Traumwelt-Projekt 44 – Das Gefüge der Realität - Marc Lelky - E-Book

Traumwelt-Projekt 44 – Das Gefüge der Realität E-Book

Marc Lelky

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Beschreibung

Daeng ist zurück, aber etwas ist anders. Ist es also wahr? Auch Marc muss herausfinden, ob das hier überhaupt seine eigene Realität ist und wie alle wieder zusammenfinden können. Dabei erhält er unerwartete Unterstützung, muss jedoch der Versuchung widerstehen. Hängt das gesamte Gefüge der Realität von einem mächtigen, allseitigen Versprechen ab? Schließt sich der Kreis an vertrauten Orten, oder offenbaren sich völlig neue Entdeckungen und Wahrheiten?

Prickelnde Homoerotik in einer mysteriöseren Umgebung“
Dieser vierte Teil von „Traumwelt-Projekt 44“ setzt die Ereignisse des vorherigen Teils direkt fort.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Marc Lelky

Traumwelt-Projekt 44 – Das Gefüge der Realität

Gay Fantasy – oder Realität?

44-4

Daeng ist zurück, aber etwas ist anders. Ist es also wahr? Auch Marc muss herausfinden, ob das hier überhaupt seine eigene Realität ist und wie alle wieder zusammenfinden können. Dabei erhält er unerwartete Unterstützung, muss jedoch der Versuchung widerstehen. Hängt das gesamte Gefüge der Realität von einem mächtigen, allseitigen Versprechen ab? Schließt sich der Kreis an vertrauten Orten, oder offenbaren sich völlig neue Entdeckungen und Wahrheiten?

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 – Die erste Begegnung

Kapitel 2 – Die Versuchung

Kapitel 3 – Der Aufbruch

Kapitel 4 – Das Wiedersehen

Kapitel 5 – Der Stein

Kapitel 6 – Zu den Elfen

Kapitel 7 – Die Herbeirufung

Kapitel 8 – Die magische Verbindung

Kapitel 9 – Die Suche

Kapitel 10 – Dunkelheit

Kapitel 11 – Neue Höhen

Kapitel 12 – Höhen und Tiefen

Kapitel 13 – Lharthil

Kapitel 14 – Die Anreise

Kapitel 15 – Tagesanbruch

Kapitel 16 – Das Versprechen

Epilog

Anhang / Der Autor / Impressum

Kapitel 1 – Die erste Begegnung

Daeng merkte, dass er niemand mehr küsste und umklammerte. Er konnte sich überhaupt nirgends festhalten. Doch unter sich spürte er wieder festen Boden. Seine Hände berührten nun doch etwas, seine Fingerspitzen eine leicht raue Oberfläche, und irgendwie lichtete sich der Nebel. Ein Duft lag in der Luft, irgendwelche Blüten, und er blinzelte. Da waren ein paar Bäume, vor ihm erstreckte sich eine grüne Fläche, und er musste sich fest an diese Säule klammern. Da gab es noch mehr, darüber ein Dach, wie ihm ein Blick nach oben verriet. Aber er war hier allein. Das Bild wurde klarer, und das war doch … der Garten der Agentur!

Dort vorne hörte er etwas, und ein leichter Windstoß ließ die sattgrünen Blätter rascheln. Etwas dämpfte das scharfe Gefühl in seinem Hals, das gerade aufgekommen war, auch schon wieder. Die Lage der Portale konnte schwanken, schoss es durch seine Gedanken, und vielleicht fand er Marc genau dort vorne. Daeng rückte diese Stoffbahn zurecht, in die er gewickelt war, und in diesen Sandalen aus geflochtenen Fasern trat er aus dem Pavillon. Er folgte dem Kiesweg bis zu der Rasenfläche, drehte sich um. Hatte dieses Wäldchen beim letzten Mal nicht anders ausgesehen?

Da waren anscheinend ein paar Sachen aufgebaut, um Fotos zu machen. Über dem Schwimmbecken lag eine Abdeckung, darauf das eine oder andere Blatt. Einige Leute standen auf der Terrasse, und er schritt weiter auf die Villa zu. Was hatten die mit der Fassade gemacht, warum sah die so bröckelig aus? Er rückte das lange Tuch ein weiteres Mal zurecht, weil es ein wenig zu sehr herumflatterte und abgesehen von den Sandalen sein einziges Kleidungsstück war. Aber die paar Typen, die hier herumstanden, hatten fast noch weniger an. Der Fotograf mit der riesigen Kamera beachtete anscheinend nur die. Jemand trug einen weißen Anzug, stand daneben, musste gerade erst erwachsen geworden sein … und ging in die Villa.

Die Musik änderte sich, wurde ein wenig lauter und legte sich sanft über das Geplauder. War das nicht „The Sweetest Taboo“ von Sade? Von der Terrasse aus blickte Daeng zurück in Richtung des Gartenpavillons. Noch jemand in einem Anzug, an einem der Stehtische, hielt … ein Telefon in einem riesigen Gehäuse mit einer Antenne in der Hand. Das war doch eines, oder? Daeng stützte sich an dem Tisch vor ihm ab, weil erneut diese Schwärze vor seinen Augen aufkam. Seine Beine wurden schwer, und vielleicht sollte er hineingehen, unter die Dusche und sich etwas hinlegen.

Er berührte den Rahmen der breiten, geöffneten Glastür und trat in das Halbdunkel. Irgendwie lag Staub in der Luft. Mehrere Möbelstücke waren mit Folien abgedeckt, und der Boden knarrte bei jedem Schritt. Nur der Kalender an der Wand sah neu aus. Was stand da? Er näherte sich weiter … 19 … 1985? Stimmte es also wirklich? Ein Nebel begann sich erneut über sein Gesichtsfeld zu legen, und diesmal konnten ihn seine Beine nicht mehr tragen. Aber die Schritte, die sich näherten, hörte er noch – und jemand fing ihn auf.

Vielleicht konnten ihn die Hände unter seinen Armen tragen, seinen Rücken stützen. Der Nebel blieb, wurde dunkler. Formen begannen vor Daengs Augen zu tanzen, farbige Schlieren. Der Boden war aber noch da, und es ging weiter, bis seine Beine gegen ein Hindernis stießen. Er sank nach unten, in den weichen Untergrund, wurde losgelassen. Seine Hände tasteten herum, und vielleicht war es dieser nur ein wenig kühle Luftzug, der den Nebel wieder vertrieb.

Er blickte von dem Sofa auf … und vor ihm stand der Typ in dem weißen Anzug und blickte auf ihn hinunter. Irgendwie erinnerte ihn dieses Gesicht an jemand, auch der Anzug.

„Alles in Ordnung? Soll ich Ihnen ein Glas Wasser bringen?“

„Was …? Danke, es geht schon, das war nur … überwältigend. Das ist hier die Model-Agentur, oder?“

„Ja, ich habe das Anwesen gerade erst übernommen. Da sind noch einige Sachen in Ordnung zu bringen, aber wir sind schon ganz gut im Geschäft. Ah, und das ist ein interessantes Kostüm.“

„Was denn? Oh …“

Ein Mann wie Daeng konnte in Wien schon einmal auffallen. Dieser Blick lastete immer noch auf ihm, nun weiter unten, und hatte beinahe ein Lächeln angenommen. Das Tuch war so weit verrutscht, dass es gerade nicht noch mehr als seine Oberschenkel offenbarte. Die waren ziemlich kräftig und prall. Die Geschichte der Agentur baute sich in seinen Gedanken auf, soweit er sie jetzt schon von einigen Seiten gehört hatte. Ungefähr im Jahr 1985 hatte der Inhaber das alles hier gekauft, und dann waren seltsame Sachen passiert … in dem Gartenpavillon! Er musste zurück, Marc musste irgendwo … im Gefüge der Realität sein! Aber wenn er jetzt wieder zurückging, brach das vielleicht völlig zusammen.

Aufkommendes Lachen von draußen holte ihn zurück, ließ ihn aufschrecken. Vielleicht sollte er doch ein Glas klares Wasser trinken. Aber wo war der hin? Daeng ballte seine Hände zu Fäusten, raffte sich auf, sah sich um. Vielleicht sollte er in diesen Raum im oberen Stockwerk. Auf einem Tischchen entdeckte er … ein Telefon, mit Tasten und einem Kabel. Was geschah, wenn er eine Nummer versuchte, die ihm vielleicht einfiel? Wenn er wenigstens eine Nachricht wie „Alles im Griff“ hinüberbringen könnte …

Ein wenig schlug sein Herz wieder schneller. Er umfasste den Hörer, schloss die Augen, dachte an Marc. Daeng spürte ein elektrisches Kribbeln in seinen Fingern, ein stärkeres Prickeln – und riss die Hand weg. Ein Geräusch ließ ihn in Richtung der Terrassentür blicken, die gerade jemand geschlossen hatte. Offenbar waren mehr Wolken aufgezogen.

Er ging zu der Treppe und folgte ihr nach oben, strich über die Wand und über den Staub am Geländer. Niemand war hier oben und kaum etwas zu sehen. Eine Tür stand einen Spalt weit offen, die musste es sein. In den Raum, den er betrat, drang durch das Fenster genug Licht, auch wenn es draußen dunkler geworden war. Oft hatte er den für sich gehabt, und viele verirrten sich offenbar nicht hierher. Er dachte an einen Fototermin, bei dem ihn ein Mann recht nervös gemacht hatte. Wie war es ihm möglich gewesen, überhaupt so lange durchzuhalten? Seine Erregung hatte er dann selbst abgebaut, eine Minute später, und er lachte in sich hinein.

Daeng ging zum Fenster, ließ seinen Blick über den Garten und zum Himmel schweifen. Der Wind war stärker geworden und kaum noch jemand auf der Terrasse. Er zog diese Sandalen aus, setzte sich auf das Bett und legte sich nur so einmal hin. Seine Gedanken hatten feste Folgen, und nur ein wenig schob er sein Tuch zur Seite und berührte seinen Oberschenkel, massierte sich dort. Vielleicht lag hier etwas wie Kalk in der Luft, aber er konnte tief durchatmen.

Konnte er … eine Abmachung mit dem Gefüge der Realität treffen? Wenn er jetzt der Versuchung widerstand, entdeckte er dann morgen den weiteren Weg oder wenigstens einen kleinen Hinweis? Er bewegte seine Finger, schloss die Augen. Die Tür ließ sich doch von innen versperren, oder? Die dort drüben musste zu einem Badezimmer führen, und vielleicht sollte er das ausprobieren.

Kapitel 2 – Die Versuchung

Wenn ich mir den Garten intensiv genug vorstellte, fand ich ihn dann wirklich? Im ganzen Cottageviertel konnte es keinen geben, der ein paar Hektar groß war. Aber der Tag war sonnig, und ein Gefühl hatte mich hierher getrieben. Wieder suchte ich herum, ob irgendwas wie der Vorgarten mit der niedrigen Hecke und die Fassade in meinen Gedanken aussah. Ob es hier genau diesen einige Meter hohen, schmiedeeisernen Zaun gab, den jemand regelmäßig dunkel lackierte? Wenn ich das alles fand, konnte ich dann … auch Daeng finden?

Ein Schauer lief über meinen Rücken, und ich atmete schneller, blieb stehen. Ich griff zu meinem Handy, sah auf der Karte, wo ich gerade ging, hörte leise beginnende 1980er-Musik. Es war „The Sweetest Taboo“ von Sade, und dieser Schauer setzte sich einfach fort. Er flammte wieder auf bei „Missing You“ von John Waite, mischte sich mit grellem Sonnenlicht und ein paar Tränen. Was war mit „Vienna Calling“ von Falco? Wenn das auch in seiner Realität existierte, konnte ich dann Resonanz erzeugen und einen Kanal öffnen, ein Signal übertragen?

Die Wiedergabe stockte, und ich blieb stehen, hielt mich an einer Stange fest. Entlang des Gehsteigs erstreckte sich eine üppig grüne Hecke, an die drei Meter hoch. Wenn ich jetzt noch die Augen schloss … lief alles einfach weiter. Gar nichts konnte ich, und ich sollte zurück nach Hause. Ich packte die Ohrhörer in den Rucksack und bog um eine Ecke. Jemand machte das auch gerade, von der anderen Seite her, ging in meine Richtung. Noch konnte ich nicht viel sehen, aber das war entweder eine interessante kurze Hose aus mattschwarzem Stoff … oder ein Lendentuch. Ich erahnte die Konturen seiner Bauchmuskeln immer besser, denn sonst trug er nicht viel mehr außer ein paar breite Gurte. Der sollte … auf dem Traumstrand sein … und er sollte … keine spitzen Ohren haben!

Während ich irgendwo Halt suchte, spürte ich etwas wie eine tiefe Erschütterung. Es war, als wollte der Boden unter mir verschwinden. Die Sonnenstrahlen blinzelten an einem der großen Bäume vorbei … und der … Elf … war noch dort und mein Puls schneller geworden. Ein zarter, rötlicher Schimmer schien diesen Mann zu umgeben. Er blieb stehen, warf mir einen Blick zu.

Schritt für Schritt näherte ich mich, fühlte mit meiner schwitzenden Hand meinen Herzschlag. Seine Augen verfolgten mich weiter, bis ich direkt vor ihm stand. Er sagte nichts, änderte auch kaum seinen Blick, und ich studierte seine prallen Oberarme. Mein Puls wurde noch schneller, und nur ein bisschen etwas regte sich bei mir weiter unten. Ich spürte ein Kribbeln in den Fingern, bewegte meine Hand auf ihn zu.

„Darf ich … nur einmal …? Also ich meine …“

„Ist es denn Euer Begehr?“

„Ja, ich …“

Diesmal änderte sich sein Gesichtsausdruck ein wenig. Seine Stimme, nur ein wenig tiefer als erwartet, klang in meinen Gedanken nach. Er vollführte eine Geste, als sollte er einen Sonderwunsch erfüllen und längst woanders sein. Meine Hand näherte sich weiter langsam, auf der Seite, wo er seine Hand nicht gerade zu einer Faust geballt hatte. Ich spürte kaum etwas, als meine Finger seinen Oberarm berührten, die Haut war einfach so glatt. Es waren fast eher die muskulösen Konturen, die ich spürte. Spannte er da extra für mich etwas an? Noch ein paar Zentimeter strich ich weiter, bis ich die Hand wegzog.

„Okay“, sagte ich, „was ist das hier? Ist … Daeng auch hier?“

„Dieser ist Euer Gefährte, ist er denn?“

„Ja, das ist er!“

„Dies ist Eure Welt, doch das Gefüge der Realität ermöglichte meinen Übergang.“

Wieder spürte ich dieses Kribbeln, das über meinen Rücken lief. Ich musste mich wirklich irgendwo festhalten, aber ich konnte den doch nicht schon wieder danach fragen. Ein weiteres Mal blinzelte ich, und er stand noch vor mir. Aber die Erschütterung vorhin hatte ich mir vielleicht nur eingebildet.

„Gut, und … Ihr seid?“, fragte ich.

„Kirian.“

„Ich bin Marc, in dieser Realität, obwohl, ja. Aber das wisset … wisst Ihr schon, anscheinend.“

Was hatte er gesagt, er wusste einen Übergang? Aber wo führte der dann genau hin? Ich musste diesen Kirian ein weiteres Mal berühren, mich nur vergewissern, ob er echt war. Lag dieses heiße Kribbeln tief in mir an der etwas mehr als leichten Schwüle – oder an ihm? Meine Hand schwitzte, zitterte ein wenig, bewegte sich auf seine zu. Bei seinem direkten Blick schreckte ich auf, doch ich merkte Ansätze eines Lächeln. Mehr wurde es nicht, und unter seiner Beobachtung strich ich über diese Art lange, dunkle Manschette an seinem Unterarm. Ich erreichte seine Hand – und er drückte zu, eher leicht. Wir sahen uns in die Augen, bis er losließ. Jemand ging an uns vorbei, sah uns nicht ganz direkt an.

„Okay, und was jetzt?“, sagte ich und wurde ein wenig leiser. „Wo ist er? Ist er wirklich … im Jahr 1985, aber ich bin das nicht?“

„Es ist uns noch nicht der volle Umfang der jüngsten Entwicklungen bekannt. Jedoch ist mir augenscheinlich das Wiederauffinden der Stelle des Übergangs unmöglich.“

„Genau wie bei mir!“, wurde ich lauter und wieder leiser. „Und Ihr seid nicht zufällig … ein Torwächter?“

„Diese Aufgabe wurde mir bereits zugetragen. Doch die magische Verbindung ermöglicht mir eher ein Wandern durch das Gefüge, bisher. Im Augenblick scheint es stabil, durch Eure Taten und die Eures Gefährten. Jedoch kann noch eine Sache höchster Tragweite unvollendet sein.“

„Ich weiß ja nicht einmal, wie ich ihn finden kann! Da gibt es noch ein Portal, im Wald, ich war auch schon wieder dort. Aber da passiert gar nichts.“

„Es kann hierfür ein Vereinen von Kräften notwendig sein.“

Seine Betonung hatte sich verändert, sein Gesichtsausdruck ebenfalls ein wenig, und mir dämmerte etwas. Ich nahm mein Handy und sah, dass es von hier nicht weit zur S-Bahn-Station Krottenbachstraße war, drehte mich in diese Richtung. Kirian ließ seinen Blick eher umherschweifen, bis er näher an mich herantrat.

„Vielleicht sollten wir das in Ruhe … besprechen“, entgegnete ich schließlich.

Meinen veränderten Tonfall musste er bemerkt haben, mein neuerliches Herzklopfen nicht unbedingt. Aber wenn er jetzt nach meiner Hand griff, merkte er, dass ich ins Schwitzen geraten war. Er folgte mir einfach so, blieb an einer Kreuzung stehen, beobachtete den Straßenverkehr. Ich zog ihn weiter, ließ seine Hand sofort los, und er ging einige Meter voraus.

Ich verwendete ein Handyticket und gab ihm einen Papier-Fahrschein aus dem Automaten. Einige Leute strebten dem Ausgang zu, drehten sich nach meinem Begleiter um. Dabei sollten seine langen, dunklen Haare die spitzen Ohren einigermaßen verdecken, so wie er alles zurechtgerückt hatte. Mein Kribbeln wurde noch ein wenig stärker.

* * *

Er trat ein, ich schloss die Tür, und er stand mir einen halben Meter entfernt gegenüber. Die ganze Zeit hatten wir nicht wirklich etwas geredet, und wieder hing dieses „Und was jetzt?“ in der Luft. Doch Kirians Blick änderte sich – und er berührte meine Schulter, auch die andere mit seiner anderen Hand. Ein Kribbeln breitete sich von dort aus, es konnte auch ein leichtes Zittern sein. Er zog die Hände weg, sah mir direkt in die Augen.

„Ist es mir denn gestattet … deine … Badeanlage zu verwenden?“

„Oh, ja, warte, ich … zeige es dir.“

* * *

Ich saß auf meinem Bett und achtete auf Geräusche, auf Schritte. Sollte ich nachsehen, was er machte? Die Kondome ließ ich lieber erst einmal in der Schublade. Ob er so etwas jemals gesehen hatte, in seiner Realität oder einer anderen? Mir war, als hörte ich Schritte … und er trat in den Raum. Ich hatte ihm ein Badetuch gereicht, doch er trug wieder seine Sachen … und setzte sich neben mich. Knapp neben meinem Oberschenkel legte er seine Handfläche auf das Betttuch. Er drehte sich zu mir.

„Dir ist also eine weitere Stelle des Übergangs bekannt“, sagte er, „die in Funktion ist?“

„Ja, das ist relativ hier in der Nähe.“

„Wie zeigt sich denn im Detail deine Vorstellung einer … Besprechung?“

„Oh, du meinst, worauf ich stehe?“

Ich verzerrte das Gesicht, saugte Luft ein, und die Pulsspitze fiel wieder ab. Aber seine Hand legte sich doch auf mich – und vielleicht bekam er meine aufkommende Erektion mit. Nur ein wenig rückte ich in seine Richtung – und er sah mich wieder direkt an.

„Ich muss dir verkünden, dass … mir die geschlechtliche Vereinigung nicht genehm ist.“

„Warte, du meinst, du stehst nur auf Frauen? Ja, gut, wir müssen nicht. Tut mir leid, wenn ich irgendwas vorausgesetzt habe.“

Weiter als vorhin zu ihm rückte ich von ihm weg. Ich spürte dieses Gefühl, diese Enge im Hals oder ein Drücken im Magen. Meine Finger waren kribbelig, ich hatte sie schon über die Konturen seiner Bauchmuskeln streichen gesehen und dann tiefer. Oder … wollte er mir sagen, dass er da durch musste, obwohl es ihm nicht gefiel?

„Ja, aber …“, setzte ich fort, „… ist das dann trotzdem so ein Ritual, oder wie jetzt?“

„Ich verspüre auch diesen gegenüber keine Anziehung. Ich verspüre solche zu niemand.“

„Also dann bist du asexuell?“

„Jedoch“, hob sich seine Stimme wieder, „ist es bei außerordentlichen Begebenheiten im Bereich der Möglichkeiten.“

„Das ist dann … grau asexuell, demisexuell, etwas in der Richtung.“

„Doch dir ist … die enge Vereinigung genehm?“

„Ja, mit allen, aber ganz besonders … mit heißen Männern.“

Wieder blickte ich zur Seite, verzerrte das Gesicht. Warum hatte ich „heiß“ sagen müssen? Kirians Hand tastete sich zu meiner, seine Finger schlossen sich um meine, und er suchte anscheinend Blickkontakt. Atmete er schneller, nicht nur ich? Ob er wusste, dass ich Händchen halten als mildeste Form von Sex ansah? Direkt danach folgte aber bereits Küssen. Er hielt die Distanz, doch sein Handgriff blieb eher fest. Etwas wie ein Prickeln breitete sich immer mehr von dort aus – und war da wieder dieser rote Schimmer?

„Ob das reicht …“, hauchte ich beinahe, „… für die Vereinigung der Kräfte?“

Er atmete tief durch, es war wie ein leises Stöhnen, und zog sich weiter auf mein Bett. Der Länge nach legte er sich hin, schloss die Augen, atmete langsam. Ich beobachtete, wie sich seine muskulösen Konturen hoben und senkten, sah meine Härte schon an ihn gepresst, während ich über ihm lag. Durfte ich nochmals seine Oberarme berühren … oder gar seine spitzen Ohren?

Wieder erfasste mich eine Pulsspitze, in meinen Gedanken sah ich mich über seinen Beinen knien, natürlich noch in meiner kurzen Hose. Doch ich beugte mich zu ihm und berührte ihn mit meinen Fingerspitzen. Fast hörte ich wieder dieses Stöhnen. Seine Ohren fühlten sich einfach glatt an, so wie seine Haut. Ob er gemeint hatte, dass nun ein außergewöhnlicher Moment war? Für mich war es wahrscheinlich so, aber für ihn?

Ich berührte gar nichts mehr an ihm, aber dieses Prickeln blieb, floss durch mich. Irgendwie hatte sich vorhin bei mir eine Verspannung im Hals oder einer Schulter entwickeln wollen, jetzt war sie verblasst. Aber eine andere Verspannung war noch da. Er öffnete die Augen, richtete sich ein wenig auf, und sein Blick musste ihm seine Ahnung bestätigen.

„Wenn es denn erforderlich ist“, sagte Kirian, „kannst du deinem Begehren folgen. Jedoch ersuche ich dich, mich nicht um Einbeziehung zu ersuchen.“

„Nein, das sollte ich nicht machen. Das muss doch auch so funktionieren. Ich meine, allein dein Anblick, dass ich das sehen darf …“

Da war etwas mehr als ein Ansatz eines Lächelns, und ich ballte meine Finger zusammen. Ein Gefühl schoss durch mich, ich bemerkte eine Träne, verwischte sie.

„Wahrscheinlich“, setzte ich fort, „will ständig jemand was von dir, so wie die Frauen von Daeng.“

„Es war bereits erforderlich, Erläuterungen zu verkünden.“

„Ja, siehst du. Und … wie war das auf dem Traumstrand? Ich habe dich dort nur kurz gesehen.“

„Nach den Geschehnissen auf dem Strand der Träume gedachte Arqeoin meine Unterstützung anzufordern.“

„Oh, und wo wohnst du sonst?“

„Wir residieren in unserem Hauptort, andere jedoch bevorzugten es, sich in der Welt zu zerstreuen.“

„Ist Arqeoin dann der Herrscher in dem anderen Teil?“

„In der Tat gehen wir gewissen Gepflogenheiten nach. Jedoch ist es die Welt, welche uns beherrscht.“

„Das Gefüge der Realität?“

Er tastete sich zu meiner Hand, und ich drehte mich zur Seite und legte mich neben ihn. Meine verhärtete Lage hatte sich wieder entspannt, nur noch ein sanftes Kribbeln spürte ich dort. War das alles, was Kirian spürte, auch in außergewöhnlichen Momenten? Ich blickte nach oben, taste mich nur manchmal zu ihm und merkte stets, dass er noch da war. Durch das Fenster gegenüber erahnte ich, dass Wolken aufgezogen waren. Irgendetwas schien die Geräusche zu dämpfen, die dann und wann von draußen hereindrangen.

Kapitel 3 – Der Aufbruch

War es ein Traum oder eine Vision gewesen? Noch wollte ich die Augen nicht öffnen, aber es musste bereits hell sein. Wenn Daeng dort angekommen war, wo die Agentur sein musste, hatte er wirklich … alles im Griff? Vielleicht war er in einer anderen Zeit und sogar in einer anderen Realität, aber er musste sich doch dort auskennen.

Ich tastete herum, öffnete die Augen – und natürlich lag niemand neben mir. Doch beim Gedanken, ob dieser Elf vielleicht schon aufgestanden war, stieg mein Puls wieder an. Mit einem Ruck raffte ich mich auf, achtete auf Geräusche, sah mich um. Niemand war hier, nur ich und vielleicht eine Krähe da draußen. Auch dieser Tag war sonnig, und etwas ließ mich wieder an diese Stelle im Wald denken.

Hatte ich das Glas da hingestellt? Spürte ich wirklich … eine Erschütterung unter meinen Füßen, oder bildete ich mir das gerade ein? Wenigstens gab es hier Haferflocken und Kaffee.

* * *

Bis zum Gipfel des Satzberges war es noch ein Stück, aber hier bereits die Abzweigung. Zwei, drei Wege führten von der Wiese in den Wald hinein und zu dieser Stelle. Ein kleiner Behälter sollte dort unter Steinen versteckt sein, darin ein Papierstreifen, auf dem „Was wäre, wenn hier ein Portal wäre?“ stand. Aber es gab kein Portal, nicht in dieser Realität. Ich drehte mich in die andere Richtung, und unter mir lag eine große Stadt. Es war Wien. Konnte ich ein Mobilfunknetz empfangen? Das konnte ich, und ich sah auch meine Position. Was machte ich hier?

Schon nach einigen Metern verschwand die aufgekommene Schwüle. Der erdige, etwas feuchte Duft des Waldes verdrängte das trockene Gras, und ich folgte weiter dem Weg. Er schmiegte sich an den Berghang, und ich erreichte die Stelle, wo der deutlich steiler nach unten abfiel. Bei jedem Meter, dem ich mich dem Ziel näherte, lief dieses Kribbeln über meine Haut, verstärkte sich. Das grelle Sonnenlicht schaffte es manchmal bis zum Waldboden, zeichnete Muster. In meinen Gedanken hatte ich das Licht schon oft auf Daeng fallen gesehen, am Waldrand stehend. In dieser Realität stand dort niemand.

Gleich hier war es – und meine Hände begannen zu zittern. Ich spürte auch wieder dieses Gefühl unter mir, musste schneller atmen. Ein dünner Baumstamm bot mir Halt, und diese aufkommende Schwärze vor meinen Augen verschwand. Nochmals sah ich hin, und dort drüben am Rand des Weges stand jemand. Er trug eine Art kurze Hose, irgendwelche Schleifen – es war Kirian!

Noch konnte ich mich festhalten, doch die Umgebung begann sich zu drehen oder zu schwanken. Erneut wollte diese Schwärze aufkommen, oder … waren es farbige Schlieren? Er bewegte sich auf mich zu, beschleunigte seine Schritte, und ich spürte seine Hände an mir.

„Mein Aufbruch zeigte sich bereits erforderlich“, klang er ein wenig außer Atem, „da sich der Übergang zum Schließen neigt. Die magische Verbindung ließ mich dies spüren, führte mich an den Ort.“

„Du bist da! Du bist echt! Bitte, kannst du mich noch länger umarmen?“

„Es mag dies sogar unsere Möglichkeiten verbessern, da du nun anwesend bist.“

„Du meinst, wir können jetzt durch das Portal, zu zweit?“

„Es sind die anderen Seiten Schwankungen unterworfen, doch in diesem aufgewühlten Zustand des Gefüges …“

„Probieren wir es.“

Ich löste mich von ihm, nahm ihn an der Hand, und er drückte fester zu als beim letzten Mal. Floss etwas von ihm zu mir – oder zwischen uns? Gemeinsam gingen wir weiter in die Richtung, wo es sein sollte. Dieser Duft veränderte sich, das Rauschen der Blätter über uns wurde leiser, die entfernten Geräusche verschwanden. Vielleicht wollten meine Beine immer noch nachgeben, aber der erdige Weg schien sich weicher anzufühlen. Ich sank ein, wurde aufgefangen … und blieb liegen.

* * *

Um mich war es dunkel … und staubig. Ich hustete und merkte, dass ich auf eher festem Boden lag. Knapp über mir war nur Schwärze, aber von unten her merkte ich einen Lichtschein. Je mehr sich meine Augen anpassten, desto mehr sah ich den Staub und wie er sich legte. Auch durch einige Ritzen drang Licht, sogar recht hell. Sonst gab es hier nicht viel, vielleicht … ein paar Kabel oder Rohre?

Da war eine ungefähr quadratische Öffnung im Boden. Ich raffte mich auf und bemerkte, dass … über mir ein Dach war? Ich konnte eher nur kriechen, tastete mich weiter, trat auf … die Treppe nach unten. Sie war fast senkrecht, eher eine Leiter, knarrte verdächtig, und dort unten konnte ich gerade so stehen. Vorbei an Zwischenwänden drang viel mehr Licht als oben hinein. Einige Kisten standen hier herum, manche davon abgedeckt, irgendwelche Metallteile, vielleicht Werkzeuge. Die Glasscheibe dort drüben, anscheinend direkt in der Wand montiert, sah sehr klar aus. Dort draußen sah ich eine hohe Hecke … und Gras, in das der Wind Muster zeichnete.

Dieses Gefühl begann, das mich schwerer atmen ließ, verband sich mit diesem Drücken im Magen. Doch es wandelte sich zu einem Kribbeln, das mich antrieb. Konnte ich diese Ahnung genau jetzt bestätigen? Würde sogar nicht viel passieren, wenn ich … über die Treppe stolperte? Dort drüben ging es nochmals nach unten, und die Treppe war schmal, aber der Winkel etwas flacher. Sie war teilweise gestrichen, mit Farbe, die so neu wie die Bretter wirkte. Hier unten gab es etwas wie eine Küche, eine Art Wohn- oder Schlafzimmer … und ich rannte hinaus.

Mein Herzklopfen vermischte sich mit einem feinen Prickeln, zu dem das Kribbeln geworden war. Ein milder Windhauch strich über meine Haut, ich folgte mit schnellen Schritten dem Weg weiter zu der offenen Gartentür. Vor mir breiteten sich niedrige, sanfte Hügel mit hohem Gras aus, sonst sah ich nicht viel. Ich atmete schneller, musste mich auf den Boden setzen. Spitze Steinchen drückten sich durch den dünnen Stoff – und dann spürte ich sie nicht mehr. Irgendwie mischte sich ein Plätschern zum leisen Rauschen des Windes dann und wann.

Ich stand auf, drehte mich zur Seite, drehte mich um, stand vor einer hohen Hecke und einem Haus. Mit schnellen Schritten ging ich zurück, begann zu rennen. Wenn es ein Traum war, konnte ich vielleicht fliegen oder schweben, indem ich die Beine anspannte. Das konnte ich nicht, aber ich konnte mit den Fingern über die Wand vor mir streichen, über die Tür. Alles war echt, so wie Kirian. Aber wo war er? War er in meiner Welt zurückgeblieben und ich nun in seiner? Oder hatte uns das Portal zu unterschiedlichen Ausgängen geführt, so wie das andere mich und Daeng?

Zurück im Haus hielt ich mich an einem Balken fest. Der Schmerz verblasste einfach, obwohl ich meine Finger und Handflächen noch fester an die Kanten drückte. Ich atmete wieder schneller, fast weil ich wollte, nicht weil ich musste. Alles war da, hier hatte für mich das Projekt 43 angefangen. Aber nun lief das Projekt 44, noch immer. Die Landkarte der Welt baute sich in meinen Gedanken auf. Im Norden, den angenommenen Himmelsrichtungen nach, lag eine Tageswanderung entfernt dieser Gebirgszug. Der Traumstrand und die Hafenstadt lagen noch viel weiter entfernt. Was im Süden war, wusste ich auch. Aber was war von hier aus gesehen in den anderen Richtungen?

Kirian hatte vom Hauptort der Elfen geredet, aber wo sollte das sein? Erfuhr ich dort die Antworten, nach denen ich suchte? Wenn ich hier lange genug suchte, fand ich dann Hinweise? Im Halbdunkel in einer Ecke sah ich das recht große Bett. Noch ein Durchgang führte in den Raum, wo … oben ein durchlöchertes Rohr als Dusche montiert war. Hier ging es auch nach draußen.

Ich blickte mehr in Richtung des Himmels, und irgendwie sah das Licht um mich golden aus. Dabei stand die Sonne recht hoch, wenn es eine war. Ein Duft wie Flieder oder Lavendel oder alles zusammen wehte heran, und ich schmeckte etwas wie ein Prickeln. Handyempfang hatte ich keinen, auch nicht mit Aus- und Einschalten, und es zeigte auch nichts meine Position an. Eine Sache musste ich hier noch ausprobieren.

Mit schnellen Schritten ging ich durch den vorderen Eingang, suchte herum, fand ein Glas, füllte es mit Wasser, das klar aussah. Mit beiden Händen umfasste ich es, schloss die Augen. Wenn ich wollte, dann schmeckte das … nach Tonic. Irgendwie spürte ich ein Prickeln an den Handflächen, und ich öffnete die Augen und nahm einen Schluck. Es schmeckte … wie klares Wasser, das seit Stunden hier herumstand.

Meinen Rucksack stellte ich auf dem Möbelstück daneben ab. Sollte ich meine weiße kurze Hose und das blassrote T-Shirt gegen andere Sachen tauschen? Ich sah mich um, und mein Blick schweifte über die herumliegenden Kleidungsstücke. Ob etwas davon als Lendentuch taugte, ein größeres Stück Stoff? Erst einmal zog ich meine Sportschuhe aus, stellte sie in die Nähe des grob ausgesägten Durchgangs … und zog alles aus. In dem vielleicht ein mal zwei Meter großen Raum legte ich beide Hände an das Absperrrad, strengte mich noch mehr an – und es setzte sich in Bewegung.

Ich sprang zurück, presste mich an die Wand, zu der es der kühle Sprühregen nicht ganz schaffte. Doch mit einer Hand konnte ich fühlen, dass er wärmer wurde. Wieder baute sich ein Bild in meinen Gedanken auf, was genau hier geschehen war. Hatte Daeng gemeinsam mit mir duschen wollen oder ich mit ihm? Er war vielleicht nicht hier, aber die Lage begann sich ähnlich zu verhärten … oder sogar sehr stark.

Mit einer Hand strich ich mir durchs Haar, mit der anderen über meinen Oberschenkel. Schon einmal hatte ich der Versuchung widerstanden und mir das jetzt verdient, oder? Sollte ich lieber zuerst die Umgebung genau erkunden, nach guten Aussichtspunkten auf den Hügeln suchen? Auch musste es irgendwo hinaus auf das Dach gehen.

Ein Schauer begann über mich zu laufen, nicht nur beinahe heißes Wasser, und ein Entschluss formte sich. Ich konnte hier loslegen, oder ich konnte auch sagen, dass ich an diesem Tag darauf verzichtete und auf ein Zeichen wartete. Fühlte sich das gut an? Verdammt, ja, das fühlte sich gut an! Vielleicht kam ein Hinweis, ansonsten kam ich. Niemand konnte hier mein Lachen hören – oder doch?

Ich war ein wenig in die Knie gegangen – und spürte ein Zucken. Noch immer war alles steinhart, und dieses Kribbeln schrie zu mir, endlich zuzugreifen. Aber das war gerade mehr wie eine äußere Kraft gewesen. Beide Hände legte ich auf das Absperrrad, bevor ich auf Ideen kam, drehte zu, atmete den Dampf tief ein und wieder aus. Er waberte noch über meine Haut, bevor ihn ein etwas kühler Luftzug vertrieb. Die Tür nach draußen war aufgegangen, und meine Verhärtung begann in den Boden zu sinken. Das hatte ich nun davon, danke.

Ob ich in dem Haus ein Badetuch fand? Ich streifte das Wasser ab, sah mich um und entdeckte etwas wie eine grobe Stoffbahn. Aber ich war ohnehin halbwegs trocken und zog diese kurze weiße Hose wieder an. Ich griff zu dem Glas Wasser, das noch dort stand, nahm einen Schluck, und es schmeckte … etwas bitter und süß? Nicht einmal ein Prickeln konnte ich sehen, aber es fühlte sich auf meiner Zunge so an.

Diesmal ging ich langsamer hinaus, nur in dieser Hose. Das Licht wirkte auf mich noch mehr golden, fast wie glitzerndes Kupfer. Ich ging ein Stück weiter, folgte einem zu erahnenden Weg, sah von einer höheren Stelle aus nur die grünen Hügel und da und dort Waldstücke und Felsen. Ein Bach schlängelte sich irgendwie herum, verzweigte sich, auch zu diesem Haus. Der Farbton am Himmel verstärkte sich weiter, tauchte die Landschaft immer mehr in dieses Licht. In einer Richtung war es eher ein dunkleres, noch satteres Grün als vorhin. Dieses Schimmern, wenn ich genau hinsah, legte sich irgendwie überall darüber.

Beim jedem Schritt spürte ich den mehr erdigen als sandigen Untergrund und kaum die Steinchen. Doch wieder erfasste mich ein Windhauch, der nur ein wenig zu kühl auf meiner Haut war, und ließ mich zurück in das Haus gehen.

Meine Hand tastete auf der Wand nach etwas wie einem Schalter herum. Dieses Licht von draußen drang aber durch das Fenster und ließ den Raum irgendwie heller als zuvor erscheinen, schien sich weiter auszubreiten. Grober Stoff überzog das Bett, die Matratze, doch unter meinen Fingern fühlte er sich glatter und weicher an. Nur einmal so wollte ich mich hinlegen, und ich starrte nach oben … und gähnte.

Kapitel 4 – Das Wiedersehen

Ich schreckte auf und merkte, dass in den dunklen Raum ein Lichtschein fiel. Er flackerte ein wenig, änderte die Farbe. Nicht weit von hier lief Musik, etwas wie lautes Reden oder Lachen mischte sich dazu. Wann hatte ich mir dieses Tuch umgebunden? Meinen Blick richtete ich zum Fenster, setzte mich mehr auf – und bemerkte einen Umriss. Jemand stand dort mit … einem umgebundenen Tuch. Die Länge reichte auch noch, um es sich über eine Schulter zu legen.

Wer immer dort stand, blickte hinaus, und ich atmete flach und setzte einen Fuß auf den Boden. Das Knarren blieb leise, nur hier bei mir, und ich folgte einer Ahnung und spannte die Muskeln in einem Bein an. Das andere folgte, und ich näherte mich der Zimmerdecke, schwebte ein wenig zur Seite. Obwohl ich die Anspannung langsam lockern wollte, setzte ich zu schnell wieder auf. Die Person am Fenster drehte sich um – und es war hell genug, um diese Gesichtszüge zu erkennen.

Ein Schauer erfasste mich, ein Gefühl tief in mir, und wir bewegten uns aufeinander zu. Daeng sah mir in die Augen, hatte den Mund geöffnet, ich schlang mich um ihn – und er küsste mich. Noch fester drückte ich zu, er zu fest, und ich wollte den Kuss nicht lösen. Gemeinsam mit ihm tanzte ich durch den Raum, schrammte gegen eine Wand, und neben dem Fenster lösten wir uns wieder.

„Daeng!“

„Marc!“

„Ich … muss dir was sagen.“

„Was denn?“

„Das ist ein Traum. Ich habe es vorhin probiert, ich kann in der Luft schweben.“

„Oh, ich habe es vorhin schon geahnt.“