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Die Eltern der Zwillinge Alexa und Tina gehören zu den sogenannten Turmagenten. Eines Tages nehmen sie die Kinder mit zu einem Auftrag nach Berlin und das Abenteuer beginnt: Die gemeinen feindlichen Agenten probieren alles, um sich den Turm der Turmagenten unter den Nagel zu reissen. Schaffen es Tina und Alexa, den Turm zu verteidigen?
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Seitenzahl: 170
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Caroline Altherr lebt mit Schwester und Eltern in einem kleinen Dorf in der Schweiz. Die im Jahr 2009 geborene Schülerin liebt es, Geschichten zu schreiben, Bücher zu lesen und Gummibärchen zu essen. Sie drückt die Schulbank in der Kantonsschule Limmattal in Urdorf. Die Figur Tina, die von ihr erfunden wurde, besitzt viele Eigenschaften, die Caroline hat oder sehr gerne hätte - aber nur manchmal. Beispielsweise macht auch sie sich nicht so viel aus Hunden, liebt dafür Katzen.
Julia Altherr ist im Jahr 2011 geboren und Carolines Schwester. Sie schreibt und liest ebenfalls sehr gerne, ausserdem liebt sie Pferde und reitet. Sie wäre sehr gerne so sportlich wie die von ihr erfundene Alexa und hätte gerne ein Haustier - egal ob Hund oder Katze... Eigentlich schreibt und liest sie lieber Fantasy, vor allem Harry Potter, doch die Turmagenten fand sie von Anfang an sehr cool!
Turmagenten 1- Agentenschwestern legen los!
Turmagenten 2- Spinnen in Spanien -> In Bearbeitung
Für unsere zauberhaften Testleserinnen Linn, Juline und Jessica. Ihr seid fantastisch!
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Epilog
Es war kurz nach Mitternacht. Die kleine Familie stieg in ihr übertrieben dunkles Auto und fuhr langsam auf die holprige Landstraße. Rundherum war es stockdunkel. Kein Stern war zu sehen und der Vollmond verschwand gerade hinter einer Wolke. Es hätte perfekt zu einem Gruselfilm gepasst. So ähnlich war es ja auch…
Draußen war es sehr still, im Auto allerdings war es aber alles andere: Alexa Miller erkundigte sich bei ihrem Vater, warum Zwölfjährige denn zu jung wären, um ein Auto zu steuern: „Wofür hast du es mir denn sonst beigebracht?“ Ihr Vater erklärte nur: „Du kommst ja nicht mal ans Gaspedal!“ Das ließ Alexa sich nicht gefallen. Sie kletterte nach vorne und drückte ihren Fuß aufs Gaspedal. Als sie zurückkletterte, hörte Tina, Alexas wenige Minuten ältere Zwillingsschwester, sie leise murmeln: „Lahme Schnecke!“ Ihre Mutter erklärte streng: „Trotzdem darfst du nicht fahren, ich war eh dagegen, dass Papa dir das beibringt!“ „Menno!“ Aus dem Kofferraum kam ein klägliches Miauen. „PUMMEL! Was ist denn los?!“, fragte Tina erschrocken. Zu Alexa sagte sie: „Kannst du deinem Hund mal Vernunft beibringen?“ Sie war sehr genervt.
Eine große, dicke und graue Katze kam nach vorne geschossen und schmiss sich auf Tinas Schoss und aus dem Kofferraum drang nun ein lautes Winseln vom Schäferhund Welpen Daisy, Alexas Hund, der traurig war, dass er Pummel nicht nach vorne folgen konnte. „Was ist das denn für ein Lärm?“, fragte Ella Miller, die Mutter der Kinder. „Kannst du deinem Kater mal sagen, er solle aufhören, ständig über die Sitze zu springen?“ „Er ist eben auch aufgeregt und neugierig auf den Turm, genau wie ich!“ Nun schmollten beide Kinder.
Es war nicht sehr neu für sie, dass es in ihrem Auto so turbulent zu und her ging, nein, es war normal für sie. Der Turm, auf den sie wollten, war ein sehr spezieller Turm: Er gehörte Agenten. Und genau solche Agenten waren sie.
Zumindest die Eltern, die Kinder noch nicht.
Theo und Ella hatten einen Sonderauftrag erhalten und mussten sofort nach Berlin.
Darum hatten sie den Kindern erlaubt, die Schule zu schwänzen. Es war schließlich das erste Mal. Der Auftrag würde nur höchstens eine Woche dauern, so würden sie nicht allzu viel verpassen. Mittlerweile brach die Dämmerung herein. Tina war in ein Buch vertieft, Alexa schmollte immer noch, hörte Musik und sah aus dem Fenster. „Ich freu mich schon total auf Onkel Freddy!“, meinte Tina, als sie von ihrem Buch aufsah. Onkel Freddy war der Chef aller Agenten, die in diesem Turm arbeiteten und war außerdem noch Papas Bruder. Ihre Mutter reichte den Zwillingen je einen riesigen Schokoriegel. „Euer Frühstück!“, bemerkte sie lächelnd. Etwas Schokolade klebte zwischen ihren Zähnen. Alexa verschlang ihn sofort, Tina aber genoss den Riegel. Auch sonst waren sie sehr verschieden.
Haar- und Augenfarbe, Hobbies, Essensvorlieben (außer Schokolade) und Charakter; einige der vielen Unterschiede der Mädchen. Allerdings waren beide groß und schlank. Während Computerfreak Tina eher ruhig, schlau und meistens drinnen war, war die wilde, freche und mutige Alexa meistens draußen anzutreffen. Aber mit ihren Tieren verbrachten wiederum BEIDE sehr viel Zeit.
Pummel und Daisy verstanden sich allerdings nicht so gut wie die Zwillinge; im Gegenteil!
„WOW! An welcher Stadt fahren wir vorbei?
Das sieht ja voll cool aus“, meinte Alexa, die immer noch aus dem Fenster sah. Sie hatte die Silhouette einer riesigen Stadt entdeckt.
„Weiss nicht“, Theo zuckte mit den Schultern.
„Auf jeden Fall sind wir in etwa 20 Minuten in Berlin.“ „Der Turm steht am anderen Ende der Stadt. Wir müssen dann noch um Berlin fahren.
Er steht in einem Park, ein Teil davon ist privat, in diesem steht der Turm, der andere nicht. Da dürfen auch andere, ganz normale Menschen rein“, erklärte Ella den Zwillingen. Alexa schmunzelte: „Wenn wir keine normalen Menschen sind, was sind wir dann? Vielleicht Ausserirdische?!“ Sie schnitt eine Grimasse und piepte albern herum, so wie es Ausserirdische in ihrer Fantasie taten. Tina seufzte, verdrehte die Augen und schloss ihr Buch. Bei diesem Lärm hatte es eh keinen Zweck zu lesen.
„WOW!!! Ist das der Turm???“, hauchte Tina ungefähr eine Stunde später, als sie ein riesiges Bauwerk erblickte. Wehmütig fragte Alexa, ob sie nun eeeendlich fahren dürfte, schliesslich war weit und breit keine andere Menschenseele zu sehen. Ihre Eltern überlegten und wenn sie das taten, war die Antwort schon klar und zwar lautete sie NEIN.
Alexa stopfte sich einen Kaugummi mit Eisteegeschmack in den Mund und blies eine riesige Blase. Das beruhigte sie immer, wenn ihre Eltern nervten, was leider nach ihrem Geschmack viel zu oft passierte. Doch dieses Mal viel die Antwort ihrer Eltern anders aus, Alexa durfte die letzten hundert Meter im privaten Park fahren. Allerdings musste sie auf dem Schoss ihres Vaters sitzen. „Für alle Fälle.“ Zwar nervte das Alexa tierisch: „Ich kann doch auch ALLEINE fahren!“, aber sie freute sich trotzdem riesig. Ihr Vater hielt kurz an und Alexa kletterte nach vorne. Tina öffnete schon einmal das Fenster. Etwas Angst hatte sie vor der bevorstehenden Fahrt schon, Alexa fuhr wie die Wilde, aber das würde sie niemandem sagen, schon gar nicht ihrer verrückten Zwillingsschwester. Alexa fuhr aber, weil sie dieses Mal von ihren Eltern überwacht wurde, ganz normal und langsam, sodass Tina das Fenster bald wieder schliessen konnte. Nur das Parken, das musste Theo übernehmen.
Nun stand der Turm direkt vor ihnen. Er war ein imposantes Bauwerk, Tina schätzte ihn auf etwa zwanzig bis fünfundzwanzig Meter ein.
Unten war er wohl noch etwas älter, dort war der Turm aus einer altmodischen Mauer, die an die Ritterburg erinnerte, in der Tina letztes Jahr mit ihrer Klasse war. Das riesige Tor war aus dunklem Holz und verziert mit vielen kleinen, schnörkeligen Schnitzereien. Es schien mindestens zehn Zentimeter dick, vermutete Alexa. Oben war der Turm dann sehr modern, vermutlich aus Beton, und hatte wenige Fenster, nur ganz oben gab es eine Reihe verspiegelter Scheiben. Die Familie stieg aus dem Auto. Draussen war es angenehm warm, nicht so wie im Auto, in dem es sehr stickig gewesen war. Pummel sprang nun auch aus dem Auto, stiess ein verängstigtes Quieken aus, war wie der Blitz wieder im Auto und zitterte stark, wahrscheinlich roch er andere Katzen.
„Pummel kann andere Katzen nicht ausstehen“, klärte Tina Alexa auf. „Das gilt übrigens auch für Daisy...“ „Wie, seit wann ist Daisy eine Katze?!“ Alexa spielte die Ratlose, allerdings wusste sie genau, dass Pummel ihren Hund nicht ausstehen konnte. „Theo, weisst du zufällig, wo der Schlüssel ist?“, wurden die Beiden von ihrer Mutter unterbrochen. „Ich könnte schwören, dass er in meiner Hosentasche ist!“ Tina schmunzelte: Eigentlich war es ihre Mutter, die alles wie ihren Augapfel hütete, sicherlich noch nie etwas verloren hatte, und nun hatte sie einen Schlüssel verlegt... Besser gesagt, die billige Kopie eines Schlüssels, die Onkel Freddy ihnen vor einigen Wochen geschickt hatte. Theo öffnete den Kofferraum und durchsuchte Ellas Handtasche. Schliesslich, ganz unten, wurde er fündig. Sie scheuchten den sich wehrenden Pummel aus dem Auto und liessen Daisy raus, dann schlossen sie es ab und gingen auf das grosse Portal zu, den Schlüssel gezückt.
Innen sah es anders aus, als es sich Alexa vorgestellt hatte. Es sah viel weniger altmodisch aus als draußen aber trotzdem sehr gemütlich: Ein mittelgroßes, hässliches, knallrotes Sofa aus Leder, das sehr bequem aussah, stand in der Mitte des runden Raumes vor einem sehr modernen Flachbildfernseher.
Gegenüber der Tür begann eine große Treppe und ein alter Bartresen war auch noch zu sehen. Auf den ersten Blick sah dieser aus wie neu, aber beim genauen Hinsehen sah man, dass das dunkle, alte Holz nur neu poliert worden war. Neben dem roten Ledersofa stand ein großer, grüner Ohrensessel, der eher altmodisch wirkte. Ein riesiges, dunkelblaues Sofa stand in der Nähe des Sessels, auf dem zwei weinrote Seidenkissen lagen. Neben einem Klavier waren drei auberginefarbene Plastikstühle mit je einem weißen Kissen. Auf der Bar standen einige eingestaubte Weinflaschen und einige zum Glück nicht eingestaubte Getränke- und Teedosen. Weiter oben standen zwei Bonbongläser mit Bonbons in allen erdenklichen Farben. Tina schmiss sich auf das rote Sofa. „Oh, ist das BEQUEM!“, freute sie sich. Alexa hingegen raste bereits die Treppe hoch. Erstaunt stellte sie fest, dass die Treppe mit der Zeit immer schmaler und steiler wurde. Hundert Stufen später, was bei Alexa etwa dreißig Sekunden dauerte, bemerkte diese, dass es eine Wendeltreppe war. Hinter sich hörte sie die Schritte ihrer Eltern und Alexa legte mit der Geschwindigkeit noch etwas mehr zu. Endlich war ein Ende in Sicht.
Alexa fegte mit einem Endspurt die Treppe hoch und kam in einem vielleicht fünf Meter langen Flur zum Stehen. So ein Spurt war für sie Alltag, und kostete nur sehr wenig Energie.
Dann sah sie ihn: Onkel Freddy. Er war groß, seeehr rundlich, hatte einen Dreitagebart und dunkle, rötliche Haare. Er sah nicht so aus wie einer der Agenten aus den Filmen, die die Schwestern so gerne sahen, nein, eher wie ein liebenswürdiger Onkel, der zu viel Schokolade gegessen hatte. Alexa war wieder in Bewegung: Wie der Blitz rannte sie auf ihn zu, grinste ihn an und schloss ihn in ihre Arme. Als sie fünf wurde, hatte sie ihn das letzte Mal gesehen. Nun kamen auch die anderen. Tina schnaufte wie ein Walross, fand Alexa, obwohl das nicht ganz stimmte. Onkel Freddy stutzte: „Alexa, du hast ja zwei verschiedene Augenfarben! Ist mir, als du fünf wurdest, gar nicht aufgefallen...“ „Da war ich ja noch klein!“, sagte sie, als würde das alles erklären und verdrehte ihre Augen, eines grün, wie die von Tina, eines eisblau, wie die ihrer Mutter.
Etwas später erfuhren Tina und Alexa den Grund, warum Onkel Freddy nicht gerade der Schlankeste war: In seinem Büro wimmelte es nur so von Gummibärchen und Lakritzbonbons.
Als Tina hereintrat, knackte es plötzlich unter ihrem Schuh. Vor Schreck schrie sie kurz auf, beruhigte sich aber wieder, als sie sah, worauf sie stand: auf einem halb aufgegessenen Cookie! Mit einem verschmitzten Grinsen öffnete Onkel Freddy eine Schreibtischschublade und reichte jedem ein Stück Schokolade. Ella, die Gemüse viel lieber mochte als Süsses - abgesehen von Schokolade - sah Freddy entrüstet und sehr streng an. Ihr gefiel Freddys Ernährungsweise nicht ganz so gut wie ihren Töchtern. Theo grinste und langsam verwandelte sich dieses Grinsen in ein albernes Lachen, in welches seine Töchter mit einfielen. Ella betrachtete die drei stirnrunzelnd und biss nachdenklich in ihr Stück Schokolade. Die Caramelstückchen zerflossen auf ihrer Zunge. Sie liebte diesen Geschmack. Dass beide Kinder gleicher Meinung waren, war sehr selten. Dass ihr Mann auch noch die gleiche Meinung vertrat, war fast schon ein Wunder. Nach einem fröhlichen Gespräch mit Onkel Freddy gingen alle zusammen runter, denn in der Bar befand sich eine Falltür, deren Leiter in einen kleinen Raum mit unebenen Steinwänden und einer hölzernen Bank führte. Gegenüber der Bank befanden sich einige Schließfächer aus schwerem Metall. „Das ist die Garderobe zur Turnhalle“, erklärte Onkel Freddy. Dann berichtete er noch, wo man einen Schlüssel für die Schließfächer und Ersatzturnklamotten herbekam. Durch eine eicherne Tür gelangten sie in eine Turnhalle, welche hölzerne Wände hatte und einen normalen Turnhallenboden.
Nur die Größe war ungewöhnlich: Die Halle war mindestens so groß wie vier normale Turnhallen. Eine Tür gegenüber führte in den halb so großen, vollgequetschten Materialraum. Dann gingen sie wieder nach oben, ein Stockwerk über Freddys Büro. Dort befand sich ein schönes Klassenzimmer. Es war rund und hatte einige, von aussen vermutlich verspiegelte, Glasscheiben. Vor jedem Fenster stand ein Zweiertisch, im Ganzen konnten 12 Schüler darin unterrichtet werden. Onkel Freddy erklärte: „Hier drin werdet ihr in eurer Zeit im Turm unterrichtet.“ Als er die entsetzten Gesichter der Mädchen sah, fügte er schmunzelnd hinzu: „Keine Angst! Dienstag habt ihr Deutsch und Mathe, aber sonst nur Agentenfächer, am Freitag ist es immer unterschiedlich, je nach dem, wo ihr am meisten Hilfe benötigt. Ihr habt drei Stunden am Tag Schule, die Nachmittage sind frei. Eure Lehrerin heißt Roxanne, ihr Vater kommt aus England.“ „Was denn für Agentenfächer?“, fragte Tina. Das Wort Agentenfächer betonte sie besonders, dieses Wort war selbst für sie, ein Wörterbuch auf zwei Beinen, neu. „Das werdet ihr schon bald erfahren... Ach ja, welche Ausrede habt ihr eigentlich zum Schwänzen benutzt?“ Onkel Freddy hob die Augenbrauen, genauer gesagt, versuchte er es, es funktionierte nur bei der linken Braue. Die Rechte zuckte nur komisch herum. Das sah ziemlich lustig aus. Prustend verkündete Alexa: „Windpocken!“
Die Erwachsenen redeten noch ein bisschen langweiliges Zeugs, dann fuhren sie zum Hotel.
Es war nur ein paar Minuten vom Turm entfernt und nicht besonders groß. Sie bogen um eine Kurve und dann sah man es auch schon: Ein schönes, weißes Haus, an dem unten der Putz schon ein bisschen abbröckelte.
Das Haus hatte pastellgelbe Fensterläden, eine eher neu wirkende, graue Tür und ein schräges Dach mit roten Dachziegeln. Im Ganzen sah das wahrscheinlich sehr alte Haus ziemlich gemütlich aus. Drinnen wurden sie von einer höflichen aber müde wirkenden Frau mittleren Alters begrüßt: „Willkommen im Hotel Sonnenschein“, gähnte sie, „ich bin Petra Seiler, seid ihr Familie Miller?“ „Ja genau“, antwortete Ella. Nach einer kurzen Besprechung zeigte Frau Seiler ihnen die beiden Zweibettzimmer, in welche sie sich dann aufteilten. Theo und Ella nahmen Zimmer Nummer 10, die Mädchen bekamen Zimmer 13. Vom Zimmer der Mädchen aus konnte man, wenn man sich weit hinausbeugte, den Agententurm sehen. Der Raum hatte nicht sehr viele Möbel: Es gab einen großen Schrank, zwei Betten mit gelben Tagesdecken, zwei Nachttische und einen Stuhl. An der Wand zwischen den beiden Betten hing ein Bild, auf dem sich ein Mond in eine Sonne verwandelte.
Alexa nahm das Bett auf der Seite des Mondes, welches näher an der Tür war, Tina die Seite der Sonne. Nachdem das geregelt war, packten sie ihre Reisetaschen aus. Am Vorabend hatten sie keine Zeit gehabt, groß zu überlegen, was sie mitnehmen wollten, darum merkte Alexa zu ihrem Schrecken erst jetzt, dass sie aus Versehen einen Winterpullover eingepackt hatte, obwohl es Anfang Mai war und seit Tagen nur noch die Sonne schien. Tina lachte ihre Schwester deswegen aus, verstummte aber schnell, weil sie merkte, dass sie keine gleichen Socken dabei hatte und normalerweise achtete sie IMMER darauf, dass sie keine verschiedenen Socken an hatte, doch nun hatte sie keine andere Wahl. Jetzt lachte auch Alexa, denn sie wusste, dass ihre schlaue, aber vor allem ordentliche Schwester sich jetzt fragte, wie ihr das hatte passieren können...
Nachdem sich die Mädchen beruhigt hatten und dann auch fertig waren mit Auspacken, gingen sie mit ihren Eltern ein Restaurant suchen, in dem sie zu Mittag essen konnten, schließlich war es jetzt 11 Uhr und sie hatten heute erst einen Schokoriegel gegessen. Aber jetzt merkte man mal wieder, wie verschieden die Zwillinge waren: „Können wir Sushi essen gehen?“ „Nee, lieber Pizza!“ „Seit wann isst du kein Sushi mehr, Alexa?“, schaltete sich Ella ein.
„Ich habe nicht gesagt, dass ich Sushi nicht mehr mag, aber Sushi ist so ... fischig“, maulte Alexa. „Also magst du's nicht!“, stellte Tina fest.
„Aber der Sushi Laden ist hier wahnsinnig teuer, zu Hause gehen wir dann wieder zum Japaner“, meinte nun auch Theo, der mit gerunzelter Stirn die Karte las. Tina sah ebenfalls auf die Speisekarte. Alexa grinste triumphierend, während Tina beleidigt zu sein schien. Später einigten sie sich dann auf Burger.
Nachdem jeder seinen Burger gegessen hatte (und die Mädchen auch noch jeweils eine Kugel Erdbeereis gemampft hatten), machten sie sich wieder auf den Weg zum Turm, dieses Mal zu Fuß. Die immer sportliche Alexa schlug auf dem Weg dorthin mehrmals hintereinander ein Rad, Tina wurde schon beim Zusehen schlecht. „Wie kannst du, nachdem du so viel gegessen hast, auch noch Räder schlagen?“, erkundigte sie sich bei ihrer Schwester. Als sie den Turm erreichten, wartete schon jemand in der Eingangshalle auf sie. Alexa, die mal wieder als Erste angekommen war, musterte sie neugierig: Die Frau hatte langes, schwarzes Haar und tippte auf ihrem Handy herum, darum bemerkte sie Alexa nicht. Sie trug eine modische, aber auch sehr lockere Lederjacke über einem hübschen, eng anliegenden, knielangen Kleid, welches ebenfalls schwarz war. Nun tauchten auch Alexas Eltern und Tina hinter ihr auf. „Hallo Roxy“, begrüßte Theo die Frau. Tina und Alexa verstanden beide, was ihr Vater meinte: Diese Frau, mit den schicken und gleichzeitig coolen schwarzen Klamotten war ihre Agentenlehrerin. Die Schwestern sahen sich an: So hatten sie sich ihre Lehrerin nicht vorgestellt, es war aber auch irgendwie cool, so eine Lehrerin zu haben… „Roxy ist meine Cousine“, erklärte Theo. „Und das ist wirklich unsere Lehrerin Roxanne...?“, fragte Tina, wurde aber von Roxanne unterbrochen. „Ihr könnt mich Roxy nennen! Übrigens würde ich sagen, dass ich eine eher strenge Lehrerin bin!
Das sagen zumindest einige Schüler, ich glaube aber nicht, dass ich sooo streng bin...“, sie grinste kurz, „Aber ich bin trotzdem eine gute Zuhörerin, ihr könnt mir alles sagen und es bleibt GEHEIM!“, meinte sie, „ich würde ja noch gerne weiterreden, muss aber noch etwas erledigen. Bis später!“ „Sie ist cool!“, freute sich Tina. „Stimmt!“, fand auch Alexa.
Mal wieder passierte das Seltene, dass die Zwillinge sich ausnahmsweise mal einig waren.
„Aber sie sagte, sie sei streng...“, meinte Alexa.
Sie waren sich also doch nicht ganz einig!
Während ihre Eltern mit Freddy in den Computerraum über ihrem Klassenzimmer verschwanden, erkundeten die Zwillinge die Turnhalle. Die ausgeliehenen Turnkleider hatten sie schon angezogen und waren nun in der Halle. Alexa wollte unbedingt in den Materialraum gehen, um diesen ausgiebig zu erkunden. „Nee, danke! Der ist sicher so voll, dass man über das Meiste klettern muss“, protestierte Tina. Sie war sehr unsportlich, und hatte eigentlich gar keine Lust auf die Turnhalle, sie war nur ihrer Schwester zuliebe hinuntergestiegen. Doch Alexa hörte nicht auf ihre Schwester und rannte in Richtung Materialraum davon. „Tina, du hast recht, hier ist wirklich alles vollgestellt!“, hörte sie etwas später Alexas gedämpfte Stimme aus dem Materialraum. Danach folgte ein Keuchen.
„Yeah! Ich bin auf diesen ungefähr zwei Meter hohen Kasten geklettert... Wow, hier gibt es ja riesige Hüpfbälle...“ So ging das noch eine Weile weiter. Die Stimme Alexas wurde nach und nach leiser. Plötzlich hörte Tina ihre Schwester weit hinten aufschreien: „WAS ist DAS???“ Alexa hatte ganz hinten im Raum etwas gefunden: einen Schrank aus Holz. Das war zwar nichts Besonderes, aber er wurde von einem riesigen, dicken Vorhängeschloss verschlossen. Zwar war Alexa neugierig, was sich hinter der Schranktür befinden könnte, aber sie wusste, dass sie dieses Vorhängeschloss niemals würde aufmachen können. Es sei denn, man hätte den Schlüssel...