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Eine verlassene Stadt, Experimente und dunkle Machenschaften eines Unbekannten. Nur wir können herausfinden, was es mit all dem auf sich hat. Das klingt im ersten Moment nach einem Survival Horror Spiel, aber genau in diese Situation gerät Hutch, unser Protagonist in diesem Buch. Ein mysteriöser Brief ändert Hutchs Leben schlagartig. Er muss sich Gefahren stellen und entgegen seiner Natur handeln. Was wird er herausfinden? Wie passt das alles zusammen? Kann und will er, als normaler Journalist, dem Sumpf des Terrors entkommen? Dieses Buch ist eine Anlehnung an das Horror-Survival Genre und liest sich wie ein Spiel. Viele Gespräche können als Zwischensequenzen gesehen werden und andere werden uns auf den Weg von Hutch führen und sein Handeln zeigen. Mein Buch soll begeistern und den Leser in eine Welt entführen, die er hinterfragt und deren Geheimnisse er aufdecken will. Kommen Sie, lieber Leser/liebe Leserin, mit mir?
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Seitenzahl: 195
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Dieses Buch widme ich unserem Freund Tim, der uns leider viel zu früh genommen wurde
Vorwort
Textbeginn
Hutch
Lara
Bills Gedanken
Henry
Hutchs Ankunft
Bill tritt in Aktion
Hutch in der Schule
Henry und Lara
Hutch blutet
Aufruhr
Hutch im Krankenhaus
Das Blatt wendet sich
Die Abrechnung
Enthüllung
Die Organisation
Traum
Nachwort
Sehr geehrter Leser, sehr geehrte Leserin, dieses Buch ist kein herkömmlicher Roman. Es ist nicht perfekt, in einer ungewohnten Zeitform geschrieben, die Perspektive des Erzählers wechselt immer wieder. Es ist ein Buch, welches wie ein Spiel gesehen werden sollte. Jede Szene, kann ebenso eine Zwischensequenz in einem Spiel sein. Wohingegen andere Passagen, wie das Spiel selbst gesehen werden können, in denen wir den Protagonisten steuern würden.
Es ist mir wichtig, dass dieses Buch so von anderen Büchern unterschieden wird, denn ich möchte keineswegs den alteingesessenen Autoren durch meine etwas andere Erzählweise auf den Schlips treten. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, einigen Personen meinen Dank auszusprechen, ohne die ich dieses Werk nie vollendet hätte. Allen voran natürlich meine Frau, nein sie zwingt mich nicht sie hier zu erwähnen und natürlich meinem besten Freund Matthias. Insbesondere danke ich Tamma, welche so nett war, mein Werk zur Probe zu lesen. Tobi hat mir geholfen, alles für den Verkauf in die Wege zu leiten, dafür danke ich ihm.
Nach diesen Danksagungen möchte ich Ihnen, lieber Leser oder liebe Leserin, viel Spaß mit meinem Spiel wünschen, denn abschließend möchte ich dieses Buch genau so nennen: Ein Spiel, niedergeschrieben für Sie.
Dies hier ist die letzte und finale Fassung meines Buches, welche Sie, lieber Leser oder liebe Leserin, nun in den Händen halten. Haben Sie Spaß und ich hoffe, dass ich bald wieder genug Zeit haben werde, um endlich mein zweites Buch herauszubringen.
»Hallo, mein langjähriger und guter Freund. Wie geht es dir? Wir sehen uns aufgrund der Entfernung ja gar nicht mehr. Ich hoffe du kannst mir verzeihen, dass ich so lange nicht von mir hören lassen habe. Wenn du diesen Brief erhältst, sollst du wissen, dass ich unsere gemeinsame Zeit vermisse und dich gerne einmal wiedersehen würde. Komm doch mal zu Besuch, wenn du Zeit hast. Ich würde mich freuen und könnte dir ein bisschen zeigen, was sich hier in der Stadt verändert hat. Ich habe ein kleines Büro, die Anschrift schicke ich dir mit. Ich erwarte dich.
MfG
Hutch Birkin«
Es ist ein kalter, nasser Wintertag in dem kleinen Städtchen mitten in Oregon und Hutch sitzt in seinem Büro. Spärlich eingerichtet für einen freiberuflichen Journalisten. Das Einzige, was er an Unterhaltung hat, ist ein alter Röhrenfernseher, dessen Marke man, aufgrund des Alters, nicht einmal mehr erkennen kann. Ein alter Schreibtisch, den er vor einigen Jahren gekauft hat und schon auseinanderfällt. Hutch musste ihn sogar an einem Tischbein stabilisieren, weil es bei einem kleinen Unfall mit dem Golfschläger, ja Hutch spielt Golf, abgebrochen ist. »Sport ist nun mal Mord. Auch wenn das Opfer ein Möbelstück ist.« Das Fenster klemmt und man muss praktisch seine ganze Kraft aufbringen, wenn man es mal öffnen will. Ganz zu schweigen von der höllisch lauten Klimaanlage. In der einen Ecke neben der Eingangstür steht der Kleiderständer mit einem Hut, die Sorte mit Krempe, wie von einem Detektiv, und ein langer Trenchcoat. In der anderen Ecke hat Hutch einen Kleiderschrank stehen mit Klamotten. Allerdings keine von bekannten Marken, da er diesen Trend verachtet. Für besondere Anlässe, hängen noch zwei Anzüge darin, die er jedoch immer seltener anzieht. Wenn man keine Frau und Kinder hat, beschränken sich solche Gelegenheiten nur noch auf die Eltern oder andere Verwandte und gute Freunde. Von Letzterem hat Hutch nur einen, der aber schon lange hier weggezogen ist, um Karriere zu machen. Vor ein paar Tagen noch, hat er ihm einen Brief geschrieben in der Hoffnung, ihn bald wiederzusehen.
Hutchs Vater hat der Krebs dahingerafft. Zu viele Zigaretten. Dieses Laster hat Hutch sehr schnell aufgegeben, nachdem er seinem Vater im Krankenhaus beim Sterben zusehen musste. Jeden Tag konnte man sehen, wie ihm mehr und mehr das Glänzen in seinen Augen genommen wurde, bis er den jungen Hutch, eines Tages, nur noch aus leeren Höhlen anzustarren schien. Er kämpfte tapfer und sagte immer wieder, er würde es schon schaffen und Hutch solle sich nur gut um seine Mutter kümmern. In der Anfangszeit hatte er es ihm noch glauben können, doch je weiter der Krebs voranschritt, desto mehr verließ seinen Vater der Kampfgeist, bis er eines Tages starb, während Hutch und seine Mum nur tatenlos zusehen mussten.
Das war für ihn wie ein Weckruf und er schmiss alle seine übrigen Zigarettenschachteln weg. Seitdem hat er keinen von diesen Todesbringern mehr angerührt. Seine Mum lebte noch einige Zeit länger, aber den Schmerz des Verlustes konnte sie nie wirklich überwinden. Sie starb einige Jahre später und lies Hutch vollends allein in dieser Welt. Mit anderen Familienmitgliedern hatte er nie viel zu tun. Nun sitzt er hier und sehnt sich nach den sorglosen Zeiten, die er mit seinem Vater verbracht hat. Hutch war immer ein Horrorfan. Diese Vorliebe hat er wohl von seinem Vater, denn seine Mutter konnte damit nun gar nichts anfangen. Ohne das Wissen von ihr und mit dem Versprechen es geheim zu halten, hat sein Vater damals mit Hutch auf ihrer alten Konsole Horrorspiele gespielt. Solche in denen es von Zombies und Geistern nur so wimmelte. Schrecklich entstellte, fast noch menschliche Monster, die sich auf den Helden, oder die Heldin schmeißen, um Ihre Zähne und Klauen in das Fleisch zu bohren. Mutierte Hunde, die mitunter immer zu Hutchs Hassgegnern in Videospielen gelten werden und allerlei andere Schauergestalten.
Er hat nicht viele Stories, über die er schreiben kann und man kennt ja so kleine Städtchen. Typisch klischeehaft. Wenn da mal etwas gestohlen wird, ist das schon das Schlimmste, was passieren kann. Er sieht sich wie jeden Abend eine seiner Lieblingssendungen an. Eine Dokureihe über alte Pharaonen und Mumien. Solch ein Kram halt, der sich um den Tod dreht. Das ist etwas, was Hutch schon immer fasziniert hat. Wie verschieden die Menschen mit dem Tod umgingen. Die einen begruben ihre Angehörigen ganz einfach, die anderen positionierten sie bei der Beisetzung in einer bestimmten Richtung und wieder andere äscherten sie ein. Die alten Ägypter waren seiner Meinung nach immer die Könige der Begräbnisse. Grabstätten so groß wie heutige Hochhäuser und von innen so prunkvoll wie die schönsten Villen. Sie glaubten an ein Leben nach dem Tod, so wie es viele Religionen tun. Hutch kann sich so etwas nicht vorstellen. Was soll schon passieren, wenn ich sterbe? Ich schlafe ein und wache nie wieder auf. Vielleicht ist das ganze Leben nur ein Traum und am Ende erwachen wir alle daraus? Aber wer weiß das schon? Eines der vielen Mysterien, welche nie geklärt werden, denkt er sich, prostet dem Fernseher zu und trinkt noch einen Schluck. Hutch ist noch immer in Gedanken als es plötzlich an der Tür klopft. »Wer kann das so spät noch sein? Ein Kollege?«, murmelt er mürrisch beim Aufstehen vor sich hin. Der Stuhl gibt ein Ächzen von sich und Hutch geht schlurfend und zur Tür. Die Bierdose in der Hand, öffnet er die Tür langsam. Dort vor Ihm steht Lara die Postbotin. Schön wie immer. Um diese Zeit in einem dicken Mantel und Handschuhen. Ihr langes braunes Haar ist wie immer zu einem Zopf gebunden und um den Hals trägt sie einen Schal. Sogar einen Regenschirm hat sie dabei, um sich vor den fallenden Wassermassen zu schützen. Dessen acht Segmente sind abwechselnd in grellem Rot und Weiß gefärbt. Die Farben erzeugen bei Hutch gemischte Gefühle. Lara begrüßt ihn und übergibt ihm einen Brief.
»Hey Hutch. Wieder mal beschissenes Wetter heute.«
»Du sagst es Lara. Genauso ein Wetter wünscht man sich, wenn es ohnehin schon so kalt ist, dass man die Autoscheiben freikratzen muss«, bemerkt Hutch mit einem Augenrollen und gespieltem Zittern.
»Tja, wie gut, dass ich kein Auto habe, was? Aber hier, ich habe was gegen die Kälte.« Sie holt eine Thermosflasche heraus. »Ich weiß doch, dass du keine Kaffeemaschine in deiner Wohnung, ich meine in deinem Büro hast.«
»Du bist meine Lebensretterin! Ich liebe deinen Kaffee.« Er holt sich eine seiner Tassen (genau zwei an der Zahl) und lässt sich von Lara etwas einschenken.
»Wie siehts aus, wollen wir demnächst mal wieder ins Kino gehen?« »Wieso nicht. Aber nur wenn du mich mit deinem Wagen abholst. Bei dem Wetter will ich nur laufen, wenn es unbedingt nötig ist.« Dabei greift sie sich mit übertriebener Schmerzensgrimasse an die Füße.
»Führerschein meine Liebe. Kann man immer gebrauchen.« Er zwinkert ihr zu. Hutch trinkt etwas Kaffee und die beiden verabschieden sich. »Ich melde mich bei dir!«, ruft er ihr noch hinterher. Sie sieht sich um, zwinkert ihm zu und winkt zum Abschied. Sekunden ist Hutch noch in der Vorstellung gefangen, mit Ihr endlich im Bett zu liegen und riecht ihr Parfüm, bevor er wieder zur Besinnung kommt und die Tür schließt, um die eisige Kälte auszusperren. »Es kommt ganz sicher ein Sturm auf. Ich hoffe, dass sie heil zu Hause ankommt. Ich werde nachher mal anrufen«, murmelt er zu sich selbst. Wieder im Warmen setzt Hutch sich auf seinen neuen Bürostuhl. Natürlich die Sorte mit Kopfteil und ergonomisch geformten Wirbelstützen. Einer der wenigen Luxusgüter, weil Einziges. Er legt seine Beine hoch und fängt an, seinen Kaffee zu schlürfen. Er schmeckt köstlich, wie immer. Lara muss einfach eine top Kaffeemaschine in Ihrer Wohnung haben. Was ist das denn für ein alter Brief?, denkt er sich und schaut ihn genau an. Er sieht sehr alt aus. Als Empfänger wird nur ̎Mr. Birkin̎ genannt. Was auch erklären würde, wieso die Post ihn zu Hutch gebracht hat. Er ist weit und breit der einzige Birkin, der noch lebt. Die Briefmarke kommt ihm allerdings schon sehr alt vor. Jedenfalls ist der Brief schon nicht mehr richtig weiß, sondern etwas vergilbt und mitgenommen. Als wäre er jahrelang verwahrt worden. »Aber das kann doch nicht sein, oder?«, fragt er in den Raum. Was ihn auch verwirrt ist die Tatsache, dass es keinen Poststempel gibt. Als wäre er persönlich abgegeben worden und von einer vertrauen Person….! »Ob Lara etwas über den Absender weiß? Ich denke ich werde sie noch einmal anrufen«, beschließt er. »Bei der Gelegenheit kann ich mich auch erkundigen, ob sie heil zu Hause angekommen ist und mich für den köstlichen Kaffee bedanken.« Nachdem er seinen Kaffee genossen und die Tasse abgespült hat, setzt er sich und wählt ihre Nummer. Es mag vielleicht wunderlich klingen, wieso Hutch die Handynummer von seiner Postbotin hat, aber sie kennen sich schon ein paar Jährchen, sind beide so ziemlich im selben Alter und nun ja, er steht total auf sie. Lara nimmt den Anruf nach einer gefühlten Ewigkeit entgegen:
»Hey Hutch, was gibt es denn?«, fragt sie außer Puste.
»Hey Lara, nichts Besonderes, aber erst einmal danke für den hervorragenden Kaffee. Wenn ich nicht um deinen spärlichen Verdienst wüsste, würde ich denken, du hast eine dieser Luxus-Kaffeemaschinen bei dir in der Wohnung stehen. Hoffe du bist heil angekommen bei dem Wetter?«
»Ach das ist alles nur eine Frage der richtigen Technik beim Aufbrühen weißt du? Das Geheimnis heißt Zeit. Viel, viel Zeit.« Dabei legt sie ein Kaffeepad in ihren Kaffeevollautomaten und drückt auf die Tasten zum Starten. »Und ja, klar bin ich gut angekommen. Hat halt ein bisschen länger gedauert als sonst.«
»Das freut mich zu hören. Und eine andere Sache. Es geht um den Brief den du mir zugestellt hast. Da ist gar kein Poststempel drauf. Weißt du vielleicht, wieso?« Er hält den Hörer so fest in der Hand, dass man schon das Weiße an den Fingern sieht
»Ach der. Ja der lag hinten in der ̎Fundgrube̎ wie wir sie nennen. Da wandern Briefe hin, die nicht zugestellt werden können. Und wo ich so am Stöbern war, habe ich ihn da liegen sehen und gedacht, er wäre vielleicht wichtig für dich. Du weißt schon, weil deine Eltern verstorben sind und vielleicht ja etwas drin steht das dich interessieren könnte. Tut mir leid, wenn das zu anmaßend war.«
»Nein nein, alles ok. Ich wollte nur wissen, ob er dir vielleicht persönlich übergeben wurde, weil er schon so alt aussieht.«
»Ah ich verstehe, aber ist schon komisch. Ich weiß ja so einiges über Briefmarken und die auf dem Brief sah ziemlich mitgenommen aus. Als würde sie schon lange darauf kleben.« Dabei nimmt sie die nun volle Tasse unter dem Automaten hervor und trinkt einen ordentlichen Schluck.
»Ach wirklich? Na, vielleicht behalte ich sie und lasse sie schätzen.« Hutch dreht den Brief in seiner Hand hin und her. Dabei wächst seine Neugier.
»Ach in dem Zustand ist die nichts mehr wert, aber versuch es ruhig. Wir sehen uns dann die Tage, ja? Ich bin total am Arsch.«
»Alles klar, danke nochmal. Ich melde mich.«
Er legt auf und überlegt, ob er den Brief öffnen sollte oder nicht. Am Ende kann er seine Neugier natürlich nicht zurückhalten. Also nimmt Hutch seinen Brieföffner, den ihm seine Mutter damals zur Weihnachtszeit schenkte und öffnet den Brief. Ich rieche eine gute Story, denkt er sich. Es ist ein gefaltetes Blatt DIN A4 Papier darin und auf der nach dem Öffnen sichtbaren Seite steht in Großbuchstaben: »HELFEN SIE MIR MR. BIRKIN!« Folgendes steht Wort für Wort in dem Brief, den Hutch sich gebannt durchliest:
„Sehr geehrter Mr. Birkin.
Sie kennen mich nicht, aber ich brauche Ihre Hilfe. Ich wohne in einem kleinen Städtchen nördlich von Ihrem. Es heißt Darrey. In letzter Zeit passieren hier immer mehr unerklärliche Dinge. Menschen verschwinden, die Tiere spielen verrückt. Aus den Wäldern hört man immer wieder beunruhigende Geräusche und die Bewohner verhalten sich seltsam. Ich selbst kann auch nicht mehr klar denken. Falle immer wieder in einen kurzen Schlaf. Fühle mich wie in Trance und wache manchmal an Orten auf, an die ich nie gehen würde. Einmal bin ich in meinem Bett aufgewacht und hatte Erde an den Füßen. Ich kann die örtlichen Gesetzeshüter nicht damit konfrontieren, weil ich befürchte, dass die mit in der Sache stecken. Ich habe Ihre Adresse von einem Freund, der mal bei Ihnen in der Stadt gewohnt hat. Er sagte mir, dass Sie ein verlässlicher Mensch sind und immer helfen würden. Deshalb ersuche ich Sie: HelFen Sie mIr! Bite KomMen SieE SSO SchNEll Es gEHt. Ich hAbe AnGst um mAAin LeBen und uM das meiner TOOchter.̎
Seine Augen weiten sich mehr und mehr, je weiter er in dem Brief voranschreitet. Am Ende schlägt er sich entsetzt eine Hand vor den Mund. Der letzte Teil wurde undeutlich geschrieben, als hätte die Person das Schreiben just in diesem Moment verlernt.
»Verdammt was mache ich jetzt nur? Vielleicht zur Polizei gehen? Oder die ganze Sache als Spaß abtun und vergessen? Andererseits möchte ich verdammt sein, wenn das nicht nach einer riesen Story riecht.« Aber da war noch etwas anderes. Ein Gefühl, das Hutch nicht beschreiben konnte. In etwa so, als könnte er damit vielleicht eines der großen Mysterien aufklären, über die er vorher noch sinniert hat. »Ich denke ich werde mich erst einmal hinlegen und eine Nacht darüber schlafen, wenn ich kann«, sagt er sich. Hutch legt sich auf die Matratze in seinem Büro (ja, sowas nennt man wohl ̎Leben für den Job̎) und versucht zu schlafen. Da das aber, aufgrund des verstörenden Briefinhaltes, nicht in Frage kommt, setzt er sich an seinen Laptop und googelt das Städtchen Darrey, um sich ein paar Informationen zu holen. Tief in seinem Inneren hat sich ein Teil von ihm schon auf den Weg dorthin gemacht. Nur der Rest wusste es noch nicht. Er schaut sich die Bilder an, die auf der Seite aufpoppen und nimmt sein Diktiergerät zur Hand: »Nur eine kleine Stadt nicht ganz nördlich von hier, mit etwas weniger Einwohnern, wenn das überhaupt möglich ist. Ein Krankenhaus, eine Schule, und ein Sägewerk. Ein kleines Polizeirevier, wahrscheinlich genauso spärlich eingerichtet wie bei uns, am nördlichen Ende. Außerdem wohnt, oder wohnte, dort eine angesehene Familie mit Namen ̎Gelvey̎. Es gibt sogar Bilder von der Villa die wohl ̎Gelvey Manor̎ genannt wird.« Hutch lässt es erst einmal gut sein und legt sich wieder hin. Er träumt seit langer Zeit wieder von seinem Vater, der an seinem Schreibtisch sitzt und schreibt. Damals war er als Berater bei der Polizei tätig und fast immer unterwegs. Es gab selten mehrere Tage, an denen er am Stück zu Hause war. Wo immer er beratend tätig war, er sagte es Hutch nie. Seinen Doktor in Medizin, hatte er damals angefangen, aber nie beendet.
Wie er so an seinem Schreibtisch sitzt, sieht Hutch den großen massigen Schatten von seinem Vater an der Wand. Hutch geht auf Ihn zu und je näher er ihm kommt, desto intensiver steigt ihm ein komisch unangenehmer Geruch in die Nase. Er weiß nicht was es ist, aber es riecht nicht normal. Wie wenn man Fleisch zu lange draußen stehen lässt und es diesen süßlich stechenden Geruch annimmt. Er geht näher auf seinen Vater zu und plötzlich fliegt eine Krähe empor, genau vor seinem Vater auf dem Schreibtisch. »Verdammt was macht eine Krähe hier. Und was hat sie da im Schnabel? Ein Stück Fleisch?« Hutch hat noch nie so viel Angst gehabt, wie in diesem Moment. Die Hand seines Vaters die gerade eben noch fleißig Schreibbewegungen machte, liegt jetzt plötzlich still auf dem Tisch. Der Körper mit seinem Kopf komisch nach vorne gebeugt, als wolle er nicht, dass jemand bei ihm abschreibt, ist nun regungslos. Hutch nähert sich weiter, doch als er ihn berühren will, um zu sehen, wie es ihm geht, wandert sein Blick nach oben zur Decke. In nächsten Moment ist der obere Teil des Hauses wie durch Magie verschwunden. Stattdessen blickt er in eine Schar von Krähen. Was ist hier los? Die Tiere blicken Hutch kurz an und stürzen dann auf ihn herab. Die Schnäbel weit aufgerissen, entblößen sie rasiermesserscharfe Zähne und ihre Augen sind leuchtend rot. »OH GOTT DIESE AUGEN! DIESE BLUTROTEN AUGEN!« schreit Hutch voller Entsetzen, während er, seine Arme vor sein Gesicht erhoben versucht, die Krähen abzuwehren. »GEHT WEG! LASST MICH IN RUHE VERDAMMT!« Doch sie picken ohne Unterlass Löcher in seine Unterarme und fliegen mit dem Fleisch zwischen ihren Schnäbeln davon. Einige kann er noch zu Boden schlagen. Als er wieder die Augen öffnet und auf seine Arme und Hände blickt, schreit er nur voller Panik und mit einem Wimmern in der Stimme: »SIE HABEN MIR DIE HÄNDE ZERFRESSEN! OH SCHEIßE MEINE HÄNDE!« Anstatt der Finger sind nur noch Stummel übrig und seine Arme haben blutende Löcher, so groß wie Geldstücke. Hutch schreit im Traum aus tiefster Kehle und erwacht ebenso schreiend und in Schweiß gebadet in seinem Bett. »Scheiße! Was für ein abartiger Traum!« Er wischt sich über die Augen und fühlt Tränen. In Erwartung, dass seine Arme und Hände verunstaltet sind, schaut er auf sie herab, aber sie sind unversehrt. Erleichtert legt Hutch sich wieder hin und schläft beinahe sofort wieder ein. In dieser Nacht plagt ihn kein Traum mehr.
Am nächsten Tag erwacht er in fester Überzeugung, dass auf seinem Tisch kein Brief von einer Unbekannten auf ihn wartet und er den Tag davor nur geträumt hat. Natürlich liegt der Brief geöffnet an der Stelle, wo er ihn Gestern zurückgelassen hat und mit ihm stellt er sich abermals die Frage: »Was soll ich tun?« Er beschließt sich auf eine seiner morgendlichen Spaziergänge durch den örtlichen Park zu begeben und dabei ein Eis zu essen. Er zieht sich an und verlässt sein Büro. Als er in den Eisladen von Jacob eintritt, begrüßt dieser ihn wie immer mit einer Frage, die Hutch gerne beantwortet.
»Guten Morgen Hutch. Himbeere mit Pistazie wie immer mit Sahne und Schokosoße?«
»Jacob mein Bester, du bist und bleibst die Nr. 1 unter den Eisverkäufern. Mit dir und deinem Eis, fängt der Morgen immer gut an.«
»Das freut mich zu hören. Dann lass es dir mal schmecken. Du siehst übrigens gar nicht gut aus. Als hättest du die ganze Nacht lang durchgeweint. Hat Lara dich versetzt?« Damit zieht er Hutch immer gerne auf.
»Witzbold. Aber du hast Recht, ich habe echt beschissen geschlafen. Seit Langem mal wieder von meinem Vater geträumt. Aber es war nun wirklich kein guter Traum. Und nur zu deiner Info: Lara und ich gehen demnächst ins Kino!« Das sagt er mit etwas Stolz in der Stimme.
»Oh Mann! Das mit dem Traum tut mir echt leid. Und Lara tut mir natürlich auch leid. Jetzt verschwinde aus meinem Lokal, du vergraulst mir die Kundschaft du Häufchen Elend!« Dabei legt er eine erboste Miene auf.
»Jaja du Griesgram, nur weil du mit deinem Eis verheiratet bist. Bis Morgen. Selbe Zeit, selbes Eis.« Mit diesem Spruch verabschieden sich die Beiden jedes Mal.
Hutch lacht und geht seines Weges in Richtung Park. Er verspeist seine mächtige Eisportion beim Spazierengehen, wirft den Becher in einen Mülleimer und setzt sich auf die einzige Bank im Park. Es ist ein schöner Tag, ganz im Gegensatz zu Gestern. Als hätte der Brief unter einem schlechten Stern gestanden. »Ok, also was soll ich tun? Zu besagtem Ort gehen und dem Ganzen nachschnüffeln in alter Journalisten Manier? Oder doch nichts unternehmen? Ich habe zwar Angst, aber bin auch verdammt neugierig, was das alles soll. Ich glaube, ich werde erstmal mit Lara reden und ihr von meinem Vorhaben erzählen. Mal sehen, was sie dazu sagt. Im schlimmsten Fall könnte sie dann die Polizei alarmieren.« Hutch erhebt sich von der Bank und macht sich auf den Weg zur Poststelle, um Lara zu treffen. Heute ist sie am Schalter und steht alleine hinter dem Pult.
»Hey Lara. Hast du mal kurz Zeit unter vier Augen zu reden?«
Sie hebt die Augenbrauen fragend und verzieht die Lippen zu einem leichten Lächeln. »Na, hast du etwas angestellt? Denk daran ich bin Beamtin und kann dich festnehmen«, sagt sie mit einem Zwinkern.
Hutch hebt die Hände, als wolle er sich ergeben und folgt Ihr in den hinteren Bereich. »Also, es geht um den Brief, den du mir gestern zugestellt hast.«
»Ach ja? Und waren es gute Nachrichten?« Sie setzen sich an einen Tisch. Hutch erzählt ihr alles, was in dem Brief steht, und was er im Internet herausgefunden hat. Zunehmend wächst dabei in ihm das Unbehagen. Als würde man im Meer schwimmen und tauchen, gleichzeitig aber nicht sehen wollen, was sich unten im Wasser verbirgt. Was vielleicht gleich nach einem schnappen könnte oder in was für eine grauenhafte Fratze man blicken wird, wenn man taucht. Bilder eines Meeresungeheuers kommen Hutch in den Sinn. Der Cthulhu, oder ein Riesenkraken. Ein Hai mit tiefschwarzen Augen und einem Maul, so groß, dass es mich mit einem Bissen verschlingen kann und rasiermesserscharfen Zähnen.
»Wow«, war ihr einziges Wort. Dann: »Naja du bist Journalist und das klingt nach einer riesen Story. Aber Hutch, das hört sich verdammt unglaubwürdig an. Fast wie aus einer Gruselgeschichte von diesem Autor, wie heißt er gleich?«
»Stephen King, Ich weiß. Jedenfalls überlege ich ernsthaft, mich mal dort umzuschauen. Ich meine, was wenn das echt mein Durchbruch als Journalist wird? Andererseits habe ich viel zu viel Bammel nachdem, was ich gelesen habe. Vielleicht sollte ich das doch der Polizei melden?« Dabei knabbert Hutch an seinen Fingernägeln. Eine Angewohnheit, die er selbst an sich verabscheut.