Design and Patents Act 1988‹, identifiziert.

 

 

Erste deutsche Ausgabe 1994 bei Piper Verlag, München.

Zweite Ausgabe erschien 2018 bei Lume Books

 

 

www.elveaverlag.de

Kontakt: [email protected]

 

© ELVEA 2021

 

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk darf, auch teilweise,

nur mit Genehmigung des Verlages

weitergegeben werden.

 

Autor: Harald Braem

 

Titelbilder: periodimages Corey Ford Melissa Held

 

Covergestaltung/Grafik: ELVEA

 

Layout: Uwe Köhl

 

Projektleitung:

www.bookunit.de

 

Der Autor

 

 

 

Prof. Harald Braem ist Buch- und Filmautor (u. a. Gilgamesch. Der Löwe von Uruk; Die Atlantis-Botschaft; Die abenteuerlichen Reisen des Juan G.; Der die Adler sieht bzw. Terra X).

Der Keltenfan lebt auf der Kanareninsel La Palma und in Nierstein am Rhein.

Weitere Informationen: www.haraldbraem.de

 

Prolog

In den alten, längst vergangenen Tagen des Goldenen Zeitalters, als das Volk der Göttermutter Dana noch herrschte, kamen einmal die Edlen aus allen fünf Gauen des Landes Erinn zusammen. Im Ratskreis berieten sie darüber, ob es nicht besser sei, wenn ein Hochkönig über alle Stämme herrschte, statt dass weiterhin einzelne Könige und Rigs sich gegenseitig Grenzen setzten. Dies hatten die Edlen vorgeschlagen und die Versammlung wurde sich einig, dem Wunsch folgend einen einzigen König zu wählen.

Fünf Fürsten saßen in der Halle, jeder von ihnen wäre es wert gewesen, auf dem Thron des Hochkönigs zu sitzen: Bodb Derg, der Sohn des Dagda, den man ›die Krähe‹ nannte, und sein Bruder Oengus Og aus dem Tal der Boinne, Ilbrec von Easroy und Midir der Stolze aus Bri Leith sowie Lir aus dem Hause Finnacaid. Von all diesen war Oengus der Einzige, der nicht nach der höchsten Würde strebte. Seine Burg an der Boinne, das herrliche, fruchtbare Tal und die Schutz bietenden Dünen am Meer reichten ihm aus, er war glücklich mit seinem Leben. Also trat er von sich aus beiseite. Die vier anderen aber verließen die Halle, um die Versammlung der Edlen beraten zu lassen. Die Wahl fiel auf Bodb Derg, weil er der älteste Sohn des berühmten und allseits beliebten Dagda war.

Alle waren mit diesem Ergebnis zufrieden, alle bis auf einen: Lir aus dem Hause Finnacaid, der sich selbst für den Besseren hielt. Voll bitterer Enttäuschung verließ er den Ratskreis, ohne auch nur einen der Versammelten zu grüßen. »Er ist imstande in seinem Zorn schlimme Ränke gegen den Hochkönig zu spinnen«, warnten viele der Edlen. »Besser wird es wohl sein ihm nachzusetzen, ihn mit dem Schwert zur Räson zu bringen und sein Haus niederzubrennen.« Einer von ihnen erbot sich auf der Stelle, Lir mit der Lanze zu töten.

Bodb Derg aber widersprach diesem Ansinnen heftig. »Von alldem will ich nichts wissen. Ein Hochkönig sollte das Wohl aller im Sinne haben und keinen davon ausnehmen. Nur so kann Friede im Lande Erinn walten. Außerdem würden bei einem Angriff auf Lir viele von euch ihr Leben lassen, denn ich schätze ihn als entschlossenen Kämpfer ein. Auch das kann nicht unser Wille sein. Wollte unsere göttliche Mutter Dana nicht Eintracht unter ihren Kindern? Gehorchen wir also ihrem weisen Ratschlag und lassen wir Lir unbehelligt nach Hause ziehen.«

Die Zeit verging und Bodb Derg herrschte glücklich über Erinn, während Lir grollend auf seinem Hofe saß. Zurückgezogen von allen anderen, kümmerte ihn ihr Schicksal nicht mehr. Da traf ihn ein harter Schlag. Sein Weib nämlich wurde krank und verstarb neben ihm auf dem Lager. Die Sinne Lirs verdüsterten sich noch um einiges mehr.

Die Nachricht vom Unglück erreichte auch Bodb Derg in Tara. Eines Tages trat er daher vor die Versammlung der Edlen und sprach folgende Worte: »Der harte Schicksalsschlag, der Lir heimgesucht hat, rührt mich. Ich möchte mich mit ihm aussöhnen. Auf welch bessere Weise könnte dies geschehen als dadurch, dass ich ihm eine Gefährtin sende, die ihm seine verstorbene Frau ersetzt? Drei liebliche Pflegetöchter leben an meinem Hof – Aebh, Aife und Albhe, die Kinder des ehrenwerten Oichill von Arann. Eine von ihnen könnten wir ihm als Weib anbieten.«

Die Edlen hielten diesen Vorschlag für klug. »Vielleicht stimmt ihn das um«, sagten sie, »und er ist bereit seinen alten Groll aufzugeben. Ist er erst einmal mit dem Hochkönig verschwägert, so wird er sich auch politisch und militärisch mit uns verbünden.«

Man sandte einen Boten zum Flusse Shannon nach Ulster, wo Lir in Finnacaid am Rotaugen-See wohnte. Lir war erstaunt und erfreut über das überraschende Angebot. Nach kurzem Überlegen brach er schon am nächsten Tag mit großem Gefolge auf, um dem Hochkönig die Brautgaben zu bringen.

Als er in Tara ankam, wurde er von Bodb Derg und allem Volk mit herzlicher Freude empfangen. Man bewirtete ihn und seine Gefolgschaft reichlich und veranstaltete ein großes Gelage. Als dann die Nacht kam, sagte der Hochkönig zu ihm: »Die drei Pflegetöchter ruhen bei meiner Gattin im Frauenhaus. Komm mit und such dir eine von ihnen aus.«

Dort angekommen, traten sie leise ein und betrachteten im Schein des Binsenlichtes die schlafenden Mädchen.

»Triff nun deine Wahl«, flüsterte Bodb Derg.

Lir zögerte lange. »Alle drei sind von großem Liebreiz«, sagte er. »Ich kann nicht sagen, welche die Schönste und Begehrenswerteste von ihnen ist.«

»Dennoch musst du dich entscheiden«, drängte der Hochkönig.

»Dann wähle ich Aebh, weil sie die Älteste ist und wohl am besten zu mir passt«, sagte Lir.

»Gut«, antwortete Bodb Derg, der wohl merkte, dass die Mädchen nicht wirklich schliefen, sondern sich nur so stellten. »Sie mag dir folgen, wenn sie einverstanden ist.«

»Ich bin es«, sagte Aebh und erhob sich. Sie reichte Lir die Hand zum Bund und teilte noch in der gleichen Nacht sein Lager.

Einen halben Mond lang hielt sich Lir in Tara auf. Dann kehrte er mit Aebh nach Finnacaid zurück, um dort ein rauschendes Hochzeitsfest zu feiern. Glücklich waren sie miteinander und Aebh gebar ihm Zwillinge, ein Mädchen und einen Sohn. Das Mädchen nannten sie Finnguala, was so viel wie Weißschulter bedeutet, den Jungen Ard. Im folgenden Jahr brachte Aebh erneut Zwillinge zur Welt, den rabenschwarzen Fiachra und den klugen Conn. Die Geburt verlief aber so schwer, dass Aebh dabei ihr Leben verlor.

Lir, erneut zum Witwer geworden, brach unter der Last seines Grames zusammen und hätte sich selbst gern zum Sterben niedergelegt, wenn da nicht die vier Kinder gewesen wären. Er mochte sie sehr und ihnen zuliebe überwand er heldenhaft seinen Schmerz, um als guter Vater für sie zu sorgen.

Die traurige Kunde drang bis nach Tara, wo Klagerufe ausgestoßen wurden und lange keiner mehr lachen wollte. Um den schrecklichen Zustand zu beenden, trat der Hochkönig schließlich vor seine Edlen und sprach:

»Nun ist Aebh, die mir als Ziehtochter ans Herz gewachsen war, für immer von uns gegangen. Abermals wurde Lir vom Unglück heimgesucht und unser beider Schmerz ist groß. Doch soll das Leben weitergehen, auch soll unsere Freundschaft deswegen keinen Schaden nehmen. Ich werde ihm eine der Schwestern Aebhs zum Weibe geben.« Die Edlen beratschlagten sich, der Vorschlag fand ihre Zustimmung und so wurde ein Bote mit der Nachricht zu Lir geschickt.

Lir heiratete nun Aife. In Finnacaid war die Freude groß, als die neue Gebieterin durch das Tor einfuhr. Voll Stolz zeigte Lir ihr seinen Besitz und Aifes Augen glänzten beim Anblick seines Reichtums. Einzig die vier Kinder ihrer Schwester behagten ihr nicht, weil Lirs Liebe zu ihnen viel Zeit beanspruchte.

Sie nehmen mir etwas weg, dachte Aife, Lirs Liebe zu ihnen ist zu groß, er verhätschelt sie und erfüllt ihnen jeglichen Wunsch. Dagegen komme ich einfach nicht an, für mich bleibt nur ein winziger Rest.

Das war nun wirklich sehr ungerecht, denn die vier Kinder gewannen mit ihrem Liebreiz die Herzen aller Menschen. Auch Bodb Derg wurde bei ihrem Anblick weich, weshalb er oft von Tara nach Finnacaid reiste, um sie zu sehen, und sie durften ihn oft in seiner Residenz besuchen. Die alljährlichen Weihefeste für Kinder fanden daher sogar abwechselnd in Tara und in Finnacaid statt, was alle Beteiligten freute. Der großen Göttermutter Dana war das recht, denn ihre Verehrung war nicht an einen einzigen Platz gebunden.

Die vier Kinder schliefen im selben Raum wie Lir, gegenüber seinem Lager. Wenn der Morgen kam und ihre fröhlichen Stimmen ihn weckten, pflegte er aufzustehen, zu ihnen zu gehen und mit ihnen herumzubalgen. All das beobachtete Aife vom Bett aus voll bitterer Eifersucht. Schließlich wurde daraus sogar Hass und Feindschaft gegen die Kinder. Immer mehr entfremdete sie sich ihrem Gemahl, sie stellte sich krank und schlief von da an getrennt von ihm. In ihrem Kopf aber reifte der Plan, sich die lästigen Bälger vom Hals zu schaffen.

Es kam ein Tag, da ließ sie ihren Wagen anspannen. Der Nichte und den drei Neffen sagte sie, sie wolle einen Ausflug nach Tara machen. Die Jungen stimmten begeistert zu, nur das Mädchen wollte nicht mitfahren.

»Freust du dich nicht auf die Reise?«, fragte Aife.

Finnguala schüttelte den Kopf. In der Nacht zuvor hatte ein böser Traum sie heimgesucht, der sie vor ihrer Stiefmutter warnte. Dass die Frau Böses gegen sie plante, wusste sie ohnehin. Aber schließlich ließ sie sich von ihren Brüdern umstimmen.

So brach der Wagen also auf. Als unterwegs einmal die Pferde rasten mussten, führte Aife einen Diener beiseite und versprach ihm große Schätze und Reichtümer, wenn er es fertig brächte die Kinder heimlich umzubringen. Der Diener hörte voll Entsetzen ihre Worte und wies das Ansinnen mit Entrüstung ab.

»Allein schon wegen dieser Gedanken, die schlimm und von Grund auf böse sind, wird dir eine schwere Strafe gewiss sein«, entgegnete er mutig seiner Herrin.

»Hüte deine Zunge, du elender Wurm!«, rief sie und es zuckte ihr in den Fingern, nach ihrem Kurzschwert zu greifen, um zunächst ihn und dann die vier Kinder zu töten. Im allerletzten Moment aber verließ sie der Mut, sie verschob daher ihren Plan auf später, setzte sich wieder auf den Wagen und beschloss eine günstigere Gelegenheit für ihr düsteres Vorhaben abzuwarten.

Sie fuhren weiter und gelangten an das Ufer des Bunteichensees. Als die Pferde ausgespannt wurden, ging Aife mit den Kindern zum Rand des Gewässers und lud sie mit falschem Lachen ein, zusammen baden zu gehen. Alle legten ihre Kleider ab und schwammen hinaus. Da nahm Aife plötzlich eine Zaubergerte, die sie verborgen gehalten hatte, schlug auf die ahnungslosen Kinder ein und verwandelte sie in leuchtend weiße Schwäne. Dabei sang sie ein Zauberlied:

»So schwimmt denn dahin, Geschwister des Unheils, Ihr Königsbrut auf der blinkenden Flut!

Unselig und glücklos sei euch Sippe und Stamm!

So hell ihr auch schreit, der Himmel ist weit und weit des Vaters freundliche Hut.

Doch erreicht ihn der Ruf, so weckt er ihm Gram und eurer gedenkt er in endlosem Leid.«

Dagegen sang Finnguala mutig an:

»Du Zauberkundige, nun erkennen wir dich!

Uns Wehrlose schlug deine schädliche Hand.

Doch treibst du uns weit auch über Wasser und Flut, Wir kehren dir manchmal mahnend ans Land.«

Die Kinder schauten unverwandt auf die Zauberin und die tapfere Finnguala sagte: »Ruchlos war deine Tat, Aife, und völlig sinnlos hast du uns Verderben bereitet. Doch das soll an dir gerächt werden. Auch wir haben mächtige Freunde und ihre Zauberkraft ist weitaus stärker als deine verderbte Bosheit. Sie werden dir vergelten, was du uns ersonnen hast. Eines aber möchte ich dich noch fragen: Sollen wir von nun an ewig in dieser Gestalt über das Wasser gleiten?«

»Auch wenn ihr mich nach einem Ausweg fragt, wird euer Schicksal dadurch nicht besser«, antwortete Aife. »So wisset denn, dass ihr so lange verzaubert bleiben werdet, bis das Weib aus dem Süden und der Mann aus dem Norden sich für alle Ewigkeit vereinigt haben und sowohl im Fleisch als auch im Geiste eins geworden sind. Dieses aber wird erst in dreimal dreihundert Jahren geschehen. Dreihundert Jahre lang sollt ihr auf dem reißenden Maelstrom zwischen Erinn und Albainn treiben, zerzaust von den Stürmen und gejagt von den Wassern. Weitere dreihundert Jahre sollt ihr in der Bucht der Söhne des Domnu einsam verbringen. Und weitere dreihundert Jahre sollt ihr auf der trostlosen Insel Gluaire leben, bis ihr endlich erlöst werdet. Vorher wird euch keine Macht der Welt helfen können, weder eure Freunde noch deren Zauberkraft. So wird es sein!«

Finnguala sprach: »Ach, hätte ich dich doch nie gefragt und – besser noch – nie gesehen. Aber unterschätze mich nicht! Höre nun auch meinen Zauberfluch über dich: Tausend Jahre sollst du verdammt sein und ruhelos umherirren wie der Wind über Wasser und Land!«

Als Aife das hörte, erschrak sie heftig, denn sie merkte, dass sie die Kraft des Mädchens unterschätzt hatte. »Hätte ich euch bloß stumm gemacht«, klagte sie, »dann stünde es nun weitaus besser um mich. Was aber einmal als Zauberfluch ausgesprochen wurde, lässt sich nicht mehr zurücknehmen.«

Mit diesen Worten kehrte sie sich ab und schwamm zurück zum Ufer. Die vier Schwäne aber blieben auf dem Wasser.

Als Aife ohne die Kinder zurückkehrte, wunderten sich die Diener und waren in großer Sorge. Aber sie wagten nicht zu fragen, denn die Herrin befahl streng: »Fangt die Pferde ein, spannt sie vor den Wagen. Wir reisen weiter nach Tara.«

Als sie dort angekommen waren, erkundigte sich Bodb Derg nach den Kindern. »Warum sind sie nicht mitgekommen«, fragte er, »hatten sie keine Sehnsucht nach mir?«

»Daran liegt es nicht«, entgegnete die gehässige Aife. »Die Angelegenheit verhält sich ganz anders. Lir ist am Herzen krank und liegt stöhnend auf seinem Lager. Das konnte ich nicht länger mit ansehen und bin mit der Bitte um Hilfe zu dir geeilt.«

»Dann werde ich sofort aufbrechen und ihn besuchen«, sagte der Hochkönig.

»Das würde ich mir an deiner Stelle genau überlegen«, verspritzte Aife weiter ihr Gift. »Er verachtet dich von Grund auf und will seine Kinder jetzt von dir fern halten.«

Bodb Derg wunderte sich über diese Aussage. »Ich kann das überhaupt nicht begreifen«, sagte er. »Ich liebe diese Kinder doch wie meine eigenen. Bist du sicher, dass das wirklich stimmt?«

Wieder beharrte Aife auf ihrer Lüge. Da schöpfte Bodb Derg langsam Verdacht. Heimlich schickte er Boten nach Ulster, um sich über den wahren Sachverhalt zu erkundigen.

Lir war höchst erstaunt, als die Sendlinge bei ihm eintrafen. »Was soll das bedeuten?«, fragte er. »Ist ein Unglück geschehen?«

»Wir kommen aus Tara. Der König ist betrübt darüber, dass du ihm die Kinder nicht mehr anvertrauen willst.«

»Wie das?«, fragte Lir erschrocken. »Sind sie denn nicht heil und gesund bei ihm eingetroffen?«

»Nein, nur Aife, deine Gemahlin.«

Da wurde Lir von einer düsteren Ahnung gepackt. Sollte doch ein Unheil vorgefallen sein? Er handelte sogleich. Erfüllt von Unruhe ließ er Pferde einfangen und sie vor seinen Wagen spannen. Die Diener aber trieb er an, ihn auf dem schnellsten Wege nach Tara zu fahren. Als sie das Ufer des Bunteichensees erreichten, sah er dort etwas, das er nie zuvor wahrgenommen hatte: Vier weiße Schwäne trieben auf dem Wasser. Er ließ halten, stieg aus und eilte ans Ufer. Da trieb Finnguala auf ihn zu und sang folgendes Lied:

»Sei gegrüßt, Fürst von Finnacaid, zur Unglücksstunde am Eichensee!

Trauer erfüllt bald dein treues Herz, o liebender Vater, erfährst du die Kunde.«

Lir wunderte sich über die Maßen. »Wie ist es möglich, dass ein Tier spricht wie ein Mensch?«

Finnguala antwortete: »Wisse, o Lir, dass diese vier Schwäne deine eigenen Kinder sind. Ich bin Finnguala, dort blicken Ard, Fiachra und der kluge Conn dich an. Aife, dein boshaftes und mit Hass erfülltes Weib, die Schwester unserer lieben Mutter, hat uns mit einem starken Zauber in diese Gestalt verwandelt. Niemand von unseren Freunden kann uns mehr helfen.«

Der Vater schrie vor Entsetzen auf. »Gibt es denn nirgends ein Mittel, um eure menschliche Gestalt euch wiederzugeben?«

»Nein, keines«, sagte Finnguala traurig. »Erst in dreimal dreihundert Jahren werden wir erlöst, dann nämlich, wenn sich das Weib des Südens mit dem Mann des Nordens auf ewig vereint.«

Lir begann, als er dies hörte, zu weinen und klagte: »Könnt ihr nicht wenigstens zu mir aufs Land kommen?«

Traurig antwortete Finnguala: »Selbst das ist uns nicht möglich. Der Zauberfluch hat erwirkt, dass wir für immer von den Menschen getrennt leben müssen. Uns ist einzig erlaubt mit menschlichen Stimmen zu sprechen.«

»Dann will ich euch wenigstens, wenn ich überhaupt nicht helfen kann, eine besondere Gabe verleihen. Selige Süße soll von nun an in euren Stimmen liegen. Wenn ihr singt, sollen die Menschen verzückt lauschen und wie Trunkene in sanften Schlummer sinken und träumen, so als wären sie auf Tirnanogh, der Insel der Glückseligen, fern im Weltmeer.«

Mit diesen Worten warf er ihnen Haselnüsse ins Wasser, die die Schwäne gierig verschlangen. Diese Haselnüsse besaßen eine besondere Kraft, denn sie waren über einer heiligen Quelle gereift. Wer von solchen Nüssen isst, wird ein ungewöhnlich guter Dichter und Sänger.

Den ganzen Tag lang blieb Lir mit seinem Gefolge am Ufer des Eichensees. Als die Nacht kam, sangen die Schwäne im silbrigen Schein des Mondes folgendes Lied:

»Silbern webt die Sommernacht Tönende Saiten an den Saum des Himmels.

Leise spielt darauf der laue Wind mit taufeuchten Fingern traumdunkle Weisen.

Heimlich schluchzen im Schatten der Bäume Schimmernde Wellen von der Wehmut der Nacht, Singen die Wasser und Wogen im Mondlicht.

Doch am Waldquell sitzt eine weißblonde Frau und strählt ihr Haar im Sternenlicht und lächelt leise und die goldenen Flechten Leuchten und fließen wie feurige Glut.

Ein sanftes Rauschen durchrieselt die Blätter. Der schlafenden Bäume, der Eichen und Birken. Und trunken nur flattert ein Vogel im Dunkeln.

Sonst schweigt die Erde und schlummert und träumt.«

Früh am Morgen erhob sich Lir voller Kummer und Wehmut. Die Schwäne waren verschwunden. Da reiste Lir weiter nach Tara. Dort stellte ihn König Bodb Derg zur Rede und machte ihm Vorwürfe, weil er ihm die Kinder vorenthielt. Da stöhnte Lir aus tiefstem Herzen.

»Verflucht bin ich, lieber Bodb, verdammt ein schweres Schicksal zu tragen. Es verhält sich alles anders, als du glaubst und Aife es dir erzählte. Dein eigenes Pflegekind war es, das uns dieses Schicksal bereitet hat. In vier schneeweiße Schwäne hat sie die Kinder verzaubert. Nun schwimmen sie auf dem Bunteichensee. Über ihren Verstand und ihre Stimmen aber konnte sie keine Macht ausüben, sie sprechen und singen wie Menschen. Von ihnen erfuhr ich, welch unsägliches Leid Aife ihnen angetan hat.«

Der Hochkönig sprang bei dieser Nachricht auf. Keinen Augenblick lang zweifelte er an der Wahrheit dieser Worte und der schuldbewusste Blick seiner Ziehtochter bestätigte ihm die traurige Gewissheit. Zu ihr gewandt sagte er:

»Ein schreckliches Los hast du den unschuldigen Kindern Lirs bereitet, Aife, Tochter des Oichill von Arann. Aber du hast auch Erlösung verheißen: Sie werden wieder Menschengestalt annehmen, wenn die Liebe eines Menschenpaares über deinen Hass triumphiert. Was aber dich anbelangt, so sollst du nie erlöst werden aus der Gestalt, die ich dir nun gebe.«

Mit vor Zorn lodernden Augen blickte er sie an und Aife schrumpfte zusammen. Er schlug sie mit seiner Zaubergerte und Aife zerfloss zu einem unsichtbaren Wesen. Wie ein Sturmwind heulend entwich sie aus dem Palast. Ein Boccanach war sie nun geworden, ein schlimmer Dämon, und lebt seitdem in den Lüften bis zum heutigen Tag.

Bodb Derg und Lir und viele aus dem Volk der Göttermutter Dana zogen nun zum Ufer des Bunteichensees, um dort ihre Lager aufzuschlagen. Sie wollten die verzauberten Kinder noch einmal sehen, bevor diese zu den Wasserwüsten des Maelstroms hinüberflogen. Auch die Kinder des Volkes Mil, die sonst jeglichen Umgang mit den Tuatha De Danaan vermieden, ja, oft genug sogar heftige Schlachten mit ihnen ausfochten, kamen friedlich herbei, denn sie hatten von den wunderbaren Zauberschwänen gehört, die so süß mit Menschenstimmen singen konnten. Alle wollten sie hören. So saßen die beiden einander fremden Völker lange zusammen, doch kein Schwan ließ sich blicken.

In der Nacht aber, als die meisten von ihnen sich bereits zur Ruhe begeben hatten, tönte vom mondglänzenden See her ein schmerzlich-süßes Lied. Noch einmal sangen die Schwäne zum Abschied:

»Bodb Derg, lebe wohl, du weiser König, Lebe wohl, Vater Lir, das Lied der Schwäne. Wo immer ihr es hört, gilt euch, ihr Lieben.

Euch singen in Schlaf wir silbernen Vögel. Und schenken euch Träume tönender Wunder.

Nun werden wir lange verlassen und einsam Schwimmend uns mühen, wo des Maelstroms Gischt Brausend die Brust uns mit Schaum bedeckt. Und wütende Winde den Fittich uns blähen.

Unser Pfuhl ist die Salzsee im pfeifenden Sturm, Ungehört verhallt unser Ruf in der Nacht.

Doch einmal kehren wir zum Eichensee zurück. Dann lacht uns der See und wir singen Lieder.

Lebe wohl, Bodb Derg, du weiser König, Lebe wohl, Fürst Lir, unser geliebter Vater.«

So sangen die Schwäne, bis das Morgenrot der Sonne im Wasser des Sees wie ein Feuer brannte, und die Menschen am Ufer lauschten traumvergessen ihrem Lied. Da fuhr über die Wasserfläche ein wütender Windstoß mit dem Atem der Aife. Die Schwäne schwangen sich auf, stiegen höher zum Himmel und flogen wie eine Kette weiß schimmernder Wolkenbällchen davon.

Seefahrer, die der Sturm verschlagen hatte, berichteten später, sie hätten auf den Seehundklippen in der wilden See vor Erinns Küsten vier schöne große Schwäne gesehen, und sie meinten, das könnten nur Finnguala und ihre drei Brüder gewesen sein.

Das Volk von Erinn trauerte ihnen lange nach und die Edlen der Tuatha De Danaan erließen Gesetze, wonach es streng verboten war Schwäne zu jagen oder einen von ihnen zu töten.

Und noch immer währt der Zauberfluch. Die Erlösung wird nur kommen, wenn das Weib aus dem Süden und der Mann vom Norden sich für alle Ewigkeit in Liebe vereint haben und im Fleisch und im Geiste eins geworden sind.

 

Beltaine - die hellen Feuer

1

Zu einer Zeit, die nun schon fast zweitausend Jahre zurückliegt, fuhr plötzlich ein heftiger Sturm über die grüne Insel Erinn. Er peitschte die Meereswogen gegen die schrundigen Felsenufer, riss am Strandgras, rüttelte in den Kronen der Bäume und ließ Regenwolken am Gipfel des Schicksalberges zerplatzen. Unheil verkündete dieses Wetter den Tieren und Menschen, die sich vor dem Sturm duckten, in den Schutz rettender Mauern und Hütten flüchteten und ängstlich zum blauschwarzen Himmel emporblickten, der grollend mit der Stimme eines wütenden Geisterwolfes zu ihnen sprach. Blitze zuckten, Donner brach sich endlos rollend über der grünen Insel. Nur wenige verstanden die wahre Bedeutung dieses Tages und die Geisterstimme. Diese wenigen aber erschauerten bis in die tiefste Seele hinein, stürzten zu Boden und hielten sich mit beiden Händen die Ohren zu, um das Schreckliche nicht vernehmen zu müssen.

Der namenlose uralte Drache sprach und seine Stimme schien von überall her gleichzeitig zu kommen – aus der Erde, der Himmelsschwärze, dem kalten grünblauen Meer, das nun von weißem, tanzendem Gischtschaum bedeckt war, aus dem vom Regen niedergepeitschten Gras, dem Innersten der Berge und dem Herz der alten, moosbedeckten Steine.

»Ich bin der Anfang aller Dinge«, tönte die furchtbare Stimme. »Nur durch mich hält diese Welt zusammen, wirkt der Zauber in jeder Faser meiner Erscheinung.

Aber mir schwindet die Kraft. Ich spüre, dass sich meine Zeit ihrem Ende nähert. Ich verliere die Macht, schon liegt das graue Geröll in den Hochebenen leblos da, die weißen Kiesel am Strand, meine mit schlammigen Mooren bedeckte Haut, ich spüre kaum noch die Adern meiner Flüsse und Bachläufe. Ich sterbe und werde vergehen. Aber ich werde nicht aufgeben, ohne zu kämpfen. Von überall her werde ich meine Kräfte zurückziehen und sammeln und hier auf den Berg verdichten, der auch mein Schicksal zu werden droht. Überall auf der Insel wird bald der Zauber verschwinden, der einst ganz Erinn durchdrang, und danach wird nichts mehr so sein wie früher. Alles wird sich verändern, schal und ohne Magie und Bedeutung sein, nur noch unbeseelter Stoff, und kein Stein wird mehr zu den Menschen sprechen. Mit den letzten Zuckungen meines Todeskampfes aber werde ich Unordnung und Verwirrung stiften, alle Abläufe stören und durcheinander bringen, sodass sich niemand mehr auf das Gewohnte verlassen kann und alles in hilfloser Suche durch das Leben irrt, um irgendwo noch etwas Sicheres und Vertrautes zu finden.

Ja, so wird es kommen, so wahr ich der namenlose Urdrache bin, der ächzend und stöhnend dahinsiecht und sich vielleicht zum allerletzten Mal aufbäumt. Qualen bereite ich dem, der an mir hängt, und denen, die nach mir kommen, steht eine Zukunft in Angst und Schrecken bevor.«

So dröhnte verwundet und zornig der uralte Drache, in seinem Schmerz noch Flüche und Verwünschungen ausstoßend, die lähmendes Entsetzen verbreiteten. Denn nichts auf der Welt, das gewohnt ist zu herrschen, scheidet aus freien Stücken und ohne Widerstand aus dem Leben. Erinn, die grüne Insel, aber zitterte unter dem schrecklichen Wüten.

Glandolf Mac Glanig, der oberste Druide am Königshof zu Tara, erschrak, als der Blitz vor seinen Augen die knorrige Eiche traf und in zwei Hälften zerteilte. Äste und Laubwerk fielen herab, der heilige Trog mit dem Zaubertrank aus Löwenzahnsud stürzte um und das kostbare Nass versickerte nutzlos im Boden. Seine Hände zitterten so stark, dass er die Tonschale, mit der er gerade aus dem Trog hatte schöpfen wollen, fallen ließ. Sie zerbrach und auch das war ein sehr schlechtes Omen. Als nun noch der Sturm in das weiße Gewand des Druiden fuhr, wie es sonst nur beim Flug mit den Möwen geschah, an ihm zerrte und ihn beinahe zu Boden riss, da entwich ein Stöhnen seinem geöffneten Mund. Seine Ohren brannten, sein Kopf schmerzte, sein Herz krampfte sich zusammen. Er hatte ja die Geisterstimme vernommen, diese schrecklichen Worte, in denen düstere Drohung schwang, und sie mit seinem Opfer hier auf dem Burghügel von Tara zu beruhigen versucht. Aber all sein Tun schien sinn- und nutzlos geworden. Sein sonst so kraftvoller Zauber war ihm wie ein Spielzeug aus der Hand geschlagen worden und hatte kläglich versagt.

Zitternd sank Glandolf Mac Glanig auf die Knie und starrte voller Angst auf die brandigen Reste der Eiche – er, der große Druide und erste Berater des Hochkönigs Cormac Mac Art, dazu auserkoren, seinem Volk zu helfen und die Menschen vor allen Gefahren zu schützen. Mit bebenden Lippen betete er, ein laut- und kraftloses Gestammel, das mehr dem Weinen eines kleinen Kindes glich.

Wenn jetzt noch einer helfen kann, dann Ogham, dachte er. Nur Ogham, der vom alten, verschwundenen Volk der Adlergöttin Dana abstammt, hat vielleicht noch Verbindung zur Macht.

»Vergiss alle Zwietracht, Harfner, die es zwischen dir und meinen Leuten gegeben haben mag«, flüsterte Glandolf Mac Glanig, »entsinne dich, dass wir alle Menschen der grünen Insel sind, auch du, den wir als Letzten deines Volkes an den Rand der Einsamkeit geschoben haben. Geh und hilf uns, Ogham, sei unser Retter.«

Ihm war es gleichgültig, ob die Umstehenden – weitere Druiden und allerlei Edle vom Königshof – seine flehenden Worte verstanden oder nicht, er blickte sich nicht einmal nach ihnen um. Vielleicht waren sie auch weggelaufen, als die Eiche unter dem Blitzschlag fiel, oder standen vor Entsetzen gelähmt wie Steine herum, fassungslos auf das Versagen ihres zauberkundigen Druiden starrend.

»O großer Cemunnus, Oengus, ihr guten Götter und Geister allesamt, warum habt ihr uns verlassen?«, flüsterte der Druide. »Soll ein Mensch nun an eure Stelle treten und eure Arbeit verrichten? Ogham, wo du auch sein magst, höre meine Bitte: Brich auf und hilf uns! Nur dieses eine Mal noch, da die Erde bebt und der Sturm tobt und Angst und Entsetzen unsere Sinne verwirrt. Komm zu uns, Ogham, und hilf uns!«

 

2

Wer lange genug auf einem Baum sitzt und das Treiben unter sich beobachtet, kommt mitunter auf sonderbare Gedanken. Wie alt mag dieses wunderbare Land sein?, fragte sich Ogham. Wie viele Menschen haben hier wohl vor uns gelebt und mit welchen Schicksalen, so unterschiedlich, aufregend und schrecklich, dass keine Zeit der Welt ausreichen würde, sie sich allesamt auch nur annähernd vorzustellen? Und doch fängt immer wieder eine neue Geschichte an, gerade jetzt in diesem Moment, ein Ablauf, der einzigartig und ungemein wichtig ist und alles, was nachfolgt, von Grund auf verändern kann …

In seinen Gedanken hatte Ogham den flehentlichen Hilferuf des Druiden Glandolf Mac Glanig vernommen und erschrocken hatte auch er miterlebt, wie der uralte Drache wütend die Insel zwischen seinen Pranken geschüttelt hatte. Das war vor etlichen Tagen gewesen und seitdem war Ogham, von Traumbildern geleitet, zu dem abgelegenen Dorf am Rand eines Sees unterwegs. Noch immer erheiterte und beunruhigte ihn die Vorstellung, dass ausgerechnet Glandolf Mac Glanig ihn um Hilfe angefleht hatte – gerade dieser ehrgeizige und eifersüchtige oberste Druide, der keine Mühe und keine Tücke gescheut hatte, um ihn aus dem Kreis der Berater um den Hochkönig von Tara herauszudrängen.

Er reckte sein altes, von Wind und Wetter gegerbtes Gesicht nach oben, um das Spiel der Raben und Krähen zu verfolgen. Mit viel heiserem Geschrei tanzten sie Spiralformen über den Baumkronen, jagten sich gegenseitig im Flug, schwarze Gesellen der Luft, stets zu Schabernack aufgelegt. Er musste die Augen zusammenkneifen, denn der Wind hatte die geballten Wolkenfetzen zerblasen und blaue Löcher in den sonst fahlgrauen Himmel gerissen, durch die nun die Sonne erste blendende Strahlenbahnen schickte. Der Tag war noch jung, ein Morgen, der nach Frühling und frischem Grün schmeckte, nach Abenteuer auch.

Er saß in der Astgabelung und rieb seine von der Kälte des Morgens ein wenig steif gewordenen Beine. Der graue Webrock mit dem Umhang hatte ihn in der Nacht nur unzureichend gewärmt. Bislang war niemand vom Dorf auf ihn aufmerksam geworden. Dabei musste es ganz in der Nähe liegen. Ogham roch förmlich die Menschen, noch ehe er sie sah. Es lag Rauch von ihren Herdfeuern in der Luft, eine schwache Brise nur, aber sie reichte aus, um ihm etwas von der Ansiedlung zu erzählen. Wie unvorsichtig sie sind, dachte Ogham, und das in so gefährlichen Zeiten wie diesen …

Ein knackendes Geräusch im Unterholz ließ ihn aufhorchen.

---ENDE DER LESEPROBE---