Tatort Museum - Walter Brendel - E-Book

Tatort Museum E-Book

Walter Brendel

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Beschreibung

27. März 2017 wird bei der Berliner Polizei der Alarm ausgelöst. Die 100 Kilogramm schwere "Big Maple Leaf" wurde gestohlen. Die Täter werden gestellt und verurteilt. Die Goldmütze wird es nie wieder geben. Sie wurde zerkleinert und eingeschmolzen. Beim Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden gingen die Täter geplant vor. Am 25. November 2019 brechen zwei Diebe in das Grüne Gewölbe des Dresdner Residenzschlosses ein. Sie erbeuten historischen Schmuck und Edelsteine von unschätzbarem Wert. Als die Polizei eintrifft, sind die Täter längst geflohen. Doch sie werden gefunden und verurteilt, ein Teil der Beute kehrt zurück. Hinter beiden Einbrüchen stecken Mittglieder des berüchtigen Remmo-Clans. November 2022, mindestens zwei Täter machen sich auf dem Weg zum oberbayerischen Kelten- und Römermuseum nach Manching. Fast 500 Goldmünzen wurden erbeutet. Von der Beute und den Tätern fehlt bis heute jede Spur.

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Walter Brendel

Tatort Museum

Nach Tatsachen gestaltet

Impressum

Texte: © Copyright by Walter Brendel

Umschlag:© Copyright by Walter Brendel

Verlag:Das historische Buch Dresden

Mühlsdorfer Weg 25

01257 Dresden

[email protected]

Inhalt

Einführung

Berlin Bode-Museum

Dresden – Grünes Gewölbe

Manching - Kelten- und Römermuseum

Quellen

Einführung

Der erste Fall: Es ist vier Uhr morgens, als am 27. März 2017 bei der Berliner Polizei der Alarm ausgelöst wird: Die 100 Kilogramm schwere "Big Maple Leaf" wurde gestohlen. Ermittler erzählen jetzt zum ersten Mal, wie sie die Diebe der Goldmünze überführen konnten. Und was mit der Münze passiert ist. Denn dafür haben Experten Beweise gefunden, die sie zum ersten Mal zeigen. Mit einem spektakulären Raub, holten sich Diebe die zwei Zentner schwere Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum. Der Direktor des Münzkabinetts glaubte zunächst an einen "Aprilscherz". Wie konnte der spektakuläre Diebstahl möglich sein?

Zwei Zentner, 100 Kilogramm schwer und vom Umfang eines Autoreifens: Das war die Riesenmünze aus reinem Gold, die unbekannte Täter am frühen Morgen des 27. März 2017 aus dem oberen Stock des berühmten Berliner Bode Museums hievten Kriminalbeamte des Berliner LKA geben detailliert Auskunft über den minutiös geplanten Coup. Der funktionierte letztlich weniger Dank angewandter Hightech als mit konventionellen Baumarkt-Instrumenten – mit Rollbrett, Schubkarre und einer Aluminiumleiter. Die Beute wurde durchs Fenster auf die nahen S-Bahn-Geleise abgeseilt.

Drei Monate später wurden die Täter nach zäher Kleinarbeit des LKA gefasst, die millionenschwere Goldmünze, Leihgabe eines Düsseldorfer Münzsammlers mit dem Konterfei Elisabeths II., blieb jedoch für immer verschwunden. Die inzwischen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilten Täter stammen aus einem arabischstämmigen Berliner Clan. Sie hatten einen Mithelfer "von innen", einen Wachmann, der ihr präzises Vorgehen erst ermöglichte. Neben Überwachungskameras am S-Bahnhof Hackescher Markt und daraus folgenden Digitalanalysen spielte letztlich auch Kommissar Zufall mit – fast wie in einem schlechten Krimi.

Der nächste Fall: Gemälde, Antiquitäten oder Edelsteine: Wenn Kunstdiebe zuschlagen, geht der Wert ihrer Beute oft in die Millionen. Beim Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden gingen die Täter geplant vor. Am 25. November 2019 brechen zwei Diebe in das Grüne Gewölbe des Dresdner Residenzschlosses ein. Sie erbeuten historischen Schmuck und Edelsteine von unschätzbarem Wert. Als die Polizei eintrifft, sind die Täter längst geflohen. Inzwischen sind mehrere Tatverdächtige verhaftet, und ein Prozess ist in Sicht. Verschwunden aber ist bis heute, was sie im Juwelenzimmer des Dresdner Schlosses aus der Vitrine gerissen haben: Edelsteine der sächsischen Könige.

Kunstliebhaber in ganz Deutschland hoffen, dass die Schmuckstücke noch existieren und die Diebe versuchen werden, sie gegen ein Lösegeld der staatlichen Kunstsammlung Dresden zurückzugeben.

Fünf Millionen Euro hat der Privatdetektiv Josef Resch dafür nach eigenen Angaben bereitliegen. In einem YouTube-Video präsentiert er einen Tisch voll Bargeld. Das Geld soll von einem anonymen Kunstliebhaber stammen, der sich mit dem Verlust nicht abfinden will. Wer den Schmuck zurückbringt, soll die Millionen bekommen.

Geld für die Rückgabe gestohlener Kunstwerke - eine fragwürdige Methode. Der "Sündenfall" in diesem Punkt findet in Deutschland in den 1990er-Jahren statt. Zwei Gemälde des britischen Malers William Turner werden 1994 aus der Frankfurter Kunsthalle Schirn gestohlen. Über einen Anwalt mit Kontakten in die Frankfurter Unterwelt kommen die Bilder nach acht Jahren wieder zurück zu ihrem rechtmäßigen Eigentümer, der Londoner Tate Gallery. Das Museum von Weltruhm hat dafür mit Kriminellen einen Deal gemacht und den Erpressern rund fünf Millionen Euro Lösegeld bezahlt. Die Hintermänner des Verbrechens sind bis heute unbekannt und deshalb straffrei davongekommen.

Der Prozess um den Dresdner Juwelenraub nähert sich dem Ende, ein Teil der Beute ist zurück. Wie sah der Deal "Juwelen gegen Haftminderung" genau aus? Wo ist der "Sächsische Weiße" geblieben? Die Kulturdokumentation zieht die Lehren aus dem Dresdner Fall und zeigt die Konsequenzen auf, die auch für andere ungeklärte Fälle wie den Diebstahl des größten Keltenschatzes in Manching gelten. Materialraub in Museen ist ein trauriger Trend der letzten Jahre. Und es sind nicht nur die großen Coups, die das kulturelle Erbe schröpfen. Sicherheitsexpertinnen und -experten und die Landeskriminalämter warnen eindringlich: "Wir müssen unsere Museen besser schützen!" Kriminelle Banden aus der organisierten Kriminalität haben es vermehrt auf Kunstschätze in Museen abgesehen. "Viele denken, uns wird schon nichts passieren. Und genau die trifft es dann. Von den Museen, die gerade noch Opfer wurden, können wir viel lernen, wie Sicherheit in Zukunft aussehen muss. Wir brauchen Stresstests genauso wie das Wissen, was direkt nach einem Diebstahl zu tun ist. Viele sind da erstmal hilflos."

Die 100 Kilogramm schwere Goldmünze "Big Maple Leaf" aus dem Bode-Museum wird nie zurückkehren, sie gilt als längst eingeschmolzen. Bei dem jüngst gestohlenen Goldschatz der Kelten im bayerischen Manching hegen die Verantwortlichen dagegen noch leise Hoffnungen, dass die historischen Münzen noch existieren. Doch wie könnte man sie zurückbekommen.

In Dresden haben die angeklagten Mitglieder des Remmo-Clans einen Deal mit dem Gericht gemacht und einen Großteil der entwendeten Diamantgarnituren aus dem "Grünen Gewölbe" zurückgegeben. Die Soko "Epaulette" und die Staatsanwaltschaft hatten auf hohe Haftstrafen gesetzt und so den Druck auf die Angeklagten erhöht. Doch warum fehlen noch immer die wertvollsten Stücke wie die Epaulette mit dem weltberühmten Diamanten, dem "Sächsischen Weißen"?

Haben die Ermittlerinnen und Ermittler schon alle ihre Karten im Poker um die Beute ausgespielt? Werden jetzt die Millionen von geheimen Mäzeninnen und Mäzenen wichtig, um den Rest der Juwelen noch zurückzukaufen? Und würde die Polizei mitspielen, also auf Zugriffe verzichten, um die Rückgabe nicht zu gefährden?

Gestohlene Kunstschätze sind in der Regel unverkäuflich. Deshalb folgt dem Raub oft eine Erpressung. Für die Rückgabe sollen Museen, Versicherungen oder rechtmäßige Eigentümer Millionen Euro Lösegeld zahlen. "Artnapping" nennen Ermittler diese Form des Verbrechens.

Boris Fuchsmann hat heute kaum noch Hoffnung, seinen Schatz je wiederzusehen. Dem Düsseldorfer Millionär gehörte eine der größten Münzen der Welt, eine "Big Maple Leaf", 100 Kilo schwer, aus reinstem Gold.

Boris Fuchsmann

Der Kunstsammler hatte sein Exemplar dem Berliner Bode-Museum als Leihgabe zur Verfügung gestellt, doch die 3,7 Millionen Euro wertvolle Münze wurde 2017 gestohlen. Vermutlich ist die Münze zersägt und eingeschmolzen. Auf der Kleidung der verurteilten Diebe fanden Fahnder des Landeskriminalamtes Berlin Goldstaub.

Die Kunstdiebstähle in Berlin und Dresden sind spektakuläre Fälle, aber wahrscheinlich nur die Spitze eines Eisberges. Kunstmarktexperten vermuten, dass die tatsächliche Zahl geraubter Kunstwerke viel höher ist als allgemein bekannt. Die Gründe liegen auf der Hand, Die Preise auf dem Kunstmarkt gehen seit Jahren steil nach oben, mögliche Beute wird so immer wertvoller, und die Sicherheitstechnik vieler Museen ist völlig veraltet.

Berlin Bode-Museum

Die Einbrecher kommen in der Betriebspause der S-Bahn direkt über die Gleise. Ein wahrer Kraftakt musste das sein. Als die Münze 2010 ausgestellt wurde, mussten vier kräftige Männer ordentlich zupacken. Jetzt ist das Einzelstück spurlos verschwunden. Ein Gegenstand mit einem Wert von knapp vier Millionen Euro.

Der Tatort

Will man 100 kg Gold zerteilen, hat man nur die Wahl zwischen einer Säge oder einen Trennschleifer. Insgesamt vier Verdächtigte werden festgenommen und Haftbefehle erlassen. Die Verdächtigten sind zwischen 18 und 20 Jahre alt. In einem spektakulären Indizienprozess werden die Urteile verkündet. Die Beute die von den Ganoven gemacht wurde, gehen auf Kosten der deutschen Steuerzahler.

Die Beute

2007: Der Erfolg der Maple Leaf Goldmünze dürfte bei der Royal Canadian Mint den Wunsch nach einem würdigen Werbebotschafter geweckt haben. Was lag da näher als eine überdimensionale Maple Leaf Goldmünze? Und um der Sache den nötigen PR-Effekt zu verleihen, sollte die Münze auch gleich den Rekord aufstellen als größte Goldmünze der Welt.

Gedacht, getan. 2007 wurde die Big Maple Leaf Goldmünze verausgabt mit einer Auflage von sechs Exemplaren. Mit ihrem Erscheinen hielt sie auch, zunächst, den Weltrekord als größte Goldmünze.

Big Maple Leaf - der Name ist Programm: Drei große Ahornblätter, geprägt als Goldmünze im XXL-Format. Der Durchmesser beträgt rund 50 Zentimeter, die Stärke rund 3 Zentimeter. Das ergibt rund 100 Kilogramm Gewicht, die das dicke Ding auf die Waage wuchtet. Umgerechnet sind das 3.215 Feinunzen.

Genauso beeindruckend ist die Reinheit des Goldes. Denn mit 999,99 Tausendteilen setzt die Riesenmünze auch in dieser Hinsicht Maßstäbe. Gold in dieser Feinheit zu raffinieren gilt als technisch anspruchsvoll.

Üblicher Standard bei Barren und vielen bekannten Anlagemünzen ist ein Feingehalt von 999,9. Bereits dieser auch "four-nine-fine"genannte Standard gilt als praktisch reines Gold. Die Big Maple Leaf Goldmünze hat also sozusagen "five-nine-fine" und setzt damit noch einen Tick oben drauf.

Das Aussehen orientiert sich an den bekannten Maple Leaf Anlagemünzen. Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied: Auf der Motivseite des 100 kg Schwergewichtes finden sich drei große Ahornblätter. Die Standardausgaben der populären Bullionmünzen haben da nur ein Ahornblatt. Das Design der Ahornblätter stammt von Stan Witten.

***

Nun zu den Einzelheiten des Raubes, der Täter und des Prozesses. Es ist Montag, der 27. März 2017. Bei der Berliner Polizei wird gegen vier Uhr morgens Alarm ausgelöst. Aus dem Bode-Museum wird ein Einbruch gemeldet. Der Diebstahl einer Münze, der „Big Maple Leaf“. Aus reinen Gold, groß wie ein Autoreifen und 100 Kilo schwer. Nach dem Diebstahl sind die Täter mit der Münze spurlos verwunden. Keiner konnte sich so richtig vorstellen, was da passiert war. Man hielte einen Diebstahl für schier unmöglich. 150.000 Münzen lagern hier im Münzkabinett. Unter all den Raritäten hier zählt die Big Maple Leaf eher als Kuriosum. Man hatte vor Beginn der Ausstellung die Sicherheitsmaßnahmen gescheckt und konnte sich nicht vorstellen, dass hier jemand eine 100 Kilo schwere Münze herausschleppen konnte, ohne festgenommen zu werden.

Fälle in dieser Dimension übernimmt beim Landeskriminalamt dass für Kunstdelikte zuständige Kommissariat. Das neunköpfige Ermittlerteam bearbeitet jährlich rund dreihundert Fälle von Kunstfälschungen, Kunstdiebstahl oder Sachbeschädigungen an Kunstwerken und muss sie aufklären. Carsten Pfohl, Kriminaldirektor: „Bei mit klingelte gegen 8 Uhr morgen das Telefon. Ein Mitarbeiter rief an, informierte mich vom Einbruch und begab sich zum Tatort. Ich dachte, oh Scheiße, muss das jetzt sein bei der Personalknappheit?“

Unmittelbar danach wurde Kriminalhauptkommissar René Allonge verständigt und setze die Ermittlungsmaschinerie in Gang. „Dann ging es sehr schnell darum, die die Täter ins Museum gelangten, wie mit der Münze wieder rausgelangt, damit man erstmal konstruieren kann, was sich dort am Ort ereignet hat.“ Der Raub ist exklusiv, gehört zum Weltkulturerbe. In den über 100 Jahre alten Museumsbau wird eine der bedeutendsten Sammlungen der Welt präsentiert, die über die Geschichte der Münzprägung und des Geldes erzählt.

Man ist auch noch Jahre nach der Tat erschüttert, von der Brachialgewalt, wie die Täter vorgegangen sind. Bernhard Weisser vom Münzkabinett wurde aus dem Schlaf gerissen, als das Telefon klingelte. Er verstand die Goldmünze ist weg und er soll ins Museum kommen. Im ersten Moment dachte er, dass es ein vorgezogener Aprilscherz sei, konnte es nicht glauben. Realisierte aber dann, dass es die Stimme des Generaldirektors war und fuhr ins Museum. Die Spurensicherung der Polizei war schon vor Ort, der Sicherheitsbeauftragte war da und auch Vertreter der Versicherung, denn es ging immerhin um fast vier Millionen Euro, so der geschätzte Materialwert der Big Maple Leaf.

Die Goldmünze gehörte nicht dem Museum, sondern war eine Leihgabe von Boris Fuchsmann, einen Düsseldorfer Immobilienentwickler und Kunstsammler. Dieser hatte sie dem Museum für die Ausstellung „Goldgiganten“ überlassen. Jetzt war die Münze weg und das genau einen Tag vorher, wo sie an Boris Fuchsmann zurückgehen sollte. Ein spektakulärer Diebstahl, ausgeführt mit simplen Mitteln. Zum Einsatz kaum gängige Baumarktware. Im Keller des LKA stehen noch die Werkzeuge des Einsatzes. Rollbrett, Schubkarre und Aluminiumleiter.

Anfangs ergibt sich für die Ermittler noch kein Bild des möglichen Tatherganges. Unklar ist auch noch, auf welchem Weg die Täter ins Museum gelangt sind, wie viel Täter es überhaupt waren und wie die zwei Zentner schwere Münze transportiert wurde. Der Tathergang hat sich dann innerhalb der nächsten zwei Tage entwickelt. Die Glasvitrine, wo die Münze drin war, wurde zerschlagen und die Münze war weg. Auf der Flucht haben die Täter ein Rollbrett benutzt, sie sind relativ schnell geflüchtet und dabei ist das Rollbrett hin- und her gewackelt und mehrfach an die Wände angeschlagen. Man ist durch das Fenster gekommen und hat auch dort dann die Münze auf das Gleis geworfen.