Terrata - Johanna Wetterau-Badura - E-Book

Terrata E-Book

Johanna Wetterau-Badura

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Beschreibung

Wer hätte sich das gedacht, dass in den Tiefen eines Flusses Terrata, ein Wichtelmädchen aus dem Stamme der Aquaten, in einer zauberhaften und von Glück erfüllten Unterwasserwelt lebt? Als jedoch ein hasserfülltes Monster wie aus dem Nichts auftaucht und ihre Eltern und Freunde gefangen nimmt, wird ihre fantastische Welt zur ständigen Bedrohung. Wann schlägt das Monster erneut zu? Warum hat das Monster es auf ihren Stamm abgesehen? Terrata will nur eines: Ihre Eltern und Freunde aus den Fängen des Monsters befreien. Allen unbekannten Gefahren zum Trotz, sucht sie nun auf der Erde nach ihren Verwandten, den Erdwichteln. Können diese ihrem Stamm helfen? Sie ahnt auch nichts von dem leuchtenden Geheimnis, das sie erwartet.

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Seitenzahl: 79

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Kapitelübersicht

Kapitel 1:

So begann es

Kapitel 2:

Die Verwandlung

Kapitel 3:

Suche mit vierbeiniger Unterstützung

Kapitel 4:

Das neue Leben im Erdwichtelland

Kapitel 5:

Das Geheimnis und sein Schatten

Kapitel 6:

Gutes und Schlechtes kommen meist unverhofft

Kapitel 7:

Eine Melodie erklingt

Kapitel 8:

Abenteuer und Überraschungen

Kapitel 9:

Wer kommt denn auf sowas?

Kapitel 10:

Im Erdwichtelreich

Kapitel 11:

Terrata und irrsinnige Herausforderungen

Kapitel 12:

Im glasklaren See

Kapitel 13:

Auf der Burgruine

Kapitel 14:

Bruder Traum und Schwester Wirklichkeit

Kapitel 15:

Und so geht die Geschichte weiter

Für meine liebe Mutter, Julia und Lukas sowie alle großen und kleinen Freunde fantastischer Geschichten.

Kapitel 1

So begann es

Nacht legte sich über den Tag. Der Himmel war mit schweren, dunklen Wolken behangen; nicht ein einziger Stern war zu erkennen. Selbst der Mond schien sich im trüben Wolkendickicht verschanzt zu haben. Nur der Wind heulte durch die schwarzen Wälder, streifte mit unsichtbarer Hand über die in Wasser getränkten Wiesen und trieb die Wassermassen des Flusses über die Ufer.

Um nichts auf der Welt würde sich auch nur eine Menschenseele freiwillig in diese ungemütliche, raue Nacht hinauswagen, mit einer Ausnahme, es war Terrata. Doch sie war schließlich auch kein Mensch, sondern ein Wichtelmädchen aus dem Stamme der Aquaten.

Terrata war mittlerweile zwölf Jahre alt und exakt 30 Zentimeter groß, als sie die Erde erstmals mit ihren Füßen betrat. Für Wichtel ihres Stammes entspricht dies der Körpergröße eines ausgewachsenen Aquatenmädchens.

Einst lebte sie mit ihrer Familie in den unergründlichen Tiefen eines breiten und sich über viele Länder erstreckenden Flusses; doch geboren werden Aquaten grundsätzlich im Ozean.

Ganz genau in einer Austermuschel. So ähnlich wie aus Sandkörnern sich Perlen bilden, wurde aus Terrata keine Perle, sondern ein Wichtelkind, denn dies war ihre Bestimmung. Ihre Eltern behüteten die Austermuschel bis zum Tag der Geburt, damit sie auch unversehrt blieb.

Ganz anders als Menschenkinder, konnte sich Terrata sehr gut an ihre Geburt erinnern. Es war ein großes, überwältigendes Freudenfest. Die Austermuschel öffnete sich behutsam, fast im Zeitlupentempo. Rings um sie herum erklang eine sanfte, zauberhafte Melodie, die die Wichtel anstimmten. Es hieß, dass in ihr eine besondere Kraft liege.

Terrata sah um sich herum viele freundlich lächelnde Wichtel. Die vor Glück und Liebe strahlenden Gesichter ihrer Eltern brannten sich für den Rest ihres Lebens in ihr Herz.

Sie hatten alle herrlich smaragdgrün leuchtende Augen mit wunderschönen, lang geschwungenen Wimpern. Ihre Haare reichten bis zu den Füßen und schimmerten in verschiedenen Farbtönen. Bei manchen hatte sich hier und da ein kleiner Fisch verfangen, doch er fand auch schnell da wieder hinaus. Die Wichtelmänner hatten an Händen und Füßen blaue Schwimmhäute und bei den Wichtelfrauen waren diese durchsichtig.

Ihre Körper hatten sie mit Rotala Macrandra, einer rötlichen Wasserpflanze, bedeckt.

Auch Terrata sollte später genauso aussehen, nur war sie zunächst so klein wie eine Fingerkuppe, und sie unterschied sich in einem äußeren Merkmal ganz besonders. Sie hatte als einzige tief braune Augen.

Ihre Eltern brachten sie zum Stammesältesten, der Erasmus hieß. Ganz nach altem Brauch, segnete er den Neuankömmling und bemerkte:

“Sie hat die Farbe der Erde in ihren Augen, möge dieses Aquatenmädchen uns allen ein großes Glück sein!”

Da klatschten alle lebhaften Beifall. Eben so, wie das Klatschen unter Wasser möglich ist. Auch viele andere Meeresbewohner waren vor Glück entzückt: Regenbogenfische führten ein Unterwasserballet auf, das wegen seiner Anmut unvergesslich blieb. Delphine machten ganz nach ihrer Art freudige Luftsprünge und Tintenfische ließen ihre Fangarme harmonisch zur Willkommensmelodie kreisen.

Doch schon bald nach dem freudigen Ereignis kehrte Terratas Familie mit all den anderen Wichteln in ihr eigentliches Zuhause, den Fluss, zurück.

Dort verbrachte sie eine unbekümmerte Zeit bis zu jenem grauenvollen Zeitpunkt, der alles veränderte!

Ein dunkles, schweres und klebriges Wesen, das ständig seine Form veränderte, machte sich, wie ein riesiges, gieriges Monster im Fluss breit. Wer mit diesem in Berührung kam, wurde von ihm gefangen. Unzählige Wichtel gerieten in seine Fänge und niemand konnte es auch nur erahnen, wohin sie verschleppt wurden. Auch zahlreiche Freunde, mit denen Terrata sonst zwischen Schilfpflanzen und Seerosen Verstecken spielte, waren plötzlich nicht mehr da. Zum großen Unglück waren auch ihre Eltern spurlos verschwunden. Und niemand wusste, wen das Schicksal als nächstes ereilte. Terrata wollte alles dafür tun, um ihre Eltern und Freunde zu finden, doch noch war es nicht die Zeit dafür, dass sie mit dem mysteriösen Monster den Kampf aufnehmen konnte. Zum Trost hatte wenigstens Terratas liebste Freundin Jolanta, eine Wasserschildkröte, den Fängen des Monsters entgehen können. Besser gesagt, das Monster hatte an Wasserschildkröten kein großes Interesse. Jolanta aber sollte ihr schon bald eine wichtige Hilfe sein.

Da die übriggebliebenen Wichtel des Stammes völlig verzweifelt waren und weder ein noch aus wussten, versammelten sie sich eines Abends zu einer Krisenbesprechung.

“Wir müssen einen neuen Lebensraum finden”, sagte Erasmus.

“Wenn wir noch länger an diesem unsicheren Ort bleiben, wird das Ungeheuer uns alle gefangen nehmen.

Und wer weiß, was dann mit uns geschieht?

Selbst in den Ozean können wir nicht fliehen, da das Monster alle Wege versperrt hat. Es bezeichnet sich selbst als König aller Gewässer und es hasst uns! Leider können wir es nicht besiegen, da es einfach zu mächtig ist. Lasst uns Kontakt zu den Wichteln knüpfen, die auf der Erde leben. Die Erdwichtel sind mit uns verwandt, sie werden uns ganz bestimmt dabei helfen, ein neues Leben auf der Erde zu beginnen. Und wer weiß, vielleicht können sie uns sogar von der Erde aus helfen, alle unsere Lieben aus der Gefangenschaft des Monsters zu befreien? Die Welt ist voller Geheimnisse, Hoffnung und Wunder.”

Da Erasmus als Stammesältester niemals seinen Stamm verlassen durfte, bat er um Freiwillige, die die Lage auf der Erde prüfen und sich auf die Suche nach den Erdwichteln machen sollten.

Und so ergab es sich, dass Terrata sich als einzige dieser Aufgabe stellte:

“Ich werde es tun!”, rief sie aus.

“Nein, nein”, Erasmus wehrte ab, “du bist doch noch zu jung dafür, Terrata!”

“Zu jung?”, entgegnete sie. “Mein Herz wurde mir gebrochen, als ich noch zu jung dafür war! Mutter und Vater, all meine Freunde, sie sind weg, spurlos verschwunden! Die Ungewissheit plagt mich! Was ist mit ihnen? Leben sie noch? Was ist das für ein Leben?”

Die kleine Versammlung verstummte, keiner wagte sich in die eine noch in die andere Richtung zu äußern. Bis plötzlich Jolanta auftauchte und einwarf:

“Stimmt doch einfach darüber ab, wer dafür ist und wer dagegen, dass Terrata dieses Wagnis eingeht!”

“Wer dafür ist”, sagte Erasmus schließlich, “der hebe die Hand.”

Es war kaum zu glauben, doch es schossen alle Hände der kompletten kleinen Schar in die Höhe.

Erasmus nickte bedächtig, schaute in die Runde, breitete seine Arme aus und sprach:

“Seht, Terrata wird es wagen! Die heilige Kraft und Fülle des Lebens mögen dich immer beschützen!”

Alle Wichtel jubelten und weinten vor Freude, da sie wieder hoffen durften, hoffen, dass mit Terratas Mut ihr Leben gerettet wird. Jolanta, die Schildkröte, gesellte sich an die Seite ihrer Wichtelfreundin und zwinkerte ihr aufmunternd zu.

Kapitel 2

Die Verwandlung

Im Fluss wurde es zunehmend dunkler und wie bei einem Sturm sehr unruhig. Der Wind spielte seine ganze Macht über dem Wasser aus. Terrata wusste, was sie jetzt zu tun hatte. Sie schwamm an die Oberfläche und ließ sich wie Treibholz oder Flaschenpost von den gewaltigen Wassermassen hin und herwiegen, bis sie ein riesiger Schwall unsanft ans Land spülte. Die aufgewirbelte Welle zog sich zischend wieder zurück ins Flussbett.

Noch etwas benommen, stand Terrata auf feuchtem, glitschigem Gras. Sie war plötzlich in einer ihr völlig fremden Welt. Kurze Zeit später beruhigte sich der Wind wieder, bis bald kein Heulen sondern, nur noch ein leises Säuseln zu hören war.

Eine tief schwarze Nacht umhüllte sie, sie hörte zum ersten Mal das Rauschen der Wälder und doch kam es ihr seltsam vertraut vor. Terrata fürchtete sich nicht.

Mit Schwimmbewegungen versuchte sie vorwärts zu kommen, bis sie hinter sich ein leises Kichern hörte:

“Hey, du Dummchen, die Beine musst du jetzt anders bewegen und fuchtle nicht so mit den Armen herum!”

Als sie sich umdrehte, sah sie ein kleines, rundliches Köpfchen aus dem Wasser glupschen, es war ihre Freundin Jolanta. Diese schwamm ans Ufer und zeigte mit ihren kurzen, aber kräftigen Beinen, wie man sich auf dem Land bewegt. Als Terrata einen Schritt vor den anderen setzte, merkte sie plötzlich, dass sich ihre Schwimmhäute an Händen und Füßen zurückbildeten. Auch Jolanta erkannte die rasche Verwandlung und vor lauter Sprachlosigkeit pfiff sie anerkennend durch ihren zahnlosen Schnabel.

“Und jetzt”, fragte Terrata, “wo soll ich denn hingehen?”

“Gehe einfach drauf los”, entgegnete die Schildkröte, “deine Bestimmung wird dich finden, doch du musst in Bewegung bleiben! Und wenn du mal Fragen hast und Rat einer alten Freundin brauchst, dann komm einfach hierher. Ich werde auf dich warten.”

Terrata schaute ihre Freundin dankbar an und stapfte, zunächst noch etwas unbeholfen, drauf los.

Ein kühles Nass spritzte an ihren Beinen hoch, so, dass sie lachen musste.

Die dunklen, dichten Wolken verzogen sich allmählich und unter ihnen kam eine silbern leuchtende Scheibe hervor. Es war der Mond. Wie gern hatte Terrata diesen schon im Wasserspiegel bewundert, doch jetzt erschien er ihr noch viel heller und klarer, er war so unbeschreiblich schön! Vereinzelt funkelten auch Sterne vom Himmel herab. Terrata kam es vor, als würden sie ihr mit ihrem kristallenen Schein Mut zusprechen, dass sie die Erdwichtel findet und diese ihr dabei helfen, ihren Stamm zu retten.