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Besonders helle Gemüter ziehen dunkle Gestalten magisch an.
Eine kurze Ich-Erzählung über eine toxische Beziehung mit einem Narzissten.
Sturm kommt auf, Nebelschwaden haften sich an die Fenster des kleinen, feinen Büros und Kristin sinniert über ihr derzeitiges Leben. Während sie die Aktenschränke durchstöbert, auf der Suche nach etwas Trinkbarem, kommen ihr einige verdrängt geglaubte Geschichten in den Sinn, die sie mit ihrem jetzigen Partner bisher erlebt hat. Anekdoten, die gut und gerne Stoff für einen schlechten Psycho-Streifen abgeben. Nur leider spielt sie in diesem die Hauptrolle. Aber jeder Film hat auch mal ein Ende, die Frage ist nur noch, welches?
Wir wünschen Ihnen, trotz des düster scheinenden Themas, viel Freude beim Lesen.
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Veröffentlichungsjahr: 2019
PROTAGONISTEN
TOXISCHER SCHEISS: GET OUT OF MY ENERGY
NARZISSMUS
LINKS ÜBER NARZISSMUS
ROMY VAN MADER
An einem Tag im September breitete sich Nebel über die Felder aus, und irgendwie lag mal wieder eine seltsame Ruhe in der Luft, trotz des täglichen Wahnsinns auf vier Rädern, der sich unterhalb meines Büros, unter nervigen Hupen und Bremsen in der vorgeschriebenen 30er-Zone – wo man sich besser auch an die vorgeschriebene Geschwindigkeit hielt – langsam Bahn brach. Ja, es war seltsam ruhig, die Ruhe vor dem Sturm. Nur, vor welchem?
Ich blickte gelangweilt in die blickdichte Nebelfront, die nun meine Fensterscheiben erreichte. Sehen konnte ich nun gar nichts mehr, dafür leider immer noch sehr gut hören: Hupen! Diese Ampel, welche mit einem Sensor versehen war und sich gerne einige Male am Tage von Grün auf Rot stellte, ohne dass irgendein Fußgänger über die Straße gehen wollte. Sie musste ein Eigenleben haben, anders konnte ich mir das nicht erklären. Und sie stellte sich auch erst dann wieder auf Grün, wenn die Vorderreifen der Autos genau auf einem gewissen Fühlpunkt für den Sensor standen. Und diese Stelle war für ungeübte Autofahrer nicht leicht ausfindig zu machen, somit sorgte diese kleine Ampel für ein tägliches Hupkonzert, was mich manchmal schon zur Überlegung brachte, mir eine Kettensäge zu holen und sie umzubringen.
Jedoch wollte ich in meinem Leben nicht für so eine Schlagzeile „Die Ampel-Massakriererin ist gefasst und geständig“ sorgen, sondern einfach in Frieden und in Hülle und Fülle leben. Es gab da nur ein Problem, den Frieden gab es bei mir zuhause schon lange nicht mehr, und so blieb ich lieber – auch wenn es nichts zu tun gab – bis zum späten Abend in meinen Geschäftsräumen. Allein bei dem Gedanken, zu ihm fahren zu müssen, drehte sich mir der Magen um. Irgendwo hatte ich noch einen Magenbitter stehen. Genau vor zwei Jahren fing es an, und irgendwie bin ich da hineingerutscht und habe mich in einem Netz von Manipulation, Lügen, Kontrollwahn, Entwertung, Vertrauensverlust und Abhängigkeit verheddert, verheddern lassen. Wie da nur wieder entfliehen? Wer einmal mit einem Narzissten (egal welchen Typs) zusammen war, weiß, dass nur einer lebend aus diesem Psycho-Gefängnis herauskommt. Und dieser jemand, der wollte ich sein!
Aufgeregt nage ich an meinem MONTBLANC Füllfederhalter, der sogar einen Namen trägt, meinen: Kristin. Ein Geschenk von ihm, aus besseren Zeiten, aus unseren Anfangszeiten. Ich sollte ihn wegschmeißen, womöglich ist er verwanzt! Mit angewidertem Gesicht spucke ich in den Abfalleimer und werfe „Kirstin“ hinterher.