Tom Prox 24 - G. F. Unger - E-Book

Tom Prox 24 E-Book

G. F. Unger

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Tom ist nicht zu übertreffen

Man kann nicht sagen, dass Bottlebeck ein Drecksnest ist. Wenigstens äußerlich wirkt alles sehr friedlich und gepflegt. Doch als Tom Prox eines Tages in das beschauliche Wildwest-Städtchen einreitet, macht er noch im Sattel Bekanntschaft mit den ersten Zweihandschützen. Denn Fremde, so machen sie ihm unmissverständlich klar, haben in Bottlebeck nichts zu suchen!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 102

Veröffentlichungsjahr: 2019

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

TOM IST NICHT ZU ÜBERTREFFEN

DIE HÄRTE ENTSCHEIDET - Teil 6

Vorschau

Kleines Wildwest-Lexikon

Aus dem Wilden Westen

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Heinrich Berends

Illustrationen Innenteil: duncan1890/iStockphoto; Rustic/shutterstock

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8409-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

TOM IST NICHT ZU ÜBERTREFFEN

Von Westernlegende G.F. Unger

Man kann nicht sagen, dass Bottlebeck ein Drecksnest ist. Wenigstens äußerlich wirkt alles sehr friedlich und gepflegt. Doch als Tom Prox eines Tages in das beschauliche Wildwest-Städtchen einreitet, macht er noch im Sattel Bekanntschaft mit den ersten Zweihandschützen. Denn Fremde, so machen sie ihm unmissverständlich klar, haben in Bottlebeck nichts zu suchen!

Ein Mann stolpert des Weges. Er stolpert nicht, weil er müde ist, sondern weil seine hochhackigen Reitstiefel keine andere Gangart zulassen.

Er ist ein Reiter, das erkennt man auf den ersten Blick. Sein Lederholster, in dem wohl sonst der schwere Colt steckt, ist leer.

Manchmal bleibt der Mann stehen, blickt den Weg zurück, ballt die Hände zu Fäusten und flucht eine Verwünschung heraus. Er wiegt gewiss seine hundertachtzig Pfund, ist hellblond, sommersprossig, breit und stark, dabei sehnig und geschmeidig. Sein Gesicht ist rund, und die Augen sind gut. Es sind wasserhelle, ruhige, gerade blickende Augen. Jetzt blitzen sie allerdings wütend.

»Man sollte dieses blutige Drecksnest, diese Pestbeule des ›Zwei-Täler-Distriktes‹, dieses Millionen Mal verfluchte Bottlebeck an allen Ecken anzünden. Und ich werde es eines Tages anzünden! Zur Hölle mit all den Schurken, die in diesem Nest wohnen! Sure, es gibt noch einige Leute, die all right sind, aber die haben hier nichts zu bestellen. Damned!«

Nachdem sich der Semmelblonde auf diese Art etwas Luft gemacht hat, wendet er sich wieder und will weitermarschieren. Nach einigen Schritten stoppt er jedoch plötzlich ab, denn vor ihm hält ein Reiter, der unbemerkt um die Ecke des Waldweges gekommen ist und mit Vergnügen die Schimpfrede vernommen hat.

Der Semmelblonde reißt die Augen auf, und man erkennt, dass ihm ein Gedanke gekommen ist.

»Hello, stranger!«

»Hello, ganz nett, deine Ansprache! Drückt dich vielleicht dein Hühnerauge?«

Der Semmelblonde betrachtet sich den Reiter nun genauer und erkennt neidlos an, dass der Mann Sonderklasse ist – und das Pferd auch, obwohl es einen kleinen Schönheitsfehler hat, nämlich ein verstümmeltes Ohr.

»Mich drücken fünfzig bis sechzig Pestbeulen«, murrt der Semmelblonde und tritt etwas näher. »Stranger, du siehst aus wie ein vernünftiger Mann«, sagt er dann.

»Ich habe eine sehr gute Meinung von mir.« Der dunkelhaarige Reiter schiebt grinsend mit dem Daumen den piekfeinen, hellgrauen Stetson in den Nacken, verteilt seine hundertsechzig Pfund bequem auf dem Sattel und legt die Unterarme auf den Sattelknopf.

»Das ist gut – ich heiße Dan Baer …«

»Namen sind Schall und Rauch«, sagt der Reiter, »du kannst jedoch vorläufig Tom zu mir sagen.«

»All right, Tom, du könntest mir einen großen Gefallen tun …«

»Ich bin sehr hilfsbereit und lausche auf deine Wünsche«, entgegnet der Reiter.

»Well, dann leih mir für zwei Stunden dein Pferd und deine beiden Colts!«

Dan Baer blickt nach seinen Worten hoffnungsfroh auf den Dunkelhaarigen.

Der Reiter lacht. Und nun schreit Dan Baer all seine Wut heraus, die er in den letzten drei Minuten mühsam bezwungen hat.

»Pest! Himmelkreuz und tausend Klapperschlangen! Los, leih mir die Sachen! Verdammt, komm herunter, sonst knall ich dir ein paar Dinger vor den Hals, dass du für immer rückwärts marschierst!«

Der Reiter zwinkert ein wenig überrascht, dann grinst er stärker als bisher.

»Wenn dir dein Vorhaben gelingt, so will ich dir Pferd und Waffen schenken – aber ich nehme an, dass du jetzt eine fürchterliche Tracht Prügel erhältst.«

»Aaah, du kommst mir gerade richtig!«

Der Semmelblonde blickt sich um und entdeckt in der Nähe eine kleine Lichtung. Wortlos stiefelt er darauf zu, und der Reiter folgt ihm.

Wenig später hat der Reiter seinen Waffengurt an den Sattelknopf gehängt, den Stetson seinem Pferd aufgesetzt und die Ärmel hochgekrempelt. Er klatscht dem Tier noch einmal auf den Hals und sagt: »Drück mir die Daumen, Philip«

Dan Baer grollt ungeduldig: »Der Ziegenbock hat keine Daumen – mach nicht so viele Umstände, ich habe nicht viel Zeit. In zwei Minuten gehört die Bergziege mir und die Kanonen auch. Du bekommst sie jedoch wieder, versteht sich!«

»Na, dann mal los, Kleiner«, grinst der Dunkle und duckt sich auch schon unter einem Schwinger hinweg, um seine Rechte kräftig in der Magenpartie des Blonden zu landen.

»Aaah, ganz gut, Tom!«

»Yeah, es kommt noch viel besser, Dan!«

Der blonde Dan versteht seine Sache recht gut, und er ist ein harter Mann. Trotz seines Schwergewichtes schlägt er mit der Schnelligkeit eines Leichtgewichtes, und es wird Tom klar, dass dieser Mann schon oft im Ring gestanden haben muss.

Zwei Schläge krachen, dann stemmen sich die beiden Männer im Nahkampf gegeneinander und bearbeiten sich mit kurzen Schlägen die Körperpartien, trennen sich dann jäh, um sich wieder grinsend zu umkreisen.

»Du gefällst mir verdammt gut!«, keucht Dan anerkennend.

»Du mir auch – es tut mir schon jetzt mächtig leid, dass ich dich verprügeln werde«, schnauft Tom.

»Pest!« Mit zwei Schwingern und einem Aufwärtshaken kommt Dan ziemlich gut durch, aber dann steckt er mächtig ein. Er läuft etwas unglücklich in einen maßgerechten geraden Haken, der mitten auf den »Punkt« trifft, bekommt dann einen Magenhaken und einen rechten Schwinger, der ihn zu Boden taumeln lässt.

»… drei – vier – fünf – sechs«, zählt der Dunkelhaarige langsam.

Der Semmelblonde kommt bei sieben wieder hoch und versucht jetzt einen orkanartigen Überfall. Man sieht nur noch schwingende Arme, tanzende Männer, die dann wieder eng gegeneinander lehnen und im Nahkampf aufeinander los trommeln.

Sie keuchen, schwitzen, grinsen wieder trotzig und kämpfen mit all ihrem Können. Es ist ein großartiger Kampf, der von beiden hart, aber außergewöhnlich fair geführt wird. Sie sind einander gewachsen.

Endlich gibt es wieder eine Pause. Diesmal liegt der Dunkelhaarige am Boden und wälzt sich herum, richtet sich auf die Knie, hält jedoch noch die Hände am Boden und verschnauft.

Jetzt zählt der Blonde: »… drei – vier – fünf – sechs – sieben – acht!«

Bei neun kommt Tom wieder hoch. Er erhält sofort einen Kinnhaken, um wieder bis sieben am Boden zu hocken.

»… vier – fünf … ich … sechs … werde … sieben … dich … acht … zertrümmern – nnneu …«

Doch der Dunkle kommt noch rechtzeitig hoch und ist wieder verhältnismäßig frisch.

Der Blonde bekommt nun mächtig Feuerwerk. Zweimal sticht ihm die Rechte des Gegners in den Magen, und ganze Serien landen am Kopf des Blonden, der wie ein Sandsack durcheinandergeschüttelt wird, sich dann mit einigen Schlägen wieder etwas Luft verschafft.

»Ringkampf!«, keucht der Blonde plötzlich.

»Well«, schnauft Tom.

Da umfassen sie sich auch schon, wenden all ihre Kraft und Geschicklichkeit an, zeigen allerlei Griffe, wälzen sich am Boden, versuchen, den anderen auf den Rücken zu legen, kämpfen, keuchen, stöhnen.

Zwanzig Minuten mögen vergangen sein. Zwanzig Minuten Kampf ohne Pause. Beide Männer liegen nebeneinander im Gras und schnappen wie Karpfen nach Luft. Sie sind fertig, restlos fertig.

Nach Minuten richtet sich Tom auf. Dan will es auch tun, sitzt sogar schon wieder. Der Reiter taumelt zum Pferd hin, das unbeweglich am Rande der Lichtung steht und immer noch den perlgrauen, piekfeinen Stetson auf dem Kopf hat. Nach kurzer Zeit kommt Tom mit der Wasserflasche zurück.

»Prost«, sagt er zu Dan und überreicht ihm die Flasche. Der Semmelblonde trinkt, schnauft dann: »Warum prost? Ist doch nur Wasser drin und …«

»Bestes Quellwasser! – Du bist ein feiner Boy, Dan …« Der Dunkelhaarige trinkt nun ebenfalls, und sein Gegner sagt: »Du bist mir über, Tom – well, du bist ein verdammt feiner Kerl!«

Eine Weile mustern sich die beiden Männer. Sie sehen nicht mehr so aus wie vor einer halben Stunde. Tom hat ein verschwollenes Auge und an der Stirn eine Beule. Seine Kleidung ist arg mitgenommen.

Dan spuckt gerade einen Backenzahn aus.

»Er hing nur noch an einem Faden«, erklärt er dabei und betastet sich sorgsam, am sorgfältigsten seine Nase, die etwas breiter geworden ist. »Well, du bist ein verdammt feiner Boy«, wiederholt er nochmals. »Aber deine Colts und den Gaul musst du mir jetzt geben, sonst mache ich weiter!«

Er will aufspringen, doch Tom drückt ihn wieder zurück.

»Vielleicht erzählst du mir erst einmal, warum du so versessen auf meine Kostbarkeiten bist!«

»Guter Gedanke – vielleicht hätte ich das schon am Anfang tun sollen«, sagt Dan nachdenklich, denn der Kampf hat ihn merklich abgekühlt. Seine Wut scheint bis zu einem gewissen Grade verraucht zu sein; er ist jetzt kaltblütiger und nachdenklicher geworden.

»Erzähl schon!«

»Du bist fremd hier, Tom?«

»Ich kenne Montana, aber diese Ecke hier noch nicht.«

»Well, zehn Meilen von hier liegt das dreckige Nest Bottlebeck. Hast du schon davon gehört?«

»Nein, Dan!«

»Na, ist ja auch kein Wunder, wir sind hier mitten in den Laramie Mountains und sozusagen am Ende der Welt. Also, Bottlebeck besteht aus dreizehn Häusern, ein paar Hütten und dem ›Palast‹. Wenn der ›Palast‹ nicht wäre, wäre Bottlebeck ein noch dreckigerer Dreck, aber der Palast ist der Mittelpunkt des ›Zwei-Täler-Distriktes‹. Im Distrikt stehen ungefähr dreihunderttausend Rinder auf den Weiden. Wenn du fragst, wo die Viehdiebe sind, so sage ich nur das Wort: Bottlebeck. Well, die Rancher hätten das Drecknest schon zerstampft, wenn der Palast nicht wäre. Er ist Bar, Spielsaal, Generalstore, Bank, Sitz des Richters und überhaupt alles, was in diesem Land von Wichtigkeit ist. Wenn es den Palast nicht mehr gibt, dann müssen die Rancher fünf Tage reiten, um …«

»Verstehe, weiter«, drängt Tom.

»Der Palast und ganz Bottlebeck gehören James Long – er ist auch der Richter, Viehaufkäufer, Generalstorebesitzer. Er ist der Mann, dem ganz Bottlebeck gehört; aber er hat auch seine Sorgen.«

»Warum?«

»Es gibt zwei Gesellschaften in Bottlebeck, die sich mit Viehdiebstahl befassen, und es gab einen Sheriff, der aber vor drei Tagen gestorben ist. Well, dieser Sheriff war der Freund von James Long. In den nächsten Tagen wird nun ein neuer Sheriff gewählt, und das ist schlecht für Long.«

Der Blonde macht eine nachdenkliche Pause.

»Du musst wissen: Jede der beiden Gesellschaften will ihren Mann als Sheriff durchbringen. Well, und deshalb herrscht Krieg in Bottlebeck!«

»Aha, aber was hat das mit dir zu tun, Dan?«

»Yeah, ich habe eine kleine Pferderanch und züchte dort die besten Pferde des Distriktes«, erklärt Dan stolz. »Vorläufig mache ich die Arbeit noch mit meiner Schwester allein, aber nächstes Jahr stelle ich schon ein oder zwei Reiter ein.«

»Und du hast kein Geld, um dir ein Pferd und ein paar Colts kaufen zu können?«

»Unsinn!«, schnaubt Dan. »Sie haben mir in Bottlebeck Gaul und Colts weggenommen. Damned, ganz raffiniert haben sie es gemacht. Ich habe eine halbe Sekunde nicht aufgepasst, und schon fühlte ich einen Coltlauf im Rücken.«

»Warum hat man dich bedroht?«

»Weil ich der dritte Kandidat bin. Ich bin von den Ranchern als Kandidat aufgestellt worden, obwohl sie kaum Aussichten haben, mich durchzubringen. Die Schurken, die mir den Colt unter die Nase hielten, sagten mir, dass ich mich für die nächsten drei Wochen in Bottlebeck nicht blicken lassen dürfe. Falls ich das Sheriffamt annehmen würde, so könnte ich mit einem feierlichen Begräbnis rechnen!«

»Und was wolltest du mit meinem Gaul und meinen Colts?«, fragt Tom, der jetzt einigermaßen durchblickt.

»Sofort zurückreiten und den Burschen zeigen, dass ich mir nicht Pferd und Colt wegnehmen lasse.«

Tom Prox, Captain der G-Abteilung, den man als Westspezialisten – hier im Land sagt man »Todesreiter« – nach Montana geschickt hat, um in Bottlebeck nach dem Rechten zu sehen, ist nun im Bilde.

So ungefähr wusste er allerdings schon Bescheid, denn die Rancher hatten im Laufe des letzten halben Jahres viele Beschwerdebriefe zum Gouverneur geschickt.

Dan meldet sich nun ungeduldig: »Also, wie ist es?«

Tom grinst, erhebt sich und holt aus der Satteltasche einen Reservecolt.

»Da – übrigens, ich komme mit dir!«

Dan Baer runzelt die Stirn. »Hör mal, ich habe alle Aussichten, heute noch in den Himmel zu kommen und …«

Tom unterbricht ihn: »Reg dich nicht unnütz auf, sonst machen wir weiter. Übrigens ist im Himmel für mich schon seit einigen Jahren ein feines Plätzchen reserviert.«

»Du bist ein verdammt feiner Boy«, knurrt Dan.

»Ich hörte das schon irgendwann – bald glaub ich’s! Los, sitz hinten auf, wir reiten nach Bottlebeck!«

Man kann nicht sagen, dass Bottlebeck ein Drecknest ist – wenigstens äußerlich wirkt es nicht übel. Das liegt an der einzigartigen Landschaft, die es umgibt.