Tief unterm Pott: Der Aufstand des Kerns - Lennart Kall - E-Book

Tief unterm Pott: Der Aufstand des Kerns E-Book

Lennart Kall

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Beschreibung

Tief unterm Pott: Der Aufstand des Kerns Als das Ruhrgebiet in Blut, Sperma und Fleisch untergeht, kämpft sich Ralle durch eine alptraumhafte Unterwelt aus Lust, Gewalt und Wahnsinn. Gemeinsam mit Mutanten, Göttern und Gezeichneten steigt er tiefer als jeder Mensch zuvor – bis zum Herz des Leviathans. Doch am Ende wartet keine Erlösung. Nur die letzte Schicht. Und Ralles Entscheidung: Herrscher werden – oder alles vernichten. Brutal. Derb. Unvergesslich.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Titel:Tief unterm Pott:

Der Aufstand des Kerns

Autor:Lennart Kall

Biografie:

Lennart Kall wurde 1985 im Ruhrgebiet geborenundwuchsinder Industrielandschaft auf, die später zur Kulisse seiner düsteren, fantastischen Geschichten wurde. Schon als Kind war er von den Geheimnissen der unterirdischen Welt fasziniert – von Bergwerken,verlassenen

Industrieanlagen und den Geschichten, die sich um sie rankten. Anstatt den traditionellen Bildungsweg eines Literaturwissenschaftlers zu gehen, sammelte Lennart Kall Erfahrungen in verschiedenen Berufen und reiste viel. Diese Erlebnisse fließen in seine Geschichten ein und verleihen seinen Werken Authentizität und eine starke Bodenständigkeit.

Kall lebt heute in einer kleinen Stadt im Ruhrgebiet und nutzt die beeindruckende Landschaft als Inspirationsquelle.

Kapitel 1 – Der Aufstieg des Leviathans

Der Himmel über dem Ruhrgebiet war eine einzige, flirrende Masse aus Asche, Blutnebel und Rauch. Wo früher die grauen Häuserzeilen von Essen-Kray standen, reckten sich nur noch verkohlte Gerippe in den zitternden Horizont. Fensterhöhlen glotzten leer wie ausgebrannte Augen. Der Boden bebte in unregelmäßigen Stößen, als würde tief unter der Erde ein gottverdammtes Herz pochen – langsam, aber mit jeder Sekunde kräftiger.

Ralle stand auf dem zerborstenen Dach eines Parkhauses und spuckte in die Tiefe. Der Schleim dampfte auf dem heißen Beton. Neben ihm fluchte Benny, dessen Armstumpf notdürftig mit einem ölverschmierten Lappen umwickelt war. Seine Haut war fahl, und der Schweiß rann ihm in dreckigen Rinnsalen über die Stirn.

„Ey Ralle... dat Ding... dat bewegt sich“, keuchte er, während er nach unten zeigte, wo sich mitten auf der ehemaligen Hauptstraße ein gewaltiger Riss aufgetan hatte. Ein schwarzer Spalt, aus dem Dampf quoll wie aus der Arschritze eines verfluchten Dämons. „Hömma, dat iss nich bewegen“, murmelte Ralle und zog an seiner Zigarette, „dat is Geburtsschmerz.“

Plötzlich riss ein markerschütternder Schrei die Luft in Fetzen. Kein Menschenschrei. Kein Tierlaut. Es war, als hätte ein ganzer Berg die Schnauze aufgerissen und geheult. Ralle fuhr herum. Der Boden vibrierte unter seinen Füßen. Betonplatten wölbten sich, als würden sie von unten gestemmt. Ein Moment später explodierte der Asphalt in einem Feuerwerk aus Erde, Metall und Leichen.

Und dann kam es.

Ein Tentakel, so dick wie ein S-Bahn-Waggon, schnellte aus dem Erdreich. Glitschige, schwarze Schuppen bedeckten ihn, zuckende Saugnäpfe, aus denen ein graugelber Schleim sickerte, zogen sich spiralförmig über die Oberfläche. Er peitschte durch die Luft, riss eine Ruine samt brennendem Gerüst aus dem Boden und schleuderte sie gegen den Horizont.

„MUTTERGÖTTIN!“, brüllte Benny und rutschte auf dem eigenen Blut aus. „Wat zum fick is dat denn?!“

„Dat is unser neuer Nachbar“, knurrte Ralle und griff nach der Axt, die er aus einem Feuerwehrschrank gezogen hatte. „Und der will ans Fenster klopfen.“

Aus dem Spalt quoll ein zweiter, dann ein dritter Tentakel. Es war, als würde sich eine Kreatur von der Größe eines Hochhauses mühsam durch eine viel zu kleine Gebärmutter quetschen. Stück für Stück erhob sich der Leib des Leviathans aus den Eingeweiden des Ruhrgebiets – ein unförmiger Rumpf, durchzogen von pulsierenden Venen, leuchtenden Organen, die im Takt des Bebens flackerten. Auf dem Rücken des Monsters wucherten fleischige Auswüchse, aus denen dampfende Flüssigkeit spritzte. Und dann war da der Kopf. Oder das, was man für einen hielt. Ein schwarzes Maul voller Zähne wie Stahlträger. Kein Gesicht. Nur Hunger.

Sura trat aus dem Schatten einer eingestürzten Kaufhalle. Ihre Haut war von einer metallischen Glut überzogen, als hätte sie die Energie des Untergrunds selbst aufgesogen. Ihre Augen leuchteten. Ihr Körper – immer noch menschlich, aber irgendwie... mehr.

„Das ist Y'shar“, sagte sie ruhig, während der Leviathan mit einem einzigen Tentakelhieb einen Hochhausblock zermalmte wie ein überreifes Stück Obst. „Der Letzte der Uralten. Die Schöpfung selbst hat ihn einst tief unter die Erde verbannt. Jetzt kehrt er zurück.“

„Wieso ausgerechnet hier, Alter?“, röchelte Benny. „Wat hat dat fette Stück Scheiße in Kray verloren?!“

„Weil hier das Herz Europas verrottet“, antwortete Sura, während sie auf das Monster zuging. „Weil hier das Fleisch weich ist. Weil hier keiner mehr glaubt, dass etwas göttlich sein kann – außer vielleicht Pommes mit Schranke.“

Ein Windstoß peitschte durch die Ruinen. Der Gestank von Schwefel, Fäulnis und altem Öl brannte in den Nasen. Ralle stapfte hinterher, seine Axt geschultert, das Gesicht ein einziger Ausdruck aus Trotz, Müdigkeit und geiler Wut.

„Wat will der? Uns alle fressen? Uns zu Sklaven machen?“

„Der will uns“, hauchte Sura, „als Tor.“

„Als was?!“

„Als Loch. Als Geburtskanal. Als Saatbeet für das, was danach kommt.“

Benny fing an zu lachen, ein fiebriges, halb geisteskrankes Lachen. „Na super. Ich hab' nur noch einen Arm, aber wenigstens darf ich Loch sein.“

Plötzlich spürten sie es. Es war, als hätte das Monster sie gehört. Ein Tentakel bewegte sich ruckartig. Dann schnappte er zu – und erwischte einen Überlebenden, der sich in einem U-Bahn-Schacht versteckt hatte. Mit einem schmatzenden Geräusch wurde der Körper gegen eine Häuserwand geschleudert. Knochen barsten, Gedärme klatschten auf den Asphalt. Ein anderer Tentakel schnellte heran, schlang sich um einen Laternenmast und zerrte das halbe Straßennetz aus dem Boden.

Ralle rannte los. „Zurück zum Schacht, verdammt noch mal!“

Sie rutschten über brennenden Schutt, kletterten über umgestürzte Container, während der Leviathan sich weiter erhob. Sein Körper war so lang, dass er sich spiralförmig durch die Trümmer zog. Gebäude fielen wie Dominosteine. In der Ferne sah man, wie die letzten Einheiten der Bundeswehr versuchten, mit Panzern und Hubschraubern das Unmögliche aufzuhalten. Flammenzungen leckten an den Wolken. Irgendwo schrie ein Baby – oder etwas, das sich wie eins anhörte, aber eine Stimme wie zerschlagene Spiegel hatte.

Ralle keuchte, als er den Deckel des Notausstiegsschachts erreichte. „Rein da! Rein da oder ich schieb euch mit'm Fuß!“

Sie warfen sich in die Dunkelheit, rutschten auf rostigen Leitern hinab in eine Tiefe, die nach Eisen, Pisse und feuchter Haut roch. Als sie unten ankamen, bebte der Boden noch immer. Über ihnen knackte die Welt wie ein aufplatzender Rücken. Sura landete zuletzt, rollte sich ab, stand sofort wieder auf. Ihre Haut glühte.

„Das war erst der Anfang“, sagte sie.

„Ich weiß“, murmelte Ralle und griff fester nach der Axt. „Ich hab's in den Eiern gespürt.“

Sie gingen tiefer. Die Tunnel vor ihnen pulsierten im Takt des Leviathan. Wände aus lebendigem Fleisch, gesäumt von Auswüchsen, die wie glitschige Schwänze in die Luft ragten. Aus manchen Löchern tropfte Flüssigkeit. In anderen stöhnten bereits Stimmen. Und der Weg in die Hölle hatte gerade erst begonnen.

Kapitel 2 – Flucht durch das Höllenloch

Der Schacht war feucht, rutschig und eng. Ralle roch als Erster das, was da unten auf sie wartete – eine Mischung aus Schweiß, Altöl, Schimmel, Blut und dem modrigen Aroma von Pilzen, die niemand freiwillig sehen, geschweige denn essen wollte. Benny keuchte hinter ihm her, seine Stumpfhand notdürftig an eine rostige Gürtelschnalle geklemmt, während er mit dem anderen Arm die schleimverschmierte Leiter umklammerte.

„Ralle, ey... ich kann nich mehr... Meine Hand juckt wie Sau... glaub, der Stumpf lebt“, schnaufte Benny.

„Wenn der Stumpf dir gleich die Zunge rauslutscht, dann reden wir weiter“, knurrte Ralle. „Solang du noch kacken und schreien kannst, isses kein Grund zu jammern.“

Sura glitt elegant an ihnen vorbei, als hätte sie Gleitmittel in den Knochen. Ihre metallisch glänzende Haut schimmerte in der Dunkelheit, und ihr Atem dampfte, obwohl es heiß war wie in ’nem Ofenrohr nach Silvester. Unter ihr pulsierte der Gang – er lebte. Der Boden zuckte bei jedem Schritt, als würde man auf einem riesigen, schlafenden Fleischberg laufen.

„Hier unten sind wir sicherer“, sagte sie mit dieser hypnotischen Stimme, die Ralle jedes Mal irgendwo tief in der Lendengegend kribbeln ließ. „Y’shar kann nicht durch diese Gänge. Noch nicht.“

„Und was bedeutet das ‚noch nicht‘, du sexy Alien-Schamanin?“, knurrte Benny. „Heißt das, der Tentakelgott legt bald hier unten Eier?!“

Sura blickte ihn an. Ihre Pupillen zogen sich schmal zusammen, fast wie bei einer Raubkatze. „Er ist kein Gott. Er ist ein Bote. Und der, der ihn geschickt hat, ist schon längst wach.“

„Ich will den Scheiß nich wissen“, fluchte Ralle und trat gegen eine zuckende Wand, die dabei stöhnte. „Mir reicht schon, dass hier alles aussieht wie das Innere von ’nem verfluchten Fleischdildo.“

Der Tunnel wurde breiter. Sie traten in eine riesige, pulsierende Halle. Von der Decke tropfte Flüssigkeit in Becken aus organischem Gestein, in denen schleimige Wesen glitten – wie Kaulquappen mit menschlichen Gesichtern, die stumm schmatzten. Der Boden war bedeckt mit Algen aus Zähnen und Haaren. In der Mitte stand ein Altar. Nein – eher ein Brutkasten.

„Wat zur Hölle...“, flüsterte Benny.

Ein Wesen lag darin. Weiblich. Breitbeinig. Die Haut durchscheinend, der Bauch aufgedunsen, von innen beleuchtet wie eine verdammte Laterne. Die Brüste schwollen rhythmisch, die Brustwarzen pulsierten wie Herzklappen. Aus der Vagina tropfte ein schwarzer Schleim, in dem sich etwas zu regen schien.

„Dat Ding... is das noch menschlich?“, keuchte Benny und wich zurück.

Sura trat näher. „Sie war es. Jetzt ist sie ein Gefäß.“

„Was für’n Gefäß? Für was?!“, brüllte Ralle.

„Für die Brut.“

Im selben Moment platzte der Bauch des Wesens. Mit einem nassen Schmatzen riss die Haut auf und ein unförmiger Klumpen glitt hervor. Ein neugeborenes Monster, kaum größer als ein Hund, mit Tentakeln, Klauen und einem Gesicht, das menschlich begann und bestialisch endete. Es sah sie an. Und lächelte.

„Neeeein, ey, ich halt das nich aus!“, röchelte Benny. „Ich piss mich gleich ein!“

„Dann piss dich ein, aber beweg deinen Arsch!“, fauchte Ralle. „Wir müssen weiter, bevor das Vieh seine Freunde ruft!“

Sie rannten. Der nächste Gang war enger, organischer. Die Wände vibrierten, als ob sie auf den Rhythmus ihrer Schritte reagierten. Aus Spalten zuckten schleimige Tentakel, streichelten Suras Haut, leckten an Ralles Schultern. Einer glitt Benny zwischen die Beine, und obwohl er vor Schreck aufjaulte, war da ein Moment des Innehaltens – fast ein Seufzen.

„Verfickte Scheiße...“, flüsterte er, „das war... nich ganz scheiße...“

„Konzentrier dich!“, rief Sura. „Diese Gänge... sie testen euch. Sie fressen euch erst, wenn ihr wollt, dass sie’s tun.“

„Ey, mir reicht’s!“, schrie Ralle. „Kein Bock mehr auf Tentakelfummel-Party! Ich will Licht, ich will Bier, ich will 'ne anständige, deutsche Kneipe mit Frikadellen und scheiß Fußball!“

„Dann geh zurück und lass dich vom Leviathan lutschen“, zischte Sura, ihre Augen auf einmal glühend. „Oder komm weiter. Tiefer. Zum Kern. Dort gibt’s Antworten. Und Macht.“

Ralle starrte sie an. Der Hass, die Wut, die Begierde – sie kochten in ihm wie Stahl in ’nem Hochofen. Und er wollte sie alle gleichzeitig ficken, erschlagen und retten.

„Na gut“, sagte er. „Aber wenn wir sterben, dann mit ’nem Steifen.“

Sie erreichten eine neue Kammer. Es war kein Gang mehr – es war ein riesiges Loch, kreisrund, mit steilen, fleischigen Wänden. In der Mitte ein Abgrund, aus dem warmer Dampf aufstieg. Ralle trat vor. „Wat is dat?“

„Das ist der Eingang zum Schacht Null“, sagte Sura. „Der tiefste Punkt. Der Urschacht. Da unten lebt die Mutter.“

„Welche Mutter?“

„Die, die alles geboren hat. Auch Y’shar.“

In der Tiefe regte sich etwas. Stimmen flüsterten. Die Luft wurde heiß. Und feucht. Und dann schlug die Lust zu.

Aus den Wänden quollen erotische Silhouetten, aus Fleisch geformte Frauenkörper, Männerleiber, Zwitterwesen, die sich windeten, leckten, fickten. Hände griffen nach Ralle, rissen seine Hose auf, leckten seinen Bauch. Benny stöhnte laut, als eine zungenbewehrte Vagina sich um seinen Stumpf legte und zu saugen begann.

„Fickt... mich... zum Tod...“, röchelte er.

Sura trat splitterfasernackt vor den Abgrund. Ihre Haut dampfte. Ihre Brüste hoben sich. Zwischen ihren Schenkeln zuckte es.

„Nur wer sich selbst verliert, kann tiefer steigen.“

Ralle brüllte, als zwei weibliche Gestalten ihn aufs Bett aus Schleim zogen. Sie rieben sich an ihm, leckten sein Gesicht, steckten sich gegenseitig die Finger in die Münder, während er hart wurde wie Betonstahl.

„Wenn das hier die Hölle is“, knurrte er, „dann bleib ich gern noch 'ne Runde.“

Sie alle fielen. In Lust. In Angst. In Dunkelheit. Und der Schacht lachte. Denn er war hungrig.