Tokolosch - Christian Martin Boness - E-Book

Tokolosch E-Book

Christian Martin Boness

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Beschreibung

Es ist ein weit bekanntes und auch gefürchtetes afrikanischen Geist-Wesen – der Tokolosch. Eines Nachts setzen sich drei Kinder mit einer Situation auseinander, die sie sich nicht hätten träumen lassen: Sie werden von Tokolosch aus dem Nichts heraus angegriffen. Lolo, Eliah und Amy müssen nun alle verfügbaren Kräfte bündeln, um den hinterhältigen und mächtigen Geist zu bewältigen. Die Grusel- Geschichte spielt sich zu einer Un-Zeit in Südafrika ab. In dreizehn Kapiteln werden reale und fiktionale Wirklichkeiten gemischt und wieder entmischt. Die aus unterschiedlichen Kulturen stammenden Kinder entwickeln an dieser Tokolosch- Herausforderung ihre individuellen Stärken und gehen schließlich als glückliches Sieger-Team hervor. Das zweisprachige Kinderbuch lässt sich insbesondere auch in Schulen einsetzen, die von Kindern aus verschiedenen Kulturen besucht werden. Es fördert bilinguale Fähigkeiten und gibt einen Eindruck davon, wie Schulkinder heute in Südafrika leben. The Tokolosh is a well-known and scary little ghost in the African mythological world. He appears at a time which does not exist and threatens three kids to kidnap them because they are very naughty ones. The three kids, Lolo, Eliah and Amy are supposed to strengthen each other in order to overcome the evil ghost Tokolosh. Thanks to their different personalities and creativeness, they can cope with Tokolosh and his three armies. Three battles have to be fought to win the war against the mighty and dangerous monster. The kids first have to go through numerous desperate situations before they finally can conquer the Tokolosh with a fantastic trick. This children’s’ book blends fictional and non-fictional realities comprising thirteen small stories. It can be introduced and used in intercultural schools improving bi-lingual skills in students. Additionally, it gives an impression of the ways, how modern school kids live in Southern Africa.

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Seitenzahl: 164

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TOKOLOSCH

EINE GRUSEL-GESCHICHTE

AUS AFRIKA

Christian Boness

Illustriert von Jörg Plannerer

Impressum:

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Dateien sind im Internet über http://dnb.de abrufbar.

Christian Boness

Tokolosch

ISBN 978–3–95781–044–1

Text © copyright 2015 Christian Boness

Übersetzung englischer Text: Lolo Boness

© Deutsche Erstausgabe Hierophant-Verlag 2016

Grafik, Satz, Typografie, Cover: Torsten Peters http://top-kreativ.com

© Coverillustration: Jörg Plannerer

1. Auflage Print September 2016

1. Auflage Epub Dezember 2016 ISBN 978–3–95781–045–8

Hierophant-Verlag

Im Bollerts 4 – 64646 Heppenheim

http://www.hierophant-verlag.de

Alle Rechte der deutschen Erstausgabe, auch der fotomechanischen Vervielfältigung und des auszugsweisen Abdrucks, vorbehalten.

1. NULL UHR. DIE ZEIT DES TOKOLOSCH – 00.00 UHR 13.13.13

Das ist meine Zeit. Null Uhr. Keine Stunde. Un-Zeit. Ich lebe ewig. Aus den Geschichten Afrikas bin ich entsprungen. Schatten-Formen kann ich annehmen, so dass ich allen Menschen Angst einjagen kann. Und das will ich so oft und heftig es geht. Am meisten Angst vor mir haben die Kinder. Also diejenigen, die sich nicht benehmen wollen oder die Kinder, die nicht gehorchen. Ich steige sogar in ihre Träume ein und hinterlasse mein Zeichen im Ohr. Deshalb erzählen die Eltern oft von mir. Was ich schon für Geschichten gehört habe! Und das alles nur, damit sie nicht so viel Stress mit ihren Kids haben... ha.

Leider sind meine Möglichkeiten begrenzt. Denn die älteren Kinder – so über zwölf Jahre – glauben nicht mehr daran, dass es mich gibt. Genauso wenig, wie sie an den Weihnachtsmann glauben... ha, ha. Ich liebe zerplatzte Kinderträume...

Aber HIER steht es schwarz auf weiß... du liest es doch gerade... ich bin der TOKOLOSCH und bevölkere die Gruselgeschichten aus Afrika. ...Mein Markenzeichen ist: ich lasse mich nie, niemals unterkriegen. Ich kenne gefährliche Zaubertricks, denn ich kann mich blitzschnell in Tiere hinein-verwandeln. Und das Beste daran ist, dass ich dadurch den Tieren meinen Willen aufzwingen kann... aber nur ganz kleinen Insekten.

Damit ihr euch in euren winzigen Gehirnen vorstellen könnt, wie ich ungefähr aussehe: Wie eine huschende RIESENRATTE. So richtig eklig, glitschig und stinkend.

Also, wenn meine spitzen Rattenohren von meiner gesamten Größe abgezogen werden, bin ich so etwa zwanzig Zentimeter groß. Meine Ohren kann ich nämlich einklappen wie die Seitenspiegel beim Auto. Das nebenbei. Ansonsten bestehe ich aus einem großen Bauch, der so flach ist wie ein Pfannkuchen. Die Haut ist schwarz wie Tinte und überall behaart. Mein struppiger Affenschädel ist weich und gummiartig. Er kann denken wie der Blitz. Und er kann sogar Gedanken erraten. Schließlich sitzt mein siebter Sinn mitten zwischen meinen gelben Knopfaugen. Und weil ich mich so gut in die Gehirne der Kinder einloggen kann, fällt es mir leicht, mit meiner Energie dort so viel Chaos zu schaffen wie irgend möglich. Denn so schnell, wie ich auftauche, genauso plötzlich verschwinde ich wieder.

Was denkt ihr überhaupt, auch manche Großen fürchten mich, denn ich bin grausam und mächtig. Wenn alles schläft, ist dann meine Zeit.

Habt ihr euch schon einmal die Betten in Afrika angeschaut, ... ich meine die, die bei den einfachen Menschen in den Häusern und Hütten stehen? Also, diese Betten haben drei Paar Beine, zwei Beine vorne, zwei Beine in der Mitte und zwei Beine hinten... alles meinetwegen... die Höhe des Bettgestells liegt bei etwa dreißig Zentimetern. Manchmal werden auch Backsteine unter das Holzgestell gelegt, nur damit ich nicht da hochkomme. Die Menschen wissen genau, höher kann ich nicht gelangen, denn sonst würde ich gleich im Bett bei jenen landen, denen ich etwas besonders Gruseliges antun will. Manchmal gelingt es mir aber trotzdem. Und dann denken die, sie träumen schlecht. In Wirklichkeit hocke ich schon längst unter ihrer Bettdecke...

Allein das Aussprechen meines Namens wird vermieden. Denn immer wenn mein Name genannt wird, fühle ich mich gerufen und komme. In der Nacht. Ganz bestimmt... Aber das ist eine andere Geschichte...

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, klein bin ich, und ich kann meine Körperfarbe wie ein Chamäleon anpassen. Zwerg oder Gnom, kleiner Teufel oder Geist – wie ihr wollt. Eine Riesenratte mit Affenschädel, ein Chamäleon, ein Knopfaugenhirn. Alles bin ich und doch gleichzeitig nichts von alledem. Meine Spezialität ist es, dass ich überall durchpasse, wo andere längst aufgeben. Sogar unter Türen flutsche ich durch, und wenn’s brenzlig für mich wird, gehe ich sogar durch Wände. Damit nicht genug. Wenn ich will, sondere ich über meine pickelartigen Hautdrüsen... das sind keine runden Pickel, wie ihr sie kennt, sondern eckig und krustig... einen ganz besonderen Schleim ab. Meine Füße haben Saugnäpfe, so dass ich nicht auf meiner eigenen Schleimspur ausrutschen kann. Das hat viele Vorteile, besonders, wenn ich mich blitzschnell verstecken muss, nur, weil irgendwelche ängstlichen Kinder das Licht anmachen und mich erwischen wollen. Aber ich bin ja nicht dumm, ich lebe und lebe ewig in der nullten Stunde. Ist das klar!

Diesmal habe ich es auf drei Kinder abgesehen. Sie wohnen in Südafrika, wo die Steppe gelb und der Himmel meistens hell und blau ist. In einer Großstadt, die von Gold- und Diamantengruben umgeben ist. Da treibe ich mein Unwesen. Und diese Kinder meinen, sie könnten sich alles erlauben. Mein siebter Sinn hat mir mitgeteilt, dass es keine leichte Sache werden würde. Diese Kids sind nämlich zu allem fähig...

AUF DIESER SEITE KANNST DU DEINEN TOKOLOSCH MALEN

2. LOLO KÄMPFT UM SEINE POSITION AM PEGBOARD – 13 UHR

„So ‘n Mist: Teacher Candy hat meinen gelben Peg um zwei Löcher runtergesetzt. Logisch, das dauert ja ewig, bis ich oben bin und auf pink umsteigen kann. Ich will einen pinken Peggy haben. Fertig. Die Mädchen haben’s gut, die schaffen es einfach schneller und heimsen ihre Belohnung ein.

Ich finde diese Stecktafeln blöd. Da steht jeder mit Namen dran, und jeder kann dann sehen, wer sich benimmt und was für eine soziale Tat er tut. Uncool.

Aber egal, dafür bin ich King im Lesen und Vorlesen. Jede freie Minute nutze ich, um mir Bücher reinzuziehen; es ist wie eine Sucht. Keiner glaubt mir, dass ich schon alle Bücher für die erste und zweite Klasse gelesen habe... dabei bin ich gerade erst sechs geworden. Ich weiß, das ist mein großes Talent.

Meine Eltern haben mir allerdings erklärt, dass die Talente von Gott kommen... stimmt wahrscheinlich... ja, und – eh ich’s vergesse: ich tanze gerne, so Hip-Hop oder auch Ballett. Ich hasse es, wenn mir Leute sagen, Tanzen wäre nur was für Mädchen. Mir macht es jedenfalls Spaß... Drehungen gehören zu den Bewegungen, die ich jedem zeige, ob sie wollen oder nicht... Und Singen tu ich laut und gerne... (und in Klammern: pupsen und rülpsen auch). Mein Vater hat mir mal erzählt, dass die früher bei den Pfadfindern als Mutprobe sogar Popel essen mussten. Ganz schön widerlich. Aber ich kann das auch. Ich weiß sogar, wie meine Popel schmecken: willste wohl wissen, musste aber selbst probieren...)

Wenn mein Papi zur Gitarre greift und versucht, sich an irgendwelche Liedertexte zu erinnern, helfe ich gerne – oder korrigiere sein wirklich grausames Englisch...

Ansonsten bin ich rasend in Bewegung und halte meine Umwelt auf Trab. ... wenn ich daran denke, wie viele Spielzeuge oder Haushaltsgegenstände ich schon kaputtgekriegt habe, staune ich über mich selbst. Ich bin eben ein leidenschaftlicher Bastler... und Maler: denn wenn Homework dran ist, dann schreibe ich die Buchstaben nicht, ich zeichne sie. Ich bin geradezu verliebt in Schönschrift. Und das hat zur Folge, dass ich bei Aufgaben in der Schule nicht so schnell fertig bin... dann gibt es sofort Probleme und mein pinky Peggy wandert gleich zwei bis drei Löcher nach unten. Ich struggele wirklich mit dieser dämlichen Stecktafel...

Mit viel Freude und Dabei-Sein kann ich auch Schach spielen. Meine große Schwester Amy ist mein Lieblingsgegner. Schuld daran ist der Schach-Coach in der International School. Wir beide haben nämlich bei dem so´ne Schach-AG... der kann einen toll anregen... und hat sogar ein Buch über ‚Schach in der Schule’ geschrieben. Auf Englisch natürlich... der Läufer heißt nämlich hier BISHOP und der Turm ROOK, und der König KING. Und die Bauern, die sowieso nichts in der Birne haben und folglich auf dem Schachbrett nichts zu sagen haben, heißen hier PAWNS. Am meisten mag ich die Königin, die kann überall hin, und die heißt tatsächlich QUEEN...

und die weiße Schacharmee gewinnt immer... das kommt daher, weil meine Schwester immer Weiß nimmt. Weiß fängt nämlich immer an.

Meine Eltern wollten mich eigentlich eine Klasse höher einstufen lassen... aber ich habe mich durchgesetzt: ich bleibe bei meinen Freunden in Grade 1...

Meine Eltern haben mir übrigens auch erzählt, wie ich zu ihnen, also in MEINE Familie gekommen bin. Ich glaube, ich habe ganz schön Glück gehabt. Meine südafrikanischen Eltern kenne ich nicht...

Vielleicht später, wenn ich mal 18 bin, werde ich sie suchen... bestimmt... aber vielleicht leben sie auch gar nicht mehr. Keine Ahnung. Mmh...

Auf jeden Fall bin ich froh darüber, dass ich richtige Eltern habe. Und die lassen mich nie, nie, nie allein. Das haben sie mir schon ein paar Mal gesagt, wenn ich mal wieder so einen Wutanfall gekriegt habe... und dann werde ich wieder ganz ruhig, setzte mich in eine Ecke... kralle mir dann das Buch, das mir meine Mami gewidmet hat: ‚The Angel Who Fought The Rage’. Der Engel, der die Wut besiegte... 1 Aber den Gedanken werde ich gar nicht los, warum ich eigentlich auf der Welt bin... denn meine Eltern tun alles für mich, was ich brauche.

Mein Papi hat mich sogar getauft, auf drei komplizierte Namen:

1. Jacques, weil das angeblich schön klingt,

2. Philo, weil das so was wie Freund oder freundlich heißt. Diese Idee kommt von meiner Mami, die französische Namen liebt..., und

3.Noah – typisch mein Vater – weil der meint, dass es mir so ähnlich gegangen ist wie dem Noah in der Bibel... damals war wohl `ne große Gefahr mit Tsunami, Erdbeben, Wassermassen – haben wir rausgekriegt, war nämlich keine Sintflut – Arche bauen, Familie Noah gerettet, fertig... so ungefähr hat mir Gott dann vor 6 Jahren eine Familie verpasst... meine richtigen Eltern... und so weiter...

Und das Beste ist mein unkomplizierter Name LOLO – meine Schwester hat nämlich einen Sinn für das Einfache. Als ich ein Mini-Baby war und wenige Wochen nach meiner Geburt im Arm von Papi lag, hat sie mich angeschaut und einfach LOLO gerufen... und das ist bis heute mein Name, auf den ich höre... ja, so unübersichtlich kann das mit dem Namen-Geben sein... gut, dass ich mir selber noch keinen ausdenken muss...

Und noch was: ich hasse es, früh aufzustehen... oft wickle ich mich in den Bettbezug ein, so wie in einen Kokon. Keiner soll mich sehen, und keiner soll mich hören... meine Eltern haben alle Hände voll zu tun, mich rechtzeitig in die Schule zu kriegen... in Deutschland bin ich auch gerne zu spät gekommen, bis ich so viel Druck gekriegt habe, dass ich jetzt doch lieber in time da aufkreuze...

Dafür bleibe ich abends lange, lange auf. Ich drehe dann so richtig auf. Oft presse ich aus meiner Kehle einen Ton, ... und wenn ich den anstimme... „iiiiiiiiiiiih“ ... dann beben die Scheiben... es zittert das Trommelfell von denen, die diesen besonders schrillen Ton mit anhören müssen... aber ich kann’s auch leise; dann merken es die anderen erst viel später...

Wenn es dann so gegen 8 Uhr ins Bett gehen soll, erwacht so richtig mein Widerstandsgeist. Am wirksamsten ist mein vorwegnehmendes Geheul: „Ich will aber nicht ins Bett... buuhuu...“ ... nützt aber nur wenig... und wenn ich dann endlich in meinem Stockwerk-Bett liege, übrigens oben, lerne ich oft französische Wörter oder spiele so ein tolles Quiz aus Karten mit „French“. Ach ja, ich habe vier Wochen unten schlafen müssen, weil mein linker Arm gebrochen war, aber der Gips ist gestern zum Glück schon abgesägt worden.

Wie ich mir den Arm gebrochen habe? Wollt ihr das wissen? Das kam so: Ich bin gehangelt, und dann bin ich einfach runtergefallen. Ende. Punkt. Aus.

Schon wieder Gedankensprung in meine Schule, einfach weil’s nervt: dieses Steckbrett in der Klasse geht mir mächtig auf den Keks... als ich vorige Woche eine Decke für die homeless people mithatte, – ihr müsst euch vorstellen, die betteln hier an jeder Ampel – bin ich mit meinem pinky peg prompt um drei Löcher höher gerückt. Als Belohnung für good behaviour. Und das soll gutes Benehmen sein. Dabei hat mein Papi die Decke doch nur im Großmarkt gekauft... eigentlich müsste er dafür ausgezeichnet werden, oder?

Ob ich mich wohl so zusammenreißen kann, dass ich „Die drei ???“ mit gucken darf... aber wie ich mich kenne, kann ich mich nicht besonders gut benehmen... egal jetzt.

Drei Freunde habe ich nur, genauer gesagt zwei Freundinnen und einen Freund: Hendrik, Tamara und Aysha. – Aysha kommt aus einer Diplomatenfamilie, und wenn meine Mami da anruft wegen Treffen, nimmt meistens keiner ab... die scheinen sehr busy zu sein... Tamara, die kommt aus Kenia, aber in der Schule spricht sie Englisch ...Hendrik kommt aus einer deutsch-bolivianischen Familie, und mit denen machen wir manchmal am Wochenende Ausflüge. So in Game Parks, also wo die Big Five rumlaufen: Elefanten, Nashörner, Nilpferde, Büffel und Giraffen... ist schon cool, wenn die sozusagen vor der Haustüre rumlaufen... na und Mamis Lieblingstiere sind Eles, weil die so sensibel sind, und Papis sind Giraffen, weil die ein so großes Herz haben... egal.

Komisch, gerade kriege ich so ein Gefühl im Magen, als ob heute noch was passieren würde. Also doch kein normaler Schultag... aber was kann das wohl sein? ...mach’ ich mir jetzt keine Gedanken drüber...

1 Im Hierophant-Verlag erschienen

HIER KANNST DU LOLOS PEGBOARD ODER DIE ARCHE NOAH MALEN

3. AMY KOMMT NACH HAUSE UND WILL ‚DIE DREI ???’ GUCKEN – 14 UHR

„Schon wieder Mathe auf. Langweilig. Und blöd außerdem. Aber ich habe ja schon anderthalb Seiten Mathe in der Schule gemacht... In After Care... Nach Homework spielen wir meistens UNO... wie heute verbringe ich so die Zeit mit meinen Freundinnen. Also, falls jemand UNO nicht kennt: das ist so ein hippes Kartenspiel... und die oberlangweilige Zeit vergeht dann wie im Fluge. Alles klar? Das macht mir besonders Spaß. Weil ich die Regeln manchmal zu meinen Gunsten verändere und natürlich dann gewinne. Aber das tue ich nur manchmal, weil meine Freundinnen sonst keine Lust mehr haben mit mir zu spielen. Auf jeden Fall macht Schule nur so Freude.

Überhaupt: diese Fächer!!! In Englisch machen wir viel Gedichte – auswendig lernen... das übe ich immer, wenn wir im Auto sitzen und länger unterwegs sind...

In History müssen wir die Geschichte Südafrikas pauken. Apartheid und so... aber Nelson Mandela finde ich super-cool. Sehr sympathisch, der Alte... hat so lange im Gefängnis auf Robben Island gesessen. Waren mal da und haben uns die Zellen und die Steinbrüche angeguckt... war schon unheimlich, ...weil die Führung machen immer so Überlebende aus dem Prison von Robben Island... also Ex-Knackis... find ich irgendwie viel zu echt... ein Museum ist mir lieber... und die Blacks haben da als Tagesration am wenigsten Brot gekriegt, dann kamen die Coloureds, also die durften am zweitwenigsten Brot essen und die Whites am meisten. Und die Weißen brauchten auch nicht so schwer zu arbeiten. Und die am wenigsten Essen gekriegt haben, mussten so richtig hart ran... bei brütender Hitze in den Steinbrüchen... also diese Geschichten in History finde ich spannend... und wenn jemand von Robben Island ans Festland schwimmen wollte – ist übrigens nicht weit, so ein paar Kilometer nur –, hatte er zwei Möglichkeiten: entweder von der kalten Strömung weggetrieben zu werden und jämmerlich zu ersaufen oder von den Haien gefressen zu werden. ...hat eben niemand geschafft.

... ich hätte es auch erst gar nicht gewagt... bin halt immer ein bisschen vorsichtig und abwartend. Meine Mami sagt, ich wäre ängstlich... Sei`s drum...

Auf jeden Fall ist Mandela 95 Jahre alt geworden... der hat aber nicht schwimmen können... deshalb lebt er noch... na ja, der ist neulich gestorben, direkt bei uns um die Ecke, echt wahr!

Am meisten Spaß machen die Arbeitsgemeinschaften – extra murals genannt –, pottery, chess und dazzling dancing... um nur einige zu nennen... und wenn ich das mit meiner Schule in Deutschland vergleiche – ich bin da ein paar Jahre lang zur Gesamtschule gegangen – finde ich es hier um so einiges besser. Jeden Morgen, wenn ich in die Schule komme, werde ich von meiner Klassenlehrerin umarmt... und das macht sie bei allen, muss man sich mal vorstellen... und dann fragt sie, wie es einem geht und macht eine aufmunternde Bemerkung. So fängt der Schultag schon mal ganz positiv an.

Aber blöd sind immer diese Tests am Freitag. Also, in English, Mathe, integrated studies und second language werden Überprüfungen geschrieben und sofort die Eltern alarmiert, wenn irgendwas mal daneben geht... kann doch mal passieren, oder?

Und am Jahresende werden Jahres-Klausuren geschrieben, ganze lange zehn Tage, nur Klausuren. Schlimm. Der Gipfel ist, dass die Lernsachen vom gesamten Jahr abgefragt werden. Angst habe ich vor diesen bescheuerten Klausuren nicht... aber nach diesem Mega-Stress sind alle völlig am Ende.

Immerhin gibt es als Lohn der Mühe an unserer International School vier Monate Ferien, also 16 Wochen. Ich nehme an, weil wir hier besonders viel arbeiten müssen... Dann fahren die betuchteren Kinder kreuz und quer durch Afrika. Klar, dass sich alle Kinder darauf freuen. Die ärmeren Kinder kommen ja auch erst gar nicht auf unsere Schule, weil das Schulgeld so teuer ist. Fünfhundert Euro pro Monat und ohne Essen... egal... ist nicht meine Hauptsorge, aber meine Eltern machen schon Stress, wenn ich nicht richtig Homework mache...

Das Beste an der Schule ist, dass ich nicht gehänselt werde... drei Mädchen aus meiner Klasse tragen eine Zahnspange. Die Dinger sehen furchtbar hässlich aus, und in Deutschland bin ich ständig deshalb aufgezogen worden. Was da in meiner früheren Schule abgelästert worden ist... aber heute passiert mir das nicht mehr... also... ich bin total gerne hier.

Die Unterschiede zwischen den Menschen sind für mich spannend und anregend... anstatt Mobbing gibt es einfach mehr Toleranz hier. Supercool finde ich, dass jeder Student hier in einer großen Feier am Ende des Jahres eine Extra-Urkunde kriegt. Von der Schulleitung und vor den anderen Schülern, Eltern und Lehrern! Manche erhalten sogar zwei oder drei Urkunden. Aber jeder bekommt mindestens eine. Und meine Eltern waren vielleicht stolz auf mich... whoh... mir hat die Direktorin ein Zertifikat „Best achiever in Maths“ gegeben... und mein kleiner Bruder Eliah kriegte was für „Best hugs and honesty“. Lolos Urkunde habe ich vergessen, aber er hatte so was wie „In allen Schulfächern sehr aktiv“ gekriegt... Klar, dass nach so einer Feier jeder erst mal um fünf Zentimeter wächst... ist wirklich wahr.

Im Moment ist meine Laune nicht besonders gut. Und ich bin froh, wenn mich meine Eltern pünktlich abholen, am besten freitags um eins...

Für heute habe ich mir in den Kopf gesetzt, meine Lieblings DVD anzusehen. Ich habe die auch als CD: „Die drei ???“ ...von dem großen Alfred Hitchcock... Kann man richtig süchtig von werden... – Es gibt da eine Folge, die sogar in Kapstadt spielt... leider versucht mein Papi, mir das so oft wie möglich zu vermiesen und hat deshalb hohe Hürden aufgebaut.

Ich soll abwaschen – das gibt einen Punkt. Ich soll Mathe EXTRA machen, also drei Aufgaben, als ob das blöde Mathe in der Schule nicht genug wäre... gibt jedenfalls noch mal einen Punkt. Schließlich soll ich nicht gleich meckern, wenn mir was nicht passt, ...besonders beim Essen, da mach ich erst mal ein paar Bemerkungen und denke laut: Anstatt Kartoffeln könnte es ja auch Buchstabensuppe geben. Das ist nämlich meine Lieblingsspeise. Oder: anstatt Gemüse wären Pommes oder eine Pizza Hawaii unschätzbare Alternativen. – Und wenn ich so was nur mal sage, explodiert mein Papi gleich. Der meint nämlich, ich würde meckern. Dabei erwähne ich nur kurz, was ich gerne essen würde... und sonst ermuntert er uns immer, unsere freie Meinung zu sagen...