Tote Mädchen schreiben keine Briefe - Gail Giles - E-Book

Tote Mädchen schreiben keine Briefe E-Book

Gail Giles

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Beschreibung

Sunnys Schwester Jazz ist tot. Doch dann taucht eine junge Frau auf, die aussieht wie Jazz, spricht wie Jazz und sogar die Erinnerungen der Familie teilt. Sunnys Eltern glauben an ein Wunder. Sunny aber weiß: Das ist nicht ihre tote Schwester! Psychogramm einer zerstörten Familie. Ab 12 Jahren.

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Buchinfo:

Jazz ist tot. Die Ältere, die Schöne, die Bevorzugte. Während die Eltern trauern, spürt Sunny nur eins: Erleichterung! Endlich ist sie frei. Dann der Brief. In Jazz' Handschrift. Darin kündigt Jazz ihre Rückkehr an. Die Rückkehr in den Schoß der Familie. Und die junge Frau, die auftaucht, nimmt die gesamte Familie in Beschlag, so wie Jazz früher. Sie sieht auch aus wie Jazz, spricht wie sie, kennt alle Familiengeheimnisse. Trotzdem zweifelt Sunny – und begibt sich auf eine gefährliche Suche nach der Wahrheit …

Autorenvita:

© Thienemann Verlag GmbH

Gail Giles, die ehemalige High-School-Lehrerin, hat bereits mehrere preisgekrönte Jugendromane zu brisanten, stets unter die Haut gehenden Themen veröffentlicht. In den USA gilt sie als die „Queen of Thrillers for Young Adults“ (Publisher's Weekly). Ihre unblutigen, subtil erzählten Plots leben von dem Talent der Autorin, das Dunkle in uns ans Licht zu holen und gekonnt mit unseren Ängsten und Fantasien zu spielen.

Die Bücher von Gail Giles erscheinen in Australien, Dänemark, Großbritannien, Kanada, den Niederlanden und den USA.

www.gailgiles.com

 

GAIL GILES

Tote

Mädchen

schreiben

keine

Briefe

Aus dem Amerikanischenvon Eva Plorin

Thienemann

 

Auf immer und ewigFür Jim Giles und Josh Jakubik,meine Helden

Es lief gerade ein wenig besser, bis ich einen Brief von meiner toten Schwester erhielt.

Das hat mir mehr oder weniger den Tag vermiest.

Es war Freitag, die Sonne schien, aber sie knallte noch nicht so erbarmungslos vom Himmel wie normalerweise in Texas.

Mom hatte eine gute Nacht gehabt. Nur eine Schlaftablette. Also war sie nur halb so benebelt wie sonst, wenn sie herumstolperte, vor sich hin murmelte und weinte. Von Dad hatten wir schon eine Weile nichts gehört. Ja, es war ein ziemlich guter Tag.

In der Mittagspause bin ich von der Schule heimgehetzt. Mr Preston, der Schuldirektor, wusste von den Problemen mit meiner Erzeugerfraktion und billigte es, dass ich mittags das Schulgelände verließ und zu Hause aß. Das lief dann immer folgendermaßen ab: Ich kam heim, sah nach Mom und ging die Post durch, aß mein Mittagessen und stellte eine Portion für Mom bereit, erledigte notwendige Telefonate, fälschte eine Mitteilung von Mom, die bestätigte, dass ich zu Hause gewesen war, und flitzte dann zur Schule zurück, wo ich mir das bescheuerte Gejammer der anderen Kids anhören musste, weil sie abends nicht lang genug ausgehen dürfen und ähnlichen Mist.

Die Ärmsten.

Heute lagen im Briefkasten ein Haufen weißer Fensterbriefe und ein paar Kataloge. Als ich den ganzen Packen auf einmal herausholte, rutschte ein kleiner gelber Umschlag aus dem Stapel und segelte auf den Boden. Anmutig. Ganz wie meine Schwester.

Ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte auf den blassgelben Umschlag. Das kann nicht sein, dachte ich. Sie ist tot. Tote Mädchen schreiben keine Briefe. Tote Mädchen schicken ganz sicher keine Briefe auf gelbem Briefpapier. Tote Mädchen erscheinen einem vielleicht im Traum, man erhält seltsame Phantomanrufe, aber sie schreiben keine Briefe.

Allerdings hatte Jazz ein Talent für dramatische Auftritte. Und sie schrieb gern Briefe. Und sie verwendete gelbes Briefpapier. Gelb wie Jasmin, die Blume, nach der sie benannt war.

Ich bückte mich und griff mit spitzen Fingern die Kante des Umschlags. Als ich ihn umdrehte, sprang mir der Absender entgegen: »Jasmine.« Nichts weiter.

Das sah ihr ähnlich. Die ganze Welt hat schließlich zu wissen, wo Jazz Reynolds sich aufhält.

Ich blinzelte in die Sonne und sammelte mich. Alle wissen, wo Jazz ist. Tot, aber nicht begraben. Der Brief musste von dem Brand verschont worden und dann verloren gegangen sein, um schließlich Monate später hier einzutreffen. Ich atmete aus. Mir war nicht bewusst gewesen, dass ich die Luft angehalten hatte. Mein Herz schlug wieder. Alles war bestens.

Ich ließ das kleine Rechteck in die Tasche gleiten und eilte zum Haus. Mom brauchte den Brief nicht zu sehen. Wer weiß, welche Mengen an Antidepressiva nötig wären, damit sie den Schock verkraftete. Auf den Stufen blieb ich kurz stehen. Ich sollte ihn wegwerfen. Wem würde der Brief schon helfen? Briefe von toten Mädchen enthalten nie gute Neuigkeiten.

Aber er könnte das Letzte sein, was wir je von Jazz erhalten. Dieser Gedanke nagte an meinem Gewissen. Ich seufzte und trat durch die Küchentür.

»Mom?«

»Ich bin hier.« Moms Stimme zitterte und klang, als befände sie sich unter Wasser. Ich wusste, dass sie geweint hatte. Schon wieder. Immer noch.

Ich folgte der Stimme und ging ins Wohnzimmer. Mom saß in ihrem beigefarbenen Chenille-Bademantel auf dem Sofa. Ihr selbst geschnittenes Haar war ungewaschen und sie trug rosa-weiße Kaninchen-Puschen. Ein Geschenk von Jazz. Sie hatte den Kopf in die Hände gestützt. Tränen rannen ihr über die Wangen, die Finger, dann die Handgelenke hinunter und durchweichten die Ärmelaufschläge des angeranzten Bademantels. Auf dem Schoß lag ein Scrapbook. Es war das Album, das Jazz angelegt hatte, um darin Erinnerungen und Andenken zu sammeln.

Ich ging neben der Couch mit der geschwungenen Rückenlehne und dem braunen Velourssamtbezug in die Hocke. Ursprünglich war es ein Brokatstoff gewesen, aber ich hatte mich als Baby so oft darauf übergeben, dass die Couch neu bezogen werden musste. Der jetzige Bezug war folglich so alt wie ich – vierzehn Jahre – und wies jede Menge Abnutzungsspuren auf. Das Sofa verdeutlichte die Unterschiede zwischen Jazz und mir. Ich kannte die Fotos von Jazz, wie sie gelassen auf dem smaragdgrünen Brokat thronte. Jetzt war der Bezug zweckmäßig und hob sich kaum von dem dunklen Holzboden ab.

Ich berührte Moms Handgelenk, damit sie wusste, dass ich bei ihr war.

»Mom, du hast versprochen, dir das Album heute nicht anzusehen. Wir waren uns doch einig, dass du es dir nur eine Stunde pro Woche ansiehst, weißt du noch?«

Ich musste leise reden. Laute Stimmen jagten Mom Angst ein und sie verfiel dann in Panik wie ein Pferd, das eine Klapperschlange hört.

»Diese Woche hatte ich meine Stunde noch nicht.« Moms Stimme war schwach und weinerlich.

»Doch, Mom. Du hast es dir gestern angesehen und vorgestern. Du hast versprochen, es heute nicht aufzuschlagen.«

Ich kniete mich hin und nahm behutsam das Album von ihrem Schoß. »Komm, ich lege es weg. Du hast versprochen, dir heute die Haare zu waschen und dich anzuziehen. Du hast gesagt, du würdest mit mir in der Küche zu Mittag essen.«

»Oh.« Nichts weiter. Eine einzige ausdruckslose Silbe.

Mit diesem Tag ging es rasant bergab.

»Mom, hast du heute Morgen deine Tablette genommen? Ich habe sie dir auf den Nachttisch gelegt.«

»Ja. Hab ich. Ich nehme sie immer.«

Ich stand auf und schleppte mich mit dem Scrapbook unter dem Arm die Treppe hoch. Ich ging in mein Zimmer, wo ich das Album unter das Bett schob, und marschierte dann den Flur entlang zu Moms Zimmer. Die Tablette und das Wasserglas befanden sich unberührt auf ihrem Nachttisch.

»Na großartig. Sie ist zu depressiv, um ihre Antidepressiva zu nehmen.« Ich sprach oft laut mit mir selbst. Ansonsten gab es niemand Vernünftigen, mit dem ich hätte reden können.

Ich schnappte mir die Tablette und das Glas, dann hastete ich wieder nach unten. Mom hatte sich nicht bewegt. Den Kopf immer noch auf die Hände gestützt, die Tränen flossen unvermindert.

»Hier, du musst sie vergessen haben.« Ich reichte ihr die Tablette.

»Leg sie. Einfach. Den Tisch. Ich. Dann gleich.«

»Tu mir den Gefallen und nimm die Tablette jetzt, ja?« Ich ermahnte mich, meine Ungeduld nicht zu zeigen. Das verlangsamte die Dinge nur. Ich drückte Mom die Tablette in die schlaffe Hand, führte ihre Hand zum Mund und tippte mit dem Wasserglas gegen die andere Hand, auf die sie nach wie vor ihren Kopf stützte. »Hier. Trink das aus.«

»Ich vermiss sie so.« Mom hob den Kopf und griff nach dem Glas. Mit der Tablette auf der Zunge nippte sie daran und schluckte sie hinunter. »Ich wünschte, ich würde nur einmal morgens aufwachen und es wäre nie geschehen. Ich vermisse sie so sehr.«

»Ich weiß, du vermisst sie. Alle tun das.«

Ja, klar. Alle vermissen Jazz.

Alle außer mir.

Während ich Schwierigkeiten habe, mich als Teil meiner Familie zu fühlen, verspüre ich eine Verbundenheit mit unserem Haus.

Es ist ein altes Farmhaus, ein Gebäude ohne Schnickschnack. Mit Ziegelböden, Stirnholz-Arbeitsplatten in der Küche und einem altmodischen Metallregal mit Dads Kochbüchern aus seiner Gourmetphase. Die Schränke haben Glastüren und mir macht es, ehrlich gesagt, sogar Spaß, sie blitzblank zu halten. Abspülen und Putzen beruhigen mich. Oder vielleicht genieße ich es einfach, dass bei dieser Arbeit ein Ergebnis zu sehen ist.

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