The Clanlands Almanac - Sam Heughan - E-Book
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The Clanlands Almanac E-Book

Sam Heughan

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Beschreibung

Zwei Schotten, ein Wohnmobil und jede Menge Whisky In ihrer zweiten Reiseerzählung nach dem Bestseller »Clanlands« begeben sich die Outlander-Stars und leidenschaftlichen Schotten Sam Heughan und Graham McTavish im Wohnmobil auf einen monumentalen Roadtrip durch ihre Heimat. Sam Heughan und Graham McTavish laden uns ein, sie auf eine epische Reise zu begleiten: quer durch Schottland, über zwölf glorreiche, whiskygetränkte Monate. Die beiden Freunde erzählen von Festen und Bräuchen, Clans und Bergen, denkwürdigen Schlachten, Mythen und Legenden, berühmten (und berüchtigten) Schotten, der Schönheit der Highlands zu allen vier Jahreszeiten und natürlich von Männern, die Kilt tragen! Geschichte und Kultur Schottlands – von Samhain bis zum Fringe-Festival – werden uns so auf unnachahmliche Weise nahe gebracht. Vieles wird erforscht, alles wird geteilt, und auch diesmal schrecken Sam und Graham nicht vor einer gesunden Prise peinlicher persönlicher Erfahrungen zurück. Ob als Reiseführer für den eigenen Urlaub in Schottland oder als Gelegenheit, noch einmal in die Welt von Diana Gabaldons Outlander einzutauchen: »The Clanlands Almanac« ist ein originelles Geschenk für alle Schottland-Liebhaber und Outlander-Fans.

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EPUB

Seitenzahl: 465

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Sam Heughan und Graham McTavish

mit Charlotte Raether

The Clanlands Almanac

Ein Jahr voll schottischer Abenteuer

Aus dem Englischen von Barbara Schnell

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Die Outlander-Stars und leidenschaftlichen Schotten Sam Heughan und Graham McTavish nehmen uns mit auf einen monumentalen Roadtrip durch ihre Heimat: Über alle vier Jahreszeiten hinweg erzählen sie von Kultur und Geschichte, von der Schönheit der Highlands, von Whisky und natürlich von Männern, die Kilt tragen! Ein origineller Reiseführer für den eigenen Urlaub oder die perfekte Lektüre, um noch einmal in die Welt von Diana Gabaldons Outlander einzutauchen.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de

Inhaltsübersicht

WIDMUNG

PROLOG

JANUAR

WETTKAMPF DES MONATS

TROPFEN DES MONATS

SCHLACHT DES MONATS

REGION DES MONATS

GEMÄUER DES MONATS

ABENTEUER DES MONATS

FEBRUAR

SCHLACHT DES MONATS

WETTKAMPF DES MONATS

REGION DES MONATS

TROPFEN DES MONATS

ABENTEUER DES MONATS

MÄRZ

REGION DES MONATS

TROPFEN DES MONATS

ABENTEUER DES MONATS

TROPFEN DES MONATS

NATURNOTIZEN

APRIL

SCHLACHT DES MONATS

WETTKAMPF DES MONATS

GEMÄUER DES MONATS

REGION DES MONATS

ABENTEUER DES MONATS

TROPFEN DES MONATS

NATURNOTIZEN

MAI

TROPFEN DES MONATS

REGION DES MONATS

GEMÄUER DES MONATS

WETTBEWERB DES MONATS

SCHLACHT DES MONATS

ABENTEUER DES MONATS

JUNI

WETTKAMPF DES MONATS

SCHLACHT DES MONATS

REGION DES MONATS

ABENTEUER DES MONATS

TROPFEN DES MONATS

GEMÄUER DES MONATS

NATURNOTIZEN

JULI

REGION DES MONATS

WETTKAMPF DES MONATS

SCHLACHT DES MONATS

NATURNOTIZEN

ABENTEUER DES MONATS

TROPFEN DES MONATS

AUGUST

WETTKAMPF DES MONATS

REGION DES MONATS

GEMÄUER DES MONATS

ABENTEUER DES MONATS

TROPFEN DES MONATS

NATURNOTIZEN

SEPTEMBER

REGION DES MONATS

WETTKAMPF DES MONATS

GEMÄUER DES MONATS

ABENTEUER DES MONATS

TROPFEN DES MONATS

SCHLACHT DES MONATS

NATURNOTIZEN

OKTOBER

WETTKAMPF DES MONATS

NATURNOTIZEN

REGION DES MONATS

TROPFEN DES MONATS

ABENTEUER DES MONATS

SCHLACHT DES MONATS

NATURNOTIZEN

NOVEMBER

WETTKAMPF DES MONATS

REGION DES MONATS

ABENTEUER DES MONATS

GEMÄUER DES MONATS

TROPFEN DES MONATS

SCHLACHT DES MONATS

NATURNOTIZEN

DEZEMBER

REGION DES MONATS

GEMÄUER DES MONATS

NATURNOTIZEN

ABENTEUER DES MONATS

TROPFEN DES MONATS

EPILOG

DANKSAGUNG

WEITERFÜHRENDE LEKTÜRE

DIE AUTOREN

Für dich, lieber Leser, der du im Begriff bist, dich mit uns durch ein herzerfülltes schottisches Jahr auf diese große Reise zu begeben.

Ich vermute, wir werden uns unterwegs verirren, viel zu viel feiern, lachen, aneinandergeraten und das »größte kleine Land der Welt« über den grünen Klee loben – allerdings sind wir voreingenommen.

Haltet eure Mützen fest, schürzt eure Lenden und hütet euch vor extra-großem Haggis.

 

– Sam

 

 

Für unsere Familien. Die ungebrochene Reihe all derer, die viele Strapazen und große Opfer auf sich genommen haben, um denen zu helfen, die ihnen folgten. Dieses Buch ist für ihre Geschichte und für ihr kostbarstes Geschenk – unsere Zukunft.

 

– Graham

PROLOG

GRAHAM

Ich liebe Jahrbücher. Ich liebe die bunte Mischung, die faszinierenden Fakten, über die man stolpert, und die Gelegenheit, auf verschlungenen Abwegen in unerforschte Gebiete vorzudringen. Dieses Buch erkundet Schottland, Schottlands Geschichte und seine Menschen. Dazu gesellen sich unsere persönlichen Erinnerungen; in einem Moment erzählen wir euch davon, wie Sam vor einem McDonald’s von seiner Verabredung versetzt wurde (er ist zum falschen Burgerladen gegangen), im nächsten lassen wir euch miterleben, wie mich Sam an einem Seil von der Kante des Kilt Rock auf Skye baumeln ließ, während ich mich verzweifelt festklammerte und kaum noch Luft bekam.

Dann wieder kommt Sam unvermittelt mit dem Drink des Monats um die Ecke, als wollte er mir eine Stärkung verabreichen, ehe ich mich daranmache, euch von der blutrünstigen Schlacht des Monats zu berichten, weil mich die Jahreszeit darauf bringt. Hin und wieder gibt es auch ein Rezept. Wir können ja schlecht ein Buch ohne Essen schreiben, oder? Außerdem geht es um unseren ewigen Konkurrenzkampf; dieses Buch dokumentiert nicht nur unsere Rivalitäten während der Dreharbeiten zu unserer Dokuserie Men in Kilts – Die Schotten kommen, sondern auch, wie weit wir dabei gehen können, uns auf dem Papier zu beleidigen und trotzdem Freunde zu bleiben.

Wie viele andere Schotten betrachte ich die Fähigkeit, Beleidigungen auszuteilen und einzustecken, als wahren Maßstab für Freundschaft und Selbstironie. So gesehen ist dieses Buch ein Meisterwerk der kaum verhohlenen Anspielung, der stabilen Retourkutsche und der fiesen Rückhand, garniert mit einer Prise Übertreibung. Ihr solltet also beim Lesen drei Dinge nicht vergessen: Alle historischen Fakten sind wahr, alle Personen und Orte gibt es tatsächlich, alles andere sollte mit Vorsicht genossen werden. Vor allem aber hoffe ich, dass ihr Spaß daran haben werdet.

SAM

Was da oben steht, sollte nicht beachtet werden.

Hereinspaziert, hier ist MEIN GROSSES SCHOTTLANDBUCH!

JANUAR

Auld Lang Syne

Wir liefen über Stock und Stein,

kein Ziel war uns zu weit.

Oft war’n die Wege dornenreich

seit jener Jugendzeit.

Robert Burns, 1788

Clan Galloway

Motto: Höher

Region: Galloway

Clanhäuptling: Dieser Familienname ist kein eingetragener Clan; daher gibt es kein offizielles Oberhaupt.

[Sam: Vielleicht bin ich es ja – ich habe gerade herausgefunden, dass mein Familienname mit dem GALLOWAY-Clan zusammenhängt! ZU MIR, ZU MIR!]

WICHTIGE KALENDERDATEN

1. – Neujahrskater

»Loony Dook« – Neujahrsschwimmen in Edinburgh

5. – Die zwölfte Raunacht

11. – Nationaler Tag des Grogs

25. – Burns-Fest

Ende Jan bis Anfang Feb – »Celtic Connections« – keltisches Musikfestival in der Glasgow Royal Concert Hall

Jan–März – »Up Helly Aa« – Britanniens größtes Feuerfestival auf Shetland

GRAHAM

JANUAR. In vielerlei Hinsicht der grausamste Monat (vielleicht abgesehen vom Februar, auf den wir zu gegebener Zeit noch kommen werden), es sei denn, man lebt in Neuseeland, wo die Sonne leuchtet und die Tage lang sind. Aber wenn man ein Kind der nördlichen Hemisphäre ist, ist man mit dem erdrückenden seelischen Kater vertraut, der sich Januar nennt. Der Dezember hat Rhythmus und Energie. Die wachsende Spannung vor Weihnachten – die Lichter, die Einkaufstouren, die Weihnachtsfeiern, die Wintersonnenwende. Das alles zusammen verleiht dem Dezember ordentlich Schwung. Im Kontrast dazu ist der Januar wie der Morgen danach. Du hast den letzten Bus/Zug nach Hause verpasst, du hast kein Geld mehr, dein Flirt von der Party ist mit jemand anderem nach Hause gegangen … (Ihr wisst schon).

Januar ist einfach Mist.

SAM

Was für ein heiterer Start unseres Schlängelpfads durch das Clanlands-Jahr, Graham. Ja, der Januar ist ernüchternd, ein bisschen so, als müsste man der Tante aus Aberdeen ein Küsschen geben – kalt und elend (nicht die Tante oder Aberdeen, räusper). Okay, es ist einfach nur kalt – und ich will nie wieder die Worte »die Bestie aus dem Osten« hören (diese Kältewelle hat nämlich den Dreharbeiten der sechsten Outlander-Staffel diverse Steine in den Weg geweht, zusammen mit Corona und Grahams Hotelrechnung) –, aber deshalb haben wir Schotten schließlich so viele whiskygetränkte Feste erfunden: um durch diesen Monat zu kommen. Angefangen mit dem Silvesterabend – Hogmanay.

Es gehört zu unserer Tradition, dass wir den Januar jedes Jahr mit einem allmächtigen Kater beginnen – einer ausgewachsenen Bestie direkt hinter den Augen.

Auf Gälisch nennen wir es ceann-daoraich – das ist, was passiert, wenn man sich die Kante gibt, sich volllaufen lässt, sich einen hinter die Binde gießt, einen heben geht – Augen zu und durch beim Hogmanay, unserer schottischen Silvesterparty.

 

[Graham: Darf ich etwas sagen?]

[Sam: Warum habe ich damit gerechnet?]

WETTKAMPF DES MONATS

SAUFEN, BIS DER ARZT KOMMT

GRAHAM

Wie viele Leser unserer Abenteuer in Clanlands wissen werden, macht Sam aus allem, und damit meine ich aus ALLEM, einen Wettstreit. Ich gebe zwar zu, dass Sam ein schier unmenschliches Fassungsvermögen für Whisky besitzt (ich hänge ihm da hoffnungslos hinterher), aber eigentlich sind wir da beide nur Anfänger. Duncan Lacroix dagegen, der in Outlander den Murtagh spielt, ist ein wahrer Meister der Schwarzen Künste. Der Usain Bolt der Schluckspechte. Der Yo-Yo Ma der Cocktailkarten.

Clanlands-Leser sind mit dem Abend vertraut, an dem er in meiner Wohnung durch den gläsernen Beistelltisch gefallen ist und ich ihn ins Bett tragen musste. Ein andermal war er mit Stephen Walters, der in Outlander Angus MacKenzie spielt, in seiner Lieblingskneipe, wo er sich an der Theke bestens mit einer jungen Dame amüsiert hat. Am Ende des Abends hat Duncan die Gelegenheit ergriffen, sie noch zu einem Absacker zu sich einzuladen. Sie hat angenommen, allerdings ohne zu erwähnen, dass sie den Rest ihrer zwielichtigen Familie mitbringen würde (die in der Ecke ein Bier nach dem anderen verkimmelt und in aller Ruhe zugesehen hatte, wie Lacroix mit ihrer Cousine anbandelte). Soweit ich weiß, haben sie seine Wohnung nie wieder verlassen und sind vermutlich heute noch da.

Duncan hat mir ein paar gruselige Saufgeschichten erzählt. Einmal wurde er von einem Auto überfahren, einmal wurde er morgens wach, und seine ganze Wohnung war voller Blut. Außerdem erinnere ich mich vage an irgendetwas, was auf Kuba passiert ist und bestimmt mit Fidel Castro zu tun hatte.

Und dann war da Stephen Walters’ Abschiedsparty.

Oje.

Stephen war der Erste aus unserer lustigen Highland-Truppe, der mit dem Dreh fertig war, und wir haben ihn in einem Restaurant in Glasgow zünftig verabschiedet. Der Abend neigte sich dem Ende zu. Ich verkündete, dass ich nach Hause ins Bett wollte. Stephen, Sam und sogar Cait (Caitriona Balfe, Claire Fraser in Outlander), die durchaus ordentlich was verträgt, sind auch gegangen – blieben noch Duncan und Grant O’Rourke (Rupert MacKenzie in Outlander), die beide fröhlich verkündeten, dass sie noch »auf ein Glas« in Duncans Wohnung gehen würden. (Ich hoffe, er hatte das Blut weggewischt.)

Schnitt. Es ist fünf Uhr nachmittags am nächsten Tag. Ich bekomme einen Anruf von Grant.

Sie sind in der Kneipe. Sie waren nicht im Bett. Ich kann hören, wie Duncan etwas zu trinken bestellt. Sein Gelalle kann ich nicht verstehen, aber die Antwort der Kellnerin höre ich deutlich. »Nein! Das mache ich nicht!«

Dann hat sich Duncan das Telefon geschnappt und mir erzählt, er dächte darüber nach, morgen bei der Leseprobe jemanden vom Produktionsteam zu ermorden. Ich sollte das mit meinem Handy aufnehmen.

Der nächste Tag kam, die Leseprobe begann. Duncan und Grant erschienen.

Zu sagen, dass sie aussahen wie von den Toten auferstanden, ist eine Beleidigung für jeden anständigen Toten. Sie sahen aus, als hätte man sie über Nacht begraben, dann aus der Erde geholt und zum Studio gebracht. Ihre Gesichtsfarbe erinnerte an vergammeltes Gebäck. Wenn sie eine Dialogzeile lesen mussten, klang es, als läsen sie ihr eigenes Todesurteil in einer Fremdsprache vor. Duncan hatte den Kopf in die Hände gestützt und konzentrierte sich darauf, nicht auf das Drehbuch zu kotzen. Grant hat, glaube ich, heimlich geweint.

Ich muss wohl nicht sagen, dass Sam und ich unsere helle Freude an dieser Leseprobe hatten.

SAM

Graham hat recht, zu den vielen Talenten, die ihm im Gegensatz zu mir fehlen, gehört, dass ich tatsächlich einiges vertrage, aber Duncan ist in seiner eigenen Liga unterwegs – der Mann hat einen Ehrendoktor in Dipsomanie. Im Vergleich dazu sind Graham und ich totale Amateure, aber was den Graubart bei diesem nationalen Wettkampfsport von mir unterscheidet, ist die Tatsache, dass ich besser funktionieren kann. Oder vielleicht besser verstecken kann, dass ich nicht mehr Herr meiner Sinne bin. Graham dagegen trinkt drei Gläser Sauvignon, und es zieht ihm den Boden unter den Füßen weg. Manchmal buchstäblich. Wie zum Beispiel damals, als wir auf einer Fähre zu Dreharbeiten auf der Hebrideninsel Lewis unterwegs waren.

Graham war mit allen an der Bar und trank einen »kostenlosen« Prosecco nach dem anderen. Ich dagegen bleibe lieber an Deck, wenn ich mit der Fähre reise – sehe zu, wie die Landschaft vorüberzieht, schaue ins Blaue hinaus und suche nach Lebenszeichen im Meer. Ich genieße das sehr, weil es sich wie ein Abenteuer anfühlt. Man kann in die Fjorde blicken und aus einer anderen Perspektive auf das Land zurückschauen. Man fühlt sich wie ein Entdecker, der sich einen Weg in die Wildnis bahnt, bis dann die Inseln finster und mysteriös aus dem Nebel auftauchen. Pure Magie.

Aber dafür hat sich Graham gar nicht interessiert. Seine erste Anlegestelle war die Kantine, wo er einen Latte macchiato (und natürlich etwas zu beißen) bestellt hat, danach die Bar. Etwas später ist er wieder in die Kantine, um noch einmal zu essen.

Als er schließlich mit rotem Gesicht und über-erfrischt oben an Deck erschienen ist, hat ihn der Wind überrascht. Ich habe auf Video, wie er sich in den Sturm wirft, das graue Hemd passend zum grauen Bart, dazu MEIN gestohlener Sassenach-Tartan-Schal (den er nie zurückgegeben hat), eine »I Love Scotland«-Baseballkappe und Palladium-Schuhe (seine Lieblings-»Jugend«-Modemarke, die er in den Vierzigern als Teenager getragen hat). Die Arme hatte er theatralisch ausgestreckt, als wollte er abheben, das obligatorische Glas italienische Brause fest mit den langen Fingern umklammert. Weniger Kate Winslet als vielmehr Rockertyp / älterer Weinsnob. Ein paar Minuten ist er geblieben, dann ist er wieder unter Deck gegangen. »Ein kleines Gläschen Prosecco noch.« Und einen Snack.

4. Januar 1961 – Graham James McTavishs Geburtstag
SAM

Lassen wir Grahams Albereien auf der Fähre und wenden wir uns der eigentlichen Feierlichkeit zu, denn am vierten Januar jährt sich jener bedeutsame Anlass, der … Grahams Geburtstag ist! Ich glaube, dieses Jahr ist es sein hundertster, vermutlich wird er einen Brief aus dem Königshaus bekommen. Trinken Hundertjährige Champagner? Vielleicht mit einem Strohhalm?

[Graham: Es ist ja nicht so, dass ich hundert Jahre alt bin; nach zwei Stunden Dienst mit dem rothaarigen Trunkenbold fühle ich mich nur so.]

GRAHAM

Januarbabys sind eine besondere Sorte, denn der Januar ist nicht nur das Sparta unter den Monaten, Anfang Januar ist auch das »Gehen Sie nicht über Los, ziehen Sie keine 200 Euro ein« unter den Geburtstagen. Ich kann die Geburtstage, die ich tatsächlich gefeiert habe, vermutlich an zwei Händen abzählen. Versteht mich nicht falsch, als ich klein war, gab es keine großartigen Kindergeburtstage. Heute scheint es eine Party zu brauchen, wenn ein Kind sich ohne Hilfe eine Schüssel Cornflakes machen kann.

Der vierte Januar ist einfach ein Datum, an dem die Leute keine Lust zum Feiern haben. Eigentlich war meine Mutter für den ersten Januar ausgezählt, aber weil ich noch drei Tage zusätzlich in ihrem Bauch abgehangen habe, bin ich zu lebenslanger Geburtstagsindifferenz verurteilt, statt jedes Mal überschwänglich gefeiert zu werden, wenn die Uhr Silvester Mitternacht schlägt! Nicht, dass die Leute nicht feiern wollen. Sie vergessen es einfach. Oder sie sind pleite. Oder immer noch verkatert.

Ich brauchte an meinem Geburtstag nie in die Schule. Deshalb halte ich es mit Geburtstagen wie Oliver Twist: »Bitte, Sir, ich will noch einige mehr.« Dem Panto-Theater (siehe DEZEMBER) verdanke ich den einzigen Geburtstag, an dem ich gearbeitet habe. Die Besetzung hat mir tatsächlich einen Flachmann gekauft und ihn mir in einer Pause geschenkt. Es war so aufmerksam und liebenswert von ihnen, dass ich vor Glück und Dankbarkeit praktisch geweint habe.

Ich habe ein Foto von mir an meinem ersten Geburtstag. Ich war im Bett meiner Eltern, umringt von meinen Geschenken – einem blauen Teddy (seinen Verlust betrauere ich heute noch), einem Doppeldeckerbus aus Plastik und ein paar Holzbauklötzen. Sagen wir es so, auf dem Bett war noch VIEL Platz für andere Geschenke, die NIE gekommen sind.

Zu meinem zweiten Geburtstag habe ich vermutlich einen Kohleklumpen und einen gebrauchten Stift bekommen. Apropos, meine Mutter kann sich erinnern, dass mein Vater einmal von seiner Tante wirklich einen Kohleklumpen zu Weihnachten bekommen hat. Das ist kein Scherz.

[Sam: Sie hätten ihm einen Latte macchiato schenken sollen. Das hätte ihm bestimmt sogar als Kind gefallen. Ein Babyccino?]

Im Alter von einem Jahr war ich mir der bevorstehenden Jahrzehnte der Enttäuschung dermaßen unbewusst, dass ich tatsächlich selig gelächelt und sehr zufrieden ausgesehen habe.

[Sam: Jetzt behauptet er schon, dass er sich daran erinnern kann, was er als Baby gedacht hat.]

[Graham: Manche Erinnerungen sitzen tief.]

Spulen wir vor zu meinem achtzehnten Geburtstag, den ich tatsächlich im Juli gefeiert habe, weil ich wusste, dass im Januar keiner kommen würde. Das war eine richtige Party. Viele Leute aus der Schule. Meine Eltern haben mir erlaubt zu feiern, während sie nicht da waren. Rückblickend war das großartig von ihnen, obwohl es damals eher bedeutete, dass meine Angst, irgendetwas könnte kaputtgehen, mich davon abhielt, die Party zu genießen. Alle anderen haben es getan, einschließlich des Pärchens, das sich im Bad meiner Eltern eingeschlossen hat, bis ich es geschafft habe, die Tür mit Gewalt zu öffnen. Allen Berichten nach war Grahams achtzehnter Geburtstag ein voller Erfolg. Hätte ich mich doch nur entspannen können, hätte ich dem vielleicht zugestimmt.

Seitdem habe ich die großen Geburtstage gefeiert – meinen einundzwanzigsten, den dreißigsten, vierzigsten und fünfzigsten. [Sam: Grahams Geburtstagskalender: Einundzwanzig – Weltwirtschaftskrise, dreißig – Deutschland marschiert in Polen ein, vierzig – Explosion der ersten Atombombe, fünfzig – Fidel Castro ergreift die Macht in Kuba … erkennt ihr das Muster?]

Die Partys habe ich selbst organisiert, wobei ich ehrenhalber erwähnen muss, dass meine Frau eine große Party zu meinem Achtundvierzigsten arrangiert hat. Ich bin sogar so weit gegangen, meinen Fünfzigsten DREIMAL zu feiern, einmal in London, einmal in Los Angeles und einmal in Neuseeland. Zu diesem Zeitpunkt war eindeutig mein gigantisches Ego an die Stelle meines partyfreien Lebens getreten.

Mein Dreißigster war schön. Ich hatte für etwa fünfundzwanzig Freunde Tische in einem Thai-Restaurant in Camberwell reserviert. Nach etwa einer halben Stunde kam einer der Kellner mit einer großen Videokamera hinter dem Blattwerk einer riesigen Topfpflanze hervor. Er filmte schon seit einiger Zeit, ohne dass einer von uns davon wusste. Er hat unsere ganze Mahlzeit aufgenommen. Den Film habe ich heute noch (von VHS auf DVD konvertiert). Er erinnert mich an meine katastrophale Garderobe an diesem Abend – eine goldene Veloursweste, eine Cordhose mit Rüschenhemd, gepaart mit den Anfängen eines Schnurrbarts, den ich mir für Was ihr wollt habe wachsen lassen – und an die Tatsache, dass ich von mindestens fünf der fünfundzwanzig Gäste KEINE Ahnung habe, wer sie waren.

[Sam: Aber haben sie die Rechnung bezahlt?]

Insgesamt waren es acht Geburtstage, die der Erwähnung wert sind, weil sie mehr waren als ein ruhiges Bier in der Kneipe mit einer Handvoll Freunde. Ich freue mich darauf, die Liste zu erweitern. Bei meinem Tempo schaffe ich vielleicht noch vier solcher Abende, falls ich tatsächlich hundert werde.

5. Januar – Die zwölfte Raunacht
SAM

Ich kriege die Veloursweste, die Cordhose, das weiße Rüschenhemd und den Schnurrbart nicht aus dem Kopf (ich wette, den Lesern geht es genauso), aber sie erinnern mich auf gespenstische Weise auch an den fünften Januar, die zwölfte Raunacht – Twelfth Night, die zwölfte Nacht, ist der Originaltitel von Shakespeares Was ihr wollt. Der zwölfte Tag nach Weihnachten, die Nacht vor dem Dreikönigsfest und dem Beginn der Karnevalssaison (also dem Mardi Gras) feiert die Welten, die auf dem Kopf stehen.

Gestattet mir, euch ins Jahr 1997 mitzunehmen. Ich war der Herzog Orsino in einer Schulaufführung von Was ihr wollt. Mein Kostüm bestand aus einem Samtumhang, einem grünen Turban und einem geliehenen falschen Schnurrbart, ein paar Jahre, bevor mir selbst einer gewachsen ist (McTavish der Graue wird vermutlich sagen, dass mir heute noch keiner wächst). [Graham: Als ob ich das sagen würde. Es gibt so viele Zwölfjährige, die dich um deinen Schnurrbart beneiden.]

Orsino wendet sich an das Publikum. Der Herzog ist unsterblich in die Gräfin Olivia verliebt (zumindest glaubt er das). Zufälligerweise war ich auch in eine junge Dame dieses Namens verliebt, die allerdings keine Gräfin war, und deren Herz ich leider nie gewinnen konnte. Orsinos Liebe hält, bis er Viola begegnet, die vorgibt, ein Mann zu sein. Nach vielen Missverständnissen und Verkleidungen finden der Herzog und Viola schließlich zusammen. Puh, danke, Shakey. Es war mein erstes Shakespeare-Stück. Ich war furchtbar. Ich habe mich unwohl gefühlt, hölzern gespielt und kam weder mit der dichten Sprache noch mit dem Versmaß klar.

Zu dieser Zeit bin ich dann aber zum Lyceum Youth Theatre gestoßen und habe Bekanntschaft mit den Schauspiel-Profis dieser Kompanie geschlossen. Sie haben mich ermuntert, mir eine andere Figur aus diesem Stück genauer anzusehen und diese für mein Vorsprechen an der Schauspielschule zu benutzen. Ich habe mich (unter anderem) beim Royal Conservatoire of Scotland beworben und konnte dort schließlich drei Jahre lang klassisches Schauspiel studieren. Vor Kurzem habe ich ein Stipendium eingerichtet, das es jedes Jahr zwei Studenten ermöglicht, ihrer künstlerischen Ausbildung nachzugehen. Es macht mich so stolz, dass ich etwas zurückgeben kann. Ich weiß noch, was für ein Kampf es die meiste Zeit war, als Student mein Essen und die Lebenskosten zu finanzieren. Ich hoffe, dass das einigen Nachwuchsmimen helfen wird. [Graham: Ich wiederum habe eine Petition an den Papst gerichtet, dich noch zu Lebzeiten heiligsprechen zu lassen.]

In Was ihr wollt hat es Olivia auf Sebastian abgesehen, Violas Bruder (weil Viola als Mann verkleidet ist und Olivia sie für Sebastian gehalten hat). Na, schon verwirrt? Ihr braucht nur zu wissen, dass ich in der Rolle des Sebastian das Kollegium der Schauspielschule erfolgreich davon überzeugen konnte, dass ich tatsächlich schauspielern (oder mich als Frau verkleiden) kann. Der Rest ist, wie man sagt, Geschichte.

Sebastian

Ich hätte Lust, den Augen zu misstrauen

Und die Vernunft zu schelten, die ein andres

Mich glauben machen will, als ich sei toll,

Wo nicht, das Fräulein toll

Was ihr wollt: Vierter Akt, dritte Szene

25. Januar – Burnsfest
SAM

Ah, Rabbie. Ein Clanlands-Almanach ohne Burnsfest wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen – es ist ein lebenswichtiges Datum im schottischen Kalender.

Als Erstes müssen wir den Scheinwerfer auf den Barden von Ayrshire selbst richten, den Pflugscharpoeten, Schottlands Nationaldichter und Lieblingssohn, Robert »Rabbie« Burns. Er wurde am 25. Januar 1759 in Alloway, Ayrshire, geboren und war Bauer, ehe er später Steuereintreiber wurde, um sein Dasein zu finanzieren. Man betrachtet ihn als einen der Gründerväter der Romantik. Seine Gedichte im schottischen Dialekt sind geistreich, satirisch und voller Leidenschaft für seine Themen und für Schottland.

An eine Maus

Du schüchtern, kleines, schlankes Thier,

Mit welcher Angst fliehst Du von hier,

Du brauchst vor meiner Pflugschar Dich

Ja nicht zu scheun.

Thät’ ich Dir weh, es würde mich

Gar sehr gereun!

Robert Burns, November 1785

Als Kind musste ich jedes Jahr im Januar Texte auswendig lernen und aufsagen, von denen ich kein Wort verstand. In der Schule gab es einen Rezitierwettbewerb, bei dem es nur eine Urkunde zu gewinnen gab. Ich wollte so gern Erster werden, aber am Ende wurde es jedes Mal nur eine Teilnehmerurkunde. Bäh. Ich habe immer das kürzeste Gedicht aus seiner großen Sammlung von Lyrik und Liedtexten ausgesucht. Das Einzige, das ich auch nur im Ansatz verstehen konnte, war »An eine Maus«, ein Gedicht, in dem es um eine arme kleine Feldmaus ging, deren Heim vom Pflug eines Bauern zerstört wird. Die erste Zeile war meine Lieblingszeile. »Du schüchtern, kleines, schlankes Tier«. Viel weiter bin ich dann auch nicht gekommen. Der Rest war viel zu lang. Auch nach tagelanger Plackerei mit diesen Zungenbrechern habe ich die Handlung nicht verstanden.

Fünfundzwanzig Jahre später hatte Bruce Wayne ein großes Messer in der Hand, um auf eine schottische Wurst einzustechen. Wir waren mit der Liveshow Batman Live unterwegs, in der ich über ein Jahr international die Hauptrolle gespielt habe. Zum Burnsfest hatte unser Tourkoch, der aus Edinburgh stammte, Haggis für die ganze Besetzung und die Techniker aufgetischt. Ich hatte genug Whisky beigesteuert, um sie alle zu ertränken. Wir waren irgendwo in Deutschland oder Frankreich, ich weiß es nicht mehr, aber draußen war es kalt und schneite. Wir haben vor der letzten Vorstellung des Tages zu Abend gegessen. Der Joker war im Begriff, Prügel von Batman (also mir), von Catwoman und dem frisch zu »Robin« umgetauften Dick Grayson zu beziehen (der arme alte Dick).

Ich bin aufgestanden und habe »An einen Haggis« rezitiert (glücklicherweise habe ich dabei nicht die Batman-Maske getragen), um auf das schottische Nationalgericht anzustoßen. Alle Anwesenden waren verwirrt über das breite Schottisch, nervös, weil sie einen gefüllten Schafmagen essen sollten, aber begeistert vom Feuerwasser. In diesem Moment habe ich endlich verstanden, was die Worte bedeuteten!

Wie bei Shakespeare ist die Sprache dicht und komplex, doch wenn man sich mit dem Versmaß und den Reimen beschäftigt, eröffnet sich der Sinn. Der Text ist wunderschön – viele schottische Wörter sind lautmalerisch und unglaublich anschaulich. Es macht Spaß, sich an ihrer Aussprache zu versuchen. Ich habe einmal gelesen, dass die schottische Sprache einer der wenigen Dialekte ist, der jeden Klang benutzt, den der Mund erzeugen kann.

Das »ch« in Loch kann sich so anhören, als würde man seinen Hals vom Schleim befreien. Das ist tatsächlich die korrekte Aussprache von Heughan – »Hiuuchhan« –, obwohl ich schon viele Versionen gehört habe. [Graham: Die korrekte Aussprache deines Namens ähnelt also dem Geräusch, das ein Betrunkener nach einem besonders scharfen Kebab über der Kloschüssel macht …] Die besten Versuche höre ich allerdings immer, wenn ich unsere amerikanischen Freunde besuche. Ich habe darüber nachgedacht, mir einen internationaler klingenden Namen zuzulegen, aber alles, was mir eingefallen ist, war »Sam Galloway«. Das klingt nach einem Pornodarsteller aus den Fünfzigern.

Aber ich schweife ab. Robert Burns’ »Lallans« (Lowland-Schottisch) ist einfach herrlich – ich meine, Auld Reekie, also »alte Riecherei«, für Edinburgh?

SAMS KLEINE BURNSFEST-KUNDE

Der Legende nach war das erste Burnsfest im Juli 1801, als sich neun Freunde in der Kate des Dichters in Alloway zusammengesetzt haben, um bei Haggis und Schafkopf den Todestag des Dichters zu begehen. Sie haben Reden zu seinen Ehren gehalten, sein Werk rezitiert, reichlich Whisky getrunken und sich alles in allem so gut amüsiert, dass sie beschlossen, das Ganze an seinem Geburtstag zu wiederholen.

Wie bei anderen schottischen Festen ist es auch am Burnsfest wichtig, dass man ein gutes Bild abgibt.

Bei einem offiziellen Burns-Dinner sollten die Herren die Gala-Version der traditionellen Highland-Kleidung tragen. Dazu braucht man erst einmal Kilt und Sporran – vorzugsweise im Tartan-Muster des eigenen Clans.

[Graham: Die McTavishs haben ein ganzes Tartan-Sortiment: Gala, Jagd, modernes Rot.]

[Sam: Die Galloways (mein Clan) auch. Ganz genau so.]

[Graham: Das ist doch hier kein Wettstreit.]

[Sam: Alles ist ein Wettstreit.]

[Graham: Du brauchst ’ne Therapie. Dazu komme ich später noch. Wenn ihr keinen Tartan habt, könnt ihr bei Sassenach wunderschöne moderne Muster kaufen.]

Highland-Abendgarderobe für den Herrn

Mit Plaid oder Kilt oder Hose im Gala-Tartan oder im regulären Clan-Tartan (wenn ihr kein Sortiment habt wie die McTavishs). Wer keinem Clan angehört oder nicht aus Schottland ist, kann gern den Sassenach-Tartan tragen

Eine Kiltnadel

Ein Frackhemd mit Umlegekragen, Kragenknöpfen und Doppel- oder Sportmanschetten

Eine Fliege, einfach oder passend zum Tartan. Ich bevorzuge einen weißen Rüschenkragen (wie ein Richter aus dem neunzehnten Jahrhundert. Kommt bei den Damen super an!)

Ein Prinz-Charlie-Jackett – ein kurz geschnittenes Jackett mit kurzen Schößen und Silberknöpfen

Ein Abend-Sporran mit Silberkette

Schwarze Halbschuhe

Kniestrümpfe mit Strumpfbändern aus Seide oder Tartan

Schwarzer sgian dubh mit Silberbeschlägen

Highland-Abendgarderobe für die Dame (leider nicht ganz so aufregend):

Langer Rock aus Clan-Tartan, neutralem Tartan oder passend zum Kilt des Partners

Neutrale Bluse

Passende Tartan-Schärpe

Clanbrosche für die Schärpe

Der Ablauf des Abends

Der Gastgeber spricht ein paar Worte, alle nehmen Platz, und jemand spricht das Selkirk Grace-Tischgebet:

Einer hat Fleisch und kann nicht beißen,

der andere hätt es gern,

Wir haben Fleisch und können’s beißen,

Und Dank sei Gott dem Herrn!

Dudelsackspieler begleiten den Einmarsch des Haggis’, und während diese große kaledonische Delikatesse auf den Tisch gestellt wird, rezitiert der Hausherr Burns’ »An einen Haggis«, worauf die versammelten Gäste auf das würzige Gericht prosten. Der Haggis wird mit Rübchen und Kartoffeln serviert und mit Whisky hinuntergespült. Wer nach dem Dessert noch geradeaus schauen kann, rezitiert weitere Lieblingsgedichte.

Dann hält jemand eine Dankesrede, alle stehen auf, um Auld Lang Syne zu singen, bevor die Musik laut gedreht wird und alle richtig anfangen zu saufen.

TROPFEN DES MONATS

MAN O’SWORD 2015, ANNANDALE DISTILLERY COMPANY

SAM

Die Steuergesetze am Ende des achtzehnten Jahrhunderts wollten es so, dass Destillerien nicht nach der Menge des hergestellten Alkohols besteuert wurden, sondern nach der Größe ihrer Destillen. Um dieses Schlupfloch zu nutzen, bauten die schlauen Lowland-Brennereien flachere Destillen, die sie dafür vierzig Mal in der Woche laufen ließen. So brachten sie zwar keinen großartigen Alkohol hervor, aber großartige Profite. Ein Großteil des Alkohols wurde aromatisiert und in Londoner Gin-Kneipen verkauft, wo man das brennende Produkt passenderweise »Bauchfäule« nannte – es kann nicht besonders genießbar gewesen sein. Doch sie lieferten damals über ein Viertel dessen, was in England an Hochprozentigem konsumiert wurde. Daher kämpfen die Lowland-Whiskys seit eh und je darum, sich gegen ihre etablierten Brüder aus den Highlands oder der Spey-Region einen Ruf zu erarbeiten – eigentlich eine Schande, weil sie das Zeug zu Größerem haben.

Dank der räumlichen Nähe zu Irland (es sind vielleicht zwanzig Kilometer bis dorthin) gab es im Südwesten Schottlands Brennereien, die ähnliche Methoden anwandten wie bei der Herstellung des milden irischen Whiskeys. Zudem konnten sie auf das weiche schottische Wasser zurückgreifen.

Bladnoch wurde 1817 gegründet, zwischendurch mehrfach geschlossen und wieder in Betrieb genommen. Ich wünsche der Destillerie wirklich alles Gute, weil sie meinem Geburtsort am nächsten liegt, aber ich muss zugeben, dass die letzte Probe, die ich getrunken habe, eher an das bereits erwähnte Feuerwasser erinnert hat als an milden irischen Whiskey. Also empfehle ich Annandale, eine der ältesten Destillerien in der Grenzregion zu England. Geografisch ist es die erste und letzte Destillerie in Schottland. Der 2015er Man O’Sword wird in Jim Murrays Whisky Bible erwähnt und hoch bewertet.

SCHLACHT DES MONATS

DIE SCHLACHT VON BENBIGRIE, JANUAR 1598

GRAHAM

Selbst für schottische Verhältnisse war der Januar ein blutiger Monat. Richten wir unser Augenmerk auf drei Schlachten: Benbigrie, Spoiling Dyke und die Schlacht von Glendale. All diese Schlachten haben einige bemerkenswerte Gemeinsamkeiten: Erstens fanden sie alle auf den Inneren Hebriden statt, zwei auf Skye und eine auf Islay. Nun sind diese Inseln alles andere als riesig. Ich bin sogar schon an einem Tag quer durch Skye geradelt. Islay ist noch kleiner. Daher ist die Vorstellung, dass ein paar Hundert blutrünstige Highlander auf der Suche nach Streit durch diese Landschaft pflügen, ziemlich beängstigend.

Zweitens ist es Januar. Für die, die noch nicht das Vergnügen hatten, im Januar in den Highlands oder auf den Inseln gewesen zu sein – es ist eisig. Und dunkel. So dunkel, dass ein Highlander kaum »da, Jessie, die Sonne geht auf, Zeit zum Aufstehen« sagen kann, ehe die Insel wieder in Finsternis versinkt. »Schlafenszeit, Jessie!«

Drittens ist es JANUAR! Mit anderen Worten: Es war einfach nicht viel Zeit für Massenprügeleien. Das schien aber weder die MacDonalds abzuschrecken (die an allen drei Januar-Scharmützeln beteiligt waren) noch die MacLeods, die sich (wie wir sehen werden) selbst dann nicht fernhalten ließen, wenn die Schlacht sie gar nicht direkt betraf.

»Alasdair? Hab gehört, morgen gibt’s vielleicht ein Blutbad auf der anderen Seite der Insel. Hast du Lust?«

»Aye, ich hol nur kurz meine Axt.«

Ehe wir aber zu den Einzelheiten kommen, hier erst einmal die Situation. Es ist kalt. Es ist dunkel. Mit großer Wahrscheinlichkeit waren Wind, Hagel, Regen und Schnee am Start (vielleicht alle vier). Trotzdem konnten sie nicht einmal einen Tag am Feuer genießen? Nein. Es gab Menschen zu metzeln.

Herzlich willkommen auf den Inneren Hebriden.

Sprechen wir über die Schlacht von Benbigrie. Hier haben wir es mit dem MacLean-Clan zu tun, dazu den MacDonalds aus Islay, den Camerons of Lochiel, den Mackinnons, den MacNeils und natürlich den MacLeods (ohne sie wäre es nur ein halber Kampf).

Dem Clanhäuptling mit dem herrlichen Namen Hector Og MacLean gelang es, eine »Kommission für Feuer und Schwert« gegen die MacDonalds aus Islay zu kaufen. Wie die Leser unseres ersten Buchs vielleicht noch wissen, war diese Kommission im Prinzip ein Freibrief für Mord und Totschlag. Gegenstand eines solchen Schreibens zu sein war, als würde man mit einer Zahnbürste und ein paar unfreundlichen Worten bewaffnet den Horden des Dschingis Khan gegenübertreten.

Unser Kumpel Hector hat also die Häuptlinge des Mackinnon-Clans, der MacLeods aus Dunvegan und der MacNeils aus Barra um Beistand gebeten. Da wollte das Oberhaupt der Lochiel-Camerons auch nicht außen vor bleiben und hat sich dieser Truppe angeschlossen. Dann haben sich die vereinten Clans bis an die sprichwörtlichen Zähne bewaffnet auf den Weg nach Islay gemacht. Als Sir James MacDonald, der Neunte Graf von Dunnyveg, sie kommen sah, hat er seine Clansmänner aus Islay und Kintyre um sich geschart, weil er davon ausging, dass die Lage unschön werden würde. An einem Ort namens Benbigrie sind sie aufeinandergetroffen.

Es ist unklar, ob es auch nur den Versuch einer Verhandlung gab. Vielleicht hat ja einer der MacDonalds gesagt: »Beruhigen wir uns erst einmal alle und plaudern ein bisschen.« Oder Hector MacLean hat gesagt: »Ich will keinen Ärger.« Oder vielleicht hat sich sogar der Häuptling der MacLeods zu Wort gemeldet und gesagt: »Ihr kennt mich doch, ich steh mehr auf Liebe als auf Krieg …« Aber das ist alles unwahrscheinlich.

Wahrscheinlicher ist es, dass MacDonald eine Flut von Beschimpfungen ausstieß, worauf MacLean, MacNeil, MacLeod, Mackinnon und Cameron wie ein Mann brüllten: »Ich reiß dir den Kopf ab und piss dir in den Hals!«

Auch ohne es laut zu sagen, machte MacDonald seinen Männern klar, dass sie es riskierten, ALLES zu verlieren, wenn sie nicht siegten. Also kämpften die MacDonalds mit »unkontrollierbarer Rage«. Da man schon den normalen Kampfmodus der meisten Highlander nicht als kontrolliert beschreiben würde, muss das unglaublich brutal gewesen sein.

Die Schlacht tobte, bis die Hänge des Benbigrie mit toten MacDonalds bedeckt waren. Ihr Häuptling wurde schwer verletzt vom Feld getragen. Die vereinten Clans haben sie über die ganze Insel gejagt und alle getötet, denen sie begegneten. Es war vermutlich das gefährlichste und blutigste Versteckspiel aller Zeiten. Nach drei Tagen (ja, drei) dieses mörderischen Raubzugs war jede menschliche Behausung niedergebrannt. Die armen überlebenden MacDonalds versteckten sich ohne Nahrung oder Wärmequelle in Höhlen oder Felsspalten. Ein anderer Hector MacLean (aus Lochbuie) hatte sich verräterischerweise auf die Seite der MacDonalds geschlagen. Als Lohn für diesen Verrat wurden er und seine Gefolgsleute sechs Monate in Ketten gelegt.

Die Zerstörung wütete so gründlich, dass es nach Benbigrie hieß, zwischen den MacLeans und den MacDonalds herrschten »innige Freundschaft und gegenseitiges Wohlwollen«.

Es ist bedrückend, sich Islay zu jener Zeit vorzustellen. Das Land mit dem Blut der MacDonalds getränkt, der Himmel schwarz vom Rauch der Ruinen ihrer Häuser, die hungernden, frierenden Überlebenden (nicht vergessen, ES IST JANUAR). Wie etwas, das der Fantasie eines Hieronymus Bosch entsprungen ist.

Wenn ihr nächstes Mal ein Glas Islay-Whisky trinkt, denkt daran, dass der Torf für die Räucherfeuer, die dem Whisky seinen besonderen Geschmack verleihen, buchstäblich aus einer Landschaft geschnitten wird, die mit dem Blut dieser MacDonalds getränkt ist …

Slàinte!!!

REGION DES MONATS

DUMFRIES & GALLOWAY UND DAS SÜDLICHE SCHOTTLAND

SAM

Ich habe meine Kindheit in New Galloway verbracht, der kleinsten Gemeinde in Schottland. Wir haben in Kenmure Castle, einer Burgruine aus dem dreizehnten Jahrhundert am Ufer des Loch Ken, in einem Stallgebäude namens Steadings gelebt. Der ummauerte Garten, die Wiesen und die dichten Wälder waren mein Spielplatz. Mir ist klar, war für ein Glück mein Bruder Cirdan und ich als Kinder hatten; es war wirklich idyllisch.

Im Schatten der ominösen, aber auch magischen Burg waren wir immer von Geschichte umgeben. Ich bin oft in die Ruine geschlichen, um sie zu erkunden. Dort habe ich mir die Geister vergangener Soldaten vorgestellt, während ich die Wendeltreppe hinaufstieg. Dort konnte meine Fantasie wachsen; ich habe über die römische Invasion gelesen – wir haben oft Ausflüge zum Hadrianswall gemacht, der ganz in der Nähe war – und jedes Detail der Mythen und Legenden dieser Gegend verschlungen: Merlin, Excalibur und König Arthur.

Als Kinder waren Cirdan und ich oft in Dumfries, der nächsten »Metropole«, die eigentlich ein ruhiges Städtchen ist. Was uns angezogen hat, waren das Kino, der große Supermarkt und das einzige indische Restaurant weit und breit: das Shazan. Hin und wieder hat uns meine Mutter dorthin ausgeführt. Das hat uns immer sehr gefreut. Es gab dort die besten Fish and Chips, die ich je gegessen habe. Meine Geschmacksknospen waren vermutlich noch nicht reif für Paneer-Käse vom Holzkohlengrill oder Kichererbsen-Daal, aber Pappadams mochte ich!

Das war sicher nicht die Sorte Essen, die Robert Burns zu sich genommen hat, als er 1791 als Zollbeamter in Dumfries arbeitete. Ich habe vor Kurzem gehört, dass er gern nach Jamaica ausgewandert wäre (hat vermutlich von Rumpunsch am Strand geträumt), aber er hat nie genug Geld zusammenbekommen, um sich seinen Traum zu verwirklichen. Obwohl er einer der produktivsten Dichter war, ist er 1796 mit siebenunddreißig mittellos gestorben, in einer Parterrewohnung, die er »Sanghoose o’Scotland nannte«, das Geschichtenhaus Schottlands.

Meine Mutter ist manchmal mit uns zu der riedgedeckten Kate in Alloway gefahren, wo Burns geboren wurde. Wir sind immer über den Electric Brae gefahren (»brae« ist ein schottisches Wort für einen Berghang), einen Hügel, an dem die Wege der Schwerkraft unergründlich sind. Wenn man dort mit dem Auto anhält und den Gang rausnimmt, fängt es an, BERGAUF zu rollen! Es ist, als wäre eine rätselhafte Kraft oder eine elektrische Kraftlinie am Werk. Anscheinend ist es aber nur eine optische Täuschung, keine schwarze Magie, auch wenn das schwer zu glauben ist.

Nein, hier wirkt eindeutig ein Druidenzauber aus alten Zeiten …

Wo wir gerade von magischen Männern mit weißen Bärten sprechen – ich frage mich, ob Graham uns wohl mit dem Wohnmobil da hinfahren lässt … Wir müssen immer noch zusammen durch die Lowlands reisen. Ich würde ihm gern Kenmure Castle und das stille Wasser von Loch Ken zeigen – vielleicht picknicken und Kajak fahren. [Graham: Bis »Picknick« war ich dabei, aber bei »Kajak« war ich raus.] Eigentlich würde ich Graham gern ganz Galloway zeigen, weil es so eine schöne Gegend ist. Die Region ist bekannt für ihre Rinder und ihre Käsereien, aber sie ist auch voller historischer Bezirke mit tolkienesken Namen wie Kirkcudbrightshire und Wigtownshire. Graham hat eine Vorliebe für so etwas.

Der Name Galloway kommt vom Gälischen i nGall Gaidhealaib und bedeutet »unter den Gall Gaidheil« oder »Ort der fremden Gaidheil«, eine Anspielung auf die Mischung aus skandinavischer und gälischer Bevölkerung, die im Mittelalter dort lebte. Die Menschen der südlichen Westküste wurden von den Städtern mit demselben Argwohn betrachtet wie die Hochlandschotten. Galwegier sprachen einen anderen Dialekt (galwegisches Gälisch, heute ausgestorben) und hatten Verbündete in Irland, Nordengland, auf der Insel Man und sogar in Wales und Cornwall. Es gibt viele uralte Verbindungen zwischen diesen keltischen Seefahrern.

Die Menschen in Galloway bezeichnen die Highlander als »Teuchters«, ein abfälliger Begriff, der »Landeier« oder Menschen aus dem Norden bedeutet, aber auch bei den Schotten im Süden gab es kulturelle Unterschiede. Ich bin zwar in Schottland geboren, aber weil meine Mutter Engländerin mit französischen Vorfahren ist, hatte ich eher einen englischen Akzent. Ich weiß noch, dass die Einheimischen in Galloway meine Familie als Außenseiter oder Sassenachs (Angelsachsen) betrachteten. Deshalb bedeutet mir die Bezeichnung Sassenach so viel, weil ich mich als Kind genau so gefühlt habe. Mich noch immer so fühle. Auf die eine oder andere Weise sind wir alle Sassenachs; auch wenn wir noch so wenig ins Bild passen (oder es nicht wollen), wir sind nie allein, umringt von Fremden, die vielleicht bald gute Freunde werden.

Die Arbeit an Clanlands hat mich dazu inspiriert, meine eigene Familiengeschichte zu erforschen – ich wollte wirklich gern wissen, woher meine Vorfahren stammten. Wie schon gesagt, ist die Familie meiner Mutter größtenteils englisch und westeuropäisch, aber über die Familie meines Vaters wusste ich viel weniger. Mithilfe einer Stammbaumdetektivin, Elizabeth Cunningham, konnte ich zu meiner Faszination die Linie der Heughans bis ins siebzehnte Jahrhundert und möglicherweise sogar weiter zurückverfolgen, nach Kirkcudbrightshire in der Nähe meines Geburtsortes. Elizabeth hat mich unter anderem auf eine alte Mühle in Buittle aufmerksam gemacht, wo jahrhundertelang eine Heughan-Sippe gelebt hat. Diese Mühle ist keine dreißig Kilometer von meinem Heimatort entfernt.

Zu Beginn der Geschichte ist anscheinend einer meiner direkten Verwandten nach Yorkshire gezogen und dort ein wohlhabender Textilkaufmann geworden. Dort in Nordengland hat er eine junge Frau aus der Gegend geheiratet. Es gab damals lebhafte Handelsströme an der Küste, daher konnten sie ihr neues Zuhause auf dem Seeweg über den Solway Firth erreichen. Interessanterweise gibt es in Northumberland einen mittelalterlichen Ort namens Heugh, womit ich definitiv ein Sassenach wäre! Auf Gälisch ist ein »heugh« oder »heuch« eine steile Schlucht oder Klippe oder eine steile Uferböschung. Damit wäre Heughan ein »Mann vom steilen Flussufer«.

Zwar nicht so ein sexy Name, wie ihn die amerikanischen Ureinwohner haben, DOCH könnte es sein, dass sich Heughan von den Menschen ableitet, die in der alten Mühle am Ufer des Flusses lebten?

DER GALLOWAY-CLAN
SAM

Elizabeths weitere Nachforschungen brachten kurz darauf eine weitere unglaubliche Verbindung meiner Familie mit Galloway zutage. Es war der Name selbst. Denn die Heughans sind Teil des Galloway-Clans – eines sehr alten piktischen Clans, der um sechs- oder siebenhundert in der Gegend Erwähnung findet. Ich entdeckte nicht nur, dass ich einen Clan hatte – meinen eigenen Clan –, sondern auch, dass mein Clan den Namen einer ganzen Region trägt, in der ich noch dazu geboren bin.

Das Gefühl, ein Außenseiter oder Sassenach zu sein, wurde noch komplexer, als ich herausfand, dass wahrscheinlich viele Menschen in Galloway von Engländern abstammten, die mit den nordischen Invasoren verbündet waren. Sie hatten ihr eigenes Clansystem, das sich von den Clans der Border-Region und der Highlands unterscheidet. Zudem waren sie von jeher durch Handel, das gälische Gesetz und die gälische Sprache mit Ulster und der Insel Man eng verbunden.

BERÜHMTHEITEN AUS GALLOWAY

James Matthew Barrie – Theater- und Romanautor, bekannt vor allem durch Peter Pan

Robert Bruce

Robert Burns

Thomas Carlyle – schottischer Historiker und Essayist

David Coulthard – Formel-1-Pilot aus Twynholm

Calvin Harris – schottischer DJ und Musikproduzent

Sam Heughan – Schauspieler, Philanthrop, Whiskykenner und Bonvivant

[Graham: Und Rotschopf.]

Ashley Jensen – Schauspielerin aus Annan, bekannt durch Extras und Agatha Raisin

John Laurie – Schauspieler aus Dumfries, bekannt unter anderem durch Mit Schirm, Charme und Melone

William Nicholson – der Barde von Galloway, ein unvergleichlicher Poet

[Graham: Klingt wie ein ziemlicher Versager.]

Thomas Telford – schottischer Bauingenieur

The Wicker Man – entstanden an Drehorten in Dumfries & Galloway

[Graham: Ich habe in der Fortsetzung mitgespielt, The Wicker Tree.]

[Sam: Wissen wir, wissen wir.]

GRAHAM

Ich war noch nie in Galloway. Ich habe nichts gegen Galloway, aber mir sind die westlichen Highlands und die Inseln immer lieber gewesen. Vielleicht angeboren.

[Sam: Graham lebt in Neuseeland in Hobbingsen, aber einige Gegenden sind Kopien von Schottland.]

[Graham: Jemand, der den Namen Samwise trägt, sollte wissen, dass seine Verwandtschaft aus Hobbingen kommt, nicht Hobbingsen!!!]

Wenn ich gewusst hätte, dass Heughan in der ländlichen Idylle aufgewachsen ist, die er beschreibt, wäre mir kein Weg zu weit gewesen, ihn zu besuchen.

Oder auch nicht.

Ich bin neulich gefragt worden, wann ich Sam das erste Mal begegnet bin. Offiziell war es im August 2013 in einem schwülwarmen Studio in Soho beim Vorsprechen für Outlander, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass er mich als Teenager auf den Brettern des schottischen Theaters gesehen hat. Vielleicht war es ja Heughan, der meine Pantomimenperformance im Citizens Theatre als »Mist« rezensiert hat …

GEMÄUER DES MONATS

DRUMLANRIG CASTLE

SAM

Wir waren zu Dreharbeiten für Outlander (Staffel 2, Folge 11) im rosa Palast der Burg Drumlanrig mit ihren hundertzwanzig Zimmern, siebzehn Erkertürmchen und vier Türmen. Die Burg wurde im siebzehnten Jahrhundert aus auffälligem rosa Sandstein erbaut. Eine Vielzahl historischer Figuren hat dort haltgemacht, darunter Bonnie Prince Charlie 1745 auf seinem Rückzug nach Norden. Die Burg hat ein riesiges Außengelände und prächtige Ziergärten, in denen wir am Abend zuvor gedreht hatten. Unsere Helden sind an diesem Abend im Verborgenen in die Burg eingedrungen (immer auf der Hut, die herrlichen Blumenbeete nicht zu beschädigen), denn sie wollten den Herzog von Sandringham überraschen und festnehmen.

Ich war als Kind schon oft in dieser Burg gewesen, aber normalerweise ging es dann durch den Haupteingang die prachtvolle Treppe hinauf, nicht heimlich über die Mauer und durch den Hintereingang.

Der Herzog von Sandringham zog sich zitternd in die hintere Ecke des Raums zurück, um dem finsteren Blick und der gefurchten Stirn des formidablen Highlanders Murtagh zu entrinnen. »Haltet ihn fern von mir. Er ist ein Psychopath«, flüsterte mir der Herzog (oder vielleicht auch der Schauspieler Simon Callow selbst) im Vorbeiquetschen nervös zu.

Simon, einer der höchstdekorierten Bühnen- und Filmschauspieler Britanniens, hat in fünf Outlander-Folgen mitgespielt, bis seine Figur buchstäblich den Kopf verlor, weil er Jamie Fraser und seine Verbündeten verraten hatte. Seine hohe Stimme und seine Verschlagenheit verführten viele; er war ein hinterhältiger Politiker, dem es immer wieder gelang, seine Umgebung zu manipulieren. Eins unserer Lieblings-Schlagworte beim Dreh war eine seiner herrlich intonierten Dialogzeilen: »Oh, geh doch einfach INS BETT!« Wir sind jedes Mal vor Lachen zusammengebrochen.

Diesmal aber sollten weder List noch Tücke dem Herzog aus der Bredouille helfen. Zumindest nicht, wenn es nach Murtagh ging. Duncan Lacroix sollte ihn mit einer scharfen Axt enthaupten. Er nahm seine Aufgabe SEHR ernst. Wir waren oben im Green Room und mussten kichern, weil wir mitbekommen hatten, dass Simon unverhohlenes Misstrauen gegenüber Duncan und dessen wildem Bart hegte.

Duncan beschloss, Simon an diesem Tag nach Kräften zu quälen. Er starrte ihn in den Drehpausen wortlos an oder warf ihm bedrohliche Blicke zu, während er seine Axt streichelte. Ich muss zugeben, dass selbst ich nervös wurde, weil Duncan sein Rollenverständnis vielleicht ein wenig übertrieb. Die Axt sah sehr scharf aus und Duncan extrem unheimlich. Simon hatte Todesangst. Er war überzeugt, dass Duncan tatsächlich auf ihn losgehen könnte.

WACK. Der Kopf des Herzogs kullerte davon. Eine lebensechte Kopie von Simons Kopf lag blutig und mit überraschter Miene reglos auf dem Steinboden. Damit nicht genug: Murtagh hackte auf die Leiche ein. Es war ein grauenhafter Anblick. Der Regieassistent musste schließlich »Schnitt« rufen, um den durchgedrehten Axtmörder aufzuhalten.

»SCHNITT, SCHNITT, SCHNITT!«, brüllte er. »Du kannst jetzt wirklich aufhören«, flehte er in das Gemetzel hinein.

Schließlich hörte Duncan auf, streckte die Hand aus, hob den abgetrennten Kopf auf und drehte sich langsam zu Simon Callow um, der in seiner Ecke jetzt vor Angst zitterte. Simon stieß einen Schrei aus, verschwand nach oben und ward nie wieder gesehen. Duncan zwinkerte mir zufrieden zu und zog eine seiner buschigen Augenbrauen hoch.

»Noch mal?«, fragte er lächelnd, in der Hoffnung auf eine Wiederholung der Szene.

ABENTEUER DES MONATS

DER MERRICK IN DEN GALLOWAY HILLS

Jedes Jahr sind meine Familie und ein paar andere Leute aus Balmaclellan am Neujahrstag auf den Merrick gewandert, den höchsten Berg im Süden Schottlands im Herzen der Galloway-Kette, um danach bei jemandem zu Hause oder im Gemeindesaal zu feiern. Es gibt einen beliebten Weg, der am Loch Trool beginnt (etwa vierzehn Kilometer) und in vier oder fünf Stunden auf den Gipfel führt. Die schönen Blicke auf den Galloway Forest sind (an einem guten Tag!) die Mühe wert. Wobei mir einfällt, dass mein Onkel, der früher auf der Insel Eigg gelebt hat und Skulpturen aus Weidenzweigen herstellt, am Solway Firth wohnt. Von dort kann man bei schönem Wetter bis nach Nordirland und zur Insel Man sehen. Na ja, fast.

BEDEUTENDE GEBURTSTAGE, TODESTAGE UND EREIGNISSE
GRAHAM

Die schottische Geschichte ist randvoll mit interessanten Ereignissen und faszinierenden Charakteren. Über manche könnten wir ganze Bücher schreiben. (Bringt mich nicht in Versuchung!) Also haben wirjeden Monat unsere Favoriten ausgesucht – ein Hochgenuss für Schottlandkenner und Clanlands-Freunde.

 

1. Januar 1600 – Die erste Neujahrsfeier der schottischen Annalen

1. Januar 1766 – James Stuart, der »Alte Prätendent« und Bonnie Prince Charlies Vater, stirbt.

4. Januar 1961 – Graham James McTavishs Geburtstag (Steinbock)

8. Januar 1940 – Zucker, Butter und Speck werden rationiert.

[Sam: Das müssen schwere Zeiten für unseren Graubart gewesen sein. Wie hast du das nur geschafft, bei deinem Appetit?]

11. Januar 1952 – Diana Gabaldons Geburtstag

17. Januar 1746 – Die Schlacht von Falkirk Muir

GRAHAM

Es ist an der Zeit, noch einmal einen Blick auf den Quell endloser Faszination für jeden Schottland-Liebhaber zu werfen: den zweiten Jakobitenaufstand von 1745. Es wurde zwar schon viel darüber geschrieben (nicht zuletzt von Samwise und mir), aber ein bisschen geht immer noch.

Die Schlacht von Falkirk Muir war auch so ein Januar-Ding – am 17. Januar 1746, um genau zu sein. Die Highlander hatten sich vermutlich gerade erst von ihrem legendären Silvesterkater erholt, als sie beschlossen, auf 7000 Hannoveraner Soldaten loszugehen, die von einem besonderen Widerling befehligt wurden, General Henry Hawley. Henry war ein bemerkenswerter Mensch, ebenfalls ein Januarbaby, geboren am 12. Januar 1685. Mit fünfundzwanzig tötete er einen Offizierskollegen bei einem Duell, wurde aber von Königin Anne begnadigt.

Das ist zwar das erste Mal, dass wir von seiner Kampflust hören, doch da er nach Culloden den Spitznamen »Henker Hawley« bekam, können wir wohl davon ausgehen, dass er sich schon als Teenager gern geprügelt hat und schon in der Grundschule für seine Schlagkraft berüchtigt war, wenn er nicht gerade den anderen Kindern das Kleingeld klaute oder ihre Haustiere quälte.

Durch ausgiebige Plündereien nach der Schlacht von Vigo in Spanien brachte er es außerdem zu obszönem Reichtum.

Man bot ihm das Kommando über die Regierungstruppen an, die zu den Westindischen Inseln entsandt wurden. Er war so klug abzulehnen und entging so dem Schicksal der 9000 Männer, die auf dieser Expedition an Gelbfieber starben.

Er war also ein Totschläger und Dieb, aber er war auch verdammt gerissen. Machen wir uns nichts vor.

Das war der Mann, der an jenem Januartag im Jahr 1746 vor Falkirk auf die Highland-Truppen traf.

James Wolfe, der dafür berühmt ist, dass er sich in Culloden Hawleys Befehl widersetzte, verwundete Highlander zu erschießen, sagte über ihn, dass »die Männer Hawleys Strenge fürchten, den Mann hassen und für sein militärisches Können nur Verachtung übrighaben«.

Komm schon, James, sag uns, was du wirklich denkst!

Die Januarschlacht von 1746 war der letzte bedeutende Sieg der Jakobiten.

Am 4. Dezember 1745 hatten sie Derby vor den Toren Londons erreicht. Der in einem überfüllten Wirtshaus in Derby gefällte Entschluss zur Umkehr ist eins der großen »Was wäre, wenns« der britischen Geschichte.

Was wäre geschehen, wenn sie ihren Vorstoß fortgesetzt hätten? Ich meine, mit aller Kraft?

Ihnen war zum Beispiel nicht bewusst, dass sich die Jakobiten in Wales erhoben hatten, um sie zu unterstützen, und dass ihre Kollegen in Oxfordshire im Begriff waren, dasselbe zu tun. Dass George II und seine deutschsprachige Sippschaft ihre Koffer schon gepackt hatten, bereit, ein Schiff auf der Themse zu besteigen, das sie nach Deutschland bringen sollte.

London war in Panik.

Doch stattdessen sind sie am 6. Dezember umgekehrt.

Wären sie die letzten 129 Meilen gegangen, so sagen manche, wären die Engländer und die Franzosen dem Konflikt entgangen, der siebzig Jahre angedauert hat. Die Engländer hätten keine Steuern in den Kolonien erheben müssen, um ihre Kriege mit den Franzosen zu finanzieren, und demzufolge hätten die Amerikaner keinen Grund gehabt, den Krieg um ihre Unabhängigkeit zu beginnen.

Die Welt wäre eine andere gewesen, wenn dieser erbitterte Streit am Abend des 4. Dezember 1745 anders ausgegangen wäre.

Doch stattdessen traf an einem trüben Januartag bei heftigem Schneefall Henker Hawley auf Lord George Murray, und es kam zu einer Schlacht.

Hawley unterschätzte die Highlander total.

Als ihn ein Bote vor den nahenden Jakobiten warnte, weigerte er sich schlicht, diesem zu glauben.

»Äh … Sir … es sind 8000 mörderische Highlander auf dem Weg, um Eure Armee zu Brei zu schlagen!«

»Nein«, kam die Erwiderung. »Ich denke, Ihr werdet feststellen, dass das nicht wahr ist.«

Als er die Wahrheit begriff, war es zu spät.

Seine hastig zusammengetrommelte Armee wurde brutal geschlagen; 350 Männer waren tot oder schwer verwundet und weitere 300 gefangen genommen.

Es ist ernüchternd, sich den Ansturm der Highlander vorzustellen, das Kreischen der Dudelsäcke und die brüllenden Kriegsrufe der Clans, die aus dem wirbelnden Schneesturm über die zu Tode verängstigten Reihen der rot berockten Regierungstruppen herfielen.

In bester Highland-Tradition gelang es ihnen jedoch nicht, den Sieg zu ihrem Vorteil zu nutzen. Sie ließen zu, dass sich der Feind nach Edinburgh zurückzog und sich neu sammelte, während sich unsere Kilt-umhüllten Freunde über alles hermachten, was nicht niet- und nagelfest war.

Dieser Rückzug nach Edinburgh war zumindest zum Teil für Culloden verantwortlich.

Hawley verdiente sich seinen Spitznamen nach der Schlacht von Culloden mit den ethnischen Säuberungen in den Highlands. Er lebte noch dreizehn Jahre. Er bekam ein christliches Begräbnis, obwohl in seinem Testament ausdrücklich stand, dass »ich Priester aller Bekenntnisse hasse«.

Selbst im Tod gelang es Hawley noch, ein durch und durch unangenehmer Zeitgenosse zu sein. Er liegt in der St. Mary’s Church im englischen Hartley Wintley begraben, falls ihr ihn gern besuchen würdet.

17. Januar 1795 – Gründung des Curlingvereins von Duddingston
SAM

Wir haben das Clanlands-Cover am Arthur’s Seat fotografiert, oberhalb von Loch Duddingston. Als Teenager habe ich dort in der Nähe gewohnt, daher kenne ich die Nachbarschaft gut. Probiert den Sheep Heid Inn. Er wurde 1360 eröffnet und ist der älteste Pub in Edinburgh, vielleicht sogar in Schottland. Er hat sogar eine altmodische Kegelbahn! Herz, was begehrst du mehr?

Curling finde ich seltsam faszinierend. Während der letzten Olympischen Winterspiele habe ich es mir wie besessen angeschaut. Wir Schotten sind sehr gut darin, und das britische Frauenteam hat 2002 in Salt Lake City Olympia-Gold gewonnen.

 

TEAM GROSSBRITANNIEN 2002

Rhona Martin

Deborah Knox

Fiona MacDonald

Janice Rankin

Margaret Morton

 

Im Prinzip besteht der Sport darin, Steine auf einer Eisfläche auf eine Zielfläche zugleiten zu lassen, die aus vier konzentrischen Kreisen besteht, ein bisschen wie Boule. Der Granit, der für olympische Curlingsteine verwendet wird, kommt ausschließlich von der Insel Ailsa Craig im Äußeren Firth of Clyde an der Westküste.

 

17. Januar 1883 – Compton MacKenzie, der Autor von Das Whiskyschiff, wird geboren.

26. Januar 1861 – Am Edinburgh Castle wird zum ersten Mal die Ein-Uhr-Kanone abgefeuert.

31. Januar 1788 – Charles Edward Stuart alias Bonnie Prince Charlie stirbt in Rom. Er liegt im Petersdom in der Vatikanstadt begraben. [Graham: Eigentlich ist er am 30. Januar gestorben, aber sie haben das Datum geändert, weil am gleichen Tag im Jahr 1649 sein Urgroßvater Charles I hingerichtet worden war.]

FEBRUAR

»Ich spreche mit dir wie mit meiner eigenen Seele«, sagte er und drehte mich zu sich um. Er streckte die Hand aus und umfasste meine Wange, sodass seine Finger meine Schläfe sacht berührten.

»Sassenach«, flüsterte er, »dein Gesicht ist mein Herz.«

Diana Gabaldon,Die geliehene Zeit

Clan Campbell

Motto: Ne obliviscaris (Du sollst nicht vergessen)

Region: Argyll

WICHTIGE KALENDERDATEN

1. und 2. – Keltisches Imbolc-Fest

14. – Valentinstag

Internationaler Tag des Buchgeschenks (verschenkt doch Clanlands)

16. – Pfannkuchentag

Feb bis März – Six Nations Championship. Jährlicher Wettbewerb der Männer-Rugby-Teams von England, Frankreich, Irland, Italien, Schottland und Wales. [Sam: Eins meiner liebsten Sportereignisse.] [Graham: Hmmmm …]

SAM

Wir beginnen den Februar mit dem Imbolc, was wie ein Verdauungsproblem klingt, in Wirklichkeit aber ein heidnisches Fest zur Feier des Frühlingsanfangs ist. Uns ist jede Ausrede für eine Party recht! Außerdem werden überall Kerzen und Feuer angezündet, die für die Rückkehr der Wärme und die zunehmende Kraft der Sonne in den kommenden Monaten stehen. In Glencoe allerdings war am 13. Februar 1692 von Frühling nicht viel zu sehen. Es hat sogar geschneit. Heftig. (Typisch schottisches Wetter.) Die hohen Berge über dem Tal, die vor 380 Millionen Jahren von Vulkanausbrüchen, tektonischen Plattenbewegungen und schließlich von Gletschern geformt wurden, waren zum Teil durch die Wolken eines Schneesturms verdeckt.

Die MacDonalds hatten keine Ahnung, dass die Campbells in dieser Nacht über sie kommen würden. Dass sie schon da waren, als Gäste in ihren Häusern, während sie auf den Befehl warteten, ihre Gastgeber zu erstechen, zu erschießen, zu verbrennen …

SCHLACHT DES MONATS

DAS MASSAKER VON GLENCOE 13. FEBRUAR 1692

GRAHAM

Eher versuchter Völkermord als eine Schlacht. Das Massaker von Glencoe ist eine der weltberühmtesten schottischen Geschichten – dieses mitternächtliche brutale Abschlachten unschuldiger MacDonalds durch die bösen Campbells. In Clanlands haben wir schon gezeigt, dass nur sehr wenige Campbells am eigentlichen Massaker beteiligt waren, doch wie weit reichte der Einfluss der Campbells an den Ereignissen, die zu dieser berüchtigten Februarnacht geführt haben?

Um die Vorgeschichte zu verstehen, müssen wir unseren Blick auf die fragliche Zeit ein wenig weiten.