Tom Prox 18 - G. F. Unger - E-Book

Tom Prox 18 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Aufstand und Meuterei im Zuchthaus! Ausgerechnet die Sträflinge Lee Banks und Joe Sharkay haben ihre Chance genutzt und sind auf und davon.
Tom Prox, der die beiden Banditen damals nach einem Überfall verhaftet hat, weiß, dass er nun höllisch auf der Hut sein muss. Denn bevor sich die Zellentür hinter ihnen geschlossen hat, haben sie ihm tödliche Rache geschworen ...

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Inhalt

Cover

Impressum

TOM IN NÖTEN

WEITER WILDER WESTEN - Letzter Teil

Vorschau

Kleines Wildwest-Lexikon

Aus dem Wilden Westen

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Heinrich Berends

Illustrationen Innenteil: duncan1890/iStockphoto; Rustic/shutterstock

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8084-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

TOM IN NÖTEN

Von G.F. Unger

Aufstand und Meuterei im Zuchthaus! Ausgerechnet die Sträflinge Lee Banks und Joe Sharkay haben ihre Chance genutzt und sind auf und davon.

Tom Prox, der die beiden Banditen damals nach einem Überfall verhaftet hat, weiß, dass er nun höllisch auf der Hut sein muss. Denn bevor sich die Zellentür hinter ihnen geschlossen hat, haben sie ihm tödliche Rache geschworen …

»… und das Gitter war durchsägt. Im Tresorraum stellte ich die beiden Angeklagten. Es war höchste Zeit, denn sie hatten bereits eine Sprengladung am Haupttresor angebracht!«

Nachdem Tom Prox diese Aussage gemacht hat, ziehen sich die Geschworenen zur Beratung zurück. Zehn Minuten später wird das Urteil verkündet:

»Die Angeklagten Lee Banks und Joe Sharkay werden wegen versuchten Bankraubes zu je drei Jahren Zuchthaus verurteilt.«

Als die Hilfssheriffs die beiden Verbrecher aus dem Raum führen, begegnen sie auf dem Gang Tom Prox.

Lee Banks bleibt einen Augenblick vor Tom stehen und schiebt sein viereckiges Kinn vor.

»Diesmal haben wir uns wie Anfänger von dir erwischen lassen – du wirst aber noch von uns hören!«

»Hoffentlich nur Angenehmes! Wollt ihr am Ende eure Fähigkeiten künftig der Heilsarmee oder anderen ehrenwerten …«

Lee Banks faucht wie ein gereizter Stier und wendet sich ab. Sein Partner Joe Sharkay verhält nun vor dem lächelnden Mann, aus dessen braungebranntem Gesicht weiße, kräftige Zähne blitzen. So unbekümmert und jungenhaft dieses Gesicht auch wirkt, es liegt gespannte Aufmerksamkeit in den Augen.

Joe Sharkay ist ein Riese. Tom, der doch gut und gerne ein Meter achtzig groß ist, muss zu Sharkay aufblicken. Jetzt schaut er ihm freundlich ins Gesicht und lächelt erwartungsvoll.

Die Stimme des Riesen klingt wie das Poltern eines Wagens, der über eine Bohlenbrücke holpert: »Well, schau dir diese Hände an – wenn du in drei Jahren noch leben solltest, werde ich dich damit wie Schnupftabak zerreiben.«

»Ich werde mich bemühen, gesund und munter zu bleiben. Vorläufig müsst ihr leider etwas im Steinbruch arbeiten. Am Entlassungstage werde ich euch mit Blumen erwarten«, verspricht Tom und grinst freundlich.

Die Hilfssheriffs stoßen jetzt die beiden Gefangenen weiter. Tom blickt ihnen sinnend nach.

Sheriff Dickson, der neben Tom steht, brummt wütend: »Warum lassen Sie sich drohen? Sie sollten …«

»Aber, aber – Sheriff! Warum sollte ich so kleinlich sein? Sehen Sie, es wird im Zuchthaus nicht einfach für die beiden Kerle sein. Die Hoffnung, mir nach der Entlassung ans Leder gehen zu können, wird sie trösten und alles Schwere leichter überstehen lassen.«

»Sie nehmen diese Drohung wirklich ernst?«, fragt Dickson.

»So ernst, dass ich mir den Entlassungstag notieren werde. Es haben mir schon manche gedroht, denen ich zu billigen ›Einzelzimmern‹ verholfen habe, aber noch nie habe ich eine Drohung so ernst genommen wie diese. Die beiden Kerle sind von besonders gefährlicher Art, das können Sie mir glauben, Sheriff!«

Der behäbige Distriktsheriff nickt beifällig.

»Ja, das sind sie wirklich. Nur schade, dass man ihnen nicht mehr nachweisen konnte. Leider waren sie bisher immer zu gerissen, um sich erwischen zu lassen.«

Etwas über zwei Jahre sind vergangen.

Tom Prox ist seit einigen Wochen hinter der Colman-Bande her. Ihr Jagdrevier ist sehr groß – vom spitzen Winkel, den der Yellowstone-River und der Missouri bilden, bis zu den Great Falls und Helena reicht es. Die Rocky Mountains und die Little-Belt-Mountains liegen in diesem Gebiet.

Es ist ein raues Land mit kleinen Towns und einem Dutzend Viehstädten. Die Bewohner sind zwar wehrhaft, aber die Colman-Bande weiß genau, wie ein Colt aussieht, und versteht es zudem meisterhaft, ein paar gute Gäule länger zu reiten, als die Verfolger dazu in der Lage sind.

Red-Rockytown: Auf der linken Straßenseite verspricht ein Plakat den besten Whisky – auf der rechten verheißt ein anderes das beste Bier.

Tom Prox entscheidet sich für Bier. In Montana ist der Sommer heiß und der Durst groß. Als er aus dem Sattel gleitet, taucht Philip schon seinen hässlichen Kopf in den Tränktrog vor der Haltestange.

Über der Veranda hängt ein Schild: »Lewis-Saloon – Lewis-Store – Lewis-Pool-Room« steht da in großen Buchstaben.

»Dreimal Lewis!«, brummt Tom. Als er den Fleischberg hinter dem Schanktisch betrachtet, staunt er. Aus dem Kerl hätte man zwei normale Männer machen können.

»Hallo, Stranger!«

»Hallo! Bier, Eier mit Speck, Zeitung und ein Zimmer?«

»Können Sie alles haben! Fremd hier? Auf der Durchreise?«

Der Dicke hat ein seltenes Glitzern in den Augen. Er betrachtet unentwegt Toms Hände, die leicht auf dem Schanktisch liegen.

Tom grinst und geht hinaus, um sein Pferd in die hinter dem Haus gelegenen Ställe zu bringen. Ein wenig später sitzt er an einem Ecktisch und speist mit gutem Appetit.

Im Hinterzimmer verhandelt währenddessen Lewis mit einem krummbeinigen Kerl mit tiefhängenden Colts, die ungewöhnlich groß wirken.

»Ich sage dir, das ist kein Cowpuncher – habe mir seine Hände angesehen. Die sind zwar braungebrannt, aber geschmeidig und nicht so schwielig wie die der Kuhtreiber. Seine Colts sind okay, und dazu trägt er sie noch auf besondere Art. Well, der Stranger ist entweder ein Langreiter oder ein Sheriff – mehr will ich dir nicht sagen.«

Der Krummbeinige tritt an die Tür. Sie hat ein kleines Fenster, durch das man in den Gastraum blicken kann. Tom Prox hat sich soeben eine Zigarette angesteckt und greift nach der Zeitung, die schon zwei bis drei Wochen alt ist.

Shorty, so wird der Krummbeinige genannt, zischt plötzlich einen heftigen Fluch heraus.

»Damned, er ist es!«

»Wer?«, knurrt Lewis.

»Wenn wir das wüssten! Jedenfalls taucht er immer dort auf, wo wir einen Coup ausgeführt haben, und schnüffelt dort unauffällig herum. Unsere Vertrauensleute haben ihn schon seit einigen Wochen auf dem Kieker. Wir sind überzeugt davon, dass er nicht ohne Grund spazieren reitet. Hölle, bisher kam er immer einige Stunden zu spät. Jetzt ist er einige Stunden zu früh am Tatort. Damned, ich muss dem Chef Meldung machen!«

Tom Prox liest unterdessen einen bemerkenswerten Artikel.

»Aufstand und Meuterei im Zuchthaus!

Wie aus Helena berichtet wird, ist im dortigen Zuchthaus eine Meuterei ausgebrochen. Die Sträflinge überwältigten einige Wächter, verschafften sich Waffen und nahmen den Direktor und den Captain des Wachkommandos gefangen.

Nur durch das entschlossene Eingreifen zweier Sträflinge, die sich zum Schein an der Meuterei beteiligten, wurden die beiden Geiseln befreit, worauf die herbeigeeilten Verstärkungen gegen die Meuterer vorgehen konnten.

Die Sträflinge Lee Banks und Joe Sharkay werden für diese wackere Tat wahrscheinlich begnadigt werden.«

Tom pfeift leise durch die Zähne.

»Soso, dann sind die beiden ›Wackeren‹ sicher schon in Freiheit! Na, ihr Weg wird sie wohl zu Ray Colman führen, mit dem sie so oft zusammengearbeitet haben und der nicht einen einzigen guten Geldschrankspezialisten unter seinen Leuten hat.«

Tom denkt an den missglückten Bankraub in Stoneville. Die Colman-Bande hatte die Sprengladung zu schwach dosiert. Der Stahlkasten hielt stand, und bevor die Banditen ein zweites Mal sprengen konnten, waren die wehrhaften Bewohner des Ortes auf den Beinen.

»Bin gespannt, ob die beiden ›wackeren Begnadigten‹ sich noch an mich erinnern. Na, es wird sich bald herausstellen!«

Toms Blick fällt auf den Wirt, der sich wieder am Schanktisch zu schaffen macht. Der Fleischberg hat nicht viel zu tun, denn es befinden sich nur sehr wenige Gäste im Raum.

»Hallo, Lewis! Wo bleibt denn die Lokalrunde?«, grölt eine heisere Stimme.

Auf den Fettbacken des Dicken zeigen sich zwei Grübchen – ein Zeichen, dass er grinst.

»Hat keiner eine Lokalrunde bestellt!«, quetscht er heraus, und in dem Klang seiner Stimme liegt ein besonderer Ton.

Die heisere Stimme gehört zu einem rotköpfigen Bullenkerl, der mit drei Freunden um einen runden Tisch sitzt.

»Dann kläre den Kerl über unsere Sitten und Gebräuche auf!«, bellt der Rotkopf. Seine drei Freunde grinsen erwartungsvoll und starren mit unverhohlenem Spott auf Tom.

Lewis grinst und beugt sich weit über den Schanktisch.

»He, Stranger! Er meint, dass es bisher üblich war, dass jeder Fremde seinen Einstand in diesem Lokal geben musste.«

Tom hebt erstaunt den Kopf. Die vier Kerle waren erst vor einigen Minuten in das Gastzimmer gekommen, als er gerade mit der Zeitungslektüre fertig war.

Lewis grinst erwartungsvoll.

»Well«, sagt Tom, »well, ich bin zwar kein Mitglied eines Wohltätigkeitsvereins, aber ich gebe eine Runde aus!«

Die vier Kerle wiehern voller Lust, und auch die anderen Gäste stimmen ein.

Jeder Mann im Raum weiß, dass die ganze Sache eine glatte Herausforderung war – und dass der Fremde gekniffen hat. Tom lächelt immer noch, und beobachtet den Dicken, der nun ein Dutzend Biergläser vollschenkt.

»Red-Bull«, so nennen seine Freunde den Rotkopf, brüllt plötzlich: »Halt, die vier Gläser für uns soll der Boy selbst einschenken und auch an den Tisch bringen!«

Wieder wiehert das ganze Lokal, doch plötzlich ist es mäuschenstill. Alle Augen richten sich auf den Fremden. Wenn der nur etwas Stolz und Rückgrat hat, so muss er den Streithähnen jetzt die Zähne zeigen.

Tom dreht sich nun auf dem Stuhl herum, blickt zu den Kerlen hin und lüftet den Hut.

»Soll mir eine ganz besondere Ehre sein, dass ich solch hervorragende Persönlichkeiten bedienen darf!«

Wieder platzt die ganze Gesellschaft los: So einen Spaß haben sie hier schon lange nicht mehr gehabt.

Die Männer können sich kaum mehr beruhigen, trommeln mit den Fäusten auf den Tischplatten und trampeln sporenklirrend mit den Stiefeln auf der Bretterdiele. Nur Lewis hat den sonderbaren Unterton herausgehört, mit dem der Fremde das Wort »bedienen« aussprach.

»Well, dann bediene uns mal!«, brüllt Red-Bull plötzlich.

Es ist jetzt sehr still im Raum. Nachdem sich die Männer ausgelacht haben, kommt es ihnen erst richtig zum Bewusstsein, welch klägliche Rolle der Fremde spielt. Kein einziger hätte sich das bieten lassen, was der Fremde so gelassen hinnimmt.

Und dabei sieht er doch ganz beachtlich aus, denken einige Zuschauer mit verächtlich heruntergezogenen Mundwinkeln.

Nichts ist den Männern des Wilden Westens so verhasst wie Feigheit, noch dazu bei einem, der zwei Colts schleppt und sie nicht gebraucht.

Tom steht jetzt langsam auf und tritt zu dem Schanktisch. Die Augen des Wirtes mustern ihn beobachtend und treten plötzlich einige Millimeter aus den Höhlen, als Tom die vier Gläser ergreift und – füllt. Er füllt sie jedoch nicht am Bierhahn, sondern schwenkt sie durch die Abwaschwanne.

Als sich Tom umdreht, halten die Männer im Gastraum den Atem an. Jeder sieht die trübe Brühe in den Gläsern, und alle erkennen nun, dass sie sich in dem Fremden getäuscht haben.

Lässig steuert Tom auf den Tisch der vier Rowdys zu, die ihm einige Sekunden sprachlos und verblüfft entgegenstarren. Toms Rechte hängt nur fingerbreit über dem Coltkolben. Sein Gesicht strahlt Freundlichkeit aus.

»Die Gents werden mit meiner Bedienung zufrieden sein«, verspricht er.

Stühle poltern zu Boden, vier Flüche vermischen sich, dann greifen, nein, schnappen vier Hände nach den Waffen.

»Stopp!«, befiehlt Tom ruhig.

Er hat die Waffe schon heraus und im Anschlag, bevor die Kerle nach ihren Kanonen gegriffen haben. Ein Stöhnen geht vielstimmig durch den Raum.

Jeder Mann weiß nun, was los ist – der Fremde beherrscht meisterhaft seinen Colt. Noch nie haben die Gäste einen Mann gesehen, der so blitzschnell einen Colt heraus hatte. Und das alles mit vier vollen Biergläsern in der Linken.