Träume von Miami - Paulina P. - E-Book

Träume von Miami E-Book

Paulina P.

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Beschreibung

Tamira wurde eines Nachmittages von den Neuigkeiten ihrer Eltern völlig überrumpelt. Sie sollte umziehen und das schon innerhalb von zwei Wochen. Von dem Trubel dieses Umzuges und ihren Zweifeln erzählt sie in mehreren Rückblicken. Anfangs fällt es Tammy sehr schwer, sich in ihrem neuen Zuhause zu recht zu finden. Nichts ist, wie es scheint. Das neue Traumhaus ist eine Ruine, die ihre Eltern an ihre finanziellen Grenzen bringt, in der Schule wird sie ausgeschlossen und am liebsten würde sie gleich zurück nach Berlin fliegen. Doch über die Jahre gewinnt sie neue Freunde und ehe sie sich versieht, befindet Tammy sich mitten im letzten Schuljahr. Ein dramatisches Ereignis bringt sie dann dem mysteriösen Cole näher. Schnell wird ihr klar, dass ihr das größte Abenteuer noch bevor steht.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 259

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Paulina P.

Träume von Miami

Der Neustart meines Lebens

© 2022 Paulina P.

Druck und Distribution im Auftrag: Paulina P.

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

ISBN

Paperback

978-3-347-37877-3

Hardcover

978-3-347-37876-6

e-Book

978-3-347-37875-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Für meine Leser*innen

Kapitel 1 Neustart

Heute

Das Gefühl ist unbeschreiblich. Ich spüre das Adrenalin, den Wind, der um meine Ohren braust und mir die Tränen in die Augen treibt. Ich spüre, wie die goldene Halskette mir immer wieder ins Gesicht schlägt. Ein ohrenbetäubendes Rauschen erfüllt meinen ganzen Körper. Zittere ich? Kann sein. Neben mir sitzt Merliah. Sie drückt fest meine rechte Hand. Sie hat mitbekommen, dass ich zittere und weiß nicht, dass ich Spaß habe. Ich glaube sie denkt, ich hätte Angst. Habe ich aber nicht. Ich liebe Achterbahnen sogar sehr. Genau aus diesem Grund ist Lia meine beste Freundin. Sie braucht meistens keine Worte und keine Gesten, um mich zu verstehen. Sie ist für mich da, wenn sie denkt, dass es mir schlecht gehen könnte. Es reicht schon die Vermutung, etwas könnte nicht stimmen und sie hält meine Hand.

Vor vier Jahren

In der 9. Klasse haben wir uns kennen gelernt. Wir kamen beide ganz alleine in eine neue Klasse und wussten nicht so wirklich, wie wir uns an der River High zurechtfinden sollten. Diese Schule kam uns so fremd und riesig vor.

Ich war 14 und bin gerade mit meinen Eltern von Berlin nach Amerika gezogen, in eine kleine Stadt namens Riverland. Obwohl Riverland wirklich schön ist, wollte ich es nicht wahr haben, umziehen zu müssen.

Ich kam nie auf die Idee, dass meine Eltern es ernst meinen könnten. Dass sie ernsthaft in Erwägung zogen, nach Amerika auszuwandern. Meine Eltern? Niemals. Doch so kam es.

Es war circa eine Woche vor meinem 14. Geburtstag. Der letzte Tag vor den Sommerferien. Gute Laune und lächelnde Gesichter erfüllten unseren Klassenraum und Madame Duvier erklärte uns gerade die unregelmäßigen Verben auf Französisch. Keiner passte mehr auf. Selbst Maria, die sonst nur Einsen schrieb und die französische Sprache beneidenswert gut beherrschte, guckte nun in Richtung Fenster. Sie lies ihr nahezu makelloses Gesicht von den Sonnenstrahlen streicheln, die keinerlei Wolken als Hindernis hatten.

Sie schloss die Augen. Ich konnte fühlen wie sie die Minuten runter zählte. 10 Minuten noch, dann waren Ferien.

<<Okay Klasse, da sich hier niemand mehr für die unregelmäßigen Verben zu interessieren scheint, könnt ihr einpacken. Bonne vacances!>>

Wenn Madame Duvier gewusst hätte, welchen Trubel sie auslösen würde, hätte sie noch die letzten Minuten gewartet. Alle kramten ihre Sachen zusammen und sprangen auf. Nach gefühlten zwei Sekunden war der Klassenraum wie leergefegt, als hätten meine Mitschüler vor einem Feuer fliehen müssen. Nur Maria saß noch genauso da und träumte vor sich hin. Ich war mir so sicher, sie würde nur noch die Zeit absitzen und sich auf die Ferien freuen, doch nun fragte ich mich, warum sie nicht ebenfalls aufgesprungen ist.

Selbst Madame Duvier packte ihre Unterlagen, das Klassenbuch und ein paar Rotstifte, die noch auf dem Lehrertisch lagen zusammen und verstaute sie in ihrer braunen Aktentasche, die so aussah als wäre sie älter als jeder von ihren Schülern. Nun strich sie ihren knielangen tannengrünen Rock glatt und ging. Sie drehte sich noch einmal in Richtung Klasse um und wünschte uns schöne Ferien. Erleichtert atmete sie aus und verschwand in den kalten dunklen Fluren des Gymnasiums. Ich überlegte zu Maria zu gehen und sie zu fragen, warum sie nicht aufstehen wollte. Doch ich traute mich nicht. Immerhin war sie das beliebte, wunderschöne Mädchen, das alles was sie wollte auch zu erreichen schien. Ich war hingegen immer etwas schüchtern und mochte es nicht im Mittelpunkt zu stehen. Nun drehte sie ihren Kopf in meine Richtung. Ihr Blick schien müde und ihre blauen Augen schienen weniger leuchtend als sonst.

<<Was machst du noch hier?>>

Erwischt. Ich hab sie beobachtet und sie hat es voll gemerkt. Mist.

<<Die Frage könnte ich dir auch stellen. Ich…Ich wollte nur wissen, ob es dir gut geht?>>

Verdutzt sah sie mich an. Irgendetwas flackerte kurz in ihrem Blick auf. Doch ich konnte es nicht einordnen. Wahrscheinlich war sie nur verwirrt. Immerhin redeten wir nicht oft miteinander und meine Frage schien sie zu beunruhigen. Unentschlossen, ob sie ehrlich antworten sollte, guckte sie von einer Ecke des Raumes zur anderen, in den völlig leer gefegten Klassenraum.

<< Ich will noch nicht nachhause.>>, sagte sie mit zittriger, heiserer Stimme.

<<Warum nicht ?>> Ich war völlig überrumpelt. Eine ehrliche Antwort hätte ich im Leben nicht erwartet. Eher eine schnippische für Maria typische Antwort.

<<Meine Eltern haben sich vor kurzem getrennt. Ich denke einfach, dass sie von mir erwarten, mich heute zu entscheiden, wo ich den Sommer verbringen will. Aber das kann ich nicht. Ich hatte ihnen schon gesagt, dass wir doch die Zeit aufteilen könnten, doch das sahen sie nicht ein. Sie sind nicht im Guten auseinander gegangen und dass ich mich für keinen entscheide, sehen sie als Verrat an. Nicht sehr erwachsen, nicht wahr?>>

Diese Frage beendete sie mit einem gekünstelten Lachen, bei dem sich ihre Stimme fast überschlug.

<<Nein, das ist es nicht.>>, antwortete ich.

Ich hätte gerne gefragt, was passiert ist, doch ich spürte, dass es der falsche Moment war. Zu privat, um mit jemanden darüber zu sprechen, mit dem man in den letzten Jahren kaum Kontakt hatte. Stattdessen fragte ich sie:

<<Was willst du jetzt tun?>>

<<Mit meiner Mum wegziehen?>> Sie formulierte ihre Antwort als Frage und versuchte nicht einmal ihre Unschlüssigkeit zu verbergen.

<<Wegziehen? Wohin?>>

<<Weg von Papa, weg aus Berlin. Irgendwo am Strand ein kleines Café eröffnen. Mehr hat sie mir nicht verraten. Nur, dass sie endlich ihren Traum ausleben könnte. Mama sei nie ein Stadtmensch gewesen und wollte immer ans Meer. Sie wollte ein luxuriöses Strandcafé eröffnen und Gossip von den Kunden mitbekommen. Sie hat davon geträumt, dass ihre Kinder Sandburgen bauen und Strandpartys feiern, wenn sie alt genug dafür seien. Ein entspanntes Leben. Keine Großstadthektik und keine unbekannten Gesichter. Nach Berlin ist sie nur wegen Papa gezogen. Seine Firma ist hier. Aber jetzt sei es noch nicht zu spät, sagt sie. Wir werden am Strand aufwachsen, so wie sie es geplant hatte, bevor Papa erfolgreich wurde.>>

<<Wow.>>

Mehr brachte ich nicht heraus.

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Maria wegziehen würde. Überhaupt umziehen kannte ich nicht, weder von meiner Familie noch von sonst jemanden. Ich konnte mir nicht vorstellen, Marias lange blonden Haare nach den Ferien nicht wieder zu sehen, ihr perfektes Französisch nie wieder zu hören. Ihren Finger mit der perfekten Maniküre nicht in die Höhe schnellen zu sehen, wenn der Lehrer eine Frage stellte. Ihre High Heels nicht mehr den Gang entlang stöckeln zu hören, konnte ich mir auch nicht vorstellen. Ich kenne Maria seit dem Kindergarten und habe mir insgeheim immer gewünscht ihre Freundin zu sein. Doch ich schien ihr nicht genug zu sein. Nicht gut genug in der Schule, nicht modisch genug, nicht hübsch genug. Maria hatte nur handverlesene Freunde. Perfekte Freunde. Sie schien perfekt. Ihr Leben schien perfekt. Ich bekam, obwohl wir außerschulisch nie viel miteinander sprachen viel von ihr mit. Reiche Eltern, privater Französisch Unterricht, Reitstunden, Klavierunterricht, Partys, erster Freund mit 14, erste High Heels mit 15. Sie war der Mittelpunkt unserer Schule. Jeder kannte sie, die Perfekte.

Nun brach das Bild, das ich jahrelang von ihr hatte zusammen. Nichts war mehr perfekt und ich zweifelte langsam an meiner Menschenkenntnis. Habe ich sie zu schnell verurteilt. Hätten wir gute Freundinnen werden können?

Bevor ich auch noch weiter nachfragen konnte, wohin ans Meer sie ziehen würde oder warum sie nicht bei ihrem Vater in Berlin bleiben würde, packte sie schon ihre Designertasche und verschwand aus der Tür. Bevor sie aus meinem Blickfeld verschwand, drehte sie sich zu mir um und sagte

<< Danke fürs Zuhören, Tamira.>>

Danke fürs Zuhören.

Auf einmal war ihre Stimme wieder ganz sanft, fast engelsgleich. Sie hat sich bei mir bedankt und wirkte dabei fast so wie eine Freundin. Fast.

Denn niemand nennt mich Tamira. Bis auf einige verbissene Lehrer, die sich weigern, mich Tammy zu nennen. Für meine Freunde und meine Familie bin ich einfach Tammy.

Als ich Maria nicht mehr sah, packte auch ich meine Sachen. Nicht in eine Designertasche wie sie, sondern in meinen Rucksack, den meine große Schwester für mich genäht hat. Er ist rosa und hat weiße aufgestickte Gänseblümchen und eine knallgrüne Schnalle. Ich verstaute meine Brotdose und meine Trinkflasche im Hauptfach und mein passendes Federmäppchen in der vorderen kleineren Tasche mit dem ausgefransten Loch in einer Ecke.

Auch wenn mein Rucksack schon vieles mitgemacht hat und längst nicht mehr neu aussieht, gefällt er mir dennoch viel besser als Marias dämliche Tasche. Ich werde ihn bis zum Ende meiner Schulzeit tragen. Das habe ich mir geschworen, als ich gemerkt habe, dass Marias Welt gar nicht so klasse ist, wie ich dachte. Sie hat zwar eine unsagbar teure Schultasche aber ich habe einen Rucksack, den mir meine Schwester genäht hat und ich wusste, ich würde nach Hause kommen und meine Welt wäre in Ordnung.

Das dachte ich jedenfalls.

Ich schlenderte zur Bahn. Das war übrigens das Tolle an Berlin. Man musste nie lange auf einen Bus warten oder musste Angst haben eine Bahn verpasst zu haben, denn hier konnte man rund um die Uhr überall ein und wieder aussteigen.

In der U-Bahn kramte ich meinen IPod aus dem Rucksack, schaltete ihn an und hörte ein Hörbuch. Meine rosa Kopfhörer passten zum Rucksack. In dem Hörbuch ging es um eine Liebesgeschichte. Gerade als James Lucy sagen wollte, dass er sich geändert hat und sein plötzlicher Rückfall ins Badboy Leben nur damit zu tun hat, dass er in seinem tiefsten Inneren Angst hat, musste ich aussteigen. Typisch.

Ich musste noch eine Viertelstunde laufen, bis ich an unserer Wohnung angekommen bin. Auf dem Weg nach Hause dachte ich noch einmal über Marias Situation nach.

Wie würde ich mich entscheiden? Würde ich wegziehen oder in Berlin bleiben? Was würde meine Schwester Elena tun? Würde ich zu Mom oder Dad ziehen? Wie würde ich mit einem Umzug umgehen?

Würde ich meine Freunde, mein Zuhause und meine Kindheit hier und alle Erinnerungen einfach verlassen können?

Ich wusste nicht, dass diese Fragen mich einholen würden. Ich hätte nie geahnt, dass mein Leben noch eine krassere Wendung erlebt als das von Maria.

Ich schloss die schwere Haustür auf und meine Schwester kam mir schon entgegen gestürmt, als ich noch gar nicht den Fuß in der Tür hatte.

<<Tammy!>> schrie sie.

<<Ihr zieht um!>>

Die Worte trafen mich wie ein Schlag.

Ich weiß noch ganz genau wie Elena mit geweiteten Augen auf mich zu gerannt kam. Sie trug eines ihrer selbstgenähten Kleider. Gelb und mit süßen Volants. Der Rock hüpfte auf und ab, als sie auf mich zu kam. Ihre langen braunen Locken flogen um sie herum als würde sie durch einen schlimmen Sturm tänzeln und selbst wie die Sonne strahlen. Mit ihrer gebräunten Haut, die einen leichten Schimmer an sich hatte, sah sie einfach immer toll aus. Ihre grünen Augen funkelten als sie endlich vor mir stand. Ich war hingegen regungslos und spürte wie mir jegliche Farbe aus dem Gesicht schoss.

Umziehen? Ich verstand gar nichts mehr.

Meine Eltern würden uns das nicht antun. Sich nicht antun. Sie liebten Berlin mit all den bunten Leuten, Farben, Gerüchen und Geräuschen. Ich mochte meine Klasse, meine Schule, meine Freunde und das kleine Café, in dem wir immer lernten und zu jeder Jahreszeit Kakao tranken.

Wie kamen meine Eltern auf so eine Idee?

Eigentlich waren sie nicht abenteuerlustig. Meine Mom arbeitete in einer Boutique, die bald ihr 20. Jubiläum feierte. Sie liebte ihren Job und ihre Boutique und Dad, der leitete eine Bank. Auch seit 20 Jahren.

Midlifecrisis. Das musste es sein.

Ich hab mal gehört, dass Erwachsene in ihrer Lebensmitte feststellen, wie alt sie geworden sind und dass sie ihr halbes Leben gelebt haben, obwohl es sich vielleicht nicht so anfühlt. Sie wollen noch einmal junge, dumme und verrückte Dinge tun, bevor sie etwas verpassen. Sie wollen sich wieder jung fühlen.

Elena riss mich aus meinen Gedanken und meinen Versuchen, die Neuigkeiten zu erklären.

<<Ihr zieht nach Miami!>>, verkündete sie voller Vorfreude. Langsam sackten die Worte tiefer und ich verstand ihre Bedeutung.

Ihr. Elena kam nicht mit. Miami. 8h Flug. Amerika, USA. Oh nein. Das darf nicht. Das kann nicht. Das musste ein Scherz sein.

<<Du machst Witze?>>, stammelte ich fassungslos. Es klang wie eine Frage. Eine Frage eines verunsicherten Schülers, der seinen Lehrer lieber nicht antworten hören möchte, da seine Antwort wohl möglich falsch war.

<<Nein Tam, Ihr lebt bald den American Dream Schwesterherz. Surfen und Eis essen am Beach, Sonne, Sand und Meer, türkises Wasser und Promis treffen am Pier. Mom und Dad haben schon die Wohnung gekündigt. In 2 Wochen geht‘s los. >>

Wieso freute sie sich so und wieso bleibt sie hier? Mir wurde schwindelig. Alles ging so schnell, mein Gehirn konnte die Informationen, die auf mich einprasselten gar nicht so schnell fassen. Miami? Bitte was?

<<Elena, kommst du nicht mit?>> Ich versuchte die Tränen, die sich langsam an die Oberfläche bahnen wollten durch Blinzeln zu unterdrücken. Doch das gelang mir nur mittelmäßig. Mein Blick verschwamm und ich sah kaum noch Elena vor mir stehen. Auch meine Wangen wurden ganz heiß. Was passierte hier? In was für einem Film spiele ich mit? Kurz dachte ich, dass meine Eltern gleich voller Freude aus der Tür zum Wohnzimmer platzen würden und sich freuten, dass ich auf ihren Scherz hereingefallen bin.

Doch nur Elena tapste langsam auf mich zu und schloss mich in eine Umarmung ein. Eine der typischen „Alles wird gut Umarmungen“, in denen man sich sofort sicher fühlt. Leni konnte das als große Schwester besonders gut.

<<Tammy, ich bin 19 und habe gerade erst mein Studium für Film und Fernseh- Management angefangen. Ich bin mit Lucky gerade auf der Suche nach einer Wohnung und wenn alles klappt, ziehen wir auch schon bald in die kleine Wohnung mit dem Schiebedach und dem Einbauschrank mit Ausklappbett, die dir so gefiel. Du sagtest, wenn ich das Dach öffne und das Bett ausklappe, ist es wie Zelten unter den Sternen.>>

Ich wusste, dass Elena schon lange vorhatte mit ihrem Freund Lukas auszuziehen. Ich durfte bei den Wohnungsbesichtigungen sogar dabei sein. Aber das jetzt alles so schnell ging, damit habe ich nicht gerechnet. Ich bin davon ausgegangen, Elena besuchen zu können, wann und so oft ich nur wollte. Von meiner Schule aus war die Wohnung nur 3 Stationen mit der S-Bahn entfernt. DVD Abende auf ihrem coolen Bett mit dem Schiebedach konnte ich wohl vergessen, wenn ich mit meinen Eltern nach Miami zog. Elena ist erwachsen geworden und ich hab‘s gar nicht gemerkt. Ohne sie am anderen Ende der Welt leben, alleine mit meinen Eltern. Schrecklich. So fremd. Ein Leben ohne Elena konnte ich mir nicht vorstellen. Immerhin war sie seit meiner Geburt immer da.

Ehe ich mich versah, hatten meine Eltern die Wohnung, in der wir lebten, aufgelöst und verkauft. In einer Großstadt geht das schnell, da suchen immer Leute eine Wohnung. Es ging sogar so schnell, dass viele Erinnerungen an den Umzug wohl in irgendwelchen Umzugskartons mit verschwunden sind. Andere sind noch wahnsinnig präsent. Die zwei Wochen packen und Vorbereitungen treffen, waren die stressigsten meines Lebens. Besonders meine Eltern waren kaum ansprechbar. Wir verkauften unnütze Dinge auf einem Flohmarkt, meine Eltern organisierten einen Transport der wichtigen Dinge nach Amerika und wir packten unsere Koffer.

<< Haben wir alle Ausweise und Pässe? >>, war definitiv die am häufigsten gestellte Frage meines Dads. Gleich nach <<Haben wir alle Formalitäten mit der Botschaft für unsere Green Cards geklärt?>> und <<Claudia, hast du Tammy bei der High School angemeldet?>>

Unglaublich, dachte ich.

<<Ich Tamira-Linn Klausten gehe bald auf eine High School in Miami?!>>

Ich hatte gemischte Gefühle.

Wut, weil meine Eltern mir nicht früher etwas sagten.

Trauer, weil ich mein ach so gemütliches und kuschliges, Risiko und Abenteuer freies Leben aufgeben musste. Und Vorfreude, weil ich ein Leben wie im Film führen würde. Prom, surfen lernen, Tanzabende an einer High School mit heißen Miami Boys. Nun, damit könnte ich mich doch anfreunden.

Angst, davor keine Freunde zu finden und mit meinem Englisch nicht so weit zu kommen. Ich spreche gut Englisch, da meine Eltern mich auf ein internationales Gymnasium schickten, in dem die Hauptrichtung die verschiedensten Sprachen waren. Italienisch, Spanisch, Französisch und Englisch, waren unsere Hauptfächer. Gleich gefolgt von Deutsch und Latein. Viele weitere Sprachen konnten noch als Nachmittagskurse belegt werden. Mathe war immer ziemlich nebensächlich, was mir am aller meisten an der Schule gefiel. Zusammen mit meinen Nachmittagskursen „The BookClub“, wo wir englische Bücher gelesen haben und „Creative Handwriting“. Dort haben wir Handlettering gelernt und gemeinsam einen Schülerkalender gestaltet. Die Schule legte viel Wert auf die Förderung eines jeden einzelnen Schülers. Es gab Sport- und Musikangebote aber auch eine Reise-AG, die Sprachreisen für die Schule plante und organisierte, eine Haushalts-AG, die einen auf viele wichtige Dinge des Lebens vorbereiten sollte und noch so viel mehr.

Jedenfalls war es meinen Eltern schon immer wichtig, dass meine Schwester und ich viele Sprachen beherrschten. <<So würde uns die Welt offen stehen.>>, sagte Mom immer. Vielleicht haben sie ihre Miami-Reise auch schon geplant, bevor Elena und ich geplant waren und sie legten deshalb so viel Wert auf die Sprachschule.

Am Abend vor meinem 14. Geburtstag saßen wir vier in der Küche. Mom hatte Lasagne gemacht, mein Lieblingsessen. Papa guckte nur hin und wieder von seinem Laptop auf, um sich einen Bissen in den Mund zu schieben. Elena aß einen Salat mit Tomatensoße und Brot, da sie Vegetarierin ist. Mom erzählte mir angeregt von der tollen Schule auf die ich bald gehen würde und, dass diese fast in Miami wäre. Auf die River High sollen angeblich auch viele reiche Kinder gehen, die direkt in Miami wohnen. Von dort aus sei es auch nicht weit zum Strand. Aufgeregt erzählte sie mir von ihrer Boutique. Sie würde sie nicht aufgeben, sondern nur mit ihr umziehen und ihre Kollegin Sina würde den Laden hier in Berlin übernehmen. Seit ihrer Jugend träumte sie schon von einer Boutique in Miami und wollte den Schritt aber erst wagen, wenn sie genug Geld hatte, eine feste Beziehung und ihre Kinder alt genug waren, um diese Entscheidung zu verstehen. Papa wollte erst nicht, aber über die Jahre merkte er, wie Trist sein alltäglicher Trott in der Bank wurde. Vor uns Kindern redeten sie nie darüber.

<<Wir lebten ja auch glücklich in Berlin.>>, erklärte Mom.

<<Aber etwas fehlte mir immer. Und ich begriff, dass ich meinen Traum von der Boutique verwirklichen musste.>>

Mom liebte ihren Laden in Berlin und war auch recht erfolgreich. Warum sollte es dort anders sein? Den Laden in Berlin behielt sie und gab nur die Geschäftsführung ab. Dad wollte in keiner Bank mehr arbeiten und suchte nach einem abwechslungsreicherem Job. Durch seine Führungsposition in der Bank und einem international angesehenem Studium, fand er auch schnell etwas Passendes. Leiter einer erfolgreichen Firma für Freizeitparkgeräte oder so etwas in der Art.

Er schaute auf und grinste mich an.

<<Tammy, sieh dir unser Haus an.>> Er guckte auf den Laptop und ich rutschte sofort von der Bank und ging zu ihm rüber.

<<Wow!>> Ich war sprachlos. Nun starrte ich ungläubig auf das weiße Gebäude, welches auf dem Bildschirm abgebildet war. Es war riesig, für viele ist das die normale Größe eines Einfamilienhauses aber wer in einer kleinen Wohnung in Berlin aufgewachsen ist, findet dieses Haus riesig. Es hatte ein blaues Dach und große Fenster in der Front. Die Tür war aus dunklem anthrazitfarbenen Holz. Vor der Tür war ein großer Pool zu sehen, zu dem von der Tür sowie von der Einfahrt links neben dem Haus ein steinender Weg führte. Rund herum war Rasen sowie eine Terrasse, die von der rechten Ecke des Hauses bis zur anderen Seite führte. Das Grundstück war von einem weißen Zaun umgeben.

<<Wahnsinn!!!>>, schrie ich plötzlich auf und war über meine Begeisterung selbst überrascht. Papa lächelte mich stolz an, als er mir Bilder von allen Zimmern des Hauses präsentierte. Allmählich verschwanden meine Zweifel und die Vorfreude wuchs.

<<Mama und ich haben ewig gespart und sogar ein eigenes Konto angelegt, auf dem wir Geld sammelten. Das Haus steht etwas außerhalb, weshalb wir ca. eine halbe bis dreiviertel Stunde nach Miami fahren müssen aber dafür war es nicht so unbezahlbar wie die Villen am Strand. Die kleine Stadt heißt Riverland.>>

<<Wir müssen auch noch Einiges renovieren, Tom.>>, entgegnete Mom.

<<Wir wussten, dass wir irgendwann umziehen werden und die Welt da draußen kennenlernen wollten, deshalb sind wir nie in ein Haus gezogen.>>

Dad hörte nicht mehr auf zu grinsen, als er uns wie ein fieser Bösewicht seinen lang ausgeheckten Plan präsentierte. Doch dieser Plan war keineswegs böse. Elena saß nur da als hätte sie den Vortrag schon mindestens zweimal gehört und er würde sie langweilen. Sie stocherte in ihrem Salat herum und warf hin und wieder mal einen Blick auf Papas Computer oder ihr Handy.

Plötzlich sprang sie jubelnd von ihrem Stuhl auf.

<<Wir können die Wohnung haben…Wir können die Wohnung haben…>>, sang sie und tänzelte dabei um meine Eltern und mich herum.

<<Klasse Schatz, nun heißt es für uns alle Neustart.>>, sagte Mom mit einer so entspannten Stimme, die selbst meine Nervosität wegblies.

Kapitel 2 14 in 3...2...1

Vor vier Jahren

Gemeinsam räumten wir die Küche auf und unterhielten uns weiter über all die Abenteuer, die unsere Familie durchleben würde. Wir merkten kaum, wie die Zeit verstrich.

Elena war bereits im Wohnzimmer und hatte es sich zwischen den Kissen auf der Couch bequem gemacht.

Sie schaute eine dieser Sendungen, bei denen alte ruinenähnliche Häuser umgestaltet wurden und suchte sich schon Inspiration für unser zukünftiges Zuhause genauso wie auch für ihre neue Wohnung raus.

<< Es ist 20 vor 12!>>, schrie Elena, als sie wieder zu uns in die Küche rannte.

<<Leute, Tammy wird 14!>>

Irgendwie war Elena aufgeregter als ich, aber ich schätze so ist meine Schwester einfach. Sie begrüßte jede Veränderung in ihrem oder dem Leben unserer Familie mit offenen Armen. Ich stellte mir schon oft die Frage, wie konnte sie nur immer so gut gelaunt sein. Jeden Morgen stand sie mit einem Lächeln im Gesicht auf und summte <<Because I‘m happy…>> während sie in mein Zimmer schlenderte, um mich zu wecken. Als ich daran dachte, wurde ich auf einmal doch ganz traurig. Ich realisierte, dass ich in Zukunft darauf verzichten musste, von Leni geweckt zu werden. Ich zückte mein Handy, um schon mal „Happy“ von Pharell Williams als meinen Wecker einzustellen. So hätte ich vielleicht das Gefühl von Leni geweckt zu werden, wenn ich erst einmal in Miami bin. Meine Gedanken wanderten zu Maria. Zum ersten Mal seit einiger Zeit. Was muss sie wohl zurücklassen oder wen? Ich beschloss ihr am nächsten Tag eine Nachricht zu hinterlassen. In einer ähnlichen Situation wie sie befinde ich mich ja auch jetzt, da wäre es nicht schlecht, jemanden zum Reden zu haben, der einen versteht. Jetzt war aber erst einmal mein Geburtstag. Elena holte einen Kuchen, den sie am Vortag ohne mein Wissen gebacken hatte aus dem Kühlschrank, kramte Kerzen aus dem oberen Teil des Küchenschrankes und zündete diese an. Schokokuchen, <<Ich liebe Lenis Schokotorten mit flüssigem Kern und bunten Streuseln.>> dachte ich.

Mom war dabei im Wohnzimmer den Tisch mit Geschenken und rosa Konfetti einzudecken, während Dad noch schnell unsere Familien-Geburtstagsgirlande aus den schon gepackten Kartons kramte. Diese Girlande existiert schon mein Leben lang und wird immer wieder verwendet, wenn irgendjemand Geburtstag hat. Sie hat bunte Buchstaben, die „Happy Birthday“ sagten und zwischen den zwei Worten sowie an beiden Enden der Girlande hingen gelb grinsende Smileys.

Der letzte Geburtstag wie ich ihn kannte würde nun anbrechen, auch wenn in unserer Wohnung kaum noch etwas an unser Leben in Berlin erinnerte. Es war nur noch eine Woche bis zu meinem Neustart in Miami.

Kartons stapelten sich an den hohen hellen Wänden im langen Flur. An der Garderobe hingen noch unsere vier Jacken. Das Wohnzimmer wirkte so leer. Die Möbel waren zwar unverändert, aber man spürte wie das Leben dieser Wohnung mit in den Kartons verpackt wurde. Die Familienfotos an den Wänden, die Blumen und die Tischdecke, auf dem dunkelbraunen Esszimmertisch, die hellgrünen Sofakissen, all das war nun nicht mehr. Die weißen Wände wirkten kühl und bedrückend auf mich. Das graue Sofa deprimierte mich, ohne die grünen Kissen und die Kuscheldecke unter der Elena und ich immer bei unseren Fernsehabenden lagen. Ich erkannte zwar unsere Wohnung und die weißen glänzenden Möbel, aber ich sah diese Wohnung nicht länger als unser Zuhause an.

Länger konnte ich auch gar nicht darüber nachdenken, wie sehr sich die Wohnung nun von dem Zuhause unterschied, das ich kannte und zu lieben glaubte. Denn meine Eltern riefen mich zu meinem Geburtstagstisch, den sie liebevoll gedeckt hatten und um den sie sich nun versammelten. Leni stand mit dem Kuchen in der Hand in der Mitte zwischen meinen Eltern.

Im Chor zählten sie runter <<10…9…8…>>.

Bei eins angelangt schrien und sangen sie „Happy Birthday“. Nacheinander kamen sie auf mich zu, umarmten mich und wünschten mir alles Gute. Ich war nun 14. Ich packte meine Geschenke aus, wir haben Kuchen gegessen und sind dann auch schon ins Bett gegangen, wie wir es immer an Geburtstagen machten. Ich bekam schon sehr viele Geschenke, die ich in Miami gut gebrauchen konnte. Ein neues Handy, ein silbernes Smartphone, um mit meinen Freunden den Kontakt zu halten. Bis dahin besaß ich nur ein abgelegtes Klapphandy meines Vaters. Eine passende Handy-Hülle zu meinem Rucksack und Dekokerzen, Kissen und Vasen für mein neues Zimmer waren auch Teil meiner Geschenke.

Ich freute mich über die Gelegenheit meinen Geburtstag vor dem Umzug noch so zu feiern, wie ich ihn kannte. Trotzdem wusste ich auch, dass er nichts Besonderes sein würde.

Durch den Umzugsstress und die Ferien, kam ich nicht dazu den nächsten Tag mit meinen Freunden zu feiern. Meine Eltern hatten noch allerhand zu tun und meine Freunde waren schon längst im Urlaub.

Kurzerhand entschied ich, Maria zu fragen, ob sie nicht den Tag mit mir verbringen möchte. Linda, eine meiner engsten Schulfreundinnen, die noch nicht im Urlaub war, schrieb ich von meinem neuen Handy aus auch eine Nachricht, in der ich sie ebenfalls einlud.

In der Schule hatte ich nicht viele Freundinnen, drei um ehrlich zu sein und bis auf eine waren das auch nur Schulfreundinnen. Also die Art von Freunden, die man in der Schule sieht, sich gegenseitig zum Geburtstag einlädt, mit denen man sich echt gut versteht, bei denen die Gespräche aber eher oberflächlich blieben und bei denen man wusste, dass diese Freundschaften nicht ein Leben lang halten würden. Linda und Zara waren diese Art Freundinnen für mich. Layla war anders. Sie war meine beste Freundin. Wir kannten uns seit dem Kindergarten und waren von dort an unzertrennlich. Wir gingen regelmäßig nach der Schule ins Café, tranken Kakao und machten unsere Hausaufgaben zusammen. Ich habe öfter bei ihr übernachtet als bei mir Zuhause. Wir machten außerdem oft DVD-Abende mit Gesichtsmasken und lackierten uns die Nägel. Ich erzählte ihr wirklich alles und kannte auch ihre Geheimnisse, wie zum Beispiel, dass sie in ihren Nachbarn verliebt war, der in unsere Parallelklasse ging.

Leider war Layla an meinem 14. Geburtstag im Urlaub in Spanien. Trotzdem rief sie mich an und wünschte mir alles Gute, bevor ich ihr ausgiebig erklärte, was bei mir alles abging. Sie wollte es gar nicht glauben, freute sich aber gleichzeitig für mich und versprach mir, dass wir den Kontakt halten würden. Sie entschuldigte sich noch dafür, dass sie diesmal nicht mit mir feiern konnte. Nach ungefähr einer Stunde legte sie dann auf und wünschte mir einen tollen Tag.

Bei Zara lief das Telefonat ähnlich, nur eben kürzer. Ich erzählte ihr ebenfalls von Miami, sie wünschte mir einen schönen Geburtstag und bat mich, viele Bilder vom Strand und den dort lebenden Promis zu schicken. Meine Freunde wollten sich mir zuliebe nicht anmerken lassen, wie traurig sie über meinen Umzug waren, da ich ja schließlich Geburtstag hatte.

Mich zerfraß es innerlich, sie besonders Layla möglicherweise nie wieder zu sehen. Ich glaube selbst wenn wir uns treffen würden, wenn wir Oma, Opa und Elena besuchen würden, täte die Entfernung keiner Freundschaft gut. Man sagt zwar, man hält den Kontakt, aber man entfernt sich doch allmählich voneinander. Immerhin lebt Layla hier ein ganz anderes Leben, eines mit dem ich bald nichts mehr zu tun haben würde. Tränen schossen in meine Augen und all die Zweifel, die ich bezüglich des Umzuges hatte, kamen erneut zurück. Ich versuchte mich abzulenken und schaute auf mein Handy. Die halbe Klasse schickte mir Glückwünsche und Linda und Maria sagten tatsächlich für heute Nachmittag zu. Wir wollten ins „Bellala“ essen gehen. Ein italienisches Restaurant, das Maria vorgeschlagen hat. Meine Familie und ich waren dort auch ein einziges Mal essen, als Elena ihren Schulabschluss letzten Frühling machte.

Das Restaurant war unglaublich nobel und teuer, weshalb meine Eltern auch nur einmal dort waren. Elenas Abitur war schließlich auch eine große Sache.

Mom und Dad erlaubten mir das an diesem Tag auch nur, weil es mein letzter Geburtstag in Berlin war und sie ein schlechtes Gewissen hatten, ihn nicht mit mir verbringen zu können. Dad fuhr gemeinsam mit meiner Mom und Leni ein letztes Mal zu seiner Bank, da ausgerechnet an meinem Geburtstag seine Abschlussfeier dort stattfand. Ich hatte kein Problem damit, dass sie fuhren. Ein Essen mit Freunden bzw. Maria war sowieso viel eher meins, als eine riesige Bankfiliale mit tausenden Erwachsenen und unbekannten Gesichtern in Anzügen, die meinen Papa feierten. Mein Geburtstag wäre da total untergegangen.

Es war 14 Uhr als ich im „Bellala“ ankam, Linda und Maria hatten schon an dem Tisch platzgenommen, den wir reserviert hatten. Tatsächlich war das Restaurant noch edler und schöner als ich es in Erinnerung hatte.

Der Raum war groß aber dunkel, weshalb die Größe einem beim Reinkommen gar nicht auffiel. Dunkle Balken umgaben die hohen Decken. Eine hübsche rote Tapete mit einem verspielten Muster und goldenen Details zierte die hohen Wände, an denen hübsche Bilder hingen. Kunst, die ich nicht zu verstehen versuchte. Die Tische bestanden aus dem gleichen Holz wie die Balken und die Sitzpolster der Stühle waren ebenfalls rot. Alles schien rund und auf einander abgestimmt zu sein. Kronleuchter, goldene Vasen mit weißen Rosen und viele kleine Elemente machten den Charme des Restaurants aus. Ich wollte mich gar nicht setzen, so fasziniert war ich vom Ambiente.

Maria riss mich aus meinen Träumereien als sie mich zu sich und Linda winkte und mit piepsig freudiger Stimme meinen Namen rief.

<<Tamira, hey happy Birthday Süße!!!>>, erklang ihre Stimme durch den ganzen Saal und ein paar irritierte alte noble Damen drehten sich zu uns um.

Schon sprang Maria auf und rannte auf mich zu, um mich in den Arm zu nehmen. Ich fand die Situation schon ziemlich bizarr, freute mich aber auch, meinen Geburtstag halbwegs feiern zu können.