Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
The Standards werden vor allem mit Musik assoziiert. In diesem Band sind The Standards wegweisende ökonomische Aufsätze, die von einer Gruppe junger Autoren vorgestellt und interpretiert werden. Die Erkenntnisse mehrerer Nobelpreisträger und weiterer kluger Köpfe waren vor allem für die Fachwelt bestimmt – sie werden nun einem breiteren Leserkreis zugänglich gemacht. 1850 erschien ein bahnbrechender Essay über die Kurzsichtigkeit wirtschaftspolitischer Eingriffe. 1920 wurde in einem Aufsatz der Nachweis erbracht, dass Sozialismus wirtschaftlich scheitern muss. Geschichtsschreibung über die Industrialisierung folgt antikapitalistischer Propaganda der Zeitgenossen. Bürger können öffentliche Güter besser durch freiwillige Kooperation erbringen. Ökologismus wertet Umweltprobleme dogmatisch – Ökonomie löst Ressourcenkonflikte rational. The Standards informieren und inspirieren. Die Grundmelodie ist unüberhörbar die der Freiheit.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 119
Veröffentlichungsjahr: 2015
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Präludium
Helmut Krebs
Fréderic Bastiat: Was man sieht und was man nicht sieht
Wolf von Laer
James Buchanan: What Should Economists Do?
Malte Tobias Kähler
Huerta de Soto: Der andauernde Methodenstreit der Österreichischen Schule
Alexander Fink
Armen Alchian: Uncertainty, Evolution and Economic Theory
Eduard Braun
Israel Kirzner: Rationality, Entrepreneurship, and Economic „Imperialism“
Kalle Kappner
Israel Kirzner: Entrepreneurial Discovery and the Competitive Market Process: An Austrian Approach
Carsten Dethlefs
Wilhelm Röpke: Rechnung ohne den Menschen
Christian Hoffmann
Elinor Ostrom: A Behavioral Approach to the Rational Choice Theory of Collective Action
Dagmar Schulze Heuling
Friedrich August von Hayek: History and Politics
Alexander Dörrbecker
Lord Acton: History of Freedom in Antiquity und History of Freedom in Christianity
Edith Puster
Ludwig von Mises: Die Wirtschaftsrechnung im sozialistischen Gemeinwesen
Isabell Heuber
George Stigler: The Theory of Economic Regulation
Michael von Prollius
Friedrich August von Hayek: Der Strom der Güter und Leistungen
Steffen Hentrich
Steven E. Landsburg: Why I’m not an Environmentalist – The Science of Economics versus the Religion of Ecology
Gérard Bökenkamp
Gustave de Molinari: Über die Produktion von Sicherheit
Stefan Blankertz
Murray N. Rothbard: Left and Right: The Prospects of Liberty
Gerald Mann
Frédéric Bastiat: “Petition der Kerzenmacher“
Autoren
The Standards werden vor allem mit Musik assoziiert. Besonders häufig gespielte Stücke, die immer wieder neu interpretiert werden und die Stilentwicklung überdauern oder sie selbst prägen, gelten als Standards. Beim Jazz ist das beispielhaft der Fall. Bemerkenswerterweise gilt: Neuinterpretationen können beliebter sein als die Originale. Auch über die Musik hinaus kennzeichnet Standards, dass die in ihnen verkörperte Art und Weise zu verfahren anerkannt wird, ob beim Tanzen, bei Produktionsverfahren oder bei Währungen. Ein Goldstandard ist beispielsweise eine Währung, die aus Goldmünzen, Goldbarren oder in Gold eintauschbaren Papiernoten besteht.
The Standards sind in diesem Band wegweisende ökonomische Aufsätze. Auf ihre Kernaussage wird besonders häufig Bezug genommen, so dass sie die Wirtschaftswissenschaft prägen (sollen). Das in Klammern gesetzte Sollen weist auf den Untertitel hin; es handelt sich nämlich um klassisch liberale Aufsätze. Offenkundig ist die heutige Wirtschaftswissenschaft nicht durch klassisch liberale Erkenntnisse geprägt, sondern durch Interventionismus, Dirigismus und Etatismus anderer Stilrichtungen; dazu gehört auch das Denken in Aggregaten und abstrakten Modellen mit der Folge verbreiteter Gesellschaftsklempnerei. Das hat mit Marktwirtschaft kaum etwas zu tun wie mehrere Interpretationen zeigen. Umso erfreulicher ist es, dass die Österreichische Schule der Ökonomik derzeit eine publizistische Renaissance erlebt. Einige Ihrer Vertreter und Anhänger sind nachfolgend vertreten. Für alle Beiträge gilt: Die Interpretationen verbessern unser Verständnis über die Funktionsweise von Wirtschaft und Gesellschaft.
The Standards haben in der Musik im Great American Songbook einen Platz gefunden. Herausragende Songs der amerikanischen Unterhaltungsmusik sind dort versammelt, ohne dass ihre Zahl abschließend festgelegt wäre. Ökonomische Anthologien gibt es viele, liberale wenige, wenn darunter Auswahlbibliotheken kurz vorgestellter Bücher verstanden werden. Eine Marktlücke besteht für eine Anthologie herausragender Aufsätze. Dazu zählt eine Interpretation des Jahrhundertaufsatzes von Ludwig von Mises „Die Wirtschaftsrechnung im sozialistischen Gemeinwesen“ aus dem Jahr 1920. Die Kernaussage sollte jeder gebildete Mensch kennen. Schließlich handelt es sich um den Nachweis, dass im Sozialismus keine rationale Ressourcenverteilung möglich und folglich ein Zusammenbruch unvermeidbar ist, solange Experten eine Wirtschaft zentral lenken.
„Jede wirtschaftliche Veränderung wird ... im sozialistischen Gemeinwesen zu einem Unternehmen, dessen Erfolg weder im vorhinein abgeschätzt noch auch später rückschauend festgestellt werden kann ... Sozialismus ist Aufhebung der Rationalität der Wirtschaft.“
Ludwig von Mises
Warum dieser und andere Meilensteine des Erkenntnisfortschritts einem breiteren Publikum – noch – weitgehend unbekannt sind, hat verschiedene Ursachen: Vor allem handelt es sich um wissenschaftliche Aufsätze, die speziell an die Fachwelt gerichtet sind und regelmäßig weder voraussetzungslos verständlich noch kurzweilig sind. Dem soll mit Hilfe der nachfolgenden Interpretationen ein wenig abgeholfen werden.
Inhaltlich lassen sich die nachfolgend interpretierten Aufsätze verschiedenen Themen zuordnen:
Zu Beginn steht eine der gleichermaßen wichtigsten, aber am wenigsten beherzigten wirtschaftspolitischen Mahnungen, nämlich nicht auf das zu schauen, was man sieht, sondern all das zu antizipieren, was man nicht sieht oder nicht beabsichtigt hat. Es dürfte nicht übertreiben sein, dass jeder staatliche Eingriff in den Markt an einem Verstoß gegen diesen Standard krankt, von Mietpreisbremsen und Mindestlöhnen bis zu Steuern, Rettungspaketen und Konjunkturprogrammen. Eines der am besten verkauften Einführungsbücher in die Wirtschaftspolitik erläutert Frédéric Bastiats gerade erwähntes Diktum „Was man sieht und was man nicht sieht“: Die Rede ist von Henry Hazlitts „Economics in one lesson“ (in deutscher Übersetzung: Die 24 wichtigsten Regeln der Wirtschaft). Bastiat steht mit seiner unnachahmlichen „Petition der Kerzenmacher“ auch am Ende des Interpretationsreigens der Standards.
Es folgen mehrere Aufsätze zur Methodik der Wirtschaftswissenschaft. Das klingt trocken, ist es aber nicht. Hier geht es um das vielleicht spannendste Thema überhaupt, um des Pudels Kern: Was ist Marktwirtschaft? In einer Zeit, in der Unternehmer als Ausbeuter, sozial verpflichtete Arbeitgeber oder Reiche gelten, bei denen etwas zu holen ist, bleibt eine Richtigstellung unentbehrlich. Unternehmer sind die Helden des Alltags.
„Freiheit und eine gute Regierung schließen einander nicht aus; und es gibt ausgezeichnete Gründe, warum beide sich zusammenfinden sollten; aber sie kommen beide nicht notwendigerweise zusammen vor.“
Lord Acton
Weniger pathetisch formuliert sind Unternehmer diejenigen, die dem Markt durch Entdeckung von Lücken und durch Innovationen die Wohlstandsdynamik für alle verleihen. Die herkömmlichen Betrachtungen machen die Rechnung ohne den Menschen, um mit Wilhelm Röpke zu sprechen. Dazu gehört auch der Irrtum, wirtschaftliche Entwicklungen treffsicher prognostizieren zu können. Vertreter der Österreichischen Schule weisen treffend darauf hin, dass lediglich Mustervorhersagen möglich sind, weil menschliches Handeln für exakte Prognosen zu komplex ist. Mustervorhersagen ergeben sich aus ökonomischen Gesetzmäßigkeiten. Beispielsweise verknappen Mietpreisbremsen das Wohnangebot und Mindestlöhne verbieten Dienstleistungen unterhalb eines Preises, so dass Arbeitsplätze wegfallen oder nicht entstehen. Zum Verständnis von Marktwirtschaft gehört auch das Wissen um zivilgesellschaftliche Lösungen für vermeintlich exklusive „öffentliche Güter”, die von der Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom besonders intensiv erforscht wurden und hier vorgestellt werden. Deutlich wird, dass Menschen am besten selbst ihre Geschicke in die eigenen Hände nehmen, gerade wenn es um Gemeinschaftsinteressen geht. Zusammen mit weiteren Interpretationen, etwa zur Funktion von Preisen, geht es bei diesen Standards um die Essenz von Wirtschaft und Gesellschaft als Ausdruck menschlichen Handelns.
Freiheit als Weg zur Geschichte und der Geschichte – das ist kein selbstverständlicher Ansatz. Zugleich ist das schiefe Bild der Historiker vom Kapitalismus revisionsbedürftig. Historische Narrative prägen die Beurteilung unseres Alltags, auch wenn sie falsch sind. Diese Erkenntnis vertritt ein weiterer Nobelpreisträger, Friedrich August von Hayek, während der katholische Liberale Lord Acton Ansätze für eine Freiheitsgeschichte entwickelt hat.
Gegen Mythen richten sich weitere Texte. Dazu gehört das vernachlässigte Feld der Politischen Ökonomie: Regulierung dient nicht den Konsumenten. Erklärungsbedürftig ist, warum sie von Politikern dennoch auf den Weg gebracht wird. Ein weiterer Mythos ist die Nachfragestimulierung, die entgegen landläufiger Meinungen nicht automatisch zu mehr Arbeit führt. Dass hier die Rechnung ohne den Wirt gemacht wird, ohne zu verstehen, welche Funktion Preise haben, verbindet den Beitrag mit den Texten über das (Un)Verständnis von Marktwirtschaft. Die rationale Sichtweise der Ökonomie bietet eine weitere Einsicht, nämlich Umweltprobleme als Konflikte um die Nutzung knapper Ressourcen abzugrenzen vom dogmatischen Ökologismus der Umweltbewegung. Indes bleiben Zweifel, ob Sicherheit ein Gut wie jedes andere auch ist, was der einflussreiche Aufsatz von Gustave de Molinari als Vorläufer des Anarchokapitalismus zu zeigen versucht.
Was ist zu tun? Eine Erneuerung des klassischen Liberalismus sollte sich mit der Spaltung des klassischen Liberalismus in einen rechten (konservativen) wirtschaftsliberalen und einen linksliberalen bürgerrechtlichen Flügel befassen, die Murray N. Rothbard aufhebt.
The Standards sind das Ergebnis persönlicher Vorlieben und Schwerpunkte. Die Auswahl der Autoren und Aufsätze folgt keiner Norm. Die Texte sind individuelle Interpretationen, die sich hinsichtlich Länge, fachlicher Tiefe und Stil unterscheiden. Gemeinsam ist ihnen der Standard-Aufbau: Aufsatzthema benennen, Bedeutung skizzieren, Autor vorstellen, Inhalt des Aufsatzes wiedergeben und repräsentative Zitate anführen.
Die Phantasie anregen, den Leser zum Nachdenken bringen, vielleicht sogar inspirieren, das ist ein hehres Ziel, das mit The Standards verbunden ist. Durch eigenes Nachdenken über das Gelesene zu neuen Erkenntnissen gelangen, das ist das Minimalziel, das die Autoren erreichen möchten.
Ein Standard kann formalisiert werden oder in einem nichtformalisierten Regelwerk beschrieben sein. In der Regel ergeben sich Standards indes ungeplant. So verhält es sich auch mit den nachfolgenden Aufsätzen. Vorteile von Standards liegen in reduzierten Transaktionskosten – das Rad muss nicht neu erfunden werden, viele Menschen haben sich bereits darauf verständigt, was ein Rad ausmacht – und zugleich in erhöhter Effizienz, zumal Vertragsverhandlungen vereinfacht werden. Sollten die nachfolgenden Ansichten zu Standards werden, wäre das hilfreich für eine freie Gesellschaft.
Zu diesem Zeitpunkt ist geplant, "The Standards. Klassisch liberale Aufsätze neu interpretiert" auf einer Veranstaltung in Berlin zu präsentieren und die Vorstellung der Artikel als Podcasts aufzuzeichnen. Dankenswerterweise übernehmen das die „Sons of Libertas“. So kann neben dem nachfolgenden rein publizistischen Pendant zu einem Konzert auch ein auditives Erlebnis entstehen. Die Beiträge werden den Lesern und auch allen, die nur hören wollen, auf der Seite von „Forum Freie Gesellschaft“ als kostenloser Download zur Verfügung stehen.
The Standards möchte einen Einblick in die Vielfalt wissenschaftlicher Aufsätze geben, die Erkenntnisse und Perspektiven bieten, die unser Leben kennzeichnen und deren Wissen uns bereichert. Die Grundmelodie ist unüberhörbar die der Freiheit. Weniger bürokratische Entscheidungen und mehr bürgerliche Selbstverantwortung ist ein mehrfach auftauchender Refrain. Er passt zum Klassischen Liberalismus, der ein weltweit wachsendes Phänomen darstellt, wie sich an der Zahl von Organisationen, Publikationen und Studenten für die Freiheit ablesen lässt. Die Menschen in Deutschland und Europa werden von einer Rückbesinnung auf den Klassischen Liberalismus profitieren, weil sie als individuelle Lebewesen wieder in den Mittelpunkt rücken werden. Dieser Band stellt selbst keineswegs den Anspruch, einen Standard zu setzen, und kann nur ein erstes Album sein.
Michael von Prollius
Berlin, Dezember 2014
interpretiert von Helmut Krebs
Aufsatzthema
Bastiat zeigt die Kurzsichtigkeit staatlicher Eingriffe in die Wirtschaft auf, die nicht zu den Ergebnissen führen, die angestrebt werden, sondern zu solchen, die bestenfalls einer Minderheit nutzen.
Bedeutung
Durch zahlreiche Beispiele, die sich leicht auf die heutige Lage übertragen lassen, lernen wir zu durchschauen, dass die angepriesenen Vorzüge wirtschaftspolitischer Versprechungen tatsächlich wirtschaftliche Dummheiten sind.
Autor
Claude Frédéric Bastiat (1801–1850), Unternehmer und Landwirt, Freimaurer, ökonomischer Publizist und Denker, liberaler Politiker, brillanter Autor, bedeutendster Vertreter des klassischen Liberalismus in Frankreich Mitte des 19. Jahrhunderts, Freund und Kampfgefährte Richard Cobdens, des wichtigsten Vertreters der Freihandelsbewegung Englands, die heute als Manchester-Liberalismus verunglimpft wird, Anführer der französischen Freihandelsbewegung, Dozent für Ökonomie, Mitglied des Generalrats seines Heimatkantons, Friedensrichter, Abgeordneter der verfassungsgebenden Versammlung, Abgeordneter der gesetzgebenden Versammlung, Teilnahme am Friedenskongress in Paris 1848.
Inhalt
„Dies ist der ganze Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Ökonomen: Der eine klebt an der sichtbaren Wirkung, der andere berücksichtigt sowohl die Wirkung, die man sieht als auch diejenige, die man vorhersieht.“
Ich stelle mir Frédéric Bastiat als einen kleinen pfiffigen, aber auch kränklichen Jungen vor, der, früh Waise geworden, von seinen Mitschülern im Internat häufig gehänselt wird, aber mutig mit spitzer Zunge zurückzahlt, was er schuldig ist, und auf diese Weise seine künftigen Waffen im Kampf für Freiheit und gegen Dummheit schmiedet: Witz und Wortgewandtheit. Er wird als Erwachsener von ebensolchen breitmäuligen, aber schwerfälligen Bauern in seiner aquitanischen Heimat nördlich der Pyrenäen in das Regionalparlament gewählt, damit er für sie die Zumutungen der Zentralregierung abwehrt. Sie vertrauen auf seine messerscharfen Argumente, seine Unbestechlichkeit und die erprobte Tapferkeit vor dem überlegenen Feind.
Seine fleißige publizistische Tätigkeit, der Scharfsinn seiner Argumente und die unübertroffene Meisterschaft im Fach „Verständliche Erklärung verwickelter ökonomischer Sachverhalte“ bringen ihm so viel Sympathie und Anerkennung ein, dass seine Landschaft ihn im Zuge der Revolution von 1848 in die verfassungsgebende Versammlung und anschließend in die gesetzgebende wählt. Dort trifft er wieder auf jenen Feind, den er schon gut kennt: den selbstgefälligen Vertreter staatlicher Macht, der darauf aus ist, zu seinen Gunsten die fleißigen Menschen des Landes um die Früchte ihrer Arbeit zu bringen und einen Teil, nach Abzug der Kosten seiner eigenen Ausgaben, gezielt solchen Klientelen zuzuschieben, auf deren Stimmen er bei der nächsten Wahl schielt. Bastiat ist herausgefordert, die irreführenden kurzsichtigen Begründungen dieser eigennützigen politischen Klasse zu widerlegen. Er meistert es mit der ihm eigenen Brillanz. Sein Aufsatz „Was man sieht und was man nicht sieht“ legt Zeugnis ab vom Kampf der Wahrheit gegen die Vernebelung.
Ein Beispiel:
Haben Sie nie jemand sagen hören: „Die Steuer ist die beste Anlage, ist befruchtender Tau. Sehen Sie, wie viele Familien sie leben lässt, und folgen Sie in Gedanken ihrem vielfachen Widerhall in der Industrie: Sie ist das Unendliche, das Leben.“ Die Vorteile, die die Beamten dabei haben, ein Staatsgehalt zu beziehen, sind, was man sieht. Das Wohl, das daraus für ihre Lieferanten entsteht, ist wieder, was man sieht. Es springt in die Augen unseres Körpers.
Aber den Nachteil, den die Steuerzahler erleiden, wenn sie dies alles bezahlen, sieht man nicht, und den Schaden, der daraus für ihre Lieferanten entsteht, sieht man noch weniger, obwohl dies in die Augen des Geistes springen müsste.
Wenn ein Beamter zu seinem Vorteil hundert Sous mehr ausgibt, schließt dies ein, dass ein Steuerzahler hundert Sous weniger zu seinem eigenen Nutzen ausgibt. Aber die Ausgabe des Beamten ist sichtbar, weil sie getan wird, während die des Steuerzahlers unsichtbar ist, weil man sie – leider – verhindert.
Sie vergleichen die Nation mit ausgetrockneter Erde und die Steuer mit einem fruchtbaren Regen. Nun gut. Aber sie müssen auch fragen, wo die Quellen dieses Regens sind, und ob es nicht eben genau die Steuer ist, die die Feuchtigkeit aus dem Boden pumpt und ihn austrocknet.
Sie müssen sich außerdem fragen, ob der Boden so viel von dem kostbaren Regenwasser erhalten kann, wie er durch die Entwässerung verliert.
Fest steht jedenfalls: Wenn Hans Biedermann hundert Sous für den Steuereintreiber abzählt, erhält er nichts dafür. Wenn nachher ein Beamter diese hundert Sous ausgibt und sie Hans Biedermann gibt, erhält er dafür den Gegenwert an Weizen oder Arbeit. Das Endresultat ist, dass Hans Biedermann einen Verlust von fünf Franc hat. …