Tom Prox 10 - G. F. Unger - E-Book

Tom Prox 10 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

DIE GROSSE ABRECHNUNG
Von G.F. Unger

Als Tom Prox in das heruntergekommene Städtchen Donkeytown hineinreitet, wird ihm sofort klar, dass das hier kein netter Kurort ist. Merkwürdig viele Männer lungern scheinbar gelangweilt vor den Häusern in der warmen Mittagssonne herum. Tom fühlt die abschätzenden Blicke, sieht die tiefhängenden Colts und hat schon mehrere Gesichter bemerkt, die eine auffällige Ähnlichkeit mit den Visagen haben, die er aus den Fahndungsblättern kennt. Hier hat sich ein wahres Banditennest zusammengerottet - doch den Mörder, den er fieberhaft sucht, hat er noch nicht entdeckt ...

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Inhalt

Cover

Impressum

DIE GROSSE ABRECHNUNG

DIE BLAUE SCHLANGE - Teil 4

Vorschau

Kleines Wildwest-Lexikon

Aus dem Wilden Westen

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Heinrich Berends

Illustrationen Innenteil: duncan1890/iStockphoto; Rustic/shutterstock

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7634-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

DIE GROSSE ABRECHNUNG

Von G.F. Unger

Als Tom Prox in das heruntergekommene Städtchen Donkeytown hineinreitet, wird ihm sofort klar, dass das hier kein netter Kurort ist. Merkwürdig viele Männer lungern scheinbar gelangweilt vor den Häusern in der warmen Mittagssonne herum. Tom fühlt die abschätzenden Blicke, sieht die tiefhängenden Colts und hat schon mehrere Gesichter bemerkt, die eine auffällige Ähnlichkeit mit den Visagen haben, die er aus den Fahndungsblättern kennt. Hier hat sich ein wahres Banditennest zusammengerottet – doch den Mörder, den er fieberhaft sucht, hat er noch nicht entdeckt …

Der Erste, dem Tom Prox kurz vor den ersten Häusern von Donkeytown begegnet, ist kein Mann, sondern ein fünfzehn- bis sechzehnjähriger Bengel, der ihm frech ins Gesicht starrt.

Der Bengel sitzt auf einem herrlichen Gaul und hat zwei abgenutzte Colts an den Seiten hängen.

Teufel, denkt Tom‚ das muss ja eine besondere Gegend sein. Wenn die Knaben hier schon mit mächtigen Schießeisen herumlaufen, haben die Männer sicher Maschinengewehre unter dem Arm!

»He, was willst du in Donkeytown, Stranger?«, will der Bengel wissen. Er streckt sich, um größer zu wirken.

Tom verzieht keine Miene. »Oh, ich bin hierhergekommen, um ungewaschenen Lümmeln beizubringen, wie sie Erwachsene anzureden haben«, antwortet er dann.

In den tückischen Augen des Halbwüchsigen funkelt es böse. Mit schnellem Griff reißt er die Waffen aus den Holstern.

»Dann werden dir die Lümmel mit den ungewaschenen Hälsen beibringen, wie sie mit großmäuligen Fremden umgehen«, faucht er zwischen den gelben Zähnen hervor. An diesen gelben Zähnen erkennt Tom, dass der Kerl doch schon älter sein muss, obwohl sein Gesicht wie das eines Jungen aussieht.

Scheinbar beeindruckt von dieser Bemerkung nickt Tom.

»Ja, ja«, murmelt er und lässt das lose Ende von Susys Zügel mit kurzer Handbewegung nach links herübersausen.

Das Ende schwingt um die Revolverhand des Bengels und ein kräftiger Ruck lässt ihn im Sattel wanken. Bevor er den linken Colt abdrücken kann, hat Tom, der sich weit zu ihm hinüberbeugt, mit raschem Griff beide Waffen an sich gebracht. Er schleudert die Kanonen weit nach rechts in das hohe Gras und greift sich dann den Burschen.

Patsch-patsch, klatsch, patsch-patsch – so knallen einige kräftige Maulschellen. Dann reitet Tom wortlos weiter.

Er ist noch keine zehn Meter weit, da pfeift etwas an seinem Ohr vorbei und bleibt dann blitzend im Staub der Straße liegen. Tom beugt sich sehr weit aus dem Sattel, hebt das Wurfmesser auf und schleudert es zurück. Einen Zentimeter vor den Fußspitzen des Bengels bohrt es sich in den Sand.

Als Tom noch einmal zurücksieht, steht der halbwüchsige Bursche immer noch steif wie ein Stock mitten auf der kümmerlichen Straße.

Je weiter Tom Prox in den Ort hineinreitet, umso dichter stehen die Holzhäuser zusammen.

Merkwürdig viele Männer muss es hier geben, denkt Tom und mustert die vielen Pferde, die überall an den Haltestangen angebunden sind.

»Scheinen alles Pferdeliebhaber zu sein! Teufel, Teufel! Ob die hier gerade eine Schönheitskonkurrenz für Pferde abhalten? Was meinst du, Susy, hättest du da auch Chancen?«, flüstert Tom vergnügt ins Ohr in seiner treuen Stute.

Susy antwortet mit einem hellen Wiehern.

»Du bist eingebildet wie alle Weiber!«, lacht Tom und mustert mit scharfen Blicken die herumlungernden Gestalten, die sich vor den Häusern in der warmen Sonne herumflegeln. Er fühlt die abschätzenden Blicke, sieht die tiefhängenden Colts und hat schon einige Gesichter bemerkt, die eine merkwürdige Ähnlichkeit mit den Visagen haben, die Tom aus den Fahndungsblättern des F. B. I. kennt.

»Hoh, Susy, das ist ein netter Kurort hier! Nun wird es mir klar, warum mein Freund Slim nicht allein fertig wird!«

Er erkennt mit einem Mal, dass die herumlungernde Gesellschaft auf etwas zu warten scheint und dass die Blicke, mit denen sie ihn mustert, irgendwie respektvoll sind.

Die Straße verläuft nun in einen kleinen Platz. Der Ranger verhält sein Reittier und liest andächtig die Schilder der vier Kneipen, die ihm dort entgegenleuchten.

»Humor haben die netten Leute, das muss man ihnen lassen«, stellt Tom grinsend fest. »Zur buckligen Krähe!«, buchstabiert er. »Und da drüben: Zur wilden Mabel. Ha, das klingt auch nicht schlecht. Wahrscheinlich wirft sie mit Geschirr und prügelt mit dem Scheuerlappen.« Er wendet den Blick zur rechten Seite hinüber. »Zum stinkendem Esel« prangt dort in großen Lettern, und ein kleines Stück weiter leuchten die Worte: »Bumm, Bumm« herüber. Daneben ist ein rauchender Colt aufgemalt.

Da die »Bucklige Krähe« ihm am nächsten liegt, steuert Tom Prox darauf zu. Er will aus dem Sattel gleiten, da zischt eine der wartenden Gestalten: »Geh besser Zur wilden Mabel, da findest du, was du suchst!«

Tom blickt erstaunt auf.

»Ihr habt einen netten Kurbetrieb hier. Danke für die Auskunft!« Er lenkt Susy ein Stück weiter bis zum Saloon »Zur wilden Mabel« und springt dort aus dem Sattel.

Auch hier bemerkt er erwartungsvolles Volk. Gelassen bindet Tom sein Pferd neben den vielen anderen an die Haltestange, da fühlt er plötzlich, wie sich der Lauf eines Colts in seinen Rücken bohrt.

»Steigen Sie schnell wieder auf, und machen Sie, dass Sie davonkommen, Sie Mörder«, ruft eine melodische Stimme. »Nehmen Sie gefälligst die Hände hoch! Wird’s bald?«

Lässig hebt Tom seine Arme in die Höhe, dreht sich langsam um und blickt lächelnd in zwei strahlend blaue Augen. Eine blonde, widerspenstige Locke hängt über der kleinen Nase des zornigen Mädchens und wird nun hinweggeblasen.

»Machen Sie, dass Sie wegkommen, ich dulde nicht, dass Sie sich mit Fred schießen! Tun Sie das mit Ihresgleichen, Sie – Revolverheld! Ich zähle bis drei! Eins, zwei …!«

Bevor das zornige Mädchen weiterzählen kann, zieht Tom galant seinen Hut.

»Einen recht schönen, guten Tag, Miss Mabel! Sie haben mir einen riesigen Schrecken eingejagt. Erschrecken Sie Ihre Gäste immer so?«

Das Mädchen schnappt empört nach Luft, und Tom bringt mit raschem Griff den wackelnden Revolver an sich.

»Der ist ja sogar geladen«, stellt er nach kurzer Untersuchung fest.

Nun hat das Mädchen endlich seine Verblüffung überwunden.

»Sie unverschämter Halunke! Ich bin nicht die Mabel, das wissen Sie ganz genau! Oder sehe ich vielleicht wie die dicke Mabel aus? Kathleen heiße ich, damit Sie es wissen. Ich bin die Schwester von Fred Walker, mit dem Sie sich schießen wollen, obgleich Sie ganz genau wissen, dass der Junge keine Chance gegen Sie hat. Pfui Teufel, Sie erbärmlicher Mörder! Hier …«

Klatsch-klatsch macht es, und auf Toms Wangen zeichnen sich die Abdrücke der »zarten« Mädchenhände ab.

Nun ist es Tom, der einigermaßen verblüfft ist. Staunend betrachtet er das zornige Persönchen und streicht sich über die brennenden Wangen.

Das Gelächter der umstehenden Gaffer bringt ihn wieder zu sich. Als er die Lacher mustert, schweigen sie betreten und fuchteln mit fahrigen Bewegungen an den Waffengürteln herum.

Jetzt wird Tom schlagartig klar, dass man ihn mit einem anderen verwechselt, vor dem man gewaltige Angst haben muss.

Er wendet sich nun wieder dem Mädchen zu. Kathleen will gerade mit ihren kleinen Fäusten zuschlagen, da packt Tom sie und drückt ihr zwei laut schmatzende Küsse auf den roten Mund.

Kathleen bekommt einen feuerroten Kopf. Tränen schießen ihr in die Augen, und dann wendet sie sich um.

Tom blickt ihr lange nach.

»Na, so was!«, brummt er und wendet sich an die Gaffer. »Was glotzt ihr so dämlich?«

Verlegen lächeln die Kerle. Durch ihr beschwichtigendes Brummen vernimmt Tom die Stimme eines der Männer:

»Nimm es uns nicht übel, Jim Collings! Du weißt ja, dass du auf uns zählen kannst. Drinnen sitzt Fred Walker, der dich gefordert hat, weil er glaubt, dass du seinen Vater umgelegt hast. Dabei ist das doch ein ganz fairer Kampf gewesen! Na, der Junge wird dir ja keine besonderen Schwierigkeiten machen. Allerdings hat er zwei Freunde mit, die verdammt fix sind …«

Tom unterbricht den Schwätzer mit kurzer Handbewegung und geht lässig auf die Pendeltür des Saloons zu. Man verwechselt ihn also mit Jim Collings, einem berüchtigten Revolverhelden und Mörder, der in vielen Staaten von allen Polizeiorganen fieberhaft gesucht wird.

Die Gründe, die Slim Rings dazu veranlassten, seinem alten Freunde Tom Prox einen Brief zu schreiben, sind schlimm genug.

Die Rings-Ranch und die Walker-Ranch liegen zwischen den beiden Ortschaften Donkeytown und Monkeytown. Die Einwohner dieser eigenartigen »Burgen« liegen in erbitterter Fehde.

Die Mehrzahl der Bewohner von Donkey- und Monkeytown lebt vom Viehdiebstahl. Manchmal geraten sie sich gegenseitig in die Haare, und der lachende Dritte ist dann meistens die Cowboymannschaft, deren Vieh sie stehlen wollten.

Es gab früher noch einige andere Ranches in diesem abgelegenen Distrikt. Seit dem Tag aber, an dem die Bewohner dieser Towns feststellten, dass man vom Viehdiebstahl besser leben kann als von ehrlicher Arbeit, ging es mit ihnen schnell bergab.

Übrig blieben nur die beiden größten Ranches, die Rings-Ranch und die Walker-Ranch. Diese konnten es sich leisten, starke Cowboymannschaften zu halten, an denen sich die Viehräuber die Zähne ausbissen. Natürlich verloren sie auch einiges Vieh, aber Slim Rings und Nat Walker, die beiden Besitzer, arbeiteten immer noch mit Gewinn.

Vor einigen Wochen war plötzlich eine Änderung eingetreten. Die kleinen Banden der Viehräuber, die sich so oft gegenseitig die Beute streitig machten, begannen zielbewusster zu arbeiten. Bald wurde es klar, dass sie zusammenarbeiteten und einen klugen Chef haben mussten.

Ein erbitterter Krieg begann zwischen Cowboys und Viehräubern. Riesige Viehherden wurden gestohlen, und eine Menge Männer hauchten ihr Leben aus.

Im Laufe der Zeit waren viele berüchtigte Revolverschützen eingetroffen, die entweder von den Ranchern oder von den Banditen angeworben worden waren. Nach einigen Tagen stellte es sich schnell heraus, dass die Zweihandschützen der Banditen in der Überzahl waren und besser schießen konnten als die der Rancher.

Dann kam der Tag, an dem Rancher Walker von Jim Collings erschossen wurde. Slim Rings wusste nun, dass er die Nuss nicht allein knacken konnte, und er schrieb an seinen Freund Tom Prox.

Tom tritt durch die Pendeltür und lächelt die drei Männer an, die lässig an dem Schanktisch lehnen.

Hinter dem Schanktisch steht eine dicke Frau, die wohl an die drei Zentner wiegen kann.

Toms Lächeln verstärkt sich unwillkürlich, denn er denkt an die empörte Kathleen, die er mit der wilden Mabel verwechselt hat. Denn dass die dicke Frau hinter dem Schanktisch die wilde Mabel sein muss, ist ihm sofort klar.

Um ihren mächtigen Leib hat sie einen breiten Waffengürtel geschnallt, und die beiden Colts, deren Kolben mit Silber reich verziert sind, sehen nicht so aus, als ob sie nur Attrappen wären.

Die drei Männer am Schanktisch stehen sprungbereit, greifen jedoch nicht nach den Waffen.

Tom nickt jedem von ihnen zu.

»Hallo, boys«, ruft er, »schätze, ich muss euch enttäuschen …«

»Du enttäuschst uns mächtig!«, unterbricht ihn eine mächtige Bassstimme. »Pfui Teufel! Jim Collings, du bist ein elender Feigling!«

Tom benötigt einige Sekunden, um mit der Unwahrscheinlichkeit fertig zu werden, dass diese Bassstimme, die sich anhört, als würde ein schwerer Wagen über eine Bohlenbrücke fahren, aus der Kehle der wilden Mabel kommt. Sein freundliches Lächeln wird nun zu einem breiten Grinsen.

»Meine hochverehrte Miss Buffallo-Bill«, flötet er und zieht mit seiner Linken den piekfeinen Stetson, »sollten Sie die Freundlichkeit haben, eine Erklärung abzugeben, so bin ich ganz Ohr!«

Die Dicke schnauft wütend. »Hoh, ist es vielleicht fair, wenn du mit schussbereitem Schießeisen hereinkommst? Du siehst doch, dass Fred Walker seine Kanone noch stecken hat!«

Tom blickt unwillkürlich auf den Revolver in seiner Rechten. Es ist die Waffe, die er Kathleen weggenommen hat.

»Aber, aber, verehrte Miss …«

»Ich bin keine Miss!«, fährt die Dicke ihm in die Rede, worauf Tom ein zerknirschtes Gesicht macht und von Neuem beginnt:

»Aber, aber, verehrter Mister, wer wird denn gleich so schlecht über seine Mitmenschen denken …«

Ein Schuss unterbricht seine Worte, und der Colt, den die dicke Frau blitzschnell herausgerissen hatte, fliegt davon.