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Meine Familie ist anders als normale Familien. Am 17. Geburtstag bekommt ein Mädchen, von jeder Generation, einen Wunsch und einen Guardian. Die anderen verlieren ihren Verstand. Nachdem meine Grossmutter plötzlich stirbt, bekomme ich ihr Tagebuch. Es ist schön zu lesen, was in ihrem Kopf vorging als sie so alt war wie ich. Ich denke mir nichts weiter dabei. In wenigen Tagen bin ich auf der letzten Seite des Tagebuches angekommen ... doch sie ist weg. Ich möchte unbedingt wissen, was so Geheimnisvolles darauf steht, dass sie vernichtet werden musste. Aus diesem Grund wünsche ich mir, an meinem 17. Geburtstag, die letzte Seite. Aber etwas läuft schief und stattdessen lande ich in der Vergangenheit.
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Seitenzahl: 182
Veröffentlichungsjahr: 2020
Hoi, Mami und Papi!
*winkt*
Wünschen kann man sich viel. Aber für die Erfüllung sind dann doch meist andere zuständig. Seibold, Klaus
Prolog
Zwei Tage später…
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20. September 2038
Drei Wochen später …
Es ist der 17. September 2038. Die Sonne scheint, es ist warm. Ein ganz normaler Tag, nicht für mich… In drei Tagen ist mein 17. Geburtstag, was eine grosse Sache in meiner Familie ist. Jemand aus jeder Generation, von meiner Familie, bekommt einen «Guardian», der uns einen Wunsch an unserem 17. Geburtstag erfüllt. So wie ein Ginnie, nur dass unser Guardian auch nach dem erfüllten Wunsch an unserer Seite bleibt, uns hilft und beschützt. Ich weiss, dass ich einen bekommen werde, weil ich ein Einzelkind bin.
Endlich ist es Mittagspause. Die Doppelstunde Englisch bei Mr. Santiago ist die reinste Hölle. Alle meine Mitschüler stürmen wie Tiere aus dem Zimmer, als ob so der Tag schneller vergehen würde. In der Schulkantine angekommen, wird man direkt traurig. Es ist ein grosser Raum mit grauen Wänden, grauen Tischen, grauen Stühlen und einem Buffet. Ich schaue mich so wenig wie möglich um und gehe zu meinen Freundinnen. Wir sitzen immer am selben Tisch, ganz hinten in der Ecke. Unsere Gruppe besteht aus Leila, Spencer, Tara, Liza und mir. Wir gehören zu den Aussenseitern, worüber wir alle nicht unglücklich sind. Leider muss ich bei den «Beliebten» vorbeilaufen, die einfach nicht widerstehen können, jeden bitchig anzuschauen der ihnen nicht passt. Ich würde denen so gerne einmal meine Meinung sagen, aber das wäre social suicide. Sobald ich an meinem Tisch angekommen bin, reden alle auf mich ein. «Was wirst du dir wünschen?» «Freust du dich schon auf deinen Geburtstag?» «Das wird der Hammer!» Spencer, meine beste Freundin und ich schauen uns an und lachen laut los. Womit wir uns viele verurteilende Blicke von unseren Mitschülern einholen. Typisch, die können sich nie um ihren eigenen Dreck kümmern. Spencer ist die einzige die weiss, was ich mir wünschen werde.
Vor vier Monaten starb meine Grossmutter Lilly plötzlich. Keiner hatte es erwartet, was alles viel schmerzhafter machte. Sie war, neben Spencer, meine beste Freundin. Ich konnte ihr alles erzählen. Auf jeden Fall war ihre Beziehung zu unseren anderen Verwandten nicht so prickelnd. Unsere Familie ist verrückt. Ich habe vier Cousinen und zwei Tanten, die in einer psychiatrischen Anstalt sind. Keiner weiss wieso, aber so ist es schon ewig. Deshalb hat meine Grossmutter alles mir und meiner Mutter vermacht. Zwischen allen Boxen war eine Kleinere, die mit ‘nur für Grace’ in ihrer wunderschönen Schnörkelschrift beschriftet war. Ich versteckte sie in meinem Zimmer, bevor jemand sie entdecken konnte. Ich wagte mich nicht sie zu öffnen bis ich mir sicher war, dass keiner in der Nähe war der etwas mitbekommen würde. Meine Mutter ist alleinerziehend und muss viel arbeiten also musste ich nicht lange warten bis ich die Wohnung für mich hatte. Endlich konnte ich herausfinden was «nur für mich» war. Das erste war ihr Lieblingsbild von uns beiden. Es war vom Tag meiner Geburt. Auf der Rückseite stand «Von unserem nicht ganz ersten Treffen». Ich verstand nicht, was sie meinte, aber das tat ich öfters nicht. Sie liebte es in Rätseln zu sprechen. Sie sagte mir einmal, dass es erst mit dem Alter kam, als ich sie wieder einmal verwirrt anschaute.
Das nächste war eine Brosche. Sie ist oval, hat Smaragd Steine darauf und einen feinen Goldrand.
Ich erkannte sie sofort. Als ich ein Baby war und ich weinte, konnte ich nur aufhören, wenn ich diese Brosche hielt. Es war das Lieblingsaccessoire meiner Grossmutter. Unter der Brosche war noch ein Bild. Es war mit ihr und ihrer Freundesgruppe. Sie sind im Central Park und sehen aus, als ob sie sorgenfrei sind und einfach nur die Zeit mit ihren Freunden geniessen, aber etwas an dem Foto war komisch, aber ich wusste nicht was. Auf der Rückseite stand «auf ein Wiedersehen.» Das letzte war ein Buch. Als ich es genauer anschaute, bemerkte ich, dass es ihr Tagebuch war als sie so alt war wie ich jetzt. Sofort begann ich zu lesen und war nach vier Tagen beim letzten Eintrag. Er wurde am 14.10.1986 geschrieben. Es ging um einen Jungen namens Jeremy. Meine Grossmutter und er waren ein Paar. An diesem Tag hat er ihr einen Brief gegeben und hat ihr gesagt, dass sie ihn erst am Montag öffnen dürfe. Ich blätterte gespannt um, um herauszufinden was darinstand, aber die Seite war… weg? Es sah so aus, als ob jemand sie rausgerissen hätte. Wieso? Es konnte nur meine Grossmutter gewesen sein. Aber wieso tat sie das?
Genau diese Frage beschäftigt mich seit vier Monaten und genau das will ich herausfinden. Mein Wunsch ist es zu erfahren was auf dem Brief stand und in drei Tagen werde ich die letzte Seite bekommen und es herausfinden.
«Grace! Grace, verdammt noch mal wach auf! Du hast verschlafen!» Oh nein, nicht schon wieder. Verschlafen und gestresst ziehe ich mich an, schnappe mir einen Apfel und renne zur Haltestelle. Super, fängt ja schon gut an. In der U-Bahn setze ich mich neben Spencer. Sie schaut mich strahlend an «und, hast du gelernt für heute?» «Spencer, kennst du mich überhaupt nicht? Natürlich nicht.»
Nach der Schule gehe ich direkt zur Arbeit. Ich habe einen Job in einem kleinen hipster Café. «Und, ist das Model schon da?», frage ich meine Mitarbeiterin Bella. «Na logisch, er sitzt an seinem üblichen Platz.» Jeden Tag um dieselbe Uhrzeit kommt ein junger Mann ins Café, bestellt sich das gleiche wie jeden Tag und setz sich an den gleichen Tisch wie immer. Wir wissen nicht wie er heisst, aber er ist sehr hübsch und könnte ein Model sein, deshalb sein Spitzname. «Grace, morgen ist ja dein Geburtstag und wir werden uns nicht sehen, deshalb habe ich ein kleines Geschenk für dich, aber du darfst es erst morgen auspacken.» Sie hält mir eine kleine Box hin. Ich weiss schon was drin ist. Ihre Mutter macht die besten Kekse und weiss wie sehr ich diese liebe. «Danke viel Mal. Ich verspreche dir, ich werde warten mit auspacken.» «Gut so, hat deine Mutter schon den ganzen Tag geplant?» «Ich weiss noch von nichts, aber das muss nichts heissen. Immerhin ist es meine Mutter.» Drei Stunden später bin ich mit Arbeiten fertig und kann endlich nach Hause. Bevor ich mich zu Hause ins Bett schmeissen kann, muss ich erst noch 30 Minuten nach Hause fahren.
Zuhause angekommen, erwartet mich meine Mutter schon gespannt. Sie ist genau so aufgeregt wegen morgen wie ich. Ihr Guardian ist ein Vogel. Er sieht süss aus und man könnte meinen, dass er keiner Fliege was antun könnte, aber einmal stritten ich und meine Mutter uns so sehr, dass das dumme Tier mir einfach ein Büschel Haare rausriss. Seit dem Tag kann ich ihn nicht ausstehen.
«Also ich habe schon einen Plan, was wir morgen machen. Du schwänzt die Schule und verbringst den Tag mit Spencer in der Stadt. Ich habe schon mit ihren Eltern gesprochen und sie haben gesagt es geht in Ordnung. Oh, und sie wird heute auch hier übernachten. Während ihr einen schönen Tag zusammen habt, besorge ich den Kuchen und die Filme. Am Abend schauen wir drei dann Filme, essen Pizza und Kuchen und machen es uns gemütlich. Natürlich darf dein Guardian auch kommen, wenn er oder sie möchte.» «Immer langsam Mama. Ich darf die Schule schwänzen? Mir gefällt wie du denkst.» Da kommt Spencer schon zur Tür hinein gewatschelt. Für meine Mutter ist Spencer wie eine Tochter. Wir sind eine kleine Familie.
Den Rest des Abends verbringen wir mit reden, essen und Uno spielen. Um 23:55 Uhr sind meine beste Freundin und ich brav im Bett, denn um Punkt 00:00 Uhr werde ich ein Kribbeln spüren, dann muss ich mein Wunsch sagen und direkt schlafen gehen, sodass alles glatt laufen kann. Am nächsten Morgen wird mein Wunsch dann erfüllt sein. «Spürst du schon was? Soll ich ein wenig Abstand halten?», fragt Spencer neben mir. «Nein ich fühle mich noch nor- jetzt…» Das Gefühl ist unbeschreiblich. Es fühlt sich an, als ob man Schmetterlinge im Bauch hat und einem Übel ist zur gleichen Zeit. Okay, reiss dich zusammen Grace. «Ich wünsche mir, dass ich erfahre, was auf dem Brief stand und was an dem Tag passierte.» «Und was nun?» «Keine Ahnung ich denke wir gehen jetzt einfach schlafen und morgen erfahren wir endlich, was auf der letzten Seite steht.» «Okay, alles Gute zum Geburtstag und gute Nacht Grace» «Danke, gute Nacht Spencer.»
Ich öffne verwirrt meine Augen, da ich viele laute Geräusche höre und das Bett total unbequem ist. Träume ich noch? Alles ist sehr hell. Es sieht aus wie in New York, aber zugleich anders und die Leute sind komisch angezogen. Wo bin ich? Das muss ein Traum sein. Kann es sein, dass ich in meinem Wunsch bin? Meine Mutter hat mir gesagt, dass ich mich sehr genau ausdrücken soll. Verdammt, was mache ich jetzt? Von mir selbst genervt stehe ich von der Bank auf, die anscheinend mein Bett war und schaue mich um, ob ich etwas wiedererkenne. Da, das Diner in dem meine Grossmutter und ich immer assen, wenn wir gemeinsam Essen gingen. Es war ihr Lieblingsrestaurant. Während ich die Strasse überquere, schauen mich alle komisch an. Unsicher schaue ich an mir herunter und sehe, dass ich noch mein Pyjama trage. Na toll. Nicht mehr verwirrt, sondern genervt stampfe ich ins Diner. Als ich im Diner angekommen bin merke ich, dass ich Hunger habe und mein Bauch am knurren ist. Aber auf das kann ich mich jetzt gar nicht konzentrieren, denn da kommt ein hübscher Junge auf mich zu. Er ist gross, dunkelhäutig, hat ein wunderschönes Lächeln und einen coolen Style. «Hey, endlich hast du es geschafft. Wie war die Reise?» «Ähmm, du verwechselst mich mit jemandem.» Na toll, zwei Sekunden in meinem Wunsch und ich werde schon von einem Typen angebaggert. «Echt jetzt? Komm Grace setz dich hin und rede nicht so laut, sonst denkt noch jemand, ich möchte dich entführen.» «Wer bist du und woher kennst du meinen Namen?» «Komm schon, ich mache hier «my grand reveal» und du weisst nicht mal wer ich bin?» «Bist du mein…?» «Genau Engelchen, ich bin dein Guardian. Oh, ich heisse Leo by the way und bevor du dir den Kopf darüber zerbrichst, ja ich bin schwul.» «Okay, gut zu wissen. Kannst du mir sagen was hier los ist?» «Na es war ja dein Wunsch, herauszufinden was auf der letzten Seite passierte oder?»
«Ja, aber ich wollte die letzte Seite haben, nicht in die Vergangenheit reisen!» Leo schaut mich ganz ruhig an und sagt «Ich glaube du musst es noch ein wenig lauter sagen, die in der letzten Booth haben dich noch nicht gehört.» «Ein Comedian ist er auch noch», gebe ich schnippisch zurück. «Hey du hast deinen Wunsch nicht richtig gesagt nicht ich.» «Was soll ich denn jetzt machen?» Leo legt seine Hand auf meine und lächelt mich aufmunternd an, was mich sofort beruhigt, auch wenn ich das nicht will. Weiss er das ich gerade die totale Kriese schiebe? «Grace beruhige dich. Ich erkläre dir jetzt was hier passieren wird. Wir werden hier 30 Tage verbringen, um herauszufinden was auf der Seite steht. Natürlich werde ich dir immer zur Seite stehen und dir helfen, falls du mich brauchst. Es wäre am besten, wenn du mit keinem redest, der in einer Verbindung etwas mit deiner Grossmutter zu tun hat. Das würde alles sehr viel komplizierter machen. Gibt es noch Fragen?» «Wie wäre es mit 1000? Zum Beispiel wo soll ich schlafen? Werde ich immer im PJ herumlaufen müssen? Mit welchem Geld soll ich mir Essen kaufen? Was ist es für ein Tag?» Ich wollte gerade Luft holen, als mein Guardian mich stoppt. «Mach dir keine Sorgen. Alle hier wissen wer ich bin. Sie denken das ich hier über dem Diner mit meinem Onkel wohne, dem das Diner gehört und das ich auf dieselbe High-School wie deine Oma gehe. Ich kenne alle, die im Leben deiner Grossmutter eine wichtige Rolle spielen. Oh, und wegen deinen Klamotten mach dir keine Sorgen.» Leo schnippt kurz mit den Fingern und schon habe ich das styliste Outfit in ganz Nordamerika an. Er lächelt mich stolz an, so als ob er ein Welpe wäre und seinen ersten Trick meisterte. Auf eine Art ist es das auch denke ich. So schnell wie meine Wut kam, ist sie jetzt auch gegangen und ich kann nicht anders und lächle zurück. Wir haben gar keine Zeit um uns zu unterhalten, da kommt schon eine Gruppe von Jungs ins Diner. Sie tragen alle dieselbe Jacke und auf dem Rücken steht Upper East High. Der Name kommt mir bekannt vor. Ich muss angestrengt aussehen, denn Leo unterbricht meinen Denkprozess «Falls du dich gerade fragst, wo du den Namen schon einmal gelesen hast, denk an das Tagebuch.» Dann fällt es mir wieder ein: «Das ist die High-School meiner Grossmutter. Deine High-School? Was auch immer, bedeutet das, dass ist euer Football Team? Was heisst, dass das Jeremy ist?» Der Junge, den ich in Verdacht habe, sieht sehr gut aus. Er ist blond, gross und hat ein sehr verführerisches Lächeln. Leo dreht sich um, um eine bessere Sicht zu bekommen. «Mhmm, das ist der berühmte Jeremy Baker, Star Quarterback der Upper East High. Jedes Mädchen will mit ihm zusammen sein, jeder Junge will ihn sein. Ich kann es keinem verübeln, schau ihn dir an.» Verträumt kehrt sich mein Guardian und neuer Freund wieder zu mir um. Sobald ich seinen Ausdruck sehe, breche ich in Gelächter aus. Dem Anschein nach hat mein Lachen die Aufmerksamkeit der Jungs auf uns gezogen und ehe Leo und ich uns vorbereiten können, ist Jeremy auch schon auf dem Weg in unsere Richtung. Er zwinkert mir zu, als er an unserem Tisch ankommt und wendet sich dann Leo zu. «Na Phillips, keine Schwuchtel mehr? Ein süsses Mädchen hast du dir da geangelt.» Ich glaube mir ist gerade die Kinnlade auf den Tisch gefallen. Für wen hält dieser Möchtegerncasanova sich. Wie kann Oma nur mit so einem Menschen zusammen sein? Meine Hände ballen sich zu Fäusten, ich atme tief ein und möchte mich gerade bereit machen, um ihn anzuschreien, aber ich werde unterbrochen. Hinter den Abschaum kommt noch einer von seiner Gruppe dazu. Er legt seine Hand auf die Schulter seines Teammitgliedes. Ich funkle ihn wütend an. Er hält seine Hände in die Luft und schaut mich bedauernd an. Dann flüstert er etwas ins Ohr seines Kumpels, dem es anscheinend nicht gefällt, was ihm gesagt wird. Widerwillig dreht sich Jeremy um und geht zu seiner Gruppe zurück, die sich inzwischen auf drei Tische verteilt hat und es nicht weniger interessieren könnte, was hier gerade passiert. Jeremys Freund steht immer noch bei uns. Er räuspert sich kurz und wendet sich dann an Leo: «Es tut mir echt leid wie er sich gerade benommen hat. Wir hatten gerade Training und der Coach hat heute alles an ihm ausgelassen. Jeremy war frustriert und liess es an dir aus. Ich weiss, dass ist keine Entschuldigung.» Ich kann ihn nicht einschätzen. Es wirkte so, als ob er es aufrichtig meint, aber vielleicht ist er einfach gut darin, Leuten etwas vorzumachen. Plötzlich fängt Leo an zu lachen. Der Fremde und ich schauen uns verwirrt an. Als sich unsere Blicke treffen, schaue ich schnell wieder zu Leo hinüber. Nachdem er sich wieder eingekriegt hat, räuspert er sich: «Mach dir keine Sorgen um mich William. Ich glaube, dass ist seine Art mit mir zu flirten.» Jetzt entspannt sich Williams Haltung und auch er beginnt zu lachen. «Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich Will nennen sollst. Alle meine Freunde nennen mich so.» Trotz Leos dunkler Haut, kann man sehen wie ihm die Wärme ins Gesicht steigt. «Blythe pass auf, sonst zieht er dir noch ein Prinzessinenkleid an», ruft einer seiner Mannschaft. Das ganze Team grölt vor sich hin, ausser William, sein Lachen erstarb augenblicklich und er wirkt wieder niedergeschlagen. «Es tut mir so leid Leo, echt.» «Bei mir passt alles Will. Die stehen alle heimlich auf mich.» Schon waren die beiden wieder am Lachen. «Also dann bis Morgen Leo.» Er lächelt Leo zu und wendet sich dann zum Gehen ab. Als er beinahe bei seinen Freunden angekommen ist, dreht er sich noch einmal um, aber diesmal, um mich anzuschauen. Oh Gott, jetzt werde ich rot, ganz schnell senke ich den Blick wieder. Soweit ich von meiner Grossmutter erfahren habe, ist William der beste Freund von Jeremy. Nur schrieb Oma nie etwas davon wie gut er aussah. Er hat braune Locken, ist gross und muskulös. Auch er hat ein verführerisches Lächeln, so wie Jeremy, aber seines wirkt aufrichtiger und sympathischer. Leo unterbricht mich, während ich in meinen Gedanken schwelge, schon wieder. «Du lachst mich aus, weil ich wegen Jeremy Baker rot werde, aber du solltest dich einmal sehen», sagt Leo spöttisch. Dann redet Leo weiter, aber ich kann mich nicht darauf konzentrieren, denn die Diner Tür öffnet sich und dieses Mal kommt meine Grossmutter herein.
Ich kann sie nur anstarren. Sie hat blonde, gelockte Haare, die ihr bis zur Schulter reichen. Wenn man meine Mutter kennt, kann man die Verwandtschaft definitiv erkennen. Sie trägt ein rosa Kleid mit weissen Punkten, welches ihr knapp die Knie bedeckt. Neben ihr steht noch ein anderes Mädchen. Soweit ich weiss ist das ihre beste Freundin und heisst Chloe. Sie hat rötliche Haare, die sie zu einem Zopf geflochten hat. Ihr Style ist ganz anders als der meiner Grossmutter. Sie trägt lockere Jeans, ein schwarzes, bauchfreies Oberteil und eine oversized Jeansjacke. Die beiden laufen an uns vorbei und als sie an unserem Tisch vorbeilaufen, lächelt meine Oma mich an und beginnt dann mit ihrer Freundin zu kichern, als das Footballteam ihnen zu zwinkert. Meine Oma geht zu Jeremy und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. Ich glaube, es kommt mir gleich hoch. Wie kann sie mit so jemandem zusammen sein? Chloe geht zu William und sitzt ihm auf den Schoss. Ihm scheint das, dem Anschein nach, nicht so zu gefallen und er verrenkt sich förmlich, um sich von ihr befreien zu können. Ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken. Wieso freut es mich, dass er nichts von ihr will? Das sollte mir doch egal sein. Nun setzten sich auch Jeremy und Lilly. Jeremy zieht meine Grossmutter an ihrer Hüfte auf seinen Schoss und sie wird rot. Ich will meiner jungen Grossmutter nicht beim Schmusen mit ihrem widerlichen Freund zuschauen, deshalb wende ich meinen Blick wieder Leo zu, der mich gespannt anschaut. «Was ist?», frage ich genervter, als ich es eigentlich meine. «Und, was hältst du von all dem?» «Ich verstehe einfach nicht, wie sie mit ihm zusammen sein kann.» «Tja, ist ja nicht so als ob du daran etwas ändern kannst, zumindest nicht heute. Komm wir gehen hinauf in die Wohnung, dann kannst du dich noch ein wenig ausruhen bevor du morgen mit dem Arbeiten beginnst.» «Arbeiten? Wo arbeite ich und wieso?» «Du arbeitest hier als Kellnerin. Da du nicht zur Schule gehst, musst du deine Zeit vertreiben können, während ich in der Schule bin.
Es wäre auffällig, wenn du nichts machen würdest und du kannst deine Oma und ihre Freunde sehr einfach beobachten.» «Dein Ernst, Kellnerin? Ich habe keine Ahnung wie das geht. Ich weiss wie Kaffee machen, aber ich kann nicht servieren.» «Mach dir keine Sorgen, Onkel Junior wird es dir beibringen. Er freut sich schon dich morgen kennenzulernen. Er ist bis heute Nacht unterwegs, eine Bestellung abholen, deshalb lernt ihr euch erst morgen kennen.» «Was hast du ihm eigentlich gesagt, wer ich bin?» «Oh ganz einfach, du bist von meiner Schule. Deine Mutter zog nach Europa, wegen ihrer Arbeit und weil du meine beste Freundin bist, habe ich dir bei uns ein Zuhause angeboten. Junior ist kein Unmensch und hilft allen gerne, deshalb fand er meinen Vorschlag grossartig und jetzt komm.» Ich folge Leo in einen abgesperrten Teil, in dem eine Treppe in ein anderes Geschoss führt. Oben angekommen gehen wir in die Wohnung. Sie ist klein, aber geräumig. Sie hat eine kleine Küche, ein Sofa vor einem uralten Fernseher und obwohl die Wohnung klein ist, hat sie drei Schlafzimmer. «Das ist dein Zimmer», sagt Leo und weist auf das ganz rechts.
Ich werde von einem lauten Knall geweckt. Schlaftrunken gehe ich in die Küche, wo Leo am Herd steht und mich anstrahlt: «Na, wie schläft es sich in einem anderen Jahrhundert? Sorry das ich dich geweckt habe. Ich wollte dich eigentlich so lange wie möglich schlafen lassen.» «Kein Problem. Wann muss ich mit der Arbeit beginnen?» «Um 8:00 Uhr. Also hast du noch 30 Minuten. Geh du dich duschen. Deine Arbeitskleider habe ich dir neben die Dusche gelegt. Ich mache in der Zeit das Frühstück bereit.»