The Travelling Matchmaker - Neues Glück für Beatrice - M. C. Beaton - E-Book

The Travelling Matchmaker - Neues Glück für Beatrice E-Book

M.C. Beaton

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Beschreibung

Lady Beatrice Marsham befindet sich in einer ziemlichen Zwickmühle. Kaum ist sie Witwe eines herzlosen, spielsüchtigen Ehemanns, wird sie von ihrer Familie in eine weitere grausame Ehe gedrängt. Auf der Flucht mit der Postkutsche an die Küste von Brighton begegnet sie Miss Hannah Pym, die fest entschlossen ist, eine passende Partie für sie zu finden. Der gut aussehende und charmante Lord Alistair Munro wäre die perfekte Wahl. Doch leider scheint er keinerlei Interesse an Lady Beatrice zu haben. Glücklicherweise weiß Miss Pym, wie man Herzen berührt und die Augen für die Liebe öffnet. Inmitten von Meeresbrise und Sonnenschein entfaltet sich so langsam eine zarte Liebe, die alle Widrigkeiten überwindet ...

Ein hinreißend schöner Liebesroman der berühmten Autorin M. C. Beaton - für Fans von Georgette Heyer, DOWNTON ABBEY und BRIDGERTON. Begleite die reisende Ehestifterin Hannah Pym auf der Suche nach Abenteuern und Romanzen in der charmanten Travelling Matchmaker Reihe:

Band 1: The Travelling Matchmaker - Fahrt ins Glück
Band 2: The Travelling Matchmaker - Das Schloss am Fluss
Band 3: The Travelling Matchmaker - Hafen der Sehnsucht
Band 4: The Travelling Matchmaker - Neues Glück für Beatrice
Band 5: The Travelling Matchmaker - Ein wildes Mädchen
Band 6: The Travelling Matchmaker - Unterwegs ins Glück

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Seitenzahl: 202

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Über dieses Buch

Titel

1

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Inhaltsverzeichnis

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Über dieses Buch

Lady Beatrice Marsham befindet sich in einer ziemlichen Zwickmühle. Kaum ist sie Witwe eines herzlosen, spielsüchtigen Ehemanns, wird sie von ihrer Familie in eine weitere grausame Ehe gedrängt. Auf der Flucht mit der Postkutsche an die Küste von Brighton begegnet sie Miss Hannah Pym, die fest entschlossen ist, eine passende Partie für sie zu finden. Der gut aussehende und charmante Lord Alistair Munro wäre die perfekte Wahl. Doch leider scheint er keinerlei Interesse an Lady Beatrice zu haben. Glücklicherweise weiß Miss Pym, wie man Herzen berührt und die Augen für die Liebe öffnet. Inmitten von Meeresbrise und Sonnenschein entfaltet sich so langsam eine zarte Liebe, die alle Widrigkeiten überwindet ... 

M. C. Beaton

The Travelling Matchmaker

  Neues Glück für Beatrice

Aus dem Englischen von Anita Peter

1

Lady Beatrice Marsham war seit einem Jahr Witwe und genoss jeden Augenblick ihres Alleinlebens.

Sie erinnerte sich noch gut an den ersten Tag ihrer Freiheit, als sie die Treppe des Hauses ihres Mannes Harry Blackstone hinuntergegangen war, um nach ihm zu sehen, und er gerade von seinen Zechkumpanen in die Halle getragen wurde.

»Wieder einmal bezecht«, hatten sie fröhlich gerufen und den schweren Körper in einen Sessel geworfen. Lady Beatrice hatte ihren Gatten teils geduldig, teils angewidert betrachtet, nach ihrer Zofe geklingelt, ein Paar Handschuhe angezogen und sich auf den Weg gemacht, um verschiedene Bekannte mit ihrem Besuch zu beehren.

Überrascht hatte sie bei ihrer Rückkehr festgestellt, dass die Fensterläden geschlossen waren und sich über der Tür eine Totentafel befand. Es stellte sich heraus, dass ihr Mann nicht volltrunken, sondern einfach tot war.

Während sich Lady Beatrice – von dem Namen ihres Gatten hatte sie nie Gebrauch gemacht – in einen Eckplatz der Postkutsche nach Brighton kuschelte, erinnerte sie sich des überwältigenden Gefühls der Erleichterung, als man ihr sagte, Harry sei tot. Nie mehr Szenen mit einem Alkoholiker, nie mehr täppische Annäherungsversuche in der Nacht, nie mehr Wutanfälle aus Eifersucht. Sie war jetzt frei von alldem.

Ihre Eltern, der Graf und die Gräfin von Debren, hatten diese Ehe in die Wege geleitet. Lady Beatrice hatte angenommen, da sie nun eine Witwe von immerhin schon achtundzwanzig Jahren war, werde man sie künftig sich selbst überlassen. Aber nein, bereits zwei Tage später hatte ihr Vater sie besucht, um ihr mitzuteilen, dass eine Ehe zwischen ihr und Sir Geoffrey Handford angebahnt worden sei. Ihr wütender Protest hatte keinen Erfolg gehabt. Der Graf hatte sie mit aller Deutlichkeit darauf hingewiesen, dass sie keine Söhne habe. Es sei ihre Pflicht, wieder zu heiraten. Dann hatte Sir Geoffrey sie besucht – ein vierschrötiger, brutaler Mann, dessen Kleidung mit Schnupftabakflecken übersät war.

Damit ihr Vater und Sir Geoffrey sie einstweilen in Ruhe ließen, hatte Lady Beatrice gesagt, sie werde sich die Sache überlegen, und sich entschlossen, sofort nach Brighton zu fahren; sie hoffte, dass die Angelegenheit bei ihrer Rückkehr vergessen sein werde. Ihre Diener und den größten Teil ihres Gepäcks hatte sie vorausgeschickt, da sie über einen Londoner Agenten ein Haus in Brighton gemietet hatte. Ursprünglich hatte sie mit ihrer eigenen Kutsche nach Brighton fahren wollen, denn sie verstand es vorzüglich, Pferde zu lenken. Aber das Wetter hatte sich verschlechtert, so dass sie es vorgezogen hatte, mit der Postkutsche zu reisen.

Es war für eine Aristokratin nichts Ungewöhnliches, mit der Postkutsche nach Brighton zu fahren. Diese Strecke war in Mode gekommen. War Brighton nicht durch die Anwesenheit des Prinzen von Wales zu einem vornehmen Seebad avanciert? Das hatte zur Folge, dass jeder, der dort verkehrte, für einen Adligen gehalten wurde. Auch war die Straße nach Brighton wegen ihrer Gasthöfe berühmt, und die Fahrt dauerte nur sechs Stunden.

Außerdem war es amüsant, sich in einer primitiven Kutsche unter einfachen Leuten aufzuhalten. Lady Beatrice war erfahren darin, einfache Leute in ihre Schranken zu weisen. Aber auch dem Rest der Welt zeigte sie die kalte Schulter. Dabei war sie ebenfalls einmal verliebt gewesen. Was war sie doch damals, mit achtzehn Jahren, für ein schüchternes, verletzliches Mädchen! Das war die Zeit, als ihre Eltern sie mit Harry verlobt hatten. Es war ihr vorgekommen, als habe man ihr alles genommen – Hoffnung, Unschuld und vor allem die Freiheit. So war sie zu einer kalten, die Männer verachtenden Schönheit herangewachsen. Wenn ihr danach zumute war, flirtete sie mit einem von ihnen, aber nur, um ihn abblitzen zu lassen. Sie wusste ja, wie gemein alle waren.

Sie wünschte, die Postkutsche setze sich in Bewegung. Es war Sonntag. Die Geschäfte der Hauptstadt hatten zu, und alles wirkte grau und schmutzig. Gerade läuteten die Glocken sämtlicher Kirchen und erzeugten ein verwirrendes Durcheinander von Klängen, das nicht enden zu wollen schien. Was müssen die Arbeiter nach sechs anstrengenden Wochentagen von dem siebenten Tag denken, der ihnen gehört?, fragte sich Lady Beatrice. Erscheint er ihnen noch schwärzer als die übrigen?

Sie blickte flüchtig in die Runde. Neben ihr saß ein kleiner, untersetzter Mann, der stark nach Bier roch. Rechts von ihm hatte in der anderen Ecke eine schlampige Frau, die ein Kind auf dem Schoß hielt, Platz genommen. Auf dem Sitz schräg gegenüber schlief ein Soldat mit offenem Mund. Neben ihm saß eine Zwergenfrau mit Augen so groß wie Untertassen. Gerade gegenüber Lady Beatrice hatte sich eine elegant gekleidete, schlanke Dame niedergelassen. Unter ihrer hübschen Haube sah rotblondes Haar hervor. Sie hatte eine gebogene Nase, seltsame Augen, die die Farbe zu wechseln schienen, und einen ausdrucksvollen Mund. Lady Beatrices kühler Blick ruhte länger auf ihr, als er das auf den anderen Passagieren getan hatte. Zu ihrer Überraschung lächelte die Dame und sagte: »Erlauben Sie, dass ich mich vorstelle! Ich heiße Miss Hannah Pym und lebe in London.«

Lady Beatrice senkte leicht die Wimpern. Dann wandte sie den Kopf ab und blickte aus dem Fenster.

Hannah biss sich peinlich berührt auf die Lippen. Obgleich sie in Aussehen, Kleidung, Manieren und Sprechweise ganz Dame geworden war, war sie mit einem Teil ihrer Seele noch immer eine Dienerin, wie sie es ja im wirklichen Leben bis vor einiger Zeit noch gewesen war. Sie glaubte, das kalte, schöne Geschöpf ihr gegenüber verachte sie, weil es in ihr eine Person niederen Standes erkannt habe.

Verstohlen betrachtete Hannah die hochmütige Dame. Lady Beatrice hatte pechschwarzes Haar, das unter einer Haube mit breiter Krempe verborgen war. Ihre Haut war sehr zart und hell. Sie hatte eine gerade Nase und große graue Augen mit langen, dichten Wimpern. Ihre Mundwinkel waren leicht verkniffen.

Hannahs verstorbener Herr, Mr. Clarence, hatte ihr in seinem Testament fünftausend Pfund vermacht – eine Summe, die ihr anfangs gewaltig erschienen war. Doch sie hatte sich bald an die vornehme Welt, verkörpert durch Sir George, Mr. Clarences Bruder, gewöhnt. Erst kürzlich hatte dieser sie in die Oper geführt. Und seit sie in das vornehme Westend umgezogen war, wo Männer wie Frauen Nacht für Nacht an den Spieltischen von St. James viel mehr Geld verjubelten, kam ihr ihre Erbschaft recht geringfügig vor.

Dabei war es noch gar nicht so lange her, dass Hannah als Haushälterin in Thornton Hall in Kensington gearbeitet hatte. Und bis sie so weit war, hatte sie die Dienstbotenhierarchie von der Spülmagd an durchlaufen müssen – eine mühselige Angelegenheit.

Hannah dachte über die vergangenen Jahre nach. Sie brauchte sich nicht zu schämen. Als Dienerin war sie allseits beliebt gewesen, vor allem bei der hübschen Mrs. Clarence, die allerdings mit einem Lakaien durchgebrannt war und ihren Gatten allein zurückgelassen hatte, der daraufhin in Apathie versunken war. Harte Zeiten waren gekommen, als Mr. Clarence zum halben Einsiedler geworden war, die Hälfte der Diener entlassen und die Hälfte der Zimmer abgeschlossen hatte. Von da an hatte es in Thornton Hall weder Bälle noch sonstige Lustbarkeiten gegeben. Damals hatte Hannah damit begonnen, nach den Postkutschen zu sehen, die draußen auf der Straße am Haus ihres Herrn vorbeifuhren – Symbole der Freiheit und des Abenteuers.

Dies würde ihre vierte Reise sein. Die ersten drei waren sehr spannend gewesen. Sie seufzte, denn sie war eine passionierte Ehestifterin, und in dieser Kutsche befand sich niemand, der geeignet schien, sich verheiraten zu lassen. Benjamin, ihr taubstummer Lakai, saß bei den Außenpassagieren auf dem Dach. Hannahs Gesicht hellte sich auf. Dass sie einen Lakaien hatte, würde ihr Ansehen bei den Mitreisenden bestimmt erhöhen. Er wollte keinen Lohn haben und beschämte sie damit, dass er ihre Ausgaben von seinen Einnahmen im Glücksspiel bestritt.

Die kühle Dame von gegenüber richtete ihren Blick jetzt wieder auf Hannah. Diese sagte lässig: »Ich hoffe, dass sich mein Lakai auf dem Dach keine Erkältung zuzieht.«

In den schönen Augen ihres Gegenübers flackerte ein Ausdruck der Geringschätzung auf. Hannah verfluchte sich und wünschte, sie hätte nichts gesagt. Nur Emporkömmlinge pflegten über ihre Lakaien zu reden. Die Reisegefährtin, die sie hatte beeindrucken wollen, verfügte wahrscheinlich über Hunderte von Lakaien.

Es sollte noch schlimmer kommen. Die zwergenähnliche Frau neben Hannah flüsterte nämlich heiser: »Es hat keinen Sinn, Leute wie sie beeindrucken zu wollen. Sie schert sich keinen Deut um uns.«

»Ich habe nicht versucht, sie zu beeindrucken«, erwiderte Hannah mit einem kläglichen Versuch, hochmütig zu wirken.

Dann blies der Wächter auf dem Dach eine Fanfare, und die Postkutsche rumpelte los.

Der Wagen würde die neue Straße über Croydon, Merstham, Reigate, Crawley und Cuckfield nach Brighton nehmen, eine Strecke von dreiundfünfzig Meilen.

Hannah blickte betrübt auf den heftigen Regen draußen und nahm sich vor, das kalte Geschöpf ihr gegenüber unbeachtet zu lassen. Trotz allem wollte sie sich auf ihren ersten Besuch in Brighton freuen. Sie hoffte, den Prinzen von Wales zu Gesicht zu bekommen, denn es wurde berichtet, dass er in Brighton sei.

Lady Beatrice fühlte sich plötzlich unbehaglich. Ohne jeden Grund war sie zu der Dame ihr gegenüber grob gewesen. Hätte Hannah gewusst, dass sie von ihr für eine Dame gehalten wurde, wäre sie entzückt gewesen. Lady Beatrice verspürte das Bedürfnis, ihr verletzendes Verhalten wieder gutzumachen. »Scheußliches Wetter, finden Sie nicht?«

Hannah blickte Lady Beatrice an und sagte langsam: »Ja, ausgesprochen scheußlich.« Dann holte sie ein kleines Buch aus ihrer Handtasche und gab sich den Anschein zu lesen.

Die Postkutsche hielt vor dem Gasthaus zum Bären in Croydon, wo die Pferde gewechselt wurden. Die Reisenden betraten der Reihe nach das Gastzimmer, um sich an Tee und Kuchen zu laben. Etwas Besseres gab es nicht, da sie zwischen zwei Hauptmahlzeiten gekommen waren, dem Frühstück, das um neun serviert wurde, und dem Dinner, das es in der Regel nachmittags um vier gab, obwohl Ultramoderne schon später speisten.

Hannah war froh, dass sie ihren Lakaien hatte. Er war groß, gepflegt und hatte das kluge Gesicht der Leute vom Londoner Ostend. Hannah fragte sich oft, wo Benjamin eigentlich herkam. Sie hatte ihn vor dem Galgen bewahrt, an dem man ihn wegen eines Verbrechens aufhängen wollte, das er gar nicht begangen hatte. Daraufhin war er ihr dienstbarer Geist geworden. Sein Äußeres hatte sich sehr verändert. Von dem an den Händen gefesselten, übel zugerichteten Verbrecher, der auf Hannahs letzter Postkutschenreise an ihr Herz gerührt hatte, war nichts mehr zu merken. Stolz trug er seine Livree, puderte sich das Haar und hatte stets blütenweiße Handschuhe an.

Als die zwergenhaft kleine Frau, die gerade verkündet hatte, dass sie Mrs. Hick sei, eine große Platte mit Kuchen zu sich heranzog und davon zu essen begann, gab es eine kleine Auseinandersetzung. Die Frau mit dem Kind blickte zornig zu ihr hin und erklärte, dass noch andere Leute am Tisch säßen, die gern Kuchen äßen. Ihr Junge begann zu weinen, als er sah, wie das leckere Backwerk im großen Mund der kleinen Frau verschwand.

Entschlossen eilte Benjamin um den Tisch, entriss der Gierigen die Kuchenplatte, bot Hannah von dem Kuchen an und stellte das Übriggebliebene wieder auf den Tisch, in möglichster Entfernung von Mrs. Hick.

»Sie können froh sein, dass Sie einen so tüchtigen Diener haben«, sagte Lady Beatrice zu Hannah.

»Ja«, erwiderte diese einsilbig, da sie der kühlen Person ihr arrogantes Betragen noch nicht verziehen hatte.

»Fahren Sie bis Brighton mit?«, fuhr Lady Beatrice fort.

»Ja«, antwortete Hannah und taute plötzlich auf. »Ich freue mich ja so, das Meer wiederzusehen.«

»Ist das der einzige Grund Ihrer Reise?«, fragte Lady Beatrice mit einem spöttischen Funkeln in den Augen.

»Nicht ganz, Miss ...«

Lady Beatrice holte ihr Etui mit den Visitenkarten hervor und überreichte Hannah eine davon. Die ehemalige Haushälterin errötete, da sie selbst keine hatte.

Doch zu ihrer Überraschung beugte sich Benjamin über ihre Schulter und legte eine kleine Ledermappe vor sie hin. Hannah öffnete sie und stellte erstaunt fest, dass sie elegant gravierte Visitenkarten enthielt. »Miss Hannah Pym, South Audley Street 16, London«, stand darauf.

Wie selbstverständlich zog Hannah eines der Kärtchen heraus und reichte es Lady Beatrice. Später wollte sie Benjamin fragen, wie er in den Besitz der Besuchskarten gekommen war. »Und was führt Sie nach Brighton, Mylady?«, fragte sie.

»Ich habe dort ein Haus gemietet«, erwiderte Lady Beatrice. »In London bin ich immer müde.«

»Ich glaube nicht, dass ich von London je müde werden könnte«, entgegnete Hannah. Ihre Augen blitzten. »Aber ich reise gern und habe schon so manches Abenteuer hinter mich gebracht.«

»Zweifellos kann eine Reise mit der Postkutsche einen abenteuerlichen Verlauf nehmen. Ich denke da an Achsenbruch, an Pferde, die durchgehen, an Kutschen, die in tiefen Furchen oder während eines Schneesturms stecken bleiben, und nicht zuletzt an Räuber«, meinte Lady Beatrice ironisch.

»Ach, mit Räubern bin ich auch schon in Berührung gekommen«, erwiderte Hannah stolz.

Lady Beatrice lachte und gewann dadurch außerordentlich. Ihre Augen begannen zu glänzen. Der verkniffene Mund entspannte sich und wurde voller. »Ich sehe, Sie sind eine tapfere Reisende, Miss Pym.«

»Und Ehestifterin«, brüstete sich Hannah. »Zwischen Postkutschenreisenden habe ich jedenfalls schon Ehen gestiftet.« Sie verstummte, da sie Lady Beatrices verschlossenen Blick bemerkte.

»Ich sehe, wir fahren in Kürze los«, sagte diese statt einer Antwort. Dann sprang sie auf und eilte auf den Hof.

Hannah folgte ihr, betrübt, dass ihr Geprahl, sie könne Ehen stiften, diese merkwürdige Dame wieder abgekühlt hatte. An der Tür bot sich Hannah ein seltsames Bild. Im Hof des Gasthauses stand eine prächtige Kutsche, zu der ein Kutscher und zwei berittene Begleiter gehörten. Ein gedrungener Mann kam auf Lady Beatrice zu und fasste sie brutal am Arm, so dass sie aufschrie. Dann sagte er irgendetwas zu ihr.

Hannah, die unbeweglich dagestanden und zugesehen hatte, war überzeugt, dass er sie mit einer Pistole oder mit einem Messer bedrohte. Sie lief los, dicht gefolgt von Benjamin. »Lady Beatrice«, rief sie, »stimmt etwas nicht?«

Der stämmige Mann starrte sie wütend an und erklärte: »Lady Beatrice hat sich entschlossen, die Reise in meiner Kutsche fortzusetzen, nicht wahr, meine Liebe?«

Lady Beatrice war weiß im Gesicht. »So ist es«, erwiderte sie mit schwacher Stimme.

Der Mann, der sie weiterhin mit Gewalt festhielt, sagte zu einem der beiden Begleiter: »Holen Sie Myladys Koffer von der Postkutsche!« Er half dann Lady Beatrice in seine eigene Kutsche, stieg nach ihr ein und schlug die Wagentür zu.

»Hilfe!«, schrie Hannah, so laut sie konnte. Das Personal und die Gäste des Gasthauses kamen angelaufen. »Lady Beatrice wird entführt«, rief Hannah erregt.

Der Begleiter hatte Lady Beatrices Gepäck gefunden und war mit dem Postkutscher zurückgekommen.

»Was ist denn hier los, zum Donnerwetter?«, schimpfte der Postkutscher.

Es erhob sich ein lautes Stimmengewirr, das aber Hannah mit ihrer kräftigen Stimme übertönte. »Lady Beatrice wird entführt.«

»Jetzt schlägt's aber dreizehn.« Wie die meisten in seinem Beruf war der Postkutscher fettleibig, hatte ein vom Genuss des Alkohols gerötetes Gesicht und um den Hals dicke Schals. Schwerfällig ging er auf die Kutsche zu.

Der Mann darin ließ die Scheibe herab.

»Entführen Sie etwa diese Frau?«, fragte der Postkutscher unbeholfen.

»Hören Sie mit Ihrem Gewinsel auf!«, erwiderte der Mann grob. »Ich bringe Lady Beatrice nur in meiner bequemeren Reisekutsche nach Brighton.«

»Lassen Sie sie selbst sprechen!«, schrie Mrs. Hick.

Lady Beatrice beugte sich vor und sagte ruhig: »Stimmt!«

»So ist das also«, brummte der Postkutscher und wandte sich verärgert an die Zuschauer. »Wer hat diesen Unsinn verzapft?«

»Ich«, gestand Hannah. »Ich bin überzeugt, dass dieser Mann Lady Beatrice eine Pistole oder ein Messer vorgehalten hat.«

Der Postkutscher wandte sich ab, und man konnte ihn etwas von Frauen murmeln hören, die nicht ganz richtig im Kopf seien, weil sie zu viele Romane gelesen hätten.

Als die Reisenden wieder in der Kutsche saßen, wurden Hannah von allen Seiten vorwurfsvolle Blicke zugeworfen. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sie dachte an Mrs. Clarence, die zierliche, hübsche Gattin ihres verstorbenen Herrn. Schnell wandte sie ihre Gedanken Sir George Clarence zu. Er hatte sie ins Café Gunter zu einem Eis eingeladen und sie mit in die Oper genommen. Aber du kannst nicht erwarten, dass es so weitergeht, sagte sie sich. Ich glaube, du verknallst dich noch richtig in ihn, Hannah. Und er hat dich noch als Dienerin gekannt.

Sie öffnete die Augen und schaute aus dem Fenster, um auf andere Gedanken zu kommen. Das Sonnenlicht hatte sich einen Weg durch die Wolken gesucht. Am Straßenrand blühten wilde Narzissen, die sich vor dem stürmischen Wind beugten. Bald würden die Bäume wieder belaubt sein, und man konnte sich auf den Sommer freuen.

Als sie Cuckfield erreicht hatten und das Gasthaus betraten, fiel Hannahs Blick auf einen großen Mann, der in einer Ecke lässig gegen die Wand lehnte. Hannah fragte sich, wer das wohl sei. Er hatte blaue Augen und blickte freundlich in die Gegend. Sein Haar war blond und wurde im Nacken durch ein blaues Seidenband zusammengehalten. Er hatte ein hübsches, ausdrucksvolles Gesicht, eine bräunliche Haut und breite Schultern. Über einer seidenen Weste trug er ein vorzüglich sitzendes Jackett aus feinem blauem Tuch mit goldenen Knöpfen. Seine Beine wurden von hautengen Kniehosen aus Leder umhüllt und steckten in Reitstiefeln, die kleine goldene Troddeln zierten. Hannah beobachtete ihn von ihrem Platz aus.

Die winzige Mrs. Hick rutschte auf ihrem Stuhl hin und her und fixierte Hannah mit ihren untertassenähnlichen Augen. »Miss Möchtegern wirft dem erstbesten Mann einladende Blicke zu«, höhnte sie. »Es wird nicht lange dauern, und sie sitzt drüben bei ihm, um von ihrem Lakaien zu schwatzen.«

Der Kellner kicherte, als er die Kuchenplatte auf den Tisch stellte. »Das kennen wir«, erwiderte er, zu Mrs. Hick gewandt. »Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Damen, die die Postkutsche benutzen, uns einreden wollen, sie seien etwas Besseres.«

Mit hochrotem Kopf erhob sich Hannah halb von ihrem Stuhl, ließ sich aber überrascht wieder zurücksinken, als eine Stimme hinter ihr ertönte.

»Halten Sie Ihr verdammtes Maul, Sie Lackaffe«, schimpfte Benjamin, »sonst drehe ich Sie durch die Mangel, Sie Leichtgewicht.«

Hannah fuhr herum und starrte Benjamin offenen Mundes an. Sie war so verblüfft, als hätte die Teekanne angefangen zu sprechen.

»Versuchen Sie es doch!«, erwiderte der Kellner spöttisch.

»Draußen«, sagte Benjamin.

»Der dumme Kerl kann also sprechen«, meinte Mrs. Hick giftig.

Benjamin und der Kellner gingen auf den Hof des Gasthauses hinaus.

»Eine Schlägerei!«, verkündete der Soldat, und die Reisenden gingen hinterdrein, selbst der aristokratisch aussehende Herr und Hannah.

Benjamin zog vorsichtig seine Livree aus. In aller Eile wurden Wetten abgeschlossen. Die Mehrheit setzte auf den Kellner. Benjamin legte auch sein Hemd ab. Nun sah man seinen muskulösen Oberkörper und die kräftigen Arme. Einige Wetten wurden zugunsten Benjamins geändert.

Hannah streckte den Arm aus, um ihren Lakaien an seinem Vorhaben zu hindern, wurde aber durch einen festen Griff gebremst. Sie stellte fest, dass der Aristokrat neben ihr stand.

»Lassen Sie die Kerle sich doch prügeln, gnädige Frau!«, sagte er melancholisch. »Um Ihren Lakaien würde ich mir an Ihrer Stelle keine Sorgen machen. Ich habe auf ihn gewettet.«

»Stellen Sie sich vor, ich habe nicht gewusst, dass er reden kann«, erwiderte Hannah betroffen.

Der Kellner und Benjamin gingen in Kampfstellung. Der Kutscher, der sich zum Schiedsrichter ernannt hatte, ließ sein Taschentuch fallen, und die zwei Männer setzten sich in Bewegung.

Benjamin wich seinem Gegner geschickt aus und täuschte einen Angriff vor. In seinen neuen Lackschuhen, die er auf Hochglanz gebracht hatte, bewegte er sich gewandt.

Dann schoss Benjamins Faust mit voller Wucht gegen das Kinn des Kellners. Totenstille trat ein, während der Kellner bald in die eine, bald in die andere Richtung taumelte und dann in seiner ganzen Länge hinfiel.

Hannah lief zu Benjamin hin, der gerade sein Hemd anzog. »Was soll das heißen, Benjamin?«, fragte sie gereizt. »Warum haben Sie mir vorgegaukelt, Sie könnten nicht sprechen?«

Benjamin glättete die Rüschen an seinem Hemd mit aufreizender Langsamkeit. Dann schlüpfte er in seine Livree. »Das konnte ich Ihnen doch nicht sagen, gnädige Frau«, erwiderte er. »Ich habe behauptet, taub und stumm zu sein, weil ich wusste, dass Lady Carsey eine Vorliebe für Missgeburten hat und ich Arbeit brauchte. So wurde ich Lakai.«

»Aber warum haben Sie nichts gesagt, als Lady Carsey Sie fälschlich beschuldigte, die Brosche gestohlen zu haben?«

»Das habe ich nicht gewagt, gnädige Frau. Der Richter hätte möglicherweise gedacht, dass ich, wenn ich in dem einen Fall gelogen habe, auch die Unwahrheit sage, wenn ich beteure, dass ich an dem Diebstahl nicht schuldig bin. Allerdings hat mir mein Schweigen nicht sehr geholfen.«

»Aber Sie hatten keinen Grund, mich zu belügen.«

»Ich habe geglaubt, Sie hätten dann kein Mitleid mehr mit mir und würden mich fortschicken«, murmelte Benjamin.

Hannah wurde sich bewusst, dass sie Zuhörer hatten, und sagte: »Wir setzen unser Gespräch auf der Fahrt nach Brighton fort.«

Mrs. Hick hatte auf den Kellner gesetzt und war schlecht gelaunt. »Seltsam, dass sie nicht gewusst haben will, dass ihr Lakai sprechen kann! Wenn es überhaupt einer ist.«

»Schluss jetzt, Sie zänkisches altes Weib!«, sagte Benjamin plötzlich. »Ich bin ein ordentlicher Lakai, aber geistig Minderbemittelte wie Sie begreifen das natürlich nicht.«

Seine Stimme hatte so hasserfüllt geklungen, dass nicht nur Mrs. Hick, sondern auch die Übrigen bestürzt schwiegen. Keiner wagte den zornigen Benjamin anzuschauen.

Nein, dachte Hannah, Benjamin hat vor dieser Episode bei Lady Carsey in Esher bestimmt nirgendwo als Lakai gearbeitet. Diese Dame hatte mit ihm ins Bett gehen wollen und, weil er sich weigerte, behauptet, er habe eine Brosche von ihr gestohlen; aus Rache wollte sie ihn hängen sehen.

Ein neuer Kellner erschien und beugte sich zu Hannah herab. »Der Herr da drüben, Lord Alistair Munro, bittet um die Ehre, sich mit Ihnen unterhalten zu dürfen.«

Sie erhob sich und ging zu Lord Alistairs Tisch hinüber. Er stand auf und rückte einen Stuhl für sie zurecht. Nach einem letzten drohenden Blick auf die eingeschüchterten Passagiere begab sich Benjamin zu seiner Herrin und stellte sich hinter ihr auf.

»Hoffentlich beleidige ich Sie nicht mit dem, was ich sagen möchte«, begann Lord Alistair. »Aber Ihr Lakai gefällt mir außerordentlich gut, und ich würde ihn Ihnen gern stehlen.«

»Da mache ich nicht mit«, mischte sich Benjamin ein. »Nicht für allen Tee in China. Nein.«

»Benjamin«, warnte Hannah, »Ihre Ergebenheit gefällt mir. Trotzdem dürfen Sie nicht in diesem Ton mit Lord Alistair reden.«

»Lassen Sie es gut sein«, sagte Lord Alistair freundlich. »Sie waren ja sehr überrascht, als er plötzlich redete.«

Hannah erzählte ihm von Benjamins Abenteuern und später von ihren eigenen.

Lord Alistair wirkte fasziniert. »Sie haben Glück«, sagte er schließlich zu Benjamin. »So mancher Herr wäre zornig geworden, wenn er erfahren hätte, dass er Anweisungen an Sie schriftlich erteilt hat, obwohl Sie gar nicht taubstumm sind.«

Benjamin hüstelte. »Die anderen Reisenden sind schon gegangen, gnädige Frau.«

»Das habe ich gar nicht bemerkt«, sagte Hannah und sprang auf. »Laufen Sie ihnen nach, und sagen Sie ihnen, dass ich gleich komme.«

Lord Alistair zückte seine Visitenkarte. »Ich fahre ebenfalls nach Brighton. Wenn ich Ihnen von Nutzen sein kann, Mrs. ...?«

»Pym. Miss Pym.«

»Miss Pym, zögern Sie nicht, mich zu besuchen!«