TRUE CRIME DEUTSCHLAND 2 - Adrian Langenscheid - E-Book

TRUE CRIME DEUTSCHLAND 2 E-Book

Adrian Langenscheid

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Beschreibung

2019 erschien das Erstlingswerk von Adrian Langenscheid „True Crime Deutschland“ und erstürmte aus dem Nichts die Siegertreppchen der genrerelevanten Kategorien. Knapp 2 Jahre und 6 Bücher später ist Langenscheid einer der bekanntesten True Crime-Autoren Deutschlands. Für das siebte Werk seiner Erfolgsserie recherchierte der Bestsellerautor aufs Neue einige der spektakulärsten deutschen Kriminalfälle der letzten Jahrzehnte. Dabei ist ein atemberaubendes, zutiefst erschütterndes Portrait menschlicher Abgründe entstanden, das gerade wegen seiner kühlen, sachlich-neutralen Schilderungen gewaltige Emotionen weckt. Diese ergreifende Sammlung von Berichten über Mord, Totschlag, Entführung, Missbrauch, Diebstahl und Betrug wird Sie an die Grenzen des Erträglichen führen. Sind darin nicht „Menschen wie Du und Ich“ zu finden; Menschen, deren Leben aufgrund tragischer Umstände nicht mehr das ist, was es zuvor war. Mit Sachverstand und exzellentem Kopfkino fasst der Experte für wahre Verbrechen, in Zusammenarbeit mit Thrillerautor Benjamin Rickert, die wichtigsten Erkenntnisse aus Gerichtsverhandlungen, Akten, psychologischen Gutachten, Verhören und Ermittlungsprotokollen in seinen ereignisreichen Erzählungen zusammen. Gefesselt, fassungslos, verblüfft und zu Tränen gerührt werden Sie alles in Frage stellen, was Sie über die menschliche Natur zu wissen glauben. Echte Kriminalfälle, wahre Verbrechen und somit die volle Wucht der Realität schlagen Ihnen in zehn detaillierten, bekannten und unbekannten Fallschilderungen entgegen! Klicken Sie nun auf „JETZT KAUFEN“ und entdecken Sie Deutschlands dunkle Seiten.

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Adrian Langenscheid

Benjamin Rickert

TRUE

CRIME

DEUTSCHLAND 2

Wahre Verbrechen

Echte Kriminalfälle

Impressum

Autoren: Adrian Langenscheid, Benjamin Rickert, Harmke Horst

ISBN: 978-3-98661-057-9

Lektorat: Hannah Thier, B.A. MSc.

1. Auflage Juni 2021

© 2021 Stefan Waidelich, Zeisigweg 6, 72212 Altensteig

Coverbild: © Canva (canva.com)

Covergestaltung: Pixa Heros, Stuttgart

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Rechteinhabers und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Einige Dialoge und Äußerungen, der in diesem Buch auftretenden Personen sind nicht wortgetreu zitiert, sondern dem Sinn und Inhalt nach wiedergegeben.

Adrian Langenscheid

Benjamin Rickert

TRUE CRIME DEUTSCHLAND 2

Wahre Verbrechen – Echte Kriminalfälle

Über dieses Buch:

Eiskalte Serienmörder, verhängnisvolle Familiendramen, tragische Entführungen, niederträchtige Folter und skrupelloser Missbrauch: Zehn schockierende True Crime-Kurzgeschichten zu wahren Kriminalfällen aus Deutschland.

Gefesselt, fassungslos, verblüfft und zu Tränen gerührt werden Sie alles in Frage stellen, was Sie über die menschliche Natur zu wissen glauben. Das Leben schreibt entsetzliche Geschichten und dieses Buch fasst sie zusammen. Tauchen Sie ein in die schockierende Welt der wahren Kriminalfälle und der echten Verbrechen!

Über die Autoren:

Adrian Langenscheid ist Autor der erfolgreichen Buchserie True Crime International. Seine Bücher „True Crime Deutschland“, „True Crime USA“, „True Crime England“, „True Crime Schweden“, „True Crime Frankreich“ und „Finnland True Crime“ haben über die Grenzen Deutschlands hinaus Bestsellerstatus erlangt. Gemeinsam mit dem Thriller-Autor Benjamin Rickert knüpfen die beiden True Crime-Experten mit dem siebten Band der Reihe an die beachtlichen Erfolge der Vorgänger an.

Inhalt

Vorwort

Kapitel 1: Tatwaffe Telefon

Kapitel 2: Aus dem Leben gerissen

Kapitel 3: Schweinenett

Kapitel 4: Ein Katz-und-Maus-Spiel

Kapitel 5: Bauer sucht Frau

Kapitel 6: Der Sattelzug

Kapitel 7: Kleider machen Leute

Kapitel 8: Ein namenloser Grabstein

Kapitel 9: „BRING. SIE. UM!“

Kapitel 10: Ein Anruf zu Hause

Schlusswort der Autoren

Empfehlungen

True Crime International:

Quellen

“Ich habe den Geschmack der Ängste fast vergessen: Mit Schrecken habe mich vollgestopft; Dunkelheit, die meinen mörderischen Gedanken vertraut ist, kann mich nicht einmal aufschrecken.”

- William Shakespeare (1564-1616),englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler -

Vorwort

Ich hätte ihm viel zugetraut. Aber das? Niemals. Ihm vertraute ich und mit ihm konnte ich über alles reden. Doch nun stellte sich heraus, dass er in Wahrheit ein Verbrecher sein sollte? Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. All die Jahre meinte ich, zu wissen, wie er denkt und handelt. Diese Nachricht traf mich mit der Härte einer gepanzerten Faust.

Die Polizistin hinter dem Schreibtisch schaut mir durch ihre viereckigen Brillengläser tief in die Augen. Mein Freund wird beschuldigt, Minderjährige über längere Zeit sexuell genötigt zu haben. Durch meine Aussage wollen sie sich nun ein Bild seiner Persönlichkeit verschaffen.

Als ihre Worte an mein Ohr dringen, weiß ich nicht, wohin mit meinen Gefühlen. Ich bin geschockt, enttäuscht und gleichermaßen verwirrt, traue ich der Person doch alles zu – aber so etwas? Niemals! Dies gebe ich der Polizistin wahrheitsgemäß zu Protokoll.

Ob mein Freund wirklich die ihm vorgeworfenen Taten begangen hat, wissen letztlich bloß er und das Opfer selbst. Obwohl er verurteilt wurde, beteuert er bis zum heutigen Tag seine Unschuld.

Mit dem Gesicht in den Händen sitze ich nach der Urteilsverkündung an der Straßenbahnhaltestelle und stelle mir die Frage: Ist es nicht immer so, dass sich hinter der bürgerlichen Fassade von Bekannten, dem herzlichen Verhalten liebgewonnener Freunde oder der Hilfsbereitschaft des freundlichen Nachbarn oftmals unsagbar tiefe Abgründe auftun?

Benjamin Rickert

» Wenn man weder ein großer Künstler noch ein großer Soldat sein kann, ist es am besten, ein großer Verbrecher zu sein. «

- F. Scott Fitzgerald (1896-1940),amerikanischer Schriftsteller –

Kapitel 1

Tatwaffe Telefon

Der groß gewachsene, schlaksige Mann, gekleidet in einem feinen Zwirn, geht unruhig in seinem kleinen Apartmentzimmer auf und ab. Nervös fährt er sich mit seiner rechten Hand über den Mund. „Was mache ich denn jetzt nur?“, murmelt er zu sich selbst. Seine Augen wandern wieder zu dem zweiflügligen Fenster, das den Blick auf die Straße freigibt. Vor seinem Mehrfamilienhaus hatte vor wenigen Sekunden ein Polizeiwagen geparkt. Die Gesetzeshüter wollen zu ihm, da ist sich der Mann sicher. Und dann? Seine größte Angst ist es, ins Gefängnis zu müssen. Ein panisches, lähmendes Gefühl überkommt ihn bei diesem Gedanken. Todesangst. Es ist ihm unmöglich, sich zu stellen. Plötzlich reißt der Mann die Augen auf, seine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. Er hat eine Idee. Geschwind schnappt er sich Zettel sowie Stift und kritzelt schnell einige, kraklige Worte. Dann reißt er einen Streifen Tesafilm ab und eilt mit dem Zettel in der Hand zu seiner Wohnungstür, öffnet sie einen Spalt und klebt hastig den Zettel unter den Türspion. Leise schließt er die Tür und tritt einige Schritte zurück. Was jetzt geschieht, liegt nicht mehr in seiner Hand. Es könnte funktionieren, es könnte aber auch sein Ende in Freiheit bedeuten. Er hält den Atem an und lauscht gespannt in den Hausflur. Jemand muss den Polizisten die Haustür geöffnet haben, denn er hört Füße in schwerem Schuhwerk die Treppe heraufkommen. Direkt vor seiner Wohnungstür verstummen die Schritte. Der Mann hält die Luft an. Er hört die beiden Beamten murmeln. Sie scheinen seine Notiz zu lesen. Vorsichtig schleicht er zum Türspion und späht hinaus. Mitten in das Auge eines Polizisten. Er schreckt zurück – presst sich reflexartig eine Hand auf den Mund; nur mit Mühe und Not kann er einen Aufschrei unterdrücken. „Ne Klaus, hier steht, dass der Postel zwei Wochen verreist ist. Geben wir so an die Leitstelle weiter. Was will man machen“, stellt eine männliche Stimme fest. Dann wieder schwere Schritte, die die Treppe hinunter stapfen. Der Mann zieht ungläubig die Augenbrauen hoch. Dass er den meisten Menschen intellektuell überlegen ist, das weiß er schon lange. Aber die Dummheit der anderen scheint tatsächlich grenzenlos zu sein. Die Deppen haben sich nicht einmal die Mühe gemacht zu klopfen, sondern nur seiner dahingekritzelten Notiz Glauben geschenkt. Das Genie schnappt sich eilig einen Koffer aus seinem Schrank und schmeißt die für die Flucht nötigsten Dinge und einige Kleidungsstücke hinein. Ein Blick durch den Türspion: die Luft ist rein. Nachdem er die Wohnungstür hinter sich ins Schloss gezogen hat, dreht er sich nochmal zu seiner Notiz um: „Lieber Peter, bin bei Susanne. Komme in zwei Wochen zurück. Gert.“ Er schüttelt den Kopf und lächelt triumphierend, bevor er geschäftigen Schrittes mit seinen gepackten Habseligkeiten das Wohnhaus verlässt. In Berlin ist er nun nicht mehr sicher, und so begibt sich der adrett gekleidete, charmant wirkende Mann auf die Flucht.

Gert Postel, das einzige Kind eines Mechanikers und einer Schneiderin, erblickt am 18. Juni 1958 in Bremen das Licht der Welt. Er wächst in dem beschaulichen Örtchen Stuhr auf. Das Verhältnis zu seinem Vater ist angespannt und lieblos. Doch die Beziehung zu seiner Mutter ist innig. Sie wird von ihrem Sohn verehrt. Er bewundert an ihr, dass sie nach etwas Höherem strebt. Nach etwas, was sie mit dem bisschen Lohn ihres Mannes, einem einfachen Arbeiter, niemals wird erreichen können. Postel schließt die Hauptschule ab und besucht danach eine Abendschule. Er kann mit Mathematik und Zahlen einfach nichts anfangen. Dennoch schafft Gert es – er holt seine mittlere Reife nach. Sein Berufswunsch: Polizist oder Zollbeamter. Doch sein Vater ist dagegen. Er wünscht sich, dass sein Sohn bei der Deutschen Bundespost angestellt wird. Gert gehorcht dem Vater und schließt Ende der Siebzigerjahre seine Ausbildung zum Zusteller ab. Seine Aufgabe erfüllt er tadellos, ein glücklicher Postbote ist er jedoch nicht. Auch Postel fühlt sich, wie seine Mutter, zu etwas Höherem berufen. Nach etwas, das er mit seiner Schulbildung niemals wird erreichen können. Es ist, als wiederhole sich das Streben und Scheitern seiner geliebten Mutter in Gerts eigenem Leben.

Im Jahre 1979 entdecken Vater und Sohn die Mutter tot, an einem Strick hängend, wie sie über der Badewanne baumelt. Ein Schock, ein unsagbarer Verlust, den der junge Gert sein Lebtag nicht überwindet. Und es ist die Geburtsstunde seines Hasses auf Psychiater und Ärzte im Allgemeinen. Denn Gert glaubt zu wissen, warum seine Mutter, die unter Depressionen litt, den Freitod wählte: Ein Arzt habe ihr antriebssteigernde, nicht aber depressionslösende Medikamente verordnet. Und ihr somit überhaupt erst die physische Kraft gegeben, sich das Leben zu nehmen. Wahrlich eine unverzeihliche Fehleinschätzung des Gemütszustandes von Frau Postel. Und der Wendepunkt im Leben des Postboten.

Gert will einem besseren, angeseheneren Milieu angehören. Und so beginnt der unglückliche Zusteller, renommierte Tageszeitungen zu lesen und Kontakte zu Akademikern, Ärzten und Juristen zu knüpfen. Als Ort des Geschehens wählt Postel eine Sauna, von der er weiß, dass sie vor allem von Menschen besucht wird, die dem Milieu angehören, dem auch er zugehörig sein will. Beim Saunieren sind alle Menschen gleich. Hier kommt man ungezwungen ins Gespräch, kann sich größer machen als man eigentlich ist und Bekanntschaften schließen. Sein Plan geht auf.

Mit kleineren und größeren Schwindeleien probiert Gert Postel fortan, sich berufliche Positionen zu erschleichen. Als Türöffner dienen ihm die in den Saunen geknüpften Kontakte. In Ermangelung einer qualifizierenden Ausbildung hat er in den von ihm angenommenen Anstellungen eigentlich nichts zu suchen. Fliegt er jedoch auf, erwarten ihn lediglich geringe Geldstrafen wegen unbefugten Führens eines akademischen Grades oder dergleichen. Nichts, was einen Gert Postel davon abhalten könnte, sich immer wieder zu beweisen, dass er anderen Menschen haushoch überlegen ist. Vor allem solchen Menschen, die glauben etwas Besseres zu sein, nur weil sie eine akademische Ausbildung genossen haben. Jedem sei schließlich klar, dass ein Medizinstudium kein bildungsförderndes Studium ist. Gert Postel sieht es so: Natürlich können Ärzte auch gebildet sein, obwohl sie Mediziner sind. Doch das ist, vor allem in der Fachdisziplin der Psychiatrie, eine absolute Ausnahme.

Es ist das Jahresende 1982, als sich der mittlerweile 24 Jahre alte Tunichtgut um die ausgeschriebene Stelle für einen stellvertretenden Amtsarzt in Flensburg bewirbt. Dabei legt Postel in aller Seelenruhe gefälschte Unterlagen vor: Der ehemalige Postbote nennt sich nun Dr. med. Dr. phil. Clemens Bartholdy, ist der Sohn eines Medizinalrates und einer Medizinaldirektorin und in seinen Dreißigern. Bartholdy weist einen lückenlosen Lebenslauf vor, den er durch Prüfungsergebnisse und Urkunden belegt. Und das macht er – auf eine kriminelle Art und Weise –tatsächlich raffiniert: Postel legt wirklich eine echte Promotionsurkunde vor. Dafür ruft der junge Mann bei der medizinischen Hochschule in Hannover an und gibt sich als Mitarbeiter eines Bremer Gerichts aus. Er melde sich, weil in besagtem Gericht zurzeit ein Verfahren wegen Urkundenfälschung und Betrug gegen einen Beschuldigten stattfinde. Im Rahmen des Verfahrens werde nun eine gestempelte und gesiegelte Promotionsurkunde benötigt. Damit kein Schindluder damit passieren könne, werde das Gericht einen Boten schicken, der dieses Schriftstück abholt. Dann setzt Postel sich in sein Auto und macht sich auf den Weg nach Hannover, um, verkleidet als Kurierbote, das Schreiben entgegenzunehmen.

Während des Einstellungsgespräches beim Gesundheitsamt Flensburg antwortet Postel alias Bartholdy auf die Frage, mit welchem Thema er im Fachbereich der Psychologie promoviert habe, mit „Die kognitive Verzerrung in der stereotypischen Urteilsbildung“. In Wahrheit eine Aneinanderreihung leerer Worthülsen. Doch Postel weiß, dass jemand mit zwei Doktortiteln nicht hinterfragt wird.

Das Lügenkonstrukt zahlt sich aus: Postel bekommt die Stelle. Amtsleiter Wolfgang Wodrag sieht darüber hinweg, dass ihm noch nicht alle benötigten Unterlagen des Arztes vorliegen. Postel wird schon recht bald feststellen, warum Wodrag ihm nur allzu bereitwillig den Posten als stellvertretenden Amtsarzt in Flensburg überließ: Dr. Dr. Bartholdy ist von nun an unter anderem dafür zuständig, die Gesundheitsuntersuchungen der Damen des horizontalen Gewerbes durchzuführen. Eine Aufgabe, vor der sich die meisten Ärzte gerne drücken. Auch Bartholdy sagt dieses Tätigkeitsgebiet nicht unbedingt zu. Doch kann er in seinem neuen Amt auch einiges in seinem Sinne bewegen: Während er seinen Dienst leistet, werden anstelle von über 95 % nur noch 10 % der Anträge auf psychiatrische Unterbringungen bewilligt. Auch wenn er auf seine Kollegen im Gesundheitsamt häufig unsicher wirkt, macht er doch keine schwerwiegenden Fehler, denn sein fachliches Unwissen kompensiert der falsche Arzt durch eifrige Nachforschungen. Er ruft Hausärzte an und erfragt die Befunde seines betreffenden Patienten. Auf diesem Weg schustert er seine „eigenen“ medizinischen Befundberichte zusammen. Amtsleiter Wodrag schöpft keinen Verdacht, denn wenn der unechte Amtsarzt Bartholdy eines kann, dann ist es hochgestochen zu schwafeln. Postel wird von Tag zu Tag sicherer und selbstbewusster. Und so bewirbt er sich in der Universitätsnervenklinik in Kiel und wird tatsächlich aus einer Vielzahl von Bewerbern für den ausgeschriebenen Posten ausgesucht. Doch – auch wenn man, und am wenigsten wahrscheinlich er selbst, es kaum glauben mag – auch ein Gert Postel ist nicht unfehlbar. So verliert der aufstrebende „Arzt“ eines Tages ausgerechnet direkt vor dem Eingang der Polizeiwache in Flensburg seine Brieftasche. Mit den Beamten dort hatte Postel als Amtsarzt häufig zusammengearbeitet. Die Polizisten staunen nicht schlecht, als sie die gefundene Geldbörse öffnen. Darin: ein Personalausweis auf den Namen Gert Postel und ein Dienstausweis auf den Namen Dr. med. Dr. phil. Clemens Bartholdy, mit jeweils identischen Passfotos. Die Bombe ist geplatzt. Es folgt ein Gerichtsprozess. Doch die Strafe für den falschen Amtsarzt fällt im Verhältnis gesehen milde aus: wieder eine Geldstrafe. Wahrscheinlich auch deshalb, weil man zu verhindern versucht, dass der Prozess aufgebauscht wird und dadurch das Ansehen der involvierten Flensburger noch größeren Schaden nimmt.

Ende der Achtzigerjahre fasst Postel einen neuen Plan: er will katholische Theologie in Münster studieren und Priester werden. Die für die Studieneinschreibung benötigten Unterlagen und Bescheinigungen sind selbstverständlich allesamt gefälscht. Klare Regeln und eine feste Hierarchie; das schätzt der listige junge Mann an der Kirche. Auch wenn man sich solch ein Schlitzohr mit seinen verdrehten Werten vielleicht nicht unbedingt als Sprachrohr Gottes vorstellen kann. Sicher, er hätte auch zur Bundeswehr gehen können, doch im Dreck zu wühlen und Gewehre zu reinigen; solche Aufgaben sind nichts für einen Gert Postel. Dass er seine weltliche Existenz über die aller anderen stellt, beweist er während seines Studiums. Er vertritt die Ansicht, dass es ihm zusteht, eine private Audienz bei Papst Johannes Paul II. in Rom zu bekommen. Und tatsächlich bewerkstelligt der Priesteramtsanwärter es, den Bischof von Münster dazu zu bewegen, ihm ein Empfehlungsschreiben auszustellen. Postel reist nach Rom und trifft den ehrwürdigen Papst. Ein Erinnerungsfoto wird auch noch geschossen, dann fliegt der Student der Theologie wieder zurück nach Münster. Dort erwartet ihn jedoch eine böse Überraschung: Mittlerweile hat der Rektor des Studentenkollegs Wind von den betrügerischen Machenschaften und den gefälschten Bewerbungsunterlagen des gelernten Postboten bekommen. Er wird des katholischen Studiums verwiesen. Juristische Konsequenzen bekommt der Möchtegern-Priester nicht zu spüren.

Postel verschlägt es 1993 in die Weltmetropole Berlin. Er hat sich noch gar nicht richtig eingelebt, da wird er von einem Ladendetektiv dabei erwischt, wie er im Supermarkt klammheimlich eine Zeitung in seiner Jacke verschwinden lässt. Die Berliner Staatsanwaltschaft klagt den Ladendieb unerbittlich wegen Diebstahls an. Doch der gerissene Langfinger weiß sich auch jetzt aus seiner misslichen Lage zu winden. Er greift zu seiner liebsten Tatwaffe: dem Telefon. Es zeichnet seine Vorgehensweise aus, dass er zunächst immer den telefonischen Kontakt zu den Menschen sucht, deren Gutmütigkeit und Vertrauensseligkeit er dann später schamlos ausnutzt. So auch jetzt: Postel setzt sich aufrecht hin, räuspert sich kurz und richtet seine Brille, bevor er geschwind ein paar Tasten auf dem Telefon drückt. Gespannt lauscht er dem Tuten, bis endlich jemand am anderen Ende der Leitung den Hörer abnimmt. „Richter Blöddorn, Vorsitzender des Schöffengerichts in Hamburg“, stellt sich Gert Postel selbstsicher der leitenden Staatsanwältin in seinem Verfahren wegen des Diebstahls vor. „Ich rufe Sie wegen des Verfahrens gegen Gert Postel an. Hier in Hamburg hat es eine Hauptverhandlung gegen den Delinquenten gegeben. Er wurde zu einer Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt.“ Das behauptet er deshalb, weil er genau weiß, dass das Verfahren dann in Berlin eingestellt wird, da die zu erwartende Strafe in keinem Verhältnis zu dem verhängten Gefängnisaufenthalt steht. Die Staatsanwältin bedankt sich bei Richter Blöddorn für den Anruf. Sie werde nun anregen, das anhängige Verfahren in Berlin gegen Postel einzustellen. Doch Richter Blöddorn geht auf Nummer sicher: Er ruft noch weitere Justizangestellte in Berlin an und präsentiert sein Märchen von einem stattgefundenen Prozess und der verhängten Haftstrafe. Und erreicht wie so oft genau das, was er will. Niemand prüft, ob das genannte Aktenzeichen stimmt und ob es einen Richter Blöddorn aus Hamburg überhaupt gibt. Das Verfahren gegen Postel wird eingestellt.

Es ist das Jahr 1995, als Gert Postel beschließt, wieder einem ordentlichen Beruf nachzugehen. Er bewirbt sich auf eine ausgeschriebene Stelle in einer psychiatrischen Klinik in Leipzig – als Oberarzt. Zuvor führt er ein Telefonat als Prof. Dr. med. von Berg, leitender Chefarzt der Universitätsnervenklinik in Münster. Dr. von Berg ruft in Leipzig an und erzählt dem leitenden Direktor der psychiatrischen Einrichtung, dass er die Stellenausschreibung entdeckt habe und ihm nun, kollegialerweise, einen Arzt aus seiner Klinik für den Posten empfehlen möchte. Er würde ihn ja lieber selbst in seinem Institut weiter beschäftigen, jedoch müsse das Klinikpersonal aus Kostengründen drastisch reduziert werden. Dr. Gert Postel würde sich schon bald auf den Weg nach Sachsen, in die ehemalige DDR, machen und sich persönlich bei dem Direktor vorstellen.

Der talentierte Schauspieler kehrt erneut als falscher Mediziner zurück; die Rolle, die er am liebsten spielt. Selbstbewusster denn je, nicht mal mehr ein Pseudonym legt er sich zu, so sicher ist er sich seiner Sache mittlerweile. Und irgendwie auch nicht ganz zu Unrecht, denn Dr. Postel bekommt den Posten, ohne sich sonderlich dafür anstrengen zu müssen. Seine gefälschten Zeugnisse sprechen eben für sich. Seine charmante und einnehmende Art regelt den Rest. Der Direktor, wie auch die anderen Ärzte, sind gleich angetan von dem neuen Kollegen aus dem Westen, der von nun an für die neurologische und psychiatrische Abteilung der Klinik verantwortlich ist.

Doch schon bald kommt es zu Reibereien zwischen Postel und den anderen Angestellten. Sie tuscheln untereinander: Dr. Postel wisse alles und alles besser, ein „Besser-Wessi“. Zudem erscheint er auch ein wenig faul, denn alle medizinischen Untersuchungen, Medikamentenausstellungen und was in einem Klinikalltag sonst so ansteht und zu bewältigen ist, lässt er immer seine Untergebenen machen. Er selbst nickt immer nur alles ab, widmet sich vor allem administrativen Aufgaben und schreibt Gutachten über seine Patienten. Mit dieser Aufgabe treibt Gert Postel es schließlich noch weiter: er fungiert als psychiatrischer Sachverständiger in zahlreichen gerichtlichen Prozessen. Seine Aufgabe ist es, die Schuldfähigkeit der Angeklagten zu beurteilen. Dr. Postel tritt so selbstbewusst auf, dass niemals jemand an ihm zweifelt oder gar wagt, seine Autorität in Frage zu stellen. Ein Wunder, dass Gert Postel während seiner Zeiten als falscher Arzt kein Fall nachgewiesen werden kann, in dem ein Patient durch ihn einen gesundheitlichen Schaden erlitt. So beginnt er sich selbst zu fragen, ob er vielleicht ein Hochstapler unter Hochstaplern ist. Seine ärztlichen Kollegen geben schließlich vor, sie seien in der Lage, Menschen zu heilen. Aber wenn er, ein Postbote, ebenfalls dazu in der Lage ist, dann werden die Patienten ja vielleicht einfach gesund, obwohl es diese psychiatrischen Ärzte gibt? Diese Annahme sieht Postel als Legitimation, sein Treiben ungeniert weiterzuführen.

Im Sommer 1996 steht Dr. Postel vor einem beruflichen Höhepunkt. Man ist mit seiner Arbeit so zufrieden, dass er zum Chefarzt einer forensischen Klinik in Dresden befördert werden soll. Dr. Postel fühlt sich geschmeichelt. Er gibt sich dennoch irritiert über das Angebot und heuchelt Bescheidenheit vor. Er sei doch noch so jung, hätte noch gar nicht die berufliche Erfahrung, um solch einen Posten zu bekleiden und überhaupt sei er doch erst seit sechs Monaten in der Leipziger Klinik tätig. Er genießt es, dass hochkarätige Mediziner ihn, den Postboten, förmlich anbetteln, ob seiner medizinischen Fähigkeiten, die Stelle in Dresden anzunehmen. Doch Dr. Postel lehnt das Angebot ab. Er fühle sich in der Klinik in Leipzig so wohl, dass ihn das Angebot einer Chefarztanstellung nicht reizt. Doch von nun an sind es nur noch wenige Tage, bis die Glücksträhne des Hochstaplers langsam zu reißen beginnt.

In der psychiatrischen Klinik in Leipzig plant man, eine Tagesklinik zu errichten, um auch ambulante Therapien anbieten zu können. Wie es der Zufall so will, berichtet eine junge Assistenzärztin während eines Heimatbesuches in Flensburg ihren Eltern, dass Dr. Gert Postel diese neue Einrichtung der Klinik leiten soll. Der Vater der jungen Frau wird stutzig. Postel? Der Name ist in Flensburg nur allzu bekannt und vielen Menschen im Gedächtnis geblieben. In den Jahren 1982 und 1983 hatte sich doch jemand als Arzt, Dr. med. Dr. phil. Clemens Bartholdy, ausgegeben. Hieß der Betrüger nicht auch Postel?

Eines Morgens schließlich kommt Dr. Gert Postel an seinen Arbeitsplatz in der Leipziger Klinik und stolziert wie selbstverständlich zum Büro des Chefarztes. Er ist der einzige, der zu jeder Zeit unangemeldet bei ihm aufkreuzen darf und ist immer herzlich willkommen. Doch an diesem Morgen ist alles anders. Als Dr. Postel in das Vorzimmer kommt, blickt ihn die Sekretärin mit einer Mischung aus Verwunderung und Ungläubigkeit an. Sie zieht scharf die Luft zwischen ihren Zähnen hindurch und flüstert aufgeregt: „Gehen Sie um Gottes Willen nicht da rein. Der Chef benimmt sich heute so seltsam, so habe ich ihn noch nie erlebt!“ Postel schaut die verdutzte Frau einige Sekunden lang an, dann wird er ganz bleich im Gesicht. Es überkommt ihn ein Gefühl der Panik; kalter Schweiß beginnt seinen Körper zu überziehen. Er ist aufgeflogen. Es bedarf keiner Worte, er spürt es einfach. Und seine Intuition täuscht ihn nicht. Anderthalb Jahre hat er hier in der Klinik gearbeitet. Hier hat er sich wohlgefühlt und sich in der Anerkennung seiner Kollegen sonnen können. Das ist jetzt vorbei. Fluchtartig verlässt er die Klinik, setzt sich in sein Auto und fährt einfach davon. Im Gepäck: 80 000 DM, die er angespart hat. Sein Ziel: die Großstadt Berlin. Nun gilt es, unterzutauchen. Im Nacken die Angst, in ein Gefängnis eingesperrt zu werden. Eine lähmende Angst, einer Panik gleichkommend.

Doch was war passiert? Der Chefarzt der Klinik erhielt einen Anruf aus Flensburg. Es ist ein Satz, der das Lügengebäude des Delinquenten zum Einstürzen bringt: „Sie wissen offensichtlich nicht, dass Ihr Oberarzt ein Postbote ist?“

Nur wenige Schritte vom Ku´damm entfernt mietet Postel, selbstredend unter falschem Namen, ein kleines Apartment. Nur langsam kommt der getriebene Hochstapler zur Ruhe. Die Anonymität der Großstadt wirkt eine Zeit lang wie ein Heilpflaster auf einer eitrigen, schmerzenden Wunde. Doch die Wunde reißt erneut auf: Es ist der Abend des 24. November 1997 als in der Fernsehsendung „Fahndungsakte“ das Konterfei von Postel über den Bildschirm flackert. Nur wenige Tage später steht die Polizei vor Postels Tür und liest auf dem angehefteten Zettel, dass der gesuchte Betrüger für zwei Wochen verreist sei.

Um seinen Triumph über die „dummen“ Staatsdiener auskosten zu können, führt es den Flüchtigen als erstes in eine Telefonzelle. Er ruft den Staatsanwalt an, der für diese morgendliche Ruhestörung verantwortlich ist. „Postel hier. Ich wollte mich beschweren. Das war ja nicht so nett, so früh am Morgen Polizeibeamte zu mir zu schicken und mich zu stören. Das finde ich nicht so schön.“ „Ach, Herr Postel! Haben wir Sie endlich!“, entgegnet ihm der Staatsanwalt von der anderen Seite der Leitung. „Und Sie rufen mich jetzt aus dem Polizeigewahrsam an?“, erkundigt sich der Jurist. Postel lacht auf und erzählt ihm die Geschichte, die sich nur wenige Minuten zuvor abgespielt hat. Der Staatsanwalt, bekannt als ruhiger Mann mit kühler Art, verliert die Beherrschung und fängt an zu toben und zu zetern. Sehr zur Freude von Gert Postel. Er hängt den Hörer auf, verlässt die Telefonzelle und begibt sich auf eine Flucht, die ihn in den nächsten Wochen und Monaten quer durch Deutschland führt. Wenn er sich eine Unterkunft mietet, nutzt er gerne als Pseudonym die Namen der Staatsanwälte und Kriminalbeamten, die derweil fieberhaft nach dem Betrüger suchen.

Nach elf Monaten endet die Flucht des falschen Arztes in einer Telefonzelle in Stuttgart. Eine befreundete Richterin des Flüchtigen lockt ihn in die Falle. Sie erzählt ihm, dass es ihr nicht gut ginge und äußert den Wunsch, dass er sie zu bestimmten Uhrzeiten anrufen solle. Postel tut ihr den Gefallen. Bis er bei einem dieser Telefonate plötzlich in den Lauf einer Waffe blickt. Schnell und lehrbuchhaft hat ein Einsatzkommando die Telefonzelle umstellt und die Tür aufgerissen. Postel ist perplex. Von dieser Freundin hatte Postel am allerwenigsten erwartet, verraten zu werden. Immerhin wusste sie bereits vor seiner gefälschten Bewerbung in der Leipziger Psychiatrie von seinen Machenschaften und besuchte ihn gar ein paar Mal an seinem Arbeitsplatz. Der Betrüger lässt den Telefonhörer fallen, der nun an seiner Schnur hin und her baumelt. Es herrscht eine gespenstische Stille. Postel hebt, als Zeichen seiner Kapitulation, langsam die Hände über seinen Kopf. Das Spiel ist vorbei.

Der Prozess gegen den falschen Arzt findet vor dem Leipziger Landgericht statt. Fünfundsechzig Fälle von Betrug und Urkundenfälschung stehen zur Verhandlung. Es ist eine Generalabrechnung und das Ergebnis einer langen Hochstaplerkarriere. Das Medieninteresse ist groß. Der angeklagte Postbote sonnt sich im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Unglücklich wirkt er nicht. Wie auch, steht er doch im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Am Ende des Verfahrens fällt im Namen des Volkes das Urteil: Postel wird zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt.

Die Zeit im Gefängnis empfindet der Verurteilte, entgegen seiner Befürchtungen, nicht als Qual. Er nutzt die viele Freizeit, um sich zum Beispiel mit der Philosophie Schopenhauers zu beschäftigen. Seit 2001 ist der geläuterte Postbote wieder in Freiheit. Auf Bewährung. Er schreibt Bücher, gibt Interviews und hält Vorträge über eine Zeit, in der er sich selbst als „Hochstapler unter Hochstaplern“ fühlte.

» Früher litten wir an Verbrechen, heute an Gesetzen. «

- Publius Cornelius Tacitus(58 n. Chr – 120 n. Chr) -

Kapitel 2

Aus dem Leben gerissen

Anna T. macht sich um kurz vor 13 Uhr am 29. Januar 2018 auf den Weg ins Rote Rathaus in Berlin, um dort in der Kantine zu Mittag zu essen. Die 33-Jährige arbeitet im wenige hundert Meter entfernten Standesamt Berlin-Mitte. Zwischen den beiden Gebäuden verläuft die mehrspurige Grunerstraße, in deren Mitte sich ein Parkstreifen befindet. Vor allem um die Mittagszeit donnert hier der Verkehr ohne Unterlass über den Asphalt. Im Sekundentakt schießt ein Auto nach dem anderen aus dem Tunnel nahe Alexanderplatz in Richtung Leipziger Straße. Wer hier unvorsichtig ist, zahlt mit dem Leben.

Dessen ist sich auch Anna bewusst und geht entsprechend bedacht vor, als sie die Fahrbahn überquert. Am Mittelstreifen angekommen schaut sie sich um. Die Straße scheint leer zu sein, bis auf einen weißen Renault Clio, der gerade im Begriff ist, sich in eine leere Parklücke zu zwängen. Aus weiter Ferne vernimmt T. ein Martinshorn.

Sie setzt ihren Fuß auf die Fahrbahn und geht drei Schritte, als von rechts ein Polizeiauto in einem Affenzahn auf sie zugeschossen kommt. Das Geräusch der Sirene dringt augenblicklich ohrenbetäubend laut an ihr Trommelfell. Vor Schreck macht T. einen Satz nach hinten und sieht, wie der Streifenwagen in die Fahrertür des weißen Renault Clio kracht. Trümmerteile fliegen umher, Reifen rollen über die Fahrbahn. Das Polizeiauto schiebt den Renault noch einige Meter weiter, dann kommen beide Fahrzeuge zum Stehen. Hätte Anna T. auch nur eine Sekunde länger gezögert, würde sie nun vermutlich unter einem der PKWs liegen.

Nachdem sie ihre Schockstarre überwunden hat, eilt die 33-Jährige an die Fahrertür des völlig demolierten Renault Clio. Hinter dem Lenkrad sitzt eine junge Frau. Obwohl sie völlig unversehrt aussieht, ist sie nicht bei Bewusstsein.

---ENDE DER LESEPROBE---