TheoLab - Jesus. Himmel. Mission. -  - E-Book

TheoLab - Jesus. Himmel. Mission. E-Book

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Beschreibung

Theologie sucht nach Antworten auf die großen Fragen der Menschheit und der eigenen Lebensgeschichte. TheoLab macht Theologie alltagsrelevant, vermittelt theologische Hintergründe und hilft sprachfähig zu werden – kompakt, gut verständlich und visualisiert. Theo: Je drei große Fragen zu den drei Themen Jesus, Himmel und Mission werden aus der Sicht des christlichen Glaubens durchdacht. Lab: Statt fertige Antworten zu finden, öffnet sich ein Raum, verschiedene Positionen wahrzunehmen und zu untersuchen. TheoLab ist ein Forschungslabor in Buchform für alle, die leidenschaftliche Glaubens- und Lebensfragen haben, theologische Tiefe gewinnen und diese mit anderen teilen wollen. Mit Texten von Björn Büchert, Dr. Felix Eiffler, Katharina Haubold, Karsten Hüttmann, Prof. Dr. Florian Karcher, Isabelle Kraft, Jason Liesendahl, Anna-Lena Moselewski, Lena Niekler, Aleko Vangelis sowie Sketchnotes von Miriam Tölgyesi.

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Seitenzahl: 138

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In unseren Veröffentlichungen bemühen wir uns, die Inhalte so zu formulieren, dass sie Frauen und Männern gerecht werden, dass sich beide Geschlechter angesprochen fühlen, wo beide gemeint sind, oder dass ein Geschlecht spezifisch genannt wird. Nicht immer gelingt dies auf eine Weise, dass der Text gut lesbar und leicht verständlich bleibt. In diesen Fällen geben wir der Lesbarkeit und Verständlichkeit des Textes den Vorrang. Dies ist ausdrücklich keine Benachteiligung von Frauen oder Männern.

Dieser Titel ist entstanden in Zusammenarbeit mit der CVJM-Hochschule (www.cvjm-hochschule.de), dem CVJM-Landesverband Württemberg e. V. (www.cvjm-wuerttemberg.de) und dem Evangelischen Jugendwerk in Württemberg (www.ejwue.de).

Die Herstellung dieser Arbeitshilfe wurde gefördert aus Mitteln des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS).

Impressum

© 1. Auflage 2021 buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart 2021

All rights reserved.

ISBN Buch 978-3-86687-286-8 ISBN E-Book 978-3-86687-287-5

Lektorat: Punkt.Landung, Mirja Wagner, Marburg Umschlaggestaltung:buch+musik – Daniela Buess, Stuttgart Satzprogrammierung: X1-Publishing, Stuttgart Satz Downloads: buch+musik – Daniela Buess, Stuttgart Bildrechte Umschlag, Inhalt: istock: AVD88, desifotoBildrechte Sketchnotes: Miriam Tölgyesi, Mannheim Bildrechte Autorenfotos: bei den Autorinnen und Autoren; Eiffler: Carla J. Witt, Greifswald; Büchert/Kraft: Julian Meinhardt, Stuttgart

www.ejw-buch.de

Inhaltsverzeichnis

Kleiner Leitfaden zum Buch

TheoLab geht weiter!

Jesus

Jesus – Mensch oder Gott?

Jesus – war das Kreuz wirklich nötig?

Jesus – warum ist er heute noch relevant?

Aus der Praxis: Theologie im Café

Himmel

Himmel – was kommt nach dem Tod?

Himmel – gibt’s den auch auf Erden?

Himmel – und was ist mit der Hölle?

Aus der Praxis: Was zur Hölle?! Theologie kompakt erklärt

Mission

Mission – müssen wir das wirklich machen?

Mission – reicht es nicht, wenn ich Gutes tue?

Mission – woher kommt der Glaube?

Aus der Praxis: Blank_ Ein leeres Blatt schickt dich auf eine Reise

Anhang

Die Menschen hinter den Artikeln

TheoLab: Kooperationspartner

Kleiner Leitfaden zum Buch

An diesem Buch haben ganz unterschiedliche Menschen mitgewirkt und so hat jeder Artikel seinen ganz eigenen Stil. Das darf so sein und ist sogar gewünscht. Einige Elemente gibt es dennoch in jedem der Artikel, um das Lesen, Denken und Arbeiten mit diesem Buch zu erleichtern:

Tools und Hilfen

Es ist eine Sache, über theologische Themen zu lesen. Doch wie geht es danach weiter? In jedem Artikel gibt es deswegen folgende Elemente:

Zum Nachdenken – Anwendungsfragen

Zum Vertiefen – Hören und Lesen

Zum Machen – Handlungsempfehlung

Zum Nachlesen – Verwendete Literatur

Sketchnotes und Downloads

Je Artikel gibt es eine Sketchnote, die den Inhalt noch einmal bildlich darstellt und für Kleingruppen verwendet werden kann, aber auch so eine Hilfe beim Lesen und Denken ist.

Unter download.ejw-verlag.de können die in diesem Buch enthaltenen Sketchnotes mithilfe des Passworts „2TL.jhm.“ als digitale Daten heruntergeladen werden. Der Kauf des Buches berechtigt zum Downloaden, Ausdrucken, Kopieren und Verwenden dieser Daten, sofern sie zur Vorbereitung und Durchführung der Inhalte dieses Buches verwendet werden. Eine Vervielfältigung, Verwendung oder Weitergabe darüber hinaus ist ohne Erlaubnis ausdrücklich nicht gestattet.

TheoLab Circle

Der Laborcharakter von TheoLab wird auch daran ersichtlich, dass TheoLab mehr als ein Buch ist. Rund um Band 1 (zu den Themen Gott. Mensch. Welt.) ist manches entstanden. Jendrik Peters hat das Onlineformat „TheoLab Circle“ entwickelt und erprobt. Auch für Band 2 hat er solch einen Lese-Circle mit Übungen und Impulsfragen konzipiert. „TheoLab Circle“ ist auf fünf Treffen angelegt und kann sowohl digital als auch vor Ort durchgeführt werden. Das Konzept mit Übungen und Fragen zu Band 2 ist bei den Downloads zu finden. (Ebenso bei Band 1.)

Hyperlinks

Für in diesem Titel enthaltene Links auf Websites/Webangebote Dritter übernehmen wir keine Haftung, da wir uns deren Inhalt nicht zu eigen machen, sondern sie lediglich Verweise auf den Inhalt darstellen. Die Verweise beziehen sich auf den Inhalt zum Zeitpunkt des letzten Zugriffs: 14.09.2020.

Bibeltexte

Die im Titel enthaltenen Bibeltexte sind i. d. R. zitiert aus BasisBibel. Das Neue Testament und die Psalmen, © 2012 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart und Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

TheoLab geht weiter!

Die Suche nach Antworten auf die „großen Fragen“ geht weiter. Nach dem ersten Band von TheoLab zu den Themen Gott, Mensch und Welt dreht sich im zweiten Band alles um die Themen Jesus, Himmel und Mission. Die Idee bleibt die gleiche: TheoLab ist ein Theologiebuch, das das Leben und auch die Praxis der Jugendarbeit in den Blick nimmt. Es versucht, möglichst wenig abstrakt zu sein und dafür ganz konkret zu werden. Dabei soll eine Auseinandersetzung stattfinden, die die Praxis im Blick hat, aber gut verständliche, entscheidende, theoretische Ansätze zur Grundlage hat. TheoLab ist dabei so etwas wie ein Forschungslabor in Buchform. Denn die Antworten auf die großen Fragen im Leben und Glauben kann man nicht einfach nur nachlesen, sondern sie wollen und müssen selbst entdeckt werden.

Es gibt keine fertigen Antworten

Bei TheoLab versuchen wir genau das. Der Name legt schon nahe, dass dabei zwei Aspekte entscheidend sind: Die Theologie und das Labor. Theologie bedeutet „Lehre von Gott“. Wir stellen uns den großen Fragen aus Sicht des christlichen Glaubens, versuchen Gottes Sicht zu erahnen und finden dazu viel Hilfreiches in der Bibel. Dabei pflegen wir den „Laborcharakter“: Wir liefern keine fertigen Antworten, sondern öffnen einen Raum, konkrete Fragen wahrzunehmen und zu untersuchen. Wir experimentieren, beobachten das Ergebnis, ziehen Schlüsse, hinterfragen und präsentieren unsere Gedanken als Momentaufnahmen.

Denn: Theologie ist nicht gleich Theologie. Eigentlich müsste man von Theologien in der Mehrzahl sprechen. Je nach Biografie, Herkunft und Zeitalter deuteten Menschen die heiligen Schriften der Bibel und ihre Lebensgeschichte schon immer unterschiedlich. Theologie ist kontextgebunden und fordert deshalb heraus, theologische Entscheidungen zu treffen. Was ist mein Verständnis der Bibel? Welchen Passagen räume ich mehr Gewicht ein als anderen? Welche Deutungen erweisen sich als nachvollziehbar und tragfähig im Leben und im Glauben? Unterschiedliche Theologinnen und Theologen beantworten diese Fragen aus ihrer Perspektive und kommen zu manchmal sogar konträren Aussagen. Manche dieser verschiedenen Sichtweisen wollen wir wahrnehmen und darstellen und in den Dialog mit ihnen eintreten.

Deswegen schreiben bei TheoLab verschiedene Autorinnen und Autoren. Auch sie präsentieren ihre Sichtweise, aber ohne davon auszugehen, dass es die einzig wahre ist. Denn natürlich sind auch sie von ihrem Kontext und ihrer Geschichte geprägt und haben bestimmte Verständnisse der Bibel und verschiedene Gottesbilder. Für den einen sind die Texte der Bibel z. B. wörtlich zu verstehen, für eine andere sind sie eher Erfahrungsberichte von Menschen, die etwas mit Gott erlebt haben. Aber alle eint der Glaube, dass Gottes Geist in den Worten der Bibel wirkt und sie von Jesus Christus als ihrem Zentrum her zu verstehen ist.

Kein Praxisbuch, aber ein Buch für die Praxis

TheoLab dreht sich um Theologie im Alltag. Auch wenn TheoLab nicht als Anleitung dafür gedacht ist, wie man die Themen umsetzen kann, kann es für die Jugend- und Gemeindearbeit genutzt werden. Die einzelnen Kapitel können z. B. gemeinsam gelesen werden und zur Diskussion über die eigene Theologie einladen oder zur Vorbereitung verwendet werden. Die Sketchnotes bieten dafür eine grafische Übersicht und dienen als Tool für die eigene Nacharbeit und Praxis. Auch die Vorstellung einzelner Projekte und Ideen zeigt, wie man in der Jugend- und Gemeindearbeit der Lust auf Theologie Raum geben kann. Dabei ist wichtig, dass Theologie auch ohne Studium und das Lernen von Fachwörtern möglich ist und mit Menschen jeden Hintergrundes eingeübt werden kann. Deshalb versuchen die Autorinnen und Autoren von TheoLab so verständlich und einfach wie möglich zu schreiben und Fachbegriffe zu erklären.

Die Buchreihe TheoLab

TheoLab ist eine mehrbändige Reihe, die vom Ev. Jugendwerk in Württemberg, vom CVJM-Landesverband Württemberg e. V. und von der CVJM-Hochschule in Kooperation entwickelt wurde und sich mit den großen Themen der Menschheit und der Bibel auseinandersetzt. Jedes Buch umfasst dabei drei Oberthemen, die in jeweils drei Kapiteln mit konkreten Fragen bedacht werden. Die einzelnen Kapitel stellen unterschiedliche Positionen zu den Fragen dar und münden in einem Resümee der Autorin oder des Autors. Dieses Resümee sehen wir allerdings nicht als einen Schlusspunkt, sondern als einen Doppelpunkt: Wir hoffen und wünschen uns, dass das Diskutieren und Nachdenken dann erst richtig beginnt ...

Wir sagen „Danke!“

Danke allen, die an diesem Projekt mitgewirkt haben: den Autorinnen und Autoren; der Sketchnote-Designerin Miriam Tölgyesi; denjenigen, die ihre Projekte vorgestellt haben; dem Verlag buch+musik und besonders Claudia Siebert für die großartige Begleitung; Mirja Wagner für das fantastische Lektorat und Daniela Buess für die tolle grafische Gestaltung. Ein Dank geht auch an Kevin Beier und Jakob Steinke sowie an alle, die am Clip für TheoLab 1 mitgearbeitet haben, und an Jendrik Peters, der den „TheoLab Circle“ entwickelt hat. Außerdem bedanken wir uns bei allen, die uns begegnet sind und uns Fragen gestellt und ihre Sichtweisen zur Verfügung gestellt haben, und allen Leserinnen und Lesern, dass ihr euch diese Fragen stellt und ihnen nachgeht.

Viel Freude beim Lesen, Denken und Leben.

Björn Büchert, Katharina Haubold und Florian Karcher

Jesus

Jesus – Mensch oder Gott?

Gibt es das eine Jesus-Bild?

In meiner Vorstellung sah Jesus immer ungefähr so aus: schulterlange braune Haare, dichter brauner Vollbart, langes helles Gewand, Sandalen und blaue Augen. Vielleicht stammt diese Vorstellung aus einem Jesus-Film, vielleicht von Malereien aus Kirchengebäuden. Meine Kunstlehrerin hat mich dann aber zum Nachdenken gebracht. Sie zeigte im Unterricht Jesus-Bilder aus anderen Ländern und Kulturen: von einem Jesus mit schwarzer Hautfarbe. Oder mit mandelförmigen Augen. Mit schwarzen Haaren, braunen oder blonden. Die Bilder waren so unterschiedlich wie die Menschen auf diesem Planeten.

Es gibt sehr viele Jesus-Bilder, sehr viele Vorstellungen von dem, wer und wie Jesus war. Wie kann man aber sicherstellen, dass das eigene Bild von Jesus nicht bloß ein verlängerter Arm der eigenen Vorstellung oder Prägung ist? Und lässt sich das verhindern? Als Christin oder Christ möchten wir in das Bild Christi verwandelt werden, aber sind unsere Christus-Bilder nicht auch genau das: unsere Bilder von Christus? In diesem Kapitel werden wir unterschiedliche Ansätze betrachten und versuchen, das Jesus-Bild Stück für Stück scharfzustellen.

Der Versuch des Scharfstellens

Mehr als ein gewöhnlicher Mensch

Viele Menschen haben schon vor der Kreuzigung erkannt, dass Jesus ein außergewöhnlicher Mensch gewesen ist. Die Frage, wer er war, wird an verschiedenen Stellen in den Evangelien gestreift. Jesus selbst fragte seine Jünger, was die Leute denn nun sagen, wer er sei. Ein Prophet wie Elia, ein Prediger wie Johannes der Täufer? Petrus bekannte anschließend, dass Jesus der Christus sei, „der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,13-16 BB). Als Jesus starb, war einer der römischen Soldaten tief beeindruckt und bekannte ebenfalls, dass Jesus der Sohn Gottes gewesen sei (Mk 15,39). Später begegnete der auferstandene Jesus seinen Jüngern und Thomas rief überwältigt aus: „Mein Herr und mein Gott“ (Joh 20,28 BB)!

In diesen Texten wird deutlich, dass in Jesus mehr als ein gewöhnlicher Mensch gesehen wurde. Das war in der frühen Christenheit unstrittig. Die Frage war, wie viel mehr er war. War er ein Prophet? Ein besonderer Lehrer? Welcher Titel wäre passend? Ziemlich früh wurde betont, dass Jesus Gott war. Aber schnell zeigte sich, dass damit eine Menge theologischer Probleme aufgeworfen wurden.

Konzil von Nicäa: Ist Jesus Gott?

Auf dem Konzil von Nicäa (325 n. Chr.), einer Versammlung der Kirchenleitenden, hat man sich diesen Fragen gewidmet und wollte festhalten, dass Jesus Gott war. Gleichzeitig wollte man aber auch keine zwei Götter haben: Jesus sollte neben Gott dem Vater kein weiterer Gott sein. Wie konnte man aber an dem Glauben an den einen Gott festhalten und gleichzeitig aussagen, dass Jesus Gott ist? Ein Vorschlag war, dass Gott sich in verschiedenen Gestaltungsformen gezeigt haben könnte. Aber das verwarf man. Mit wem hätte Jesus dann gesprochen, wenn er gebetet hat? Wäre die Beziehung zwischen Gott und Jesus so nicht eine Illusion? Auch die Version, dass Jesus einen menschlichen Körper hatte, der von einem göttlichen Geist, dem Logos, bewohnt wurde, konnte sich nicht durchsetzen. Denn das würde heißen, dass Gott nur Menschsein spielen würde. Die Menschheit Jesu musste jedoch vollständig sein und durfte sich nicht bloß auf einen Teil beziehen. Ein anderer Vorschlag war, dass man Jesus als ein göttliches Geschöpf verstehen sollte, wodurch Jesus eine Stufe unter Gott dem Vater stehen würde. Auch diese Idee fand keinen umfassenden Anklang. Stattdessen formulierte das Konzil von Nicäa, dass Jesus als Sohn Gottes nicht geschaffen, sondern aus einer ewigen Zeugung hervorgegangen sei: „gezeugt, nicht geschaffen“.1 So wollte man Unsagbares in einer Bildersprache verdeutlichen, die weit über das hinausragte, was der eigentliche Wortsinn bedeutet.

Es zeigte sich, dass keine Begriffe zur Verfügung standen, um dieses Problem zu lösen. Man konnte nicht ausdrücken, dass Jesus Gott war und Gott dennoch ein Gott ist. Also hat man einen Begriff erfunden: Homousie. Wesensgleich. In einem Bekenntnis wurde festgehalten: „Ich glaube an [...] den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit, Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahrem Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater [...].“ Im Grunde war das der Versuch, ein Wunder, ein Geheimnis zu benennen und gleichzeitig deutlich zu machen, dass man keine Worte hat, um auszudrücken, wer uns in Jesus begegnet. Diese Formulierung hat längere Zeit Akzeptanz gefunden. Dann entstanden erneut Probleme, sodass weitere Konzile einberufen werden mussten.

Konzil von Chalcedon: Zwei-Naturen-Lehre

Das Ergebnis dieses Konzils (451 n. Chr.) war die sogenannte „Zwei-Naturen-Lehre“. Sie besagt, dass Jesus „wahrer Gott und wahrer Mensch“ sei. In Jesus würden sich die göttliche und die menschliche Natur verbinden. Offen blieb, wie diese Verbindung von zwei Naturen gedacht werden kann. Denn sie bilden einen tiefgreifenden Widerspruch: Wie können in Jesus die vollkommenen göttlichen Eigenschaften wie Allwissenheit, Allgegenwart und Allmacht und gleichzeitig die Begrenzungen des Menschseins vorhanden sein? Das Konzil von Chalcedon lieferte hierzu keine Antwort. Stattdessen wurde mit den Begriffen „unvermischt, unverwandelt, ungetrennt, unzerteilt“ festgehalten, dass die Verbindung der zwei Naturen letztlich nicht zu verstehen ist. Sie ist keine Verschmelzung, die Jesus zu einer Art Halbgott machen würde. Sie ist auch kein Nebeneinander, als hätte der irdische Jesus einen göttlichen Doppelgänger. Beide Naturen sind in der Person Jesus Christus – das soll der christliche Glaube bekennen. Die Tradition der alten Kirche hat also eine Stoßrichtung vorgegeben. Aber es sind wesentliche Fragen entstanden, die anschließend immer wieder diskutiert wurden. Ein Versuch war, mithilfe der historischen Forschung mehr Klarheit zu gewinnen.

Die historische Jesusforschung: eine Suche

Geschichtswissenschaft ist eine besondere Wissenschaft, denn sie hat zu ihrem Forschungsgegenstand keinen direkten Zugriff. Man kann die Vergangenheit nicht wiederholen oder in ihr zurückreisen und sie genauer untersuchen. Man kann lediglich Spuren der Vergangenheit zusammentragen und diese deuten. Geschichte ist daher immer nur ein Interpretieren oder ein Nacherzählen von Vergangenem. Geschichte ist eine Rekonstruktion, sie produziert im strengen Sinn keine Fakten.

Wenn es darum geht, Methoden aus der Geschichtswissenschaft für Fragen des Glaubens zu nutzen, so gilt dasselbe: Auch mithilfe der historischen Forschung kann man zu keinem abschließenden Ergebnis kommen. Es kann keinen historischen Beweis dafür geben, wer Jesus war und was man über Jesus genau wissen kann. Dennoch ist die historische Forschung aus der Theologie nicht wegzudenken. Sie hat entscheidende Beiträge geleistet, die in der christlichen Theologie zu wichtigen Erkenntnissen geführt haben. Man spricht hier von der Suche nach dem historischen Jesus.

Die erste Suche

Mit Hermann Samuel Reimarus (1694 – 1768) gewinnt in der Jesusforschung eine grundlegende Unterscheidung an Bedeutung: der historische Jesus, wie er tatsächlich lebte und handelte, auf der einen Seite und der Jesus des Glaubens, wie er von seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern erinnert, geglaubt, gedeutet und bekannt wurde, auf der anderen Seite. Reimarus machte deutlich, dass die Texte des Neuen Testaments hier ein Glaubenszeugnis darstellen würden, keine historischen Berichte, und sie den historischen Jesus übermalt hätten. Man müsse ihn also mithilfe von Methoden der Geschichtswissenschaft „freilegen“, indem man unter die Farbschichten der Bibeltexte sehe. Theologen wie David Strauss und später Rudolf Bultmann gingen dabei so vor, dass sie Jesu Wunder und andere übernatürliche Phänomene als Mythen deuteten. Die Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu hätten Erlebnisse mit Jesus wiedergegeben und dabei natürliche Ereignisse übermäßig aufgebauscht. Auch viele Aussagen Jesu wurden nun hinterfragt: Konnten sie wirklich vom historischen Jesus stammen? Es ging so weit, dass einige sogar der Meinung waren, dass es nie einen historischen Jesus gegeben habe. Die Suche nach ihm geriet ins Stocken und man nahm an, dass es unmöglich sei, gesicherte Aussagen machen zu können. Der historische Jesus galt als Unbekannter.

Die zweite Suche