Trick 347 oder Der mutigste Junge der Welt - Nina Weger - E-Book

Trick 347 oder Der mutigste Junge der Welt E-Book

Nina Weger

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Beschreibung

Freundschaft, Magie und Abenteuer! Der elfjährige Tom lebt allein mit seiner Mutter, denn sein Vater starb noch vor seiner Geburt. Jedenfalls dachte Tom das immer. Doch plötzlich bringt eine alte Eintrittskarte in den Zirkus alles ins Wanken. Ist Arthur Merlini, der berühmte Artist, sein Vater? Tom begibt sich auf die Suche nach seinen Wurzeln. In einer Welt mit doppeltem Boden und voller Magie muss er sich seinen größten Ängsten stellen und wird in das Abenteuer seines Lebens geschleudert! Originelle Figuren, ein spannender Plot, lustig und gleichzeitig tiefgründig: Zirkusluft schnuppern mit Nina Weger!

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Für die Kinder des Circus Giovanni, denen allein die Manege gehört

Für Biggi Kumkar, mit der ich den Platz hinter dem roten Vorhang teile

 

Und für Udo, der zu meinem großen Glück die Liebe zum Zirkus teilt

Charivari

Nur weil es so aussieht, als würde der Magier den Tiger verschwinden lassen, ist die Raubkatze noch lange nicht weg. Schon am nächsten Abend faucht sie wieder durch die blitzenden Stäbe ihres Käfigs und lässt das Publikum den Atem anhalten, bevor sie sich erneut unter den Worten einer magischen Formel in Luft auflöst.

1. Kapitel

Wer behauptet, die Welt von oben sei schön, der hat sie nicht mit meinen Augen gesehen. Ich muss nur auf einen Tisch steigen und hinabsehen, schon wird mir schwindelig. Im Moment befinde ich mich auf einer Höhe von eins fünfundachtzig. Ich klammere mich mit aller Kraft an das dicke Seil und zwinge mich, nicht nach unten zu sehen. Mein Herz wummert wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Ich würde alles dafür geben, wenn ich jetzt nur vorsichtig hinabrutschen könnte. Aber das kann ich nicht, denn es geht hier um Leben oder Tod! Und vor mir liegen noch vier Meter! Also hole ich ganz tief Luft, spanne meine Muskeln an und ziehe mich ein weiteres Stück hinauf. Jetzt bloß das Ziel im Blick behalten, immer schön nach oben sehen, in die Kuppel mit den weißen Sternen. Vor meinen Augen beginnen Lichtpunkte zu tanzen. Ich schlinge meine Beine fest um das Tau, fahre mit zittrigen Fingern das Seil empor. Mein Blick wird enger, als wenn sich langsam ein Vorhang zuschiebt … Es wird dunkler …

»Tom!«

Jemand ruft meinen Namen! Ich schüttele mich und versuche, weiterzuklettern. Ich will nicht ohnmächtig werden. Ich will nicht stürzen. Ich will doch nur herausbekommen, wer mein Vater ist und warum mir niemand die Wahrheit sagen will!

2. Kapitel

Dass bei mir etwas anders ist als bei anderen Kindern, bemerkte ich zum ersten Mal vor sieben Jahren. Ich war damals vier Jahre alt und stand mit meiner Mutter in einem Supermarkt zwischen den Regalen für Fertiggerichte. Mama hatte mal wieder kein Kleingeld für einen Wagen dabei und balancierte den gesamten Einkauf auf dem Arm.

»Möchtest du noch ein paar von den Knackwürstchen?«, fragte sie und deutete mit dem Finger auf eine Konservenbüchse im mittleren Regalfach. Mein Blick fiel auf das grellbunte Etikett, das eine glückliche Vater-Mutter-Kind-Familie zeigte. Ich starrte auf das wellige Papierbildchen. Der Vater hatte den Arm um die Mutter und den Sohn gelegt und sah mit stolzem Blick auf den Jungen. Ich drehte mich zu Mama und fragte: »Hab ich eigentlich auch einen Vater?«

Vor Schreck ließ sie unsere Einkäufe fallen. Die Raviolidose krachte auf die Packung mit dem Kartoffelpüree, es machte Puff, und die gelben Flocken stoben in einer riesigen Fontäne bis zur Supermarktdecke auf. Dann sanken sie lautlos auf uns nieder. So als befänden wir uns in einer riesigen Schneekugel. Mama war kreidebleich im Gesicht.

»Natürlich hast du auch einen Vater«, stotterte sie. »Jeder Mensch hat einen.«

»Und wo ist er?«

Sie kniete sich vor mich, strich mir die Püreeflocken aus dem Haar und drückte mich fest an sich.

»Dein Vater«, flüsterte sie mit heiserer Stimme. »Also, dein Vater … Der … der ist im Himmel.«

Ich machte mich los und versuchte, ihr in die Augen zu schauen.

»Wie meinst du das?«

Sie wendete den Kopf ab.

»Er … Er ist gestorben.« Damit sammelte sie eilig unsere Einkäufe ein und marschierte so schnell zur Kasse, dass ich kaum Schritt halten konnte.

Auf der Fahrt nach Hause bombardierte ich sie mit Fragen: Wie war mein Vater? War er groß? War er stark? Konnte er schnell laufen? Was war sein Lieblingsessen?

Doch ich bekam keine einzige Antwort. Mama umklammerte mit beiden Händen das Lenkrad und guckte so konzentriert durch die Windschutzscheibe, als könnte jeden Moment ein Saurier unsere Fahrbahn kreuzen.

»Warum ist er tot? Was ist passiert?«, quengelte ich.

Da trat sie plötzlich mit voller Wucht auf die Bremse. Ich wurde in meinem Autositz nach vorn geschleudert, die Tüte Gummibärchen rutschte mir aus den Händen, und die bunten Fruchtgummis klatschten gegen das Armaturenbrett. Nur wenige Zentimeter vor unserer Stoßstange rollte ein riesiger Lkw vorbei. Erschrocken hielt ich die Luft an. Obwohl Mama so gebannt auf die Straße gestarrt hatte, wäre sie beinahe über eine rote Ampel gefahren.

»Mama? Alles okay?«, fragte ich ängstlich und schaute zum Fahrersitz.

Sie ließ ihren Kopf zurückfallen und schloss für einen Moment die Augen, dann sagte sie leise: »Dein Vater hatte einen Unfall.«

»Warst du dabei?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Wann war das?«

»Am 13. Dezember 2001. Noch vor deiner Geburt.«

Hinter uns begannen die Autos zu hupen, denn die Ampel war wieder auf Grün gesprungen. Und weil ich nicht wollte, dass wir auch noch einen schlimmen Unfall bauten, hielt ich den Rest der Fahrt den Mund.

Erst zu Hause, als wir über unserer Fertigpizza am Küchentisch saßen, traute ich mich, noch einmal nachzuhaken.

»Wann hast du ihn zum letzten Mal gesehen?«

Mama legte die Fingerspitzen an die Schläfen, als müsste sie sehr genau überlegen.

»Das war im Zirkus«, antwortete sie schließlich. »Das letzte Mal habe ich deinen Vater während einer Zirkusvorstellung in Hannover gesehen. Du weißt schon, da, wo Oma und Opa wohnen.«

»Er war Artist?!« Ich war völlig aus dem Häuschen. »Er ist aufgetreten? Vor ganz vielen Leuten? Was hat er gemacht? Eine gefährliche Luftnummer? Oder war er Messerwerfer?«

Mama schien verwirrt und schüttelte den Kopf. »Was? Nein, er war … Er war Handstandakrobat.«

»Wirklich?!«

Sie seufzte. »Ja. Er stand auf den Händen so sicher wie auf den Füßen, ganz schwerelos. Er brauchte kein Requisit, nur sich. Auch kein Glitzerkostüm, nur ein weites, weißes Hemd und eine weiße Hose, alles ganz schlicht. Auch die Musik war nur ein einfaches Klavierstück.«

»Wie sah er aus? Hatte er auch blonde Haare? Wie ich?«

»Nein, seine Haare waren dunkel«, antwortete sie und stützte müde die Ellenbogen auf die Tischplatte.

»Und die Augen?«, bohrte ich weiter.

Mama zögerte, dann zeigte sie rechts über ihren Mundwinkel.

»Er hatte eine kleine Narbe, hier, über der Lippe.«

Sofort war ich abgelenkt. »Wieso? Was ist da passiert?«

»Vielleicht hörst du mal eine CD, ja?« Mama stand unvermittelt auf, verließ die Küche und verschwand in ihr Schlafzimmer. Noch bevor ich die Play-Taste meines CD-Spielers drücken konnte, hörte ich ein leises Schluchzen. Es klang furchtbar. Bis dahin hatte ich noch nie erlebt, dass meine Mutter weinte. Sie war fast immer fröhlich. Selbst wenn sie gestresst war, weil sie ja alles allein machte: Geld verdienen, den Haushalt, sich um mich kümmern … Dass sie plötzlich so traurig war, machte mir Angst. Ich schämte mich furchtbar. Schließlich war es mein Bohren und Quengeln gewesen, das sie so schrecklich unglücklich gemacht hatten. Und ich konnte mich nicht erinnern, dass sie jemals die Tür zu ihrem Zimmer vor mir verschlossen hatte.

Als ich an diesem Abend ins Bett ging, beschloss ich, nie mehr nach meinem Vater zu fragen.

3. Kapitel

Immer wenn sich in den Jahren danach jemand nach meinem Vater erkundigte, ratterte ich denselben Satz herunter: »Der ist bei einem Unfall gestorben, am 13.12.2001, noch vor meiner Geburt.« Meistens senkten die Leute dann den Blick, murmelten etwas wie »Das tut mir aber leid« und ließen mich in Ruhe. Und wenn nicht, drehte ich mich einfach um und ließ sie stehen. So musste ich wenigstens nicht zugeben, dass ich gar nicht mehr über meinen Vater wusste.

Natürlich hätte ich auch die Geschichte vom großartigen Artisten erzählen können. Aber spätestens bei meiner Einschulung, als wir die Namen unserer Eltern in einen Steckbrief eintragen sollten, war ich stutzig geworden. Denn plötzlich wurde mir klar, dass ich nicht mal wusste, wie mein Vater hieß. Warum hatte Mama mir seinen Namen verschwiegen, aber so eine unwichtige Sache wie die Narbe über dem Mundwinkel erwähnt? Je länger ich darüber grübelte, desto mehr Ungereimtheiten fielen mir auf: Sie hatte mir die Farbe seines Kostüms verraten, aber nicht sein Alter. Sie hatte die Musik bei seinem Auftritt beschrieben, aber kein Wort zu seiner Familie gesagt. Ganz sicher hatte mein Vater doch noch irgendwo Verwandte! Eltern, Brüder, Schwestern, Cousins, Cousinen …? Eine Zeit lang schnüffelte ich immer im Haus herum, sobald Mama mal einkaufen war oder etwas erledigen musste. Ich suchte nach Fotos, Briefen, irgendeiner Spur – aber da war nichts. Irgendwann fragte ich mich, wo und wie Mama meinen angeblichen Artisten-Vater überhaupt hätte kennenlernen sollen?! Sie ging nie in den Zirkus. Vorführungen oder Shows interessierten sie nicht die Bohne! Meine Mutter, Dr. Julia Roth, war Geologin mit dem Spezialgebiet außeralpinische Vergletscherung. Sie fand viel spannender, was unter der Erdoberfläche passierte als über ihr. Worüber hätte sie sich mit einem Artisten also unterhalten sollen? Gesteinsproben?! Oder ihr Lieblingsthema Sedimentation?

Als ich versuchte, mir das vorzustellen, wurde mir endgültig klar: Die Zirkus-Geschichte war nur eine gut gemeinte Lüge. Die Wahrheit hatte mir Mama verschwiegen! Nur: Warum? Wieso wollte sie mir nicht verraten, wer mein Vater wirklich war? War er so peinlich gewesen? Oder gemein? War er ein Verbrecher?! Oder einfach nur ein totaler Idiot? Klar war nur eins: Was auch immer dahintersteckte, es musste ziemlich übel sein. Denn ohne Grund log man sein Kind ja in so einer wichtigen Sache nicht einfach an. Und obwohl ich zu gern gewusst hätte, wer und wie mein Vater war, traute ich mich nicht noch einmal nachzufragen. Meine Angst, etwas Gruseliges oder Schreckliches zu erfahren, war einfach zu groß.

Ich kam damit klar, ehrlich. Man kann schließlich nichts vermissen, was man nicht kennt. Nur ganz selten war ich mal traurig und wünschte mir einen Papa. Zum Beispiel beim Fußballturnier in der Schule, wenn die anderen Kinder von ihren Vätern angefeuert wurden. Aber schließlich war ich ja nicht das einzige Kind ohne Vater am Spielfeldrand. Und je mehr Zeit verging, desto weniger dachte ich über diese ganze Vater-Lügengeschichte nach.

Wahrscheinlich wäre es auch immer so geblieben, wenn nicht an einem Freitag, einige Monate vor meinem zwölften Geburtstag, zweimal kurz hintereinander das Telefon geklingelt hätte.

4. Kapitel

Mai 2014

Es war so um sieben Uhr abends, und Mama und ich saßen am Küchentisch. Auf dem Herd köchelten die grellorangen Dosen-Ravioli, und wir blätterten die neuste Ausgabe des Journal of Earth Science durch. Mama wollte mir einen ganz bestimmten Artikel zeigen. Kollegen von ihr waren in der Arktis mit riesigen Bohrern durch Eisschollen gebrochen und hatten eine Kamera zum Grund des Polarmeeres hinabgelassen. Mit den Millionen Jahre alten Vulkanschloten sah es da unten aus wie ein gigantisches Fabrikgelände voller Schornsteine. Mama beschrieb alles so genau, dass ich die eisige Kälte des Nordmeeres fast schon spüren konnte. Boden unter meinen Füßen schien sich gerade in strahlend weißes Gletschereis zu verwandeln … Da riss mich das schrille Klingeln des Telefons zurück in unsere Münchner Wohnung.

Mama und ich sahen uns überrascht an. Wir bekamen selten Anrufe am Abend. Ich wühlte unter einem Stapel Zeitungen den Apparat hervor und warf einen Blick auf das Display. Die Nummer hatte ich noch nie gesehen. Mit einem Schulterzucken reichte ich Mama den Hörer.

»Roth«, meldete sie sich. Einige Momente später weiteten sich ihre Augen, und sie plumpste zurück gegen die Stuhllehne. »Das … Das ist ja eine Überraschung«, stotterte sie.

Ich eilte um den Tisch und drückte mein Ohr ganz dicht ans Telefon. Der Mann am anderen Ende der Leitung, der da so umständlich sprach, war offensichtlich der Chef des Instituts für Polarforschung aus Bremerhaven.

»Es geht um die Expedition ARK-XXVIII. Ein Kollege ist plötzlich erkrankt, von einem Tag auf den anderen, deshalb sind wir auf der Suche nach einer neuen Leitung des geologischen Forschungsteams. Da Sie bereits mit dem Team zusammengearbeitet haben, ist es mehr als naheliegend, die Leitung in Ihre Hände zu geben. Frau Dr. Roth, Sie wären unsere erste Wahl. Hätten Sie Interesse?«

Mama schluckte. »Das klingt wirklich sehr interessant, und ich fühle mich geehrt, aber …«

»Na, vielleicht sende ich Ihnen besser erst einmal alle wichtigen Informationen per E-Mail«, unterbrach der Institutschef. »Nicht, dass Sie mir nach diesem Überfallkommando vorschnell eine Absage erteilen. Denken Sie bitte in Ruhe nach, und melden Sie sich am Montag bei mir. Einverstanden?«

Mama versprach, sich alles gründlich zu überlegen, bedankte sich überschwänglich für das große Vertrauen und legte auf. Völlig erstarrt hockte sie auf ihrem Stuhl. Ich wusste, dass so eine Expedition in die Arktis ihr allergrößter Traum war. Sie hatte Unmengen von Vorträgen zu dem Thema gehalten und zwei Bücher darüber geschrieben – aber sie war noch nie selbst ins ewige Eis gefahren, um dort zu forschen.

Zur Beruhigung brachte ich ihr ein Glas Wasser.

»Herzlichen Glückwunsch! Das ist mindestens eine Sechs auf der Mercalli-Skala!«, rief ich. Mit dieser Maßeinheit für Erdbeben beschrieben wir die Intensität unserer Gefühle, wenn uns die Worte fehlten. Und sechs bedeutete Bäume schwanken und Putz an Hauswänden reißt.

Mama nahm einen kräftigen Schluck und lächelte mich tapfer an.

»Ach was, maximal vier.«

Ich glaubte ihr kein Wort, denn vier hieß, dass nur lockere Gegenstände wackelten.

»Wirklich!«, beteuerte Mama. »Außerdem ist es völlig ausgeschlossen, dass ich an so einer Expedition teilnehme. Ich wäre wochenlang unterwegs. Wie soll das gehen?« Sie gab mir einen Kuss auf die Wange. »So schnell schmilzt das Eis der Arktis ja auch nicht. Ich kann auch noch in ein paar Jahren dort for…«

In dem Moment klingelte das Telefon zum zweiten Mal. Ich schnappte nach dem Hörer.

»Hallo, Tom Roth hier«, sagte ich und drückte diesmal gleich die Lautsprechertaste, damit wir beide mithören konnten.

»Tom? Hier ist Oma. Ich muss dringend deine Mutter sprechen«, schepperte es aus dem Hörer.

Mama sah mich erstaunt an und nahm mir den Apparat aus der Hand.

Oma kam sofort zur Sache. »Julia, dein Vater liegt im Sterben. Und er hat nur noch einen Wunsch: Dich noch ein Mal zu sehen.«

Das war mindestens genauso überraschend wie das Forschungsangebot in der Arktis, denn eigentlich herrschte zwischen Mama und Opa totale Funkstille. Die beiden sprachen kein Wort mehr miteinander, seit sie ihm gesagt hatte, dass sie mit mir schwanger war, aber nicht verraten wollte, von wem. Opa hatte sie das Lügenmärchen nämlich gar nicht erst vorgegaukelt. Das wusste ich, weil ich mal ein Gespräch zwischen Mama und Oma belauscht hatte. Damals war mir auch klar geworden, warum Oma immer nur allein zu Besuch kam – das tat sie jedenfalls so lange, bis Opa einen Schlaganfall hatte. Von da an musste Oma sich Tag und Nacht um ihn kümmern, und es gab nur noch Telefonate und einen Umschlag mit Geld zu Weihnachten und zum Geburtstag.

Oma hatte Mama oft gebeten, sich mit Opa auszusöhnen. All die Jahre war Mama hart wie ein Granitstein geblieben, doch jetzt sagte sie nur: »Wir kommen. Wir nehmen den ersten Zug, gleich morgen früh.«

Und das war der Moment, von dem an alles anders wurde.

5. Kapitel

Am nächsten Mittag stand ich, Tom Roth, elf Jahre alt, das allererste Mal vor dem weißen, spitzen Häuschen meiner Großeltern im Königskinderweg in Hannover.

»Klingle schon mal«, sagte Mama, während sie noch das Taxi bezahlte. Ich lief zur Eingangstür und drückte den runden, kupferfarbenen Knopf. Als Oma die Tür öffnete, sah sie genauso aus, wie ich sie in Erinnerung hatte: Sie trug eine blütenweiße Bluse, eine dunkelblaue Hose mit strenger Bügelfalte und Perlenohrringe. Selbst ihre Frisur war noch die gleiche, nur dass ihr Haar jetzt eisgrau war. Oma umarmte erst mich und dann Mama lang und fest. »Kommt rein«, sagte sie und wischte sich schnell eine Träne aus dem Auge.

Mama eilte sofort zu Opa in das Schlafzimmer im ersten Stock, während Oma und ich etwas unschlüssig voreinander im Flur standen und nicht wussten, was wir sagen sollten.

»Vielleicht zeige ich dir erst einmal das Haus, was denkst du?«, fragte Oma.

Ich fand so eine Besichtigungstour zwar komisch, immerhin lag da oben Opa im Sterben, aber ich hatte auch keine Ahnung, was man in solchen Situationen normalerweise tut. Und da ich Opa überhaupt nicht kannte, war mir jetzt auch nicht zum Heulen zumute. Also nickte ich und folgte Oma als Erstes ins Wohnzimmer. Dort standen ein paar große Sessel mit Blumenmuster in einem perfekten Halbkreis vor einem Kamin, genau in der Mitte befand sich ein Tischchen mit einem Strauß frischer Rosen. Nirgendwo lagen Schuhe, Ordner oder alte Zeitungen herum – ich konnte nicht einmal ein Körnchen Staub entdecken! Auch in der Küche blitzte alles. Hier waren sogar die Kissen auf der Eckbank aus demselben Stoff geschneidert wie die Vorhänge! Und auf einem Teller mit Blümchenmuster war ein Kuchen angerichtet, der eindeutig selbst gebacken aussah! Alles war so super-perfekt wie in diesen glänzenden Einrichtungs-Magazinen, die immer beim Arzt rumlagen. Ich schloss die Augen und sog den Kuchenduft in die Nase. Hätte irgendjemand noch vor einer halben Stunde behauptet, dass Mama in so einem mega-ordentlichen Haus aufgewachsen war, dann hätte ich ihm einen Vogel gezeigt!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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