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Ein gebrochener Mann. Eine zweite Chance. Ein Geheimnis, das alles verändert.
Nach dem Tod seines Vaters kehrt Carson mit seinen Brüdern nach Winter Harbor zurück, um sein Erbe anzutreten. Doch dann steht er plötzlich seiner Ex-Freundin Amaya gegenüber, die ihn vor sechs Monaten geghostet hat. Und jetzt ist sie zurück. Schwanger. Mit seinem Kind.
Amaya erwartet nichts von Carson, außer dass er eine Entscheidung trifft: Will er Teil des Lebens seines Kindes sein oder nicht? Ihr Herz bleibt dabei tabu. Doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto klarer wird Carson, dass er nicht nur ein Vater sein will – sondern auch eine Zukunft mit Amaya. Kann er ihr beweisen, dass er sich geändert hat? Oder bleibt ihr gemeinsames Glück für immer außer Reichweite?
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Seitenzahl: 544
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Ein gebrochener Mann. Eine zweite Chance. Ein Geheimnis, das alles verändert.
Nach dem Tod seines Vaters kehrt Carson mit seinen Brüdern nach Winter Harbor zurück, um sein Erbe anzutreten. Doch dann steht er plötzlich seiner Ex-Freundin Amaya gegenüber, die ihn vor sechs Monaten geghostet hat. Und jetzt ist sie zurück. Schwanger. Mit seinem Kind.
Amaya erwartet nichts von Carson, außer dass er eine Entscheidung trifft: Will er Teil des Lebens seines Kindes sein oder nicht? Ihr Herz bleibt dabei tabu. Doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto klarer wird Carson, dass er nicht nur ein Vater sein will – sondern auch eine Zukunft mit Amaya. Kann er ihr beweisen, dass er sich geändert hat? Oder bleibt ihr gemeinsames Glück für immer außer Reichweite?
Whitley Cox ist an der kanadischen Westküste geboren und aufgewachsen. Sie studierte Psychologie und unterrichtete zeitweise in Indonesien, bevor sie in ihre Heimat zurückkehrte. Heute ist sie mit ihrer Highschool-Liebe verheiratet und Mutter von zwei Töchtern.
Ember Leigh stammt aus dem nördlichen Ohio und lebt derzeit mit ihrem argentinischen Ehemann und zwei Kindern in der Nähe des Eriesees, wo sie einen argentinisch-amerikanischen Food Truck betreiben.
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Whitley Cox, Ember Leigh
The Heartless Heir
Aus dem Amerikanischen von Cécile Lecaux
Cover
Titel
Inhaltsverzeichnis
Impressum
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KAPITEL EINS — CARSON
KAPITEL ZWEI — AMAYA
KAPITEL DREI — CARSON
KAPITEL VIER — AMAYA
KAPITEL FÜNF — CARSON
KAPITEL SECHS — AMAYA
KAPITEL SIEBEN — CARSON
KAPITEL ACHT — AMAYA
KAPITEL NEUN — CARSON
KAPITEL ZEHN — CARSON
KAPITEL ELF — AMAYA
KAPITEL ZWÖLF — AMAYA
KAPITEL DREIZEHN — CARSON
KAPITEL VIERZEHN — AMAYA
KAPITEL FÜNFZEHN — AMAYA
KAPITEL SECHZEHN — CARSON
KAPITEL SIEBZEHN — CARSON
KAPITEL ACHTZEHN — CARSON
KAPITEL NEUNZEHN — AMAYA
KAPITEL ZWANZIG — CARSON
KAPITEL EINUNDZWANZIG — AMAYA
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG — AMAYA
KAPITEL DREIUNDZWANZIG — CARSON
KAPITEL VIERUNDZWANZIG — AMAYA
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG — CARSON
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG — CARSON
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG — AMAYA
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG — CARSON
KAPITEL NEUNUNDZWANZIG — AMAYA
KAPITEL DREISSIG — CARSON
KAPITEL EINUNDDREISSIG — CARSON
KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG — CARSON
EPILOG — Drei Monate später …
Impressum
Lust auf more?
CARSON
»Ich brauche mehr Schrauben«, brummte ich vor mich hin, legte den Akkuschrauber auf der Veranda ab, ging in die Hocke und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
Ich war frustriert – nicht nur wegen der Schrauben.
Verdammt, wie lange war es her, dass ich das letzte Mal Sex hatte?
Wie immer schob ich den Gedanken beiseite, bevor er in meinem Hirn Wurzeln schlagen konnte. Wenn ich nämlich zu intensiv an die letzte Person dachte, mit der ich geschlafen hatte, stieg mir sofort die Zornesröte ins Gesicht.
Und es war Ende Juni in Winter Harbor schon heiß genug.
»Bring mir eine neue Farbwalze mit, wenn du schon in die Stadt fährst«, rief Callum, der gerade die Diele strich, mir durch die offene Tür von Hope Creek Manor, dem heruntergekommenen Herrenhaus, das wir von unserem Vater erben würden, zu. Ich mühte mich derweil mit meinem gesunden Arm – der linke steckte nach einem Sturz von der Leiter vor einigen Wochen in einem blauen Gips – mit der Reparatur des Verandageländers ab.
»Und eine große Schubkarre, wenn sie haben«, brüllte Colton. Er steckte den Kopf durch die Tür des Gewächshauses, das ebenfalls schon bessere Zeiten gesehen hatte und das er gerade von Unkraut befreite, wobei er allerlei Krabbelgetier begegnete, das sich dort eingenistet hatte. »Hier steht zwar eine, aber die ist durchgerostet.«
Ich gab noch ein frustriertes Brummen von mir. Ich war doch nicht der Laufbursche meiner Brüder. Und überhaupt – warum fuhr nicht einer von ihnen in den Eisenwarenladen? Immerhin hatten sie zwei gesunde Arme.
Weil du der Bauleiter bist. Du bist der einzige Handwerker hier, und die beiden würden unweigerlich die falschen Schrauben mitbringen, so dass du gezwungen wärst, doch noch in die Stadt zu fahren, um sie umzutauschen. Außerdem willst du das Verhältnis zu deinen Brüdern verbessern und solltest demgemäß jeden Ärger vermeiden.
Genau.
Ich bemühte mich gerade, ein besserer Mensch zu werden. Ich wollte aus meinen Fehlern lernen und vermeiden, dass meine Fehler der Vergangenheit – so wie jene unserer Vorfahren – unser aller Zukunft torpedierten.
Das war zumindest das Mantra, an das ich mich zu halten versuchte.
Auch wenn es nur in winzigen Schritten voranging.
Außerdem hatte ich mir vorgenommen, mein cholerisches Temperament zu zügeln. Die Wut hatte mir immer nur geschadet, und wenn ich ernsthaft das Verhältnis zu meinen Brüdern verbessern wollte, und zwar so, dass es den Familiengeheimnissen standhielt, die wir aufzudecken versuchten, musste ich mich im Griff haben. Ich wollte Carson 2.0 werden, eine bessere Version meiner selbst. Und wenn man sich neu erfinden wollte, gab es nichts Besseres, als sich in einer neuen Stadt niederzulassen, in der alle die eigene Familie hassten, ohne dass einem jemand wirklich verriet, warum. Richtig?
Falsch. Und doch war es so. Ich versuchte, mich selbst neu zu erfinden, ein besserer Mensch zu werden und ein besserer Bruder. Außerdem wollte ich herausfinden, was ich im Leben erreichen wollte, während ich an meiner kurzen Zündschnur arbeitete.
Callum und ich hatten uns seit Monaten nicht mehr geprügelt, und das allein war schon ein Beweis dafür, dass wir Fortschritte machten.
»Bring noch Bier mit«, rief Colton.
»Und Eiscreme«, fügte Callum hinzu.
»Ich fahre nur zum Eisenwarenladen. Ich habe keine Lust auf zig Zwischenstopps.« Oh Mann. Ich hatte nur schnell Schrauben holen und in zwanzig Minuten zurück sein wollen, aber wenn das so weiterging, würde ich Stunden unterwegs sein.
»Die Läden in der Einkaufszeile – die im Übrigen bald uns gehört – liegen alle dicht beieinander«, konterte Colton. »Stell dich nicht so an.«
Es war nur so verdammt heiß, und Hitze machte mich immer besonders unleidig.
Reiß dich zusammen. Du hast dir vorgenommen, nicht mehr so schnell auszurasten. Kauf dir ein Eis, um dein Mütchen zu kühlen, und hör auf rumzuzicken.
»Mal sehen, was ich tun kann«, sagte ich und verdrehte die Augen.
Dann schnappte ich mir die Schlüssel, die neben einer leeren Dose Ginger-Ale auf dem Geländer lagen, steckte mein Handy ein und stieg die Verandatreppe hinunter. Die mittlere Stufe ächzte unter meinem Gewicht.
Die würde ich austauschen müssen, auch wenn Callum gesagt hatte, ich solle das so lassen. Er war der Meinung, dass das Knarzen zu dem alten Kasten passte.
Das war naiv gedacht.
Wenn Holz knarzte, war es entweder lose, abgenutzt oder morsch.
Es musste ausgebessert werden. So ähnlich wie ich.
Ich öffnete die Tür der verlängerten Fahrerkabine meines Dodge Ram und setzte mich ans Steuer. Obwohl der Wagen weiß war, war es im Inneren höllisch heiß. Ich steckte den Schlüssel ins Zündschloss, startete den Motor, fuhr die Fenster herunter und fluchte wieder einmal, dass ich einen Wagen ohne Klimaanlage gekauft hatte.
Weil Winter Harbor – mein neuer Wohnort bis zum 23. April des kommenden Jahres, jenem Datum, bis zu dem wir aufgrund einer Testamentsklausel zusammen in Hope Creek Manor wohnen mussten, um unser Erbe antreten zu können – ein kleiner Küstenort in Oregon war, in dem alles dicht beieinanderlag und man daher keine langen Strecken zurücklegen musste. Alles war in zehn Minuten erreichbar, einschließlich des Eisenwarenladens.
Ich erreichte mein Ziel, noch bevor der Fahrtwind die Innentemperatur des Pick-ups merklich gesenkt hätte.
Es gab reichlich freie Parklücken, so dass ich eine unter einem ausladenden Ginkgobaum wählte, der in voller Blüte stand und hoffentlich genug Schatten spendete, um meinen Wagen etwas abzukühlen, bis ich zurückkehrte.
Dafür, dass so gutes Wetter war und Winter Harbor ein beliebter Ferienort, herrschte auf dem Gehweg erstaunliche Leere, und alle Türen der nebeneinanderliegenden Geschäfte waren geschlossen.
Ich schenkte dem keine weitere Beachtung, da ich noch nicht lange genug hier lebte, um mit den Eigenheiten des Ortes vertraut zu sein. Ich steuerte den Eisenwarenladen mit Gartencenter an, aber als ich die Tür öffnen wollte, gab diese keinen Millimeter nach.
Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
Ich versuchte es noch einmal.
Nichts.
Ich legte die Hände seitlich an den Kopf und blickte durch die Glastür in den dunklen, verlassenen Laden.
Das machte doch keinen … Oh, verdammt.
So ein Mist.
In dieser spießigen Kleinstadt waren die Läden dienstags geschlossen.
Warum dienstags? Keine Ahnung. Aber es war nicht das erste Mal, dass ich dienstags etwas hatte besorgen wollen und unverrichteter Dinge nach Hause zurückfahren musste, um am nächsten Tag wiederzukommen.
Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie an einem Ort gewohnt, an dem die Geschäfte an allen Wochentagen geöffnet waren außer dienstags.
Ich fischte mein Handy aus der Hosentasche und schaute nach. Ja, heute war tatsächlich Dienstag und jedes Geschäft in der Ladenzeile geschlossen.
Heute waren nur die Bank, das Krankenhaus und Ned’s Necessities geöffnet, ein Kiosk am anderen Ende des Orts, wo der alte Ned sich den Vorschriften zum Ladenschluss verweigerte und auch dienstags offen hatte, um unter anderem dubiose Fleischkonserven zu überteuerten Preisen zu verkaufen.
Ich würde auf keinen Fall quer durch die Stadt fahren, nur um Eis, Bier, eine Farbwalze und Schrauben zu kaufen – wobei fraglich war, ob er mit den letzten beiden Artikeln überhaupt dienen konnte.
»Scheiße!« Fluchend machte ich kehrt und trat auf dem Weg zurück zu meinem Truck gegen einen verbeulten Metalleimer, der unter einem Regenrohr stand, so dass er scheppernd bis zum Blumenladen über den Gehweg rollte.
Geh und hol den Eimer zurück, du cholerischer Idiot.
Murrend gehorchte ich meiner inneren Stimme und stapfte, leise Flüche ausstoßend, die mir eine Backpfeife von den Nonnen im Internat eingebracht hätten, über das Pflaster auf den Eimer zu.
Wichser. Arschloch. Motherfucker. Hurensohn. Na, was ist, Schwester Glenda? Jetzt können Sie mir nicht mehr mit dem Lineal auf die Handflächen schlagen, bis sie taub sind, was?
Entschlossenen Schrittes ging ich mit dem Eimer zurück zum Fallrohr, als ich kurz vor dem Eisenwarenladen die Frau erblickte, die mich vor mehr als sechs Monaten von einem Tag auf den nächsten geghostet hatte. Am Arm eines großen, gut aussehenden Mannes kam sie langsam auf mich zugeschlendert.
Diese Frau hatte mir das Herz gebrochen.
Nein.
Sie hatte mein Herz in die Luft gejagt.
In winzige Stücke gesprengt und diese dann unter ihrem Stiefelabsatz zu Staub zermalmt.
Amaya Peterson.
Mein Herz hämmerte wie wild, und ich blieb abrupt stehen. Schlagartig wurde mir eiskalt. »Was zum Teufel machst du denn hier?«, brach es aus mir hervor.
»C-Carson«, stammelte sie und blieb direkt vor mir stehen. Na ja, nicht direkt vor mir, da sie unter dem langen grauen Kleid einen dicken Babybauch vor sich hertrug, der für einen gewissen Abstand zwischen uns sorgte.
Ich starrte auf den Bauch, in dem sich ein kleiner Mensch befand.
»Was machst du denn in Winter Harbor?«, fragte sie, ihre Stimme noch so weich und rauchig wie damals.
Normalerweise mochte ich rauchige Stimmen bei Frauen nicht. Das klang immer etwas verrucht. Aber bei Amaya machte es mich einfach nur an.
Mein Blick war immer noch auf ihren Bauch geheftet, doch als der Mann – bei dem es sich vermutlich um den Kindsvater handelte und zu dem sie wahrscheinlich, nur Sekunden nachdem sie angefangen hatte, mich zu ghosten, in die Kiste gestiegen war – sich leise räusperte, hob ich den Kopf.
»Was ich in Winter Harbor mache? Was machst du hier?« Mein Herz hämmerte so laut, dass ich nur mit Mühe den Drang unterdrückte, zu schreien, um es zu übertönen.
Sie schluckte und blickte kurz auf den Mann neben sich, bevor sie wieder mich ansah. »Ich … wir sind hier, um meiner Tante zu helfen, die in Winter Harbor lebt. Sie ist gestürzt und hat sich die Hüfte gebrochen. Und da ich gerade das Studium abgeschlossen und noch keinen festen Job habe und Stanton Freiberufler ist, hat er angeboten, dass wir ihr zur Seite stehen, bis sie genesen ist. Und was führt dich her?«
Was führt dich her? Was zur Hölle soll dieses Gesülze? Scheiße. Amaya verdiente es nicht, auch nur das Geringste über mich zu erfahren, einschließlich der Gründe für mein Hiersein – in Winter Harbor und vor Petes Eisenwarenladen. Sie hatte gar nichts von mir zu erwarten. Ich würde ihr nicht einmal die Tür aufhalten.
Ich blickte wieder auf ihren Bauch.
Und ihre Brüste. Sie hatte schon immer große Brüste gehabt, aber jetzt waren sie noch praller. Das lange dunkelrote Haar fiel ihr in großen Wellen über die Schultern und reichte ihr bis dahin, wo sich ihre Brustwarzen befinden mussten. Gott, ich hatte es so geliebt, an ihnen zu saugen.
Und ihr hatte es auch gefallen.
Der Mann namens Stanton räusperte sich noch einmal.
Verflucht.
Ich sah Amaya in die glitzernden grünen Augen, obwohl es sehr wehtat, und sagte zähneknirschend: »Ich lebe hier.« Es kostete mich meine ganze Willenskraft, nicht ausfallend und gemein zu werden. Sie der Untreue zu bezichtigen. Während ich mich bemühte, tief ein- und auszuatmen, grub ich mir die Fingernägel so fest in die Handflächen, dass sie tiefe Halbmonde hinterließen.
Sie zog die Brauen zusammen. »Seit wann das denn?«
»Seit einer Weile.«
»Du wohnst nicht mehr in Portland?«
Ich schüttelte den Kopf. »Offensichtlich nicht.«
Als sie aufgehört hatte, meine Anrufe anzunehmen und auf meine Nachrichten zu antworten, hatte sie das Privileg eingebüßt, Details aus meinem Leben zu erfahren. Und da es so offensichtlich einen anderen Mann in ihrem Leben gab, würde ich ihr keine Träne mehr nachweinen. Und mir war die Lust vergangen, auch nur mit ihr sprechen zu wollen.
»Was ist mit deinem Arm passiert?« Sie zeigte auf meinen Gips.
»Sieht so aus, als hätte ich ihn mir gebrochen«, erwiderte ich mit ätzendem Sarkasmus. Meine Bemühungen, ein besserer Mensch zu werden, versagten Amaya gegenüber total. Mit dem Daumen zeigte ich über die Schulter auf meinen Truck und wandte mich dann ab. »Ich muss los.« Ich ertrug es nicht mehr, sie noch länger anzusehen. Sie sah umwerfend aus, und die Schwangerschaft unterstrich ihre Schönheit noch zusätzlich. Ich musste der Qual ein Ende machen. Nie zuvor hatte ich für eine Frau so empfunden wie für Amaya. Und die Gefühle waren noch da.
Obwohl sie mich geghostet und vermutlich betrogen hatte, so groß wie ihr Babybauch war – es sei denn, sie war mit Zwillingen schwanger. So oder so musste ich Land gewinnen und meinen Schmerz und meine Wut kanalisieren und in etwas Produktives verwandeln. Wie beispielsweise das Aufbrechen der kleinen Seitentür unseres geerbten Hauses. Vielleicht konnten ja ein paar Hiebe mit dem Vorschlaghammer das Mistding davon überzeugen, endlich nachzugeben.
Ich kehrte Amaya den Rücken zu.
»Ich … war nett, dich zu sehen.«
Ich brachte ihren Namen nicht über die Lippen.
»Wo wohnst du in Winter Harbor?«
Ich drehte mich ihr wieder zu. Auf ihrem Gesicht lag ein ernster und neugieriger Ausdruck. Sie blinzelte mit den langen, dichten Wimpern und legte eine Hand auf ihren dicken Bauch.
Mein Magen zog sich zusammen, und der Schmerz in der pochenden Brust war so intensiv, dass ich befürchtete, jeden Moment hier auf dem Bürgersteig zusammenzubrechen. »Was geht dich das an?« In meinem Schmerz griff ich nach den dunkelroten Fetzen meiner Frustration und hüllte mich darin ein wie in eine schützende Rüstung. Es war einfacher, sie zu verachten, als mich an das zu erinnern, was uns verbunden hatte, was aus uns hätte werden können, und den Schmerz ungefiltert zuzulassen.
Ich sah den Schmerz in ihren Augen. Ihre Unterlippe zitterte.
Der Vater ihres Kindes nahm ihre Hand und wollte sie fortziehen. »Komm, Amaya. Lass uns gehen.«
»Ich weiß, dass du mich hasst«, sagte sie krächzend wie ein kettenrauchender Frosch.
»Man kann nicht hassen, was einem nichts bedeutet«, entgegnete ich, und der Schmerz in meiner Brust nahm noch weiter zu.
Das war eine fette Lüge.
Sie bedeutete mir nicht nur etwas. Tatsächlich war ich ziemlich sicher, dass ich sie immer noch liebte. Und genau deshalb machten mich ja ihr Ghosting und das Wiedersehen – sie mit Babybauch an der Seite eines anderen Mannes – so fertig. Es fühlte sich an, als hätte sie mir eine stumpfe Klinge ins Herz gestoßen. Eine Blutvergiftung oder Tetanus wäre eine willkommene Alternative zu diesem unerträglichen Herzschmerz.
Eine Träne rann über ihre Wange, aber sie wischte sie hastig fort und nickte. Dann umklammerte sie den Arm ihres Begleiters fester, ging an mir vorbei und ließ mich einfach stehen.
Ich schaffte es gerade noch zu meinem Truck, bevor meine Beine unter mir nachgaben und ein anschwellendes unangenehmes Piepen in meinen Ohren jedes andere Geräusch überdeckte.
Amaya Peterson war in Winter Harbor, und sie war schwanger.
Was für kranke Überraschungen hielt das Universum noch für mich bereit?
AMAYA
»Was war denn das?« Stantons Stimme an meiner Seite erinnerte mich daran, dass ich den letzten halben Block wie in Trance zurückgelegt hatte.
Ich blinzelte und machte den tiefen Atemzug, den ich mir bis hierher verweigert hatte.
»Sagst du mir, was es damit auf sich hatte?«, drängte mein Cousin.
Am Ende des nächsten Blocks blieben wir am Straßenrand stehen. Ich blickte zurück den Gehweg hinunter, zwischen dessen Pflastersteinen vereinzelt Grasbüschel sprossen. Die Backsteingebäude in der Straße verströmten eine friedliche Atmosphäre, die sich zumindest für mich erledigt hatte, seit ich wusste, dass Carson hier lebte und wir quasi Nachbarn waren.
Ich seufzte tief und tätschelte meinen Bauch. Ich war jetzt Ende des siebten Monats. Wie sollte ich meine Affäre, die in der Huukup-App angefangen und sich dann unerwartet zu mehr entwickelt hatte, kurz und bündig in Worte fassen? Es war nie meine Absicht gewesen, meinen One-Night-Stand wiederzusehen, geschweige denn, mich in ihn zu verlieben.
Aber natürlich spielte es keine Rolle, ob man es ernst meinte oder nicht, wenn es darum ging, schwanger zu werden. Und das Wiedersehen mit Carson Winters nach all den Monaten hatte mich daran erinnert, dass ich viel mehr für ihn empfunden hatte, als ich je für möglich gehalten hätte.
»Komm schon, erzähl«, ermutigte mich Stanton und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Es ist zu heiß heute, also mach es nicht so spannend. Da war doch was zwischen dir und dem gut aussehenden Mr. Aggro, und ich will wissen, was. Wer ist er?«
Ich seufzte. Warum nicht? Ich blickte zu meinem hochgewachsenen schlanken Cousin auf, der sorgfältig seine trendige runde Brille säuberte, während er mich mit einem Ausdruck ansah, der mir unmissverständlich zu verstehen gab, dass er nicht lockerlassen würde.
»Er ist der Vater meines Babys.«
Stanton hielt mit einer übertriebenen Geste inne und musterte mich länger als nötig. Aber das war typisch für ihn. Er war sehr speziell und der perfekte Begleiter, ob bei einem Spaziergang durch die menschenleere Innenstadt von Winter Harbor oder wenn es darum ging, unserer Tante Maribel nach ihrem Sturz vorübergehend beizustehen.
»Nicht dein Ernst«, sagte er.
»Doch, es stimmt.« Ich blickte wieder über die Schulter, nur für den Fall, dass Carson noch da war und mir noch einmal vor Augen führte, wie gleichgültig ich ihm war.
Es war niemand zu sehen. Trotzdem fürchtete ich, jemand könnte mithören. Ich war fremd in Winter Harbor. Ich war in Portland geboren und aufgewachsen und kannte das Küstenstädtchen nur als netten, aber verschlafenen Ferienort von den gelegentlichen Besuchen bei meiner Tante in meiner Kindheit.
Ich konnte nur hoffen, dass die geschlossenen Fensterläden am Dienstagnachmittag bedeuteten, dass ich mich hier draußen ungestört mit Stanton unterhalten konnte.
Seine haselnussbraunen Augen weiteten sich. »Okay, und warum seid ihr nicht mehr zusammen? Weißt du eigentlich, wie selten solche durchtrainierten Kerle in meiner Dating-App sind? Meine Güte, von einem solchen Prachtexemplar trennt man sich doch nicht.«
Ich musste wider Willen lachen. Ich hatte Carson nicht nur verlassen, sondern ihn geghostet, etwas, wofür ich mich bis heute schämte.
»Wir haben uns über Huukup kennengelernt, nicht gerade eine App, auf der man jemanden für eine ernste Beziehung sucht – oder findet«, begann ich leise, als wir weitergingen, diesmal in Richtung der Bucht. »Du kennst mich ja. Ich bin nicht an etwas Festem interessiert. Aber es hat von Anfang an gut gepasst zwischen uns. So gut, dass ich … dachte, es könnte tatsächlich mehr daraus werden. Doch je besser ich ihn kennengelernt habe, desto klarer wurde mir, dass alles perfekt war, abgesehen von einer Kleinigkeit – nein, einer Großigkeit.«
»Du meinst sein bestes Stück«, sagte Stanton, und ich warf ihm einen so strafenden Blick zu, dass er zurückruderte. »Okay, tut mir leid. Was war dann das Problem?«
»Er hat keinen Kontakt zu seiner Verwandtschaft. Er hasst seine Familie, vor allem den Vater, der nie für ihn da war.«
Stanton seufzte leise. Er wusste um meine eigenen Probleme mit der Familie. Das war ein sehr heikler Punkt für mich.
»Ich wollte mich nicht in jemanden verlieben, der emotional so vorbelastet ist«, fuhr ich fort, als müsste ich mich für meine Entscheidung rechtfertigen. »Ich wollte mich gar nicht verlieben. In niemanden.«
»Verstehe«, sagte Stanton. »Es gibt da draußen viele emotional belastete Menschen, die keine Familie haben oder sich mit ihrer entzweit haben. Hast du denn erfahren, wo genau bei ihm das Problem lag?«
»Ich habe genug erfahren.« Ich rieb meinen Bauch, als die Hope Bay über der Kuppe der kleinen Anhöhe vor uns auftauchte. Das eher grüne als blaue Wasser leuchtete in der Hitze wie eine Oase. Schweiß rann zwischen meinen neuerdings noch volleren Brüsten hindurch. Es kam mir vor, als wären die Dinger jeden Morgen, wenn ich aufwachte, wieder etwas mehr geworden. »Und ganz ehrlich, nach allem, was ich mit meinen eigenen Eltern durchgemacht habe, insbesondere Dad …« Ich musste schlucken, ehe ich weitersprechen konnte. »… wollte ich mich nicht kopfüber ins Unglück stürzen.«
»Aber jetzt bist du doch auch unglücklich«, entgegnete Stanton und hakte mich wieder unter. Der Größenunterschied zwischen uns war geradezu komisch – er die ranke und schlanke Bohnenstange und ich die eher kleine Hochschwangere. Als wir Teenager waren, hatte er sich sogar Visitenkarten drucken lassen, die er an Leute verteilte, die ihn auf seine Größe ansprachen. Auf der Rückseite der Karten stand: Die Luft hier oben ist wunderbar, und nein, ich spiele kein Basketball. »Und er ist der Vater deines Kindes.«
Mir entfuhr ein weiterer gequälter Seufzer. Das war nicht geplant gewesen, als ich mit Carson Schluss gemacht hatte. Und aufgrund meines notorisch unregelmäßigen Zyklus hatte ich die Schwangerschaft erst zwei Monate nach dem Bruch mit Carson bemerkt. Aber so familienfeindlich er auch eingestellt sein mochte – seine Spermien waren zielstrebige kleine Biester. Oder es waren nur ironische Arschlöcher, die um jeden Preis den Fortbestand einer Familie sichern wollten, von der ihr Spender selbst so gar nichts hielt.
»Warte«, sagte Stanton abrupt. »Wirst du es ihm erzählen?«
»Von dem Baby?«
»Nein, von Tante Maribels gebrochener Hüfte«, entgegnete Stanton und rollte übertrieben mit den Augen. »Natürlich von dem Baby! Für mich war nämlich offensichtlich, dass er nichts davon wusste. Der Typ hat mir so mörderische Blicke zugeworfen, als wäre ich für deinen Bauch verantwortlich. Dabei bin ich der Letzte, der als Vater infrage kommt.«
Ich schnaubte. »Nicht nur bei meinem Baby.«
Stanton stieß mich mit der Hüfte an. »Stimmt. Zumindest werde ich nicht auf diese Art Vater werden. Aber das gehört jetzt nicht hierher. Und jetzt antworte mir.«
Ich ignorierte ihn, kramte stattdessen das Telefon aus der Handtasche, um zu sehen, wie spät es war. Wir hatten uns nur etwas die Beine vertreten wollen, während Tante Maribel ein Mittagsschläfchen hielt. Jetzt waren wir schon viel länger unterwegs als geplant. Vielleicht war sie inzwischen schon aufgewacht. »Wir sollten zurückgehen. Ich wette, Maribel ist schon wach.«
Stanton schürzte die Lippen und wischte sich den Schweißfilm von den gebräunten Schläfen. Für uns beide war die Mission Maribel in Winter Harbor eine Art Urlaub, auch wenn sie darauf bestand, uns für unsere Unterstützung zu bezahlen. Für Stanton war es eine Erholungspause von seinem hektischen Job in der Werbebranche, so dass er fast jeden Tag in Maribels Garten chillte, während ich die letzten Wochen genoss, bevor sich mein Leben radikal veränderte.
Nicht nur wegen des Babys, sondern auch wegen des Jobs, auf den ich seit Jahren hinarbeitete.
»Du bist so leicht zu durchschauen, wenn es darum geht, das Thema zu wechseln, wenn es unbequem wird«, meinte Stanton, als wir in die Straße abbogen, in der Maribel lebte.
Unsere Tante wohnte nur drei Blocks von der Innenstadt entfernt, wobei in Winter Harbor aufgrund der geringen Größe des Orts alles recht zentral gelegen war.
»Ich wollte nicht das Thema wechseln«, widersprach ich, auch wenn das gelogen war. Ich verspürte nicht die geringste Lust, über den Vater meines Babys zu sprechen.
Stanton hatte nicht unrecht. Ich tat mich immer schwer damit, über unangenehme Dinge zu sprechen. Aus ebendiesem Grund hatte ich Carson auch geghostet, anstatt mit ihm Tacheles zu reden. Aber nachdem ich ihn wiedergesehen hatte, ihm so nah gewesen war, hatte mich das daran erinnert, wie gut wir zueinandergepasst hatten – im Bett ebenso wie bei ganz normalen Dingen.
Ich hatte mich noch nie selbst so infrage gestellt wie in den Monaten, nachdem ich den Kontakt abgebrochen hatte. Umso mehr, als der Schwangerschaftstest die Ursache für meine seltsamen Symptome bestätigt hatte.
Wenn ich mein Herz keinem Mann schenken wollte, der sich von seiner Familie losgesagt hatte, war das eine Sache. Etwas völlig anderes war es, schwanger zu sein von einem Mann, der unter keinen Umständen Vater werden wollte. Carson hatte mir bei einem unserer ersten Dates erzählt, dass er sich sterilisieren lassen wollte, weil Kinder nicht zu seinem Lebensplan gehörten.
Wie sollte ich ihm dann sagen, dass die Vasektomie zu spät kam?
»Das hat damit zu tun, dass du ein Millennial bist«, sagte Stanton auf die direkte, selbstgerechte Art, die mich ebenso ärgerte wie belustigte. Er war für mich der Bruder, den ich als Kind nicht gehabt hatte.
»So wie du«, konterte ich.
»Richtig, nur dass ich ein Millennial mit sozialen Kompetenzen bin«, belehrte er mich und fügte dann nach kurzem Nachdenken hinzu: »Tatsächlich bin ich ein Millennial, der alle schwulen Dating-Apps ausprobiert hat und wünschte, wir könnten wieder dazu übergehen, uns Liebesbriefe per Post zu schicken.«
»Du meinst, so wie in der Zeit, als man noch mit Pferdekutschen gefahren ist?«
»Na ja, das vielleicht nicht. Ich wäre völlig verloren ohne meine Lieferdienste.«
Ich lächelte. Ein längerer Aufenthalt in Winter Harbor war für uns beide eine große Umstellung, weil wir die Annehmlichkeiten einer Großstadt gewohnt waren. Im beschaulichen Winter Harbor gab es nur einen einzigen Lieferdienst, was für uns gewöhnungsbedürftig war, konnte man sich doch in der Stadt zu jeder Tages- und Nachtzeit jede Art von Essen nach Hause bestellen.
Hier war das anders, und dienstags war komplett tote Hose.
In einvernehmlichem Schweigen schlenderten wir noch einen Block weiter, ganz versunken in die hübsche Begrünung entlang der Straße. Zwischen den Häusern befand sich ein unbebautes, aber nicht ungenutztes Grundstück. Offenbar wurde es als Gartenanlage genutzt mit Hochbeeten voller orangefarbener und gelber Sonnenblumen, die ihre Blüten gen Himmel reckten. Grillen zirpten, als wir einen von Bäumen gesäumten Straßenabschnitt passierten, und weiter vorn lag die verdeckte Einfahrt zu Maribels Häuschen mit dem kleinen Turm.
»Du hast mir immer noch nicht geantwortet«, sagte Stanton und riss mich damit aus meiner Tagträumerei.
»Worauf?«
Sein übertriebenes Stöhnen brachte mich zum Lachen, und ich gab mich geschlagen.
»Also gut. Ja, ich werde es ihm sagen. Irgendwann. Aber erst, wenn ich alles im Griff habe. Wenn ich den blöden Job angefangen habe …« Ich brach ab und wünschte, ich könnte das zurücknehmen. Der Job war nicht blöd. Er war notwendig und würde zu einem Eckpfeiler meines Lebens werden. Immerhin hatte ich erst vor zwei Monaten im Mai meinen Bachelor in Buchhaltung gemacht, als mein Babybauch noch so klein gewesen war, dass er bei der Diplomvergabe unter meiner Robe als Blähbauch durchgegangen war. Ich hatte lange genug vermieden, ein »Erwachsenenleben« zu führen, hatte gekellnert und als Büroaushilfe gejobbt und war im Anschluss Vollzeitstudentin gewesen, die von der Stütze lebte.
Mit sechsundzwanzig und einem Baby im Bauch hatte ich einen Plan gebraucht. Einen festen Job. Vor allem aber brauchte ich eine Krankenversicherung.
Und einen Job, der mir all das gab, als blöd zu bezeichnen, war undankbar. Er war immerhin Teil des Deals, den ich mit mir selbst abgeschlossen hatte.
»Alle Jobs sind irgendwo blöd«, meinte Stanton.
»Ich habe mir vorgenommen, ihm von dem Kind zu erzählen, wenn es da ist und ich mich in meine neue Rolle als berufstätige Mutter hineingefunden habe. Ich werde bei ihm reinschneien und sagen: ›Hey, ich will dir nur sagen, dass du Vater geworden bist. Ich weiß, dass du kein Kind haben wolltest und eine Vasektomie geplant hattest, aber … Überraschung.‹«
»Aha. Also eine rein informative Mitteilung.«
»Genau.«
»Du hast gesagt, dass du das Kind allein großziehen willst, aber jetzt, wo der Vater schon mal in der Nähe ist … könntest du die Gelegenheit nutzen, um es ihm zu beichten.«
Panik stieg in mir auf. Der Vorschlag klang vernünftig. Und doch erschien es mir heute noch unvorstellbarer als gestern oder vor einer Woche.
Das Wiedersehen mit Carson hatte nämlich meinen Verdacht bestätigt. Das mit uns vor einem Jahr war nicht nur eine lockere Affäre gewesen. Ich hatte mich verliebt. Bis über beide Ohren.
Aber eine feste Beziehung mit ihm einzugehen, war keine Option. Weil ich nämlich, wenn ich schon ein Kind in die Welt setzte, alles richtig machen wollte. Das Kind würde seinen Vater kennenlernen, allerdings erst, wenn sich meine Situation gefestigt hatte.
»Das hatte ich zwar so nicht geplant«, gab ich zu, »aber vielleicht sollte ich das tatsächlich tun.«
»Ich finde, dass du gar keine andere Wahl hast. Sonst drängt er mich noch eines Tages von der Straße ab, weil er mich für den Vater deines Kindes hält.«
Ich lachte, wurde jedoch schnell wieder ernst. Denn obgleich wir beide den Zorn in Carsons Augen gesehen hatten, kannte nur ich die Wahrheit.
Ich hatte den Hitzkopf geghostet, und nach einem so unverzeihlichen Move gab es für uns kein Zurück. Genau so, wie ich es geplant hatte.
»Warum hast du überhaupt mit ihm Schluss gemacht?«, wollte Stanton wissen. »Der Typ ist doch eine echte Sahneschnitte, wenn du mich fragst. Und einen Knackarsch hat er auch.«
»Du hast doch gesehen, wie schwer es ihm gefallen ist, sich zu beherrschen. Ich weiß, wie aufbrausend er sein kann.«
Stantons Augen weiteten sich vor Entsetzen. »Hat er dich …?«
»Oh nein! Nichts dergleichen. Aber ich habe mal ein Telefonat zwischen Carson und seinem Dad mitgehört. Da war so viel Wut in seiner Stimme. Ich meine, mein Dad ist ja auch ein Fall für sich, aber mir würde im Traum nicht einfallen, so mit ihm zu sprechen, egal, wie ich zu ihm stehe. Da war so viel Hass in Carsons Stimme, dass er mich an meinen eigenen Vater erinnert hat.«
Stanton sog scharf durch die Zähne Luft ein und sah mich verständnisvoll an. »Oooooh. Nein, das will niemand.«
»Genau. Das Letzte, was ich will, ist, den gleichen Fehler zu machen wie meine Mom und mit einem ständig übellaunigen Mann zusammen zu sein, der mich und mein Kind für seinen Misserfolg verantwortlich macht, keinerlei Eigenverantwortung an den Tag legt und dann eines schönen Tages beschließt, mich gegen eine Jüngere einzutauschen, wenn meine Brüste anfangen zu hängen.«
»Tante Deb hat bis heute einen tollen Busen«, meinte Stanton.
Ich warf ihm einen finsteren Blick zu.
»Ich meine ja nur.«
»Carson hat gesagt, dass er keine Kinder will. Und ich habe schon immer gewusst, dass ich welche haben möchte, wenn auch nicht unbedingt auf diese Art. Aber jetzt ist es passiert. Wir müssen das Beste aus dem Blatt machen, das wir vom Leben bekommen, und bluffen, bis wir gewinnen …«
»Oder ins Gras beißen.«
»Das ist morbide.«
Stanton zuckte die Achseln. »Und weil er gesagt hat, dass er keine Kinder will, gehst du davon aus, dass er auch dieses Kind nicht möchte?« Er zeigte auf meinen Bauch. »Er hat trotzdem ein Anrecht darauf, es zu erfahren. Auch wenn ihr nicht wieder zusammenkommt, möchte er vielleicht Verantwortung für seinen Nachwuchs übernehmen.«
Der Gedanke, dass Carson Teil meines Lebens sein könnte, obwohl er mich hasste, ließ Panik in mir aufsteigen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war von Anfang an der Überzeugung gewesen, dass es das Beste wäre, sang- und klanglos aus seinem Leben zu verschwinden, weil er meinem Vater so ähnlich war und ich unter keinen Umständen so enden wollte wie meine Mutter.
Aber nachdem ich sein kantiges Gesicht mit den eisblauen Augen wiedergesehen hatte, die mich förmlich durchbohrt hatten, fragte ich mich, ob es nicht doch ein Fehler gewesen war.
Mein Herz hatte bei der Begegnung gerast wie bei unserem ersten Treffen vor einem Jahr.
Und wenn er nach sechs Monaten Trennung immer noch so intensive Gefühle bei mir auslöste, steckte ich womöglich in größeren Schwierigkeiten, als ich gedacht hatte.
CARSON
Zu behaupten, ich hätte geschlafen wie ein Baby, wäre ein schlechter Scherz. Tatsächlich hatte ich in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan, weil ich die ganze Zeit an das Baby in Amayas Bauch hatte denken müssen. Oh Mann, sie hatte sich wirklich schnell umorientiert. Und sich nicht nur einen neuen Stecher gesucht, sondern gleich auf die Familienkarte gesetzt mit allem, was dazugehört.
Mit dem großen, dunkelhaarigen, gut aussehenden Arschloch, mit dem sie gestern Arm in Arm durch den Ort geschlendert war.
Ob er von mir wusste? Wusste er, dass ich noch mit Amaya zusammen gewesen war, nur Tage bevor er sie geschwängert hatte? Oder hatte er die ganze Zeit über von mir gewusst, und die beiden hatten es hinter meinem Rücken miteinander getrieben und sich schlapp gelacht über meine Ahnungslosigkeit?
Lagen sie jetzt in diesem Augenblick im Haus ihrer Tante zusammen im Bett und lachten über mich, während er ihren Babybauch streichelte?
Ich rollte mich aus dem Bett und rieb mir mit den Fingerknöcheln die Augen. Unten konnte ich Callum rumoren hören, der gerade das Frühstück zubereitete. Ich hörte seine Stimme, gefolgt von Gelächter. Mit wem sprach er? Er und Harlow hatten sich immer noch nicht versöhnt, was mich ein wenig traurig stimmte.
Gott sei Dank hatte Harlow gestern meine Entschuldigung angenommen für all das, was ich ihr und Callum vor Jahren angetan hatte. Danach war mir eine zentnerschwere Last von den Schultern gefallen, auch wenn noch genug anderes schwer auf mir lastete und mich bedrückte, ganz oben auf der Liste der bildschöne Rotschopf mit ihrem runden Babybauch.
Und die Morgenlatte machte es auch nicht besser.
Aber so sexy sie auch sein mochte, sogar hochschwanger und kurz vor der Niederkunft – ich konnte ihr nicht verzeihen, dass sie mich geghostet hatte, um dann an meinem neuen Wohnort aufzutauchen und mir ihr neues Glück vorzuführen.
Ich zog meine Lauf- über die Boxershorts und schlüpfte in Socken, Sneaker und ein weites Tanktop. Ich fettete meine Brustwarzen ein, um sie mir nicht wund zu scheuern – was nämlich empfindlich wehtat –, bevor ich nach unten ging, wobei ich mir im Vorbeigehen mein Handy und die Earbuds schnappte.
Zu meiner Überraschung war Colton ebenfalls in der Küche.
»Morgen«, grüßte mich Callum und gab Kondensmilch in eine Kaffeetasse.
»Was ist los mit dir?«, fragte Colton und musterte mich von Kopf bis Fuß.
»Das könnte ich dich auch fragen.« Ich sah demonstrativ auf eine nicht vorhandene Uhr an meinem Handgelenk. »Noch keine zwölf, und du bist schon auf. Alles klar mit dir, Kleiner?«
Colton grinste mich an. »Alles bestens, versprochen.«
»Gut. Und was sollte mit mir los sein?«
Colton schnaubte. »Du siehst völlig fertig aus.«
Ich sah an mir herab. Galt man in Laufkleidung gleich als schluderig? »Wieso? Ich gehe laufen.«
»Du siehst aus, als hättest du die ganze Nacht kein Auge zugetan«, meinte Callum und hob die Kaffeetasse an die Lippen.
»Oh.« Ich schob mich an ihnen vorbei, um mir meinen Frühstückssmoothie zuzubereiten. »Stimmt, ich habe schlecht geschlafen. Ich konnte das Gedankenkarussell nicht abstellen.«
»Was beschäftigt dich denn so?«, fragte Callum, woraufhin ich vor dem offenen Kühlschrank verharrte.
Eigentlich hatte ich keine große Lust, darüber zu sprechen. Immerhin kam ich mir vor wie der letzte Idiot. Wie ein Versager. Ein Loser. Andererseits waren wir gerade dabei, ein neues Kapitel in unserem Leben als Brüder aufzuschlagen. Vielleicht würde es mir ja guttun, mich ihnen anzuvertrauen.
Einen Versuch war es wert.
»Ich bin gestern in der Stadt meiner Ex über den Weg gelaufen. Sie ist schwanger.«
Callum und Colton fielen fast die Augen aus dem Kopf. Beide wandten sich mir zu. Colton hatte mitten in der Bewegung innegehalten, sein Löffel mit Joghurt und Granola auf halbem Weg zum Mund.
»Sie hat mich geghostet. Und jetzt taucht sie plötzlich mit einem riesigen Babybauch und einem neuen Kerl an ihrer Seite hier auf. Das war ein Schlag ins Gesicht, und ich werde wohl noch eine Weile brauchen, um das zu verdauen. Aber kein Anlass für eine familiäre Gruppentherapie, bei der wir nacheinander unsere Gefühle offenlegen und analysieren.«
Dass Amaya meine Mrs. Right gewesen war, spielte keine Rolle. Vor allem jetzt nicht, wo sie so offensichtlich einen anderen gefunden hatte und mit meinem Nachfolger in Kürze eine Familie gründen würde.
Ich musste diese Episode abhaken.
»Dann ist es vielleicht an der Zeit, den alten Wischfinger abzustauben und deine Huukup-App zu reaktivieren«, bemerkte Colton, der knirschend seine knusprige Granola kaute. »Warst du überhaupt schon mal eingeloggt, seit wir hergezogen sind? Es gibt ein paar ziemlich hübsche Mädels in diesem Örtchen.« Er wackelte mit den Brauen und grinste beim Kauen anzüglich. »Ich habe selbst schon ein paar kennengelernt.«
»Nicht, dass ich auf der App noch irgendwelchen deiner Exen begegne …«
Callums Räuspern brachte mich abrupt zum Schweigen.
Ich war zwar in der Regel jemand, der sich nicht den Mund verbieten ließ, aber gerade versuchte ich, meine angeschlagene Beziehung zu meinen Brüdern zu kitten, und war dementsprechend geneigt, den Wink anzunehmen.
Ich senkte den Kopf und murmelte eine Entschuldigung.
Callum grunzte nur.
»Da ist vielleicht was dran«, fuhr Colton fort. »Wenn du mit jemandem matchst, frag mich einfach, bevor du ein Date ausmachst«, fuhr Colton fort. »Ich bin nicht scharf auf einen weiteren Bruderstreit wegen irgendwelcher weitergereichter Frauen …«
»Dünnes Eis«, brummte Callum und warf Colton über die Schulter einen warnenden Blick zu.
Obwohl er und Harlow offiziell getrennt waren, war er mit seinen Gedanken und vor allem mit dem Herzen noch bei ihr. Nicht, dass ich das nicht verstehen würde. Ich war selbst nicht besonders erfolgreich damit gewesen, Amaya abzuhaken. Das Wiedersehen hatte mir im Gegenteil bewusst gemacht, wie sehr sie noch mein Denken und Fühlen beherrschte. Im Gegensatz zu meinem großen Bruder, der fest entschlossen war, Harlow zurückzugewinnen – womöglich schon heute –, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass aus Amaya und mir jemals wieder ein Paar werden könnte. Egal, wie sehr ich sie nach wie vor begehrte – ich könnte ihr nie wieder vertrauen, und auch wenn ich emotional vorbelastet war, wusste ich doch, dass eine Beziehung ohne Vertrauen zum Scheitern verurteilt war.
Außerdem hatte sie glücklich ausgesehen mit ihrem Babybauch und dem Vater ihres Kindes an ihrer Seite, wozu also Energie darauf verschwenden, überhaupt an eine Versöhnung zu denken?
Ich gab Proteinpulver zu den Früchten und dem Joghurt in meinem Vitamix und schaltete den Mixer ein. Ich war dankbar für den Lärm, der meine Gedanken zumindest vorübergehend übertönte.
»Mal was ganz anderes«, sagte Callum. »Habt ihr schon die Flyer gesehen, die überall in der Stadt kursieren? Jemand namens Lily Summers möchte eine Demo organisieren, wenn Dunlop Holdings nächste Woche hier aufschlägt. Ich bin ihr bei den Docks begegnet, und ihr Enthusiasmus war ansteckend.«
Colton gab einen geringschätzigen Laut von sich. »Die Frau ist ein Albtraum.«
Callum und ich fuhren so hastig herum, dass wir uns beinahe ein Schleudertrauma zuzogen.
»Du kennst sie?«, fragte Callum.
Colton schnaubte verächtlich. »Ich wünschte, dem wäre nicht so. Sie ist in meinem Gartenbau-Kurs. Eine nervige Klugscheißerin.«
Callum hob eine Braue. »Verwechselst du das nicht vielleicht mit leidenschaftlichem Engagement?«
»Nein. Sie ist eingebildet und noch ein paar Dinge mehr, über die ich so früh am Tag nicht nachdenken möchte.«
Callum und ich wechselten einen Blick.
»Nun, ob wir Lily nun mögen oder nicht, ich finde trotzdem, dass wir Werbung für ihre Demo machen sollten«, sagte er. »Ich habe heute übrigens ein Meeting mit einem Anwalt und diesem Idioten, Chandler, dem Geschäftsführer der GmbH, der behauptet, dass Dad und Robert Dunlop die Eigentumsübertragung unterschreiben wollten, kurz bevor Dad gestorben ist.«
»Auch wenn dem so wäre, liegt die Entscheidung jetzt bei uns, und wir werden das Marschland weder verkaufen noch es uns wegnehmen lassen. Wir werden ein solches Naturparadies ganz sicher nicht für einen Parkplatz opfern«, sagte ich bestimmt. »Eher kette ich mich an einen verdammten Baum, wenn es sein muss.«
Colton schnaubte wieder. »Dazu wird es ja wohl hoffentlich nicht kommen.«
Wir tauschten alle drei einen verständigen Blick. Als Brüder. Es hatte sich viel getan in den Monaten seit unserem erzwungenen Umzug in das alte Familienanwesen. Sehr viel sogar. Natürlich war es anfangs nicht ganz reibungslos verlaufen. Callum und ich hatten uns sogar das eine oder andere Mal geprügelt wegen alter Geschichten, die vor allem ich verbockt hatte, wobei die Wut, die in uns allen schwelte, sich vor allem gegen unseren verstorbenen Dad richtete.
Er hatte uns auf ein Internat in der Schweiz abgeschoben, als Callum sechs war, ich vier und Colton gerade einmal zwei. Von da an hatten wir ihn nur noch selten zu Gesicht bekommen. Er hatte sich lieber damit beschäftigt, sich ein Import-Imperium aufzubauen, anstatt seine mutterlosen Söhne großzuziehen und uns das Gefühl von Zusammenhalt und die Liebe zu schenken, die wir verdient hätten.
Als unser Vater dann gestorben war, hatte er an das Erbe die absurde Bedingung geknüpft, dass wir an dreihundertfünfundsechzig aufeinanderfolgenden Tagen alle zusammen in dem alten Familienanwesen in Winter Harbor wohnen sollten, das über Jahrzehnte leer gestanden hatte.
Und es war ein wahrhaft gigantisches Erbe. Insgesamt betrug das Vermögen in Grundstücken, Immobilien und Firmen circa zwanzig Millionen Dollar. Eine unvorstellbare Summe.
Und so hatten Callum, Colton und ich beschlossen, das Kriegsbeil vorübergehend zu begraben und uns auf das Spielchen einzulassen, zu dem unser Vater uns posthum zwang. Wir mussten nur bis zum dreiundzwanzigsten April des kommenden Jahres durchhalten, dann würde alles uns gehören, und wir konnten endlich anfangen, in Winter Harbor etwas zu bewegen.
Harlow hatte Hope Creek Manor mit seinen acht Hektar Land als historisches Kleinod bezeichnet. Für mich hingegen war es nur eine heruntergekommene Ruine mit solider Substanz. Und da wir schon mal hier festsaßen, wollten wir nicht ein Jahr lang Däumchen drehen, sondern uns selbst, der Stadt und unserem Vater beweisen, dass wir in der Lage waren, miteinander auszukommen und etwas zu bewirken. Ich kümmerte mich um die Fassade, Callum um die Innenrenovierung und Colton um das Grundstück.
So weit, so gut.
»Wirst du die App reaktivieren?«, fragte Colton, stand vom Tisch auf und stellte seine leere Müslischale in die Spüle. Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken, und mir wurde bewusst, dass ich schon eine ganze Weile mit einer Handvoll Spinat ins Leere starrte. Callum war mit seinem Frühstück beschäftigt, und Colton sah mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank.
Ich stopfte den Spinat in den Standmixer. »Ja, vielleicht.«
Mein jüngerer Bruder nickte. »Verschiebe nicht auf morgen, was du heute kannst besorgen. Gib mir dein Handy.«
Ich holte es aus der Tasche meiner Shorts und reichte es ihm.
»Ich kann mit dir die durchgehen, die ich mir schon gemerkt habe, auch wenn es nicht so viele sind – zumindest nicht aus Winter Harbor. Mir gefallen tatsächlich die Frauen in Summer Hills besser. Die scheinen auch keinen solchen Hass gegen die Winters zu schieben.«
Er fing an, auf meinem Telefon herumzuwischen. Nach einer Weile sog Colton durch zusammengebissene Zähne Luft ein. »Sag mir vorab, mit welcher Frau du dich triffst. Vor allem, wenn sie aus Summer Hills ist. Ich habe schon einige dieser Frauen gedatet.«
»Gedatet? Wie in ›Ich bin eine männliche Schlampe, die in ein paar Monaten halb Oregon flachgelegt hat‹?«, sagte Callum und nippte an seinem Kaffee. Für gewöhnlich frühstückte er oben in der Glaskuppel, aber heute schien er sich mehr für meinen Beziehungsstatus und Coltons Sexleben zu interessieren.
»Gib her.« Ich nahm meinem Hurenbock von einem Bruder mein Handy wieder ab und funkelte ihn finster an. »Wir haben uns doch darauf geeinigt, dass wir den Namen unserer Familie hier in der Stadt reinwaschen wollen. Wie soll das gehen, wenn du jede Frau im Umkreis von zehn Meilen vögelst?«
»Er hat recht«, sagte Callum, schnitt sein Spiegelei an und tunkte dann seinen Toast in das zerlaufene Eigelb. »Wir sind hier schon nicht wohlgelitten, auch ohne dass du alles bespringst, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Halt dich etwas zurück.«
Colton schmollte. Aber ich wusste, dass das nicht lange anhalten würde. »So schlimm bin ich auch wieder nicht. Schick mir trotzdem den Namen, bevor du mit einer Frau im Bett landest. Nur für alle Fälle.«
Callum warf ihm einen bitterbösen Blick zu.
Während Colton seinen Kaffee trank und Callum sein Frühstück aß, wischte ich mich durch die Gesichter in der App. Es waren tatsächlich einige echte Schönheiten darunter, von denen die eine oder andere bestimmt darüber hinwegsehen würde, dass ich ein Winters war.
Aber Amaya überstrahlte die Konkurrenz wie eine Sonne eine Kerze.
In Portland war es einfach, sich aus dem Weg zu gehen. Nachdem sie mich geghostet hatte, waren wir uns nie wieder begegnet, obwohl ich mehrmals versucht hatte, Begegnungen herbeizuführen.
Zweimal war ich bei ihr zu Hause gewesen und hatte angeklopft, aber sie hatte nicht geöffnet. Ob sie zu Hause gewesen war oder nicht, spielte keine Rolle. Sie hatte mich eiskalt abserviert, und schließlich hatte ich mich meinem Schicksal ergeben.
In einer Stadt wie Portland hatte ich nicht fürchten müssen, ihr zu begegnen, aber in einem kleinen Küstenstädtchen wie Winter Harbor …
Und einmal waren wir uns ja bereits über den Weg gelaufen.
Wie oft würde das wohl passieren? Würden wir uns eines Tages im Supermarkt begegnen, sie mit dem Baby in einer dieser Tragen vor der Brust, während der glückliche Vater Windeln in den Einkaufswagen lud?
Ich hatte wirklich geglaubt, sie wäre die Richtige. Ich hatte mich Amaya geöffnet wie noch keiner Frau zuvor. Ich hatte ihr alles über meine angespannte Beziehung zu meinem Vater und meinen Brüdern erzählt und vom Tod meiner Mutter. Ich hatte ihr sogar anvertraut, dass ich an einer Leseschwäche litt und die Nonnen auf dem Internat mich für Fehler beim Lesen bestraft hatten, anstatt mich zu fördern. Das hatte mich rebellisch gemacht, und ich war immer wieder in die Offensive gegangen, damit es niemand wagte, sich über mich und meine Schwäche lustig zu machen.
Nur bei Amaya hatte ich mir gestattet, Schwäche zu zeigen. Und eine Weile hatte es den Anschein gehabt, als hielte sie es genauso. Es war ein Geben und Nehmen gewesen. Aber dann hatte sie mich doch abgefertigt, als wäre das zwischen uns nicht von Bedeutung gewesen.
Sicher, es hatte ganz unverbindlich angefangen, aber es entwickelte sich schnell mehr daraus, und sie hatte mehr Gutes in mir hervorgebracht als jeder andere zuvor.
Ob ich perfekt war? Sicher nicht. Aber ich hatte ihr nichts getan und hatte zumindest so viel Respekt verdient, dass sie mir ins Gesicht sagte, dass sie nicht länger mit mir zusammen sein wollte. Oder auch nur eine Textnachricht wie: »Danke für die schöne Zeit, aber ich denke, wir sollten ab jetzt wieder unserer Wege gehen.« Das wäre zwar auch nicht schön gewesen, aber alles war besser, als von jetzt auf gleich ignoriert zu werden.
Wenn wir uns nur ein-, zweimal getroffen hätten, hätte ich das Ghosting vielleicht noch nachvollziehen können, aber wir waren mehrere Monate zusammen gewesen. Exklusiv. Wir hatten beieinander übernachtet, zusammen gefrühstückt, zu Mittag und zu Abend gegessen, waren morgens zusammen laufen gewesen und abends zusammen ausgegangen. Wir hatten sogar ein Wochenende in Canon Beach verbracht. Man ghostete doch nicht einfach jemanden, mit dem man das alles geteilt hatte, oder?
»Willst du joggen gehen, um den Kopf freizubekommen?«, fragte Colton und trug seine leere Kaffeetasse zur Spüle.
»Das war der Plan«, entgegnete ich und gab noch einen Spritzer Mandelmilch in meinen Smoothie, bevor ich den Mixer wieder verschloss und anstellte.
Erneut gab es einen ohrenbetäubenden Lärm, erst recht, als ich noch Eiswürfel dazugab. Aber es war schnell vorbei.
»Ich komme mit«, schrie Colton über das Getöse des Mixers hinweg. »Dann können wir unterwegs über deine Frauenprobleme sprechen.«
Mein jüngerer Bruder sah mich hoffnungsvoll an. Mir fiel auf, dass er heute andere Ohrtunnel trug. Bisher waren es schwarze aus Holz gewesen, etwa von der Größe einer Zehn-Cent-Münze. Jetzt waren sie aus Metall mit nur einem kleinen Loch in der Mitte. Nicht mein Ding, aber wenn es einer von uns tragen konnte, dann Colton.
Seit wir drei zusammengezogen waren, war Colton der Verschlossenste von uns geblieben. Auch wenn er sich an die Bedingung des Testaments hielt, dass wir alle ein ganzes Jahr am Stück auf Hope Creek Manor leben mussten, war er bis vor Kurzem nur selten tagsüber hier gewesen. Er war mehr für sich geblieben. Erst nach und nach hatte er sich uns geöffnet und Callum und mir gestanden, dass er geglaubt habe, Callum und ich würden ihm die Schuld am Tod unserer Mutter geben.
Das war natürlich nicht der Fall, aber wir wussten, dass er nach wie vor unter Schuldgefühlen litt und seine Trauer bis heute nicht verwunden hatte, so dass ich sein Angebot als das erkannte, was es war – ein Friedensangebot.
Obwohl ich eigentlich lieber allein joggte, nickte ich, gab meinen Smoothie in einen Becher und trank einen kräftigen Schluck. Den Rest würde ich hinterher trinken. Mir wurde schnell übel, wenn ich mit leerem Magen joggte, war er hingegen zu voll, musste ich mich übergeben. Es galt also, genau das richtige Maß zu treffen. »Meinst du denn, du kannst mit mir mithalten?«
Colton grinste jungenhaft. »Nur weil du mich noch nicht hast joggen sehen, heißt das nicht, dass ich nicht laufe. Im Gegenteil. Ich jogge seit Monaten regelmäßig durch die Gegend. Ich habe die Stadt erkundet, die Wanderwege und das Umland.«
Callum und ich tauschten einen neugierigen Blick.
Das beantwortete zumindest eine der tausend Fragen zu unserem Bruder. Blieben nur noch neunhundertneunundneunzig.
Vielleicht erfuhr ich ja beim gemeinsamen Joggen noch das eine oder andere.
»Geh dich umziehen«, sagte ich, da er noch seine Pyjamahose und ein schwarzes T-Shirt trug. »Ich will in fünf Minuten los.«
Colton nickte und ging zur Tür.
Ich verdrehte die Augen und blickte ihm nach. Sekunden später hallten seine Schritte durch das große Haus, als er die Treppe hinaufpolterte.
Callum hatte aufgegessen, räumte den Tisch ab und fing an zu spülen. Normalerweise tat er das nur unter Protest, aber heute beklagte er sich nicht. »Hast du sie geliebt?«, fragte er, als er seinen Teller in das Abtropfgestell auf der Arbeitsfläche stellte.
»Wen?«
»Die Frau, die dich geghostet hat.«
»Ihr Name ist Amaya. Ich weiß es nicht.«
Ja, hast du, du Idiot.
»Das Wiedersehen hätte dich nicht so aus der Fassung gebracht, wenn du sie nicht geliebt hättest.«
»Vielleicht ist es nur mein Ego. Niemand wird gerne abserviert, egal, ob von jemandem, den man geliebt hatte, sehr gern hatte oder nur mochte.«
Er warf mir über die Schulter einen Blick zu und lächelte schief, kniff aber gleichzeitig die Augen zusammen. »Du machst dir etwas vor, Brüderchen. Ich glaube, sie hat dich verarscht. Und entweder weißt du das und bist zu stolz und verletzt, um es zuzugeben, oder aber du hast es noch nicht erkannt und verdrängst die Wahrheit, weil du es nicht wahrhaben willst.«
Ich rollte so heftig mit den Augen, dass es wehtat. »Danke, Doktor. Ich komme auf Sie und Ihre Beziehungsweisheiten zurück, wenn ich noch mal eine schwache Minute habe und vor Selbstmitleid zerfließe. Da ich aber bisher erst ein einziges Mal abserviert wurde, könnte das noch eine Weile dauern.«
Coltons Getrampel auf der Treppe bewahrte mich vor weiteren klugen Ratschlägen.
»Lass uns gehen!«, rief Colton. »Ich wette, du kannst nicht mit mir mithalten.«
Ich warf noch einen Blick auf Callum. Er machte ein ernstes Gesicht und betrachtete mich mit einem traurigen Ausdruck in den blauen Augen. »Ich bin da, wenn du reden möchtest. Und ich möchte dich keineswegs belehren. Ich möchte einfach nur, dass du weißt, dass ich für dich da bin, wenn du jemanden zum Reden brauchst.«
Ich atmete scharf durch die Nase ein und nickte. »Danke.« Dann trat ich durch die Schwingtür der Küche und stieß in der Diele zu Colton.
Auch wenn wir uns redlich bemühten zusammenzuwachsen, konnte ich nicht bestreiten, dass es sich ungewohnt und seltsam anfühlte, dass jetzt jemand für mich da war. Jemand, dem ich wichtig genug war, dass er sich meine Probleme anhörte, um mir zu helfen, sie zu überwinden. Ich wusste Callums Bereitschaft, das Kriegsbeil zu begraben und mir ein echter großer Bruder zu sein, ehrlich zu schätzen, aber das Ganze war mir noch so fremd, dass ich nicht gegen die Zweifel ankam, die gleichzeitig in mir aufstiegen. Sich jemandem zu öffnen, bedeutete auch, Schwächen offenzulegen, und das machte einen verwundbar.
Bisher hatte ich mich noch niemandem geöffnet außer Amaya, und das hatte sich bitter gerächt. Und auch wenn Callum und Colton meine Brüder waren, kannte ich sie doch kaum. Hinzu kam, dass Callum und ich erst noch den alten Groll abbauen mussten, den wir seit acht Jahren gegeneinander hegten. Ich konnte nicht einfach so ihm gegenüber alle Schutzmechanismen aufgeben und ihm mein Herz ausschütten. Das musste nach und nach passieren, um nicht zu riskieren, dass mein Herz wieder in tausend Stücke zerbrach.
Ein kräftiger Schlag auf den Rücken holte mich in die Gegenwart zurück, und Colton schenkte mir ein breites Grinsen. »Wettrennen?«, fragte der Angeber und dehnte sich demonstrativ die Wade. »Wir laufen bis zur Feuerwache. Wer die Strecke hin und zurück als Erster schafft, gibt einen Sixpack Bier aus.«
Einer solchen Herausforderung konnte ich unmöglich widerstehen. Das wusste Colton ebenso gut wie Callum.
»Bis zur Feuerwache sind es schätzungsweise fünf Meilen«, entgegnete ich mit hochgezogenen Brauen. »Bist du sicher, dass du zehn Meilen schaffst?«
Und noch wichtiger: Würde ich diese Strecke schaffen? Ich joggte zwar täglich, aber keine zehn Meilen und erst recht nicht im Renntempo.
Colton lächelte siegesgewiss. »Hast du Angst, dass dein kleiner Bruder dich in den Hintern tritt?«
»Träum weiter. Auf die Plätze … fertig … los!«
Wir rannten los und lachten immer wieder unterwegs, wenn wir uns spielerisch anrempelten. Wir lieferten uns ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zur Feuerwache und zurück.
Erst als wir um die letzte Ecke bogen und Hope Creek Manor in Sicht kam, sprintete ich trotz des hinderlichen Gipses los, als wäre der Leibhaftige mir auf den Fersen.
Mein ganzer Körper schmerzte, aber ich hielt mit Colton mit, und gleich würde ich das Tempo weiter steigern und den Kopf nach vorn recken wie ein olympischer Läufer, wenn ich als Erster die Ziellinie passierte. Der Sieg war mein.
Aber Colton musste gedopt sein, gab ebenfalls Gas und schlug mich auf den letzten Metern um eine Nasenlänge.
Ich fluchte frustriert, während er siegreich die Arme hochriss und triumphierend grinste. »Das nächste Mal vielleicht, Bro. Aber gute Leistung.«
Als die schwarzen Punkte vor meinen Augen verblassten, sah ich Callum und Harlow in der Einfahrt aus ihren Autos steigen. Mir ging das Herz auf. Sie waren wieder zusammen. Callum hielt einen Zwölferpack Bier in der Hand und lächelte entspannt.
»Sieht aus, als gäbe es einen Grund zum Feiern«, sagte ich, immer noch schwer atmend.
»Allerdings«, erwiderte Callum.
Colton ging in den Schatten vor dem Haus und ließ sich ins Gras fallen. Wir folgten seinem Beispiel. Es war heiß, und ein kaltes Bier im Schatten klang nach einer verdammt guten Idee.
»Darf ich davon ausgehen, dass ihr beide euch geküsst und versöhnt habt?«, fragte Colton Callum und Harlow keuchend, eine Hand gegen die Sonne an die Stirn gelegt.
Die beiden tauschten einen Blick und strahlten. Mein großer Bruder legte ihr einen Arm um die Schultern und küsste sie seitlich auf den Kopf. »Geküsst ja, aber ich werde mich noch etwas ins Zeug legen müssen, bis sie mir vollständig verzeiht.« Er wackelte vielsagend mit der Zunge und mit den Brauen.
Harlow schoss die Röte ins Gesicht.
Wir setzten uns zu Colton ins Gras.
»Aber wir feiern trotzdem«, fuhr Callum fort und gab jedem ein Bier. »Harlow ist nicht nur offiziell zur Partnerin bei Quick, Fairchild und bald noch Jackson ernannt worden, sondern sie ist außerdem krebsfrei.«
Colton richtete abrupt den Oberkörper auf, und mir klappte der Unterkiefer herunter.
»Es war falscher Alarm«, erklärte Harlow. »Nur verdicktes Gewebe.«
»Aber du hattest Krebs? Und bist davon genesen?«, fragte ich.
»Habe ich euch das gar nicht erzählt?« Callum warf Harlow einen Blick zu und machte ein schuldbewusstes Gesicht. »Ups.«
Sie zuckte nur die Achseln und lächelte.
»Im Ernst, Bro. Wenn dir wirklich etwas daran liegt, dass wir den alten Scheiß begraben, solltest du langsam damit anfangen, uns in die wichtigen Dinge in deinem Leben einzuweihen«, sagte Colton kopfschüttelnd und warf Callum einen zornigen Blick zu, beruhigte sich jedoch gleich wieder.
»Also«, sagte ich mit einem erleichterten Seufzen, »wir freuen uns sehr über die Beförderung, die du absolut verdient hast, und noch mehr darüber, dass du krebsfrei bist.« Ich kann also wahrhaftig ein Carson 2.0 sein. Immerhin ein Fortschritt.
»Und wir freuen uns sehr, dass ihr zwei wieder zusammen seid, und zwar diesmal hoffentlich für immer«, fügte Colton hinzu. »Callum mit Liebeskummer war nämlich unerträglich, und ich war kurz davor, auf das Erbe zu verzichten, um ihn loszuwerden.«
Harlow schnaubte, und Callum stieß sie mit der Schulter an. »Diesmal hat sie mich für immer am Hals. Sie wird mich nicht wieder los. Und ihr wagt es ja nicht, gegen die Testamentsklausel zu verstoßen.«
»Dann willst du dauerhaft in Winter Harbor bleiben?«, fragte ich, und die aufsteigende Hoffnung zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht.
Callum zuckte die Achseln. »Tatsächlich hoffe ich, dass wir alle dauerhaft hierbleiben.«
Wortlos schraubten wir unsere Bierflaschen auf, tranken auf unsere Zukunft in Winter Harbor, chillten noch eine Weile im Gras und versuchten dann erneut – wieder erfolglos –, die Hobbit-Tür aufzubrechen.
Das Knirschen von Reifen in der langen Kiesauffahrt erregte unsere Aufmerksamkeit, aber wir blieben alle sitzen, auch als ein kompakter metallicblauer Kleinwagen auftauchte.
»Noch ein Winter Harborer, der uns mitteilen will, dass der gute alte Dad sein Geschäft verkaufen wollte?«, meinte Colton sarkastisch, aber auch neugierig.
Dann sah ich, wer am Steuer saß.
Auch wenn ich den Wagen nicht kannte, erkannte ich doch sofort das leuchtend rote Haar und die helle Porzellanhaut. Und die grasgrünen Augen waren auch auf fünfhundert Meter Entfernung unverwechselbar.
»Nein.« Ich sprang auf und blieb einen Moment steif stehen. »Das ist kein Einheimischer.« Ich ließ sie nicht aus den Augen, als sie den Wagen vor dem Haus parkte, und registrierte irgendwann überrascht, dass ich an der Hausecke im Schatten stand und die Bierflasche so fest umklammert hielt, dass meine Fingerknöchel schmerzten.
Was zum Teufel machte sie hier?
Colton, Callum und Harlow blickten herüber, machten aber nach wie vor keine Anstalten aufzustehen.
»Weißt du, wer das ist?«, hörte ich Callum leise fragen.
»Ich habe so eine Ahnung«, antwortete Harlow. »Erzähle ich dir später.«
Als Amaya auf mich zukam, fiel mein Blick auf ihren Bauch und blieb dort haften. Ich glaube, dass ich nicht einmal blinzelte.
Sie blieb etwa fünf Schritte von mir entfernt stehen. Ein plötzlicher Windstoß fuhr durch ihr Haar und wehte mir ihren blumigen Zitrusduft in die Nase. Ich war auch nur ein Mensch, sog scharf Luft ein und musste gegen den Drang ankämpfen, die Augen zu schließen.
Erinnerungen wirbelten in meinem Kopf wild durcheinander, mein Magen zog sich zusammen, und mein Herz schlug vor Verwirrung unregelmäßig.