Tee? Kaffee? Mord! - Der doppelte Monet - Ellen Barksdale - E-Book
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Tee? Kaffee? Mord! - Der doppelte Monet E-Book

Ellen Barksdale

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Beschreibung

Folge 1: Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder ist die reizende alte Miss Beresford aus Earlsraven dement oder bei ihr zu Hause geht etwas nicht mit rechten Dingen zu! Doch was hat Nathalie damit zu tun? Die junge Frau ist gerade eben erst von Liverpool ins beschauliche Earlsraven gezogen, um das Erbe ihrer Tante anzutreten: den Pub "The Black Feather". Als Miss Beresford jedoch in ihrem Garten eine Leiche entdeckt, beginnt Nathalie gemeinsam mit ihrer Köchin Louise zu ermitteln ...

Über die Serie: Davon stand nichts im Testament ...

Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel - das ist Earlsraven. Mittendrin: das "Black Feather". Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante - und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie ...

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Epilog

Wie es weitergeht …

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Davon stand nichts im Testament …

Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel: das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante – und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie …

Über diese Folge

Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder ist die reizende alte Miss Beresford aus Earlsraven dement oder bei ihr zu Hause geht etwas nicht mit rechten Dingen zu! Doch was hat Nathalie damit zu tun? Die junge Frau ist gerade eben erst von Liverpool ins beschauliche Earlsraven gezogen, um das Erbe ihrer Tante anzutreten: den Pub »The Black Feather«. Als Miss Beresford jedoch in ihrem Garten eine Leiche entdeckt, beginnt Nathalie gemeinsam mit ihrer Köchin Louise zu ermitteln …

Über die Autorin

Geboren wurde Ellen Barksdale im englischen Seebad Brighton, wo ihre Eltern eine kleine Pension betrieben. Von Kindheit an war sie eine Leseratte und begann auch schon früh, sich für Krimis zu interessieren. Ihre ersten Krimierfahrungen sammelte sie mit den Maigret-Romanen von Georges Simenon (ihre Mutter ist gebürtige Belgierin). Nach dem jahrelangen Lesen von Krimis beschloss sie vor Kurzem, selbst unter die Autorinnen zu gehen. »Tee? Kaffee? Mord!« ist ihre erste Krimireihe.

Ellen Barksdale lebt mit ihrem Lebensgefährten Ian und den drei Mischlingen Billy, Bobby und Libby in der Nähe von Swansea.

Ellen Barksdale

Tee? Kaffee?Mord!

DER DOPPELTE MONET

Aus dem Englischen von Ralph Sander

beTHRILLED

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Julia Feldbaum

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Kirstin Osenau unter Verwendung von Motiven © shutterstock/schankz, © shutterstock/SJ Travel Photo and Video, ©Chrislofotos/Shutterstock, © Mary Ro/Shutterstock, © Mary Ro/Shutterstock

eBook-Erstellung: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-4765-4

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Prolog, in dem Cecily Beresford in ihrem Haus in Earlsraven um den Schlaf gebracht wird

»Was?«

Es war die vierte Nacht in Folge, in der Cecily Beresford aus dem Schlaf hochschreckte, weil eine Stimme ihr etwas zugeflüstert hatte. Sie saß kerzengerade im Bett und sah in die dunkle Nacht, dabei hielt sie eine Hand auf ihre Brust gedrückt, um ihr hastig schlagendes Herz zu beruhigen.

Warum nur immer wieder diese Stimme? Und warum sagte sie ihr so etwas? Warum konnte die Stimme sie nicht in Ruhe lassen?

Eigentlich war die Antwort darauf ganz simpel: Weil sie recht hatte. Und weil etwas Unrechtes geschehen war. Doch sie wusste auch, dass sich dieses Unrecht womöglich gar nicht rückgängig machen ließ. Wie sollte sie es beweisen? Es war aussichtslos, und womöglich war genau das der Grund, dass sie nachts immer wieder aufwachte. Nicht, weil die Gerechtigkeit siegen sollte, sondern diese Gerechtigkeit sie verspotten wollte.

Cecily Beresford schlug die Flanelldecke zur Seite und setzte sich auf die Bettkante, dann atmete sie erst ein paar Mal durch, ehe sie aufstand. Das alte Bett knarzte bei jeder Bewegung, aber das hatte es schon zu Zeiten ihrer Großmutter Eugenie getan – und so wie ihre Ahnin nahm auch Cecily längst keine Notiz mehr davon, welche Geräusche der massive Holzrahmen oder die Sprungfedern von sich gaben.

Der März war zwar sonnig, aber die Sonne besaß nur wenig Kraft, und dementsprechend kühl war es nachts, daher wollte sie auf ihre flauschige Decke nicht verzichten. Cecily griff nach dem Bademantel, der auf dem Stuhl gleich neben dem Bett lag, zog ihn an und verließ das Schlafzimmer.

Sie ging durch den kurzen Flur, den Strahl der kleinen Taschenlampe auf den Boden gerichtet. Für eine Frau Mitte achtzig war sie noch sehr flink auf den Beinen und bei klarem Verstand, aber sie achtete auch darauf, dass sie nicht übermütig wurde. Ein falscher Schritt, und sie würde die nächsten Wochen wegen eines komplizierten Beinbruchs im Krankenhaus verbringen müssen.

Ihre vorausschauende Art hatte auch bewirkt, dass sie schon vor Jahren ihr früheres Arbeitszimmer im Erdgeschoss in ein Schlafzimmer verwandelt hatte, weil sie dann nicht unbedingt jeden Tag die Treppe benutzen musste. Im ersten Stock stand nun der alte Jugendstilschreibtisch, in den Aktenschränken waren alle wichtigen Dokumente untergebracht. Dort gab es auch noch das Handarbeits- und das Malzimmer, beide ursprünglich als Kinderzimmer genutzt. Nichts davon benötigte sie täglich, und mit der Verlegung des Schlafzimmers war die große Gefahr gebannt, aus irgendeinem Anlass noch im Halbschlaf zur Haustür eilen zu müssen und dabei auf der Treppe ins Stolpern zu geraten.

Im Wohnzimmer bog sie nach rechts und blieb vor der alten Anrichte stehen. Ihr Blick wanderte ein Stück weit über das Möbelstück und verharrte dort.

Nach nicht mal einer halben Minute schüttelte sie den Kopf und flüsterte ängstlich: »Das ist er nicht. Das ist er nicht …«

Schließlich kehrte sie ins Schlafzimmer zurück und legte sich wieder hin. Sie wusste, so bald würde sie nicht einschlafen können, ganz so wie in den vergangenen drei Nächten auch. Wie lange sollte das noch so weitergehen?

Cecily Beresford ließ den Kopf aufs Kissen sinken und schloss die Augen. Irgendwann würde der Schlaf schon übermächtig werden.

Irgendwann …

Erstes Kapitel, in dem Nathalie überraschend einen Brief erhält, der ihr Leben auf den Kopf stellt

Liverpool,ein paar Tage nach dem nächtlichen Vorfall in Earlsraven

»Mr Cresnick, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Bruder ums Leben gekommen ist«, sagte der Inspector mit betretener Miene.

»Stuart? Reden Sie etwa von Stuart?«, fragte Cresnick erschrocken. »Er ist mein einziger Bruder!«

»Es tut mir leid, Mr Cresnick.«

»Was ist passiert?« Cresnicks Frau kam zur Tür und sah verwundert zwischen ihrem Mann und dem Polizeibeamten hin und her.

»Der Inspector ist gekommen, um mir zu sagen, dass mein Bruder tot ist«, erklärte Cresnick in einem Tonfall, als würde er etwas wiederholen, was ihn gar nicht betraf.

»Stuart? Redet er etwa von Stuart?«, wollte sie wissen.

Cresnick nickte.

»Er war dein einziger Bruder!«

»Das habe ich dem Inspector auch schon gesagt«, antwortete ihr Mann.

Mrs Cresnick drehte sich zu dem Polizisten um. »Stuart war sein einziger Bruder, müssen Sie wissen.«

Der Inspector nickte. »Ihr Mann erwähnte es ber…«

»Jetzt reicht’s mir aber«, stöhnte Nathalie und schaltete den Fernseher aus. »Wenn die weiter so einen Blödsinn reden, wird der Mörder vor Langeweile eingehen, bevor er verhaftet werden kann.«

Glenn schüttelte den Kopf. »Und trotzdem schalten jede Woche drei Millionen Menschen ein, um sich das anzusehen.« Er strich sich über den Bart. »Und was machen wir jetzt? Wir wollten doch den Abend gemütlich vor dem Fernseher verbringen.«

Nathalie drehte sich zu ihm um und lächelte ihn verschmitzt an. »Jetzt sag bloß, du weißt nicht, wie wir den Abend verbringen können, wenn im Fernsehen nichts Vernünftiges läuft.«

Er lachte leise. »So war das nicht gemeint. Da habe ich schon ein paar Ideen, aber ich musste heute so viele Kisten schleppen, dass ich, ehrlich gesagt, froh bin, wenn ich einfach auf der Couch rumhängen kann, ohne auch nur einen Finger zu rühren.«

»Ja, ich weiß«, erwiderte Nathalie verständnisvoll. »Ich bin selbst auch total erledigt. Aber es war ja auch eine ›geniale‹ Idee von deinem Bruder, uns um drei Uhr nachmittags um Hilfe zu bitten, damit sein Lagerraum bis sechs Uhr leer geräumt wird.«

»Vor allem, wo er das schon seit einem halben Jahr wusste.« Er verzog verlegen den Mund. »Tut mir leid, dass ich dich dazu überredet habe. Ich hätte ihm sagen müssen, dass er zusehen soll, wie er den Kram allein da rausschafft. Aber lass uns lieber das Thema wechseln, sonst werde ich noch richtig sauer.«

Nathalie dachte kurz nach. »Ich weiß, was wir machen können. Ich schenke jedem von uns ein Glas Wein ein, und dann nehme ich mir den Stapel Post vor, den ich heute aus dem Briefkasten geholt habe. Und du setzt dich einfach zu mir und unterhältst mich ein bisschen. Wie klingt das?«

»Hm«, machte Glenn und fuhr gespielt begeistert fort: »Au jaaa, das wird bestimmt raaaasend interessant werden.« Er ließ einen tiefen Seufzer folgen. »Aber meinetwegen.«

»Dann mal los!«, erwiderte sie gut gelaunt und stand von der Couch auf, um zum Sekretär zu gehen, auf dem die Umschläge gestapelt lagen. Sie brachte die Post zum Tisch, dann ging sie in die Küche und kam mit zwei Gläsern Wein zurück. Nachdem sie sich wieder zu Glenn gesetzt hatte, begann sie, den Stapel zu sichten. »Werbung, mehr Werbung, noch mehr Werbung, Telefonrechnung, andere Werbung, Stromrechnung, Lottowerbung, Werbung vom … was ist das? Ein Notar? Stewart Richard Orson III. Kenn ich nicht.«

»Aber anscheinend kennt er dich«, sagte Glenn und nahm ihr den Brief aus der Hand. »Das ist irgendwas Offizielles. Ein Einschreiben.«

Nathalie fuhr sich durch ihre kurzen dunkelblonden Haare und zog die Augenbrauen zusammen. »Den muss ich dann ja wohl aufmachen.«

»Das wäre sicher nicht verkehrt«, stimmte Glenn ihr zu und gab Nathalie den Brief zurück.

»Also gut.« Sie setzte den Brieföffner an und schnitt den Umschlag auf, nahm das Schreiben heraus und begann zu lesen.

»Nach deinen ›Ohs‹ und ›Huchs‹ zu urteilen, ist es wohl etwas Wichtiges?«

Sie faltete das Blatt zusammen und schob es zurück in den Umschlag. »Es geht um das Testament meiner Tante Henrietta.«

»Die vor zwei Wochen gestorben ist?«

Nathalie nickte. »Ja, genau. Offenbar soll ich irgendwas erben, und der Notar will mich deshalb sprechen.«

»Das ist aber schön«, befand Glenn.

Wieder nickte sie, war dabei aber den Tränen nah. »Lieber wäre es mir schon, wenn es noch keinen Anlass gäbe, mir etwas zu vererben.«

Glenn drückte Nathalie an sich, schließlich wischte sie sich flüchtig über die Augen und murmelte: »Schon gut, es geht wieder.«

»Was könnte sie dir denn vererbt haben?«, fragte Glenn nach einer Weile. »Vielleicht besaß sie ja eine von diesen schrecklichen Riesenkerzen. Du weißt schon, diese monströsen Klötze, die so aussehen, als hätte sie jemand aus einer Kirche irgendwo in Italien mitgehen lassen. So eine Abscheulichkeit mit betenden Händen oder Heiligengesichtern oder so. Oder noch so einen Klotz von Schrank.« Er zeigte auf den Wandschrank, den Nathalies Eltern ihr überlassen hatten, gleich nachdem sie hier eingezogen war. Der Schrank war genauso aus der Mode wie fast alles in ihrer Wohnung, aber trotzdem liebte Nathalie jedes einzelne Möbelstück, weil es eine Geschichte erzählte, die nicht aus der Zeile »Ich kam in einem schwedischen Möbelhaus zur Welt, und stehe zusammengeschraubt hier rum« bestand. Jeder aus ihrer Verwandtschaft und ihrem Freundeskreis hatte ihr etwas geschenkt, das bereits ein paar Jahre auf dem Buckel hatte, das aber zu schade und noch viel zu gut erhalten war, um auf dem Sperrmüll zu landen. Der dunkelgrüne Ohrensessel, der rechts von der Couch stand, war ein Geschenk von Tante Henrietta gewesen und war schnell ihr Lieblingsplatz geworden. Wenn Nathalie allein war, saß sie fast immer dort, entweder, um ein Buch zu lesen, oder, um im Winter, in eine Decke eingehüllt, einen heißen Kakao zu trinken. Manchmal verbrachte sie sogar die halbe Nacht in diesem Sessel, wenn sie abends vor dem Fernseher einschlief. Beeindruckend an diesem breiten, weichen Riesen war, dass Natalie sogar nach einer ganzen Nacht in Schieflage ohne Schmerzen aufwachte.

Glenn war von dieser Einrichtung aus zweiter Hand nicht ganz so begeistert wie sie. Das hatte sie ihm beim ersten Besuch in ihrer Wohnung anmerken können, auch wenn er nichts dazu gesagt hatte. Sie war sich nicht sicher, ob das noch zu einem Problem werden würde, wenn sie in ihrer Beziehung einen Schritt weitergehen und zusammenziehen wollten. Darüber geredet hatten sie, aber noch gab es nicht mal ein ungefähres Datum, und damit konnte sie auch ganz gut leben. Im Moment war sie mit dieser Beziehung zufrieden, so, wie sie war. Sie ließ sich weder von der Cosmopolitan noch von irgendeiner anderen Zeitschrift einreden, nach wie vielen Wochen oder Monaten ihre Beziehung einen bestimmten Status erreicht haben musste, wenn sie nicht zum Scheitern verurteilt sein sollte. Keine Beziehung der Welt lief nach einem festgelegten Fahrplan ab, es sei denn, man war ein Promi und musste den Erwartungen seiner Fans gerecht werden. Aber das hatte dann sowieso mit der Realität nichts mehr zu tun.

Im wahren Leben entwickelten sich die Dinge in ihrem eigenen Tempo, und das konnte manchmal bedeuten, dass man jemanden kennenlernte und ihn drei Tage später heiratete – aber es war auch möglich, dass man ein Leben lang mit diesem Jemand zusammenblieb, ohne je den Wunsch nach Heirat zu verspüren.

»Warum sollte sie mir eine hässliche Kerze vererben?«, griff Nathalie Glenns letzte Bemerkung auf.

»Ganz einfach. Als ich zwölf war, hat mir meine Großtante so ein Ding geschenkt. Das Trauma wirkt bis heute nach.« Glenn wartete Nathalies Reaktion gar nicht erst ab, sondern fragte: »Gab es irgendetwas, das dir besonders am Herzen gelegen hat? Irgendein … ein Ring oder etwas in der Art?«

»Nein. Wenn schon, dann würde ich eher auf ihre Krimisammlung tippen, weil sie weiß, wie sehr ich die geliebt und verschlungen habe.«

»Oh, das würde bedeuten, dass du ein Paket mit den gesammelten Werken von Agatha Christie in Empfang nehmen darfst«, sagte er.

»Da irrst du dich, mein Lieber. Wenn, dann ist es ihre Sammlung Maigret-Krimis. Die haben ihr immer besonders gut gefallen«, betonte Nathalie. »Allein schon, weil Kommissar Maigret ziemlich natürlich wirkt. Meine Tante hielt Poirot immer für einen aufgeblasenen Schnösel.«

»Aber immerhin sind sie beide Franzosen«, warf Glenn auf gut Glück ein, wurde aber sofort eines Besseren belehrt.

»Maigret ist Franzose, aber der Schöpfer der Figur kommt aus Belgien. Poirot ist Belgier, aber die Autorin …«

»… ist Engländerin«, führte er den Satz zu Ende. »Das ist schon ein bisschen verwirrend.« Er verdrehte die Augen. »Wieso eigentlich nur Krimis? Warum hast du von ihr nichts anderes zu lesen bekommen?«

»Tante Henrietta hat immer gesagt, dass Lesen und vor allem das Lesen von Krimis den analytischen Teil des Gehirns fördert.«

»Dann bist du der lebende Beweis dafür, dass sie recht hatte. Sonst wärst du heute vielleicht keine Statistikerin und hättest nicht einen so guten Posten bei deiner Werbeagentur.« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Wann will der Notar dich sehen?«

»Ich soll so bald wie möglich einen Termin vereinbaren«, antwortete sie und hielt den Brief so, dass ihr Freund die erwähnte Passage lesen konnte. »Morgen früh rufe ich ihn an, dann weiß ich hoffentlich bald mehr.«

Glenn nickte und stand auf. »Okay, dann werde ich mich jetzt auf den Heimweg begeben.«

»Jetzt schon?«, fragte sie und griff nach seiner Hand, um noch einen Moment seine Nähe zu genießen.

»Morgen früh will dieser Heizungsmonteur zwischen sieben und acht nach dem Heizkörper im Bad sehen«, erklärte er. »Du weißt, ich würde lieber hier übernachten, aber wenn ich mir vorstelle, wie früh ich dann aufstehen muss, um auch garantiert um sieben Uhr zu Hause zu sein, dann kann ich gleich wach bleiben.« Nach einer kurzen Pause fügte er zögerlich an: »Natürlich hätten wir solche Probleme nicht, wenn du zu mir ziehen würdest …«

Nathalie atmete seufzend durch. »Ich weiß. Aber ich liebe nun mal meine kleine gemütliche Wohnung und … na ja …«

»So ungemütlich ist meine Wohnung nun auch wieder nicht«, wandte er ein.

»Du weißt, ich mag diese Fensterfront nicht. Nur Glas von oben bis unten und von Wand zu Wand, und dann dieses alberne Verbot eurer Eigentümervertretung, kein Sideboard und kein Regal und kein gar nichts ans Fenster zu stellen, nur weil die ›Ästhetik‹ verletzt wird.«

»Es heißt ja, dass der Architekt das Haus im nächsten oder übernächsten Jahr verkaufen will«, sagte er beschwichtigend. »Wenn er raus ist, werden die anderen nicht länger zu jedem seiner skurrilen Vorschläge Ja sagen. Dann wird sich einiges ändern, das kannst du mir glauben.«

Nathalie lächelte ihn an. »Wollen wir’s hoffen. Ich habe nämlich auch keine Lust, dass das mit dem Übernachten ständig so weitergeht. Und dass einer von uns abends doch noch nach Hause fahren muss – so wie du jetzt.«

»Vielleicht kann ich ja auch in den sauren Apfel beißen und meine Wohnung verkaufen, und dann suchen wir uns ganz woanders in der Stadt etwas, das für dich gemütlich genug und für mich immer noch nüchtern genug ist, um kein Problem damit zu haben«, schlug er grinsend vor.

Nathalie lächelte ihn an, schlang die Arme um seinen Hals und gab ihm einen Kuss. »Das ist doch mal ein Vorschlag, der sich sehen lassen kann. Wehe, du machst einen Rückzieher«, warnte sie ihn, und ihre Augen leuchteten schelmisch.

Glenn sah ihr tief in die Augen. »Würde mir nicht im Traum einfallen«, sagte er und erwiderte den Kuss, dann stand er auf und nahm seine Sachen an sich.

Nachdem er gegangen war, räumte Nathalie die Briefe zusammen, legte die wichtige Post auf den Sekretär neben der Tür und brachte die Werbung in die Küche, wo sie im dreigeteilten Abfalleimer im Fach für Altpapier landete. Sie ging ins Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen und zu duschen.

Als sie sich abtrocknete, betrachtete sie sich im Spiegelschrank über dem Waschbecken. Ja, diese neue Frisur stand ihr gut, fand sie. Bis vor Kurzem hatte sie die Haare noch schulterlang getragen, aber irgendwie nie genug Volumen in die Frisur bekommen, um wirklich zufrieden mit ihrem Aussehen zu sein. Durch die fast glatt herunterhängenden dunkelblonden Haare hatte ihr Gesicht viel schmäler gewirkt, was wiederum ihre Nase viel zu groß hatte erscheinen lassen. Dank ihrer neuen Pixie-Frisur wurde der Blick nicht automatisch auf ihre Nase gelenkt, sondern mehr auf ihre vollen Lippen und vor allem auf ihren schlanken, langen Hals, den sie als junges Mädchen gehasst hatte. Er war bereits in die Höhe geschossen, als der Rest ihres Körpers noch lange kein Interesse daran gezeigt hatte, an Länge zuzulegen.

»Giraffe« war einige Jahre lang ihr Spitzname gewesen – bis der Rest ihres Körpers endlich nachzog, wobei vor allem ihr Busen besonderen Eifer an den Tag gelegt hatte. Dadurch war sie für die Jungs mit einem Mal sehr interessant geworden, aber die »Giraffe« hatte sie keinem von ihnen verzeihen können, und so war ihnen allen eine Abfuhr gewiss gewesen.

Sicher, Glenns Blick bei ihrer ersten Begegnung hatte auch ihrem Ausschnitt gegolten, aber der war an jenem Abend auch deutlich zu tief geraten gewesen, weil sich unbemerkt zwei Knöpfe ihrer Bluse verabschiedet hatten. Sie konnte ihm seinen Blick also nicht verübeln, zumal er sich nicht zu einer anzüglichen Bemerkung hatte hinreißen lassen, sondern im Gegenzug sein Hemd aufgeknöpft und ihr seine muskulöse Brust mit den Worten »Jetzt sind wir quitt« präsentiert hatte. Damit war das Eis gebrochen gewesen, und sie waren sich nähergekommen und schließlich ein Paar geworden.

Eigentlich erstaunlich, da er zumindest äußerlich so gar nicht ihr Typ war. Zumindest hatte sie das geglaubt, doch bei ihren Versuchen, Argumente gegen eine Beziehung mit Glenn zu finden, hatte sie irgendwann einsehen müssen, dass sie eigentlich nicht so recht wusste, wer ihr Typ war. Glenn bediente mit seinen nach hinten gekämmten, gegelten schwarzen Haaren und dem Dreitagebart eigentlich diverse Klischees, die für einen oberflächlichen, eitlen Mann sprachen. Aber die Art, wie er über diese Klischees und damit über sich selbst lachen konnte, war ein deutlicher Beweis dafür, dass er eigentlich ganz anders war. Sie hatte ihn in der gemeinsamen Zeit als aufmerksamen, liebevollen Mann erlebt, der ihr nicht aus Berechnung jeden Wunsch von den Augen ablas – oder weil er jeden Gefallen in Sex umrechnete und entsprechende Erwartungen an sie hatte. Nein, er tat diese Dinge für sie, weil er es wollte, ganz ohne Hintergedanken.

Nathalie zog ihr Nachthemd an, verließ das Badezimmer und machte eine letzte Runde durch die Wohnung, um sich zu vergewissern, dass Türen und Fenster geschlossen und alle elektrischen Geräte ausgeschaltet waren. Nachdem sie sich ins Bett gelegt hatte, ließ sie den Tag mit Glenn Revue passieren.

Etwas ließ sie nicht einschlafen. Etwas, das sie nicht näher bestimmen konnte. Es hatte mit … es hatte mit Glenn zu tun? Sie stutzte, weil ihr ein solcher Gedanke durch den Kopf ging. Was hatte er denn getan? Hatte er etwas falsch gemacht? Nachdenklich schüttelte sie den Kopf. Es hing mit irgendetwas zusammen, was er an diesem Abend gesagt oder nicht gesagt hatte. Hm, das war nicht so einfach, schließlich gab es unendlich viel, was er nicht gesagt hatte. Nein, das stimmte so auch nicht. Es musste um eine Sache gehen, über die sie heute Abend geredet hatten. Es war … es war … ja, genau … es ging um die Sache mit der Wohnung.

Es war ihr schon einmal sauer aufgestoßen, aber auch damals hatte sie vergessen, ihn darauf anzusprechen. Seit davon die Rede war, dass sie doch zusammenziehen sollten, hieß es immer nur, sie möge doch zu ihm ziehen. Dass er vielleicht auch zu ihr hätte ziehen können, davon hatte er noch nie gesprochen.

Ja, natürlich war seine Wohnung größer als ihre, aber sie war so ungemütlich, dass sie morgens kaum schnell genug das Weite suchen konnte, wenn sie bei ihm übernachtete.

Zugegeben, er machte es genauso, wenn er die Nacht bei ihr verbrachte, aber dann fühlte sie sich zumindest da wohl, wo sie war. Außerdem wusste er, wie unbehaglich ihr in seinen vier Wänden zumute war, weil sie so kühl und nüchtern wirkten. Trotzdem wollte er sie bei sich haben.

Mit einem Mal hatte sie das Gefühl, dass sich die Sache mit der Wohnung noch zu einem echten Problem auswachsen würde. Sie atmete ein paar Mal tief durch und schloss die Augen. Vielleicht lösten sich ja alle Probleme, wenn sie nur lange genug die Augen zukniff.

Zwei Tage später

Es war kurz nach drei am Nachmittag. Nathalie saß in einer der vielen Liverpooler Starbucks-Filialen und wartete auf Glenn. Von ihrem Platz aus konnte sie schräg gegenüber den Cavern Club sehen, der mit dem echten Cavern Club und den ersten Auftritten der Beatles außer dem Namen nichts gemein hatte. Das aber kümmerte die Touristen nicht, die ihre Kameras und Smartphones auf die Tür gerichtet hielten, als wären McCartney und Kollegen genau da früher ein- und ausgegangen.

Wäre nicht diese Pilgerstätte in Sichtweise gewesen, hätte Nathalie theoretisch in jeder anderen Starbucks-Filiale irgendwo auf der Welt sitzen können. Ihr fehlte das kleine Café gleich um die Ecke, das vor über einem Jahr seine Pforten hatte schließen müssen, weil die Betreiberin keinen Gewinn mehr gemacht hatte. Nathalie sowie einige andere waren bis zum letzten Tag treue Stammgäste geblieben, doch es hatte nicht gereicht. Vielleicht hätte die alte Miss Tuckham ihren Kaffee in Pappbechern zum Mitnehmen anbieten sollen, vielleicht hätte sie statt schwarzem Kaffee siebenunddreißig verschiedene Variationen kredenzen sollen, bei denen Kaffee nur eine von vielen Zutaten war – und vielleicht hätte sie auf ihre köstlichen Buttercremetorten verzichten und stattdessen Donuts, Muffins und Co. anbieten sollen. Vielleicht. Aber vielleicht hätte sie dann damit tatsächlich ihre Seele verkauft, so wie sie es immer gesagt hatte. Das Ende ihres Cafés nach dreiundvierzig erfolgreichen Jahren hatte Miss Tuckham nur um wenige Monate überlebt.

Sollte nächste Woche diese Starbucks-Filiale schließen, würde es keinen Menschen kümmern, weil mindestens drei andere Filialen keine fünf Gehminuten von hier entfernt waren. Lieber hätte Nathalie diese unpersönliche Kette gemieden, aber woanders gab es nun mal keinen guten Kaffee.

»Ist hier noch frei?«, fragte jemand mit einer Stimme, die an Kermit den Frosch erinnerte. Als sie sich umdrehte, grinste Glenn sie breit an.

Lachend zeigte sie auf den Platz ihr gegenüber. »Nur, wenn du aufhörst, so zu reden.«

»Lässt sich einrichten«, sagte er und setzte sich hin. »Was trinkst du da?« Er zeigte auf ihre Tasse.

»Kaffee. Schwarz. Ohne alles.«

Glenn stutzte. »Darf man hier so was überhaupt bestellen? Oder sind die Automaten kaputt?«

»Nein, ich … ich wollte mich nur einstimmen«, antwortete sie.

»Einstimmen? Worauf denn?«, fragte er verwundert.

»Auf das einfache Leben.«

»Ich glaube, du musst schon ein bisschen mehr erzählen, wenn ich dir folgen können soll.«

Nathalie nickte. »Das hatte ich auch vor. Ich wollte dich nur erst mal ein bisschen neugierig machen.« Sie trank einen Schluck von ihrem Kaffee, während Glenn eine der vielen Spezialitäten des Hauses bestellte und die Kellnerin anwies, fettarme Milch aufzuschäumen und alles an echtem Zucker durch Süßstoff zu ersetzen. Dann drehte er sich mit seinem Stuhl wieder Nathalie zu, und sie fragte: »Du weißt doch, dass Tante Henrietta in Earlsraven dieses Lokal besaß, diese Kombination aus Pub, Imbiss, Pension und Café?«

»Ja«, bestätigte er. »Du hast davon erzählt, und wir wollten immer mal zusammen hinfahren, aber irgendwie hat das nie geklappt.«

»Leider«, sagte sie nachdenklich, da ihr zum ersten Mal bewusst wurde, dass sie ihre Tante nicht mehr in ihrem Lokal besucht hatte, seit sie Glenn kannte. Gesehen hatten sie sich nur, wenn Henrietta Nathalies Eltern besuchte, weil sie Zeit mit ihrer Schwester verbringen wollte. Aber die paar Male in den letzten gut zwei Jahren, bei denen sie Glenn vorgeschlagen hatte, einen Ausflug nach Earlsraven zu unternehmen, war immer irgendetwas dazwischengekommen – mal etwas Berufliches, mal Freikarten für irgendein Konzert. Und jetzt … jetzt war es zu spät, denn jetzt würde Glenn keine Gelegenheit mehr bekommen, ihre Tante kennenzulernen.

»Was ist mit dem Pub? Oder Café?«, fragte er.

»Du wirst es nicht glauben«, redete sie weiter. »Tante Henrietta hat mir das Black Feather vermacht.«

»Was? Ist das dein Ernst?«, rief Glenn ungläubig.

»Ich konnte es im ersten Moment selbst nicht fassen.«

»Und … und … was wirst du machen? Nimmst du das Erbe an?«, hakte er nach. »Oder hast du es etwa schon angenommen? Das hast du nicht getan, oder? Bei solchen Objekten muss man sich erst mal ein Bild machen, wie die finanzielle Situation aussieht. Du kannst dir nicht ein Erbe aufbürden, auf dem eventuell ein paar Hunderttausend Pfund Schulden lasten. Oder das komplett saniert werden muss. Oder das auf einer alten Giftmülldeponie steht und nächste Woche vom Bulldozer plattgemacht wird. Oder …«

»Langsam, Glenn«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich habe das Erbe natürlich nicht sofort angenommen …«

»Gut, sehr gut.«

»… aber ich habe es auch nicht sofort ausgeschlagen.«

»Okay.«

»Ich weiß Bescheid«, fuhr Nathalie fort. »Ich weiß, dass man ein Erbe erst einmal darauf prüft, ob es überhaupt irgendetwas abwirft oder ob man gleichzeitig eine millionenschwere Schadenersatzklage miterbt, die gegen einen entschieden wird. Ich habe studiert, ich kann Bilanzen und Steuererklärungen lesen und verstehen, Glenn.« Ungewollt wurde ihr Tonfall ein wenig ärgerlich.