TAWAMAYA - 4. DIE SPUR DES WOLFES - Elvira Henning - E-Book

TAWAMAYA - 4. DIE SPUR DES WOLFES E-Book

Elvira Henning

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Beschreibung

Auf der Ranch Tawamaya brechen schwere Zeiten an: Hermons Kinder sind erwachsen geworden und suchen ihre eigenen Wege; ihre Eltern können sie nicht mehr beschützen. Der neue Vormann, den Alex nach langer Suche eingestellt hat, stellt sich im Umgang mit der Crew als schlechte Wahl heraus. Hermon ist nahezu rund um die Uhr mit ihren Pferden beschäftigt. Doch als Alex von einem Longhornbullen attackiert wird, gerät nicht nur ihr Leben aus dem Gleichgewicht. Sie ist froh, dass ihre Tochter Erin und deren Mann, Doc Weston, ihr in dieser verzweifelten Situation zur Seite stehen. Und endlich, nach vier Jahren, bekommt Hermon ein Lebenszeichen von ihrem verschwundenen Sohn... Mit dem Roman DIE SPUR DES WOLFES setzt die deutsche Schriftstellerin Elvira Henning ihre epische TAWAMAYA-Serie fort.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Ähnliche


 

 

 

 

ELVIRA HENNING

 

 

TAWAMAYA

4. DIE SPUR DES WOLFES

 

Roman

 

 

 

 

 

 

 

Signum-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

TAWAMAYA - 4. DIE SPUR DES WOLFES 

ERSTER TEIL 

ZWEITER TEIL 

DRITTER TEIL 

 

 

Das Buch

 

Auf der Ranch Tawamaya brechen schwere Zeiten an: Hermons Kinder sind erwachsen geworden und suchen ihre eigenen Wege; ihre Eltern können sie nicht mehr beschützen.

Der neue Vormann, den Alex nach langer Suche eingestellt hat, stellt sich im Umgang mit der Crew als schlechte Wahl heraus.

Hermon ist nahezu rund um die Uhr mit ihren Pferden beschäftigt. Doch als Alex von einem Longhornbullen attackiert wird, gerät nicht nur ihr Leben aus dem Gleichgewicht.

Sie ist froh, dass ihre Tochter Erin und deren Mann, Doc Weston, ihr in dieser verzweifelten Situation zur Seite stehen.

Und endlich, nach vier Jahren, bekommt Hermon ein Lebenszeichen von ihrem verschwundenen Sohn...

 

Mit dem Roman Die Spur des Wolfes setzt die deutsche Schriftstellerin Elvira Henning ihre epische Tawamaya-Serie fort. 

 

   TAWAMAYA - 4. DIE SPUR DES WOLFES

 

 

 

 

 

 

Für meine Tochter Susanne, die auf ganz besondere Weise 

 mit Hermon gelebt, geliebt und gelitten hat.  

 

 

 

 

 

 

 

 

  ERSTER TEIL

 

 

 

 

LONGHORN, August 1892 

 

 

Am Ende des Sommers, als niemand mehr damit rechnete, kam die große Hitze und trocknete die Erde und jeden Halm aus. Alex und Jam Mehegan, die Rancher von Tawamaya beobachteten die Situation mit Sorgen, denn das Herbstroundup stand bevor.

Die Crew musste auf den Weiden der Ranch Plätze finden, an denen es noch genug Gras gab, um die Herden zum Bränden zu sammeln. Dabei stießen sie auf mehrere verletzte Rinder. Aber es waren keine Bisswunden, etwa von Wölfen, sondern Spuren von den Hörnern eines Longhornbullen, einem Tier, das bereits durch sein ungewöhnlich aggressives Verhalten gegen seine Artgenossen aufgefallen war. Nur die Tatsache, dass er ein wertvoller Zuchtbulle war, hatte ihn bisher davor bewahrt, in den Kochtopf zu wandern.

Als die Männer ihn einfangen wollten, um ihm die Hörner zu kürzen, war er plötzlich spurlos verschwunden, und niemand machte sich die Mühe, ernsthaft nach ihm zu suchen. Er geriet erst einmal in Vergessenheit.

An einem dieser heißen Tage brach an der Nordgrenze von Tawamaya durch Blitzschlag ein Feuer aus und hielt die Männer in Trapp. Immerhin kam die Crew des Texaners, des nächsten Nachbarn, zu Hilfe, um mit Alex’ Geschick und der harten Hand des Vormanns zusammenzuarbeiten und das Feuer zu löschen, bevor es großen Schaden anrichten konnte.

Peppa, die jüngste Mehegan-Tochter, kämpfte im Küchengarten gegen die Trockenheit. Sie spannte ihre Cousins Jamie und Collin dafür ein, immer wieder die Wassertonne zu füllen. Und trotz der Hitze ritt sie morgens mit ihrer Mutter für zwei oder drei Stunden zu den Pferden, denn sie hatte ihre Liebe fürs Reiten entdeckt und saß inzwischen gut im Sattel. Die Einzige, die ernsthaft unter der Hitze zu leiden hatte, war Ella Jo, Peppas bereits verheiratete Schwester, die mit ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft die Hitze noch schlechter vertrug als üblich und sich bei Tag kaum noch vor die Tür wagte. Hermon, ihre Mutter, ging häufig zu ihr hinüber, um ihr Arbeiten abzunehmen, die ihr besonders schwerfielen. Und sie genoss es, zu sehen, wie glücklich sie in ihrer Ehe war.

Der Zeit des Roundups sah Ella Jo voller Angst entgegen, denn es war ihr unheimlich, ganz allein in dem abgelegenen Haus auf dem Hügel zu wohnen. So ging sie sofort auf Hermons Vorschlag ein, in diesen Wochen ins Ranchhaus überzusiedeln.

Während der Zeit der unerträglichen Hitze verschoben die Frauen das Kochen auf die Abende, und sie machten dazu draußen vor dem Vorbau ein Grillfeuer, da das Herdfeuer die Küche in einen Backofen verwandelte. Nun saßen sie im Schatten hinter dem Haus. Jamie betätigte sich als Grillmeister und wendete Fleischstücke auf einem Grillrost, den Alex, Hermons Mann, an einem Gestell aufgehängt hatte. Dazu gab es eingelegte Gurken, geröstete Kartoffeln und einigermaßen kühles Bier.

Auch Ella Jo und ihr Mann Carlos waren herübergekommen.

Nach der Mahlzeit erzählte Jam von dem Brief aus Cheyenne von Meghans Tante Fiona, die schrieb, dass es mit der Gesundheit des Onkels nicht zum Besten stand, und dass er Meghan gerne noch einmal sehen würde. So hatte Jam beschlossen, noch vor dem Roundup mit seiner Frau und der kleinen Tochter May nach Cheyenne zu reisen. Die Bahnlinien waren inzwischen so weit ausgebaut, dass man bequem dorthin gelangen konnte. Lil und Hermon würden sich um Jamie und Collin kümmern, und auch Alex stimmte dem Plan sofort zu. Jamie war froh, dass er nicht mitkommen musste, Collin dagegen fand es ungerecht, dass nur seine kleine Schwester die Eltern begleiten sollte, und er nörgelte. Aber Jam ließ sich nicht erweichen. Eine Bahnfahrt mit seinen beiden Jüngsten würde eine nervenaufreibende Sache werden, da sie sich nicht vertrugen.

Die Reise wurde innerhalb weniger Tage vorbereitet. Hermon half Meghan dabei, ihre Garderobe für die Reise in Ordnung zu bringen, und dann packten sie gemeinsam. Meghan war außer sich vor Aufregung.

Alex nahm sich Jams Rollstuhl vor, pumpte die Luftreifen auf, zog sämtliche Muttern nach und ölte die Räder. Indessen kümmerte Lil sich um die kleine May, die vor Ungeduld völlig aufgedreht war.

Sie brachen früh morgens auf, während alle außer Hermon und Alex noch im Schlaf lagen, denn sie wollten den Zug am frühen Nachmittag erreichen. Draußen hatten die Cowboys Walter und Weatherby schon beim Licht einer Laterne den Wagen eingespannt. Wenn sie Jam und Meghan zum Bahnhof gebracht hatten, konnten sie in Billings gleich noch die monatlichen Einkäufe erledigen.

Als der Wagen den Ranchhof verließ, war über den Bergen gerade der erste Lichtschimmer des neuen Tages zu sehen. Alex und Hermon winkten ihnen nach. Er legte seinen Arm um ihre Taille: »Was hältst du davon, wenn wir nochmal ins Bett gehen? Mir ist danach.«

»Einverstanden«, sie legte den Kopf an seine Schulter. Beide gingen zurück ins dunkle Haus, versuchten das Knarren der Treppe zu vermeiden und verschwanden wieder in der Schlafstube. Hermon öffnete das Fenster weit, um die einigermaßen frische Morgenluft hereinzulassen, bevor die Hitze kam. Alex ließ seine Kleider zu Boden fallen und sank wieder aufs Bett: »Nun komm schon her, Micante.«

Er vergrub sein Gesicht in ihren Locken: »Ach Chey, es tut so gut, sich einmal um nichts Sorgen machen zu müssen. Ich hoffe, der neue Vormann wird sich bewähren.«

»Für dieses Jahr war es auch genug«, meinte Hermon, »ich glaube, du hast wieder ein paar graue Haare bekommen.«

Sie blieben noch eine Weile zusammen liegen. Seine Hände wanderten sanft über ihren Körper, und sie lächelte zufrieden vor sich hin. Doch als sie an Jam und Meghan dachte, die nun unterwegs waren, erinnerte sie sich daran, dass Alex von einer Reise nach Virginia gesprochen hatte, und ihr kam ihre freudlose Kindheit und Jugend in den Sinn. Damals war die Zukunft für sie nichts als ein schwarzes Loch gewesen.

»Woran denkst du?«, fragte Alex, richtete sich ein wenig auf und sah in ihre grün schillernden Augen mit den goldenen Punkten.

»Ich habe nicht gewusst, dass das Leben einem einzelnen Menschen so viel Glück schenken kann.«

 

Als sie endlich Hand in Hand, nicht voneinander lassend, in die Küche kamen, hatte Lil, Alex’ ältere Cousine, das Frühstück schon bereitet, und die beiden Jungen lümmelten sich am Tisch herum, während Peppa am Herd stand und Eier briet. Sie ließen sich Zeit zum Frühstück. Jamie erzählte von seinen neusten Versuchen mit mechanischen Basteleien. Dabei fiel Hermon auf, dass sein Blick immer wieder zu Peppa wanderte, die ihn jedoch kaum beachtete.

Alex wollte wissen: »Reitest du heute zu den Pferden, Chey?«

»Ja, ich will die Morgenstunden nutzen.«

»Gut, ich werde dich ein Stück begleiten.«

Sie verließen gemeinsam das Haus. Der Hof war leer, denn für die Crew hatte der Arbeitstag bereits begonnen. Nur Big Ear Tom, der neue Koch, streckte die Nase aus der Bunkhausküche.

Alex sattelte seinen rauchgrauen Hengst Osota, dann folgte er Hermon zur Koppel an den Hemlocktannen, wo sie auch Sinaska sattelte. Zwischen den Bäumen stand eine regungslose Gestalt und beobachtete ihn, kam ihm ein paar Schritte entgegen.

»Hallo Fleck«, begrüßte Alex den Wolf, der als Jungtier einmal seinem Sohn Jared gehört hatte. Ausgewildert hatte er nie Kontakt zu seinen Artgenossen gefunden und war in die Nähe der Menschen zurückgekehrt. Inzwischen war er längst ein Teil der Ranch geworden, obwohl man ihn nur selten sah und er niemals eine Pfote auf den Hof setzte.

In der Nacht hörte man hin und wieder die Hühner aufgeregt gackern. Alex nahm an, dass der Wolf um den Hühnerstall schlich. Aber die Umzäunung war stabil.

Hin und wieder brachte Hermon ihm Knochen, Fleischreste oder eine Speckschwarte. Aber wann immer Alex den Wolf zwischen den Bäumen sah, der oft lange Zeit dort stand und den Hof beobachtete und wohl nie aufhörte, nach Jared, seinem Menschen zu suchen, schien ein Vorwurf in seinem Blick zu liegen.

Du bist schuld, dass er fort ist!  

Doch genau wie Hermon hatte er die Trauer wohl tief in sich verschlossen.

Hermon zog den Sattelgurt fest, dann machten sie sich auf den Weg und ließen die Pferde gemächlich laufen. Die Strahlen der Sonne waren noch erträglich, aber in zwei Stunden würden sie buchstäblich Löcher in den Hut brennen.

»Bist du bis Mittag zurück?«, wollte Hermon wissen.

»Ich denke, es wird Nachmittag werden. Ich reite hinaus zur Crew, habe noch so einiges mit Wilcox zu besprechen. Sie sind auf der Südweide. Und bevor ich nach Hause komme, werde ich einen Umweg über die nördlichen Weiden machen. Erinnerst du dich an die Stelle, an der sich im Frühling ein kleiner See bildete, wenn das Schmelzwasser von den Bergen kam?«

»Du meinst die Stelle, wo du mich mit deinem Heiratsantrag überrumpelt hast.«

»Ja! Weißt du, wieviel Angst ich damals hatte, dass du nein sagst?«

»Du hattest auch allen Grund dazu, Angst zu haben.«

»Hast du bereut, dass du dann doch ja gesagt hast?«

»Manchmal schon! Du weißt schon, warum!«

»Und jetzt?«

»Alex! Ich liebe dich, das weißt du genau. Du willst es doch nur hören.«

Alex lachte schelmisch: »Du hast mich durchschaut.«

Sie hatten die Pferdeweide erreicht. Alex beugte sich zu ihr herüber und küsste sie flüchtig, dann trieb er Osota zum Galopp an. Aber er drehte sich noch einmal um und winkte ihr lachend zu. Hermon sah ihm nach. Das schwarze Haar flatterte im Wind. Unter dem dünnen, verwaschenen Hemd zeichneten sich seine Muskeln ab. Sie blickte ihm nach, bis er mit dem Licht der aufgehenden Sonne zu verschmelzen schien.

 

Als Hermon am späten Vormittag nach Hause kam, duftete es nach frisch gebackenem Brot. Türen und Fenster standen weit offen. Doch obwohl das Herdfeuer bereits erloschen war, ließ die Wärme in der Küche keinen Faden am Leib trocken. Die Luft flimmerte in der Mittagshitze. Es ging kein Windhauch.

Hermon war auf dem Weg, nach oben zu gehen, da kam ihr Peppa entgegen. Obwohl das schwarze Haar zu einem Zopf geflochten war, der ihr bis auf die Röcke fiel, klebten ihr Haarsträhnen im Gesicht, und sie war genauso verschwitzt wie ihre Mutter.

Sie umarmte Hermon stürmisch: »Mum, wir haben Brot gebacken! Du kannst gleich davon essen.«

»Ja, ich komme, mein Zauberkind, aber ich muss mich erst umziehen.«

Sie setzten sich zum Essen in den Schatten unter dem Vorbau. Dort saßen sie lange, denn zum Arbeiten war es einfach zu heiß.

Schließlich gingen Hermon und Peppa noch einmal zur Koppel an den Hemlocks, um nachzusehen, ob die Pferde dort genügend Wasser hatten.

Als die Sonne endlich hinter den Bergen verschwand, wässerten sie gemeinsam den Gemüsegarten. Auch wenn die Ernte nicht sehr groß war, half sie doch, durch den Winter zu kommen.

»Die Kohlköpfe sind schon ziemlich groß, und es gibt eine Menge Bohnen!«

Hermon drehte sich um. Hinter ihr in der Küchentür stand Jamie und begutachtete das Gemüse.

»Du solltest lieber helfen, anstatt uns bei der Arbeit zuzusehen«, bemerkte sie etwas unwirsch, »und seit wann interessierst du dich für den Gemüsegarten?«

»Ich stelle mir gerade vor, wie es wäre, im Winter grüne Bohnen zu essen oder Pfirsiche.«

»Du bist doch nicht etwa dabei, zu experimentieren, wie man frisches Gemüse haltbar machen kann?«, fragte sie etwas spöttisch.

»Das brauche ich gar nicht, sowas gibt es schon.« Hermon drehte sich wieder zu ihm um: »Unsinn!«

»Doch, ich hab’s in der Zeitung gelesen. Man füllt das Obst oder Gemüse in große Gläser, dann kommt ein Deckel mit einem Gummiring drauf, und dann werden die Gläser in einem großen Topf gekocht und gehen ganz fest zu. Dann kann man die Sachen den ganzen Winter aufheben.«

»Das klingt gut«, entgegnete Hermon, »aber jetzt hilf uns beim Gießen!«

Als die Sonne verschwunden war, wurde die Luft endlich erträglicher. Im Hof waren Männerstimmen zu hören. Die Crew war nach Hause gekommen.

Hermon stellte die Kanne zur Seite, ging durchs Haus und warf einen Blick in den Hof. Alex war nicht unter den Männern. Sie erinnerte sich, dass er noch zur Nordweide reiten wollte.

Unwillkürlich sah sie das Bild vor sich, wie er mit wehenden Haaren davonritt, sich noch einmal umdrehte und ihr lachend winkte. Plötzlich beschlich sie ein eigenartiges Gefühl.

Unsinn! Wenn er da hinausgeritten ist, kann er noch gar nicht da sein!

Sie ging wieder zurück ins Haus. Lil war bereits dabei, das Abendessen zu bereiten. Als das Essen auf dem Tisch stand, war Alex noch immer nicht da. Es war nicht ungewöhnlich, dass er sich verspätete, aber heute war irgendetwas falsch.

 

Alex warf einen Blick zum Stand der Sonne und trieb Osota an. Er hatte sich bei der Crew länger aufgehalten als geplant, denn es war zu Diskussionen mit Wilcox, dem neuen Vormann gekommen.

Obwohl er offensichtlich ein guter Rindermann war, hatte er wenig Geschick im Umgang mit der Crew. Wenn es nicht zu einer vernünftigen Zusammenarbeit kommen würde, hatte dieser Mann auf Tawamaya keine Zukunft.

All das ging Alex auf dem Weg zur nördlichen Weide durch den Kopf. Er griff nach der Wasserflasche und trank einen großen Schluck. Hemd und Haare klebten ihm am Körper. Sein Halstuch hatte er als Stirnband um den Kopf geknotet, um den Schweiß aufzusaugen.

Der ausgetrocknete Weiher lag in einer Niederung. Der Bach, der ihn speiste, führte noch etwas Wasser, und dort hatten sich ein paar Rinder gesammelt, denn an dem nach Westen geneigten Abhang gab es noch Gras. Er ritt näher, um zu prüfen, ob es für eine größere Herde ausreichen würde. Aber seine Gedanken schweiften immer wieder ab, und er dachte darüber nach, dass er Chuck Heesleys zuverlässige Arbeit die ganzen Jahre gar nicht richtig zu schätzen gewusst hatte. Auch er war kein Mann gewesen, der die Crew mit Samthandschuhen angefasst hatte, aber er hatte die Männer verstanden.

Alex wurde aufmerksam, denn in der kleinen Herde entstand plötzlich Unruhe, aber er erkannte die Ursache nicht und ritt gedankenlos näher heran.

Was dann geschah, spielte sich in wenigen Sekunden ab. Die Rinder stoben panisch auseinander, ein Longhornbulle preschte auf den Reiter zu. Alex riss Osota zu spät zur Seite. Das Pferd geriet zwischen die mächtigen Hörner, wieherte erschrocken auf und stieg bis in die Senkrechte. Alex wurde im hohen Bogen aus dem Sattel geschleudert, krachte auf den Rücken und rang nach Luft. Etwas prallte gegen seinen Kopf. Über sich sah er schemenhaft einen braunen Tierkörper, der sich herabsenkte. Zuerst spürte er nur den Schlag. Er blieb benommen liegen. Und dann kam der Schmerz, verwandelte die Welt in einen glühenden Feuerball, bis die Dunkelheit alles erstickte.

 

Die Familie aß in der Küche. Jamie redete unentwegt, aber Hermon hörte ihm nicht zu, sondern lauschte auf das Schlagen der Haustür. Sie hatten noch eine Weile mit der Mahlzeit gewartet, aber Alex war nicht gekommen. Sie konnte nicht essen, stocherte auf ihrem Teller herum.

»Dann fragte Peppa: »Wo ist Dad?«

Es war Lil, die antwortete: »Er wird sicher gleich kommen.

Als sie zusammengeräumt hatten und Lil mit dem Abwasch begann, fragte sie leise: »Du machst dir Sorgen?«

»Ja. Er wollte längst da sein. Er hatte vor, noch über die Nordweide zu reiten.«

»Vielleicht haben die Leute des Texaners wieder Ärger gemacht.«

»Daran habe ich auch schon gedacht. Und nach allem, was schon geschehen ist, macht es mir Angst.« Sie starrte gedankenverloren ins Nichts.

»Lil, ich ziehe mir Hosen an und reite hinaus.«

»Nicht allein, Hermon!«

»Ich nehme Carlos mit. Er ist ein guter Reiter. Wir können in kurzer Zeit eine große Strecke zurücklegen.« Sie lief los, nahm zwei Stufen auf einmal und riss den Kleiderschrank auf. Ihr Unterbewusstsein schlug Alarm.

 

Er erinnerte sich an nichts. Ihm war heiß, seine Kehle ausgedörrt und sein Mund trocken. In seiner unteren Körperhälfte war ein Schmerz – irgendwo – der ihm die Luft nahm.

Ein Alptraum! Ich muss aufwachen, dann ist es vorbei.

Es fiel ihm schwer, die Augen zu öffnen. Er begriff nicht, was er sah. Über ihm der blaue Himmel. Wieso? – Durst! Der Schmerz hörte nicht auf. Unter den Händen fühlte er Gras und Erde. Wo bin ich?

Mühsam drehte er den Kopf. Da war nur vertrocknetes Gras. Er kämpfte gegen diesen fürchterlichen Schmerz, versuchte sich zu erinnern. Von fern hörte er das leise Muhen der Rinder. Ein brauner Körper, mächtige Hörner! Der Longhornbulle! 

Mühsam drehte er den Kopf zur anderen Seite. Die Welt war verschwommen. Es dauerte einen Moment, bis sein Blick klar wurde und er Osota erkannte, der friedlich grasend einen Steinwurf weit entfernt stand. Es gelang ihm, den Kopf zu heben, sich auf dem Ellenbogen ein wenig abzustützen. Und dann starrte er auf seine Beine, konnte nicht fassen, was er sah. Sein rechter Unterschenkel war ein einziger Blutfleck. Sein Fuß lag in einem eigenartig verdrehten Winkel. Alex wurde schlagartig klar, der Huf des Bullen hatte seinen Unterschenkel zerschmettert.

»Durst. Wenn ich wenigstens etwas zu trinken hätte. Er konnte Osota rufen, aber die Wasserflasche würde er nicht erreichen.

Alex setzte sich stöhnend auf und starrte das Bein an. Ich werde verbluten!

Der Schweiß brach ihm aus allen Poren. Es kostete ihn eine unglaubliche Anstrengung, den Ledergürtel zu öffnen und aus der Schlaufe des Holsters zu ziehen. Er schlang ihn über dem Knie um sein Bein und zog ihn fest. Dann verlor er erneut das Bewusstsein.

 

Als er wieder die Augen öffnete, hatte der Himmel seine Farbe verloren.

Durst! Die Zunge klebte an seinem Gaumen. Sein Kopf schmerzte, und ihm war kalt. Er vermochte sich nicht zu rühren. Ein Geräusch drang in sein Bewusstsein vor. Hufschlag! Dann sah er über sich eine verschwommene Gestalt und hörte eine fremde Stimme.

»Es hat dich ganz schön erwischt, Hombre! Schätze, du gehörst zu den Leuten der Tawamaya Ranch.«

»Wasser«, murmelte Alex. Der Mann verschwand aus seinem Gesichtsfeld, kam aber gleich zurück und setzte Alex eine Wasserflasche an die Lippen. Er trank gierig, verschluckte sich, hustete, und verlangte nach mehr. Dann schloss er einen Moment die Augen, während der Fremde ihn begutachtete.

»Was mache ich mit dir? Auf ein Pferd kann ich dich mit dem Bein unmöglich setzen. Und verbinden kann ich das auch nicht. Da gehe ich nicht ran. Gehörst du nach Tawamaya?«

»Ja. Ich bin – der Rancher«, murmelte Alex.

»Bullshit!«, fluchte der Mann, »was mache ich mit dir?«

Alex kämpfte gegen den Schmerz, unfähig, sich zu äußern.

»Okay, ich reite zu deinen Leuten. Kann dich ja hier nicht verrecken lassen.« Er wühlte in seinen Taschen, brachte eine kleine Blechflasche zum Vorschein und kniete sich auf die Erde: »Trink, Rancher, ist Brandy. Dann hältst du es besser aus.«

Alex trank eine ziemliche Menge. Das Zeug war teuflisch, brannte in seiner Kehle, aber es betäubte. Die Konturen verschwammen, wurden blass und ließen ihn in grauem Nebel versinken. Er sah nicht mehr, wie der Reiter in den Sattel stieg.

 

Carlos entdeckte als erster die Gestalt am Horizont und wies mit der Hand dort hin: »Das wird er sein, Hermon!«

»Ja«, entgegnete sie erleichtert. Sie trieben die Pferde noch einmal an, hielten auf ihn zu. Auch er schien sie entdeckt zu haben.

Doch dann bemerkte Hermon enttäuscht: »Carlos, er ist es nicht! Alex trägt keinen Hut.«

Aber sie ritten ihm weiter entgegen. Als sie nahe genug heran waren, erkannte Hermon, dass sie dieses Gesicht auf der Talmond Ranch gesehen hatte. Aber ihr blieb keine Zeit zum Grübeln. Er hob die Hand zum Gruß: »Sie sind die Lady von Tawamaya!« Es war eine Feststellung. »Ich habe ihren Mann gefunden.«

»Gefunden... was heißt das?«

»Er hatte einen Unfall. Sein Bein – es war wohl der Huf eines Rinds. Es sieht übel aus«, erklärte er sachlich, »er hat viel Blut verloren, ich konnte ihn nicht mitnehmen. Sie müssen einen Wagen holen.«

Hermons Magen wurde zum Eisklumpen.

Nicht durchdrehen, ruhig bleiben, sagte sie sich. »Carlos, hole den Wagen und Black Abe!«

»Wo ist er?« fragte Carlos den Mann.

Er wies nach Osten: »Nicht weit von dem Bachlauf.«

Carlos nickte, dann riss er sein Pferd herum und galoppierte davon.

»Bringen Sie mich zu ihm«, bat Hermon. Der Mann erklärte: »Mein Name ist George Wilkins. Es tut mir sehr leid, Mrs. Mehegan. Kommen Sie.« Er ritt voraus. Hermon folgte ihm. Sie ritt durch eine Hölle aus Angst. Und sie fragte sich, ob er wohl etwas mit diesem Unfall zu tun hatte. Wenn es ein Unfall war? Ein zerschmettertes Bein! Nicht über die Konsequenzen nachdenken! Nicht jetzt!

Wind war aufgekommen. Er trocknete die Tränen auf ihren Wangen.

Vielleicht war es ja gar nicht so schlimm. Sie sah wieder das Bild vor sich, wie er am Morgen lachend davongeritten war. Und sie gestand dem Gedanken, der sich in ihren Kopf drängte, keinen Raum zu.

Ich will, dass du lebst, Alex!

 

Die Schatten der Nacht lauerten schon, als sie die Stelle erreichten, wo Osota noch immer friedlich graste. Er hatte sich nicht weit von seinem Reiter entfernt.

»Dort drüben, ein Stück hinter dem Pferd, sehen Sie ihn liegen?«, fragte George. »Ja.«

»Ich habe ihm Wasser und Gin gegeben und ihm gesagt, dass ich Hilfe hole. Gibt es noch etwas, das ich tun kann?«

»Nein. Wir kommen zurecht. Danke für Ihre Hilfe.«

»Dann alles Gute!«, er nickte ihr zu und machte sich auf den Weg. Nein dieser Mann hatte Alex nichts angetan. Das war ein dummer Gedanke!

Hermon ritt das letzte Stück, sprang aus dem Sattel, kniete sich neben ihn und nahm sein Gesicht in die Hände: »Alex! Alex, hörst du mich?«

Er reagierte nicht. Dann sah sie das Blut in seinen Haaren und strich sie vorsichtig zur Seite. Über dem Ohr hatte er eine Wunde, aber sie blutete nicht mehr und sah auf den ersten Blick nicht allzu schlimm aus. Dann sah sie nach seinem Bein, die Hose unter dem Knie war blutgetränkt, der Fuß lag in einem unnatürlichen Winkel. Sie holte ihr Messer hervor, schnitt das Hosenbein auf und löste den Stoff vorsichtig aus der Wunde. Alex stöhnte, aber er schlug die Augen nicht auf.

Hermon starrte entsetzt auf das Bein. Aus dem blutigen Fleisch ragten Knochensplitter. Die Knochen waren völlig zertrümmert, das konnte sie erkennen. Sie atmete heftig, um die aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken, dann lockerte sie für einen Augenblick den Gürtel über seinem Knie, damit wenigstens die heil gebliebenen Blutgefäße versorgt wurden.

Nicht nachdenken! Nur jetzt nicht nachdenken!

Hermon stand auf, um das Verbandszeug aus der Satteltasche zu holen. Ihr war sterbenselend. Wie sollte sie dieses Bein mit den zersplitterten Knochen versorgen? Sie legte nur ein sauberes Tuch über die Wunde und zog den Gürtel wieder an. Dann stand sie auf, um die Wasserflasche zu holen, und nun musste sie sich doch übergeben.

Wie lange würde es dauern, bis die Männer mit dem Wagen kamen? Bis Black Abe da war?

Hermon versuchte Alex etwas Wasser einzuflößen. Er verschluckte sich, hustete und schlug für einen Moment die Augen auf. »Chey...«

»Ja, ich bin da, Alex, alles wird gut. Wir bringen dich nach Hause«, sagte sie, obwohl sie wusste, dass es eine Lüge war. Sein Blick verschwamm, und er versank erneut ins Nichts.

Sie hockte auf ihren Fersen, hielt seine Hand fest, wartete, wischte sich hin und wieder mit der blutigen Hand die Tränen ab.

Ich will, dass du lebst, Alex! Das ist alles, was ich mir wünsche! 

Die Zeit schien endlos lang. Es begann dunkel zu werden.

Verdammt, sie finden uns nicht!

Hermon stand mit steifen Beinen auf, zog ihren Poncho aus dem Gepäck und deckte Alex damit zu. Dann suchte sie am Bach das spärliche Holz und ein paar getrocknete Kuhfladen zusammen und zündete ein Feuer an, damit man sie finden würde.

Alex hatte eiskalte Hände, und er zitterte, obwohl die Nacht lau war. Sie kniete sich wieder zu ihm. Das Tuch auf seinem Bein war längst durchgeblutet, trotz der Aderpresse. Hermon weinte verzweifelt. Musste sie hilflos zusehen, wie er hier draußen starb?

Da endlich hörte sie den Wagen kommen. Sie stand auf und umarmte Black Abe: »Ich bin so froh, dass du da bist.«

Er strich ihr über die Locken, dann kümmerte er sich wortlos um Alex, besah sich beim Schein des Feuers sein Bein. Schließlich sah er Hermon an, sagte kein Wort, doch sie verstand.

»Was machen wir, Abe?«

»Miles, gib mir die Latte und die Holzkiste vom Wagen«, verlangte er, »und du kommst her, Carlos. Ich brauche jede Hand. Dann wandte er sich Hermon wieder zu: »Ich werde das Bein schienen und einen Druckverband anlegen, soweit das bei dieser Verletzung geht. Halt ihn einfach fest, den Rest machen wir.«

Als sie das Bein anhoben, brüllte Alex. Hermon zuckte zusammen, hielt ihn fest umklammert. Carlos hatte die Latte unter das Bein geschoben. Abe befestigte sie über dem Knie und am Knöchel. Dann faltete er Tücher und machte den Druckverband. Hermon hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, um ihn nicht schreien zu hören, aber sie brauchte ihre Hände für ihn. Black Abe prüfte seinen Pulsschlag. Hermon sah ihn in angstvoller Erwartung an.

Abe nickte vor sich hin: »Bei allem Unglück scheint er noch ein wenig Glück gehabt zu haben. Die Hauptblutbahnen in seinem Bein scheinen unverletzt zu sein, sonst wäre er schon verblutet.«

»Bitte, Abe, sag mir, dass er überleben wird.«

Er zögerte mit der Antwort. »Ja, er kann das schaffen. Jad ist trotz seiner fünfzig Jahre noch immer stark wie ein Ochse.«

Das war alles, was Hermon hören wollte.

»Wir legen ihn auf den Wagen. Ihr hebt ihn hoch«, wies er Carlos und Miles an, »ich halte sein Bein.«

Die Ladefläche war mit Stroh und Decken gepolstert. Sie hoben ihn vorsichtig hoch. Abe hielt das verletzte Bein geschickt fest. Und sie schafften es, ohne ihm ernsthaft weh zu tun.

»Carlos, du nimmst Jads Gaul, reitest wie der Teufel nach Billings und holst Doc Weston. Wir bringen Jad nach Hause«, entschied Black Abe.

Hermon kletterte zu Alex auf die Ladefläche, hockte sich neben ihn und deckte ihn zu. Sie war dankbar, dass Black Abe alles in die Hand genommen hatte.

Er muss leben! Das war alles, was sie denken konnte. Sie war noch nicht bereit, ihn zu verlieren.

 

Die Fahrt wurde die Hölle. Ein heftiger Wind war aufgekommen, der Himmel hatte sich zugezogen, zum ersten Mal seit Wochen. Es war inzwischen stockdunkel. Hermon hielt seine Hand fest und hatte die zweite auf seine Wange gelegt. Ob er bei Bewusstsein war, konnte sie nicht erkennen. Aber die Geräusche, die er von sich gab, sagten ihr, dass er starke Schmerzen hatte. Und obwohl seine Haut kalt war, lief der Schweiß ihm in Strömen übers Gesicht.

Der Wagen rumpelte über den unebenen Untergrund und schien kaum voranzukommen. Mitternacht konnte nicht mehr weit sein, als schemenhaft die Ranchgebäude auftauchten.

Hermon warf Jamie und Collin kurzerhand aus ihren Betten in der kleinen Stube zum Hof und schickte sie mit ihren Decken nach oben in die Dachkammer. Collin maulte: »Da ist es aber so heiß.« Doch sie ging nicht auf seinen Protest ein, sammelte seine Kleider von der Erde auf, warf sie ihm über die Schulter und schob ihn hinaus. Während sie mit fliegenden Händen frische Laken über eins der Betten warf, kam Jamie noch einmal herunter und holte einen Stapel Bücher und Schreibzeug.

Die Männer trugen Alex herein und legten ihn auf das frische Bett. Jamie blieb an der Tür stehen: »Tante Hermon, was ist denn...«

»Nicht jetzt, Jamie! Geh schlafen!«

»Im Licht der Stehlampe sah Hermon, wie schlimm Alex aussah. Gesicht und Haare waren mit Blut und Schweiß verklebt, seine Lippen zerbissen, und seine Haut wirkte grau. Seine Hände und Kleider, alles war blutverschmiert, der Druckverband durchgeblutet, aber es war kein sehr großer Fleck. Hermon stand wie zur Salzsäule erstarrt.

Abe bewahrte die Ruhe, schickte die Männer hinaus, und dann nahm er Hermon in den Arm, strich ihr über die Locken und flüsterte ihr mit seiner dunklen, warmen Stimme ins Ohr: »Musst tapfer sein, Mädchen. Jetzt ist keine Zeit zum Weinen. Geh in die Küche, mach Wasser heiß, wir müssen ihn erst mal sauber kriegen.«

»Ja – ist gut, Abe.«

Hermon tastete sich durch den dunklen Salon, zündete mit zitternden Händen die Lampe an, dann machte sie Feuer im Herd und setzte Wasser auf. Aber sie hatte keine Geduld zu warten und ging zurück in die Schlafkammer. Abe hatte Alex das Hemd ausgezogen und die Hose bis zum Bund aufgeschnitten, damit er das Bein nicht bewegen musste, um sie auszuziehen.

Kopfschüttelnd betrachtete er die unzähligen Narben auf seinem Körper. Hermon brachte die schmutzigen Kleider in die Badestube, dann kam sie mit Wasser und Tüchern zurück.

Abe reinigte zuerst die Kopfwunde, die sich als relativ harmlos erwies, wusch Alex von Kopf bis Fuß, dann deckte er seinen nackten Körper mit dem Laken zu.

»Mehr können wir im Augenblick nicht tun, wir müssen warten, bis der Doc kommt.«

»Danke, Abe.« Er zuckte die Achseln: »Viel konnte ich ja nicht tun.«

»Doch! Du hast eine Menge getan, Abe.« Sie lehnte ihren Kopf einen Augenblick an seine breite Brust.

»Versuch ihn dazu zu bringen, dass er trinkt.«

»Ja, das mache ich. Geh schlafen, Abe.«

»Aber wecke mich, wenn du mich brauchst, egal, wann es ist.«

Er schlich sich leise hinaus. Minutenlang stand Hermon hilflos und verloren einfach nur da. Dann schob sie einen Stuhl ans Bett, ließ sich darauf sinken und starrte Alex an, der unruhig und mühsam atmend vor sich hindöste. Sie griff nach seiner Hand und fühlte seinen Puls. Noch war er gleichmäßig und kräftig.

Er ist stark wie ein Ochse, hatte Black Abe gesagt. Aber das änderte nichts daran, dass sein Bein völlig zertrümmert war. Was konnte ein Arzt da noch tun? Welche Möglichkeiten gab es? Sie wusste es, wollte es aber noch nicht glauben.

Er muss trinken! Sie holte einen Krug Wasser aus der Küche. Dann hörte sie die Haustür und blieb in der Dunkelheit des Salons stehen. Black Abe war noch einmal zurückgekommen und gab ihr ein kleines Fläschchen: »Gib ihm davon in sein Getränk, es ist Laudanum.«

»Ja, danke Abraham.« Sie kehrte an Alex’ Bett zurück und bemühte sich, ihn zum Trinken zu bewegen.

Hermon war todmüde. Aber sie wusste, sie würde in dieser Nacht nicht schlafen. Sie musste sein Leben bewachen, bis Neal und Erin da waren.

Während Horrorbilder sich wie Gespenster in ihren Kopf drängten, tropften die Minuten mühselig dahin. Manchmal schlief sie für einen kurzen Augenblick ein, schreckte wieder hoch und gab ihm immer wieder zu trinken. Das Laudanum tat seine Wirkung. Er wurde ruhiger. Und dann schlug er die Augen auf.

Sein Blick war nun klar, aber er sah sich verwirrt um: »Chey! Wo bin ich? Was ist passiert?«

Sie wollte es ihm nicht sagen, aber er bemerkte die Angst in ihren Augen. Und dann sah er wieder den Longhornbullen über sich.

»Chey, was ist mit meinem Bein? Sag es mir.«

»Es ist gebrochen, Alex.«

Er war nun ganz klar, sie konnte buchstäblich sehen, wie die Gedanken sich hinter seiner Stirn jagten. »Neal ist auf dem Weg. Er wird sich um dein Bein kümmern.«

Über seiner Nasenwurzel bildete sich eine steile Falte: »Hör mir zu, Hermon, das Bein – er wird es mir nicht abschneiden. Du lässt das nicht zu!«

»Alex! Aber wenn...«

»NEIN!«

»Wenn es die einzige Möglichkeit ist, dein Leben zu retten?«

»Werde ich sterben! Versprich mir...«

»Nein, Alex! Das kann ich nicht! Das kannst du nicht von mir verlangen!«

Minutenlang herrschte Schweigen zwischen ihnen. Dann sagte er: »Chey, ich verlasse mich darauf, dass du nicht zulässt, was ich nicht will! Ich verlasse mich auf dich, hörst du! Ein Krüppel auf Tawamaya ist genug!« Seine Stimme war kraftlos geworden.

»Alex! Nein! Bitte, du kannst doch nicht...« Aber Alex reagierte nicht mehr.

Hermon starrte ihn an und versuchte zu begreifen. Am liebsten hätte sie ihn geschüttelt, ihn angeschrien: Das kannst du nicht von mir verlangen! Du kannst mich nicht einfach allein lassen! Und sie hatte die dumpfe Ahnung, dass eine furchtbare Entscheidung auf sie zukam.

 

Es war schon dunkel, als Erin nach Hause kam. Sie hatte den Tag mit Neal draußen auf einer Farm bei einer Geburt verbracht. Er hatte sie mitgenommen, weil er damit rechnete, dass es Probleme geben würde, denn der jungen, zierlichen Frau stand eine Zwillingsgeburt bevor.

Kurz nach Sonnenuntergang waren die Kinder endlich geboren und beide am Leben. Da die Mutter viel Blut verloren hatte, wollte Neal der Sicherheit halber über Nacht dort bleiben und am Morgen noch ein paar Patienten in der Umgebung besuchen. Aber Erin musste sich um ihre Tiere kümmern, und außerdem war sie todmüde. Doch bevor sie schlafen ging, wollte sie noch ein Bad nehmen.

Sie zündete die Stalllaterne an, sattelte ab und versorgte die Tiere. Als sie das Haus betrat, schrillte das Telefon. Wer zum Teufel rief um diese Zeit noch an?

Sie lief die Treppe nach unten, wo der Apparat stand und griff nach dem Hörer: »Doktorhaus Weston!«

»Hallo, Erin! Bist du das?«

»Ja, mit wem rede ich bitte?«

»Jam!«

»Onkel Jam! Von wo rufst du an? Ich dachte, du bist in Cheyenne!«

»Ja, da bin ich auch.«

»Ist etwas passiert?«

»Ja, ich glaube ja. Etwas ist mit Jad. Du weißt, ich spüre das. Es lässt mir keine Ruhe. Weißt du etwas darüber?«

»Nein.«

»Bitte reite zur Ranch und sieh nach. Es geht ihm schlecht. Es könnte sein, er hatte einen Unfall.«

»In Ordnung, Onkel Jam, ich mache mich sofort auf den Weg, ich kümmere mich drum.«

Sie legte auf und murmelte: »Na fein, aus dem Bad wird dann nichts!« Aber sie wusste aus Erfahrung, dass sie Jam ernst nehmen musste.

Erin lief die Treppe hinauf in die Küche und aß in aller Hast ein Stück Brot und Käse. Dann ging sie wieder nach draußen. Die Wolkendecke war aufgerissen. Der Mond und ein paar Sterne waren zum Vorschein gekommen. Das machte es leichter, den Weg zu finden.

Sie sattelte ihre Stute und nahm einen langen Mantel vom Haken im Stall, der gut verbarg, dass sie eine Frau war. Dann prüfte sie, ob Winchester und Revolver geladen waren und drückte sich einen breitrandigen, grauen Hut auf ihr langes, zum Zopf gebundenes Haar.

Doch dann lief sie noch einmal zurück ins Haus, um für Neal eine Nachricht zu hinterlassen. Er mochte es nicht, wenn sie in der Nacht allein draußen herumritt. Doch nun ging es nicht anders. Und dann holte sie noch die zweite Arzttasche, die Neal für sie hergerichtet hatte. Hin und wieder, wenn er weit entfernt Hausbesuche machte, konnte sie ihn in Notfällen vertreten, denn sie hatte von ihrem Mann genug gelernt, um Menschen zu behandeln, wie auch er ihr manchmal mit den Tieren zur Seite stand.

Sie verschloss die Tür, befestigte die Tasche am Sattel, dachte sehnsüchtig an ihr weiches Bett und saß auf. Die Stute trabte munter los. Pferd und Reiterin verschmolzen mit dem Grau der Nacht.

 

Hermon hatte die ganze Nacht an Alex’ Krankenlager verbracht. Manchmal war sie für kurze Zeit eingenickt. Alex war nicht wieder zu sich gekommen, aber er war ruhig. Das Laudanum hatte seine Wirkung getan, doch er schwitzte stark und hatte Fieber.

Als es dämmerte, kam Black Abe herein, um noch einmal nach ihm zu sehen. Hermon sah ihn fragend an. Er meinte: »Könnte schlimmer sein. Der Fuß ist immerhin durchblutet. Das ist bei dieser Verletzung ein Wunder. Leg dich schlafen, Hermon, ich bleibe jetzt bei ihm.«

»Nein, Abe, wenn ich jetzt schlafen gehe, bekomme ich die Augen nicht mehr auf. Ich will wach sein, wenn Neal kommt. Ich gehe in die Küche und mache uns einen Kaffee.«

Während sie am Herd stand und darauf wartete, dass der Kaffee kochte, liefen ihr die Tränen übers Gesicht. Aber sie rief sich selbst zur Ordnung. Jetzt ist keine Zeit zum Weinen! Nur nicht nachdenken! – Aber sie schaffte es nicht mehr. Sie hatte das Bein gesehen, und sie wusste, was Neal sagen würde. Aber Alex hatte gesagt: Ich verlasse mich darauf, dass du nicht zulässt, was ich nicht will. 

Ihre Hände zitterten, sie konnte die Tassen kaum halten. Als sie durch den dunklen Salon zurück ins Krankenzimmer ging, hatte sie das Gefühl, in einen Abgrund zu stürzen.

Sie reichte Abe die Kaffeetasse, setzte sich wieder ans Bett und trank das heiße, bittere Gebräu, Schluck für Schluck, keine Zeit zum Schlafen!

»Es geht ihm gar nicht so schlecht«, bemerkte Abe, »sein Kreislauf ist noch erstaunlich stabil.«

»Aber er ist nicht bei sich.«

»Das ist gut so, sonst würde er die Schmerzen nicht aushalten.«

»Abe, glaubst du, sein Bein ist zu retten?« Er sah sie an, zögerte mit der Antwort.

»Ich muss ehrlich sein, Hermon! Nein! Der Knochen ist völlig zertrümmert.«

»Alex war in der Nacht kurze Zeit bei sich. Er hat gesagt, er will lieber sterben, als sein Bein zu verlieren. Ich weiß nicht, was ich tun soll, Abe?«

»Ich fürchte, da kann ich dir nicht raten. Das musst du mit deinem Gewissen abmachen.«

Sie atmete heftig, kämpfte wieder gegen die Tränen: »Wie kann ich ihn sterben lassen?«

»Wird er ohne das Bein leben können?«

»Jam kann es auch.«

»Ich glaube, das ist etwas anderes.«

»Wenn Jam nur da wäre, er wüsste, was richtig ist.«

Hermon horchte auf. Im Hof waren Geräusche und Stimmen. Sie ging in den Salon und zündete mit zitternden Fingern das Licht an. Da kam Miles hereingestürmt: »Hermon, wie geht es ihm? Lebt er?«

»Hast du den Doc mitgebracht?«

»Ja, aber es ist Doc Prescott. Ich konnte Doc Weston nicht finden, und Misses Erin auch nicht.«

Hermon kannte Doc Prescott. Er praktizierte seit etwa zwei Jahren in Billings. Die Stadt war längst zu groß für einen einzigen Arzt. Neal hatte eine durchaus gute Meinung über ihn. Dennoch war sie enttäuscht.

Als der Doktor den Salon betrat, verließ Abe das Krankenzimmer und ging wortlos hinaus.

»Brauchst du mich noch, Hermon?«, fragte Miles. Er war nach dem langen Ritt völlig am Ende. »Geh schlafen, Miles, danke.«

Der Doc reichte ihr die Hand: »Sam Prescott, Mrs. Mehegan.«

»Ja, ich weiß.«

»Es tut mir leid, Sie haben ihren Schwiegersohn erwartet, aber Sie müssen nun wohl mit mir Vorlieb nehmen. Wie geht es ihrem Mann?« Er nahm seinen schwarzen, verstaubten Hut ab und legte ihn auf den Tisch. Hermon musterte ihn mit einem kritischen Blick. Er wirkte nicht ungepflegt. Sein Haar war kurz geschnitten, sein Bart sauber gestutzt, aber aus seiner eher nachlässigen Kleidung schien er seit Tagen nicht herausgekommen zu sein. Doch ein kurzer Blick auf seine Hände zeigte ihr, dass seine Nägel kurzgeschnitten und sauber waren.

Hermon hielt sich nicht mit Erklärungen auf: »Kommen Sie, Doktor.« Sie ging voraus, blieb aber in der Krankenstube an der Tür stehen. Der Doc stellte seine Tasche ab und machte sich daran, den Patienten zu untersuchen. Da er keine Fragen stellte, ging sie davon aus, dass Miles ihm erzählt hatte, was geschehen war. Der Arzt schlug die Decke zurück, doch als er sah, dass Alex völlig nackt war, entblößte er nur das Bein.

Hermon trat nervös von einem Fuß auf den anderen, und der Schweiß brach ihr aus allen Poren, während der Doc den Verband löste und sich die Verletzung ansah. Dann legte er einen neuen Verband an. Er arbeitete ruhig und geschickt. Schließlich stand er auf und wandte sich Hermon zu: »Haben Sie ihm irgendetwas gegeben?«

»Laudanum.« Der Doc nickte. Ihr fiel auf, dass er sehr blaue Augen und eine Narbe in der linken Braue hatte. »Sein Zustand ist relativ stabil und die Schlagader ist unverletzt, sonst wäre er längst verblutet. Aber die Knochen sind hoffnungslos zertrümmert. Ich muss das Bein unter dem Knie abnehmen.«

»Nein! Das kann ich nicht zulassen! Das wäre gegen den Willen meines Mannes.«

»Mrs. Mehegan, dann wird er sterben!«

Hermon starrte den Arzt verzweifelt an: »Ich will nicht, dass er stirbt! Aber kann ich gegen seinen Willen handeln? Ich weiß nicht, was ich tun soll, Doc.«

»Da kann ich nicht helfen, Mrs. Mehegan. Sie müssen das mit Ihrem Gewissen ausmachen. Sie haben Zeit, darüber nachzudenken. Zum Operieren brauche ich eine ruhige Hand und Tageslicht. Im Augenblick habe ich weder das eine noch das andere. Sicher gibt es einen Platz, wo ich zwei Stunden schlafen kann. Bis dahin haben Sie Zeit, alles zu überdenken.«

Mit einem Blick auf Alex ging sie voraus, brachte ihn in die Schlafkammer hinter dem Arbeitszimmer und richtete ihm das Bett.

Als sie durch den Salon ging, kam Lil die Treppe herunter: »Hermon, was ist? Habt ihr Alex gefunden?«

»Ja.«

»Aber du siehst so aus, als hättest du kein Auge zugemacht!«

Sie nickte und erzählte ihr mit knappen Worten, was sich zugetragen hatte.

»Oh mein Gott!«, murmelte Lil entsetzt.

»Ich weiß nicht, was ich nun tun soll, wie ich entscheiden soll.«

»Hermon, ich könnte nicht zusehen, wie mein Mann stirbt, so lange es einen Weg gibt, ihn zu retten.«

»Ich habe Angst, dass er mich für den Rest seines Lebens dafür hassen wird, wenn er ohne sein Bein weiterleben muss. Und das würde ich nicht ertragen.«

»Tu, was dein Gewissen dir sagt, Hermon. Diese Entscheidung kann dir niemand abnehmen.«

»Wenn Jam da wäre....«

»Kann ich dir sonst irgendwie helfen?«

»Ja, kümmere dich um das Frühstück für die Kinder. Sag ihnen, dass Alex verletzt ist, und dass ich bei ihm bin. Aber sag ihnen nicht, wie ernst es ist. Dann geh mit ihnen hinüber zu Ella Jo. Ich will nicht, dass sie mitbekommen, was heute hier vorgeht.«

»Was soll ich Ella Jo sagen?«

»Sie weiß Bescheid. Carlos war dabei gewesen, als wir Alex nach Hause gebracht haben.«

Hermon ging zurück ins Krankenzimmer und zog die Vorhänge auf. Es dämmerte. Ein neuer Tag. Hermon sah wieder das Bild vor sich, wie Alex sich lachend von ihr verabschiedet hatte. Würde es das Bild von ihm sein, mit dem sie sich für den Rest des Lebens begnügen musste?

Sie setzte sich wieder zu ihm. Er fieberte, war wieder unruhig und murmelte unverständliche Worte. Hermon kühlte sein Gesicht und gab ihm zu trinken. Dann nahm sie seine raue Hand und legte sie an ihre Wange: »Was soll ich nur tun, Alex? Ich will dich nicht verlieren! Ich liebe dich.«

Aber sie erhielt keine Antwort. Und dieses Mal wagte sie nicht, Gott um ein Wunder zu bitten. Dieses Wunder gab es nicht. Nichts auf der Welt konnte ihr diese Entscheidung abnehmen.

»Ich will das nicht, Alex! Ich will nicht über dein Leben entscheiden!«

Und dann weinte sie doch.

 

Lil hatte ihre Sache gut gemacht. Aber als Hermon die Stimmen der Kinder hörte, fühlte sie sich noch elender. Wie sollte sie es Peppa sagen? Wie würde Erin reagieren?

Lil verließ mit den Kindern das Haus. Nun herrschte Totenstille. Nur Alex’ Atem war zu hören. Die Zeit verging unaufhaltsam, und sie hatte keine Antwort.

Sie hörte Schritte auf den Dielen. Es klopfte an die Tür. Hermon fuhr zusammen. Aber es war nicht der Doc, der den Kopf hereinsteckte, es war Carlos.

»Hermon, wie geht es Alex? Ella Jo will es wissen. Lil wollte vor den Kindern nichts sagen.«

»Ach, frag nicht, Carlos!«

Er trat ein, sah erst Alex, dann Hermon an. Ihm entging nicht, dass sie geweint hatte, und er stellte keine Fragen mehr, überwand alle Konventionen und nahm sie in den Arm: »Es ist furchtbar, Hermon. Aber ganz gleich was geschieht, ich bin immer für dich da.«

»Danke, Carlos«, sie brachte ein winziges Lächeln zustande. Seine sachlichen Worte hatten etwas Tröstliches. »Kümmere dich um Ella Jo und Peppa. Das hier muss ich allein durchstehen.« Carlos nickte und ging.

Ich muss es entscheiden! Mir bleibt keine Wahl!

Dann stand Doc Prescott in der Tür. Und hinter den Bergen ging die Sonne auf.

 

»Also wie sieht es aus, Mrs. Mehegan, soll ich Vorbereitung treffen?«

Hermon starrte ihn an wie einen Geist. »Haben Sie mich verstanden, Mrs. Mehegan?«

»Er hat Fieber«, sagte sie.

Der Doktor trat zu Alex ans Bett und untersuchte ihn noch einmal mit wenigen Handgriffen.

»Es wird höchste Zeit. Also wie haben Sie entschieden?«

»Ich kann nicht... ich... ich brauche noch eine kurze Bedenkzeit. Bitte bleiben Sie einen Augenblick bei ihm. Ich muss an die Luft! Ich kann hier keinen klaren Gedanken fassen.«

»Eine halbe Stunde, nicht länger.«

»Ja! Danke.« Hermon rannte fluchtartig aus dem Zimmer, durch die Küche in den Garten. Die Morgenluft war frisch. Ein kühler Wind strich ihr übers Gesicht und durch die Locken. Sie lief zur Koppel. Die Sonne machte den Morgen hell.

Das alles musste ein böser Traum sein!

Sie rief Sinaska, umarmte sie. Ihr warmes, weiches Fell fühlte sich gut und vertraut an. Hermons Kopf war leer. Wie konnte sie eine Antwort finden? Es gibt keine Lösung. Ich kann es nicht entscheiden. 

Sinaska entglitt ihr und trabte davon. Verlassen stand sie mitten in der Koppel und sah sich um. Tawamaya ohne Alex! Nur noch ein stiller Grabhügel auf dem kleinen Friedhof bei Timmy, Chuck, Butch, Old Abe und all den anderen. Wie konnte das geschehen.

Und Jam, wie würde er damit klarkommen? Was würde aus Tawamaya werden?

Ihr Herz wurde schwer wie ein Stein.

Zwischen den Stämmen der Hemlocks stand eine regungslose Gestalt. Der Wolf sah zu ihr herüber. Jared! Wenn er nur hier wäre! Noch nie hatte sie sich so verlassen gefühlt. Sie wusste, die Zeit war um. Der Doc erwartete sie. Es gab kein Entrinnen.

Angezogen vom Blick des Wolfes ging sie auf die Hemlocks zu. Der Wolf lief davon, verschwand im gleißenden Sonnenlicht.

Wie eine Traumwandlerin setzte Hermon einen Fuß vor den anderen.

Ich werde die Antwort wissen.

Sie ging über den Hof zur Haustür. Aus dem Bunkhaus hörte sie Stimmen. Der Schornstein der Bunkhausküche qualmte. Henry lärmte im Stall. Die Sonne lachte über ihre Verzweiflung. Wie konnte das Leben einfach weitergehen?

Sie drehte sich noch einmal um, da nahm sie den Reiter wahr, der im Galopp heranpreschte. Sie blieb stehen. Nein – das war kein Reiter, das war Erin!

Sie rannte los und prallte fast mit dem Pferd zusammen. Erin sprang ab: »Mum, was ist passiert?«

»Woher weißt du...«

»Jam hat mich angerufen! Er sagte, etwas ist mit Dad nicht in Ordnung.«

»Ein Longhornbulle ist über ihn getrampelt. Sein Bein ist zertrümmert und...«

»Mrs. Mehegan!« Der Doc stand in der Tür.

»Miles konnte Neal nicht finden.«

Erin sah in das verweinte, übernächtigte Gesicht ihrer Mutter und begriff die Situation.

Doc Prescott kam mit großen Schritten heran: »Mrs. Weston, es ist gut, dass Sie da sind!«

»In welchem Zustand ist mein Vater?«

»Es grenzt an ein Wunder, dass er überhaupt noch lebt. Das Bein muss sofort amputiert werden. Dann hat er eine Chance, zu überleben.«

Erin sah ihre Mutter an. »Dein Dad will das nicht. Er hat gesagt, er verlässt sich darauf, dass ich das nicht zulasse! Er will nicht ohne sein Bein weiterleben. Was soll ich tun, Erin?«

Der Doktor schüttelte ratlos den Kopf: »Ich brauche jetzt eine klare Antwort!«

Plötzlich verließ Hermon alle Kraft. Ihr wurde schwindelig. Die Welt drehte sich. Sie verstand nicht mehr, was Erin mit dem Doc redete. Dann begriff sie ein einziges Wort: »NEIN!«

Es brachte sie wieder zu sich.

»Sie wollen Ihren Vater also sterben lassen?«

Erin entgegnete: »Es gibt vielleicht einen anderen Weg.«

Hermon war wieder da. Und sie wollte glauben, was sie hörte.

»Das glauben Sie doch selbst nicht, Mrs. Weston!« Aber Erin ging nicht darauf ein: »Mum, vertraust du mir?«

Hermon sah ihr in die Augen, Alex’ Augen. »Ja, Erin.«

»Dann werde ich hier wohl nicht mehr gebraucht«, sagte Doc Prescott mit verschlossener Miene. »Doch, Doc! Bitte tun Sie alles Nötige, dass mein Vater stabil bleibt, bevor Sie gehen. Ich bin froh, dass Sie gekommen sind. Wie steht es um seinen Kreislauf?«

»Er ist noch erstaunlich stabil.«

»Wie lange wird er durchhalten.«

»Schwer zu sagen. Zwei, drei Tage höchstens. Aber dafür gibt es keine Garantie. Ich werde noch einmal nach ihm sehen.« Er wandte sich ab und ging ins Haus.

»Erin, was hast du vor?«, wollte Hermon nun wissen. »Mum, ich brauche ein frisches Pferd. Ich denke, ich kann den Frühzug nach Billings abfangen. Neal und ich haben da so ein Abkommen mit dem Zugführer, dass er uns, wenn nötig, auf freier Strecke ein Stück mitnimmt, hinten im Gepäckwagen, mit Pferd. Ich muss Neal finden. Er hat einen Studienkollegen, der sich auf Knochenchirurgie spezialisiert hat. Er ist ein Genie auf seinem Gebiet.«

»Du weißt nicht, wie sein Bein aussieht.«

»Holst du mir ein Pferd, ich bin gleich zurück.« Sie folgte dem Doc ins Haus.

Hermon rannte zur Koppel, sattelte Sinaska und brachte sie auf den Hof. Da stürmte Erin aus dem Haus: »Doc Prescott hat gesagt, dass sein Fuß noch durchblutet ist. Wenn irgendjemand Dads Bein retten kann, dann Ben Wagner. Ich muss los. Kümmere dich um Dad.«

»Nimm Sinaska.«

»Gut!«, sie küsste ihre Mutter, dann saß sie auf.

Hermon sah ihr nach. Ihre Knie zitterten. Entkommen! Erin hatte ihr die Entscheidung abgenommen. Und in der Finsternis war ein Lichtschimmer.

 

Doc Prescott hatte Alex mit allem versorgt, was ihm helfen konnte, und das Bein noch einmal so stabil wie möglich verbunden, denn es hörte nicht völlig auf zu bluten.

Hermon hatte ihm über die Schulter geschaut. Die Wunde sah entsetzlich aus, und der Fuß war geschwollen. Aber der Doc arbeitete auch jetzt ruhig und gründlich. Dann gab er Hermon noch ein paar Anweisungen, verabschiedete sich und ging ohne weiteren Kommentar.

Hermon wich nicht von Alex’ Seite. Zwei oder drei Tage hatte Prescott ihm gegeben.

Als er fort war, kam Black Abe herüber. Hermon erzählte ihm alles, schüttete ihm ihr Herz aus. Am Ende sagte er nur: »Ich werde beten.«

Hermons Arbeit bestand darin, das Fieber zu senken und Alex zum Trinken zu bewegen. Er öffnete ein paar Mal die Augen, aber er kam nicht wirklich zu sich.

Hermon klammerte sich an die winzige Hoffnung. Trotzdem war ihr klar, dass Doc Prescott womöglich doch recht behalten würde. Und dann schlief sie auf ihrem Stuhl einfach ein.

Sie erwachte, als Lil ihr über die Wange strich und fuhr erschrocken hoch. Sonnenlicht durchflutete das Zimmer. Alex’ Körper glänzte schweißnass.

Lil hatte ihr einen Teller mit Fleisch und Gemüse gebracht: »Du musst etwas essen, Hermon. Du brauchst deine Kraft.«

»Wie spät ist es?«

»Mittag.«

»Ich kann nichts essen.«

»Nur ein paar Bissen.«

Sie würgte gehorsam etwas hinunter.

»Ich habe die Kinder drüben gelassen.«

»Wie geht es Peppa?«

»Sie weiß nicht, wie schlimm es ist.«

Dann war Hermon wieder allein, klammerte sich an Alex’ Hand, wusch ihn ab, ließ ein paar Tropfen Wasser über seine Lippen rinnen. Und mit jeder Stunde starb ein Stück ihrer Hoffnung. Erin hatte so sicher entschieden, und Hermon war gerne bereit, ihr zu glauben. Aber nun hatte sie nur noch Angst, dass alles eine kurze Illusion war.

 

Am Nachmittag kamen Carlos und Ella Jo herüber. Sie umarmte ihre Mutter und bestand darauf, ihren Vater zu sehen. Und dann überredete sie Hermon, ein paar Stunden zu schlafen.

»Mama, weißt du, wie du aussiehst! Reicht es nicht, dass ich mir Sorgen um meinen Vater machen muss? Ich weiß Bescheid. Carlos hat mir alles erzählt. Ich bin kein Kind mehr. Ich bleibe jetzt bei Dad, und du wirst schlafen.«

»Noch nie hatte Hermon ihre Tochter so energisch erlebt, und sie hatte keine Kraft mehr, Widerstand zu leisten. Also legte sie sich auf das zweite Bett und schlief nach wenigen Minuten ein. Aber sie schlief unruhig und wachte schon bald wieder auf.

»Ach Ella Jo, es hat keinen Sinn, ich kann nicht schlafen und muss bei Alex sein. Aber Du kannst mir noch helfen, deinen Dad zu waschen und das Bett frisch zu machen. Er hat alles durchgeschwitzt.«

Ella Jo ging ihrer Mutter bereitwillig zur Hand. Als Alex in frischen Laken lag, schickte Hermon sie nach Hause. »Ich schaffe das schon. Denk an dein Kind, meine Susweka, und kümmere dich um Peppa und die Jungen.«

 

Es war später Vormittag, als Erin nach Hause kam. Neal hielt um diese Zeit Sprechstunde ab.

Sie stürmte ins Haus, lief die Treppe hinunter, eilte durch das Wartezimmer, wo noch drei Leute saßen und platzte ohne anzuklopfen ins Behandlungszimmer. Neal stand hinter dem Schreibtisch und verabschiedete eben eine Patientin. Als er Erin erblickte, abgehetzt und zerzaust, da wusste er, auf Tawamaya war eine Katastrophe geschehen.

Erin trat zur Seite, ließ die Frau hinaus und schlug die Tür zu.

»Neal, DadhateinzertrümmertesBeindumusstsofortBenanrufen!«

»Moment, Erin, langsam! Komm, setz dich erst einmal!« Dann drückte er ihr ein Glas Wasser in die Hand: »Trink das!« Sie stürzte das Wasser hinunter. »So, und jetzt noch einmal langsam.«

Erin schaffte es nun, sachlich zu berichten, was sich auf Tawamaya ereignet hatte. Und dann bestürmte sie Neal: »Weißt du, wo Ben Wagner ist? Du musst versuchen, ihn anzurufen. Er ist der Einzige, der Dad vielleicht noch helfen kann.«

»Ich versuche es, Erin. Es kann sein, dass er sich noch in Miles City aufhält. Aber bitte, du darfst dir nicht zu viel davon versprechen.«

»Wir müssen es wenigstens versuchen!«

»Gut, dann schicke die Leute nach Hause. Sag ihnen, es gibt einen Notfall.«

Neal experimentierte über eine halbe Stunde mit dem Telefon, ließ immer neue Verbindungen herstellen, und dann hörte er tatsächlich Bens Stimme am anderen Ende: »Hallo Neal! Das ist aber eine Überraschung! Wie geht es dir?«

»Ben, kannst du herkommen?«

»Wann?«

»Sofort! Mein Schwiegervater hatte einen Unfall. Sein Bein, sein Unterschenkel ist völlig zertrümmert. Unser hiesiger Arzt wollte es amputieren.«

Am anderen Ende der Leitung war es still. Neal wartete.

»Ben? Bist du noch dran?«

»Ja. – Ich komme! Ich bin schon so gut wie unterwegs. Ich muss hier nur ein paar Dinge regeln. Der nächste Zug fährt, so glaube ich, heute Abend spät.«

»In Ordnung. Ich werde mich erkundigen, wann er in Billings einläuft. Wir steigen dann zu. Der Zugführer lässt uns auf der Höhe von Tawamaya aussteigen. So kommen wir am schnellsten auf die Ranch.«

»Gut. Bis später.«

»Danke, Ben.« Er legte den Hörer auf und ging hinauf in die Küche, wo Erin ungeduldig wartete. »Hast du ihn erreicht, Neal?«, fragte sie angstvoll.

»Ja. Er kommt, Erin.« Sie fiel ihm um den Hals.

 

Als es Nacht wurde, stieg das Fieber, und Alex wurde wieder unruhig. Hermon wich nicht von seiner Seite. Sie hatte Angst, dass er die Nacht nicht überleben würde.

Hermon erinnerte sich an die Nacht in der Hütte am Big Horn Canyon, und sie hatte das Gefühl, alles schon einmal erlebt zu haben. Wachen und Traum vermischten sich, sie vermochte nicht mehr zu unterscheiden. Und dann starrte sie ungläubig auf das heller werdende Fenster. Ein neuer Morgen!

Alex lag nun in tiefer Bewusstlosigkeit. Er hatte zu viel Blut verloren, und Hermon war klar, ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Sie nahm seine heiße Hand. Obwohl sie hin und wieder geschlafen hatte, war auch ihre Kraft am Ende. Gab es noch irgendetwas zu tun? Sie hörte Geräusche von der Küche. Lil brachte Kaffee.

»Wie geht es ihm?« Hermon zuckte die Achseln: »Vielleicht hätte ich doch auf Doc Prescott hören sollen. Ich glaube, er wird keinen Tag mehr überstehen. Am Ende ist doch alles sinnlos.«

Sie konnte nicht einmal mehr weinen. Eine dumpfe Gleichgültigkeit kam über sie.

Als Lil gegangen war, hörte Hermon Stimmen vom Hof. Die Männer brachen zur Arbeit auf. Rufe, Hufschlag, Pferdewiehern.

Eine helle Stimme ließ Hermon aufhorchen. Sie stand auf, dehnte ihren schmerzenden Rücken, ging zum Fenster und wurde hellwach. Vor dem Stall standen Erin, Neal und ein Fremder. Er war groß und dünn und trug eine Nickelbrille. War das der Arzt, von dem Erin gesprochen hatte? Sie ging zur Haustür. Ihre Beine wollten kaum gehorchen. Als sie den Vorbau betrat, sah der Fremde zu ihr herüber und kam sofort mit großen Schritten auf sie zu: »Mrs. Mehegan?«

»Ja.« Er reichte ihr die Hand. »Ich bin Ben Wagner. Wo ist ihr Mann?«

»Kommen Sie«, sagte sie nur und ging voraus. Die Stunde der Wahrheit!

Sie blieb an der Tür stehen, als er sich über das Bett beugte, und wartete, ohne hinter seinem Rücken zu sehen, was er tat. Er schlug das Laken zur Seite.

Hermon erwartete, dass er bedauernd den Kopf schütteln würde.

Nach einer gefühlten Ewigkeit drehte er sich zu ihr um und sah sie mit klugen, freundlichen Augen an. Obwohl er einen langen, anstrengenden Weg hinter sich hatte, strahlte er Ruhe aus.

Mrs. Mehegan, können Sie mir heißes Wasser, Seife und ein reines Tuch bringen?«

»Ich mache das, Mum«, Erin stand hinter ihr. Dann trat auch Neal ein und unterhielt sich leise mit Wagner. Hermon setzte sich wieder, sie fühlte sich so kraftlos.

Erin kam schnell mit dem Gewünschten zurück. Ben Wagner schrubbte seine Hände sorgfältig, bevor er seine Tasche öffnete, eine Schere herausnahm und den Verband entfernte. Hermon wurde ganz elend. Wagner untersuchte die Wunde akribisch und murmelte etwas vor sich hin. Dann erhob er sich, bat Neal, den Verband zu erneuern und wandte sich Hermon zu, die ihn mit angstvollem Blick anstarrte.

»Ich will nicht lange herumreden, Mrs. Mehegan. Es ist höchste Zeit! Gibt es im Haus einen hellen Raum mit einem großen Tisch?«

»Die Küche«, antwortete Erin. »Ausgezeichnet!«, sagte der Mann.

»Heißt das, Sie wollen... Sie können das Bein retten?«

»Deshalb bin ich hier.«

»Aber die Knochen sind völlig zertrümmert.«

»Das habe ich gesehen.«

Hermon starrte Ben angstvoll an.

»Ich kann Ihnen nicht versprechen, ob es gelingen wird, aber ich werde mein Möglichstes tun. Und ich kann Ihnen versichern«, er setzte ein fröhliches Lächeln auf, »ich bin ziemlich gut in meinem Job.«

»Wenn Sie das schaffen, Doc, wird er dann wieder laufen können auf diesem Bein?«

»Das will ich hoffen! Sonst wäre ja die ganze Arbeit für die Katz. Und jetzt zeigen Sie mir Ihre Küche«, sagte er auf eine scheinbar unbekümmerte Art.«

Hermon ging voraus. Sie konnte nicht glauben, was sie gehört hatte. War das Ganze ein schlechter Scherz, etwas, das Erin hinter ihrem Rücken ausgehandelt hatte?

Ich bin verrückt, ich bin schon am Durchdrehen! Das würde Erin niemals tun. Dann hätte sie Prescott nicht wegschicken brauchen.

Sie öffnete die Küchentür und ließ Wagner eintreten. Er sah sich zufrieden um: »Wunderbar! Daraus machen wir jetzt mal einen O.P. Er lächelte, als sei es ein spannendes Spiel.

»Ihr bereitet alles vor«, sagte er zu Erin und Neal, »ich brauche wenigstens eine Stunde Ruhe.«

»Geht in Ordnung«, erklärte Erin, »kommen Sie Ben, wir suchen erst mal ein passendes Bett.«

Bevor sie gingen, sagte er mit seinem unbekümmerten Lächeln zu Hermon: »Kopf hoch, wir schaffen das schon.«

Hermon hatte das Gefühl in einem unwirklichen Traum zu sein.

»Wo sind all die anderen?«, wollte Neal wissen. »Ich habe Lil mit den Kindern zu Ella Jo geschickt. Was soll ich tun, Neal?«

»Wir brauchen viel heißes Wasser und Seife und alle reinen Laken, die du im Schrank hast.«

Hermon brachte das Feuer wieder in Gang, das Lil in der Frühe angezündet hatte. Neal betätigte die Pumpe, und sie füllte Töpfe mit Wasser.

Der Kaffee und die Bewegung hatten ihre Wirkung getan. Ihr Körper gehorchte ihr wieder. Schließlich kam Erin zurück und in der Küche brach nun eine hektische Geschäftigkeit aus.

Sie räumte alle herumliegenden Gegenstände weg, und dann wurden der Tisch und alle brauchbaren Arbeitsflächen mit heißer Seifenlauge geschrubbt.