4,99 €
Während ihrer Reise nach Portsmouth, der malerischen südenglischen Hafenstadt, begegnet die gutherzige Miss Hannah Pym in der Postkutsche der bezaubernden Penelope Wilkings. Miss Pym spürt sofort, dass Penelope jemanden braucht, der ihrem behüteten Leben einen Hauch von Abenteuer und Leidenschaft verleiht - vielleicht jemanden wie ihren gutaussehenden Reisebegleiter Lord Augustus Railton. Doch Penelope hält Lord Augustus für einen Taugenichts, und auch der Lord zeigt kein Interesse an seiner Reisebegleiterin. Als die Reisenden jedoch unerwartet gestoppt werden, eröffnet sich für Hannah die Gelegenheit, Penelope und Lord Railton näher zusammenzubringen. Mit jedem Augenblick, der vergeht, wächst die unausweichliche Anziehung zwischen den beiden, und es fällt ihnen zunehmend schwer, die Gefühle, die in ihren Herzen erwachen, zu leugnen ...
Ein hinreißend schöner Liebesroman der berühmten Autorin M. C. Beaton - für Fans von Georgette Heyer, DOWNTON ABBEY und BRIDGERTON. Begleite die reisende Ehestifterin Hannah Pym auf der Suche nach Abenteuern und Romanzen in der charmanten Travelling Matchmaker Reihe:
Band 1: The Travelling Matchmaker - Fahrt ins Glück
Band 2: The Travelling Matchmaker - Das Schloss am Fluss
Band 3: The Travelling Matchmaker - Hafen der Sehnsucht
Band 4: The Travelling Matchmaker - Neues Glück für Beatrice
Band 5: The Travelling Matchmaker - Ein wildes Mädchen
Band 6: The Travelling Matchmaker - Unterwegs ins Glück
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 194
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Inhalt
Grußwort des Verlags
Über dieses Buch
Titel
1
2
3
4
5
6
7
8
Über die Autorin
Weitere Titel der Autorin
Hat es Dir gefallen?
Impressum
Cover
Inhaltsverzeichnis
Titelseite
Inhaltsbeginn
Impressum
Liebe Leserin, lieber Leser,
herzlichen Dank, dass du dich für ein Buch von beHEARTBEAT entschieden hast. Die Bücher in unserem Programm haben wir mit viel Liebe ausgewählt und mit Leidenschaft lektoriert. Denn wir möchten, dass du bei jedem beHEARTBEAT-Buch dieses unbeschreibliche Herzklopfen verspürst.
Wir freuen uns, wenn du Teil der beHEARTBEAT-Community werden möchtest und deine Liebe fürs Lesen mit uns und anderen Leserinnen und Lesern teilst. Du findest uns unter be-heartbeat.de oder auf Instagram und Facebook.
Du möchtest nie wieder neue Bücher aus unserem Programm, Gewinnspiele und Preis-Aktionen verpassen? Dann melde dich für unseren kostenlosen Newsletter an:be-heartbeat.de/newsletter
Viel Freude beim Lesen und Verlieben!
Dein beHEARTBEAT-Team
Melde dich hier für unseren Newsletter an:
Während ihrer Reise nach Portsmouth, der malerischen südenglischen Hafenstadt, begegnet die gutherzige Miss Hannah Pym in der Postkutsche der bezaubernden Penelope Wilkings. Miss Pym spürt sofort, dass Penelope jemanden braucht, der ihrem behüteten Leben einen Hauch von Abenteuer und Leidenschaft verleiht – vielleicht jemanden wie ihren gutaussehenden Reisebegleiter Lord Augustus Railton. Doch Penelope hält Lord Augustus für einen Taugenichts, und auch der Lord zeigt kein Interesse an seiner Reisebegleiterin. Als die Reisenden jedoch unerwartet gestoppt werden, eröffnet sich für Hannah die Gelegenheit, Penelope und Lord Railton näher zusammenzubringen. Mit jedem Augenblick, der vergeht, wächst die unausweichliche Anziehung zwischen den beiden, und es fällt ihnen zunehmend schwer, die Gefühle, die in ihren Herzen erwachen, zu leugnen ...
M. C. Beaton
The Travelling Matchmaker
Hafen der Sehnsucht
Aus dem Englischen von Anita Peter
Hannah Pym fuhr aus dem Schlaf auf und wusste im ersten Augenblick gar nicht, wo sie war. Sie zog die Bettvorhänge zur Seite. Die schwachrote Glut des ersterbenden Feuers im Kamin verriet ihr, dass sie sich im Schlafzimmer eines Gasthofs befand. Aber in welchem Gasthof?, fragte sie sich verschlafen. Sie war in so vielen gewesen, seit sie begonnen hatte zu reisen.
Dann kam die Erinnerung zurück. Natürlich, sie lag in einem Schlafzimmer des »Weißen Bären« am Piccadilly Circus und würde bald nach Portsmouth aufbrechen.
Sie war weder geschäftlich unterwegs, noch hatte sie Verwandte in Portsmouth. Sie wollte einfach reisen und vor allem das Meer sehen. Sie hatte bereits zwei aufregende Reisen hinter sich; die eine hatte sie nach Bath, die andere nach Exeter geführt. Und was für Abenteuer sie da erlebt hatte! Die Zeit, die sie als Dienerin auf dem Herrensitz von Mr. Clarence verbracht hatte, schien weit hinter ihr zu liegen. Und doch war sie vor Kurzem noch Haushälterin in Thornton Hall in Kensington gewesen und hatte einem trübseligen Leben in immerwährender Knechtschaft entgegengesehen. Doch dann war Mr. Clarence gestorben und hatte ihr ein Vermächtnis hinterlassen.
Unversehens wandten sich Hannahs Gedanken dem Bruder ihres verstorbenen Herrn zu – Sir George Clarence, der ihr wohlgesonnen war und ihr sogar versprochen hatte, sie mit in die Oper zu nehmen, wenn sie von Portsmouth zurückkehrte. Sir George mit den blauen Augen und dem silbergrauen Haar gefiel ihr ausnehmend gut.
Sie erhob sich von ihrem Bett und zog die weißen Baumwollhandschuhe aus. Abends rieb sie nämlich ihre Hände mit Gänsefett und Zitronensaft ein, damit sie weich und geschmeidig wurden. Obgleich wohlgeformt, waren sie immer noch ein wenig rot und rau.
Hannah war eine hagere Frau in den Vierzigern mit eckigen Schultern und schmalen Händen und Füßen. Sie hatte dichtes rotblondes Haar und Augen, die Opalen glichen und die Farbe je nach ihrem Gemütszustand änderten. Ihr Gesicht war blass, ihr Mund humorvoll und ihre Nase krumm. Diese und das rotblonde Haar waren ihr Verderben. Hätte Sir George ihr Haar nicht schon im Naturzustand gesehen, würde sie es braun gefärbt oder ihm sonst eine modische Farbe gegeben haben. Sie zupfte sich an der Nase, kniete nieder und betete zu Gott, er möge sie eines schönen Morgens mit braunem Haar und gerader Nase aufwachen lassen.
Mit ihrem Gebet fertig, öffnete sie ihren Koffer und holte ein hübsches Reisekleid aus braunem Samt hervor, denn es war März und das Wetter stürmisch und kalt. Sie besaß einen beachtlichen Vorrat an teuren Kleidern, Umhängen und Hüten. Von Sir George gedrängt, hatte sie die Garderobe der Gattin ihres verstorbenen Herrn an sich genommen, denn die hübsche Mrs. Clarence war vor sehr langer Zeit mit einem Lakaien durchgebrannt und hatte ihre ganze Habe zurückgelassen. Während sich Hannah ankleidete, dachte sie über Mrs. Clarence nach und fragte sich, was wohl aus ihr geworden war. Wusste sie, dass ihr Ehemann tot und es ihr somit erlaubt war, ihren Lakaien zu heiraten? Hannah hatte es nie fertiggebracht, sie dafür zu tadeln, dass sie ihren Mann verlassen hatte. Mrs. Clarence war heiter, freundlich und geistreich gewesen, ihr Mann dagegen schlecht gelaunt, ja finster. Nachdem ihn seine Frau verlassen hatte, hatte er das halbe Haus abgeschlossen und keine Gäste mehr eingeladen. Anfangs hatte Hannah geglaubt, er leide an gebrochenem Herzen. Aber als sein Bruder ihr versicherte, dass Mr. Clarence immer schon düsteren Gemüts gewesen sei, kam sie zu dem Schluss, dass er mit oder ohne Frau zu einem Einsiedler geworden wäre.
Hannah läutete und bat den Kellner, ihren Koffer zur Kutsche hinunterzubringen. Sie gab ihm ein Trinkgeld und folgte ihm dann durch den Korridor, wobei sie die ausgestreckten Hände der anderen Diener, die sich stets versammelten, wenn ein Gast abreiste, geflissentlich übersah. Die Enttäuschten machten ihrem Ärger Luft, aber Hannah war für ihre Beschwerden taub. Sie war spät am Vorabend angekommen, hatte nichts verzehrt und somit keinen Grund, ein Trinkgeld zu geben. Die Handtücher in ihrem Zimmer waren nicht sauber gewesen, sondern einfach in die Leinenpresse gegeben worden und vom Gebrauch durch frühere Benutzer noch schmutzig.
Auf dem Hof stand schon die Postkutsche, die nach Portsmouth fuhr. Sie war mit schwarzem Leder verkleidet und hatte ovale Fenster, an denen rote Ledervorhänge angebracht waren. Hannah war auf ihre Mitreisenden gespannt.
Sie stieg als Erste in die Kutsche und konnte sich daher auf ihren Lieblingsplatz in der linken Ecke setzen, wo sie die Pferde sah. Es war ein windiger, kalter Tag, und am Himmel jagten sich die Wolken.
Als ein Außenpassagier auf das Dach der Kutsche kletterte, begann diese zu schaukeln. Ein zweiter folgte. Aber wo blieben die Innenpassagiere? Zehn Minuten vor sechs, also kurz vor der Abfahrt der Postkutsche, öffnete sich die Tür, und eine seltsam gekleidete Frau stieg ein. Sie trug eine riesige Haube, die an einen Kohleneimer erinnerte. Daraus lugte ein spitzes, kleines, böses Gesicht hervor. Ihre Augen funkelten wie bei einer Maus, wenn sie aus einem Loch am Ufer eines Flusses schaut. Sie blickte Hannah an, schnüffelte und setzte sich mit einem Plumps.
»Es ist kalt heute Morgen«, erwiderte Hannah freundlich.
Die Frau schniefte, erwiderte aber nichts. Hannah glaubte, man sehe ihr die ehemalige Dienerin an. Doch dann zupfte sie sich trotzig an der Nase. Sie war jetzt Hannah Pym, eine Frau von Stand, und bei ihrer Rückkehr von Portsmouth würde Sir George sie mit in die Oper nehmen. Die Kutschentür öffnete sich wieder, und ein finster blickender Mann in mittleren Jahren stieg ein. Er war erkältet und schnüffelte laut. Daraufhin schniefte der »Kohleneimer« missbilligend. Hannah kicherte, und die beiden sahen sie ärgerlich an.
»Es ist bedauerlich, dass Sie sich über meine Erkältung lustig machen«, sagte der Mann. Er hatte ein stark gerötetes Gesicht, das aussah, als sei es vor Kurzem gekocht worden, feuerrote Koteletten und Augen, die von roten Äderchen durchzogen waren.
»Entschuldigung«, erwiderte Hannah. »Ich habe mich gerade an etwas sehr Komisches erinnert. Es tut mir furchtbar leid. Erlauben Sie mir, dass ich mich vorstelle! Ich bin Miss Hannah Pym von Kensington.«
»Jonas Cato von Fairfax«, entgegnete der Mann. »Mir geht es wirklich schlecht.«
»Eigentlich dürfte ich nicht mit einer gewöhnlichen Postkutsche fahren«, sagte der »Kohleneimer«. »Ich bin Miss Abigail Trenton, und meine Kutsche ist mit meinem Gepäck vorausgefahren. Hoffentlich stecke ich mich bei Ihnen nicht an, Mr. Cato. Ich bin nämlich ein empfindliches Geschöpf und schwach auf der Brust.«
»Es tut mir leid, gnädiges Fräulein, aber ich muss nach Portsmouth, um dort mein Schiff zu erreichen.«
»Sind Sie bei der Marine, Mr. Cato?«, fragte Hannah.
»Nein, Miss Pym. Ich bin Aufseher auf einer Tabakplantage in Virginia.«
»Ein Amerikaner!« In Miss Trentons Stimme drückte sich so viel Entsetzen aus, als habe er eben zugegeben, ein primitiver Wilder zu sein. »Das erklärt alles.«
»Es erklärt was?«, fragte Mr. Cato in scharfem Ton.
»Dass Sie keine Rücksicht auf die Gesundheit Ihrer Mitreisenden nehmen«, erwiderte Miss Trenton. »Amerikaner sind wegen ihrer schlechten Manieren berüchtigt.«
»So? Nun, die Engländer sind auch nicht besser«, sagte Mr. Cato. »Und die Geschichte von Ihrer Kutsche, die angeblich vor uns herfährt, ist Schwindel, wenn Sie mich fragen. In diesem Land scheint in jeder Postkutsche eine Dame zu sitzen, die schwört, dass sie eine eigene Kutsche besitzt, die gerade vorausfährt. Jetzt fehlt uns nur noch ein betrunkener Matrose, dann ist die Passagierliste einer englischen Postkutsche vollständig.«
»Wie können Sie es wagen, Sir?«, rief Miss Trenton. »Ich habe wirklich eine eigene Kutsche –«
»Na, na«, sagte Hannah beschwichtigend. In diesem Ton hatte sie gesprochen, wenn sie einen Streit in der Küche von Thornton Hall schlichten musste. »Wenn wir schon zusammen nach Portsmouth reisen, sollten wir nicht streiten.«
Miss Trenton gab keine Antwort, sondern zog ein kleines Buch aus ihrer Tasche und begann zu lesen. Mr. Cato seufzte, kreuzte die Arme vor der Brust und schloss die Augen.
Plötzlich ging auf Hannahs Seite die Kutschentür auf, und es kam ein Schwall kalter Luft herein. Draußen standen mehrere elegant gekleidete Herren, die einen schlaffen Körper trugen. »Hinein mit ihm!«, schrien sie.
Ein eleganter junger Mann wurde in die Postkutsche geschoben. Hannah bemerkte, dass er betrunken war. Die Blässe seines Gesichts war beängstigend. Er schien bewusstlos zu sein, stank aber nach Schnaps und Tabak.
Hannah zog ihre Füße so weit wie möglich unter ihren Sitz; sie fürchtete, dem jungen Mann könne es einfallen, sich zu übergeben. Sie betrachtete ihn beim Schein der Kutschenlampe.
Er hatte ein vollkommenes Profil und eine Haut wie Alabaster. Seine langen, schwarzen, seidigen Wimpern breiteten sich fächerförmig über seinen Wangen aus. Er hatte lange, muskulöse Beine und goldfarbenes Haar, das in unordentlichen Locken unter seinem Hut hervorquoll. Seine Kleidung war vom Feinsten.
Mr. Cato öffnete die Augen und betrachtete den Schlafenden von der Seite. »Da haben wir es«, sagte er. »Der Ruin Englands. Sich betrinken und faulenzen. Tot mit nicht ganz dreißig.« Dann schloss er wieder die Augen.
Hannah öffnete ihre Handtasche, holte ein Flakon mit Rosenwasser hervor und spritzte etwas davon auf den Boden, um den Geruch, den der junge Mann ausströmte, zu neutralisieren.
Der Wächter oben auf dem Dach begann auf seinem Horn zu blasen, und die Kutsche fuhr ab. Der junge Mann bewegte sich, stöhnte und schlug die Augen auf. Seine blauen Augen waren so schön wie alles Übrige an ihm. Er richtete sie auf Hannah und zuckte zusammen.
»Zum Teufel, wo bin ich eigentlich?«, rief er.
»In der Postkutsche, die nach Portsmouth fährt«, erwiderte Hannah.
»Dann ist ja alles in Ordnung«, meinte er schlaftrunken.
»Sie werden sich doch nicht etwa erbrechen?«, fragte Hannah in scharfem Ton.
Er blickte sie an und erwiderte: »Das kann ich Ihnen nicht versprechen.«
»Bitte steigen Sie aus, wenn es so weit ist!«
»Ich werde es versuchen, gnädige Frau. Woher kommt denn dieser scheußliche Gestank?«
»Von Ihnen!«
»Pfui. An der nächsten Station werde ich baden und mich umkleiden. Gott im Himmel, beschütze mich!« Dieser Stoßseufzer erfolgte, als die Kutsche in ein Loch rumpelte. Der junge Mann raufte sich die blonden Locken und stöhnte.
Hannahs Augen funkelten vor Neugierde. Sie betrachtete den schönen Saphir an seiner Krawatte, die prächtigen Stiefel und das elegante Leinenhemd. Zweifellos war ihr Gegenüber ein Aristokrat. Ein Adliger in einer Postkutsche – das deutete auf ein Abenteuer hin.
Es sah aus, als ob er gleich wieder einschlafen wolle. Deshalb sagte Hannah laut: »Wir haben uns noch nicht vorgestellt. Ich bin Miss Hannah Pym von Kensington. Die andere Dame ist Miss Abigail Trenton und der Herr Mr. Jonas Cato.«
»Railton, gnädige Frau«, sagte er schwach.
»Mr. Railton?«, forschte Hannah.
»Lord Augustus Railton, wenn Sie es unbedingt wissen wollen«, erwiderte er.
Miss Trenton fuhr auf. Ihr Mund war leicht geöffnet. »Ich bin hocherfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mylord«, sprudelte sie hervor. »Es ist schlimm, dass wir uns in einer Postkutsche begegnen mussten. Meine Kutsche ist mit meinem Gepäck vorausgefahren, weil in ihr kein Platz für mich war. Wir werden sie bestimmt einholen.«
Hannah überlegte, ob sie den jungen Adligen mit Lord Railton oder mit Lord Augustus anreden sollte. Sie las regelmäßig die Gesellschaftsspalten und wusste daher, dass Lord Augustus Railton der jüngere Sohn des Grafen von Tradmere war. Man musste also Lord Augustus zu ihm sagen. Was hatte sie sonst noch von ihm gehört oder über ihn gelesen? Ach ja, in der Bow Street war es zu einem Prozess gekommen, in den er verwickelt war. Ging es da nicht um einen nächtlichen Einbruch im Stadtpalais des Herzogs von Duborough?
Hannah blickte aus dem Fenster. Erst bei Putney würden sie die Themse überqueren. Sie wünschte, sie wäre nicht so sparsam gewesen und hätte sich ein Frühstück gegönnt. Aber ein Bett im »Weißen Bären« war schon teuer genug, auch wenn man nichts verzehrte. Sie betrachtete Miss Trenton ziemlich missmutig. Da war sie nun mit einem echten Aristokraten zusammen, aber es war keine Heldin in Sicht. In der Postkutsche hätte eine schöne junge Dame sitzen sollen, in die sich Lord Augustus verliebt hätte. Hannah war nämlich eine passionierte Ehestifterin.
Als sie Putney erreichten, war nur Hannah noch wach. Sie betete für den Premierminister Mr. Pitt, der im Krankenhaus lag, und hoffte, dass er bald genesen werde. Sie fragte sich, ob er in Kürze mit Frankreich Krieg führen werde. Einige Zeitungen behaupteten, der Erste Konsul Napoleon Bonaparte habe Anfälle von Wahnsinn, und nur seine Frau, eine Kreolin namens Josephine, könne ihn ertragen.
Die Kutsche kam in Putney an.
Lord Augustus erwachte stöhnend. »Allmächtiger, ich habe einen ganz leeren Magen«, schimpfte er.
Hannah zog den Rock enger um sich und betrachtete den jungen Mann nervös. »Vielleicht würde Ihnen ein Frühstück guttun, Mylord«, sagte sie. »Ein paar Speckscheiben –«
»Hören Sie bitte damit auf«, erwiderte Lord Augustus mit schwacher Stimme.
In diesem Augenblick ging die Kutschentür auf, und das Schnapsgesicht des Kutschers sah herein. »Frühstück, meine Damen und Herren«, rief er. »Beeilen Sie sich!« Dann hielt er die Hand auf, um die üblichen Trinkgelder in Empfang zu nehmen.
Lord Augustus' bleiches Gesicht überzog sich mit einer leichten Röte. Verzweifelt suchte er in seinen Hosentaschen nach Geld. »Ich wette, das Essen in diesem Gasthof ist miserabel«, sagte er.
»Wetten Sie lieber nicht«, erwiderte Mr. Cato. »Dieser Gasthof steht in dem Ruf, die beste Kost an der Straße nach Portsmouth zu bieten.«
Die blauen Augen Seiner Lordschaft leuchteten auf. »Fünf Goldfüchse, wenn das nicht stimmt«, sagte er.
»Einverstanden«, erwiderte der Amerikaner.
Hannah sah Lord Augustus die Erleichterung an, als Mr. Cato dem Kutscher für alle ein Trinkgeld gab. Dann gingen sie in den Gasthof, gefolgt von den Außenpassagieren, die mit dem Essen warten mussten, bis die Innenpassagiere bedient waren.
Der Geruch von gebratenem Schinken war so köstlich und Hannah so hungrig, dass sie überzeugt war, Lord Augustus werde die Wette verlieren. Leider riechen die Speisen, während sie gebraten werden, meistens besser, als sie hinterher schmecken. Die Postkutschenpassagiere setzten sich zu Tisch. Das Frühstück bestand aus fettigem, übel riechendem Schinken, löcherigem Brot, aus dem die schimmeligen Stellen klugerweise herausgeschnitten worden waren, und schlechtem Kaffee.
Schweigend händigte Mr. Cato Lord Augustus fünf Goldguineen aus, die dieser fröhlich in die Tasche steckte.
Schließlich wurde Milch mit Rum angeboten, aber alle winkten ab, da sie fürchteten, die Milch sei sauer. Nur Lord Augustus, der ein großes Glas Brandy getrunken hatte, wirkte heiter und zufrieden, als sie wieder in die Kutsche stiegen.
Miss Trenton beugte sich aus dem Fenster und starrte den Kutscher ärgerlich an, der mit dem Wächter plauderte. »Sollen wir etwa den ganzen Tag an diesem schrecklichen Ort bleiben?«, schrie sie.
»Wir warten auf einen Fahrgast«, erwiderte der Kutscher gelassen.
»Ich gebe Ihnen noch fünf Minuten Zeit«, fauchte Miss Trenton. »Wenn wir bis dahin nicht abgefahren sind, werde ich mich bei Ihrem Chef beschweren.« Sie schloss das Fenster mit einem lauten Knall und musterte alle der Reihe nach. »Einfach skandalös«, sagte sie. »Wahrscheinlich liegt die Schuld bei diesem neuen Passagier. Die Menschen sind ja so rücksichtslos.«
»Wir werden bald genug wieder unterwegs sein«, sagte Lord Augustus in schleppendem Tonfall. »Die nächste Station ist Esher, und vielleicht bekommen wir dort etwas Anständiges zu essen.« Er lächelte träge in die Runde. »Übrigens möchte ich mich entschuldigen, dass ich beschwipst war. Wir haben irgendetwas gefeiert, ich kann mich aber nicht mehr erinnern, was es war.«
»Vielleicht kommt da unser Passagier«, sagte Hannah, die die schäbige Postkutsche betrachtete, die gerade im Hof hielt.
Eine junge Dame stieg aus, gefolgt von einer älteren Frau. Die Tür der Kutsche nach Portsmouth wurde geöffnet.
»Steigen Sie ein, Penelope«, sagte die ältere Frau. »Es hat keinen Zweck, dass Sie Ihre Eltern belügen, denn sie sind durch mich über Ihre Machenschaften aufgeklärt worden.«
Die junge Dame murmelte etwas Unverständliches. Lord Augustus setzte sich neben Hannah und forderte die junge Dame auf, seinen Sitzplatz am Fenster einzunehmen. Sie murmelte ein paar Dankesworte. Ihr Gesicht war hinter einem großen Taschentuch verborgen.
Die Tür der Kutsche wurde zugeschlagen. Kutscher und Wächter begaben sich auf ihre luftigen Sitze.
Hannah holte einen Reiseführer hervor und wollte darin lesen, ließ aber das Buch sinken, als sie von Lord Augustus einen leisen Aufschrei der Überraschung vernahm.
Die junge Dame hatte das Taschentuch weggesteckt. Hannah starrte sie mit offenem Munde an. Noch nie hatte sie eine so traumhaft schöne Frau gesehen. Die junge Dame hatte ein herzförmiges Gesicht. Unter einer kessen, kleinen Haube quollen dunkle Locken übermütig hervor. Große Augen, so braun wie Stiefmütterchen, blickten unschuldig staunend drein. Sie hatte weiche, schwellende Lippen; ihre Wimpern waren lang und an den Spitzen goldfarben. Sie trug ein rosa Samtkleid und dazu ein Jäckchen, gleichfalls aus rosa Samt. Zwei große Tränen liefen ihr die Wange herunter.
Lord Augustus holte ein großes Taschentuch hervor und reichte es der jungen Dame.
»Danke«, sagte sie mit einem bezaubernden Lächeln. »Meines ist ganz nass.«
»Was haben Sie denn für Kummer, meine Liebe?«, fragte Hannah.
Penelope putzte sich die Stupsnase – ein kesses, kleines Näschen, das zwar nicht der Mode entsprach, aber ihrer Schönheit keinen Abbruch tat. »Ich werde nie wieder weinen. Wenn man von den Leuten ständig gesagt bekommt, dass man ein böser Mensch sei, glaubt man es am Ende selbst. Aber ich habe nichts Unrechtes getan.«
»Was haben Sie denn getan?«, fragte Hannah geradeheraus.
»Ich habe nicht gewusst, dass er so starke Gefühle für mich hegte«, erwiderte Penelope ernst. »Wie sollte ich auch? Er war unser Musiklehrer am Mädchenpensionat und schon ziemlich alt, fast vierzig. Er hat immer seine Hände auf die meinen gelegt, um mir die Technik des Klavierspielens beizubringen, und gestern hat er sich neben dem Klavierstuhl auf die Knie geworfen und mich gebeten, ihn zu heiraten. Stellen Sie sich das einmal vor! Und da ist Miss Jasper hereingekommen.«
»Miss Jasper?«, fragte Lord Augustus belustigt.
»Die Leiterin des Mädchenpensionats. Sie hat den armen Mann entlassen und mir die Schuld an dem Vorfall gegeben. Ich soll ihn zu diesem Verhalten animiert haben. Dabei ist das gar nicht wahr. Ich bin völlig ahnungslos gewesen. Doch das hat mir unsere Direktorin nicht geglaubt. Sie hat behauptet, es habe schon früher Schwierigkeiten mit mir gegeben.«
»Was waren denn das für Schwierigkeiten?« Hannah beugte sich vor.
»Es hat sich in der Kirche zugetragen«, begann Penelope in ihrer kindlichen Art. »Ein junger Mann hat mich fortwährend angestarrt, sodass ich angenommen habe, an meinem Äußeren sei etwas nicht in Ordnung, ich hätte einen Fleck auf der Nase oder missfiele ihm aus einem sonstigen Grund. Als wir uns dann draußen vor der Kirche versammelt haben – ich und die anderen Mädchen –, habe ich den jungen Mann gefragt, warum er mich so angesehen habe, worauf er erwidert hat, er leide an gebrochenem Herzen. Ich habe ihm geraten, die Dame, die daran schuld sei, so anzustarren und nicht mich. Dann ist Miss Jasper auf uns zugetreten, hat mir fast den Arm verrenkt und zu dem jungen Mann gesagt: ›Ihre Eltern werden noch von mir hören.‹ Vielleicht wusste sie, wer an seinem gebrochenen Herzen schuld war. Jedenfalls verstehe ich nicht, warum ich in Ungnade entlassen worden bin.«
»Ist es Ihnen denn nicht in den Sinn gekommen, dass sich der junge Mann in Sie verliebt haben könnte?«, fragte Hannah.
Penelopes Augen weiteten sich. »Nein. Wieso? Wir sind doch nicht einmal miteinander bekannt gemacht worden.«
»Aha, ich verstehe, Sie nehmen es mit den Konventionen peinlich genau«, sagte Lord Augustus. Dann stellte er sich und die Mitreisenden vor.
Überrascht bemerkte Hannah, dass es ihm während des kurzen Aufenthaltes in Putney gelungen war, sich zu waschen, zu rasieren und die Kleidung zu wechseln.
»Und ich heiße Penelope Wilkins«, erwiderte die zauberhafte junge Dame. »Sobald ich zu Hause bin, werde ich Ihr Taschentuch waschen lassen und es Ihnen zurückschicken, Mr. Railton.«
»Lord Augustus Railton«, verbesserte sie Miss Trenton affektiert.
Penelope betrachtete Lord Augustus nachdenklich und sagte: »Warum reisen Sie mit der Postkutsche, wenn Sie ein Lord sind?«
»Um meinen Geldbeutel zu schonen«, erwiderte er.
Penelope blickte verwundert drein.
»Ich habe meinen ganzen Zaster verspielt«, erklärte er.
Das junge Mädchen schüttelte erstaunt den Kopf.
»Er meint, er hat kein Geld mehr«, sagte Mr. Cato und nieste ohrenbetäubend.
»Ach so!«, meinte Penelope. »Aber man sagt doch: ›Reich wie ein Lord‹, oder nicht?«
»Richtiger wäre es zu sagen: ›Betrunken wie ein Lord!‹«, meinte Mr. Cato.
Penelopes schönes Gesicht hellte sich auf, als sie Lord Augustus ansah. »Aha, deshalb haben Sie kein Geld. Sie führen ein ausschweifendes Leben.«
»Meine Liebe –«, begann Hannah.
»So ist es«, erwiderte Lord Augustus.
»Dem kann abgeholfen werden«, sagte Penelope. »Sie brauchen nur zu arbeiten.«
Mr. Cato schlug sich entzückt auf die Schenkel und kicherte. »Das ist ja köstlich. Sie reden wie ein Amerikaner. Wissen Sie nicht, was ein richtiger Herr ist, mein Fräulein? Ein richtiger Herr arbeitet grundsätzlich nicht.«
»Mein Vater arbeitet hart und ist trotzdem ein Herr«, sagte Penelope ernst.
»Was tut er denn?«, fragte Mr. Cato neugierig.
»Er besitzt das größte Kerzengeschäft von Portsmouth.« Penelopes Augen funkelten vor Stolz.
»Dann ist er ein Bürgerlicher wie ich«, erwiderte Mr. Cato. »Man kann nicht gleichzeitig ein Herr und ein Geschäftsmann sein.«
»Das stimmt nicht«, widersprach Penelope. »Mr. Whitbread, ein Mitglied des Parlaments, handelt mit Bier und speist trotzdem beim Prinzen von Wales.«
»Na schön, aber bei Bier ist das etwas anderes«, sagte Mr. Cato. »Dasselbe gilt auch für Tee.«
Penelope blickte verwundert drein.
»Sie kennen anscheinend die Welt noch kaum, Miss Wilkins«, sagte Hannah. »Anstalten wie Ihr Mädchenpensionat dienen offenbar nur dem Zweck, den jungen Damen gute Manieren beizubringen.«
