True Crime Schweden - Adrian Langenscheid - E-Book
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True Crime Schweden E-Book

Adrian Langenscheid

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Beschreibung

» Langenscheid schreibt sachlich, fokussiert und ausführlich über die dunkelsten Flecken unseres Seins. Schonungslose Unterhaltung, bis das Blut in den Adern gefriert« – Dave Grunewald (Musiker / Influencer) » Spannungsgeladen, informativ und detailreich berichtet Adrian Langenscheid in seinem vierten Werk über schwedische Kriminalfälle, die schockieren, bewegen und zugleich fesselnd sind. « – Yvonne Widler (Kurier / Podcast Dunkle Spuren) » Morbide, skurril, traurig... Gänsehaut! « – Leonie-Rachel Soyel (Podcast Couchgeflüster) » Echte Kriminalfälle, die unter die Haut gehen. Ehrlich, schockierend, wahr. Für True Crime-Fans ein Muss! « – Nicole Alfa (Autorin) » Der bisher intensivste und ergreifendste Teil der True Crime-Reihe! « – Liana (Podcast Lolo´s Box) » Noch ausführlicher und noch spannender als TRUE CRIME ENGLAND « – L.C. Frey True Crime Schweden - WAHRE VERBRECHEN - ECHTE KRIMINALFÄLLE Deutschlands erfolgsgekrönter True Crime-Bestsellerautor Adrian Langenscheid entfesselt, im vierten Band seiner True Crime-Buchreihe erneut herzklopfendes Suchtlesen. Es ist ein atemberaubendes, zutiefst erschütterndes Portrait menschlicher Abgründe, das gerade wegen der kühlen, sachlich-neutralen Schilderung gewaltige Emotionen weckt. Frei von jeglicher Sensationsgier werden in achtzehn True Crime-Kurzgeschichten einige der spektakulärsten schwedischen Kriminalfälle der letzten Jahrzehnte nacherzählt. Eine ergreifende Sammlung von Berichten über Mord, Totschlag, Entführung, Missbrauch, Betrug, Verrat und Diebstahl, die den Leser an die Grenzen des Erträglichen führen. Es sind Straftaten, in die „Menschen wie Du und Ich“ verwickelt sind; Menschen, deren Leben aufgrund tragischer Umstände von einem Tag auf den anderen nicht mehr das ist, was es zuvor war. Mit Sachverstand und exzellentem Kopfkino integriert der True Crime-Experte die wichtigsten Einsichten aus Gerichtsverhandlungen, Akten, psychologischen Gutachten, Verhören und Ermittlungsprotokolle in seine ereignisreichen Erzählungen. Das Leben schreibt haarsträubende Geschichten. Dieses Buch fasst sie zusammen. Gefesselt, fassungslos, verblüfft und zu Tränen gerührt, werden Sie alles in Frage stellen, was Sie über die menschliche Natur zu wissen glauben. Tauchen auch Sie ein, in die atemberaubende Welt der wahren Kriminalfälle und der echten Verbrechen. TRUE CRIME. Dazu einfach nach oben scrollen und auf „JETZT KAUFEN MIT 1-CLICK“ klicken.

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Adrian Langenscheid

TRUE CRIME SCHWEDEN

Wahre Verbrechen –Echte Kriminalfälle

aus Schweden

Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Adrian Langenscheid | TRUE CRIME SCHWEDEN | Wahre Verbrechen – Echte Kriminalfälle

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Kapitel 1 | Verbranntes Fleisch

Kapitel 2 | Im Namen des Herrn

Kapitel 3 | Ein Schlitten für die Sammlung

Kapitel 4 | Du sollst mir gehören | (Von Stefanie Löschmann / Von Mord und Totschlag – Podcast)

Kapitel 5 | Der Lasermann

Kapitel 6 | Das Stockholm-Syndrom

Kapitel 7 | Das letzte Selfie

Kapitel 8 | Der Streit

Kapitel 9 | Im Geständnisrausch | (Von Franziska Singer / „Darf's ein bisserl Mord sein?“)

Kapitel 10 | Realitätsverlust | (Von Heike Schlosser / Keine Gnade – Der True Crime Podcast)

Kapitel 11 | Das Sommerhaus

Kapitel 12 | Halbnackt durch den Wald

Kapitel 13 | Flucht in ein neues Leben? | (Von Heike Schlosser / Keine Gnade – Der True Crime Podcast)

Kapitel 14 | Einen kleinen Schritt voraus

Kapitel 15 | Unerfüllte Liebe

Kapitel 16 | Merry Christmas

Kapitel 17 | Bonnie und Clyde

Kapitel 18 | Getränkte Servietten

Schlusswort des Autors

Empfehlungen

TRUE CRIME INTERNATIONAL: | Die erfolgreiche Buchreihe | von Adrian Langenscheid

Adrian Langenscheid

TRUE CRIME SCHWEDEN

Wahre Verbrechen – Echte Kriminalfälle

Über dieses Buch:

Eiskalte Serienmörder, verhängnisvolle Familiendramen, tragische Entführungen, niederträchtige Folter und skrupelloser Missbrauch: achtzehn schockierende True Crime-Kurzgeschichten zu wahren Kriminalfällen aus Schweden.

Gefesselt, fassungslos, verblüfft und zu Tränen gerührt werden Sie alles in Frage stellen, was Sie über die menschliche Natur zu wissen glauben. Das Leben schreibt entsetzliche Geschichten und dieses Buch fasst sie zusammen. Tauchen Sie ein in die schockierende Welt der wahren Kriminalfälle und der echten Verbrechen!

Über den Autor:

Adrian Langenscheid ist Autor der erfolgreichen Buchserie True Crime International. Als leidenschaftlicher True Crime-Experte wird Adrian nach seinem Bestsellerdebüt „True Crime Deutschland“ und den erfolgsgekrönten Nachfolgern „True Crime USA“ sowie „True Crime England“ in einem Atemzug mit deutschen True Crime-Größen wie Harbort, Benecke oder Tsokos genannt. Alle seine Bücher haben nicht nur in Deutschland Bestsellerstatus erlangt. Das vierte Buch der Reihe knüpft an den beachtlichen Erfolg der Vorgänger an. Zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern lebt Adrian in Stuttgart, Baden Württemberg.

Impressum

Autoren: Adrian Langenscheid, Dr. Stefanie Gräf, M.A., Heike Schlosser, Stefanie Löschmann, Franziska Singer, Hannah Thier

ISBN: 978-3-98661-024-1 eBook Tolino

Lektorat: Hannah Thier

1. Auflage April 2020

© 2020 Stefan Waidelich, Zeisigweg 6, 72213 Altensteig

Coverbild: © Canva (canva.com)

Covergestaltung: Pixa Heros, Stuttgart

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Rechteinhabers und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Kapitel 1Verbranntes Fleisch

Kapitel 2Im Namen des Herrn

Kapitel 3Ein Schlitten für die Sammlung

Kapitel 4Du sollst mir gehören

(Von Stefanie Löschmann / Von Mord und Totschlag – Podcast)

Kapitel 5Der Lasermann

Kapitel 6Das Stockholm-Syndrom

Kapitel 7Das letzte Selfie

Kapitel 8Der Streit

Kapitel 9Im Geständnisrausch

(Von Franziska Singer / „Darf's ein bisserl Mord sein?“)

Kapitel 10Realitätsverlust

(Von Heike Schlosser / Keine Gnade – Der True Crime Podcast)

Kapitel 11Das Sommerhaus

Kapitel 12 Halbnackt durch den Wald

Kapitel 13Flucht in ein neues Leben?

(Von Heike Schlosser / Keine Gnade – Der True Crime Podcast)

Kapitel 14Einen kleinen Schritt voraus

Kapitel 15Unerfüllte Liebe

Kapitel 16Merry Christmas

Kapitel 17Bonnie und Clyde

Kapitel 18Getränkte Servietten

Schlusswort des Autors

Empfehlungen

Vorwort

Als im Jahr 2019 mein erstes Buch „True Crime Deutschland“ die Bestsellerränge erstürmte, hätte ich nicht gedacht, dass ich nun bereits nach einem weiteren Jahr das vierte Buch der Reihe, dieses Buch über wahre Verbrechen aus Schweden, in meiner Hand halte. Alle Bücher dieser True Crime-Serie finden sich, dank der zahlreichen Leser und Leserinnen, immer noch in der True Crime-Bestsellerliste. Nicht nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in Kanada.

Dieser unerwartete Erfolg und die öffentliche Resonanz stimmen mich bis heute demütig. Ohne all die Leser und Leserinnen, die das Interesse an True Crime mit mir teilen, wäre dies sicher nicht möglich gewesen. Ein Buch über echte Kriminalfälle aus Skandinavien war die Idee und der Wunsch von vielen, die mir auf Instagram folgen. Mit „True Crime Schweden“ geht dieser Wunsch in Erfüllung. Ich widme es in Dankbarkeit Ihnen und allen, die mit ihrem Kauf, ihrem Feedback und ihren Rezensionen am Erfolg dieser Buchreihe teilhaben. Danke!

Ihr Adrian Langenscheid

Einleitung

Ich bin hartgesottener True Crime-Fan. Mit vielen Fällen und Verbrechen habe ich mich bereits auseinandergesetzt. Trotzdem gehen mir die geschilderten Schicksale immer noch sehr zu Herzen. Doch dieses Mal hat mich die Recherche in außergewöhnlicher Art und Weise erschüttert.

Ich wurde an das Jahr 2002 erinnert. Es war mein erster richtiger Kontakt mit wahren Verbrechen und zwar nicht in Buchform, sondern im wahren Leben. Damals erschütterte die Nachricht des Erfurter Amoklaufs die Medienlandschaft weltweit.

Als Musiker bin ich dann zu einer inoffiziellen, geschlossenen Veranstaltung für die Opfer und deren Angehörigen eingeladen worden, um die Veranstaltung musikalisch zu untermalen. Eine christliche Organisation flog Opferfamilien aus Littleton/USA ein, die einige Jahre zuvor selbst einen grausamen Amoklauf mit vielen Opfern durchlitten. Auf sehr einfühlsame Weise haben sie dort mit den Eltern, Geschwistern und Klassenkameraden der Verstorbenen geweint und ihre Herzen geteilt. Ich hingegen war wie gelähmt. Es gab keine Worte die in Anbetracht des Leides den Weg aus meinem Mund hätten finden können. Zu viele unbeantwortete und unbeantwortbare Fragen ließen mich fassungslos und schockiert zurück. Hätte man diese Tat verhindern können? Und wenn ja: Wer hatte zu welchem Zeitpunkt die Macht, das schreckliche Schicksal zu wenden? Was, wenn mir solch ein grausames Los zugeteilt würde? Oder war alles nur eine Ironie des Zufalls? Könnte ich Hoffnung und Frieden finden? Vielleicht sogar vergeben und nach solch einem Schicksalsschlag wieder auf die Beine kommen? Zu einigen meiner Fragen konnte ich Antworten finden, zu anderen nicht.

Den Einblick über den Tellerrand der heilen Welt, den ich 2002 erhaschte, bewegt mich bis heute und ist sicher ein Grund, weshalb ich viel Zeit in die Recherche von Verbrechen investiere. Dabei kann ich nur ungläubig den Kopf schütteln, wie tief die Abgründe sind, die sich oftmals hinter der bürgerlichen Fassade von Bekannten, dem herzlichen Verhalten liebgewonnener Freunde, der netten Familie von nebenan oder der Hilfsbereitschaft des zuvorkommenden Nachbarn in Wahrheit auftun. So erging es mir insbesondere bei diesem Buch.

Beim Lesen der folgenden Kurzgeschichten können Sie sich selbst ein Bild davon machen. Aber seien Sie gewarnt: True Crime ist nichts für schwache Nerven; die Tiefen der menschlichen Seele können äußerst verstörend sein.

Auf den kommenden Seiten stelle ich Ihnen 18 Kriminalfälle aus Schweden vor. Verbrechen, die sich tatsächlich ereignet haben – und das vor gar nicht langer Zeit. Einige Namen wurden geändert, doch der Horror der Taten bleibt so real wie das Leben.

Ich freue mich sehr, dass bei diesem Buch wieder drei großartige, deutschsprachige Podcasts mitgewirkt haben. Jeden einzelnen empfehle ich wärmstens.

Lassen Sie sich nun von Mordfällen, Erpressung, Folter, Raub, Missbrauch und einer spektakulären Entführung mitreißen, zum Miträtseln inspirieren und zu Tränen rühren! Empfinden Sie den unvorstellbaren Schmerz der Opfer und von deren Angehörigen nach! Spüren Sie die schreiende Ungerechtigkeit, wenn der Täter in manchen Fällen nicht ermittelt werden kann, oder wenn er am Ende ungeschoren davonkommt!  Versetzen Sie sich in die Lage der Beteiligten und staunen Sie darüber, wie die Realität selbst die ausgeprägteste Vorstellungskraft in den Schatten stellt!

Schonungslos präsentiere ich Ihnen die wahren Fakten in Kurzgeschichtenform. Jeder Fall könnte alleine Bücher füllen, das jedoch ist nicht meine Absicht. Kurzgeschichten sind wie ein Sturm, der unerwartet hereinbricht. Ehe man sich versieht, hat er nichts als Zerstörung hinterlassen. Zurück bleiben, neben vielen Fragen, vor allem starke Emotionen und ein Gefühl für das, was im Leben wirklich zählt. Es sind Verbrechen in Kurzform, die zum Weiterdenken bewegen.

Und nun – Tauchen Sie ein, in die faszinierende Welt der wahren Verbrechen.

Kapitel 1

Verbranntes Fleisch

––––––––

D

ie digitale Uhr des Autoarmaturenbrettes zeigt kurz vor Mitternacht am 29. Oktober 1998 an – hell leuchten die Zahlen in der Dunkelheit der Nacht, ihr grüner Schimmer ist die einzige Lichtquelle in dem Wagen. Moas Vater wirft einen Blick über das Lenkrad auf die Anzeige: schon ziemlich spät. Seine Tochter mag zwar mit 16 Jahren schon alt genug sein, um ein wenig auszugehen, aber für ihn wird sie immer sein kleines Mädchen bleiben – und es wird Zeit, dass sie nach Hause kommt. Ganz wohl war Moas Vater ohnehin nicht dabei, sie heute zu der Party im Gebäude der Mazedonischen Gesellschaft gehen zu lassen, aber Moa wollte so gerne mit ihren Freundinnen dort hin und so haben sie einen Kompromiss geschlossen: Die kleine Feier sei den Mädchen erlaubt, aber dafür werden sie um Punkt Mitternacht wieder abgeholt!

Moas Vater hat es nicht mehr weit. Das alte Backsteinhaus, in dem die Party stattfindet, befindet sich in einem nahe gelegenen Industrieviertel Göteborgs. Es ist ein zweistöckiges Haus, kaum zu übersehen – und doch ist es ein anderer Anblick, der Moas Vater völlig unvorbereitet trifft, als er den Wagen auf das Gelände lenkt: Feuer! Aus dem oberen Stockwerk des Gebäudes qualmt dicker, schwarzer Rauch, grelle Flammen schlagen aus zerborstenen Fenstern empor. Erst jetzt zeichnen sich vor den Augen des Mannes die Konturen hunderter Menschen in der Dunkelheit ab: Kinder, Jugendliche, Eltern, Feuerwehrleute und Sanitäter laufen vor dem Inferno umher, panisch, hektisch, schreiend. Moas Vater springt aus dem Auto, aus allen Richtungen kommen ihm Stimmen entgegen, doch nur ein Gedanke findet Platz in seinem Kopf: „Meine Tochter! Meine Tochter ist da drinnen! Meine Tochter ist in dem Feuer!“ Obwohl ihm die unerträgliche Hitze des Feuers sofort ins Gesicht schlägt, läuft er instinktiv auf das Haus zu – und bleibt abrupt stehen, als das Licht der Flammen die Körper all der Jugendlichen, die bereits tot vor dem Gebäude liegen, erleuchtet. Mehrere Dutzend junge Menschen sind es. Und Moas Vater ahnt bereits das Unvorstellbare: sein kleines Mädchen ist darunter. Noch weiß niemand von der kompletten Tragweite der Tragödie, doch bald wird sich eine weitere schreckliche Gewissheit einstellen: Das bisher tödlichste Feuer in der jüngeren Geschichte Schwedens war kein schrecklicher Unfall. Es wurde absichtlich gelegt.

Eine Woche zuvor herrscht gute Laune in Göteborg, der zweitgrößten Stadt Schwedens und eine Gruppe von vier Freunden hat eine Idee: Es wird Zeit für eine Party! Halloween steht vor der Tür und die vier Jugendlichen wollen selbst etwas auf die Beine stellen: Eine Feier, die auch ohne einen großen Discosaal, ohne professionelle Eventplaner, ohne viel Budget und daher auch ohne viel Eintrittsgeld Spaß macht. So soll sich jeder ihrer Bekannten – und wer sonst noch kommen möchte – einen ausgelassenen Abend zum Abtanzen mit Freunden leisten können. Mit dieser Vision machen sich die Jugendlichen auf die Suche nach einer passenden Eventlocation. Eher günstig soll es sein, aber mit Platz für ein DJ-Pult, eine Tanzfläche und eine Garderobe – in dieser Hinsicht wollen sie einer echten Disco in nichts nachstehen. Es dauert nicht lange und sie stoßen auf das Gebäude der Mazedonischen Gesellschaft im Stadtteil Backaplan, in dem einige kleine Shops und ein Theater untergebracht sind. Und tatsächlich, das obere Stockwerk des renovierten Altbaus kann gemietet werden! Es ist ein länglicher, schmaler Bau mit zwei einfachen Türen an beiden Enden des Raums und kleinen Fenstern, wie sie auch in Wohnungen verbaut werden. Dennoch können sich die vier Freunde gut vorstellen mit ein wenig Dekoration und einer Nebelmaschine eine ähnliche Stimmung wie in einer echten Disco zu schaffen. Sie schlagen also zu: Dem Vermieter erzählen die Jugendlichen, dass sie für den 29. Oktober eine kleine, private Geburtstagsfeier veranstalten möchten und ihrer Anfrage wird stattgegeben. „Maximal 150 Personen sind in der Location zugelassen“, weist sie der Vermieter noch hin. Dies sind Brandschutzbestimmungen. Die schmalen Türen, keinen Meter sind sie breit, erlauben nicht mehr Menschen. Erst ab einer Türbreite von mindestens 1,20 Meter wären in dem Raum bis zu 360 Personen erlaubt. „Kein Problem“, ist die Antwort der Freunde, „etwa 50 Leute sind eingeladen.“

Eine Woche vergeht und die vier Jugendlichen waren nicht untätig: Hunderte Flyer wurden gedruckt und in der Stadt verteilt – „Party in Backaplan, Donnerstag, 29. Oktober 1998, 21 Uhr! Nur 40 SEK (umgerechnet ca. 4 €) Eintritt!“ Die Nachricht verbreitet sich schnell, Freunde erzählen es Freunden, Freundinnen rufen weitere Freundinnen an. Alle freuen sich über die Möglichkeit, einen günstigen und ausgelassenen Abend zu verbringen. Marcus, ein Junge, der an der Feier teilnimmt, wird später auf seine Begeisterung über die Einladung wie folgt zurückblicken: „Disco! Schon das Wort macht glücklich. Tanzen, Singen, viel Spaß! Schon das Wort lässt den Körper anfangen vor Energie zu kochen.“ Und das alles wird von Jugendlichen für Jugendliche organisiert – ein Argument, mit dem viele der durchschnittlich 15-Jährigen ihre skeptischen Eltern schlussendlich doch überreden können, sie an der Feier teilnehmen zu lassen. Auch Alkohol wird es keinen geben, also dürfen sogar ein paar jüngere Geschwister dabei sein.

Gegen 18 Uhr des 29. Oktobers treffen die vier Veranstalter in „ihrer“ Location ein und machen sich gemeinsam mit dem Vermieter an die Arbeit. Um den Bereich der Tanzfläche zu vergrößern schieben sie gemeinsam alle Tische an die Wände des etwa 9 Meter breiten Raums und stapeln die Stühle darauf. So viel zusätzlichen Spielraum wie gedacht bringt ihnen das allerdings noch nicht – wo soll das DJ-Pult hin? Nach kurzer Beratung mit dem Vermieter entscheiden sie, nur eine Eingangstüre und einen Treppenaufgang der zwei vorhandenen in den zweiten Stock zu nutzen – nämlich jene, an der schmalen Passage im vorderen Teil des Raums, wo auch die Garderobe eingerichtet werden soll. Durch die hintere Türe, die an die Tanzfläche grenzt und ebenfalls über eine Treppe nach draußen führt, können sie dann die restlichen Möbelstücke in das rückseitige Treppenhaus schieben. Der Vermieter hilft den Jugendlichen dabei, so viele der Tische und Stühle im Treppenhaus hinter der Türe mit dem Notausgangsschild zu stapeln, bis die schmale Stiege komplett vollgeräumt ist. Zuletzt bauen die Jugendlichen noch einen der Tische im Eingangsbereich auf, hier soll der Eintritt kassiert werden. Und das auch verlässlich – der Tisch steht direkt vor der Tür und lässt gerade mal 60 cm Platz zum Durchgehen frei, hier kann sich also niemand einfach reinschleichen. Jetzt endlich können die letzten richtigen Party-Vorbereitungen losgehen: Die Lampenschirme werden mit Karton abgedunkelt, der DJ baut seine Technik auf dem Pult bei der hinteren Türe auf, die Nebelmaschine wird installiert, eine Faltwand trennt die Tanzfläche von einem „Café-Bereich“ bei der Garderobe ab und die Getränke werden kaltgestellt. Die vier Freunde sind stolz auf ihre Leistung und können es kaum erwarten: Diese Party wird so schnell niemand vergessen! Noch weiß niemand, dass die Jugendlichen mit dieser Vorahnung auf traurige Weise Recht behalten sollten.

Gegen 21 Uhr treffen die ersten Gäste ein. Die jugendlichen Veranstalter sind aufgeregt: Es kommen wirklich Leute zu ihrer Party! Hoffentlich macht der DJ auch ordentlich Stimmung und ihre Gäste erzählen später nur Gutes von der Feier. Sie bemühen sich um einen professionellen Ablauf, begrüßen jeden Neuankömmling, bedienen in der Garderobe und hinter der Bar. Bis 21:30 Uhr sind etwa 50 Jugendliche eingetroffen, bis 22:15 Uhr sind es bereits 150 junge Menschen, die sich auf der Tanzfläche tummeln. In dem abgedunkelten Raum mit den bunten Lichtern wird gelacht, gegrölt, gesungen und sich angenähert, während der stete Strom an neuen Partygästen nicht abreißt. Immer mehr Jugendliche hören von der Party und stellen sich in die Schlange, die sich vor dem Gebäude gebildet hat. Mittlerweile sind deutlich mehr als jene 150 Menschen in dem Bau, welche behördlich zugelassen sind. Doch die Stimmung ist so gut, niemand denkt daran, der „Spielverderber“ zu sein. Also wird fleißig weiter Eintritt bezahlt, Getränke ausgeschenkt und Musikwünsche entgegengenommen. Gegen 23 Uhr ist die Zahl der 12 bis 20-jährigen Partygäste auf fast 400 gewachsen und es wird eng auf der Tanzfläche. „Ich habe gesehen, dass schon viel los ist und ich habe mich gefragt, wie viele Menschen in diesen Raum passen“, wird Amanda, ein Mädchen, das auf der Party war, später berichten, „aber all meine Freunde waren schon dort! Die vielen Leute haben mich nicht abgehalten. Es macht mehr Spaß mit mehr Leuten, dachte ich.“

In der Zwischenzeit haben sich auch vier andere Jugendliche zu der Party aufgemacht – eine Gruppe bestehend aus dem 19-jährigen Arian, zwei 18-Jährigen, Davin und Said, und dem 17-jährigen Nedim, alle gebürtige Iraner, die seit mehreren Jahren in Schweden leben. Die Gruppe ist den Partyveranstaltern bekannt – besonders gut können sie diese jedoch nicht leiden, viele der anderen Jugendlichen halten besonders die Arian, Davin und Said für eine „Gang“. Zudem sind alle drei bereits vorbestraft: neben Diebstählen, Raub und Körperverletzung sogar wegen versuchten Mordes. Der jüngste der Gruppe passt mit seinem eher unauffälligen Wesen augenscheinlich nicht dazu, doch Nedim kennt Said aus dem gemeinsamen Wohnhaus und blickt beinahe ehrfürchtig zu ihm und seinen Freunden auf. Der 17-Jährige möchte wirklich gerne dazugehören, einer „ihrer Leute“ sein und so zögert er nicht lange, als der Anführer der Gruppe vorschlägt, sich diese Party mal näher anzusehen.

In dem Backsteingebäude in Backaplan drängen sich die Vier um ca. 23:15 Uhr die enge Treppe hoch, an den Wartenden vorbei, immer näher in Richtung des dröhnenden Basses und der Nebelschwaden, die vom DJ-Pult aus durch den Raum wabern. Oben angekommen wirft Arian einen abschätzigen Blick auf einen der jungen Veranstalter, der die Kasse im Eingangsbereich übernimmt. Die Gruppe verlangt Einlass – allerdings ohne den geringen Eintritt bezahlen zu wollen. „Tut mir leid, Mann“, der Bursche hinter dem Kassentisch schüttelt den Kopf, „jeder bezahlt hier Eintritt! Ihr genau so, wenn ihr rein wollt.“ Diese „Respektlosigkeit“ will sich die Gruppe nicht bieten lassen und ein Streit beginnt, zu dessen Ende die alles verändernden Worte fallen: „Ich werde diese Party zerstören!“ Ob dem jungen Veranstalter an der Kasse zu diesem Zeitpunkt klar ist, wie ernst Said seine Drohung meint? Er sieht ihnen kurz hinterher, als sie sich umdrehen und die enge Treppe Richtung Ausgang hinuntergehen, bevor er von den nächsten Gästen in der Schlange den Eintritt kassiert und ihnen viel Spaß auf der Feier wünscht.

Wieder auf dem Parkplatz vor dem Gebäude angekommen, beraten sich die vier jungen Männer. Irgendwie möchten sie sich rächen – aber wie? Da hat der Anführer eine Idee, die anfangs nicht erahnen lässt, wie folgenschwer sie sein wird: Nedim, der jüngste der Halbstarken, soll sich endlich einmal beweisen. Er soll zeigen, dass er es verdient, in der Gang aufgenommen zu werden! Und die Idee ist ja auch recht harmlos: Nedim soll alleine zurückgehen, den Eintritt bezahlen und dann die hintere Türe zur Disco von Innen für die drei anderen öffnen. Nedim zögert nur kurz – eigentlich erscheint ihm dies keine schwere Aufgabe. Und dann ist er endlich einer von ihnen! Gesagt, getan. Tatsächlich wird Nedim, mit Dutzenden anderen neuen Partygästen, hereingelassen. Drinnen beginnt er sich umzuschauen und entdeckt, obwohl der Notausgang nicht vorschriftsmäßig beleuchtet ist, schnell die hintere Türe neben dem DJ-Pult. Der 17-Jährige drängt sich durch die feiernde Menge auf der Tanzfläche – die Musik ist schnell, laut und ansteckend. Nebelschwaden ziehen über den Linoleumfußboden und die bunten Lichter erhellen stroboskopartig die lachenden Gesichter der ausgelassenen Jugendlichen. Als Nedim durch die Notausgangstüre in das Treppenhaus schlüpft und das blühende Leben auf der Tanzfläche hinter sich lässt, steht er unerwarteterweise vor den hier aufgestapelten Tischen und Stühlen. Irgendwie schafft er es dennoch, mit einiger Mühe darüber hinweg zu klettern und läuft die Treppe hinunter, um seinen drei Freunden die Eingangstüre auf der Rückseite des Gebäudes zu öffnen. Als sie jedoch zu viert zurück auf die Tanzfläche wollen, gestaltet es sich aus dieser Richtung als unmöglich, über die Möbel an die Notausgangstüre zu kommen. Sie müssen feststellen: der ursprüngliche Plan geht nicht auf. Ein paar Minuten stehen sie verärgert vor diesem Problem – aber so leicht wollen sie die anderen Jungs nicht davonkommen lassen. Um etwa 23:25 Uhr besiegelt Said schließlich das Schicksal von fast 400 jungen Menschen, die nichtsahnend nur wenige Meter entfernt ihr unbeschwertes Leben genießen: Er nimmt sich ein wenig herumliegendes Papier und eine Holzlatte aus dem Stapel der Tische und Stühle und zückt sein Feuerzeug. „Lasst uns ein Feuer legen“, grinst er.

Auf der Tanzfläche herrscht indes eine großartige Stimmung. Amanda blickt auf den Moment zurück: „Der DJ verkündete, dass jetzt ein Lied für uns Mädchen kommt und alle lachten, als es begann: The Boy Is Mine von Brandy & Monica.“ Es ist ca. 23:35 Uhr, der Beat beginnt, die Musik schwillt an und Amanda und ihre Freundinnen geben alles, tanzen, als ob es kein Morgen gäbe. Zwei andere Mädchen am Rande des Tanzbodens bemerken unterdessen plötzlich einen beißenden Geruch. Riecht es hier nach Rauch? Ja, sie riechen es beide, jetzt ganz deutlich! Verunsichert winken sie den DJ zu sich heran, während das Lied weiterläuft und die Menge mitgrölt. „Hier brennt etwas!“, schreien sie ihm über den Lärm hinweg zu. Der DJ schaut sich auf seinem Pult um – vielleicht ist eines seiner Geräte überhitzt? Als er jedoch nichts feststellen kann, beschließt er von der Bühne zu steigen und sich die Sache genauer anzusehen. Links von ihm, genau neben seinem Pult, fällt ihm plötzlich die Notausgangstüre auf. Kommt da etwa schwarzer Rauch unter dem Türspalt durch? Instinktiv greift er nach dem Türgriff, um nachzusehen – und verbrennt sich daran die Hand. Die Tür geht auf und ein folgenschwerer technischer Fehler trägt zu dem schrecklichen Ausmaß der Tragödie bei: das automatische Schloss, das die Türe eigentlich selbständig wieder verschließen sollte, funktioniert nicht. Warme Luft von der Tanzfläche wird durch die ebenfalls geöffnete Ausgangstüre am Ende der Treppe in das Stiegenhaus gesogen. Der DJ reagiert schnell und tut sein Bestes. Er steigt zurück auf das Pult, schaltet die Musik ab und spricht in das Mikrofon: „Da drüben brennt es. Bitte verlasst das Haus. Kein Grund zur Panik, nehmt es locker, aber bewegt euch bitte Richtung Ausgang.“ Die Partygäste sind verwundert – ist das ein Scherz? Ein Junge springt auf die Bühne und beginnt spaßhalber zu rappen, was dazu führt, dass einige Jugendliche auf dem Weg zum Ausgang sich doch wieder interessiert umdrehen. Und noch immer kommen mehr und mehr Gäste an und quetschen sich durch den 60 cm breiten Spalt, den der Tisch in der Eingangstüre frei lässt, in die Partylocation. Der DJ greift wieder zum Mikrofon, drängt darauf, dass die Lage ernst ist. Langsam wird immer mehr Jugendlichen doch mulmig. Das Feuer knistert inzwischen seit 10 Minuten – und seitdem die Türe geöffnet wurde, wird es stetig mit Sauerstoff genährt. Immer mehr schwarzer Rauch entwickelt sich und dringt in den Partyraum ein. Dort ist es heiß und als sich die warmen Gase mit dem Sauerstoff vermischen, wird das Feuer durch den entstandenen Überdruck geradezu durch die hintere Tür, vorbei an dem DJ-Pult, in den Partyraum gesogen. Als den fast 400 Jugendlichen dies klar wird, bricht eine unvorstellbare Panik aus. Alle stürmen gleichzeitig von der Tanzfläche durch die schmale Passage zur Eingangstüre, von der aus noch immer Menschen die Location gerade erst betreten. Die Jugendlichen im Inneren haben das Gefühl, die Türe sei gar nicht geöffnet – wieso kommt hier niemand raus? In Wirklichkeit ist der Durchgang schlichtweg zu schmal, die Menschen drängen in zwei entgegengesetzte Richtungen und kaum jemand schafft es über den Kassentisch, der hinter der Eingangstüre steht. Die Jugendlichen in der vordersten Reihe Richtung Ausgang werden von den Hunderten hinter ihnen gegen das Möbelstück und den Türrahmen gedrückt – der rettende Ausgang wird durch Körper über Körper praktisch verstopft. Dann fällt plötzlich das Licht aus, eine der Lampe explodiert und nur noch die Flammen des immer näher kommenden Feuers erleuchten die panisch verzerrten Gesichter. Spätestens ab diesem Moment kann keiner der Jugendlichen mehr klar denken, Angst bestimmt ihre Gedanken und Taten. Amanda erinnert sich: „Alle schrien, alle traten sich gegenseitig und robbten zum Ausgang. Dann begannen die Kämpfe.“ Wer zu Boden fällt, wird ausweglos niedergetrampelt. Die Mädchen werden an den langen Haaren gepackt, panisch versuchen sich andere daran hoch- oder weiter nach vorne zu ziehen, während das Feuer erbarmungslos seine Opfer fordert. In mehreren „Schichten“ liegen die Jugendlichen bereits eingepfercht übereinander – Tote zwischen Lebenden, Lebende unter Toten. Der ätzende Rauch und der Geruch von verbranntem Fleisch schnüren den ums Überleben Kämpfenden die Kehle zu.

Inzwischen hat der entstandene Überdrück in dem Raum einige Fenster gesprengt, andere wurden von den Jugendlichen eingeschlagen. Die Fenster liegen teilweise in 6 Metern Höhe, doch viele der jungen Menschen schauen noch nicht einmal hinaus, bevor sie springen und damit ihr Leben retten können. Andere haben weniger Glück. In dem kleinen Raum in der Nähe der Eingangstüre, der als Garderobe genutzt wird, lässt sich das Fenster nicht öffnen. Mindestens 20 Jugendliche werden später hier gefunden, gestorben an einer Rauchgasvergiftung.

Um 23:42 geht ein Anruf bei der schwedischen Notrufzentrale ein, 7 Minuten später erreicht der erste Feuerwehrwagen Backaplan – der Mitarbeiter der Notrufzentrale musste erst die Adresse der Mazedonischen Gesellschaft herausfinden, die der aufgeregte Anrufer nicht genau wusste. Im Laufe der nächsten Minuten wird auch der Rettungsdienst verständigt und über die potentiell 400 Opfer informiert. Am Brandort angekommen zählt jede Sekunde und jedes Leben: Die Feuerwehrleute versuchen nicht den Brand zu löschen, ein Unterfangen, das Stunden dauern könnte, sondern erst so viele Jugendliche wie möglich zu retten. Um ebenfalls gleichzeitig schnell und wirkungsvoll helfen zu können, nehmen die Rettungskräfte nach dem „Load And Go“-Prinzip so viele Verletzte in ihren Krankenwagen mit wie es nur geht und bringen sie auf direktem Weg ins Krankenhaus – Ladung um Ladung.

Die Feuerwehr versucht vor Ort zuerst den direkten Weg über die Eingangstüre in den Partyraum zu nehmen und wird dort mit einem Pulk aus Menschen, die übereinander in dem schmalen Durchgang feststecken, konfrontiert. Es ist ein schrecklicher Anblick: Junge Menschen, teilweise tot, teilweise ohnmächtig, teilweise verzweifelt und vor Schmerz um Hilfe schreiend, hängen in dem einzigen Ausgang fest, den es für sie aus diesem Inferno gibt. Die holzvertäfelte Decke leitet die Flammen durch den gesamten Raum, die Eingangstüre, in dessen Rahmen sich der Pulk aus Menschen befindet, ist bereits abgebrannt. Die Feuerwehrleute können kaum erkennen, wo in diesem Haufen ein Mensch anfängt und ein anderer aufhört. Sie ziehen gemeinsam mit anderen Ersthelfern einen nach dem anderen heraus, egal ob tot oder lebendig. Teilweise sind es Geschwister der Partygäste und andere Überlebende, die eine Kette bilden und so mithelfen, 70 - 100 Jugendlichen das Leben zu retten. Von außerhalb wird indes versucht eine lange Feuerwehrleiter an die hohen Fenster zu lehnen, doch der zuständige Feuerwehrmann findet auf dem Boden unter dem Fenster zuerst kaum Platz, die Leiter abzustellen. Alles ist voller verletzter, verbrannter Körper ...

Neben den Einsatzkräften sind gegen Mitternacht auch einige Eltern und Familienangehörige vor Ort – viele versuchen verzweifelt ihre Kinder zu erreichen, doch die Handys innerhalb des Gebäudes klingeln, ohne dass jemand abhebt. Andere Eltern nehmen bereits die leblosen Körper ihrer Liebsten entgegen, die nach draußen getragen werden – so auch Moas Vater.

Insgesamt verlieren in dem Brandanschlag 63 Jugendliche ihr Leben. Die Todesopfer sind zwischen 12 und 20 Jahre alt. Weitere 214 Jugendliche erleiden teils schwere Verletzungen. Die Überlebenden sowie die Angehörigen der Opfer sind massiv traumatisiert.

Um kurz nach 2 Uhr morgens des 30. Oktobers 1998 wird der Brand für gelöscht erklärt und die Polizei übernimmt den Brandort und startet die Untersuchungen. Schnell wird verkündigt, dass es sich höchstwahrscheinlich um Brandstiftung handelt, doch die Suche nach den Tätern geht nur wenig erfolgversprechend voran. Anfangs entsteht das Gerücht, es handle sich um eine rassistisch motivierte Tat – viele der Partygäste stammen aus Familien mit Migrationshintergrund. 2.000 Befragungen führt die Polizei in den kommenden Monaten mit bis zu 1.500 Personen durch, bis im Dezember schließlich eine Belohnung in Höhe von 3 Millionen SEK (ca. 270.000 €) für Informationen zu den Tätern geboten wird. Danach gehen endlich Nachrichten ein, die auf die vier „Gang-Mitglieder“ hinweisen. Alle vier werden im Januar und Februar 2000 verhaftet, im April angeklagt. Die Reihen hinter den Anklagebänken im Gericht bleiben leer – vermutlich fürchten die Familienmitglieder der Angeklagten den Zorn der Hinterbliebenen. Der Prozess findet zudem in keinem normalen Gerichtssaal statt, zu viele Opfer gibt es bei dieser Tat, sodass eine Halle umfunktioniert werden muss. Obwohl nur einer der jungen Männer zugibt, wie das Feuer entstanden ist, werden alle vier verurteilt. Jene drei Jungen, die zum Zeitpunkt der Brandstiftung 18 bzw. 19 Jahre alt waren, bekommen Haftstrafen zwischen sieben und acht Jahren wegen schweren Mordes. Der zum Zeitpunkt der Tat 17-Jährige wird zu drei Jahren in einer geschlossenen Jugendbetreuung verurteilt, ebenfalls wegen schweren Mordes.

Auch gegen die vier jungen Veranstalter erhebt die Staatsanwaltschaft zunächst Anklage: man wirft ihnen vor, fahrlässig gehandelt zu haben, als sie die 400 Menschen in den dafür zu kleinen Partyraum ließen und den Notausgang mit den Tischen und Stühlen versperrten. Doch die Eltern der Opfer sprechen sich deutlich gegen eine Strafverfolgung der vier Jungen aus – diese hätten genug gelitten. So wird die Anklage fallen gelassen.

2008 wird am 10. Jahrestag des Brandes ein Denkmal aus Granit enthüllt, auf dem die Namen aller 63 Todesopfer in Gold eingraviert sind. Es steht genau vor dem Backsteingebäude in Backaplan, in dem sie ihr Leben verloren hatten. Blumen, Kerzen und Kuscheltiere liegen am Fuße der dunklen Steinwand. Jedes Jahr gibt es seit dem Brand einen Erinnerungsmarsch. Die Familien der Verstorbenen, die Freunde, die Überlebenden – sie kommen dann hierher, um der Toten zu gedenken. Auch wenn die Erinnerung schmerzt, sind sie sich einig: Niemals werden sie ihre „Engel“, wie die verlorenen Kinder, Geschwister und Freunde von vielen genannt werden, in Vergessenheit geraten lassen.

Kapitel 2

Im Namen des Herrn

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S

ara Svensson krallt sich am Lenkrad fest.

---ENDE DER LESEPROBE---