Tearmoon Empire: Die Chroniken der Heiligen(?!) Mia (Light Novel): Band 2 - Nozomu Mochitsuki - E-Book

Tearmoon Empire: Die Chroniken der Heiligen(?!) Mia (Light Novel): Band 2 E-Book

Nozomu Mochitsuki

0,0
8,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 468

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Cover

Farbseiten

Karte

Charaktere

Teil 1: Die Prinzessin auf dem Schafott II

Kapitel 1: Eine schauderhafte Vorahnung

Kapitel 2: Prinzessin Mia von ihrer brillantesten Seite III

Kapitel 3: Am Verhandlungstisch

Kapitel 4: Die Einhornhaarnadel

Kapitel 5: Die Würfel liegen in Mias Hand

Kapitel 6: Die Pferdewaschtinktur und der Egoismus der Prinzessin

Kapitel 7: Die Kutschfahrt einer erzürnten Mia

Kapitel 8: Ludwig schmiedet Ränke

Kapitel 9: Die Prinzessin mit den Hochleistungsaugen

Kapitel 10: Schadenfreude

Kapitel 11: Ludwig, der Anwerber

Kapitel 12: Mia weint, ist hilflos und fühlt sich alleingelassen

Kapitel 13: Mias eindringliche Bitte

Kapitel 14: Mia erhält eine Standpauke!

Kapitel 15: Fantasien auf Hochtouren! (Ludwigs)

Kapitel 16: Prinzessin Mia setzt ein gerissenes Grinsen auf

Kapitel 17: Riesenwelle in Sicht!!!

Kapitel 18: Plötzlich verschwunden! / Interludium

Kapitel 19: Die Weise des Kaiserreichs (im Liebesmodus) trifft eine Wahl

Kapitel 20: Alle Figuren stehen auf dem Spielbrett ...

Kapitel 21: Ein wehmütiges Gebet und das Seufzen einer Maid ...

Kapitel 22: Prinzessin Mia und die korrekte Form der mündlichen Beatmung

Kapitel 23: Eine Erwachsene, vor der sich ein jeder hüten sollte

Kapitel 24: Prinzessin Mia probiert Pilze!

Kapitel 25: Mia haut richtig rein! Und schmatzt beim deliziösen Haseneintopf, was das Zeug hält!

Kapitel 26: Der Weg zu einem Wunder und Annes Vertrauen

Kapitel 27: Vorwärts, meine gefürchtete Diamantinfanterie!

Kapitel 28: Der Intrigant ist verwirrt!

Kapitel 29: Diamantsoldaten

Kapitel 30: Prinzessin Mia wird entführt!

Kapitel 31: Ein künstlicher Funken

Kapitel 32: Lambert, Anführer und Aufwiegler

Kapitel 33: Mia und Sion kommen zu ein und demselben Schluss!

Kapitel 34: Prinzessin Mias Blutkreislauf kommt wieder in Schwung

Kapitel 35: Schwarze und Weiße Krähen

Kapitel 36: Das wuchernde Unkraut der Hoffnung

Kapitel 37: Prinzessin Mia verkündet ihre Entschlossenheit

Kapitel 38: Ein Wiedersehen und ein Duell ...

Kapitel 39: Der Stärkste des Kaiserreichs vs. der Eisenspeer

Kapitel 40: Mias „göttliche“ Rede

Kapitel 41: Prinzessin Mia verpasst einen heftigen Tritt!

Kapitel 42: Eine gutmütige Überzeugung

Kapitel 43: Sie ist im Anmarsch! (Prinzessin Mia)

Kapitel 44: Das Wunder des Pferdewaschmittels (mit Bezug auf seinen Reibungskoeffizienten)

Kapitel 45: Um nicht welken zu lassen, was mit größter Sorgfalt gepflegt wurde

Teil 1 Epilog: Die habgierige und selbstsüchtige Prinzessin

Die Einladung zur Mondscheingesellschaft

Mias Tagebuch der Entzückung

Nachwort

Über JNC Nina

Impressum

Orientierungsmarken

Farbseiten

Inhaltsverzeichnis

Teil 1: Die Prinzessin auf dem Schafott II

Kapitel 1: Eine schauderhafte Vorahnung

Die Sommerferien hatten begonnen und viele Schüler der Sankt-Noel-Akademie waren bereits auf dem Heimweg. Mia bildete dabei keine Ausnahme. Sie saß in einer Kutsche, die über holprige Pfade auf ihr Kaiserreich zusteuerte, und beschloss, seit Langem wieder einmal einen Blick in ihr blutbeflecktes Tagebuch zu werfen. Vielleicht hat sich ja schon etwas an meiner Zukunft geändert, dachte sie hoffnungsvoll, als sie es öffnete, doch dann ...

„Nun, das ... habe ich mir schon gedacht ...“ Niedergeschlagen stieß die Prinzessin einen tiefen Seufzer aus.

Der Ausgang wäre nach aktuellem Stand derselbe: Sie würde immer noch auf dem Schafott hingerichtet. Und auch der Hauptteil ihrer Lebensgeschichte bliebe im Wesentlichen unverändert. Die Hungersnot würde trotz ihrer Bemühungen ausbrechen und das Kaiserhaus im Zuge der darauffolgenden Revolution untergehen.

Selbstverständlich fanden sich in den Aufzeichnungen auch ein paar Veränderungen. Während in ihrem letzten Leben das gesamte Volk die Kaiserfamilie verachtet hatte, sollte sich in der umgeschriebenen Zukunft eine kleine Freischar bilden, die hauptsächlich aus den Bewohnern des Neumondviertels bestünde. Ihre Treue gälte nicht der Tearmoon-Familie als Ganzes, sondern Mia allein und sie würden ihr zu Hilfe eilen. In Zusammenarbeit mit der kaiserlichen Garde gelänge es ihnen schließlich, der Revolutionsarmee erheblich zu schaden. Überdies würde es anscheinend eine beachtliche Anzahl von Einwohnern des Kaiserreichs geben, die dafür einstehen würden, Mias Leben zu verschonen. Es war ungewiss, ob diese Volksstimmen dazu beitrügen, aber Mias Gefangenschaftsverhältnisse würden sich tatsächlich verbessern. Statt im Kerker würde die Prinzessin in einem Schlosszimmer eingesperrt und selbst ihre Mahlzeiten sollten dank der Nachsicht des Chefkochs schmackhafter werden. Einem weiteren Eintrag nach würde sie am Vortag ihrer Hinrichtung sogar mit einem letzten abendlichen Festmahl verwöhnt. Im Tagebuch war extra vermerkt, dass der Gelbmondtomateneintopf äußerst exquisit wäre.

Sions Haltung ihr gegenüber würde sich ebenfalls wandeln. Allem Anschein nach schlösse er sich – nicht zuletzt auf das dringende Anraten seines Butlers – denjenigen an, die sich gegen Mias Enthauptung aussprechen würden.

Auf der anderen Seite zögen die Taten der Prinzessin in bestimmten anderen Dingen eine schlimmere Wendung als zuvor nach sich. So würde Anne beispielsweise versuchen, ihr aus der Not zu helfen, was jedoch fehlschlagen sollte. Infolgedessen würde sich ihre Familie spalten und die Zofe selbst als Verbrecherin abgestempelt und festgenommen werden. Auch Abel würde es offenbar wagen, das Kaiserreich zu infiltrieren, um Mia zu retten, wobei er allerdings entdeckt werden sollte. Dennoch gäbe er noch lange nicht auf – er fiele im Kampf, jedoch nicht ohne eine Vielzahl seiner Geiselnehmer mit sich in den Tod zu reißen. Nach diesem Ereignis käme es zu einem Zerwürfnis mit dem Königreich Remno, sodass Tearmoon in noch größere Bedrängnis geriete.

„Das sieht wahrhaftig ... nach keinem guten Ende aus.“

Die Nachricht über Prinz Abels Tod würde Mias zukünftiges Ich offenbar überaus schockieren, denn den zugehörigen Eintrag würde sie anscheinend mit zittriger Hand verfassen. Viele Worte waren leicht verschmiert, was vermuten ließ, dass die Seiten in jenem Moment nass wären. Vermutlich würde ihr beim Schreiben der Angstschweiß ausbrechen. Oder aber ...

Wie dem auch war, trotz all dieser kleinen Veränderungen würde sich am Ergebnis nichts ändern.

Die Hungersnot scheint nicht ganz so schlimm zu werden wie letztes Mal, aber ... Der Nahrungsmangel war in ihrem ersten Leben die Hauptursache für die Revolution gewesen und würde es auch in ihrem zweiten bleiben. Sie hatte Ludwig angeordnet, Lebensmittelvorräte anzulegen, wodurch sich die Situation bereits etwas gebessert hatte. Dennoch würde es ihnen nicht gelingen, ausreichend Nahrung zu lagern, um die Hungerkatastrophe komplett zu verhindern.

Und dann ist da noch die Uneinigkeit mit dem Minderheitenstamm an der Grenze. In ihrem Tagebuch war ein regionaler Konflikt mit dem Lulu-Waldvolk beschrieben. In ihrem vorigen Leben mochte etwas Ähnliches vorgefallen sein, nur konnte sich Mia kaum daran erinnern. Damals hatte sie sich nicht wirklich für dieses Problem interessiert, sodass sie immer noch nicht wusste, was dazu geführt hatte. Jetzt wurde ihr jedoch bewusst, warum dies nichts Gutes für sie bedeutet hatte.

Der Lulu-Stamm ... Wenn ich mich recht entsinne, gehört doch Tionas Bedienstete dazu. Liora Lulu – dem Namen nach musste das stimmen. Sollte ihrem Stamm etwas Grausames widerfahren und die Kaisertochter damit in Verbindung gebracht werden, wäre mehr als verständlich, weshalb Tiona keine besonders gute Meinung von Mia hätte. In ihrem Tagebuch stand sogar explizit, dass dieser Vorfall der Grund für die Verschlechterung ihrer Beziehung wäre. Andererseits bedeutete dies, dass die Prinzessin möglicherweise nur etwas gegen dieses eine Problem unternehmen müsste, um zu verhindern, dass Tiona zu ihrer Feindin würde.

Ich muss gestehen, all die Feldfrüchte vom Gut der Rudolvons sehen wahrlich fabelhaft aus. Wenn es mir nur gelänge, eine freundschaftliche Beziehung zu ihnen aufzubauen, sollte sich die Ernährungslage im Reich deutlich verbessern. Die Versorgung durch Tionas Familie allein könnte die Hungersnot nicht aufhalten, aber ihre Sicherstellung wäre nichtsdestotrotz ein großer Schritt nach vorn.

Wie auch immer, dieser Teil hier macht mich ebenfalls neugierig. Sie tippte auf den Abschnitt über das Ereignis, das die Revolution schließlich auslösen würde – die Entführung des Grenzgrafen Rudolvon. Im Tagebuch hieß es, der Graf würde seine eigenen Nahrungsreserven angesichts des Leids seiner Untertanen mit ebendiesen teilen und dadurch an Beliebtheit gewinnen. Daraufhin entschiede sich der Kaiser vor Neid dazu, ihn entführen zu lassen. Selbstverständlich würde dies das Volk erzürnen und es sollte einen Aufstand anzetteln, der bald darauf zu einer flammenden Revolution heranwüchse.

Der schlussendliche Auslöser wäre somit derselbe wie schon in ihrem letzten Leben, doch jetzt, da die Prinzessin darüber nachdachte, erschien ihr das ein wenig eigenartig. Es stimmte zwar, dass ihr Vater keinesfalls rechtschaffener war als die anderen Aristokraten. Allerdings bezweifelte Mia stark, dass er auf einen Adligen nur wegen seiner größeren Beliebtheit bei den Massen eifersüchtig würde.

Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Immerhin ist mein lieber Vater einzig und allein an meiner Zuneigung interessiert. Wenn seine herzallerliebste Tochter ihn darum bäte, würde der Kaiser ohne zu zögern in den Krieg ziehen, doch davon abgesehen war er ein recht harmloser Mann. Sie selbst fand, dass er mit einer wahren Affenliebe an ihr hing, aber so war er nun einmal. Sein einziger richtiger Makel bestand darin, dass er als Herrscher so ziemlich nutzlos war, auch wenn er ungefährlich und an sich kein schlechter Mensch war. Irgendetwas stimmt nicht mit diesem Vorfall. Das sieht ihm gar nicht ähnlich.

Zweifel setzten sich in Mias Kopf fest und bereiteten ihr ein mulmiges Gefühl. Eine unheilvolle Ahnung stieg in ihr auf, als hätte jemand dieses Ereignis absichtlich erfunden, um eine Revolution herbeizuführen ... Oder als wäre es der Wunsch Gottes, das Kaiserreich untergehen zu sehen, weshalb er den Lauf des Schicksals darauf lenkte.

Ihr drehte sich der Magen um ... Sie vermochte dieses unangenehme Gefühl nicht zu beschreiben, doch müsste sie es trotzdem in Worte fassen, wäre das ...! „Ugh ... Mir ist so übel ...“ Ganz genau – eine Kutschenkrankheit! Nach all dem Lesen in diesem hin und her schaukelnden Gefährt war ihr fürchterlich übel. „A... Anne ... Aaanne ... Mir ist schlecht ...“, jammerte sie ihrer treuen Zofe zu, die sie auf den Kutschbock geschickt hatte, um in Ruhe ihr Tagebuch lesen zu können.

Als Anne die Tür öffnete, um ihrer Prinzessin zu helfen, fand sie diese mit tränenden Augen und zusammengekrümmt vor. Es fehlte jede Spur von der an der Sankt-Noel-Akademie hochgeschätzten Weisen. Doch glücklicherweise sah sie im Moment niemand sonst.

Kapitel 2: Prinzessin Mia von ihrer brillantesten Seite III

Seit Mias Rückkehr ins Kaiserreich waren fünf Tage vergangen.

„Ich bin so erschöpft ...“

Als Prinzessin eines großen Reichs hatte man nie Zeit, sich auszuruhen. Gleich nach ihrer Ankunft war sie gezwungen gewesen, nicht nur mit ihrem Vater, dem Kaiser, sondern auch mit hohen Adligen seines Imperiums Grußworte auszutauschen, ehe sie an einer Festlichkeit zu Ehren ihrer Rückkehr hatte teilnehmen müssen.

„Ich vermisse bereits mein sorgloses Schulleben.“ Kaum war sie zu Hause angelangt, wollte Mia auch schon wieder zurück zur Akademie. Als sie an ihre unbekümmerte Zeit dort dachte, erschien auf einmal ihr treuer Untertan Ludwig vor ihr.

„Ich bin geehrt, Euch wieder in der Hauptstadt begrüßen zu dürfen, Eure Hoheit. Und es freut mich aus tiefstem Herzen zu sehen, dass Ihr die Heimreise unversehrt überstanden habt“, sagte er mit mürrischer Miene, die ihr fast nostalgisch vorkam.

„Auch mich freut es, Sie wohlauf zu sehen, Ludwig.“

Nach ihrer kurzen Begrüßung begann der junge Mann, seine Prinzessin über die innenpolitischen Entwicklungen während ihrer Abwesenheit ins Bild zu setzen.

„Das ist immer noch nicht genug ...“, schlussfolgerte Mia mit einem Seufzen, nachdem sie den vollständigen Bericht gehört hatte.

„Gewiss, unsere Lebensmittelvorräte kann man mitnichten als ideal bezeichnen. Aber, Prinzessin Mia, ich denke, noch mehr Getreide zu lagern, würde höchstwahrscheinlich in einer Verschwendung resultieren.“ Ludwig vermochte ihre Sorgen einfach nicht zu begreifen und neigte fragend den Kopf zur Seite.

Die Menge, die sie ihm zu bevorraten angeordnet hatte, war bereits so enorm, dass sie nur Sinn ergäbe, wenn sie eine Hungerkatastrophe noch nie da gewesenen Ausmaßes erwarten würden. Sie würde ausreichen, um ganz Tearmoon zu ernähren, selbst wenn die Ernte über mehrere Jahre hinweg ausfiele ... Aus welchem Blickwinkel er es auch betrachtete, er fand dies völlig übertrieben. Die Möglichkeit eines finanziellen Zusammenbruchs des Reichs erschien ihm hingegen als ein weitaus realistischeres Problem. Schließlich bedeutete eine Vorratshaltung, dass man Feldprodukte in Speichern aufbewahrte und vorerst nicht weiter benutzte. Sollte kein Notfall eintreten, wäre das ganze Geld für ihre Beschaffung vergeudet. Zudem war auch ihre Lagerung keineswegs kostenlos.

Mia musste sich all dieser Dinge ebenso gut bewusst sein wie Ludwig und trotzdem sah sie betrübt aus.

„Prinzessin Mia, Ihr habt mein volles Vertrauen und ich glaube an Euch. Wenn Ihr eine weitere Aufstockung unserer Vorräte wünscht, werde ich zusehen, dass dies auch geschieht, selbst wenn ich Euch nicht zustimmen kann. Zuvor werden wir diese Entscheidung allerdings den anderen Adligen erklären müssen.“

„Wie meinen?“

„Ich habe bereits offiziell kundgetan, dass sich die Aristokratie bezüglich ihres Geldverbrauchs zu mäßigen hat. Wenn wir die Vorratserweiterung also falsch anstellen, könntet Ihr selbst der Verschwendung bezichtigt werden.“

„Da gebe ich Ihnen recht. Die Adligen sind immerhin äußerst gut darin, bei anderen Fehler zu finden.“

Aus Mias Sicht war es das einzig Richtige, ihre Vorräte weiter aufzustocken, denn ihr war wohlbekannt, dass in nur wenigen Jahren der Hunger um sich greifen würde. Es frustrierte sie, dass sie zwar wusste, dass ihre Lager derzeit nicht ausreichend gefüllt waren, sie aber außerstande war zu erklären, wieso.

„Mir scheint, wir müssen unsere Denkweise ändern.“ Die Prinzessin seufzte abermals und schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken neu zu ordnen. „Ludwig, Sie meinten, Sie vertrauen mir, nicht wahr? Wenn dem so ist, möchte ich Sie darum bitten, davon auszugehen, dass es in ein paar Jahren eine schreckliche Hungerkatastrophe geben wird.“

Der junge Beamte kniff die Augen zusammen, als er ihre Worte vernahm. „Wollt Ihr mir damit sagen, wir sollen uns nicht auf eine mögliche, sondern eine unvermeidliche Hungersnot vorbereiten?“

„Korrekt. Und da wir bereits beim Thema sind, habe ich eine Frage an Sie: Was sollten wir tun, wenn wir nicht in der Lage wären, vor ihrem Ausbruch genug Nahrung beiseitezulegen?“

„Nun, normalerweise hätten wir dann keine andere Wahl, als Händler einzusetzen, die uns mit Lebensmitteln beliefern.“

So viel wusste die Kaisertochter auch selbst schon, aber ... „Das würde uns nur finanziell ruinieren. Denn was könnte teurer sein als Lebensmittel während einer Hungersnot?“

„Da kann man nichts machen. Wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt, steigen auch die Preise. Es ist nur natürlich, dass ein Produkt mehr kostet, je mehr Menschen es wollen.“

„Wir müssen die Kosten aber irgendwie begrenzen.“ Andernfalls käme es so weit, dass man mit einem Sack Weizen ein ganzes Schloss kaufen könnte. Solch eine Hölle würde Tearmoon heimsuchen.

Der einzige Weg, um in der Krise nicht von den Händlern über den Tisch gezogen zu werden, wäre die weitere Anhäufung von Nahrungsvorräten. Allerdings ...

... stellte dies keine echte Option dar. Gleichzeitig wäre es beinahe ebenso hoffnungslos, das Angebot zu erhöhen. In der Umgebung ließe sich laut Mias Erinnerungen und ihrem Tagebuch in Zukunft fast nichts mehr ernten. Selbst wenn sie beispielsweise die Anzahl der Felder in Tearmoon verzehnfachen würden, wäre das immer noch nicht ausreichend sowie überaus ineffizient. Das alles ist einfach so ungerecht! Es ist ja nicht so, als würden alle Lebensmittel auf der ganzen Welt verschwinden!

In Wahrheit hatte Mia ihre Tage an der Akademie nicht nur faulenzend verbracht. Sicherlich hatte sie einen Teil ihrer Zeit der Liebe und der Freundschaft gewidmet, aber sie hatte auch fleißig gelernt. Eines Tages hatte sie bei ihren Recherchen zum Thema Hungersnot festgestellt, dass sie sich geirrt hatte – eine solche brach nicht aufgrund eines absoluten Nahrungsmangels aus, sondern wegen der Stagnation der Warenströme. Die Lebensmittel „gingen nicht aus“, vielmehr „kamen sie nicht mehr an“. Das war der eigentliche Grund, aus dem es überhaupt möglich war, Essen in Hungergebieten zu einem Wucherpreis zu verkaufen ...

„Ah, stimmt ja!“ Just in diesem Moment hatte Mia einen Geistesblitz. Sie hatte eine Idee. Eine hervorragende sogar! Wenn es ihnen gelänge, selbst in Hungerzeiten zu günstigen Preisen Nahrung von Händlern zu erwerben, wären all ihre Probleme gelöst ... Freundschaftspreise. Freundschaftspreise sind die Lösung! Die hervorragende Idee der Kaisertochter stellte sich in Wahrheit als ziemlich billig und egozentrisch heraus ...

„Verstehe ...“ Nachdem sie Ludwig von ihrem Einfall erzählt hatte, dachte dieser für einen Moment stumm darüber nach, bevor er beeindruckt sagte: „Das ist ... eine wirklich ausgezeichnete Idee!“

Kapitel 3: Am Verhandlungstisch

Chloes Vater Marco Forkroad war ein erfahrener Kaufmann, der eigenhändig ein riesiges Handelshaus aufgebaut hatte. Mit seinem tiefgreifenden Geschäftsverständnis und seiner Fähigkeit, die Dinge ruhig und besonnen zu beurteilen, war er eine herausragende, von seinen Kollegen hoch angesehene Persönlichkeit. Da er ein kluger Mann war, hatte er seine Tochter mit Bedacht auf ihre Zukunft an der Sankt-Noel-Akademie angemeldet. Er wollte nicht nur, dass sie sich in der besten Lernumgebung des Kontinents Wissen aneignete, sondern hoffte auch, dass sie dort trotz ihrer Schüchternheit Freunde finden würde. Und wenn besagte Freunde dem Adel angehörten und die Forkroads somit weitere Beziehungen zur Aristokratie herstellen könnten, hätte er auch nichts dagegen!

Schließlich war er im Grunde seines Herzens immer noch Kaufmann. Er nutzte mögliche Vorteile umgehend aus, machte immer aus allem das Beste und ließ sich keine Gelegenheit entgehen, um Profit zu machen. Für ihn war das Geschäft ein Spiel, bei dem es darum ging, seinen ganzen Verstand einzusetzen und vorteilhafte Bedingungen auszuhandeln. Folglich lautete seine Devise: „Lass keine Chance aus und hol aus jeder das Beste heraus.“

Doch selbst er hatte nicht damit gerechnet, dass sich Chloe mit der Prinzessin des großen Kaiserreichs anfreunden würde.

Meine liebe Tochter, es ist zwar schön, dass du dich mit der Kaisertochter angefreundet hast, aber ... versuch bitte nächstes Mal, jemanden zu wählen, der deinen armen Vater nicht gleich einem Herzinfarkt nahe bringt ... Mit diesem Gedanken im Hinterkopf stattete er dem Kaiserreich Tearmoon einen Besuch ab.

Es hätte seinem Lebensmotto widersprochen, diesen Glücksfall nicht auszunutzen, der wie aus heiterem Himmel in seinen Schoß gefallen war. Viel wichtiger war ihm allerdings, die allererste Freundin seiner Tochter kennenzulernen. Und das Timing dafür war perfekt, da er unweit des Imperiums sowieso ein Geschäft hatte abschließen müssen.

Als er um eine Audienz gebeten hatte, war er davon ausgegangen, dass jemand wie Prinzessin Mia, die als Weise des Kaiserreichs bekannt war, äußerst beschäftigt sein musste. Jedoch ... Ich habe mich darauf gefasst gemacht, zehn Tage oder länger warten zu müssen. Wer hätte gedacht, dass unser Treffen so schnell stattfinden würde ...?

Im Audienzsaal angekommen erblickte Marco das Mädchen mit dem heiteren Lächeln – Mia Luna Tearmoon. Chloe hatte ihm bereits davon erzählt, doch nun sah auch er den Glanz der Intelligenz in ihren Augen.

„Es ist mir eine große Ehre, Euch kennenzulernen, Eure Hoheit. Ich bin Chloes Vater und man nennt mich Marco Forkroad. Ich bin Kaufmann und Eigentümer einer eigenen Handelskompanie, aber mir wurde auch der Rittertitel verliehen.“

„Willkommen, Sir Marco Forkroad. Es ist mir eine Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich hoffe, Chloe ergeht es gut.“

„Ihr geht es sehr gut, habt vielen Dank ...“

Sie tauschten noch ein paar weitere Worte aus, ehe Mia für einen Moment verstummte und über etwas nachdachte. Dann öffnete sie wieder den Mund und sagte in ruhigem Tonfall: „Übrigens, Sir Forkroad, ich hätte da eine Frage, die ich Ihnen sehr gerne stellen würde. Wäre es Ihnen möglich, einige Waren von der anderen Seite des Meers überzusetzen?“

„Hm? Oh, äh, ja, das ist mir sehr wohl möglich. Wir besitzen eine Vielzahl von Handelsschiffen. Wenn Ihr also eine Bestellung aufgeben möchtet, müsst Ihr Euch nur an uns wenden ...“ Könnte dies eine Chance auf ein Geschäft sein?, fragte sich Marco und setzte ein strahlendes Lächeln auf. „Was genau benötigt Ihr denn? Gewürze vielleicht? Oder Teppiche? Diese Produkte aus Übersee sind von höchster Qualität und beim kaiserlichen Adel sehr beliebt ...“

„Ich möchte Weizen.“

„Huh?“ Angesichts der unerwarteten Worte aus dem Munde der Prinzessin starrte Marco diese für einen Moment mit großen Augen an.

Sie bat ihn darum, Weizen aus Übersee zu beschaffen – eine schier undenkbare Idee für einen Händler wie ihn. Wieso sollte man etwas aus dem fernen Ausland importieren, wenn nicht nur Tearmoon selbst, sondern auch seine Nachbarreiche ihr eigenes Getreide anbauten? Weder bestand die Notwendigkeit noch wäre es auch nur irgendwie vorteilhaft, ausgerechnet diese Ware auf ein Schiff zu laden und aus einem weit abgelegenen Land hierherzubefördern.

Die Grundregel des Handels lautete, Produkte an einem Ort einzukaufen, an dem es sie „gab“, um sie anschließend zu einem höheren Preis an einem anderen Ort zu verkaufen, wo es sie „nicht gab“. Herrschte eine Hungersnot, läge die Sache anders und man könnte mit ganzen Schiffsladungen Weizen große Profite erzielen. Doch in normalen Zeiten wären höchstens Minimalgewinne möglich. Marco bezweifelte stark, dass er unter den derzeitigen Umständen überhaupt die Transportkosten decken könnte. Denn wer würde schon teures ausländisches Getreide kaufen, wenn das heimische viel billiger war und genau gleich schmeckte?

Doch das war noch nicht alles – Mia fügte ihrer Bitte eine Anmerkung hinzu, bei der ihr Gegenüber die Augen noch weiter aufriss. „Zudem gibt es eine Bedingung: Der Preis muss im Voraus festgelegt und darf nach Vertragsschluss nicht mehr geändert werden, ganz gleich, was auch geschehen mag.“

„Und damit meint Ihr ...?“

„Selbst im Falle einer Hungerkatastrophe wären Preiserhöhungen inakzeptabel.“

„Wa...?“

Die Forderung der Prinzessin war einfach nur absurd. Stimmte Marco dem zu, hätte die Forkroad-Kompanie rein gar nichts davon. Das Kaiserreich Tearmoon hingegen würde eine dauerhafte Nahrungsquelle gewinnen und wäre damit für mögliche Lebensmittelknappheiten gewappnet. Was für ein fürchterlich einseitiges Angebot ...

Nein, dachte der Kaufmann dann aber und hielt kurz inne. Chloes Erzählungen nach war Prinzessin Mia keine Person, die ihre Macht ausnutzte, um ihren Willen durchzusetzen. Hinter ihren irrwitzigen Worten musste sich folglich eine tiefere Bedeutung verbergen ... Ist das ... ein Test? Marco lief ein Schauer über den Rücken. Ehe er sich’s versehen hatte, hatte die Prinzessin ihn auch schon an den metaphorischen „Verhandlungstisch“ gesetzt, an dem Worte wie Klingenhiebe ausgetauscht wurden. Es muss definitiv mehr dahinterstecken. Jetzt gilt es nur noch herauszufinden, was es ist. Dadurch möchte sie wohl prüfen, ob es sich lohnt, mit mir Geschäfte zu machen. Der Mann dachte intensiv nach. Was an ihrem Angebot könnte ihn dazu bringen, einen solchen Vertrag mit ihr abschließen zu wollen?

„Ah, stimmt ja. Das habe ich ja völlig vergessen zu erwähnen ...“, ergänzte Mia plötzlich gekünstelt. „Ich werde stets mindestens die vorab vereinbarte Menge bestellen.“

Sie würde immer eine feste Menge zu einem festen Preis erwerben ... und Letzterer bliebe derselbe, unabhängig von der aktuellen Situation. Ob Hungersnot oder ... Keine Hungersnot. Das würde also bedeuten ... Marco setzte das Puzzle aus den Bedingungen der Kaisertochter vor seinem geistigen Auge zusammen und kam letztendlich zu einem Schluss. Also ein Produkt, das keinen Preisschwankungen unterworfen ist? Der Kaufmann wägte umgehend alle Vor- und Nachteile ab und erschauderte. „Wenn ich Eure Ware von Übersee transportieren soll, werde ich einen höheren Preis als sonst verlangen müssen. Habt Ihr dies ebenfalls bedacht, Eure Hoheit?“, hakte er nach, um seine Vermutung zu bestätigen.

Doch nicht die Prinzessin antwortete ihm darauf, sondern der junge Beamte, der direkt hinter ihr stand: „Hier sind die Vertragseinzelheiten.“ Er ging auf den Händler zu und überreichte ihm ein Pergament.

Als Marco dessen Inhalt prüfte, keuchte er. Das ist ... eine überragende Preisgestaltung!

Derweilen strahlte Mia vor Freude darüber, dass sie ihren Weizen so günstig bekommen würde. Allerdings sollte man beachten, dass zwischen ihrer Vorstellung von Billigpreisen und der von Durchschnittsmenschen eine riesige Kluft lag. Schließlich ging sie dabei von ihrer Erfahrung während der großen Hungerkatastrophe in ihrem letzten Leben aus. Damals waren die Warenpreise so wahnsinnig hoch gewesen, dass man mit einem Sack Weizen ein ganzes Schloss hatte erstehen können.

Nun, wie sah der vorgeschlagene „Billigpreis“ der Kaisertochter also für einen Normalbürger aus?

Selbst unter Berücksichtigung der Transportkosten wäre der Gewinn immer noch relativ hoch. Solange der Einkaufspreis nicht plötzlich in die Höhe schießt, ist dieses Angebot also überaus profitabel. Marco wurde bewusst, dass Mia ihm einen Handel anbot, der auf gegenseitigen Vorteilen basierte: Im Gegenzug für die Prämie, die sie ihm in Zeiten der Ruhe zahlen würde, müsste er sie in Zeiten der Not unterstützen. Grundsätzlich handelte es sich hierbei um ein ähnliches Konzept wie bei „Versicherungen“, die in dieser Welt noch nicht existierten. Moment, das ist noch lange nicht alles ... Beim Studieren des Vertragsentwurfs erkannte der tüchtige Kaufmann Marco einen weiteren wichtigen Punkt. Tatsächlich handelte es sich dabei sogar um den größten Vorteil, den er daraus ziehen würde, wenn er auf Mias Vorschlag einginge: die „Aufrechterhaltung der Vertriebskanäle“.

Warum waren Nahrungsmittel während einer Hungerkatastrophe überhaupt so teuer? Selbstverständlich spielte das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage eine Rolle, doch selbst ohne diesen Faktor stieg der Getreidepreis – und zwar, weil sich die Beschaffungskosten ebenfalls erhöhten.

Angenommen, die Forkroad-Kompanie wollte im Falle einer Krise Weizen aus dem Ausland importieren. Da sie normalerweise nicht mit diesem Produkt handelte, müsste sie in diesem Fall zunächst einmal Kontakt zu ausländischen Weizenbauern suchen. Als Nächstes wäre es wichtig zu überlegen, welche Art von Transportschiff sich dafür am besten eignen würde und was bei der Beförderung zu beachten wäre. Bei Weizen bräuchte man sich womöglich nicht allzu viele Gedanken zu machen, aber man benötigte dennoch ein gewisses Know-how, um ihn sicher übers Meer zu bringen. Eventuell müsste die Handelsgesellschaft sogar erst Leute mit den nötigen Kenntnissen einstellen. Ein Vertriebssystem von Grund auf aufzubauen, war eine teure und langwierige Angelegenheit. Es kostete nicht nur eine Unmenge an Energie, sondern auch jede Menge Geld und Zeit, einen völlig neuen Warenstrom zu schaffen – umso mehr, wenn die Katastrophe schon da war.

Aber was, wenn es ein solches System in diesem Moment bereits gäbe, auch wenn es noch so klein wäre? Wäre es nicht einfacher, einen schmalen Fluss zu erweitern, als einen ausgetrockneten wiederzubeleben?

Wenn ich die einmal geschaffenen Verteilungskanäle aufrechterhalten könnte, wäre ich in der Lage, beim Ausbruch einer Hungersnot schneller, reibungsloser und kostengünstiger Nahrung zu transportieren als andere Händler. Doch auch die erfolgreiche Pflege solcher Ströme war eine Frage des Geldes. Ein allein in Hungerzeiten rentables Geschäftsmodell war unvernünftig. Zugunsten des Profits würde man es deshalb während erntereicher Zeiten natürlich aufgeben. Und Prinzessin Mia erklärt sich dennoch bereit, die Kosten dafür zu tragen? Sie plante ein Vertriebssystem, bei dem Tearmoon der Forkroad-Kompanie in friedlichen Zeiten große Gewinne garantierte, während diese in Krisenzeiten eine zuverlässige Nahrungsversorgung des Kaiserreichs gewährleistete. Außerdem wäre Marco dank der Kanäle imstande, schneller als seine Konkurrenten Lebensmittel an notleidende Gebiete zu verkaufen, selbst nachdem er zunächst die versprochene Menge an das Imperium geliefert hätte.

Sie möchte ein System etablieren, das ihr eigenes Volk in jedem Fall vor dem Hungertod bewahrt, und sorgt gleichzeitig dafür, dass es sich auch für ihren Geschäftspartner lohnt ... Was um alles ...? Marco wurde von einem Gefühl ergriffen, das er nur als Ehrfurcht zu bezeichnen vermochte. Chloe, meine liebe Tochter, wer ist diese Prinzessin nur, mit der du dich da angefreundet hast ...? Völlig begeistert von der Kaisertochter verneigte sich der Kaufmann vor ebendieser. „Die Forkroad-Kompanie wäre geehrt, zu diesen Bedingungen einen Vertrag mit Eurer Hoheit abzuschließen.“

Mia lächelte ihn zufrieden an, als sie seine Antwort vernahm.

Prinzessin Mias Klugheit kennt wahrlich keine Grenzen ... Während Ludwig den sich verbeugenden Kaufmann betrachtete, grübelte er darüber nach, welche weiteren Ziele die Kaisertochter wohl verfolgen mochte. Als Mia zuvor das Wort „Freundschaftspreis“ benutzt hatte, hatte er sogleich die wahre Bedeutung dahinter erkannt. Indem sie sich selbst herabsetzt, liefert sie den Aristokraten einen Grund für ihr Handeln, mit dem sie leben können.

Hätten sie den Adligen gesagt, sie sollten aufhören, ihr Geld zum Fenster hinauszuwerfen, um „das Volk vor dem Verhungern zu bewahren“, hätten diese heftig protestiert. Immerhin waren ihnen edle Absichten fremd. Das Normalvolk war ihnen völlig gleich, sodass sie auch nicht interessierte, ob es Not litt oder gar starb. Deshalb vermochten sie weder die höheren Ideale der Prinzessin zu verstehen noch Mitgefühl für Schwächere zu empfinden.

Doch was, wenn Mia es als eine Form der Vetternwirtschaft ausgäbe – als würde sie nur einer Freundin helfen wollen? Nun, dies war etwas, das die Aristokratie sehr wohl verstand und selbst ständig praktizierte. Sicherlich würden sich alle Adligen empört zeigen, wenn sie erführen, dass die Prinzessin dieselben ungehörigen Taten beging, derer sie andere beschuldigte. Allerdings wäre es möglich, ihren Egoismus auf den „Hochmut des Kaisers und seines Bluts“ zu schieben. Tatsächlich waren die Aristokraten sogar der Ansicht, dass ein gewisses Maß an Hochmut seitens der Kaiserfamilie „natürlich und akzeptabel“ war.

Moment, die Rede ist hier von Prinzessin Mia. Was, wenn ...? Ludwig war zwar zuversichtlich, dass er gute Arbeit geleistet hatte, während das Mädchen an der Akademie gewesen war, aber wusste auch, dass er die Zügel vielleicht ein wenig zu fest angezogen hatte. Gut möglich, dass Mia dies ebenfalls erkannt hatte und nun versuchte, sie wieder etwas zu lockern, indem sie selbst ein wenig Willkür walten ließ und somit das Maß an Vorteilsgewährung demonstrierte, das sie auch bei anderen tolerierte.

In der Politik ging es nun einmal um weitaus mehr als nur um Rechtschaffenheit. Man musste Zuckerbrote und Peitschen gleichermaßen einsetzen, um zu verhindern, dass die Massen in Aufruhr gerieten.

Wie viel mehr Ideen und Tricks stecken wohl noch in diesem kleinen Köpfchen?

Eigentlich war jede Antwort darauf unnötig, aber ... in Wahrheit steckte dort rein gar nichts.

Kapitel 4: Die Einhornhaarnadel

Eine Woche nach ihrem Vertragsschluss mit Chloes Vater machte sich Mia auf den Weg ins Neumondviertel, um die Situation im Slum der kaiserlichen Hauptstadt erneut zu überprüfen. Sie war selbst auf die Idee gekommen und auf Ludwigs Anweisung hin begleitete sie diesmal ein zehnköpfiger Zug aus kaiserlichen Gardisten. Unzufrieden murrten einige Soldaten leise über ihre plötzliche Mission.

„Ganz ehrlich, manchmal ist Ihre Hoheit echt nervig. Warum will sie ausgerechnet in dieses Armenviertel, wo’s nur so von Kriminellen wimmelt ...? Das macht uns nur unnötig Arbeit.“

„Wie’s aussieht, will sie das Krankenhaus besichtigen, das sie hat bauen lassen. Wohl, damit’s nicht aussieht, als hätt sie’s nur für einen Beliebtheitsschub gemacht und es danach sich selbst überlassen. Das ist schon richtig clever von unserer Weisen des Kaiserreichs.“

Da ihre Köpfe rollen würden, wenn der Prinzessin etwas zustieße, wäre es den Gardisten lieber, sie bliebe einfach immer schön brav im Palast. Dann wäre es auch weitaus leichter, sie zu bewachen. Doch diesen Gefallen tat sie ihnen nicht.

Auf einmal wurden die spöttelnden jungen Männer von einem der erfahrenen Soldaten ermahnt, die Mia bei ihrem ersten Ausflug ins Neumondviertel geleitet hatten. „Hey, ihr Grünschnäbel, hört auf, so leichtfertig über eure Prinzessin zu nörgeln. Ich weiß, was ihr vom Adel haltet, aber Ihre Hoheit ist ... anders. Sie ist nicht wie der Rest der feinen Herr- und Damschaften. Solange ich hier die Aufsicht habe, werde ich deshalb nicht zulassen, dass ihr sie so verhöhnt. Haben wir uns verstanden?“

Für ihn verkörperte Mia drei Tugenden: Tapferkeit, Mitgefühl und Weisheit. Tapfer war sie, weil sie ohne zu zögern ihren Pflichten nachgegangen war, auch wenn sie dabei ein gefährliches Viertel hatte betreten müssen. Als mitfühlend hatte sie sich erwiesen, als sie sich um einen am Straßenrand liegenden Jungen gesorgt hatte und nicht davor zurückgeschreckt war, ihm aufzuhelfen – trotz des ganzen Drecks, der an ihm gehaftet hatte. Und wie weise sie war, hatte sich gezeigt, als sie umgehend ein Krankenhaus hatte errichten lassen, nachdem sie gewahr geworden war, wie dringend dieses im Slum benötigt wurde. Mit anderen Worten war seine Meinung von der Kaisertochter genauso aufgeblasen wie Ludwigs.

„Einen wunderschönen guten Tag, die Herren. Haben Sie herzlichen Dank für Ihr promptes Erscheinen“, grüßte Mia, die soeben eingetroffen war, die versammelten Männer.

Sie bedachte die Soldaten, die bei ihrem Anblick schleunigst Haltung annahmen, mit einem warmen Lächeln. Während der Revolution waren fast alle kaiserlichen Gardisten ihr treu ergeben geblieben und hatten dasselbe Schicksal wie sie geteilt. Auch heute noch lag ihr diese Gruppe loyaler Ritter sehr am Herzen. Um sich ihnen erkenntlich zu zeigen, war sie bereit, ihnen so häufig zuzulächeln, wie sie nur konnte. Immerhin war Freundlichkeit im Gegensatz zu Gold kostenlos.

Aber einmal ganz abgesehen von ihrem berechnenden Wesen erwies sich ihr Lächeln tatsächlich als äußerst wirkungsvoll, um die Moral der jungen Gardisten zu stärken. Schließlich war Mia ein recht charmantes Mädchen. Sie war natürlich mitnichten das schönste der Welt, doch ihr Aussehen war gerade noch gut genug, um in die Kategorie der hübschen jungen Damen zu fallen. Zudem besaß sie den Status der Prinzessin eines mächtigen Reichs, was vermutlich ebenfalls zu ihrer Attraktivität beitrug.

Darüber hinaus trug sie heute eine etwas sportlich wirkende Reitgarderobe aus einer Bluse und kurzen Beinkleidern. Für gewöhnlich gewandeten sich Adlige in umständliche Roben, sodass das derzeitige Erscheinungsbild der Kaisertochter für die Männer eine positive Überraschung darstellte. In Kombination mit ihrem freundlichen Lächeln kamen sie einfach nicht umhin, gleich ein wenig wohlgemuter zu sein.

„Nun denn, lassen Sie uns aufbrechen.“

„Ja... Jawohl, Eure Hoheit!“

Flankiert von ihrer beschwingten Kaisergarde verließ Mia also den Palast.

„Ach, die Atmosphäre hier scheint sich wahrhaftig ein wenig gebessert zu haben.“ Sobald sie das Viertel erreicht hatten, bemerkte die Prinzessin die Veränderung. Es gingen mehr Menschen auf den Straßen einher und die Mienen der Leute, an denen sie vorbeikamen, wirkten heiterer. Vor allem aber schien der Gestank, der letztes Mal den gesamten Stadtteil erfüllt hatte, gänzlich verflogen zu sein und der Prinzessin kam es allgemein so vor, als wäre man Besuchern gegenüber nun freundlicher gesinnt.

„Das alles ist dem Krankenhaus zu verdanken, das inzwischen seinen Betrieb aufgenommen hat, sowie der Verdopplung der Lebensmittelrationen. Jetzt sterben weniger Menschen auf den Straßen und das Leben kehrt langsam, aber sicher in dieses Viertel zurück“, erklärte Ludwig.

In einer Situation, in der man jeden Moment zu verscheiden drohte, hatte man keine Zeit, sich um seine Lebensbedingungen zu kümmern. Ohne Garantie, den nächsten Tag zu erleben, würde sich niemand die Umstände machen, sich oder seine Kleidung zu waschen. Doch war die Lebensgefahr erst einmal überstanden, begann man, sich Gedanken über Dinge wie die Verschmutzung seiner Umgebung zu machen. Zunächst hatte lediglich das ins Krankenhaus entsandte Personal freiwillig die Straßen gesäubert. Inzwischen übernahmen allerdings auch immer mehr Einheimische diese Aufgabe. Ließen ihre Bemühungen nicht nach und würde ihr Viertel noch gepflegter, könnte es zu einem wichtigen Bezirk der kaiserlichen Hauptstadt werden, da auch seine Fläche vielfältig nutzbar war.

Im überfüllten Lunatear mangelte es stets an Platz. Ludwig, der im Neumondviertel eine Möglichkeit gesehen hatte, diesem Problem entgegenzuwirken, hatte an dessen Rande ein neues Gasthaus errichten lassen, das komplett von hiesigen Bürgern betrieben wurde. Indem er an den Stellen Arbeitsplätze schuf, an denen die Situation stabil genug war, sorgte er für einen gewissen Geldfluss in der Gegend. Käme dieses Gasthaus erst einmal in Schwung, würden bald darauf Händler ihre Chance sehen und in seiner Umgebung Geschäfte eröffnen. Statt diesen Teil der Hauptstadt langsam sterben zu lassen, versuchte der junge Beamte, ihm mittels einer Kapitalinfusion neues Leben einzuhauchen.

Nachdem Ludwig seinen Bericht beendet hatte, nickte die zierliche Prinzessin zufrieden. „Verstehe, das hört sich wahrlich großartig an.“

Plötzlich drang aus einiger Entfernung eine Stimme zu ihnen vor: „Ah! Eure Kaiserliche Hoheit!“

Als sie sich umsahen, erblickten sie einen kleinen Jungen, der seine Freunde in einer Seitenstraße zurückließ und nun auf sie zuraste.

„Hey, du! Stehen geblieben!“ Die Gardisten spannten sich umgehend an.

Mia aber ... „Ach, ich erinnere mich ... Du bist doch ...“

Sie hob eine Hand, um ihren Geleitschutz zurückzuhalten, und musterte den Jungen. Bei ihrem letzten Besuch hatte sie ihn ausgemergelt auf der Straße liegend gefunden. Zwar war er noch immer etwas dünn, doch jetzt wirkte seine Haut zumindest ein wenig gesünder sowie straffer und seine Augen funkelten vor Lebensfreude.

„Bekommst du dieser Tage ausreichend zu essen?“

Auf ihre Frage hin nickte der Knabe energisch. „Jepp! Alles nur dank Euch, Eure Kaiserliche Hoheit! Habt vielen, vielen Dank!“ Er strahlte sie über beide Ohren an. Dann zog er etwas aus seiner Tasche und hielt es der Prinzessin hin.

„Was hast du denn da?“

„Ein Geschenk! Für Euch, weil Ihr mir geholfen habt!“ In seiner Hand lag eine weiße Haarnadel, doch je nachdem, aus welchem Winkel man sie betrachtete, schillerte ihre Oberfläche in den Farben des Regenbogens. „Das ist eine Einhornhaarnadel!“

„Einhorn?! Du meine Güte!“, stieß Mia aus und starrte das Schmuckstück verblüfft an. Sie hatte tatsächlich noch nie etwas zu Gesicht bekommen, das auf dieselbe Art geglänzt hätte. Je länger sie es sich besah, desto mehr kam es ihr vor, als wäre es wirklich aus dem Horn dieses legendären Fabelwesens geschnitzt worden.

Die Reaktion der Kaisertochter entlockte dem Jungen ein Kichern. „Sie wurde aus dem Holz eines Baums gemacht, der in meiner Heimat wächst. Wir nennen sie nur ‚Einhornhaarnadel‘.“

„Ah, verstehe.“ Sie nahm das Accessoire an sich und untersuchte es noch einmal genauer. „Sie ist wahrhaftig bezaubernd.“ Anschließend steckte sie es sich gut gelaunt ins Haar und bedachte den Burschen mit einem zärtlichen Lächeln. „Hab tausend Dank für dieses so prächtige Geschenk.“

Daraufhin röteten sich seine Wänglein und er rannte ohne ein weiteres Wort von dannen.

„Das ist ein Andenken an seine Mutter, wisst Ihr?“

„Huch?“ Mia hatte sein Erscheinen gar nicht bemerkt, doch der Pater, auf den sie beim letzten Mal getroffen war, stand nun direkt neben ihr. Gleichzeitig war er auch der Leiter des einzigen Waisenhauses in dieser Gegend. „Ach, Sie sind es, Pater. Es freut mich, Sie wiederzusehen“, grüßte sie ihn höflich und vollführte einen Knicks, bei dem sie statt eines Rocks den Saum ihrer Beinkleider anhob.

„Bitte folgt mir, Eure Hoheit“, sagte er und führte sie in die Kirche hinein.

Als sie sein Arbeitszimmer erreichten, stellte die Prinzessin fest, dass es ebenso schlicht und kaum möbliert war wie zuvor.

„Verzeiht, dass ich Euch nur in solch bescheidenen Verhältnissen empfangen kann. Eure Unterstützung ist äußerst großzügig, doch leider haben wir alle Hände voll zu tun, weshalb uns nicht viel Zeit bleibt, alles in Bestform zu bringen“, erklärte der Geistliche mit einem verlegenen Lächeln.

Auf ihrem Weg hierher hatte Mia jedoch gesehen, dass die Reparaturen an den Außenwänden der Kirche und des Waisenhauses bereits einige Fortschritte gemacht hatten. Ästhetisch mochten sie noch nicht viel erreicht haben, doch wenigstens müssten sie sich nicht mehr um die Zugluft sorgen.

Es ist wirklich typisch für ihn, seine eigenen Räumlichkeiten ganz hintanzustellen.

Nicht alle, die im Armenviertel arbeiteten, besaßen einen integren Charakter. Es gab immerzu Menschen, die es darauf abgesehen hatten, ihre eigenen Taschen mit staatlichen Fördergeldern zu füllen. Dieser Mann gehörte allerdings nicht zu ihnen, denn selbst nachdem Ludwig ihm eine finanzielle Unterstützung vonseiten des Kaiserreichs zugesagt hatte, war seine Haltung unverändert geblieben und er stellte die Bedürfnisse anderer noch immer über seine eigenen. Das junge Mädchen kam nicht umhin, den Pater dafür zutiefst zu bewundern, doch dann ...

„Eure Hoheit, da fällt mir ein“, begann der Mann mit einer Miene, als hätte er sich auf einmal an etwas erinnert. „Ich habe gehört, Ihr habt Euch mit der Heiligen angefreundet ...“

„Mit der Heiligen ...? Ah, Sie meinen wohl Fräulein Rafina. Das stimmt, wir sind Freundinnen.“ Obwohl ich mich eigentlich von ihr fernhalten wollte ..., fügte sie in Gedanken hinzu. Ich meine, sie ... Sie ist einfach so unheimlich ... Derweilen hatte Rafina anscheinend großes Gefallen an der Prinzessin gefunden und ihr sogar während der Sommerferien einen Brief geschrieben. Da Mia diesen natürlich nicht einfach hatte ignorieren können, war sie gezwungen gewesen, ihr zu antworten. Aaah, das ist einfach nur fürchterlich. Wenn ich sie mit meinem Brief irgendwie verletzen sollte, wird sie mich hassen und das dürfte in eine noch größere Katastrophe ausarten! Bei dem Gedanken seufzte sie frustriert.

Im Gegensatz zu ihrem Gesicht heiterte sich das des Paters auf. „Oh, wie wunderbar! Also stimmen die Gerüchte!“, sagte er aufgeregt und mit leuchtenden Augen. Für ein Mitglied der Zentralen Orthodoxen Kirche wie ihn war Rafina buchstäblich ein überirdisches Wesen, ein wahrer Engel auf Erden, sodass mehr als verständlich war, dass er bei dieser Neuigkeit leicht aus dem Häuschen geriet ...

Aber kommt es mir nur so vor oder verhält er sich ein wenig wie ein Bewunderer einer Schauspielerin? Bei seinem Anblick erinnerte sich Mia an die riesige Masse von Verehrern, die sich einmal nach einer Aufführung im Großen Theater um eine überaus beliebte Bühnenkünstlerin geschart hatte ...

„Ähm, Eure Hoheit? Könntet Ihr sie vielleicht ... um eine Signatur für mich bitten, wenn Ihr sie das nächste Mal seht? Nur falls es Euch nichts ausmachen sollte, natürlich.“

Aha, ich hatte recht! Er ist wirklich einer ihrer Bewunderer!

Der Kleriker überreichte ihr ein Porträt von Rafina, das die Kaisertochter mit höchst widerwilliger Miene entgegennahm, ehe er ihr detaillierte Anweisungen dazu gab, wie es unterschrieben werden sollte. „... und wenn sie auch noch meinen Namen hinzufügen könnte, würde mich das unglaublich glücklich machen.“

Dieses Bildnis war offenbar eines von vielen, die gleich nach Rafinas Geburt im Heiligen Herzogtum Veirga bestellt worden waren. Mia sah förmlich vor sich, wie der Herzog unzählige Maler einlud, damit diese seine neugeborene Tochter verewigten, und die fertigen Bilder mit großer Freude jedem übergab, der eines besitzen wollte. Immerhin war ihr die abgöttische Liebe eines Vaters seiner Tochter gegenüber nicht fremd. Fräulein Rafina hat es wohl auch nicht besonders leicht ... Die Prinzessin hatte fast schon Mitleid mit ihr.

Nach diesem kurzen Wortwechsel, der für den einen freudig und für die andere eher unangenehm gewesen war, kam das zierliche Mädchen schließlich zurück zu dem Thema, das es wirklich interessierte. „Übrigens, Pater, Sie meinten, diese Haarnadel wäre ein Andenken ...“

„Ah, ja, genau“, entgegnete der Mann, der allem Anschein nach schon im Begriff gewesen war, eine Predigt über Rafinas Erhabenheit zu halten. Mit einem langsamen Nicken beruhigte er sich wieder und ordnete seine Gedanken neu. „Die Mutter des Jungen gehörte wohl einem Minderheitenstamm an, der in einem Waldgebiet an der Reichsgrenze beheimatet ist. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat sie sich mit einem Mann aus einem anderen Stamm eingelassen und sein Kind zur Welt gebracht. Dies führte zu einem Zwist mit ihren Eltern, woraufhin sie mit dem Säugling in die kaiserliche Hauptstadt aufgebrochen ist. Leider Gottes wurde sie schwer krank und starb bald darauf, als der Knabe noch ganz klein war.“

Sobald die Worte „Minderheitenstamm“ und „an der Reichsgrenze“ gefallen waren, lief Mia ein entsetzlicher Schauer über den Rücken. Eine bestimmte Beschreibung aus ihrem Tagebuch schoss ihr durch den Kopf und instinktiv wusste sie, dass sie bereits mit einem Bein im Grab stand! „Ka... Kann es sein, dass es sich bei diesem Stamm um die Lulu handelt?“

„Oh, in der Tat, Eure Hoheit. Ihr wisst also Bescheid ...?“ Der Pater wirkte erst überrascht, doch gleich darauf nickte er, als wäre ihm etwas bewusst geworden. „Aber natürlich, das ist gar nicht verwunderlich. Schließlich seid Ihr eine Freundin der heiligen Dame ...“ Er hatte schon vorher eine hohe Meinung von der Kaisertochter gehabt, doch nun hatte sie sich noch weiter gebessert ... und zwar aufgrund ihrer Beziehungen. Allerdings würde sich Mias Anhängerschaft heute nicht vergrößern, da der Mann bereits zu den Bewunderern einer anderen jungen Maid gehörte.

Nun, wie auch immer ...

„Ach! Dann muss dieser Haarschmuck ihm unglaublich viel bedeuten! Ich kann sein Geschenk unmöglich annehmen!“, sagte Mia übertrieben dramatisch. Sie hatte die Haarnadel vorhin entgegengenommen, ohne gewahr zu sein, was für Ereignisse sie damit in Zukunft auslösen könnte. Es wäre vermutlich besser, sie gäbe sie schleunigst wieder zurück ...

„Nein, nein, bitte behaltet sie, Eure Hoheit. Der Junge hat darauf bestanden, dass Ihr sie bekommt“, erwiderte der Pater mit einem sanften Lächeln. „Seit Ihr ihn hierhergebracht habt, wollte er sich bei Euch erkenntlich zeigen. Dieses Geschenk an Euch kam von Herzen.“

Ugh, ich verstehe seeehr gut, dass ihm dieses Erinnerungsstück am Herzen lag! Du musst mir das jetzt nicht auch noch ausbuchstabieren!

„Deshalb möchte ich Euch auch bitten, an ihr festzuhalten. Für Euch mag sie wie ein simpler Gegenstand von geringem Wert erscheinen, doch ich flehe Euch an, sie dennoch nicht wegzuwerfen ...“

„Na... Natürlich werde ich sie nicht wegwerfen. Im Gegenteil, ich werde dieses Schmuckstück nach Kräften in Ehren halten! Kein einziger Kratzer soll je darauf zu sehen sein!“ Jetzt, da ihr der Fluchtweg abgeschnitten worden war, entschied sich die Prinzessin, auf ihre nächstbeste Option zuzusteuern.

„Und dürfte ich Euch vielleicht zusätzlich darum bitten, die Haarnadel zu tragen, wenn Ihr uns besucht ...? Es müsste auch nicht jedes Mal sein. Selbst wenn es nur ganz selten wäre, sollte das schon reichen ...“

„Ich werde sie jeden Tag meines Lebens tragen!“ Wenn nicht infrage kam, das Geschenk zurückzugeben, hatte sie keine andere Wahl, als es über alles wertzuschätzen, damit dieser Knabe ihr gewogen blieb. Denn wäre sie allein mit seiner Hilfe imstande, einem persönlichen Konflikt mit seinem Stamm zu entgehen, würde sie alles in ihrer Macht Stehende tun, um ihn auf ihre Seite zu ziehen. „Könnten Sie ihm bitte ausrichten, dass ich mich außerordentlich über die Haarnadel gefreut habe?“

„Selbstverständlich, Eure Hoheit. Ich bin mir sicher, es wird ihn glücklich machen zu hören, dass Euch sein kleines Präsent zugesagt hat“, antwortete ihr Gegenüber erleichtert und strahlte sie an.

Die junge Kaisertochter ahnte nicht im Geringsten, wie stark ihre Handlungen an jenem Tag die künftigen Ereignisse beeinflussen würden.

Kapitel 5: Die Würfel liegen in Mias Hand

In Mias erstem Leben hatte es ein gewisses Schmuckkästchen gegeben, bestehend aus einer Vielzahl prachtvoller Edelsteine und seltener Erze, die alle zu höchst kunstvollen Mustern zusammengesetzt gewesen waren. Man hatte es gemeinhin als „Prinzessin Mias verfluchte Schatulle“ gekannt und ihm war nachgesagt worden, jeden, der es besaß, ins Verderben zu stürzen – und besessen hatten es einige!

Weit und breit hatte man gewusst, wer die Allererste gewesen war, der das Kästchen gehört hatte: Mia Luna Tearmoon, die Kaisertochter, die ihr Ende auf dem Blutgerüst gefunden hatte. Doch hatte man nach dem Schöpfer dieses kleinen Kunstwerks gefragt, war erstaunlicherweise niemand imstande gewesen, einen konkreten Namen anzugeben.

Derjenige, der die Schatulle in Auftrag gegeben hatte, war niemand anderes als Viscount Bellman – ein Adliger, dessen Lehen an die Grafschaft Rudolvon und somit an Tionas Heimat grenzte. Ferner war er die Person, die damals indirekt den Untergang des Kaiserreichs besiegelt hatte.

„Wie erwartet hat sich Graf Rudolvon geweigert, unseren Forderungen nachzukommen, Viscount Bellman.“

„Graf? Er ist ein Grenzgraf, verstanden, du Narr? Wage es nicht, ihn mit dem Titel eines wahren Grafen zu ehren!“ Der Viscount schnalzte mit der Zunge, als sich sein Diener respektvoll und entschuldigend vor ihm verneigte, nachdem er ihm Bericht erstattet hatte. „Diese verfluchten Landeiadligen ...“

Alles hatte mit einer recht belanglosen Angelegenheit begonnen.

„Da wir schon beim Thema sind, Viscount Bellman ... Ich vermag immer noch nicht zu begreifen, weshalb ein emporgekommener Bauerntrampel wie Grenzgraf Rudolvon über ein größeres Gebiet herrscht als Sie, obwohl Sie selbst doch einer langen, hoch angesehenen Blutlinie des Zentraladels entstammen.“

Als Bellman auf einer Feierlichkeit diese Worte vernahm, antwortete er leicht eingeschnappt: „Nun, gewiss, die Ländereinen des Grenzgrafen mögen weitläufiger als die meinen sein. Doch sie bestehen hauptsächlich aus Ackerland und Wald, also aus nichts, worauf man wirklich stolz sein sollte.“

„Das stimmt wohl, ja. Aber ich muss zugeben, ich selbst könnte es nicht ertragen, einem so bäurischen Adligen wie Rudolvon auch nur in einer Sache unterlegen zu sein. Ah, aber dass Sie über derlei Dingen stehen, ehrt Sie natürlich ...“

Bellman wollte widersprechen, doch stellte fest, dass sein Gegenüber recht hatte. Allein der Gedanke, dass dieser dreckige Bauer ihn auch nur in einem Bereich übertraf, verletzte seinen Stolz.

Im nächsten Moment lehnte sich sein Gesprächspartner zu ihm vor und flüsterte ihm ins Ohr: „Viscount, ich hätte da einen Ratschlag. Sie sollten ein Stück des Tranquillitatiswaldes erschließen.“

„Des Tranquillitatiswaldes, sagen Sie?“ Die Domänen, die Bellman und Rudolvon unterstanden, trennte eines der größten Waldgebiete Tearmoons. Durch dieses verlief jedoch keine klare Grenzlinie, da es zu umständlich wäre, in den Wald hinauszugehen, um eine solche festzulegen. „Verstehe. Indem ich den Wald auf meiner Seite abholze, kann ich mein Territorium erweitern.“

Ohne eindeutige Grenze wäre es ihm theoretisch gestattet, lediglich die Baumreihe am äußersten Rand, hinter der Rudolvons Land lag, stehen zu lassen und den gesamten Rest zu roden, um ihn anschließend für sich zu beanspruchen. Dies war ein Paradebeispiel für die egoistische Denkweise, die im Adel des Kaiserreichs weit verbreitet war.

Sein Ziel vor Augen machte sich Bellman am nächsten Tag sogleich an die Arbeit. Allerdings stieß er dabei auf ein Problem: Im Tranquillitatiswald lebte der Lulu-Stamm. Dieser stellte sich, was die Erschließung ihres Lebensraums betraf, völlig quer. Überdies zeigten sich seine Angehörigen klar und deutlich bereit, bis zum bitteren Ende Widerstand zu leisten.

„Diese unverschämten Wildlinge ...“

Der Viscount wandte sich umgehend an das Schwarzmondministerium, das für militärische Angelegenheiten zuständig war und sofort eine Zenturie entsandte. Immerhin ließ er ihm nicht ohne Grund regelmäßig Bestechungsgelder zukommen. Doch als der Adlige den Ort des Geschehens erreichte, meinte der Befehlshaber der Hundertschaft: „Ich wurde angewiesen, die öffentliche Sicherheit in dieser Umgebung unter allen Umständen aufrechtzuerhalten. Nicht mehr und nicht weniger.“ Mit anderen Worten hatte er nicht die Absicht, seine Männer in einen Kampf gegen den Minderheitenstamm zu schicken.

„Jeder Einzelne von euch ... Ihr alle seid Nichtsnutze! Niemand hört mir überhaupt zu!“

Bellman war fuchsteufelswild, doch das hielt ihn noch lange nicht von dem Versuch ab, seinen Willen doch noch durchzusetzen. Als Nächstes richtete er sein Augenmerk auf die heiß geliebte Tochter des Kaisers, mit deren Hilfe er seine Ziele zu erreichen hoffte.

Seine Taktik war ziemlich simpel. Er würde ein prunkvolles Schmuckkästchen fertigen lassen und es Mia Luna Tearmoon als kleine Aufmerksamkeit überreichen. Dabei sollte ein Teil der Schatulle mit dem Holz eines sogenannten „Einhornhorns“ versehen werden – einer besonderen Baumart, die nur in dem Gebiet vorkam, das er zu roden gedachte. Dieses Detail würde er anschließend mit einer kleinen Schnitzerei verzieren lassen, um die Aufmerksamkeit der Prinzessin darauf zu lenken. Dann würde er sagen: „Wenn Ihr wünscht, Eure Hoheit, könnte ich Euch so viele von diesen Kästchen kreieren, wie Ihr möchtet ... Dafür müsste allerdings ein gewisser Wald in meinen Besitz übergehen ...“ Mit Mias Unterstützung sollte es ihm ein Leichtes sein, die kaiserliche Armee dazu zu bringen, den Lulu-Stamm auszumerzen.

Doch Bellman hatte noch mehr im Sinn. Er plante, ein paar Lulu-Kinder zu entführen, sie an Menschenhändler zu verkaufen und es so aussehen zu lassen, als wäre dies das Werk der kaiserlichen Soldaten ... Mit Sicherheit würden die Lulu dann wutentbrannt in die Offensive wechseln und die Armee hätte keine andere Wahl, als gegen sie aktiv zu werden. Sollte dem Viscount diese Intrige gelingen, müsste er nicht einmal mehr auf die Fertigstellung des Schmuckkästchens warten ...

Sein geradezu meisterlicher Plan würde jedoch nie in die Tat umgesetzt, denn eines Tages erreichte folgendes Gerücht seine Ohren: „Haben Sie schon gehört? Wie es scheint, hat Ihre Hoheit seit Neuestem eine Lieblingshaarnadel aus Einhornhornholz, die sie jeden Tag trägt ...“

In diesem Fall bräuchte er auch keine Schmuckschatulle. Einhornhörner wuchsen direkt im Tranquillitatiswald – wenn das alles war, was es benötigte, um die Prinzessin zufriedenzustellen, würde er jetzt sofort eine Haarnadel aus ihrem Holz anfertigen lassen.

So brachte der Strom der Geschichte Mia zurück zu diesem entscheidenden Moment, kurz bevor der Konflikt beginnen und ehe sich das Problem zuspitzen würde. Die Würfel waren noch nicht gefallen, sondern lagen ruhig in ihrer Hand.

„Prinzessin Mia, Viscount Bellman hat um eine Audienz bei Euch gebeten ...“

„Ach, wer mag das nur sein? Ich kann mich nicht daran erinnern, diesen Namen schon einmal gehört zu haben.“

Die Kaisertochter wusste nicht, dass sie mit dem Erscheinen dieses Gasts unmittelbar vor einen Scheideweg des Schicksals gestellt worden war. Es lag allein an ihr zu entscheiden, in welche Richtung sie und mit ihr der ganze Kontinent gehen würde.

Kapitel 6: Die Pferdewaschtinktur und der Egoismus der Prinzessin

„Seid gegrüßt, Viscount Bellman. Wenn ich mich nicht irre, ist dies unsere erste Begegnung.“

Du meine Güte, sie ist ...

Als Prinzessin Mia vor den Viscount trat, kam dieser nicht umhin, von ihr entzückt zu sein. Er vermochte den Blick einfach nicht von ihrer Schönheit abzuwenden.

Nun, es stimmte, dass Mia dieser Tage auf einmal regelrecht zu strahlen begann. Zuvor hatte die allgemeine Meinung zu ihrem Äußeren gelautet: „Also, wenn ich mich entscheiden soll, ob sie hübsch ist oder nicht, würde ich eher zu hübsch tendieren.“ Doch jetzt sah das ganz anders aus. Nun war sie so bildschön wie noch nie zuvor.

Ihre Haut, die dank Annes hingebungsvoller Pflege glänzte wie ein Edelstein, war ... nicht der Hauptgrund für diese blendende Entwicklung, auch wenn sie dem Gesamtbild natürlich nicht schadete. In Wirklichkeit war es ihr bezauberndes Haar.

Es ist genauso betörend wie die Mähne eines vorzüglichen Streitrosses, das über ein Schlachtfeld galoppiert.

Das Geheimnis hinter dieser umwerfenden Haarpracht, die Bellman geradezu faszinierte, lag in einem bestimmten Haarwaschmittel, das Prinz Abel ihr geschenkt hatte.

Das ist ein ziemlich beliebtes Mittel, das das Haar nicht nur reinigt, sondern es auch noch mit Nährstoffen versorgt und ihm einen noch intensiveren Glanz verleiht. Ich dachte, Ihr bekommt garantiert haufenweise gewöhnliche Geschenke, sodass Ihr die vermutlich schon satthabt. Deshalb habe ich mich für etwas Ausgefallenes entschieden und hoffe, dass es Euch gefallen wird.

Als die Prinzessin Abels Brief gelesen hatte, der seinem Präsent beigefügt gewesen war, hatte sie glücklich über beide Ohren gelächelt. Seitdem benutzte sie das Mittel mit großem Vergnügen jeden Tag.

Der Anblick der munter vor sich hin summenden Mia, die sich täglich fröhlichen Herzens ins Bad begab, zauberte auch Anne jedes Mal ein Lächeln auf die Lippen. Der Prinz ist genauso fabelhaft wie sein Geschenk.

Abel hatte allerdings vergessen zu erwähnen, dass diese Haarseife ... eigentlich für Pferde bestimmt war. Da sowohl er als auch die Kaisertochter dem Reitverein angehörten, hatte er angenommen, sie würde sich sicherlich über eine erstklassige Tinktur freuen, mit der sie ihre geliebten Rosse verwöhnen konnte. Das Haar von Pferden war viel empfindlicher als das von Menschen, weshalb es auch eine hochwertigere Pflege benötigte. Am Ende hatte Mia das Produkt jedoch selbst verwendet, was dazu geführt hatte, dass ihre Mähne nun zu den seidigsten, glänzendsten und prächtigsten im ganzen Kaiserreich gehörte.

Später würden Pferdewaschmittel zum Verkaufsschlager in ganz Tearmoon, aber das ist eine Geschichte für ein andermal.

Jetzt verstehe ich, wieso sie als Weise des Kaiserreichs verehrt wird. Ihre Schönheit muss die Grundlage für all die Lobpreisungen sein, dachte Bellman, der den Ruf der Prinzessin allein auf ihre Attraktivität zurückführte. Das ganze Gerede über ihre Weisheit und dass sie eine Heilige ist, muss wohl von Toren stammen, die sich von ihrer Anmut betören lassen. Dieses Prinzesschen ist nichts weiter als ein egoistisches, selbstsüchtiges kleines Mädchen.

Erst vor wenigen Tagen hatte er etwas gehört, das ebendies bestätigte: Sie war dem Vater einer ihrer Freundinnen entgegengekommen und hatte mit ihm einen Handelsvertrag abgeschlossen. Zugegebenermaßen hatte es ihn verblüfft, dass sie jemandem einen Gefallen getan hatte, der allein dem Namen nach ein Adliger war. Andererseits demonstrierte dieser Vorfall einmal mehr, wie eigennützig sie war. In diesem Charakterzug der Kaisertochter sah er jedoch einen Vorteil für sich, denn gelänge es ihm, ihr einen Gegenstand zu präsentieren, der ihr gefiel, würde sie sich möglicherweise genau so verhalten, wie er es von ihr erwartete. Sie mag eine Prinzessin sein, doch auch Prinzessinnen lieben es, beschenkt zu werden. Vor allem, wenn es sich um etwas handelt, von dem sie in letzter Zeit vollends entzückt sind.

Fest überzeugt, dass sein Plan glücken würde, holte Bellman die kleine Aufmerksamkeit hervor, die er für das Mädchen vorbereitet hatte. „Mir wurde gesagt, dass Eurer Hoheit neuerdings ein Schmuckstück aus Einhornhornholz sehr ans Herz gewachsen ist ...“, begann er und richtete den Blick auf Mias Haar. Tatsächlich, da war das besagte Accessoire. Hmm ... Es ist zwar nur ein Stück Holz, aber ich muss zugeben, dass es nicht schlecht aussieht. Schätze, alles hängt von der Person ab, die es trägt.

Als der Viscount ihren Haarschmuck erwähnte, kniff die Prinzessin die Augen zusammen. „Nun, ich nehme an, es stimmt, dass ich diese Haarnadel in letzter Zeit recht oft trage ...“

„Wirklich? Das ist hervorragend. In diesem Fall möchte ich Euch darum bitten, einen Blick hierauf zu werfen.“ Bellman hielt ihr die Haarnadel hin, die er bei einem Bijoutier bestellt hatte. Sie war viel farbenprächtiger als Mias und sollte vor allem ein Kind ansprechen.

„Hach ... Das sieht wahrlich interessant aus.“ Die Kaisertochter musterte das Objekt in der Hand des Mannes und lächelte ihn an.

„Das freut mich zu hören. Ihr müsst wissen, dass dieses Prachtstück aus dem Holz eines Baums gefertigt wurde, der nur in einem gewissen Wald vorkommt ...“ Das läuft ja wie am Schnürchen, dachte er insgeheim, während er ihr vom Tranquillitatiswald erzählte.

„Ach, so ist das also ...?“ Erstaunt machte das Mädchen große Augen.

Bellman spürte, dass er so gut wie am Ziel war, und lehnte sich für einen letzten Ansturm zur Prinzessin vor. „Ganz genau. Wenn Eure Hoheit also wirklich daran interessiert sein sollte, dann ...“

„Oh, ich bin sogar überaus interessiert. Deshalb werde ich mich auch unverzüglich selbst in diesen Wald begeben, um ihn mir einmal genau zu besehen.“