The Digital Turn in Internationalization -  - E-Book

The Digital Turn in Internationalization E-Book

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Beschreibung

Die zwölf Beiträge dieses Themenhefts operieren auf der Ebene der Curricula und einzelner Lehrveranstaltungen. Sie sind zudem großteils sehr eng an konkreten Fall- und Projektbeispielen orientiert, reflektieren die eigene Lehrkonzeption und -entwicklung, -durchführung und -evaluation und orientieren sich so in Ansätzen am SoTL. Es wird die curriculare Ebene verschiedener Fächergruppen und Studiengänge adressiert und dargelegt, wie Internationalisierung in der Lehre über vornehmlich virtuellen Austausch realisiert wird. Die beitragenden Autor*innen dieses Themenhefts erweitern mit ihren Arbeiten das Feld und bieten Anschlussmöglichkeiten für weitere Forschung und Praxis. Die Ausgabe enthält darüber hinaus drei freie Beiträge, die verschiedene Themen aus der Hochschulentwicklung allgemein aufgreifen.

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Inhalt

Vorwort

Editorial: The Digital Turn in Internationalization. Konzepte, Strategien und Praktiken

Svenja Bedenlier, Elisa Bruhn-Zaß

Internationale Studieneingangsphase revisited: Digitale Maßnahmen zur Unterstützung von Vorbereitungsphase und Studienbeginn internationaler Studierender

Barbara Conrad-Grüner, Christine Schurr

International Virtual Mobility in Higher Education: Design Reflections and Lessons Learned

Kateryna Holubinka, Christian Stracke, Panu Forsman, Sanna Juutinen

Interkulturelle Kompetenzen im digitalen Raum erwerben: Das Beispiel einer virtuellen Studienreise im Studiengang Soziale Arbeit

Anne Schillig, Katja Girschik

Virtuelle Mobilität zwischen der Fachhochschule Bielefeld und der Türkisch-Deutschen Universität

Daniel Kappe, Natalie Bartholomäus, Felix Bitterer, Vicky Großkreuz, Maximilian Köster

Turning digital in international training programmes: Chances, Challenges & Perspectives

Annika Boentert, Petra Pistor

Internationalisierung der Lehramtsausbildung: Neue Optionen durch digitale Formate

Laurenz Volkmann

Internationalizing Foreign Language Teacher Education Through Virtual Exchange

Fabian Krengel

Internationalisierung at Home (IaH) durch Digitalisierung? Zum Potenzial virtueller Mobilität in der Lehrer*innen-Bildung

Tamara Rachbauer, Kathrin Eveline Plank

Digitale Mathtrails im Kontext internationaler Lehrkräftebildung

Simone Jablonski, Xenia-Rosemarie Reit

International Zusammenarbeiten – ein virtuelles Lernvideoprojekt zur Förderung interkultureller und digitaler Kompetenzen

Zuzana Münch-Mankova, Juliane Müller de Acevedo

Nachnutzung aufgezeichneter Online-Vorlesungen als internationalisierte Lehrvideos

Michael Klenner, Frank Grimm, Sven Hellbach

Kompetenzen digital vermitteln. Wie eine Plattform zur länderübergreifenden kompetenzorientierten, digitalen Lehre beiträgt

Karin Sonnleitner

Freie Beiträge

Theorie-Praxis-Verzahnung im dualen Studium: Ein konzeptioneller Forschungsbeitrag

Valeska Gerstung, Ernst Deuer

Förderung von Selbst- und Sozialkompetenzen bei Studierenden am Beispiel des Projekts KukiS-Toolbox (Kompetent und kohärent im Studium-Toolbox)

Andrea Limarutti, Eva Mir

Das „hidden curriculum“ der Methodenkompetenzen

Benedikt Schreiber, Edith Wittenbrink

Vorwort

Als wissenschaftliches Publikationsorgan des Vereins Forum Neue Medien in der Lehre Austria kommt der Zeitschrift für Hochschulentwicklung besondere Bedeutung zu. Zum einen, weil sie aktuelle Themen der Hochschulentwicklung in den Bereichen Studien und Lehre aufgreift und somit als deutschsprachige, vor allem aber auch österreichische Plattform zum Austausch für Wissenschafter/innen, Praktiker/innen, Hochschulentwickler/innen und Hochschuldidaktiker/innen dient. Zum anderen, weil die ZFHE als Open-Access-Zeitschrift konzipiert und daher für alle Interessierten als elektronische Publikation frei und kostenlos verfügbar ist.

Ca. 3.000 Besucher/innen schauen sich im Monat die Inhalte der Zeitschrift an. Das zeigt die hohe Beliebtheit und Qualität der Zeitschrift sowie auch die große Reichweite im deutschsprachigen Raum. Gleichzeitig hat sich die Zeitschrift mittlerweile einen fixen Platz unter den gern gelesenen deutschsprachigen Wissenschaftspublikationen gesichert.

Dieser Erfolg ist einerseits dem international besetzten Editorial Board sowie den wechselnden Herausgeberinnen und Herausgebern zu verdanken, die mit viel Engagement dafür sorgen, dass jährlich mindestens vier Ausgaben erscheinen. Andererseits gewährleistet das österreichische Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft durch seine kontinuierliche Förderung das langfristige Bestehen der Zeitschrift. Im Wissen, dass es die Zeitschrift ohne diese finanzielle Unterstützung nicht gäbe, möchten wir uns dafür besonders herzlich bedanken.

Zur Ausgabe:

Answering the question of effectiveness of educational interventions is no easy task for a multitude of reasons. The effectiveness of an intervention depends not only on the intervention itself but also, for example, on the target group, the available infrastructure, the current legislation, the time of implementation or the expertise of the teachers. This special issue shows the diversity in the goals pursued and the interventions used to achieve them. It also shows methodological differences in effectiveness research and argues the need for nuanced interpretation and for explicitly considering the context for the intervention.

Seit der Ausgabe 9/3 ist die ZFHE auch in gedruckter Form erhältlich und beispielsweise über Amazon beziehbar. Als Verein Forum Neue Medien in der Lehre Austria freuen wir uns, das Thema „Hochschulentwicklung“ durch diese gelungene Ergänzung zur elektronischen Publikation noch breiter in der wissenschaftlichen Community verankern zu können.

In diesem Sinn wünschen wir Ihnen viel Freude bei der Lektüre der vorliegenden Ausgabe!

Martin Ebner und Hans-Peter Steinbacher

Präsidenten des Vereins Forum Neue Medien in der Lehre Austria

Svenja BEDENLIER1 (Erlangen-Nürnberg) & Elisa BRUHN-ZAß2 (Bonn)

Editorial: The Digital Turn in Internationalization. Konzepte, Strategien und Praktiken

Editorial · DOI: 10.3217/zfhe-16-02/01

Thematische Einführung

Virtuelle Mobilität, MOOCs, Blended Mobility, Erasmus without Papers, OER oder vollständig online angebotene Studienangebote – dies sind nur Ausschnitte, in denen sich die beiden Querschnittsthemen Internationalisierung und Digitalisierung verbinden und in hochschulische Praxis Eingang finden. Im Rahmen des Digital Turn in der Hochschulbildung (HOCHSCHULFORUM DIGITALISIERUNG, 2016) eröffnet die Digitalisierung neue Potenziale für eine umfassende Internationalisierung von Hochschulen, beispielsweise in der Lehre, in der Unterstützung von physischer Mobilität oder in der Gestaltung von Partnerschaften.

Theoretische Ansätze der Verbindung von Internationalisierung und Digitalisierung

Internationalisierung begleitet Hochschulen bereits seit Langem und ist über verschiedene Definitionen und Ansätze abgebildet und konzeptionell verankert (KNIGHT, 1994; HUDZIK, 2011). Über Jahrzehnte war diese geprägt von traditionellen Formen der physischen Mobilität von Studierenden und Lehrenden – in jüngerer Zeit erweitert durch Ansätze der „Internationalisierung zu Hause“ (BEELEN & JONES, 2015). Die Digitalisierung hat beide genannten Säulen von Internationalisierung erfasst und geht darüber hinaus: In der Hybridität digitaler und analoger Räume (CASTELLS, 2010) verschwimmen die Grenzen zwischen „zu Hause“ und „im Ausland“ und ermöglichen neben nahtlosen Übergängen von Auslands- und Inlandserfahrungen eine verstärkte Internationalisierung des Curriculums (HOCHSCHULFORUM DIGITALISIERUNG, 2016). Da jedoch sowohl Internationalisierung als auch Digitalisierung bislang in voneinander getrennten wissenschaftlichen Diskursen verhaftet waren und auch in der Praxis erst in jüngerer Zeit verbunden werden, fehlt bis heute weitgehend eine vertiefende, theoriegeleitete oder theorieentwickelnde Betrachtung dieser beiden Themenfelder.

Die Konzepte der Internationalisierung auf Distanz (Internationalization at a Distance, MITTELMEIER et al., 2020) oder der Virtuellen Internationalisierung (Virtual Internationalization, BRUHN, 2020) sind erste Ansätze, die hierbei zu nennen sind. Während das Konzept der Internationalisierung auf Distanz einen dritten Raum neben „zu Hause“ und „im Ausland“ theoretisch besetzt, fokussiert der Ansatz der Virtuellen Internationalisierung auf die Transformation der besagten zwei Säulen der Internationalisierung durch die Digitalisierung. Indem die Virtuelle Internationalisierung die Hochschule in ihrer Gesamtheit in den Blick nimmt (im Sinne einer Comprehensive Internationalization, HELMS & BRAJKOVIC, 2017), geht sie über Konzepte curricularer Internationalisierung hinaus, die unter den Bezeichnungen Collaborative Online International Learning (COIL, RUBIN & GUTH, 2015), Virtual Exchange (e.g. O’DOWD & O’ROURKE, 2019) oder Virtual Mobility (RAJAGOPAL et al., 2020; UBACHS & HENDERIKX, 2018) auf unmittelbar lehr-lern-bezogene Kontexte, didaktische Szenarien und Gestaltungsansätze in der Lehre verweisen.

Als Desiderat und Bedingung für eine integrierte Betrachtung der beiden Themen Internationalisierung und Digitalisierung bedarf es weiterer Arbeiten, die ein geteiltes theoretisches Fundament schaffen und damit zwei bislang getrennte Diskurse zusammenbringen.

Hochschulentwicklung digital und international denken

Bei Internationalisierung und Digitalisierung handelt es sich um Querschnittsthemen, die an Hochschulen jeweils in Kombination mit anderen strategischen Zielen verbunden sind – beispielsweise mit Qualitätssteigerung (JANG, 2009) oder der Flexibilisierung von Angeboten und Ansprache neuer Zielgruppen (PELLERT, 2018). GETTO und KERRES (2017) diskutieren Digitalisierung zudem unter der Perspektive von Modernisierung versus Profilierung einer Hochschule. Dieser Ansatz lässt sich auch auf Internationalisierung beziehen: Wie die Digitalisierung gehört diese einerseits zu einer modernen, zeitgemäßen Hochschule – die institutionsspezifische Ausgestaltung und das Setzen eigener Akzente wiederum entwickelt ein distinktes Profil der Einrichtung und hebt sie von anderen ab.

Während Internationalisierungsstrategien deutscher Hochschulen vor der COVID-19 Pandemie eher vereinzelt auf die Möglichkeiten der Digitalisierung setzten – vor allem hinsichtlich der Förderung der Internationalisierung zu Hause, des Studierendenaustauschs und englischsprachiger Webauftritte (BEDENLIER, 2020; ZAWACKI-RICHTER & BEDENLIER, 2015) – so hat die Pandemie bislang eine dynamische Entwicklung befördert. Das abrupte Umdenken und Umorganisieren v. a. auch hinsichtlich der Lehre („emergency remote teaching“, HODGES et al., 2020) ließ virtuelle Formen von Internationalisierung innerhalb kürzester Zeit zur vielfach einzigen Möglichkeit werden, internationale Verbindungen aufrechtzuerhalten, internationale Studierende weiterhin am universitären Leben der Gastinstitution teilhaben zu lassen und heimischen Studierenden eine internationale Erfahrung zu bieten.

Aus der Not heraus wurden in den vergangenen Monaten digitale Möglichkeiten für internationalen Austausch entwickelt oder ausgebaut – seien es kollaborative Seminare, Einladungen internationaler Wissenschaftler*innen für virtuelle Vorträge oder die Organisation von internationalen Online-Fachkonferenzen und Projekttreffen. Derartige Maßnahmen werden aus Sicht der Mehrzahl der Hochschulvertreter*innen, die an einer Befragung des DAAD Anfang 2021 teilnahmen, Bestand haben oder sogar an Relevanz gewinnen (DAAD, 2021). Gründe hierfür wurden in der genannten Studie nicht erfragt, doch die weitere Literatur verweist auf die Sorge um eine resiliente, krisenfeste Internationalisierung und nachhaltiges Handeln (DE WIT & ALTBACH, 2020; JÄCKLE, 2021) sowie auf Beweggründe inklusiver Internationalisierung (BRUHN, 2018; OGDEN & HULSE, 2021).

Als Desiderat ergibt sich hieraus, die Verbindung von Internationalisierung und Digitalisierung aus der jeweiligen institutionellen Perspektive heraus zu denken, Bottom-up- und Top-down-Ansätze zusammenzubringen und hierbei auch die weiteren Implikationen über die individuelle Hochschule hinaus zu bedenken. Während die pandemische Situation aus der Alternativlosigkeit heraus eine schlagartige Modernisierung veranlasste, so steht die Profilierung und die hochschulstrategische Betrachtung in den meisten Fällen noch aus.

Curricula international und digital verzahnen

Die Ebene des digital und international verzahnten Lehrens und Lernens ist zweifelsohne diejenige, die bereits am stärksten als Forschungsgegenstand aufgegriffen wurde, was sich nicht zuletzt in ersten Systematic Reviews (z. B. LEWIS & O’DOWD, 2016) oder Themenheften internationaler Journale zeigt (TUR & BUCHEM, 2021). Wie auch die Beiträge in diesem Themenheft widerspiegeln, folgt Forschung hier sehr stark der Praxis und deckt dabei mittlerweile ein breites Spektrum ab, welches von ersten projektbasierten, konzeptionellen Ansätzen (z. B. BIJNENS et al., 2006) über die Umsetzung von internationalen, digitalen Austauschformaten (z. B. TODHUNTER et al., 2013) nun auch vermehrt deren Auswirkungen auf studentischen Aufbau von Fachkompetenz (z. B. RIENTIES et al., 2020) oder Identitätskonstruktion (z. B. HELM, 2018) adressiert.

Besonders die Fremdsprachenlehre kann als Disziplin – wenig verwunderlich – auf eine bereits längere Tradition virtueller, internationaler Lehr-Lern-Formate zurückblicken (z. B. HELM et al., 2015). Während sich unter dem Label des Collaborative Online International Learning (RUBIN & GUTH, 2015) ein US-amerikanisch geprägter Ansatz verstärkt auch international etabliert, und der Begriff der Virtual Mobility eher dem europäischen Kontext zugerechnet wird (DE WIT, 2016) so besteht weiterhin eine begriffliche Heterogenität für ähnlich gelagerte Lehr-Lern-Formate (TUR & BUCHEM, 2021). Das Feld ist somit disparat und konzeptionellumsetzungsbezogen an verschiedenen Begrifflichkeiten orientiert.

Das Feld der curricularen Entwicklung und die Realisierung von virtuellen Austauschformaten wird meist mit Ansätzen des Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) erforscht (SIMMONS & MARQUIS, 2017). Größere institutionelle Initiativen und Netzwerke wie beispielsweise UNICollaboration (https://www.unicollaboration.org/) oder das SUNY COIL Center (https://coil.suny.edu/) bringen Lehrende weltweit zusammen und fördern hierüber die Dissemination der Formate und den Erfahrungsaustausch.

Es erscheint daher auch in zukünftiger Forschung notwendig, Ansätze des SoTL zu verfolgen, aber diese auch um weitere Perspektiven zu ergänzen, die über die unmittelbare Betrachtung der Kursebene hinausgehen und den Blick öffnen für zugrunde liegende Zielsetzungen, Fokussierung auf und Erfassung von Lernergebnissen und die Diskussion im größeren globalen Kontext.

Beiträge der Ausgabe

Es ist auffallend – wenn auch nicht überraschend – dass die zwölf Beiträge dieses Themenhefts auf der Ebene der Curricula und einzelner Lehrveranstaltungen operieren. In zehn Fällen als Werkstattberichte verfasst, sind sie zudem sehr eng an konkreten Fall- und Projektbeispielen orientiert. Sie alle reflektieren die eigene Lehrkonzeption und -entwicklung, -durchführung und -evaluation und orientieren sich so in Ansätzen am SoTL. Die zwölf Artikel adressieren die curriculare Ebene verschiedener Fächergruppen und Studiengänge und legen dar, wie Internationalisierung in der Lehre über vornehmlich virtuellen Austausch realisiert wird. Die Beiträge nehmen zum Großteil Bezug auf bereits etablierte Konzepte und Ansätze wie COIL, Virtual Mobility oder Virtual Exchange. Fünf Beiträge adressieren explizit den Kontext der Lehramtsausbildung und lassen sich damit in aktuelle bildungspolitische Zielsetzungen und daraus resultierende Förderprogramme einordnen, die der Internationalisierung der lehrer*innenbildenden Studiengänge hohe Priorität einräumen.

In den Beiträgen wird somit einerseits deutlich, dass in der hochschulischen Lehr-Lern-Praxis aus einer Bottom-up-Perspektive aktuell Entwicklungen erfolgen und zahlreiche Ansätze erprobt werden, die internationalen Austausch über digitale Formate befördern. Diese Entwicklungen spiegeln sich bislang jedoch weder flächendeckend in hochschulischen Internationalisierungsstrategien wider (BEDENLIER, 2020), noch wurden sie – zumindest nicht im deutschsprachigen Kontext – vertieft forschend aufgegriffen. Die beitragenden Autor*innen dieses Themenhefts erweitern mit ihren Arbeiten ein Feld und bieten Anschlussmöglichkeiten für weitere Forschung und Praxis.

Mobilitätsformen im Studium: Studienstart, Virtuelle Mobilität, Studienreisen, Trainingsprogramme

Dass digitale Formate verbunden mit zielgruppenspezifischer Ansprache bereits den Beginn eines Studiums im Ausland erfolgreich vorbereiten können, zeigen Barbara CONRAD-GRÜNER und Christine SCHURR in ihrem Werkstattbericht „Internationale Studieneingangsphase revisited: Digitale Maßnahmen zur Unterstützung von Vorbereitungsphase und Studienbeginn internationaler Studierender“. Sie untersuchen, inwieweit Webinare und Online-Mentoringangebote internationale Studierende auf den Studienbeginn in einem informationswissenschaftlichen Studiengang an einer deutschen Hochschule vorbereiten und sie in dieser Transitionsphase unterstützen können. Diese digitalen Unterstützungsformate werden in Evaluationen von den internationalen Studienanfänger*innen sehr positiv bewertet. Sowohl hochschulintern als auch auf Landesebene wurden die Formate rezipiert und ebenso eingesetzt.

Mit einem Design-Based Research-Ansatz nähern sich Kateryna HOLUBINKA, Christian STRACKE, Panu FORSMAN und Sanna JUUTINEN einem Projekt zu virtueller Mobilität zwischen Deutschland, den Niederlanden und Finnland. In ihrem wissenschaftlichen Beitrag „International Virtual Mobility in Higher Education: Design Reflections and Lessons Learned“ geben sie Einblicke in Erfahrungen aus zwei Durchgängen eines Kurses in den Bildungswissenschaften, an dem insgesamt 56 Studierende teilgenommen haben. Basierend auf den Evaluationen identifizieren sie klare Strukturen und einen Flipped-Classroom-Ansatz als besonders erfolgreiche Strategien zur Bewältigung der Herausforderungen des ausschließlich virtuellen, von Diversität geprägten internationalen Settings.

Anne SCHILLIG und Katja GIRSCHIK legen in ihrem Werkstattbericht „Interkulturelle Kompetenzen im digitalen Raum erwerben: Das Beispiel einer virtuellen Studienreise im Studiengang Soziale Arbeit“ die COVID-19 bedingte Neukonzeption der internationalen, präsenzbasierten „Social Europe Days“ vor. Durch das Format des Collaborative Online International Learning hatten 157 Studierende von zehn Hochschulen aus acht europäischen Ländern 2020 die Möglichkeit des internationalen (Fach-)Austausches. Dieser wurde von den Teilnehmenden einerseits für den Erwerb interkultureller Kompetenzen als hilfreich erachtet und bedarf gleichzeitig hinsichtlich des Schaffens von Formaten des informellen Austauschs, die ebenso zur Professionalisierung beitragen, weiterer planerischer Ausgestaltung.

Die Entwicklung und Durchführung einer gemeinsamen Online-Lehrveranstaltung steht im Fokus des Beitrags „Virtuelle Mobilität zwischen der Fachhochschule Bielefeld und der Türkisch-Deutschen Universität“ von Daniel KAPPE, Natalie BARTHOLOMÄUS, Felix BITTERER, Vicky GROßKREUZ und Maximilian KÖSTER. Die Autor*innen richten dabei den Blick neben didaktischen und curricularen Perspektiven auch auf die administrative und technische Seite der Kursgestaltung und verdeutlichen so die planerische Kleinschrittigkeit, derer die Umsetzung eines kollaborativ ausgerichteten, international-digitalen Kurses bedarf. Die während dieses Vorhabens entwickelten Formate und Lösungsansätze sind übertragbar und können als Template für ähnlich gelagerte Veranstaltungen dienen.

In ihrem Beitrag „Turning digital in international training programmes: Chances, Challenges & Perspectives“ analysieren Annika BOENTERT und Petra PISTOR die Auswirkungen der COVID-19-Krise auf ein Hochschulmanagementprogramm mit Entwicklungs- und Schwellenländern. Nachdem die Trainings online statt physisch stattgefunden haben, stellen die Autorinnen fest, dass – bei allen Herausforderungen technischer und didaktischer Art – auch Chancen in dem Wechsel in eine digitale Lernumgebung lagen. Mit einer Perspektive auf fünf Kriterien für effektives Lernen geben sie Empfehlungen für internationale Trainings im virtuellen Raum.

Curricula in der Lehrer*innenbildung: Global Education, Professionsverständnis, Change-Prozesse

Die Integration digitaler, hybrider und analoger Lehr-Lern-Formate in zwei Projekten zur Internationalisierung der Lehrer*innenbildung reflektiert Laurenz VOLKMANN in dem Werkstattbericht „Internationalisierung der Lehramtsausbildung: Neue Optionen durch digitale Formate“. Anlässlich der COVID-19-Pandemie wurde ein Change-Prozess angestoßen, der langfristig digitale Angebote in den Projekten verankerte. Der Autor analysiert Herausforderungen und entsprechende Lösungsansätze und endet mit einem Ausblick auf nachhaltige Chancen in digitalen Angeboten – nicht nur für Lehramtsstudierende – als „Türöffner“ für Internationalisierung.

Der Werkstattbericht „Internationalizing Foreign Language Teacher Education Through Virtual Exchange“ von Fabian KRENGEL thematisiert die Konzeption und Durchführung eines Virtual Exchanges angehender Fremdsprachenlehrer*innen aus Schweden, der Türkei und Deutschland. Dem von O’DOWD (2020) geprägten Transnational Model of Virtual Exchange for Global Citizenship Education folgend, wurden mittels Complex Competence Tasks (CCT) länderübergreifende Problemstellungen adressiert und das Bewusstsein der Teilnehmenden für globale Herausforderungen erweitert. Der Autor resümiert vorläufige Erkenntnisse bezüglich der didaktischen und organisatorischen Gestaltung dahingehend, dass Iterationen des Virtual Exchanges zeitlicher und curricularer Integration bedürfen. Eine weitere inhaltliche Aufarbeitung über den Ansatz des design-based research ist avisiert.

Tamara RACHBAUER und Kathrin PLANK untersuchen in ihrem Beitrag „Internationalisierung at Home (IaH) durch Digitalisierung? Zum Potenzial virtueller Mobilität in der Lehrer*innen-Bildung“ das Beispiel der Konzeption einer virtuellen Mobilität für Lehramtsstudierende aus zwei Ländern, die ein auf asynchronen und synchronen Arbeitsphasen basierendes Kursangebot realisiert. Vor dem Hintergrund der vergleichsweise niedrigen Mobilitätszahlen bei Lehramtsstudierenden stellen die Autorinnen die Möglichkeiten virtueller Mobilität als Teilbereich der Internationalisierung at Home heraus. Dieser sprechen sie vor allem auch in Bezug auf die studentische Reflexion des Lehrberufs als Profession und der eigenen biografischen Erfahrungen in einer komparativen Sichtweise ein großes Potenzial zu und beabsichtigen, diese Annahmen in den folgenden Semestern anhand begleitender Kursevaluation zu überprüfen.

Outdoor-Learning digital und international – dass dies nicht im Widerspruch steht, zeigen Sabine JABLONSKI und Xenia-Rosemarie REIT in ihrem wissenschaftlichen Beitrag zum Thema „Digitale Mathtrails im Kontext internationaler Lehrkräftebildung“. Sie berichten, wie in einem Erasmus+ Intensive Study Programme die digitale internationale Zusammenarbeit zu einer internationalen und interkulturellen unterrichtspraktischen Erfahrung geführt hat. Darüber hinaus zeigen sie auf, wie die digitale Umgebung über die Kursdauer hinaus einen langfristigen Austausch der Lehramtsstudierenden aus verschiedenen Ländern ermöglicht hat und diskutieren das Transferpotenzial eines solchen Projekts in fachdidaktische Lehrveranstaltungen anderer Fächer.

Lessons Learnt aus einem virtuellen Praktikums-Projekt für angehende DaF/DaZ-Lehrkräfte präsentieren Zuzana MÜNCH-MANKOVÁ und Juliane MÜLLER DE ACEVEDO in ihrem Werkstattbericht „International Zusammenarbeiten – ein virtuelles Lernvideoprojekt zur Förderung interkultureller und digitaler Kompetenzen“. In Kooperation mit dem Goethe-Institut in São Paulo erarbeiteten deutschbrasilianische Teams Lernvideos für den Einsatz in Schulen vor Ort. Die Autorinnen reflektieren insbesondere die aufgetretenen Asymmetrien in sprachlicher, zeitlicher, gruppenbezogener und digitaler Hinsicht.

Fokus auf Bildungstechnologien: Videos und Plattformen

Michael KLENNER, Frank GRIMM und Sven HELLBACH zeichnen in ihrem Beitrag „Nachnutzung aufgezeichneter Online-Vorlesungen als internationalisierte Lehrvideos“ die konkreten Arbeitsschritte nach, die für die Erstellung und die Implementation von didaktisch aufbereiteten, fremdsprachlich übersetzten Lehrvideos erforderlich sind. Diese Auseinandersetzung erfolgte in einem an einer deutschen Fachhochschule angebotenen Informatik-Studiengang, in den vor der COVID-19-Pandemie häufig Studierende der kirgisischen Partnerhochschule wechselten. Die Produktion von Lehrvideos stellte sich hier als Kompensationsmöglichkeit entfallener Lehrveranstaltungen und als Mittel der Stärkung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit der beiden Hochschulen dar.

In ihrem Beitrag „Kompetenzen digital vermitteln. Wie eine Plattform zur länderübergreifenden kompetenzorientierten, digitalen Lehre beiträgt“ stellt Karin SONNLEITNER ein Erasmus+-Projekt zwischen Österreich, Lettland, Litauen, Bulgarien, Tschechien und Italien vor, in dem eine digitale Lernplattform entwickelt und gemeinschaftlich erprobt wurde. Das so entstandene „Mediation Network“ ermöglicht es Lernenden, ihre Verhandlungs-, Kommunikations- und Konfliktlösungskompetenz mit unterschiedlichen Tools zu trainieren. Eine Besonderheit der Plattform liegt in der Nutzbarkeit für Mock-Mediationen: Durch Rollenspiele wird der Transfer in die Praxis erleichtert, während der internationale Austausch die interkulturellen Kompetenzen der Teilnehmenden stärkt.

Danksagung

Wir danken den beitragenden Autor*innen sowie den Gutachter*innen sehr herzlich für ihren jeweiligen Beitrag zu diesem Themenheft.

Allen Autor*innen sprechen wir unseren Dank dafür aus, dass sie mit ihren Artikeln und Werkstattberichten ein Themenheft der ZFHE haben entstehen lassen, das ein bislang noch verhältnismäßig wenig untersuchtes und theoretisch fundiertes Feld beleuchtet. Den Gutachter*innen danken wir für die konstruktiven und hilfreichen Rückmeldungen und die grundsätzliche Bereitschaft, sich in diesen ohnehin sehr herausfordernden Monaten die Zeit für eine Begutachtung genommen zu haben.

Literatur

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Autorinnen

Prof. Dr. Svenja BEDENLIER || Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Lern-Innovation || Dr.-Mack-Str. 77, D-90762 Fürth

www.ili.fau.de

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Barbara CONRAD-GRÜNER3 & Christine SCHURR (Ulm)

Internationale Studieneingangsphase revisited: Digitale Maßnahmen zur Unterstützung von Vorbereitungsphase und Studienbeginn internationaler Studierender

Werkstattbericht · DOI: 10.3217/zfhe-16-02/02

Zusammenfassung

Internationale Studierende stehen vor der besonderen Herausforderung, sich zu Beginn ihres Studiums im Ausland an ein neues Umfeld (sozial und akademisch) anpassen zu müssen. An der Technischen Hochschule Ulm wurde ein ganzheitliches Unterstützungskonzept für diese Studierendengruppe aufgebaut, welches die Studierenden insbesondere in der Vorbereitungs- und Studieneingangsphase im Blick hat und mithilfe digitaler Medien unterstützt, Herausforderungen des Studieneinstiegs zu meistern.

Schlüsselwörter

Internationale Studierende, Studieneingangsphase, digitale Unterstützungsmaßnahmen

International introductory phase revisited: Digital measures to support the preparatory phase and the start of studies for international students

Abstract

International students face the particular challenge of having to adapt to a new environment (social and academic) at the beginning of their studies abroad. At Ulm University of Applied Sciences, a holistic support concept has been set up for this group of students. The concept focuses in particular on the the preparatory and introductory phase and uses digital media to help students master the challenges of starting their studies.

Keywords

international students, introductory phase, digital support measures

1 Studieneingangsphase internationaler Studierender – Chancen digitaler Medien

Die Studieneingangsphase stellt für alle Studierenden eine besonders kritische Phase des Übergangs dar. Sie ist entscheidend für den weiteren Erfolg des aufgenommenen Studiums und erfordert enorme Anpassungsleistungen von den Studierenden (HRK, 2018, S. 2). Bereits in der Zeit vor dem eigentlichen Studienbeginn laufen wichtige Phasen des Studienverlaufs ab (BRUNNER, KRETSCHMER, HOFFMANN & ZAWACKI-RICHTER, 2015, S. 36) (Abb. 1), in welchen internationale Studierende gegenüber nationalen Studierenden im Nachteil sind.

Abb. 1: Studienverlaufsphasen – 10-Phasen-Modell nach BRUNNER et al., 2015, S. 36. Farbige Markierung der hier behandelten Phasen.

1.1 Besondere Herausforderungen internationaler Studierender

Internationale Studierende sind von besonders großen Veränderungen in ihrem Alltag betroffen, denn sie müssen sich zu Beginn ihres Studiums im Ausland an ein neues soziales wie akademisches Umfeld anpassen (Sachverständigenrat (SVR), 2017, S. 26). Sie stehen vor einer ganzen Reihe von Herausforderungen, die nur indirekt mit der eigentlichen Studienleistung zusammenhängen. Von sprachlichen Problemen über unzureichende Vorbereitungsmöglichkeiten für die Auslandserfahrung und soziale Isolation bis hin zu Geldsorgen (SVR, 2017, S. 21ff.) behindern viele Faktoren das erfolgreiche Studium im Ausland. Bereits vor dem eigentlichen Studium sind sie gegenüber nationalen Kommilitoninnen und Kommilitonen im Nachteil: Klassische Informationsveranstaltungen vor Ort oder Bildungsmessen sind für internationale Studierende oft unerreichbar und auch während der Orientierungs- und Bewerbungsphase sind sie oftmals noch in ihren Heimatländern und können viele Angebote nicht nutzen.

Digitale Formate und Maßnahmen können Möglichkeiten sein, auf diese besonderen Herausforderungen zu reagieren, um den Studienerfolg internationaler Studierender sicherzustellen.

1.2 Internationalisierung durch Digitalisierung

Internationalisierungsmaßnahmen4 sind heute ohne Digitalisierung5 kaum vorstellbar, insbesondere auch im Bereich der Hochschulen: Digitale Medien ermöglichen, Studierenden, unabhängig von Ort und Zeit, in Kontakt zu treten und Informationen zu teilen (LEASK, 2004, S. 340).

Der Trend für Digitalisierung spiegelt sich auch in der neuen ERASMUS Programmgeneration, welche neben sozialer Inklusion und der Förderung der Teilhabe junger Menschen am demokratischen Leben auch den grünen und digitalen Wandel in den Fokus stellt.

Für die Beratung und Betreuung internationaler Studierender, schon vor der Anreise am Hochschulstandort, sind digitale Medien die entscheidende Brücke, um den beschriebenen Nachteilen entgegenzuwirken.

Am Beispiel des Projekts „AHEAD – MoveIn“6 an der Technischen Hochschule Ulm (THU) werden im Folgenden digitale Maßnahmen vorgestellt, die zur Unterstützung internationaler Studierender bereits ab dem Zeitpunkt des Studieninteresses und in der Studieneingangsphase entwickelt wurden.

2 Projekt AHEAD an der THU – Digitale Maßnahmen zur Unterstützung des Studienerfolgs internationaler Studierender

An der THU gibt es seit dem Wintersemester 2016/17 einen von insgesamt nur zwei Bachelor-Studiengängen der Informatik in ganz Deutschland, die vollständig in englischer Sprache angeboten werden. Jedes Jahr zum Wintersemester fangen internationale Studierende7 an der THU an, diesen englischsprachigen Studiengang Computer Science (CTS) zu studieren (Abb. 2).

Im Rahmen des vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg geförderten Projekts „AHEAD – MoveIn“ wurde ein ganzheitliches Konzept für diese internationale Studierendengruppe konzipiert, um sie in all denjenigen Bereichen zu unterstützen, in denen sie gegenüber einheimischen Studierenden eine gewisse Benachteiligung erfahren. Die Ziele des Projekts (Abb. 3) sind eng mit der Internationalisierungsstrategie der THU verzahnt.

Abb. 2: Anzahl der Studienanfänger/innen des Studiengangs CTS an der THU, jeweils zum Wintersemester, eigene Darstellung

Abb. 3: Übergeordnete Ziele des Projekts „AHEAD – MoveIn“, eigene Darstellung

Aus eigenen Umfragen und Erfahrungen aus den Jahren seit Einführung des englischsprachigen CTS Studiengangs ist bekannt, dass internationale Studierende an der THU insbesondere vor den in Abb. 4 dargestellten Herausforderungen stehen, welche sich mit jenen decken, die an anderen Stellen als bekannte Herausforderungen internationaler Studierender genannt werden (SVR, 2017, S. 21ff.; HOFFMEYER-ZLOTNIK & GROTE, 2019, S. 53f.).

Abb. 4: Besondere Herausforderungen internationaler Studierender, eigene Darstellung

Das umfassende Gesamtkonzept des Projekts hat die internationalen Studierenden von der Zeit des Studieninteresses über die gesamte Studienzeit bis hin zum Übergang in die Arbeitswelt im Blick (Stichwort Student-Life-Cycle (SCHULMEISTER, 2007)). Im Folgenden werden Webinare und das Mentoring-Programm als digitale Maßnahmen des Projekts vorgestellt, welche die Studierenden speziell in der Zeit der Studienvorbereitung und des Studienstarts unterstützen und zusammengenommen eine zielführende Betreuung ermöglichen (KERRES, 2018, S. 18).

Webinare

Während der Zeit der Studienorientierung (Januar–März) und des Bewerbungsprozesses (April–Juli) werden in Kooperation mit Professorinnen und Professoren des CTS Studiengangs regelmäßig englischsprachige Webinare angeboten. Zwischen Mai 2019 und April 2021 konnten so in zehn Webinaren über 110 Studieninteressierte informiert werden. Die Webinare fanden zu unterschiedlichen Uhrzeiten statt, um die Zeitverschiebung zu berücksichtigen. Die Konzeption der Webinare orientiert sich an der gestaltungsorientierten Mediendidaktik und setzt Medien, Zielgruppe und Zielsetzung in ein Verhältnis (KERRES, 1999, S. 10). Auf Grundlage systematischer Analysen der besonderen Bedingungen internationaler Studierender und ihres Informations- und Beratungsbedarfs wurden Inhalte und Aufbau entwickelt. Beworben werden die Webinare über die projekteigene Homepage (auf welche auch aufseiten des DAAD verwiesen wird) und die Social-Media-Kanäle der Hochschule.

In Webinaren kann standortunabhängig effizient Wissen an eine größere Gruppe Interessierter vermittelt werden. Die Teilnehmenden stellen dabei einen ersten „persönlichen“ Kontakt zur Hochschule her, der sich entscheidend auf die Wahl der Hochschule auswirken kann. Nicht nur aktive Teilnehmende profitieren von diesen Live-Webinaren. Durch die online Verfügbarkeit der Veranstaltung im Anschluss werden auch Studieninteressierte angesprochen, die nicht teilnehmen konnten und sich später das Webinar ansehen möchten (KERRES, 2018, S. 18).