Titel: Panhandle-Fehde - Nolan F. Ross - E-Book

Titel: Panhandle-Fehde E-Book

Nolan F. Ross

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Die großen Western Classic Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Dieser Traditionstitel ist bis heute die "Heimat" erfolgreicher Westernautoren wie G.F. Barner, H.C. Nagel, U.H. Wilken, R.S. Stone und viele mehr. Als Daniel Cofferfield sich im Panhandle niederließ, ahnte niemand, wer sich hinter diesem Namen verbarg. Texas war ein freies Territorium, und das Grasland am Canadian River blühte an diesem Frühlingstag wie ein bunter Teppich. Eine Woche lang ritt er durch dieses bunte Frühlingsfeld und prüfte erst, ob er die Kraft finden würde, sein unstetes, wildes Vorleben aufzugeben. Eines Morgens rollte er den Revolvergurt zusammen und schob ihn in die Satteltasche. Dann ritt er nach Tackerville und kaufte tausend Morgen fettes Weideland beim Landagenten, lieh sich in Thorens Sägemühle einen Flachwagen und zog hochbeladen mit Bauholz und den nötigen Werkzeugen ins Panhandle zurück. Daniel Cofferfield hatte noch fünfhundert Dollar in der Tasche. Prämiengelder aus einer wildbewegten Vergangenheit, die er nun vergessen wollte. Ein Anfang also. Er steckte zunächst seine Landmarkierungen und legte auf einem sanften Hügel, der von dichtem Baumbestand bewachsen war, den Grundriss seines Hauses. Daniel Cofferfield war voller Eifer und Schaffensfreude. Seine Hütte wuchs, und Cofferfield errechnete den Tag, wo er sein Bett in Texasdaunen – wie er sein Nachtlager im Grammagras nannte – ins feste Gefüge des Hauses verlegen konnte. An irgendeinem Tage, Cofferfield richtete gerade den Dachstuhl, tauchten zwei Reiter am Fluss auf, die ihre Pferde zügelten, und zu ihm heraufblickten. Cofferfield erwartete sie mit einer gewissen Neugierde. Als sie näherritten, sah er die blitzenden Schilder auf der Brust der Männer. Sie stiegen von ihren Ponys, und der Kleinere von ihnen, der den Marshalstern trug und sich Buckskin Frank Leslie nannte, schritt behäbig um das entstehende Haus, während sein Deputy, ein riesengroßer Texaner, grinsend an den Nägeln kaute. »Sie sind der Mann, der Barnays Land gekauft hat«, sagte der Marshal und schlug dem langen Texaner auf die Hände. »Du frisst noch deine ganzen Finger weg, Archie«, fluchte er los, »womit will ein Deputy seinen Colt halten, wenn er die Finger bis auf die Stümpfe weggefressen hat?« Archie grinste wie ein stupider Ladino.

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Die großen Western Classic – 40 –

Titel: Panhandle-Fehde

… und ein Kampf Zahn um Zahn

Nolan F. Ross

Als Daniel Cofferfield sich im Panhandle niederließ, ahnte niemand, wer sich hinter diesem Namen verbarg.

Texas war ein freies Territorium, und das Grasland am Canadian River blühte an diesem Frühlingstag wie ein bunter Teppich.

Eine Woche lang ritt er durch dieses bunte Frühlingsfeld und prüfte erst, ob er die Kraft finden würde, sein unstetes, wildes Vorleben aufzugeben. Eines Morgens rollte er den Revolvergurt zusammen und schob ihn in die Satteltasche. Dann ritt er nach Tackerville und kaufte tausend Morgen fettes Weideland beim Landagenten, lieh sich in Thorens Sägemühle einen Flachwagen und zog hochbeladen mit Bauholz und den nötigen Werkzeugen ins Panhandle zurück.

Daniel Cofferfield hatte noch fünfhundert Dollar in der Tasche. Prämiengelder aus einer wildbewegten Vergangenheit, die er nun vergessen wollte.

Ein Anfang also.

Er steckte zunächst seine Landmarkierungen und legte auf einem sanften Hügel, der von dichtem Baumbestand bewachsen war, den Grundriss seines Hauses.

Daniel Cofferfield war voller Eifer und Schaffensfreude. Seine Hütte wuchs, und Cofferfield errechnete den Tag, wo er sein Bett in Texasdaunen – wie er sein Nachtlager im Grammagras nannte – ins feste Gefüge des Hauses verlegen konnte.

An irgendeinem Tage, Cofferfield richtete gerade den Dachstuhl, tauchten zwei Reiter am Fluss auf, die ihre Pferde zügelten, und zu ihm heraufblickten.

Cofferfield erwartete sie mit einer gewissen Neugierde. Als sie näherritten, sah er die blitzenden Schilder auf der Brust der Männer.

Sie stiegen von ihren Ponys, und der Kleinere von ihnen, der den Marshalstern trug und sich Buckskin Frank Leslie nannte, schritt behäbig um das entstehende Haus, während sein Deputy, ein riesengroßer Texaner, grinsend an den Nägeln kaute.

»Sie sind der Mann, der Barnays Land gekauft hat«, sagte der Marshal und schlug dem langen Texaner auf die Hände. »Du frisst noch deine ganzen Finger weg, Archie«, fluchte er los, »womit will ein Deputy seinen Colt halten, wenn er die Finger bis auf die Stümpfe weggefressen hat?«

Archie grinste wie ein stupider Ladino. Dabei war er ein waschechter Texaner und kein einheimischer Mestize.

»Ich heiße Cofferfield«, sagte der junge Rancher und spürte Leslies fettfeuchte Handfläche, als er den Marshal begrüßte.

»Ich weiß«, sagte der Marshal mit öliger Stimme. Er trug seinen Revolver tief auf dem Schenkel. Auch Archie schien diese Vorliebe zu besitzen. »Ich habe es in der Stadt gehört.«

Daniel Cofferfield sah die abgegriffenen Kolben ihrer Waffen, die darauf hinwiesen, dass Leslie und sein Deputy sie gern und oft benutzten. Irgendwie wuchs in ihm Abneigung gegen diese beiden Männer, die ihm nie vorher begegnet waren und das Gesetz verkörperten. Vielleicht waren es ihre kalten Augen, die sich hinter ihrem Lächeln verbargen. Vielleicht ihre ganze Art. Cofferfield mochte sie zu Beginn ihrer Begegnung nicht, und er wusste nicht einmal, warum.

»Es ist wohl die erste Hütte, die Sie bauen?«, fragte der Marshal.

»Jeder fängt einmal an, Marshal. Wollen Sie eine Tasse Kaffee?« Cofferfield deutete zum Dreibein hin, das auf einem Fels stand.

Marshal Leslie wollte. Zwischen einzelnen Schlucken sprach er von Barnay, dem einmal dieses Land gehört hatte und der vor zwei Jahren ermordet worden war.

»Viehdiebe waren es, Mister Cofferfield. Wir haben sie nie erwischt. Im Panhandle wimmelt es von Rustlern. Diese texanischen Drifter machen den Ranches schwer zu schaffen.«

»Bei mir ist nichts zu holen.« Der junge Rancher deutete lächelnd über sein leeres Weideland.

»Noch nicht«, erwiderte der Marshal und dankte für den Kaffee. Als er in den Sattel stieg, meinte er: »Sie tragen nicht einmal eine Waffe, Mister Cofferfield. Sie leben in einem einsamen Tal. Mitunter kommt streunendes Rothautgesindel aus dem Indianerland herüber oder Wölfe. Mit beiden ist nicht zu spaßen. Nichts für ungut, Mister Cofferfield.« Marshal Leslie gab seinem Deputy ein Zeichen, und sie ritten in östlicher Richtung den Hang hinunter.

In der Folgezeit bis zum Sommer hatte Daniel Cofferfield noch zwei Begegnungen. Seine westlichen und südlichen Nachbarn tauchten mit einigen ihrer Leute zum Anstandsbesuch auf und gaben ihm etliche vernünftige Ratschläge.

Tim Rodan bot ihm für einen günstigen Preis eine kleine Herde an, und sie einigten sich auf vierzig Longhorns, die Rodan nach dem Herbst liefern sollte.

Yester Hank von der südlich gelegenen LP Ranch, der mit seiner Tochter zur Stippvisite kam, dachte wohl praktischer.

Er schenkte Cofferfield ein Dutzend Hühner und blieb zwei Tage, in denen er dem Jungrancher half, das Dach einzudecken.

Judith, Hanks Tochter, war ein hübsches Mädchen, das vom Haushalt einiges verstand. Sie verpflegte die Männer in dieser Zeit mit mitgebrachten Vorräten und verwöhnte sie abends mit Tabak und Brandy.

Judith machte Daniel verliebte Augen, und von Yester Hank erfuhr Cofferfield, dass er acht Töchter hatte.

»Sie sind in dieser Gegend schwer an den Mann zu bringen«, sagte Hank am zweiten Abend mit einem Seitenhieb auf seine Sorgen. »Die Burschen in der Stadt wollen nur ihr Vergnügen. Vor der Verantwortung drücken sie sich.«

Kein Wunder also, dass Daniel Cofferfield aufatmete, als sein Nachbar sich verabschiedete, nicht ohne ihn für einen der nächsten Sonntage auf die LP Ranch einzuladen. Dabei erwähnte er nebenbei, das die LP Ranch ein wahres Paradies sei und seine strammen Weiber eine wahre Augenweide.

Cofferfield versprach, sein Paradies zu besuchen und spürte Judiths flüchtigen Wangenkuss, der ihm das Blut in den Kopf schießen ließ. Er stand auf dem Hügel und blickte hinter dem Gespann her, das in die sinkende Sonne hineinfuhr, und zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass auf eine Ranch eine gesunde Frau gehörte. Vielleicht würde er sich bei passender Gelegenheit in Hanks Harem umsehen, denn er musste zugeben, Judiths Art gefiel ihm.

Doch bis dahin würde er einige Zeit verstreichen lassen. Das Haus war bis auf die feste Einrichtung fertig. Cofferfield begann, in seinem Wald junge Bäume zu schlagen, um ein festes Wintergatter zu schaffen. Er brauchte auch eine Scheune. Aber daraus wurde wohl dieses Jahr nichts.

Im Spätsommer brachte Cofferfield den Wagen zur Sägemühle zurück. Seine Handflächen waren nun hart und hornig von der Arbeit. Für den Revolver würden sie sich nicht mehr eignen.

Auf dem Wege nach Tackerville dachte er lächelnd an seine bewegte Vergangenheit, die ihn ruhelos durch das Land geführt hatte. Er, Daniel und sein Bruder Aaron hatten fünf Jahre von der Verbrecherjagd gelebt. Sie waren Kopfgeldjäger und hinter jedem lausigen Drifter hergewesen, für den der Staat eine Handvoll Dollar zahlte. Wenn Daniel sein Hemd wechselte, erinnerten ihn die Narben im Fell an diese raue Zeit. Irgendwann vor einem Jahr hatten sie sich an der Nordplatte getrennt. Es war mehr ein Streit, der sie auseinandergebracht hatte, denn während Daniel nach Süden wollte, um ein ruhiges Leben zu beginnen, rüstete Aaron in Yuta zur Jagd auf Black Jefferson, der Drei-Finger-Black genannt wurde. Ein übler Zeitgenosse, der in Colorado einen ganzen Landstrich terrorisierte. Dreitausend Dollar Prämie standen auf seinem Kopf. Aber Daniel schlug den Job aus, weil er es an der Zeit fand, dem rüden, unsteten Leben Adieu zu sagen.

Ich werde nach Yuta telegraphieren, dachte Daniel, als er die breite Straße hoch nach Tackerville ritt. Er musste in die Stadt, um Wintervorräte zu besorgen, denn wenn Rodan die Herde schickte, hatte er bis zum Frühjahr alle Hände voll zu tun.

Es gab einige Aufregungen in der Stadt. Cofferfield sah den Menschenauflauf auf dem Marktplatz, wo Moffels Drugstore stand und das Marshal’s Office lag. Die halbe Stadt war auf den Beinen und scharte sich im weiten Halbkreis um den Lebensbaum, der Trackervilles Stolz, sein Wahrzeichen und zugleich sein Richtbaum war.

Die Menge johlte, und einige waren so betrunken, dass sie ihre Revolver in die Luft schossen, als Marshal Buckskin Frank Leslie mit einem Gefangenen auf der Veranda auftauchte, den sein Deputy mit einem Kälberstrick am Halse kurzgeschlossen hatte.

Daniel Cofferfield trieb seinen Mustang zum nächsten Hitchrack und drängte durch die Meute. Er stand nun nahe an der Treppe und sah den jungen Burschen, dessen Hände auf dem Rücken gebunden und dessen Gesicht blutunterlaufen war, und unwillkürlich blickte er zu dem riesigen Texaner hoch und dachte, das können nur Archies Fäuste gewesen sein.

Und wieder einmal befiel ihn unbewusst der Abscheu, den er gegen die Hüter des Gesetzes in Tackerville hegte.

»Leute! Bürger!«, schrie Marshal Leslie und verschaffte sich mit seinem Revolver Gehör. »Richter Parker kommt erst in einem oder in zwei Monaten in unsere Stadt. Solange müsste Cimarron Flesh auf Kosten der Bürger versorgt werden. Wir haben Flesh erwischt, als er einige Rinder ins Indianertal treiben wollte. Flesh hat gestanden. Sein Kumpan ist uns entwischt. Ihn suchen wir später. Aber Flesh soll für seine Tat büßen. Für diese und den Mord an Barnay, der seine späte Sühne finden soll.«

»Wir brauchen Richter Parker nicht!«, schrie einer in Cofferfields Nähe, und Daniel sah ein pockennarbiges, vom Alkohol verwüstetes Gesicht. »Richter Parker hätte ihn so oder so aufgehängt!«

Ein brandender Aufschrei füllte den Platz, und drüben am Lebensbaum schoben sie einen Wagen heran und warfen ein Seil über einen tiefhängenden Ast, um den armen Burschen vom Leben zum Tode zu befördern.

»Hängt Flesh!«, schrie der entfesselte und betrunkene Haufen, während sich zugleich ein gutes Dutzend vernünftiger Bürger der Stadt diskret zurückzog. Wohl, weil sie die Folgen der Lynchjustiz fürchteten. Doch niemand von ihnen machte Anstalten, Marshal Leslie an seiner Gesetzeswidrigkeit zu hindern.

Daniel Cofferfield drängte näher zum Aufgang. Er roch den Schnaps aus ihren Kehlen und den Schweiß aus ihrer Kleidung. Er kannte Cimarron Flesh aus seiner unruhigen Zeit als Jäger. Flesh war ein Falschspieler, dessen gepflegte Hände Karten, aber nicht die harte Treiberpeitsche zu führen verstanden. Und Mord? Vor zwei Jahren, als Barnay im Pandhandle erschossen wurde, lebte Flesh droben in Colorado. Dieser Mann war Cimarron Flesh. Cofferfield stand nun auf den Treppenstufen. Armweit von dem Gefangenen entfernt. Er atmete tief, und seine Entscheidung fiel ihm sichtlich schwer, doch dann wandte er sich an Marshal Leslie.

»Sie vertreten in dieser Stadt das Gesetz, Marshal. Sie treten es aber gleichzeitig mit den Füßen. Für ein paar gestohlene Kühe hängt man heute niemanden mehr. Jeder Richter würde sich mit einem Jahr Gefängnis oder nur einer Geldstrafe begnügen. Nicht aber mit dem Strick.«

Leslie schnaufte überrascht. »Flesh ist ein Mörder. Ihres Vorgängers Mörder. Er hat es gestanden.«

Cofferfield sah die zerschlagene Gestalt und glaubte dem Marshal aufs Wort, dass Flesh alles gestanden hatte, was der Marshal wünschte. Archies Fäuste hatten Flesh mächtig zugesetzt, und Leslie suchte nichts anderes als ein Opfer seiner Selbstsucht.

Die Bürger von Tackerville würden es ihrem Marshal bei der nächsten Wahl zu danken wissen, dass er nach zwei Jahren den Mörder des alten Barnay fangen konnte. Und Richter Parker würde angesichts dieser Tatsache selbst über ein Lynchgericht hinwegsehen. So war es eben in dieser wilden Zeit.

»Gehen Sie aus dem Wege, Cofferfield«, Leslie schob drohend das eckige Kinn vor, »oder wollen Sie sich gegen das Gesetz stellen?«

»Ich will Sie vor einer Dummheit bewahren, Marshal. Flesh kann nicht der Mörder von Rancher Barnay sein, denn vor zwei Jahren, als dieses Verbrechen geschah, ist er mir in Colorado begegnet.«

Marshal Leslie kniff seine Froschaugen zusammen. »Willst du sagen, das Flesh angesichts des Galgens lügt?«

Wildes Geschrei übertönte Leslies Worte, und die Menge geriet in Bewegung. Archie stieß ihnen seinen Gefangenen entgegen, und Daniel Cofferfield sah, dass Flesh mehr tot als lebendig dem Mob direkt in die Arme fiel.

Cofferfield stand dicht vor dem Marshal. Sein Blick war hart und kalt, und während er im Rücken das triumphierende Geschrei hörte, als man Flesh am Strick hochzog, dachte er in ohnmächtigem Grimm an eine Zeit vor vier Jahren in Kansas, als in Dogde City ähnliche gesetzlose Zeiten herrschten wie sie hier im Panhandle aufzuflackern drohten.

»Flesh ist tot«, krächzte Archie, der Texaner, »er zappelt noch, aber er ist alle.«

Marshal Leslie spürte Cofferfields durchdringenden Blick, in dem eine stumme Anklage lag. Er hob seine stämmigen Schultern. »Wenn Flesh angesichts des Galgens gelogen hat, ist es seine Schuld. Ich kann ihn nicht ins Leben zurückholen. Aber Sie, Mister Cofferfield, werden mir bei Gelegenheit erklären, woher Sie Flesh so gut kennen. Er wird nämlich von einigen Staaten gesucht.«

»Wegen Falschspiels, nicht wegen Mord«, sagte Cofferfields harte Stimme.

»Wir sprechen uns später, Mister Cofferfield«, sagte der Marshal und stieg mit seinem Deputy die Treppe hinunter.

Daniel Cofferfield wandte sich ab. Die Menschenmenge verteilte sich und strebte nun, wo sie ihre Befriedigung erhalten hatte, dem nächsten Gasthof entgegen. Flesh hing einsam am Galgen, und der sanfte Wind bewegte den Toten am Strick.

Fleshs Anblick ließ in Cofferfield tiefe Resignation aufkommen. Er spürte den unseligen Wunsch, zur Ranch zu reiten und seinen Sechsschüsser unter den Bretterdielen auszugraben, um Marshal Leslie zur Rechenschaft zu ziehen. Doch dann schüttelte er heftig den Kopf und schritt die Straße hinunter zum Telegraphenposten. Flesh war es nicht wert, dass er seine Vergangenheit offenbarte. Er, Cofferfield, hatte mit der Vergangenheit abgeschlossen. Er wollte in Frieden leben. Mit all diesen Menschen im Texas Panhandle. Auch mit dem Gesetz, das Marshal Buckskin Frank Leslie vertrat.

*

Der Winter kam mit heftigen Stürmen und ließ Cofferfield die Begebenheit in Tackerville vergessen. Regen und Wirbelstürme fegten durch die offenen Plains, Schlagwetter und Hagelschlag schafften Unruhe in seiner kleinen Herde. Der Canadian River trat über die Ufer und überschwemmte weite Teile des Gebietes. Und an irgendeinem Morgen erstarrte das Land in Schnee und Eis.

Cofferfield sah vom Fenster der Hütte aus, wie sich seine Herde näher zusammendrängte, um Frost und Kälte zu überstehen, und er dachte mit Unbehagen, dass er die Longhorns im ersten Winter schon verlieren könnte. Er war blank bis auf ein paar Goldbucks und würde sich im Frühjahr keine neue Herde leisten können. Auch mit dem Winterfutter sah es schlecht aus.

Im klirrenden Frost tauchte Yester Hank mit einem hochbeladenen Heuwagen auf. Und die vermummte Gestalt, die neben ihm vom Bock sprang, war unschwer als Judith Hank zu erkennen.

Sie brachten empfindliche Kälte mit, als sie die warme Stube betraten, und Yester Hank fluchte. »Es ist der kälteste Winter seit zwanzig Jahren. Du hättest die Herde besser in Rodans geschützten Bergtälern gelassen, Daniel. Jetzt ist es zu spät.«

Cofferfield spürte aus Hanks Worten, wie es um seine Herde stand. Trotz stieg in ihm auf. »Ich werde auch diesen Winter überstehen, Yester, und du wirst sehen, die Herde bleibt mir erhalten.«

»Ohne Futter?«

Cofferfield deutete nach draußen. »Ich habe einen guten Nachbarn. Im nächsten Herbst werde ich meine Schulden bezahlen.«

»Du hast keine Schulden bei mir, mein Sohn«, erwiderte der Alte und schielte zu seiner Tochter hinüber, die am Ofen stand und Kaffee kochte. »Wir reden bald darüber.«

Cofferfield spürte, worauf Yester Hank hinaus wollte. Er schwieg. Er sah nur Judith von der Seite an und dachte, sie ist mehr wert als ein paar Ballen Heu und Stroh. Aber er stand vor dem Nichts oder zumindest vor einem schweren Anfang. Da konnte er sich nicht mit einer Frau belasten.

Sein nächster Besuch kam zur Jahreswende, und diesmal war es Judith alleine, die den schweren Sechsspänner durch den knietiefen Schnee trieb.

Sie war voll sprühender Energie und schien gar nicht auf den Gedanken zu kommen, dass sie alleine mit Cofferfield auf der Ranch war. Daniel half ihr, die Pferde auszuschirren und im Gatter unterzubringen.

In der Hütte begann Judith sich zu beschäftigen, und als Daniel die warme Stube betrat, sagte Judith: »Dad meint, ich sollte einige Tage hierbleiben. Einsamkeit ist nicht gut für einen jungen Menschen. Man kann an ihr zerbrechen.«

»Ein kluges Wort deines Vaters«, erwiderte Cofferfield und dachte, dieser verdammte Lüstling versucht alles, um eine seiner Töchter loszuwerden.

Doch seltsam, zugleich fühlte er sich bei diesem Gedanken wohl. Er kannte Hanks weitere Jungmädchenaufzucht nicht, aber Judith schien wohl die hübscheste zu sein. Und unbemerkt, ohne dass er sich dagegen wehrte, spürte er immer stärker werdende Zuneigung zu Judith Hank, und als Judith eine Woche später glücklich Cofferfields Ranch verließ, sagte Daniel zum Abschied: »Im Frühjahr will ich mit deinem Vater sprechen.«

»Er wird es gerne hören«, lachte Judith vom Bock herab und küsste noch einmal seine Lippen, ehe sie das schwere Gespann in Bewegung setzte.

Yester Hank kam schneller, als Daniel ahnte. In den ersten Februartagen, als der Winter seinen Höhepunkt erreichte, stand er plötzlich in der Hütte.

Daniel Cofferfield war gerade dabei, seine Flinte aufzuladen, weil seit Tagen einige Wölfe um die Herde strichen.

»Judith meinte, du wolltest mich sprechen«, sagte der Alte und grub eine Whiskygalone aus dem schweren Mantel.

»Im Frühjahr, wenn ich das hier überstanden habe«, erwiderte Daniel Cofferfield und deutete nach draußen, wo das Heulen von Wölfen hörbar wurde, »diese verdammten Killer haben in den letzten Tagen zwei Rinder geschlagen. Ich brauche den Leitwolf des Rudels, dann verziehen sich die anderen von selbst.«

»Wann ist Hochzeit?« Yester Hank nahm einen tiefen Schluck, ehe er dem anderen die Flasche reichte. »Du wirst Judith doch heiraten?«

Daniel setzte sich auf den Schemel. »Yester Hank, du bist verschlagener als die Wölfe in den Plains. Du hast Angst, dass du auf deiner Weiberschar sitzenbleibst und sie alte Jungfern werden. Du versuchst alle Tricks, um sie loszuwerden. Und mir hast du Judith nur geschickt, weil du wusstest, dass ihr kein Mann lange widerstehen kann. Verdammt, du räudiger Bär, Judith und ich heiraten, wenn in Tackerville die Osterglocken läuten.«