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Das Erbe eines verstorbenen Arbeitgebers öffnet Hannah Pym die Tür zu einem neuen Leben - sie kann den Alltag hinter sich lassen und mit der Postkutsche durch die malerische englische Landschaft reisen. Doch kaum hat die Fahrt begonnen, gerät alles außer Kontrolle. Ein maskierter Straßenräuber überfällt die Kutsche und kann nur von einem mutigen Mitreisenden gestoppt werden. Gerade als die Gefahr gebannt scheint, zieht ein heftiger Schneesturm auf, und die Kutsche stürzt in den tiefen Schnee. Die unpassierbaren Wege zwingen die Reisenden, im nächsten Gasthof Zuflucht zu suchen - eine Gelegenheit, die Miss Pym nutzt, um ihre Mitpassagiere näher kennenzulernen.
Besonders fasziniert ist sie von einem charmanten jungen Mann. Doch bald erkennt Miss Pym, dass er nicht das ist, was er vorgibt zu sein: Er ist Emily Freemantle, die vor einer unerwünschten, arrangierten Ehe flieht. Dabei ist Miss Pym überzeugt, dass der attraktive Lord Harley und die junge Emily nur ein wenig Unterstützung brauchen, um zueinanderzufinden ...
»Liebesroman-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten.« Booklist
Ein hinreißend schöner Liebesroman der berühmten Autorin M. C. Beaton - für Fans von Georgette Heyer, DOWNTON ABBEY und BRIDGERTON. Begleite die reisende Ehestifterin Hannah Pym auf der Suche nach Abenteuern und Romanzen in der charmanten Travelling Matchmaker Reihe:
Band 1: The Travelling Matchmaker - Fahrt ins Glück
Band 2: The Travelling Matchmaker - Das Schloss am Fluss
Band 3: The Travelling Matchmaker - Hafen der Sehnsucht
Band 4: The Travelling Matchmaker - Neues Glück für Beatrice
Band 5: The Travelling Matchmaker - Ein wildes Mädchen
Band 6: The Travelling Matchmaker - Unterwegs ins Glück
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Seitenzahl: 195
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inhalt
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Über dieses Buch
Titel
1
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Über die Autorin
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Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Titelseite
Inhaltsbeginn
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Das Erbe eines verstorbenen Arbeitgebers öffnet Hannah Pym die Tür zu einem neuen Leben – sie kann den Alltag hinter sich lassen und mit der Postkutsche durch die malerische englische Landschaft reisen. Doch kaum hat die Fahrt begonnen, gerät alles außer Kontrolle. Ein maskierter Straßenräuber überfällt die Kutsche und kann nur von einem mutigen Mitreisenden gestoppt werden. Gerade als die Gefahr gebannt scheint, zieht ein heftiger Schneesturm auf, und die Kutsche stürzt in den tiefen Schnee. Die unpassierbaren Wege zwingen die Reisenden, im nächsten Gasthof Zuflucht zu suchen – eine Gelegenheit, die Miss Pym nutzt, um ihre Mitpassagiere näher kennenzulernen.
Besonders fasziniert ist sie von einem charmanten jungen Mann. Doch bald erkennt Miss Pym, dass er nicht das ist, was er vorgibt zu sein: Er ist Emily Freemantle, die vor einer unerwünschten, arrangierten Ehe flieht. Dabei ist Miss Pym überzeugt, dass der attraktive Lord Harley und die junge Emily nur ein wenig Unterstützung brauchen, um zueinanderzufinden ...
M. C. Beaton
The Travelling Matchmaker
Fahrt ins Glück
Aus dem Englischen von Anita Peter
Hannah Pym stand am Fenster des Salons von Thornton Hall und wartete auf die Postkutsche.
Thornton Hall war ein großes, quadratisches Gebäude, das einem riesigen Puppenhaus glich. Seine Auffahrt mündete in die Kensington Road. Das Herrenhaus hatte keinen Vorgarten. Nicht ein einziger Baum wuchs an seiner Stelle, nur Gras, auf dem Schafe weideten. Die Auffahrt verlief schnurgerade durch den Rasen bis hin zu dem großen schmiedeeisernen Gitter, das von steinernen Torpfosten flankiert wurde.
Es war an einem Wintermorgen um sechs Uhr. Der Mond stand tief und verbreitete ein mildes Licht. In der Nacht war Schnee auf das Gras gefallen.
Hannah öffnete eines der hohen, schmalen Fenster. Es ging auf einen Balkon hinaus, der von einem schmiedeeisernen Gitter umgeben war. Sie trat hinaus und lauschte.
Dann hörte sie das Klappern der Hufe. Sie lehnte sich über die Brüstung und blickte suchend die Auffahrt entlang. »Sie kommt«, flüsterte sie.
Auf der Kensington Road näherte sich eine Postkutsche mit sechs kräftigen Pferden. Hannah hob die Hand und winkte. Der Postillion blies einen fröhlichen Salut. Die Passagiere auf dem Dach hielten ihre Hüte fest. Wie laut die Pferdehufe auf dem harten Boden klapperten! Was für eine Geschwindigkeit! Schon war die Postkutsche in der Dunkelheit verschwunden, und mit ihr ein Leben voller Abenteuer. Zurück blieb eine karge Winterlandschaft.
Hannah seufzte leise, machte kehrt und schloss das Fenster.
Es gab eine Zeit, erinnerte sie sich, als sie viel zu beschäftigt war, um sich durch eine vorbeifahrende Postkutsche in Aufregung versetzen zu lassen. Damals wohnte ihre Herrin, Mrs. Clarence, noch hier – eine hübsche, frivole Person, die gern Gesellschaften gab und das Haus mit Freunden, Blumen, Farbe und Licht belebte. Doch bald nachdem Hannah die erstrebte Lebensstellung einer Haushälterin erlangt hatte, war Mrs. Clarence mit einem Lakaien durchgebrannt.
Von da an herrschten im Herrenhaus dunkle Farben vor. Mr. Clarence gab sich einer düsteren Schwermut hin. Die Hälfte der Räume wurde abgeschlossen, die Hälfte der Diener entlassen, und so begann Hannah, auf die vorbeifahrende Postkutsche zu warten. Sie brauchte den Anblick von Leben und Bewegung. Aber vor kurzem musste sie die Vorbereitungen für eine Beerdigung treffen, denn Mr. Clarence war gestorben.
Mehr denn je war die Postkutsche Hannahs einziger Lichtblick in ihrem traurigen Dasein. Sie war das Symbol für Abenteuer, Hoffnung, Leben und Lachen.
Sie erinnerte sich gern an glücklichere Tage. Mit zwölf Jahren hatte sie ihr Elternhaus in Hammersmith verlassen und eine Stellung bei den Clarences in Thornton Hall angetreten. Sie musste hart arbeiten, um Küchenmagd, Dienstmädchen, Stubenmädchen, Hausmädchen, erstes Hausmädchen und schließlich Haushälterin zu werden. An den Festen, die damals stattfanden, nahmen gelegentlich auch die Diener teil, besonders an Weihnachten. Mrs. Clarence und ihr Mann pflegten dann zu den Dienstboten hinabzusteigen. Mrs. Clarence tanzte mit den Dienern und Mr. Clarence mit den Dienerinnen.
Hannah verließ den Salon, ging in die Küche hinunter und bereitete den Tee zu. Sie war eine Frühaufsteherin, da sie mit wenig Schlaf auskam. Es behagte ihr, vor den anderen Dienern auf den Beinen zu sein und dann noch die Ruhe zu genießen.
Eine Sorge lastete auf Hannah. Sie war jetzt fünfundvierzig – ein beträchtliches Alter – und würde es schwer haben, woanders eine Stellung zu bekommen. Sie hatte nur wenig Geld gespart. »Das ist dein eigener Fehler«, sagte sie laut zu sich selbst. Sie konnte es nicht lassen, sich in fremder Leute Angelegenheiten einzumischen. In Not geratene Dienerinnen hatten von ihr Geld bekommen, um sich eine Bleibe zu suchen, wo sie ihr Kind zur Welt bringen konnten. Einem Lakaien hatte sie Geld gegeben, damit er zur Universität gehen konnte; er war ein aufgeweckter Bursche gewesen. Auch der Butler hatte eine beträchtliche Summe erhalten. Hannah zuckte zusammen. Er hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht und ihr versprochen, ein kleines Landhaus zu kaufen. Aber er war fortgegangen und nie zurückgekehrt.
Die Verwandten, die an der Beerdigung teilgenommen hatten, waren glücklicherweise ein paar Tage später wieder abgereist. Doch sie würden aus Anlass der Testamentseröffnung heute wiederkommen. Sir George Clarence würde diesmal auch dabei sein. Er hatte lange im Ausland gelebt, war im diplomatischen Dienst gewesen und erst vor kurzem nach England zurückgekehrt. Sie erinnerte sich vage, dass er streng und leidenschaftslos war. Sie war fest davon überzeugt, dass der Verstorbene sie nicht in seinem Testament bedacht hatte, obgleich sie die Einzige war, die bis zum Tode ihres Herrn ausgehalten hatte. Seit Mrs. Clarence auf und davon gegangen war, machte das Haus einen viel zu düsteren Eindruck, um auf normale Menschen anziehend zu wirken. Verwirrend viele Dienstmädchen und Lakaien waren gekommen und gegangen. Schon seit Jahren gab es keinen Butler mehr auf Thornton Hall; Mr. Clarence hatte von ihr verlangt, dessen Aufgaben zusätzlich zu übernehmen.
Vormittags waren die nötigen Vorbereitungen für den Empfang der Verwandten zu treffen. Gegen zwei Uhr sollte ihnen im Esszimmer ein kalter Imbiss gereicht werden. Gegen vier würden sie sich in der Bibliothek versammeln, um der Verlesung des Testaments durch Mr. Entwhistle von der Anwaltsfirma Entwhistle, Barker und Timms beizuwohnen.
Es war wie in alten Zeiten – Kaminfeuer in allen Räumen und geschäftiges Treiben. Das Herz konnte einem brechen. Hannah trug ihr schwarzes Kleid und eilte dahin und dorthin. Sie fuhr mit dem Finger die schwer erreichbaren Stellen der Möbel entlang, um sicher zu sein, dass nirgendwo Staub lag. Sie schüttelte die Kissen auf, überprüfte die Kohlenkästen, ob sie auch voll waren, füllte Krüge mit heißem Wasser, ordnete die Blumen und polierte die metallenen Kaminvorsetzer noch einmal nach. Dann wartete sie zusammen mit dem Lakaien auf die Gäste.
Zuerst erschien Mrs. Jessop, Mr. Clarences Schwester – eine kleine, nervöse Frau. Sie kam in Begleitung ihres dürren, weinerlichen Mannes und ihrer drei Söhne, die noch im Kindesalter und nach Hannahs Ansicht hoffnungslos verzärtelt waren. Dann flatterten die Basen herein, alte Jungfern, die sofort zu schwatzen begannen und sich über die Kälte beschwerten. Es folgten der jüngere Bruder des Verstorbenen, Mr. Peter Clarence, ein dicker, gemütlicher Mann mit einem derben Lachen und einer Schwäche für schlüpfrige Witze, und seine Frau Freda, ebenfalls dick, aber kränklich, sowie ihre sieben Kinder.
Und schließlich traf Sir George Clarence ein, der ältere Bruder des Verstorbenen. Er war ein großer, hagerer Mann in den Fünfzigern, hatte weißes Haar, ein Gesicht, das an einen Habicht erinnerte, und blitzende blaue Augen. Der Lakai half ihm aus dem Mantel. Sir George trug einen blauen Frack und dunkle Kniehosen, außerdem Strümpfe und Schnallenschuhe. Er wirkte sehr gepflegt.
»Wie geht es Ihnen, Miss Pym?«, fragte er, und Hannah errötete vor Freude, weil er sich an ihren Namen erinnerte. Sie hatte sich nie mit »Mrs.« anreden lassen, wie das die meisten Haushälterinnen und Köchinnen wünschten. Und auch daran hatte er sich erinnert.
Sie überwachte das Servieren des Imbisses. Die Schlafzimmer waren hergerichtet worden, obwohl niemand außer Sir George über Nacht blieb.
Als sich die Damen in den Salon begeben hatten und die Herren unter sich waren und dem Wein zusprachen, ging Hannah in die Halle hinunter, um den Rechtsanwalt Entwhistle zu begrüßen.
»Es ist bitterkalt«, meinte er und rieb sich die Hände. »Und es wird noch mehr Schnee kommen, das spüre ich.«
»Ich habe für Sie eine Erfrischung bereitstellen lassen«, sagte Hannah. »Ich dachte, Sie möchten sie zu sich nehmen, bevor Sie mit dem Verlesen des Testamentes beginnen.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen, wirklich sehr freundlich. Aber das Geschäftliche geht vor, nicht wahr, Miss Pym? So denke ich wenigstens.«
»Ja, Mr. Entwhistle.«
»Dann sollten Sie bei der Verlesung des Testaments dabei sein.«
Hannah führte ihn in die Bibliothek und holte dann die Verwandten des Verstorbenen.
Die Bibliothek war ein dunkler Raum. Die eng beieinanderstehenden Regale mit den Kalbslederbänden schienen das bisschen Licht zu schlucken, das hereinfiel. Auf Anweisung von Hannah hatten die Angestellten Stühle für die Gäste aufgestellt und Lampen im Raum verteilt.
Die Verwandten nahmen Platz. Hannah blieb in der Nähe der Türe stehen. Mr. Entwhistle holte seine Brille aus dem Futteral und putzte sie mit entnervender Langsamkeit. Hannah spürte, wie die Spannung im Raum stieg. Nur Sir George, der am Fenster saß, schien sich nicht für den Inhalt des Testaments zu interessieren. Der verstorbene Mr. Clarence hatte ihr vor langer Zeit mitgeteilt, dass er Sir George zu seinem Testamentsvollstrecker ernannt habe.
Endlich kam Mr. Entwhistle zur Sache selbst. Thornton Hall samt Grundbesitz und Inventar fiel Sir George zu. In der Bibliothek stieg die Spannung noch mehr. Es war, als frage sich jeder insgeheim: Und das Geld? Was geschieht mit dem Geld?
Die Anwesenden wurden bald aus ihrer misslichen Lage befreit. Den Hauptteil des beträchtlichen Barvermögens erbten die beiden Brüder und die Schwester Mr. Clarences zu gleichen Teilen. Die übrigen Verwandten bekamen jeder eine beträchtliche Summe. Alle lächelten. Nur die unverheirateten Basen vergossen ein paar Tränen: »Wie reizend von ihm, sich an uns zu erinnern!«
»Und jetzt zu den Dienstboten«, sagte Mr. Entwhistle. Hannah war gespannt. »›Allen Dienern, die bei meinem Tod länger als vier Jahre in meinem Haus beschäftigt waren, vermache ich je zweihundert Pfund.‹«
Hannah atmete erleichtert auf. Diese Summe würde reichen, bis sie eine neue Stellung gefunden hatte. Es gab nicht viele Diener, die vier Jahre durchgehalten hatten, dachte sie. Die Diener waren zwar gekommen, aber bald wieder gegangen. Keiner hielt es lange in Thornton Hall aus. Nur der Kutscher, ein Küchenmädchen, zwei Zimmermädchen und ein Lakai waren geblieben.
Plötzlich hörte sie ihren Namen: »Meiner getreuen Haushälterin, Miss Hannah Pym, hinterlasse ich fünftausend Pfund zur freien Verfügung.« Man hörte leises Getuschel, das zunahm, während Mr. Entwhistle seine Brille putzte und sie wieder sorgfältig in dem Futteral verstaute.
»Fünftausend Pfund, das ist zu viel für einen Diener«, sagte eine der Basen. »Sie wird das Geld vertrinken«, zischte eine andere.
Doch Hannah stand vor Glück ganz verwirrt bei der Tür. Sie würde nie mehr arbeiten müssen. Automatisch ging sie ins Damenzimmer, um nachzusehen, ob für Mr. Entwhistle ordentlich gedeckt sei. Dann eilte sie ins Vestibül, um den Verwandten ihres verstorbenen Herrn in die Mäntel zu helfen. Keiner gab ihr ein Trinkgeld. Alle dachten, dass sie bald mehr Geld haben würde, als ihr guttat.
Hannah ging zur Bibliothek hinauf, um sich zu erkundigen, ob Sir George noch einen Wunsch habe. Er verneinte. Sie hätte den Rechtsanwalt gern gefragt, ob sie über das geerbte Geld bald verfügen könne, hatte aber nicht genügend Mut. Ihre anfängliche Aufregung war abgeflaut. Sie fürchtete jetzt, dass die Vollstreckung des Testaments ein langwieriger Prozess werden würde, ein komplizierter gesetzlicher Vorgang, an dessen Ende das Geld nur spärlich tröpfelte und die Empfänger dem Tode nahe waren. Sie warf einen Blick auf die Uhr an ihrer Brust. Es war kurz vor sechs. Gleich würde die Postkutsche vorbeifahren.
Sir George kam gemessenen Schrittes in den Salon. Er betrachtete die am Fenster stehende Haushälterin, die den Vorhang zurückgeschlagen hatte und ihn mit einer Hand festhielt. Das Fenster war offen, und er konnte das Klappern von Pferdehufen und den Klang des Posthorns hören. Hannah winkte und drehte sich dann langsam um. Sie wirkte verträumt. Als sie ihn bemerkte, zuckte sie leicht zusammen, wandte sich wieder dem Fenster zu und schloss es.
»Erwarten Sie eine Freundin oder eine Verwandte, die mit der Postkutsche kommt?«, fragte Sir George.
»Nein«, antwortete Hannah und blickte über die Schulter zu ihm hin. Dann schloss sie auch die Fensterläden. »Es macht mir eben Spaß, die Kutsche vorbeifahren zu sehen.« Sie zündete die Lampen an, schürte das Feuer und legte ein Holzscheit nach.
Sir George trat zum Kamin und nahm in einem Sessel Platz. »Setzen Sie sich bitte, Miss Pym«, sagte er.
Hannah blickte ihn überrascht an. »Ich glaube nicht, dass sich das schickt«, erwiderte sie.
»Sie sind doch jetzt Erbin«, erklärte Sir George und betrachtete sie amüsiert. »Bitte setzen Sie sich.«
Hannah ließ sich vorsichtig auf die Kante eines Sessels nieder und sah Sir George an. Er musterte sie eindringlich.
Sie war schlank und hatte dichtes rotblondes Haar, das sie unter einer gestärkten Haube verbarg. Ihr Gesicht hatte eine blasse Farbe. Die Nase war leicht gebogen, der Mund voll und freundlich, die Augen auffallend groß und hell. Manchmal leuchteten sie wie Gold, dann wieder blau oder auch grün. Hannah hatte schmale Schultern und überraschend feine Hände. Auch ihre schlanken Fesseln konnten sich sehen lassen.
»Was werden Sie mit Ihrem Vermögen tun?«, fragte Sir George. »Ein kleines Landhaus kaufen? Sich zur Ruhe setzen?«
Hannah klatschte in die Hände, während sie ihn ansah. »Nein«, erwiderte sie. »Ich werde reisen. Mit der Postkutsche.«
»Wohin?«
Sie breitete die Arme aus. Sie errötete, da sie aufgeregt war. Ihre Augen blitzten. »Irgendwohin.«
»Reisen als Selbstzweck. Wie seltsam.«
»Ich sehne mich nach Abenteuern, müssen Sie wissen«, sagte sie ernst.
»Eine Reise mit der Postkutsche, besonders im Winter«, meinte er trocken, »ist bestimmt sehr abenteuerlich – gebrochene Achsen, Schneewehen, Schlamm, Straßenräuber und klamme Betten in den Gasthöfen.«
»Ja.« Aus Hannahs sonderbaren Augen schien plötzlich alle Farbe gewichen zu sein. Sie blickte so traurig, wie die Winterlandschaft draußen war.
»Aber wenn das Ihr Wunsch ist ...«, lenkte er ein. »Es bedeutet Ihnen also viel?«
»Oh ja.« Ihre Augen blitzten grün auf. »Die Postkutschen – das bedeutet Aufregung, Bewegung, bald kleinere, bald größere Städte. Ich werde bis ans Ende der Welt reisen.«
»Postkutschen fahren nicht bis ans Ende der Welt«, bemerkte er.
»Ich weiß. Aber durch ganz England – nach Bath, York, Exeter. Das ist Leben, Abenteuer ... und Hoffnung.«
»Ihr Leben hier muss niederdrückend gewesen sein«, sagte er mitfühlend. »Warum versuchen Sie es nicht einmal mit einer Reise, um zu sehen, wie es ist?«
»Ich möchte nicht geldgierig erscheinen«, erwiderte Hannah, »aber ... aber wann könnte ich etwas von dem für mich bestimmten Geld haben?«
»Sie können von Mr. Entwhistle jederzeit einen Vorschuss bekommen. Ich empfehle Ihnen, ihn zur Bank zu bringen.«
Hannah machte ein langes Gesicht.
»Seien Sie vernünftig«, sagte er freundlich, »Sie können Ihr Geld doch nicht sackweise kreuz und quer durch England transportieren.«
»Es ist nur so«, erwiderte Hannah und rang verzweifelt die Hände, »dass ich vom Bankwesen nichts verstehe.« Sie biss sich auf die Lippen, denn sie musste an den betrügerischen Butler denken, der sie um ihre Ersparnisse gebracht hatte. »Was wäre, wenn der Bankangestellte, dem ich mein Geld übergebe, mit ihm verschwände?«
»Sie machen sich von den Banken ein falsches Bild. Passen Sie auf, wir werden morgen gemeinsam zu meinem Rechtsanwalt gehen. Ich habe ein paar Dinge mit ihm zu besprechen. Bei dieser Gelegenheit werde ich eine Zahlung an Sie erwirken. Danach werde ich mit Ihnen zu meiner Bank fahren, wo man Sie über Schecks, Wechsel und derlei komplizierte Dinge informieren wird.«
»Sie sind sehr gütig zu mir.«
»Das hat nichts zu bedeuten, Miss Pym. Übrigens, sagen Sie der Köchin, dass sie mir heute Abend ein einfaches Mahl zubereiten soll. Sind die Angestellten, die länger als vier Jahre hier sind, schon darüber informiert worden, dass jedem von ihnen zweihundert Pfund zustehen?«
»Ja. Das heißt, ich habe mit einem von ihnen gesprochen und nehme an, dass er den anderen Bescheid gesagt hat.«
»Ich werde Thornton Hall zuschließen und hielte es für das Beste, wenn Mr. Entwhistle ihnen ihr Geld schon jetzt auszahlte, bevor sie sich über ganz London verteilt haben und schwer zu finden sind.«
»Ja«, sagte Hannah, obgleich sie überzeugt war, dass die Angestellten, die zweihundert Pfund geerbt hatten, dem Rechtsanwalt nicht lange fernblieben.
»Das ist alles.«
Hannah stand auf, knickste und ging hinaus. Sie war aufgeregt. Wohin sollte sie zuerst fahren? Nach Exeter, sagte sie sich. Statt am Fenster zu stehen und die Postkutsche in schnellem Tempo vorbeifahren zu sehen, würde sie selbst darin sitzen.
Am folgenden Morgen um zehn schickte Sir George nach Hannah und teilte ihr mit, dass sie sich fertigmachen und ihn zum Anwalt begleiten solle. Er werde in einer halben Stunde unten in der Halle sein.
Hannah eilte in ihr Zimmer und entledigte sich des schwarzen Kleides und der Haube. Sie würde in Begleitung eines Herrn ausgehen und musste wie eine Dame aussehen. Sie besaß ein braunes, etwas altmodisches Seidenkleid. Es war ein kalter Tag. Sie zögerte und eilte dann die Treppe hinauf und durch die langen Korridore zu Mrs. Clarences ehemaligen Räumen. Mrs. Clarence hatte nur die Kleidungsstücke mit auf die Flucht genommen, die sie am Leibe trug. Ihre übrigen Kleider hingen noch in den zwei großen Schränken.
Im Bewusstsein, etwas Gewagtes zu tun, wählte Hannah ein dunkelblaues Samtcape und einen Biberhut aus. Sie war überzeugt, Sir George würde beides sonst einem Wohltätigkeitsverein überlassen. In einem geeigneten Augenblick wollte sie ihm gestehen, dass sie sich die Sachen ausgeliehen habe, und ihn fragen, ob sie sie bezahlen dürfe.
Sie trug die Kleidungsstücke in ihr Zimmer hinunter und zog sie an, in der Hoffnung, nun wie eine Dame auszusehen. Aber als sie Sir George sah, seine hohe Gestalt im eleganten Mantel mit Schulterumhang und in glänzenden Stulpenstiefeln, fühlte sie sich ganz wie eine Dienerin in geborgten Kleidern.
Er half ihr in die Kutsche, als ob sie wirklich eine Dame wäre, und sie begann sich wieder etwas sicherer zu fühlen.
Die gutgefederte Kutsche rollte die Auffahrt entlang. Hannah blickte ungeduldig hinaus, rieb die beschlagene Scheibe mit ihrem Handschuh trocken und presste die Nase gegen das Fenster.
»Miss Pym«, sagte Sir George, »mir ist, als gäbe ich einem Gefangenen, der das Gefängnis verlässt, Geleitschutz. Haben Sie Thornton Hall nie verlassen?«
»So gut wie nie. Es war immer so viel zu tun. Als ich noch jünger war, ging ich manchmal ins Theater. Damals war Mrs. Clarence noch hier, doch das ist schon sehr lange her.«
»Haben Sie keine Verwandten oder Freunde?«
»Ich hatte Freunde unter dem Personal«, erwiderte Hannah, »aber sie fanden nach und nach in anderen Haushalten Stellungen. Meine gesamte Familie wurde 1792 ein Opfer der Pockenepidemie.«
»Sie waren lange bei den Clarences, nicht wahr?«
»Ich begann mit zwölf als Spülmagd. Damals waren Mr. und Mrs. Clarence frisch verheiratet. Ich diente mich nach oben und wurde achtzehn Jahre später Haushälterin. Doch bald darauf brannte Mrs. Clarence durch. Sie wird damals etwa fünfunddreißig Jahre alt gewesen sein, der Lakai aber erst fünfundzwanzig.« Hannah schielte in plötzlicher Verlegenheit auf ihre Nasenspitze. Womöglich fand er es unfein, dass sie ihn mit solchem Klatsch unterhalten wollte.
Hannah war vom Büro des Rechtsanwalts zutiefst enttäuscht. Es war dunkel und roch muffig. Gründliches Schrubben würde hier Wunder wirken, dachte sie und rümpfte die Nase. Sie hatte geglaubt, Sir George werde sie nur in vornehme Häuser führen.
Mr. Entwhistle überreichte ihr eine schriftliche Zahlungsanweisung über hundert Pfund. »Ich bin bei derselben Bank«, sagte Sir George, »und werde Miss Pym hinbringen, damit sie sich ein Konto einrichtet. Übrigens möchte ich noch ein paar andere Dinge mit ihr besprechen.«
Fünftausend Pfund! Erst jetzt wurde sich Hannah der Bedeutung dieses großzügigen Vermächtnisses voll bewusst. Der Gefahr, ins Armenhaus gehen zu müssen, war sie entronnen. Sie verfügte jetzt über ein Vermögen, das es ihr ermöglichte, unabhängig zu leben. Zufrieden strich sie mit der Hand über den weichen Samt des Capes, das sie trug.
Sir George hatte seine Geschäfte schnell erledigt und fuhr Hannah zur Bank. Während sie auf den Direktor warteten, näherte sich ihnen ein Freund von Sir George, Mr. Cadman. Hannah war so sehr daran gewöhnt, von den feinen Leuten übersehen zu werden, dass sie bei der Begrüßung stammelte und errötete.
»Wie geht's, wie steht's?«, fragte Sir George Mr. Cadman. »Hast du Glück im Spiel?«
»Im White-Klub hatte ich gestern Abend eine Pechsträhne und verlor fünfzehntausend Goldguineen. Aber das wird sich bald ändern.«
Hannah schien es, als schrumpfe sie ein. Es gab also Menschen, die so enorme Summen in einer einzigen Nacht verspielten. Und sie hatte geglaubt, fünftausend Pfund würden sie mit der feinen Gesellschaft auf eine Stufe stellen!
Ein Angestellter trat auf sie zu und teilte Sir George mit, dass der Direktor jetzt bereit sei, ihn und seine Begleiterin zu empfangen.
Hannahs Stimmung stieg. Der Direktor behandelte sie respektvoll und fand offenbar nichts dabei, dass sie nicht das Geringste vom Bankwesen verstand. Sie entschuldigte sich wegen ihrer Unwissenheit, doch er erwiderte lächelnd: »Ach, die Frauen! Sie werden sich doch ihre hübschen Köpfchen nicht wegen etwas so Profanem wie Geld zermartern.« Dann erklärte er ihr, wie sie Geld abheben könne. Später klingelte er und ließ Tee und Kuchen kommen.
Hannah stellte Fragen und trank Tee. Plötzlich hatte sie den Eindruck, dass ihre Stimme gewöhnlich klang. Sie bemühte sich zwar stets um eine korrekte Aussprache und die Einhaltung der grammatischen Regeln, aber ihre Stimme kam ihr neben der kühlen, prägnanten Sprechweise von Sir George und der kultivierten Stimme des Bankdirektors merkwürdig blechern vor.
Enttäuschung malte sich auf ihrem Gesicht, als man ihr hundert Pfund in Scheinen und Silbergeld auszahlte. Sie misstraute den Banknoten, die in ihren Augen nicht viel mehr als billiges Papier waren. Lieber hätte sie schweres Gold in der Hand gehalten.
Als sie die Bank verlassen hatten und in die Kutsche stiegen, zögerte Sir George, seinem Kutscher den Befehl zu erteilen, dass er nach Kensington fahre. Es war amüsant, diese ungewöhnliche Haushälterin zu beobachten. Die belebten Straßen Londons hatte sie mit kindlichem Staunen betrachtet. Einem plötzlichen Einfall folgend sagte er: »Zu Gunter!«
Hannah warf ihm einen verstohlenen Blick zu und blieb dann regungslos sitzen, obwohl sie vor Aufregung zitterte. Die Konditorei Gunter war die beste am Berkeley Square. Wenn sie doch der infame Butler so sehen könnte, sie, Hannah Pym, wie sie am Arm eines feinen Herrn die berühmte Konditorei Gunter betrat, sich setzte und Kuchen aß – ganz wie eine Aristokratin.
»Mein Bruder muss in den letzten Jahren eine schreckliche Plage für Sie gewesen sein, Miss Pym«, meinte Sir George.
