Torgo - Prinz von Atlantis 02: Insel der blutigen Götter - Charles de Clermont - E-Book

Torgo - Prinz von Atlantis 02: Insel der blutigen Götter E-Book

Charles de Clermont

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Beschreibung

Die ägyptische Prinzessin und die Gefolgschaft der ägyptischen Galeere sollen geopfert werden. Die Priester wollen damit dem Volk zeigen, dass sie die wahren Herrscher des Königreichs der Atlanter sind. Exklusive Sammler-Ausgabe als Taschenbuch nur bei www_blitz-verlag_de erhältlich!!!

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TORGOPrinz von Atlantis

In dieser Reihe bisher erschienen

3701 Charles de Clermont Die Galeere der Verdammten

3702 Charles de Clermont Insel der blutigen Götter

3703 Charles de Clermont Die Tochter des Pharao

3704 Charles de Clermont Die letzten Tage von Atlantis

Charles de Clermont

TORGOPrinz von Atlantis

Insel der blutigen Götter

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2021 BLITZ-VerlagRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: 123RFUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mario HeyerSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-617-0Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Kapitel 1

Als die Sonne aufging, befand sich Nef-Naton, der Ägypter, auf dem schwankenden Boot des Fischers schon weit außerhalb des Hafens. Die Stadt und die Küste von Atlantis waren nur mehr ein dunkler Strich am Horizont. Die Nebel lichteten sich über dem Wasser und Nef-Naton fand ein wenig Zeit, über das Geschehene nachzudenken. Der Pharao hatte ihn mit einer Galeere nach Griechenland gesandt; auf der Galeere befand sich als kostbare Fracht des ägyptischen Herrschers jüngste Tochter Nif-Iritt. König Telaus begehrte sie zur Frau. Mit dieser Heirat sollte ein Bündnis zwischen Griechenland und Ägypten geschaffen werden. Aber die Galeere war vom Kurs abgekommen und an die Klippen von Atlantis geworfen worden, des sagenhaften Erdteils dessen Existenz immer wieder bezweifelt wurde. Nun befand sich Nif-Iritt in Gefangenschaft und er floh auf dem Boot eines Fischers, der ein paar Weinkrüge nach einem Küstendorf bringen wollte. Es war, Nef-Naton gestand es sich ein, ein tollkühnes Unternehmen. Die riesige Galeere hatte dem Sturm nicht standhalten können. Auf dieser Nussschale aber wollte er nach Griechenland. Würde es ihm gelingen, den König und den Pharao zu alarmieren? Aber auch wenn es ihm nicht gelang und er bei dem Unternehmen sein Leben ließ, war dies immer noch besser als in den Kupferbergwerken der Atlanter einem schmachvollen Sklaventod entgegenzusehen, wie es das Schicksal seiner Reisegefährten war nach König Amurs Gesetz von Atlantis, wonach jeder Fremde, der Atlantis ungerufen betrat, sterben musste, entweder sogleich im offenen Kampf oder eines langsamen Todes in der Sklaverei, eines Todes der vielleicht der Schlimmste aller Tode war. Als Nef-Naton daran dachte, fuhr seine Hand unwillkürlich unter sein Gewand und griff nach dem Dolch, den am vergangenen Abend Gül-Gül auf dem Marktplatz der atlantischen Hauptstadt für ihn gestohlen hatte.

Gül-Gül ... Was war wohl aus ihr geworden? Sie war zur verabredeten Flucht nicht erschienen. Hatte man auch sie gefangen genommen? Nef-Naton schauderte bei diesem Gedanken. Er hatte wohl den besonderen Segen der Götter gehabt. Aber noch war nicht alles gewonnen. Noch blieb, um von Atlantis fortzukommen, ein schreckliches Werk zu tun. Nef-Naton sah den Fischer, der ahnungslos an seinem Segel hantierte und sich sorglos dem Genuss der Fahrt unter der frischen Brise hingab. Er hielt Nef-Naton für blind und der Ägypter wollte ihn so lange als möglich in diesem Glauben lassen. Aber Nef-Naton sah durch seine halb geschlossenen Lider jede seiner Bewegungen und er berechnete kaltblütig den Moment, der ihm für die Ausführung der Tat am günstigsten erschien. Immer weiter entfernte man sich vom Festland. Das Boot beschrieb offensichtlich einen weiten Halbbogen, um in einiger Entfernung vom Ausgangspunkt der Fahrt wieder auf die Küste zu stoßen, welche hier nach Westen zu eine Krümmung machte.

„Nun, wie gefällt dir die Fahrt?“

„Gut, gut“, antwortete Nef-Naton. „Wenn ich nur sehen könnte!“

„Bitte die Götter, vielleicht schenken sie dir dein Augenlicht wieder. Bitte Bel, den Großen.“

„Du hast recht“, meinte Nef-Naton, „ich werde es versuchen.“

Er kroch in sich zusammen, als sei er ganz in Gedanken versunken und halte eine stille Andacht. Aber seine Gedanken waren nichts weniger als andächtig. Der Fischer kam mitleidig näher.

„Nimm einen Schluck Wein“, sagte er.

Er füllte eine Schale aus einem der Krüge und bot sie Nef-Naton an. Der Ägypter griff danach. Etwas an dieser Bewegung machte den Atlanter stutzig.

Nef-Naton bemerkte es sofort: er versuchte, den Fehler zu korrigieren.

„Ich habe, ich habe einen schwachen Lichtschimmer ganz plötzlich!“, rief er.

Der Fischer wich zurück. Aber schon stand Nef-Naton neben ihm.

„Gib mir den Wein“, verlangte er.

Und als der Atlanter die Arme hob, um ihm die Schale zu reichen, fuhr plötzlich der Dolch aus den Falten Nef-Natons Gewand, dem entsetzten Atlanter ins Herz. Die gastlich gereichte Schale ergoss ihren Inhalt über die Planken. Nef-Naton beachtete es nicht. Er nahm dem Fischer, was er von ihm brauchen konnte und stieß sodann den Toten ins Meer.

„Dass dich die Haie fressen“, zischte er undankbar.

Er war von Hass gegen die Atlanter erfüllt, von einem Hass, der keinen Unterschied machte.

Aufatmend reinigte er seine Waffe und wusch sich die Hände in dem salzigen Wasser des Meeres. Dann hob er die Schale auf und ging nach vorn zu den Krügen. Gierig trank er den Wein. Dann begann er zu überlegen. Seine Situation war schlimm genug. Kein Wasser, kein Proviant ... Wie wollte er es schaffen? Nef-Naton, jetzt Herr des Bootes, änderte zunächst den Kurs, sodass er nun tatsächlich die offene See gewinnen musste. Sodann untersuchte er das Fahrzeug genauer. Er entdeckte einen kleinen Mundvorrat, der nicht einmal für einen Tag reichte. Dann aber sah er etwas, was ihn mit Freude erfüllte: In einem Kasten fand er das Netz.

Es war ein Netz das an einem kreisrunden Rahmen hing, der mit Hilfe einer langen Stange in einiger Entfernung vom Boot ins Wasser gelassen werden konnte. Die Stange selbst war am Bootskörper zu befestigen. Man konnte damit den Mundvorrat ergänzen, wenngleich es bestimmt höhere Genüsse gab als das rohe Fleisch von Fischen. Und als Getränk hatte er fürs erste den Wein in den Krügen. Nun, er musste sehr sparsam mit ihm umgehen. Waren die Winde günstig, so hatte er vielleicht Glück, wenn er rasche Fahrt machte, konnte er eine Insel oder gar die rettende Küste erreichen. Nun glaubte Nef-Naton, dass es wirklich angezeigt sei, den Göttern zu danken. Er betete zu Osiris, dem Weltgeist und zu Isis, der Mutter des Lebens und der Frucht­barkeit, um Speise und Trank während seiner Fahrt über das unbekannte Meer und um Schutz vor den Feinden, denn er kannte die Wachboote der Atlanter. Er wusste, dass die Küste unter ständiger Beobachtung stand und dass er nur durch einen unwahrscheinlichen Glücksfall unentdeckt und unbehelligt bleiben würde. Noch erschien es ihm, als sei ihm von allen Überlegungen der Katastrophe der ägyptischen Galeere das beste Los zugefallen. Aber er ahnte, dass die nächsten Stunden und Tage ihm Schweres bringen würden. Gefasst setzte er sich ans Steuer. Er fühlte mit Befriedigung, wie der Bart, die Zierde jedes hochgestellten Ägypters, an seinem Kinn wieder wuchs: er hatte ihn, um nicht als Fremder erkannt zu werden, in Atlantis opfern müssen. Ja, er wuchs und das stärkte sein Selbstvertrauen.

Vielleicht, vielleicht lag jetzt in den Händen, die hart das Steuer umfassten, nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern auch das der ägyptischen Königstochter ...

Kapitel 2

„Bringt die Gefangene hier herein!“, befahl Wusso.

Man stieß Gül-Gül in das Turmgemach. Erschreckt schrie sie auf, aber das weckte nicht Mitleid, sondern nur ein rohes Lachen der rauen Krieger der Atlanter. Man hatte Gül-Gül ergriffen, als sie sich heimlich in den Königspalast umgebenden Garten schlich, um mit ihrer gefangenen Herrin Nif-Iritt in Verbindung zu treten.

„Ihr übrigen geht wieder auf Wache“, befahl Wusso. „Sei und Saron, ihr bleibt bei mir. Ich denke, wir drei genügen, um aus diesem Singvogel herauszubringen, was wir wissen wollen.“

„Was wollt ihr von mir?“, fragte Gül-Gül zitternd. „Ihr habt gehört, dass Nif-Iritt meine Herrin ist. Sie hat es gesagt und ich habe es zugegeben. Was wollt ihr noch?“

Hauptmann Wussos Augen wurden zu einem schmalen Spalt. „Wir wollen von dir wissen, wer außer dir sich noch in der Hauptstadt herumtreibt von jenen, denen die Flucht von der Galeere gelungen ist.“

„Woher soll ich das wissen?“, fragte Gül-Gül zögernd.

„Oh“, knurrte Wusso, „das weißt du ganz genau, du Singvogel und wenn du es uns nicht freiwillig verrätst, dann werden wir dich zum Zwitschern bringen.“

Gül-Gül dachte an Nef-Naton. Wahrscheinlich wartete er noch am Hafen, wenn er nicht längst abgefahren war, ohne sie. Nein, sie durfte ihn nicht verraten. Ihr Vorhaben war missglückt, aber vielleicht glückte seines und da hing womöglich ihrer aller Rettung davon ab, dass sie jetzt standhaft blieb und schwieg.

„Lass mich gehen Herr“, bat Gül-Gül, „ich habe dir nichts zu sagen. Ich weiß nichts und kenne niemanden. Ihr habt doch alle unsere Leute gefangen genommen. Ich habe es ja mit eigenen Augen mit angesehen, wie ihr sie vor den Palast eures Königs getrieben habt.“

„Da hättest du dazugehört“, knurrte Wusso bedrohlich. „Hauptmann Alwa wird sich freuen, wenn er eine Nachzüglerin bekommt.“

„Nein Herr, lass mich zu Nif-Iritt.“

„Du wirst mir doch nicht weismachen wollen, dass du deine grausame Herrin liebst? Du bist doch für sie nichts als eine Sklavin.“

Gül-Gül senkte den Kopf. Eigentlich sprach dieser Mann die Wahrheit.

„Oder denkst du etwa“, fuhr Wusso fort, „dass es im Garten des Königsschlosses ein angenehmeres Leben ist als oben in den Kupferbergen? Da hast du freilich recht. Aber ich habe über all diese Dinge nicht zu entscheiden. Ich habe nur meine Pflicht zu tun und die ist jetzt, dich zum Sprechen zu bringen.“

„Sei gnädig Herr, lass mich laufen, ich weiß von nichts!“, wiederholte Gül-Gül.

Wusso schnaufte unwillig.

„Ich warne dich Mädchen! Wir scherzen nicht. Ich frage dich zum letzten Mal.“

Gül-Gül blieb stumm.

„Dann hängt sie an die Ketten“, befahl Wusso, „sie will es nicht anders.“

Wussos Knechte gehorchten. An Ringen hingen von der Decke des Verlieses Ketten, von denen Sei und Saron je eine ergriffen und um Gül-Güls Handgelenke schlangen. Gül-Güls Herz begann heftig zu schlagen, als die beiden Kriegsknechte roh zupackten. Sie wusste, dass ihr jetzt Schlimmes bevorstand, aber sie bezwang sich. Wusso wusste wohl, was in ihr vorging. Er versuchte es noch einmal.

„Willst du nicht doch lieber sprechen?“, fragte er.

„Du ersparst dir viel! Wenn du mir sagst, was ich von dir wissen will, bringe ich dich sogleich zurück in den Gartenpavillon zu deiner Herrin. Also, wer war mit dir? Du warst nicht allein das glaube ich dir nicht.“

„Glaube was du willst“, gab Gül-Gül zur Antwort.

Das erboste den Hauptmann.

„Hängt ihr die Kugeln an die Füße und zieht sie hoch“, befahl er „und wenn ihr das noch nicht genügt, so verbrennen wir ihr den Rücken mit Fackeln.“

Das hatte sich zugetragen, als Nef-Naton am vergangenen Abend in der Hafentaverne vergeblich auf Gül-Gül wartete. Fast drei Stunden lang hatte Gül-Gül Hauptmann Wussos Fragen widerstanden. Aber dann war sie am Ende. Wusso hatte sogleich eine Kohorte nach der Taverne gesandt, doch zu spät. Nef-Naton hatte die Krieger gesehen, eben als das Fischerboot vom Lande abstieß. Gül-Gül blieb die Nacht über im Verlies. Man ließ sie allein. Am anderen Morgen erfüllte Wusso sein Versprechen und brachte sie zu Nif-Iritt.

„Hier hast du deine Sklavin“, sagte Wusso hart, „und sieh sie dir gut an. So geht es jedem, der unsere Pläne zu durchkreuzen versucht. Verstehe mich recht, jedem!“

Der finstere Krieger ging. Gül-Gül lag bewegungslos auf dem Teppich. Sil warf sich neben ihr nieder und schluchzte laut auf, als sie den Jammer Gül-Güls sah. Nif-Iritt stand bleich und unbeweglich und streckte abwehrend die Arme aus.

„Schafft sie fort“, verlangte sie, „bringt sie weg, ich kann das nicht sehen!“

„Aber Herrin“, sagte Sil vorwurfsvoll, „sie hat gelitten, um deinetwillen!“

„Das war ihre Pflicht“, entgegnete Nif-Iritt hart. „Ich sage dir noch einmal, bringe sie weg. Mir wird übel von dem Anblick.“

„Aber wir sollten sie pflegen, sie heilen!“

Nif-Iritt sah sie erstaunt und verständnislos an.

„Du verlangst doch nicht etwa, dass ich eine Sklavin pflegen soll!“, rief sie empört. „Rufe mir diesen Wusso. Die Atlanter sollen mit Gül-Gül machen was sie wollen, als Dienerin ist sie mir nicht mehr tauglich. Meinetwegen soll sie ins Bergwerk zu den anderen!“

Vor so viel Härte erfasste Sil das Grauen. Auch Gül-Gül hörte, was Nif-Iritt sprach. Aber der Sinn ihrer Worte teilte sich ihr nicht mit. Sie vermochte nach dem schrecklichen Erlebnis kaum, ihre eigenen Gedanken beisammen zu halten.

„Komm Gül-Gül“, sagte Sil leise, „ich bringe dich vor den Pavillon. Lege dich in den Schatten. Ich bringe Wasser und Salben. Du wirst sehen, alles wird wieder gut.“

Sie richtete Gül-Gül auf und führte die Wankende sanft aus dem Pavillon und ins Freie, wo sie sie behutsam auf die kühlen Steinstufen nieder gleiten ließ. Nif-Iritt hatte sich verärgert auf ihr Ruhebett geworfen. Sil nahm sich von ihren Salben, sie fragte nicht danach ob Nif-Iritt hierzu ihr Einverständnis gäbe. Die Königstochter sah es wohl, aber sie schwieg. Etwas war in ihrem Innern das ihr sagte, dass sie nicht recht gehandelt hatte. Aber sie begriff diese Stimme nicht, denn sie handelte nach den Grundsätzen ihrer Zeit, ihres Standes und ihrer Erziehung. Sil begann Gül-Güls Wunden zu pflegen.

„Weshalb“, fragte sie voll Mitleid, „haben sie dich so zugerichtet, Gül-Gül?“

„Weil sie wollten, dass ich Nef-Naton verrate“, antwortete Gül-Gül mit Mühe.

„Nef-Naton? Ja, ist er am Leben?“

„Ich hoffe es. Oh, Sil sei behutsam, ich halte es nicht aus.“

„Ich will dir doch nur helfen, Gül-Gül. Hab Geduld, die Salbe lindert und kühlt. Es wird heilen!“

„Nef-Naton“, berichtete Gül-Gül weiter, „hat sich ebenso wie ich von der Galeere gerettet, ohne dabei in Gefangenschaft zu geraten. Wir planten die Flucht in einem Boot nach Griechenland. Es war schon alles zur Flucht vorbereitet. Da kam ich auf den Einfall, nach Nif-Iritt zu sehen. Ich wollte sie mitnehmen oder wenigstens sprechen.“

„Du bist treu“, sagte Sil anerkennend „und Nif-Iritt dankt es dir schlecht. Sie ist herzlos, oberflächlich und grausam. Ich weiß es längst. Aber ich habe zu allem stets geschwiegen. Hier, in der Gefangenschaft, sieht freilich manches anders aus. Im Grunde genommen hat sie nicht mehr Rechte als wir und du hast wohl gehört, was Wusso vorhin sagte. Wenn es dem König einfällt, verfahren sie mit Nif-Iritt nicht anders als sie es mit dir getan haben.“

„Oh nein“, entgegnete Gül-Gül und schüttelte den Kopf. „Die Großen halten zusammen. Ob sie nun Nif-Iritt, Telaus oder Amur heißen, sie sind alle gleich.“

„Einer ist anders“, meinte Sil versonnen.

„Wen meinst du?“

„Torgo, der junge Prinz, des Königs Sohn. Er wird einst die Krone von Atlantis tragen.“

„Und du glaubst, er sei anders?“, fragte Gül-Gül verwundert.

„Er ist jung, noch unreif ... Alles in ihm befindet sich in Wandlung, jeder Tag bringt ihm neue Wunder. Aber einmal wird er ein großer Mann werden.“

Gül-Gül musste trotz ihrer Schmerzen lächeln.

„Du sprichst fast, als ob du ihn liebtest“, meinte sie.

Sil lachte auch. „Du scherzt Gül-Gül und das ist ein gutes Zeichen“, sagte sie. „Ich habe Torgo nicht oft gesehen. Ich gebe zu er ist jung, stark und geschmeidig. Sein Blick ist kühn und sein Antlitz edel.

Das sieht wohl jede Frau und auch Nif-Iritt hat das bemerkt. Aber ich denke, der Prinz denkt an Abenteuer anderer Art. Er und sein Diener Jargo sind auf dem Rücken der Pferde daheim und nicht in Frauengemächern.“

„Beinahe“, stöhnte Gül-Gül, „machst du mich auf den Prinzen neugierig.“

Kapitel 3

Prinz Torgo und Jargo hatten, von einem Ausflug nach den Klippen kommend, die Hauptstadt beinahe wieder erreicht. Die Stadt Atlantis, welche der riesigen Insel ihren Namen gab, lag vor ihnen. Der Tempelbezirk erhob sich mit den im Sonnenlicht gleißenden goldenen Säulen des Bel-Tempels aus dem Hain Poseidons.

„Dieser Tempelhain ist seltsam angelegt“, meinte Jargo. „Die Wasserringe und die Zugbrücke, die meist ­hochgezogen ist, machen ein unerlaubtes Eindringen fast unmöglich. Wenn wir Bethseba tatsächlich befreien wollen, werden wir es nicht leicht haben.“

„Es ist schlimm genug, dass man das Mädchen dazu verdammt hat, mit den Gefangenen ins Bergwerk zu gehen“, gab Torgo zurück. „Aber nun fordert sie Bel auch noch als Opfer. Und von all den Fremden, die ich bisher sah, ist sie die Beste. Ich kann ihre Sanftmut gar nicht begreifen.

---ENDE DER LESEPROBE---