Traumwelten - Andreas Friedl - E-Book

Traumwelten E-Book

Andreas Friedl

4,1

Beschreibung

Die beiden Schwestern Nele und Emma entdecken beim Spielen einen Schatz, der sie den ganzen Sommer lang auf Trab halten wird. Es beginnt ein Abenteuer durch die Geschichte Europas, das zu einem kniffligen Fall wird, der die ganze Ausdauer und Einsatz der Mädchen erfordert. Und was hat dieser Fund mit den Träumen ihres Vaters zu tun?

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Seitenzahl: 89

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Für Nele und Emma

Live your dreams!

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Spanien, frühes 17. Jhdt

Spanien, frühes 17. Jhdt

Spanien, frühes 17. Jhdt

400 Jahre alte Goldmünze versteigert

Epilog

Prolog

Spanien, frühes 17. Jhdt.

100 Mann waren seit zwei Tagen damit beschäftigt, die San Mateo zu entladen. Unzählige Kisten voller Gold, Rüstungen, Waffen und Pferde mussten von der Galeone gebracht werden. In den letzten Jahrzehnten waren viele Soldaten, Entdecker und Abenteurer aufgebrochen, um die Neue Welt zu erobern. Die Spanische Krone vergrößerte durch die Conquista ihr Reich um ein Vielfaches und machte das Land zu einem der reichsten in Europa.

„Passt mit den Kisten auf, da sind die wertvollsten Stücke drinnen!“ Francisco Villas war der Kapitän der San Mateo und somit verantwortlich für die Ladung, die Ausrüstung und die Mannschaft. Vor allem aber war er direkt seinem König Philipp III unterstellt. Philipp III regierte seit ein paar Jahren in Spanien und Portugal. Sein Vater, Philipp II, hatte Spanien zu einem Weltreich gemacht und am Höhepunkt seiner Macht an seinen Sohn übergeben.

Francisco Villas war die lange und gefährliche Route von Mittelamerika nach Spanien schon einige Male gefahren. So erschöpft und verängstigt war er aber noch nie in La Coruna angekommen. Irgendetwas war dieses Mal anders gewesen. Vielleicht waren es die drei Löwen, die sie als Wache für den gewaltigen Goldschatz mitgenommen hatten. Schon bei der Hinreise hatte sich die gesamte Crew gefürchtet und kaum in die Nähe der Tiere gewagt. Das war aber genau genommen auch die Idee dahinter gewesen.

Denn König Philipp benötigte das Gold dieser Expedition unbedingt. Das Reich war am Zusammenbrechen und jetzt musste er sich auch noch mit den Engländern herumschlagen. Die Idee, neue Goldmünzen zu gießen und zu prägen, sollte die Engländer beruhigen und einen Krieg verhindern.

„Beladet die Pferdekutsche mit diesen Kisten und bringt endlich die Löwen von hier weg!“ Francisco Villas hatte den Befehl, das Gold sofort nach der Ankunft in die Gießerei zu bringen. Er setzte sich auf sein Pferd und gab das Kommando zum Losreiten. „Wir haben einen Ritt von ein paar Wochen vor uns, bleibt also zusammen und trödelt nicht!“ Rasch entfernten sie sich vom Hafen und ritten ostwärts in das Landesinnere.

Das Brüllen der Löwen und das Schreien der Seeleute und Hafenarbeiter hörte er schon nicht mehr, als sich die wilden Tiere scheinbar von selbst aus den Käfigen befreiten.

Das gesamte Hafengelände war in Panik verfallen und Leute rannten um ihr Leben oder schrien um Hilfe. Nur ein einzelner Mann mit kostbar ausstaffiertem und weit geschnittenem Hemd war lässig an die Mauer der Hafenverwaltung gelehnt, lächelte und schwang fröhlich den Schlüssel zum Löwenkäfig in seiner Hand.

„What a dream!“ Mit Kopfschütteln kam Andi die Stufen seines Hauses herunter spaziert. „What a dream.“ Nochmals sprach er diesen Satz aus. Fast teilnahmslos setzte er sich an den bereits gedeckten Frühstückstisch. Seine „3 Mädls“, wie er sie liebevoll nannte, saßen schon dort. Selbst noch nicht ganz im Tag angekommen, sahen sie ihn mit großen Augen an. „Worüber war er?“, fragte Nele, die bereits seit einer Stunde wach war und ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Lesen, nachging.

„Worüber was?“ antwortete Andi eher barsch als fragend. „Na, dein Traum!“ entgegnete Nele. Nele war die ältere der zwei Töchter, die Andi zusammen mit seiner Frau Babsi hatte. Die jüngere, Emma, hatte die Augen, die Haare und das Aussehen ihrer Mutter geerbt. „Typisch Deutsch“, wenn man dem Boulevard Glauben schenken mochte. Nele dagegen, die zwei Jahre älter war und im Sommer 10 Jahre alt wurde, hatte die treuherzigen dunkelbraunen Augen ihres Vaters. Dazu passend lange, glatte braune Haare, die sie am liebsten geflochten oder gelockt trug.

„Hallo Andi!?“ Erst jetzt merkte Andi wieder, dass er noch immer in seinem Traum feststeckte. „Voll cool!“ begann er und hatte sofort drei neugierige Augenpaare auf sich gerichtet. „Wilder Löwe oder Tiger, Geheimagent, Käfig, schleicht herum, …“ Während diese Worte aus seinem Mund flossen, merkte er, wie der Traum bereits wieder verschwand. Er löste sich einfach auf, so als würde man Seifenblasen beobachten, die nach einigen Momenten einfach platzten. Nele, Emma und auch Babsi warteten auf mehr, aber da war nichts. So intensiv er auch geträumt hatte und so real es ihm auch vorgekommen war, jetzt war es einfach weg.

„Apropos Löwe“, fiel es Babsi ein „gehst du noch eine Runde mit Lincoln?“ Lincoln war wirklich ein Löwe. Sein königliches Aussehen und Auftreten, sowie sein Name, den er vom 16. Präsidenten der USA bekommen hatte, ließen ihn absolut majestätisch wirken. Und für einen Golden-Retriever Rüden sah er mit seinen fast 11 Jahren (was in etwa 70 Menschenjahren entsprach) noch recht sportlich und fit aus. Einen großen Anteil daran trugen natürlich Emma und Nele, die ihn immer wieder auf ihre Abenteuer durch die Wälder und Wiesen mitnahmen.

„Klar, kein Problem“, erwiderte Andi „ich muss heute erst um 8 Uhr los.“ Andi war selbstständiger Sprachtrainer für Englisch. So seine offizielle Bezeichnung, die Babsi ihn gerne in der Öffentlichkeit verlautbaren ließ. Für Andi selbst war es, nachdem die meisten seiner Kunden Kinder und Schüler waren, mit der Sprache Englisch zu spielen. Seine Selbstständigkeit hatte neben der Tatsache, dass er ständig und selbst arbeitete, aber auch den großen Vorteil, dass er die Arbeit und die Arbeitszeit selbst bestimmen konnte. Selbstbestimmung war auch eines seiner Mottos für das Leben.

„Kommen heute eure Freunde mit?“ Andi erwischte die zwei Mädchen gerade noch vor der Haustür, wo sie sich mit Schultasche und Rucksack bepackt auf den Weg in die Schule machten. Nele und Emma drehten gleichzeitig die Köpfe über ihre Schultern und riefen: „Jaah, Anna und Marie! Tschüs.“

Den Weg zur Schule, die etwa 2 Kilometer vom Haus entfernt war, gingen sie zwei Mal täglich. Viele ihrer Abenteuer hatten den Ausgangspunkt oder zumindest die Idee dazu auf dem Schulweg. Da konnte es schon einmal vorkommen, dass sie anstatt der normalen 20 Minuten eineinhalb Stunden brauchten.

Am Nachmittag war die Rasselbande komplett. Babsi hatte zu Mittag den vier hungrigen Mäulern deren Lieblingsspeise, Käse-Sahne Nudeln, gekocht. Sie musste ihr Büro dazu einige Zeit früher verlassen, aber erstens war an diesem Tag nicht „die Hölle“ los, und zweitens freute sie sich immer, Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können.

Den Job im Marketing machte sie schon einige Jahre. Und obwohl die Arbeit sie auch oft anstrengte, liebte sie doch die Kreativität in ihrem Tun.

Die Kinder hatten nicht besonders viele Hausaufgaben und so konnten sie bald nach draußen gehen.

„Wir sind in der Kaffeekanne.“ Mit diesen Worten stürmten die vier Mädchen in den Garten. Die Kaffeekanne war der Name des Geheimversteckes ihrer großen Vorbilder, der 3???. Und wie die drei Jungen aus Rocky Beach hatten auch Nele und Emma ein geheimes Versteck.

Auch sonst eiferten sie den Jungdetektiven nach. So war Emma immer Justus, obwohl sie weder ängstlich noch dick, aber wie er ein genialer Kopf war. Nele fand sich gut in der Rolle von Bob. Erstens war sie mutig und außerdem wusste auch Nele immer, wie man schnell an zuverlässige Informationen kam.

Obwohl Anna Neles Freundin und Marie Emmas Freundin war, verstanden sich die vier Kinder ausgezeichnet. Wenig später holten sie die Leine aus dem Haus, nahmen den Hund und verschwanden Richtung Wald.

Im Wald angekommen, streiften sie zuerst ohne richtiges Ziel durch die dicht bewachsenen Bäume und Büsche. Sie kannten den Wald wie ihre eigene Westentasche und ließen sich auch nicht von den teils unheimlichen Tier- und Windgeräuschen so schnell ins Bockshorn jagen. Im Laufe der letzten Jahre waren sie auf einige Fuchs- und Hasenbauten gestoßen. Diese waren längst verlassen und so benutzten Nele und Emma sie als Verstecke.

Immer wieder fanden sie alte verrostete Metallteile, die achtlos im Wald „entsorgt“ worden waren. Die Natur und die Tiere im Besonderen hatten es ihnen angetan. Sie zu schützen hatte immer oberste Priorität.

Wie alle Abenteurer hatten auch Nele und Emma den Wunsch, einmal einen großen Räuberschatz zu entdecken. Letzten Sommer dachten sie, dass sie kurz davor waren, als sie einen großen antik aussehenden Schlüssel fanden. Nachdem sie ihn gesäubert und weitere Untersuchungen in der Kaffeekanne vorgenommen hatten, lasen sie die Prägung „Made in China“. Aber solche Rückschläge konnten ihrer Freude und ihrem Tatendrang nichts anhaben.

„Ich zähle bis 10.“ Nele gab den Startschuss für das Versteckspiel. Das war mit Abstand ihr liebstes Spiel im Wald. Es gab unzählige Unterschlupfe, dicke Wurzeln oder Bäume, hinter und unter denen man sich verkriechen konnte.

Es dauerte trotz der gut ausgesuchten Verstecke nur ein paar Minuten, bis Nele alle Kinder gefunden hatte. So verbrachten sie den Nachmittag und bald ging es gegen Abend, wo sie wieder zu Hause sein wollten.

„Da glitzert etwas.“ Während Nele, Anna und Marie sich umblickten, lief Emma bereits tiefer in den schon fast dunklen Wald hinein. „Jetzt kommt schon!“ Ungeduldig animierte sie die anderen, ihr zu folgen. Es war Nele, die rief: „OK, lasst uns nachschauen!“ Als sie an der Stelle eintrafen, stand Emma triumphierend mit einer schmutzigen gelb – braunen Scheibe in der Hand, die sie hoch über dem Kopf hielt. Die Scheibe sah aus wie ein zu klein geratener Pfannkuchen. Aber trotz seines kleinen Durchmessers konnte Emma sie nicht zwischen ihrem Daumen und Zeigefinger hochhalten. Sie war einfach zu schwer!

„Was hast du gefunden, das erste Zwergenrad der Welt?“ Nele war bekannt für ihre ironischen Ansagen, die aber meistens die Sache genau auf den Punkt brachten. „Es ist total schwer!“ Keuchend reichte Emma das Stück den anderen. „Das ist auf jeden Fall aus Metall, es fühlt sich kühl in der Hand an.“ „Lasst uns die Erde abkratzen, vielleicht kann man darauf was sehen!“ „Ist es aus Gold?“ „Wir haben einen Goldschatz entdeckt!“

Jetzt redeten alle durcheinander und waren so aufgeregt, dass sie das laute Bellen von Lincoln zuerst gar nicht hörten. „Lincoln will, dass wir hier rausgehen.“ „Er hat Recht, man kann den Weg schon gar nicht mehr richtig erkennen!“ Plötzlich wurde es allen dann doch zu dunkel. „Aber was ist, wenn hier noch mehr vergraben ist?“ Emma wollte noch nicht von ihrer Fundstelle weg, aber auch sie sah ein, dass es ohne Taschenlampe völlig sinnlos war, weiter zu machen. Sie steckte die Scheibe in ihre Umhängtasche und gemeinsam folgten sie Lincoln aus dem Wald. An der Seite des Hundes entspannten sie sich schnell wieder. Laut plappernd und voller Freude machten sie sich auf den Nachhauseweg.

Dort angekommen warteten schon Annas und Maries Eltern. Die Mädchen verabschiedeten sich voneinander und kurz darauf fuhren sie mit den Autos weg. Erst jetzt merkten Nele und Emma, wie erschöpft sie waren. „Hunger! Durst! Müde!“ Mit Erde an den Schuhen und Händen gingen sie ins Haus hinein.