U.S.S. Victory - Edgar Lüden - E-Book

U.S.S. Victory E-Book

Edgar Lüden

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Beschreibung

Die Menschen haben den Weg in das Weltall gefunden. Sie reisen bereits seit einigen Jahren zu einigen Sternsysteme der Umgebung. Doch bisher sind sie noch keiner anderen Spezies begegnet. Doch dann sendete eine Deep-Space-Sonde ein Signal von einem großen Reich. Darum macht sich die U.S.S. Victory auf den Weg, um den ersten Kontakt herzustellen. Doch plötzlich stellt sich bei der Reise heraus, dass die Menschen nicht so einsam sind, wie es bisher den Anschein gemacht hat. Und nicht alle sind über eine Begegnung mit den Neuen erfreut.

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Seitenzahl: 397

Veröffentlichungsjahr: 2023

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U.S.S. Victory

Vorwort1. Die Beförderung2. Kurzer Aufenthalt3. Erste Freunde4. Unannehmlichkeiten5. "Auf Nummer Sicher"6. Böse Überraschung7. Eine Abkürzung?8. Interessanter Fund9. Herber Verlust10. Überrumpelt11. Landurlaub12. Ein guter Anfang13. Bauarbeiter14. Gekonntes Manöver15. Andere Länder, andere Sitten16. Konfrontation17. Zwischen Hoffen und Bangen18. Freund oder Feind19. Neuigkeiten20. Nachtwache21. Gefährliche Begegnung22. Vor Gericht23. Ursprünge24. Zwischenfälle25. Zur Abwechslung mal freundlich26. Gestern ist morgen27. Letzter Urlaub28. Unerwartete Verstärkung29. Der lange Weg nach Hause30. EntscheidungsschlachtAnhang - SchiffeImpressum

Vorwort

Als 1998 die erste Deep-Space-Sonde mit Ionenantrieb von der Erde gestartet wurde, war es nun möglich, den tiefen Raum zu erkunden. Dieses Antriebsprinzip ermöglichte es, die Strecke von der Erde zum Mars in einem Drittel der bisher benötigten Zeit zurückzulegen. Es sind zwar immer noch immense Zeitdimensionen, die überbrückt werden müssen, hier liegt jedoch der Grundstein der Erforschung der Galaxie. Auf diese Tatsache baut dieses Buch auf. Der von den Schiffen für die Unterlichtgeschwindigkeit genutzte Antrieb ist eben solch ein Ionenimpulstriebwerk.

Jetzt könnten einige Wissenschaftler und auch Leser sagen, dass die Lichtgeschwindigkeit die höchstmögliche Geschwindigkeit ist. Das ist eine Behauptung, die sich in gewisser Weise abschwächen lässt. Zum einen wurden bereits Prozesse entdeckt, die auf ein höheres Tempo als das Licht hinweisen. Desweiteren sind bereits einige Bereiche der Relativitätstheorie von Albert Einstein selbst angepasst worden. Außerdem hielten es vor wenigen Jahrzehnten die Menschen noch für völlig unmöglich, schneller als der Schall zu fliegen. Hier kann man mit den Spekulationen ansetzen. Zum jetzigen Zeitpunkt stehen uns nur unzureichende Energiequellen zur Verfügung. Der Umstand kann sich jedoch in naher Zukunft dahingehend ändern, dass die Wissenschaft die Möglichkeit einer kontrollierten, kalten Kernfusion entdeckt. Die Chancen hierfür stehen gar nicht so schlecht, wie einige von Ihnen denken werden, denn bereits jetzt werden bereits zwei solcher Reaktoren betrieben, einer davon in Deutschland, der andere in Großbritannien. Dann stehen weitaus größere Energiepotentiale offen, als bei der Verbrennung von fossile Brennstoffen und Atomreaktoren.

Aufgrund der oben genannten Aspekte möchte ich Ihnen die Geschichte meiner Geschichte etwas näher bringen. Schließlich sollen Sie nicht haltlos durch dieses Buch stolpern, sondern sich gemütlich der Lektüren widmen können.

Der Anfang beginnt wie in unserer bekannten Zeitlinie, mit dem Start des Sputnik durch die UdSSR. Hier wurde der Grundstein für die Neugier auf die Erforschung und Besiedlung des Weltraumes gelegt. Es schließen sich die bekannten Fortschritte wie Mondlandung, MIR-Raumstation, I.S.S. Alpha, Marserkundungsmissionen und die Satelliten, die unser Sonnensystem durchquerten, an. Und auch der bereits erwähnte Start der Deep-Space-One ist von herausragender Bedeutung. Ab jetzt begeben Sie sich mit mir in den Bereich der Since-Fiction, denn aus diesem Grund haben Sie sicherlich dieses Buch gekauft. Wundern Sie sich jedoch bitte nicht darüber, dass ich in der Vergangenheit schreibe, denn vom Standpunkt des Buches aus, ist dies alles schon passiert.

Im 2039 startete der erste Kleinreaktor den Dauerbetrieb mit kalter Kernfusion. In den kommenden Jahren gelang immer mehr Ländern, diese Technologie zu reproduzieren. Über Jahre hinweg wurde sie so weit aufbereitet, dass die globale Energieversorgung der Menschheit auf fossile Brennstoffe und Atomkraftwerke verzichten konnte. Nachdem das Problem der umweltfreundlichen Energiequelle mit einem fast unbegrenzten Energiepotential gelöst war, musste nun eine Möglichkeit gefunden werden, die Welt vor einer Katastrophe zu bewahren. In einer Vollversammlung der UNO, die als die längste und letzte in die Geschichte einging, wurden wichtige Resolutionen gefasst. Diese Sitzungsreihe begann am 05.03.2084 und endete am 16.12.2084. Es wurde beschlossen, dass die Entwicklung von Fusionswaffen auf der Erde verboten wurde. Die Nationalstaaten als solche sollten zwar noch erhalten blieben, aber als Erdallianz zusammengeschlossen wurde. Hier wurde der Grundstein für die Befriedung der Erde gelegt. In den kommenden Jahren kam es zwar immer wieder zu kleinen Streitigkeiten zwischen verschieden Nationalstaaten, sie wurden jedoch weniger. Im Jahr 2158 ist der letzte terrestrische Krieg zwischen zwei Nationen der Welt verzeichnet worden. Nachdem auf der Erde Frieden eingekehrt war, konzentrierte die Menschheit seine volle Energie auf die Suche nach neuen Lebensräumen auf der Erde. Hier musste das Problem der Überbevölkerung zuerst angegangen werden. Aus diesem Grund wurde versucht, den Meeresgrund bewohnbar zu machen. Am 21.05.2186 wurde die erste Unterwasserkolonie gegründet. Ihr folgten viele nach.

Durch die Wissenschaft und Technik wurden am 14.07.2259 nach intensiver Forschung auf der Erde und im Weltall die ersten Schwerkraftgeneratoren entwickelt, wodurch die Raumschiffe ohne Rotationsmechanismen auskommen konnten. Ein Nebenprodukt waren Anti-Graph-Generatoren. In den folgenden Jahren wurden Kolonien auf Mond und Mars errichtet. Da die Rohstoffen auf der Erde langsam zu Ende gingen, wurden Minen auf den Asteroiden im Asteroidengürtel und den Monden von Jupiter und Saturn errichtet. Die Ionenimpulstriebwerke waren an der Grenze ihrer Belastbarkeit angelangt. Die Wege wurden allmählich zu lang, um mit dieser Fortbewegungsart zurückgelegt zu werden. Es wurden verschieden Antriebsmodelle versucht. Dabei versprach die Nutzung des Fusionsplasmas die größten Erfolge. Im Jahr 2284 wurde das erste Raumschiff mit Langzyklus-Fusionstriebwerken ausgestattet und auf einen Testflug gesandt. Nach einer 6 Monate dauernden Reise kehrte Deep-Space-Two von seiner ersten interstellaren Reise zurück. Das Schiff war zum Sternsystem AlphaCentauri geflogen.

Nun beginnt diese Geschichte. Thomas Edward Corrighan wurde am 25.05.2302 geboren. Als er sich entschied, der Flotte der Erdallianz beizutreten, begann gerade die Erforschung des Weltalls durch die Erde. Er war zu diesem Zeitpunkt 10 Jahre alt. Die ersten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems waren real entdeckt und erforscht. Einige wurden sogar schon von Menschen betreten. Die Bevölkerung der drei Kolonien im Sonnensystem war begeistert von den Ergebnissen dieser Expeditionen. Es gab jedoch auch Enttäuschung darüber, dass noch keine anderen bewohnten Planeten entdeckt wurden. Aus diesem Grund sandte man Langstreckensonden aus, um einen größeren Teil der Galaxie in einem kürzeren Zeitraum zu erforschen.

Jetzt kennen Sie die Vorgeschichte des Buches. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Halten Sie bitte Ihren Geist offen für viele überraschende Dinge. Denken Sie bitte daran, dass dies passieren kann, aber nicht muss. Jeder Mensch sollte sich sein eigenes kleines Bild von der Zukunft unseres Planeten machen, damit er nicht ganz die Hoffnung verliert. In dieser Geschichte können sie meine Phantasie bestaunen.

1. Die Beförderung

Zehn Fähnriche haben sich in ihrer Paradeuniform in der vom Licht durchfluteten Empfangshalle des Flottenhauptkommandos eingefunden. Sie ist etwa 50 m lang, 20 m breit, 30 m hoch und hat je eine Glasfront nach Süden, Osten und Norden. Der Fußboden und die Säulen sind mit weißem Marmor verkleidet. Im Westen schließt sich das vierstöckige Verwaltungsgebäude mit Unterkünften und den Trainingsbereichen an. Man kann die einzelnen Gänge erkennen, da die beiden Gebäudeteile ebenfalls von einer Glaswand getrennt werden. Die Anwärter stehen in einer Reihe vor dem Admiral. Thomas Edward Corrighan ist einer diesen. Er ist 27 Jahre alt. Mit einer Größe von 1,74 m ist er zwar relativ klein, aber für einen Jagdflieger in dem engen Cockpit ist das kein Nachteil. Durch das ständige Training und die vielen Flüge ist er gut durchtrainiert. Seine braunen Haare sind kurz geschoren. Sein Barett hat er, wie die anderen Bewerber auch, auf der linken Seite unter sein Schulterstück geschoben. Er überlegt, wie er es geschafft hat, in so kurzer Zeit hierher zu kommen. Nachdem er 18 Jahre alt geworden war, hatte er sich in der Akademie der Flotte der Erdallianz eingeschrieben. Seine Eltern waren strikt dagegen gewesen. Sie wollten ihn zu einem Arzt machen. Ihrer Meinung nach war dies ehrenwerter, als ein Soldat. Er wollte aber nicht für fünf oder mehr Jahre in einer Universität sitzen und sich über die Einzelteile des menschlichen Körpers Vorträge anhören. Außerdem war er in der Schule in Biologie nie gut gewesen. Es hat ihn einfach nicht interessiert. Dafür war er in Mathematik, Physik und Sport ein Ass. Darum setzte er sich über die Meinung seiner Eltern hinweg. Nach vier Ausbildungsjahren schloss er erfolgreich ab und wurde als Fähnrich in den aktiven Dienst übernommen. Zuerst war er, als Auszeichnung für seine guten Ausbildungsergebnisse, für ein Jahr auf der Erde im Ehrenkommando des Flottenhauptkommandos. Da waren seine Eltern schon ein kleines bisschen Stolz auf ihren Sohn. Vor allem waren sie aber froh, dass er sie häufig besuchen konnte. Dann kam seine Zeit, wo er auf dem Mars und dem Jupitermond Io stationiert war. Zuletzt wurde er einem Geschwader auf dem Gefechtskreuzer ‚U.S.S. Galaxie‘ GK-12215 zugeteilt. Nach insgesamt fünf Dienstjahren hatte er sich um die Stellung eines Geschwaderführers beworben. Er selbst hatte sich wenige Chancen ausgemalt. Normalerweise brauchte man sich frühestens nach 10 Jahren darüber Gedanken zu machen. Doch sein kommandierender Offizier hatte ihm zu diesem Schritt geraten. Wie es scheint, hat er ihn im Hintergrund auch an die Akademie empfohlen. Nun steht er hier und hört sich die Ansprache von Admiral Chakter, einem hoch gewachsenen grauhaarigen Mann Ende vierzig, an. Dieser steht vor den Frauen und Männern. „Nach eingehender Überprüfung der eingereichten Leistungen sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass sie die aussichtsreichsten 10 Kandidaten der 350 Bewerber dieses Jahres für die Beförderung zum Lieutenant Junior-Grad und damit zum Geschwaderführer sind. Es wird keine zusätzlichen Schulungen geben. Sie sollten in ihrer Dienstzeit genügend Erfahrungen vor allem in Taktik aber auch Personalführung gemacht haben, schließlich sind fast alle bereits stellvertretende Geschwaderführer. Zwischen ihnen und diesem Aufstieg stehen lediglich zwei Wochen mit täglichen Prüfungsflügen. Für die Lösung der gestellten Aufgaben steht ihnen, wie im wahren Leben, nur ein Versuch zur Verfügung. Alle Prüflinge absolvieren die gleichen Flüge parallel. Sollten sie bei einem Einsatz scheitern, konzentrieren sie sich auf den nächsten. Machen sie das Beste aus den Situationen, denen sie gegenüber stehen werden. Zeigen sie uns ihre Einsatzbereitschaft und die Fähigkeit, ein Kampfgeschwader der Streitkräfte der Erdallianz zu befehligen. Lassen sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Die Flotte ist, wie sie wissen, erst im Aufbau. Dennoch stehen nur drei Stellen in diesem Jahr zur Verfügung. Das Oberkommando will sicher stellen, dass nur die allerbesten Piloten und Taktiker in der Befehlshierarchie aufsteigen. Dabei will es keine Ja-Sager, sondern vollwertige und selbstständig arbeitende Offiziere. Sehen sie diesen Anspruch als Herausforderung. Ihnen wird während ihrer Zeit im Flottenhauptquartier je ein Führungsoffizier zugewiesen. Dieser teilt ihnen alle Termine und Befehle für den nächsten Flug mit. Dadurch sind sie von der Suche nach ihren Terminen entlastet. Außerdem werden einige Prüfungen sehr plötzlich stattfinden, denn sie sollen sehr dicht an der Realität ablaufen. Es wird also auch Alarmstart-Situationen geben. Somit gibt es auch Missionen, die völlig unvorhergesehen sind. Ich wünsche ihnen allen viel Erfolg.“ Ein Captain tritt hervor und befiehlt den Fähnrichen, dass sie auf ihre Quartiere wegtreten sollen. In drei Stunden ist die erste Prüfung angesetzt. Tom geht in seinen Raum, den er mit einem weiteren Prüfling teilt, und packt seine Sachen aus. Dann legt er sich noch kurz auf das Bett, um sich ein wenig auszuruhen. Seine letzte Mission, ein fünfstündiger Patrouillenflug, hatte er erst kurz vor seiner Abreise zu fliegen. Das ist jetzt gerade einmal 2 Tage her. Den kleinen Shuttle, mit dem er hier angereist ist, musste er auch noch alleine fliegen, weil die ‚Galaxie’ keinen weiteren Piloten entbehren konnte. So hatte er kaum Möglichkeiten, zur Ruhe zu kommen. Nachdem er seinen Wecker gestellt hat, versucht er noch ein wenig zu schlafen. Tom steht in Fliegermontur vor dem Flugsimulator. Ein grauer, fensterloser Kasten. Seine Stützen wirken irgendwie komisch. Sie sollen ein reales Bewegungsverhalten im Flieger erzeugen. Das Ganze sieht aber eher wie eine überdimensionale Spinne aus. Dass es jedoch wirkt, weiß Thomas noch aus seiner Zeit auf der Akademie. Auf der Außenhaut steht in großen Buchstaben: FÄHNRICH Thomas ‚Wasp’ CORRIGHAN. Hier wird er in den nächsten Tagen auf Herz und Nieren geprüft. Diese Aussicht behagt ihm nicht besonders. Er fühlt sich ein wenig unwohl. ‚War es richtig, sich hier zu bewerben? Kann ich den Anforderungen genügen‘, schießt es Tom durch den Kopf. Es sind noch zwanzig Minuten Zeit bis zum ersten Flug. Ein Lieutenant-Commander tritt neben ihn. Tom mustert ihn kurz. Er hat blondes Haar, scheint ca. 30 Jahre alt und etwa 1,80 m groß zu sein. „Diesen Höllenritt habe ich schon hinter mir. Ich bin Lt.-Com. Hesting und auf der ‚U.S.S. Victory‘ stationiert. Für die Prüfungen bin ich ihnen als Verbindungsoffizier zugeteilt. Ich werde die Termine und die Befehle für die Flüge übermitteln.“ „Guten Tag. Ich bin Fähnrich Corrighan.“ Tom salutiert und Lt.-Com. Hesting erwidert den Gruß. „Das habe ich mir schon gedacht. Schließlich stehen sie in Fliegerkombi vor dem Flugsimulator. Ihr Call-Sign ist Wespe? Hoffentlich sind sie nicht so stachelig, wie es ihr Rufname vermuten lässt.“ „Nur Feinden gegenüber. Wespen wissen genau, wen sie angreifen müssen und wen nicht.“ „Da haben sie bestimmt Recht. Und dennoch sind sie sehr nervös.“ „Wie kommen sie darauf?“ „Sie kauen sich schon die ganze Zeit auf der Unterlippe herum.“ „Bin ich so leicht zu durchschauen?“ „Durchschaubar würde ich es nicht nennen. Es ist aber auffällig. Sie sollten sich nicht so viele Gedanken darüber machen, was kommen könnte. Auf ihrem Schiff hatten sie schließlich auch keine Gelegenheit, darüber nachzudenken, was als nächstes passiert. Wenn sie mit dieser Einstellung an diese Sache herangehen, kann ihnen nicht all zu viel zustoßen.“ „Vielen Dank für den Hinweis. Welchem Bereich sind sie auf der ‚Victory‘ zugeteilt?“ „Ich bin der Leiter der Sicherheitsabteilung und dritter Wachoffizier. Kommen wir nun zu ihrem ersten Auftrag. Sie haben einen Angriff auf ein Nachschubschiff eines Gefechtskreuzers abzuwehren. Dabei ist besonderes Augenmerk darauf zu richten, dass kein Schuss, egal ob versehentlich von ihrer Staffel oder dem Gegner, auf die ‚U.S.S. Essex‘ VS-3589 abgefeuert werden darf. Die ‚Essex‘ ist ein älteres Schiff. Die Außenhaut ist bereits stark geschwächt. Ein Treffer würde genügen, um das Schiff zu zerstören. Seine Ladung besteht aus Treibstoff und Munition für einen Kreuzer. Dadurch besteht eine hohe Explosionsgefahr. Sollte ihr Einsatz scheitern, strandet eines unserer wichtigsten Schiffe in ihrem Sektor und ist verteidigungsunfähig.“ Tom geht in den Simulator. Drinnen setzt er sich in die Nachbildung des Cockpits eines Kampfjägers. Ein Schüler der Akademie, der mit hinein gekommen ist, schnallt ihn an und schließt die Kanzel. Der Kadett verlässt den Simulator und verschließt die äußere Tür. Nun ist Tom allein. Er orientiert sich, um sich schnell zu Recht finden zu können. Hier sitzt er in einem Jäger vom Typ 5. Die einzelnen Schalter und Hebel liegen etwas anders, als in seinem Typ-3-Jäger von der ‚Galaxie‘. Er drückt den Komm.-Knopf. „Darf ich eine neutrale Proberunde drehen, damit ich mich an die Verteilung der Instrumente und Schalter gewöhnen kann?“ „Anfrage genehmigt! Sie kennen die Trainingsflüge sicher noch von ihrer Ausbildung. Sie habe 5 Minuten Zeit. In 10 Minuten beginnt die Prüfung.“ Tom sieht sich plötzlich im freien Raum schwebend. Vor ihm sind verschiedene Ziele. Drohnen, die lagestabil sind, aber auch flugfähige. Er sucht sich eine flugfähige Drohne aus, fliegt an ihr vorbei, sodass sie beginnt, ihm zu folgen. Nach einigen Flugmanövern bringt er sich aus der Zielerfassung der Drohne, sodass er selbst mit der Verfolgung beginnen kann. Wenige Sekunden vor Ende der Probe kann er die Drohne erfassen und zerstören. Genau so schnell, wie er sich im freien Raum gesehen hat, erscheinen die Wände des Flugsimulators wieder vor seinen Augen. Er drückt wieder den Komm.-Knopf. „Ich danke für die Gelegenheit.“ „Sie sollen die optimalen Bedingungen haben. Nicht, dass nachher das Argument kommt, sie hätten sich nicht mit der Technik zu Recht gefunden.“ „Für die Prüfung bitte ich um Verstärkung des Geschwaders von Standardgröße auf 12 Flieger.“ „Da muss ich bei der Prüfungskommission nachfragen.“ Aus den Taktikstunden in der Akademie kann er sich an diese ungewöhnliche Verstärkung erinnern. Sie ist aber so selten, dass er es in seinen Einsätzen, die er in den 4 Jahren geflogen ist, nie erlebt hat. Es knackt in den Kopfhörern. „Die Prüfungskommission war überrascht, genehmigte aber die Anfrage. Warten sie bitte einen Moment, wir müssen die Konfigurationen anpassen. Der Start verschiebt sich um etwa 15 Minuten.“ Kurz Zeit später sieht er sich auf einem Versorgungsstützpunkt. Es stehen 11 Jäger und die ‚Essex‘ auf dem Hangardeck. Für den Start ordnet er einen offenen Verband an, um sicher in den Orbit zu gelangen. Die Kampfflieger starten zuerst und schwenken in einen niedrigen Orbit ein, der noch innerhalb der Planetenverteidigung liegt. Als der Transporter aufgeschlossen hat, befiehlt er im dichten Verband an jede Seite des Versorgungsschiffes je einen Jäger. Weiterhin sichert er das Schiff mit je drei Jägern als Vor- und Nachhut. Damit verlassen sie den Orbit und nehmen Kurs auf den Kreuzer. Nach der Hälfte der Strecke stößt die Vorhut auf ein unbekanntes Minenfeld. Er befiehlt einen Ausweichkurs, der den Konvoi nahe an einem Gasriesen mit einem Ringsystem vorbei führt. Er ordnet eine erhöhte Aufmerksamkeit an. Kurz danach greifen fünf Raumpiraten den Konvoi von hinten an. Sie starteten von einem Mond, den sie infolge der Kursänderung passieren mussten. Hierdurch wird der Rest der Schiffe nahe an das Ringsystem gedrängt. Plötzlich tauchen Jäger auf, die zwischen den Meteoriten der Ringe gewartet haben. Tom führt zwei Jäger der Vorhut und zwei Sicherungsjäger zum Gegenangriff an. Nachdem die Gefahr gebannt ist und die Piratenschiffe entweder zerstört sind oder sich zurückziehen, beordert er alle an ihre Plätze zurück. Er gruppiert jedoch so um, dass die leicht beschädigten Schiffe die nahe Deckung und die Unbeschädigten die weitere Absicherung übernehmen. Der letzte Teil der Strecke verläuft störungsfrei. Nachdem die ‚Essex‘ an den Gefechtskreuzer an­ge­dockt hat, ist die Simulation beendet. Der Rekrut öffnet das Cockpit und schnallt Thomas ab. Als er den Simulator verlässt, wartet bereits sein Führungsoffizier davor auf ihn. „Das war eines der ungewöhnlichsten Manöver dieser Aufgabenstellung. Sie sind der erste Prüfling, der in dieser Situation sein Geschwader verstärkt und so die ‚Essex‘ sicher zum Kreuzer geleitet hat, seit die Aufgabe Bestandteil der Prüfung ist. Das hat bei den Prüfern Eindruck gemacht.“ Lt.-Com. Hesting tritt auf ihn zu und drückt ihm die Hand. „Mir war von Anfang an klar“, stellt Tom fest, „dass ein normales Geschwader mit 8 Fliegern nicht ausreichend ist, um ein Versorgungsschiff vor jeglichem Beschuss zu schützen. Ich dachte, dass es die Aufgabe war, dies zu erkennen.“ „Nein. Diese Prüfung hat nur zum Schein eine Aufgabenstellung. Der Auftrag ist nämlich mit einem einfachen Geschwader, wie sie es korrekt festgestellt haben, unlösbar, da dabei mindestens ein Piratenschiff zum freien Schuss gekommen wäre. Dies war auch bei meiner Prüfung der Fall. Und ich war danach ganz schön schockiert. Es soll überprüft werden, wie die Prüflinge mit Stress umgehen. Hier ist also eigentlich das Scheitern die Prüfung.“ „So habe ich den Prüfern also den Spaß verdorben?“ „Das kann man sagen.“ „Dann hätten sie doch die Verstärkung ablehnen können.“ „Mit welcher Begründung hätten sie das tun können? Die Aufstockung ist nach den Handbüchern statthaft, eine Ablehnung könnte das Ergebnis anfechtbar machen. Schließlich kann man nicht offiziell zugeben, dass man die Stressresistenz der Prüflinge testen möchte. Aber auch die Anfrage der Aufstockung sagt etwas aus.“ „Und was?“ „Dass sie auch in Stresssituationen kontrolliert und überlegt handeln.“ „Aha. So habe ich das bisher nicht gesehen.“ „Prüfungen sind aber nun einmal Stress. Und wo wir gerade beim Thema sind. Ihre nächste Prüfung findet morgen um 8:00 Uhr statt. Sein sie pünktlich.“ Damit verabschieden sich die beiden Männer. Tom begibt sich in den Umkleideraum. Seine Mitbewerber sind bereits mit duschen fertig und wundern sich darüber, dass Tom erst jetzt eintrifft. Alle staunen über seinen Erfolg bei der Mission. Nach dem Duschen geht er in die Offiziersmesse, um zu Abend zu essen. Im Anschluss daran begibt er sich ins Bett, um für den nächsten Tag ausgeruht zu sein. In den nächsten Tagen arbeitet er sich erfolgreich durch Aufklärungs-, Kampf- und Begleitmissionen. Er ist, seiner Meinung nach, bei den meisten Aufträgen siegreich. Lt.-Com. Hesting sagt mal mehr und mal weniger zu seinen Leistungen, gibt aber meist eine positive Bewertung der Flugkünste. Mit der Zeit freunden sie sich auch privat an, essen öfter gemeinsam und tauschen ihre Erfahrungen aus. Tom und Chris sind auf dem Weg zu den Unterkünften. „Dein letzter Einsatz ist für morgen 8:00 Uhr festgelegt. Er wird etwa 7 Stunden dauern. Wollen wir vorher gemeinsam frühstücken?“ „Gern. Also, bis morgen.“ Tom legt sich früh zu Bett. Um sieben Uhr treffen sich die beiden. Sie gehen gemeinsam zur Offiziersmesse, essen in aller Ruhe und begeben sich danach zur Umkleidekabine. „Wir sollten uns jetzt gleich verabschieden. Ich werde nicht mehr hier sein, wenn du deinen Auftrag beendet hast. Ich kann dich auch nicht bis zum Gerät begleiten, denn ich muss mich unverzüglich beim Shuttle melden. Ich bin sofort zurückbeordert. Die ‚Victory‘ läuft nach der Aufnahme eines neuen Taktikoffiziers zu einer Mission in unbekannten Raum aus. Wir haben eine kartographische und diplomatische Mission zu erfüllen. Ich wünsche dir Glück und hoffe, dass wir uns einmal wieder sehen werden.“ Sie geben sich die Hand, Chris verlässt den Raum und begibt sich zur Shuttle-Rampe des Hauptquartiers. Tom geht zu seiner letzten Mission. Er nimmt im Simulator Platz. Die Maschinen werden gestartet. Tom hat den Auftrag, einen Konvoi von 10 leichten Transportern zu eskortieren. Die Raumschiffe sind mit Erzen beladen und fliegen vom Jupitermond Io zur Erde. Dabei ist darauf zu achten, dass kein Schiff der Erdallianz von Piraten gekapert wird. Bei diesem Auftrag erweitert er zum zweiten Mal sein Geschwader auf 12 Schiffe. Er ordnet jeden Jäger einem Transportschiff zu. Sie sollen diese eng verteidigen und nicht verlassen. Angreifer sollen von ihnen nicht verfolgt werden. Diese Aufgabe soll den zwei freien Jagdpiloten, also ihm und einem weiteren Piloten, überlassen werden. Diese verbliebenen beiden Jäger fliegen Backbord und Steuerbord des gestaffelten Konvois. Nach dem Start verläuft die Mission ereignislos. Nach 5 Stunden erreicht er mit den Transportern gerade den Asteroidengürtel, als die Kaperschiffe zwischen den Asteroiden auftauchen. Er ordnet die Beschleunigung des Konvois an, damit dieser vor den Angreifern fliehen kann. Der andere freie Jäger und er greifen die Kaperschiffe direkt an. Einige Piraten sind davon so überrascht, dass sie gleich in die Deckung der Asteroiden zurück kehren. Sein Flügelmann und er setzen sich hinter die Kaperschiffe und feuern ohne Zielerfassung auf die Triebwerke. Diese werden durch die Treffer schnell überlastet, sodass sie sich abschalten. Ein Schiff nach dem anderen fällt zurück. 4 Schiffe sind schnell genug und erreichen die Transporter. Dort werden sie jedoch schnell von den jeweiligen Sicherungsschiffen abgefangen und ausgeschaltet. Als sie das letzte Kaperschiff ausgeschaltet haben, schließen sie wieder zum Konvoi auf und postieren sich wieder an ihren alten Positionen. Der Rest des Weges zur Erde verläuft ohne weitere Probleme. Als Tom den Simulator verlassen hat, nickt sein Prüfungsoffizier anerkennend. Nach dem Duschen betritt Tom die Offiziersmesse. Er geht zur Theke und holt sich etwas zum Essen. Dann setzt er sich zu den anderen Bewerbern. Während er sich genüsslich seinem Mahl zuwendet, hört er den anderen zu. Er stellt fest, dass alle mit großen Schwierigkeiten konfrontiert waren. Die meisten seiner Mitbewerber haben die Hälfte oder mehr der Frachtschiffe verloren. Nur einer seiner Kollegen hatte nur zwei Schiffe Verlust, da auch er sein Geschwader aufstockte. Die angespannte Nervosität verfliegt langsam. Es ist jedoch schwierig einzuschätzen, wie gut er sich geschlagen hat. Er ist sich nicht sicher, ob er es geschafft hat, die Prüfungskommission von seinen Fähigkeiten zu überzeugen. Eventuell wird die Aufstockung als Erleichterung gesehen, sodass ein Pilot mit 8 Fliegern und wenigen Verlusten besser bewertet wird, als er. Nachdem er aufgegessen hat, verlässt er die Messe und macht einen kleinen Spaziergang über das Gelände des Hauptquartiers. Er hat dazu während seines Aufenthaltes überhaupt keine Zeit gehabt oder war so erschöpft, dass er schlafen wollte. Wenn er es sich richtig überlegt, hat er das Gebäude überhaupt nicht verlassen. Die zwei Wochen waren doch recht vollgepackt, so dass er kaum Freizeit hatte. Und die hat er meist zum Schlafen genutzt. In den letzten vier Jahren hat sich kaum etwas verändert. Die kleineren Bäume sind um einiges gewachsen. Dies ist jedoch der größte Unterschied zu seiner Kadettenzeit. Zum Abschluss seiner Zeit beim Ehrenkommando war er zum letzten Mal hier. Die Wege sind, wie immer, sauber und ordentlich angelegt. Die weitläufigen Rasenflächen sind von Blumenbeeten durchbrochen. Die Gebäude des Hauptquartiers fügen sich sanft in die Parkanlage ein. Parkbänke laden zum Verweilen ein und ein kleiner Bach durchläuft die Anlage. Jenseits der Parkanlage, die im englischen Stil gehalten ist, kann man den Urwald Zentralafrikas gerade noch sehen. Er hat gerne draußen gesessen und seine Hausaufgaben gemacht oder gelernt. Hier konnte man auch einfach nur vor sich hin dösen. Er schaut sich noch ein wenig um und erinnert sich an die eine oder andere Begebenheit aus seiner Zeit an der Akademie. Es ist ein sonniger warmer Tag. Er nimmt sich vor, wenn hier alles erledigt ist, seine Eltern zu besuchen. Dafür wird sicher Zeit sein. Eventuell hat er sogar Urlaub, sodass er länger bei ihnen bleiben kann. Nachdem er noch einen Kaffee getrunken hat, begibt sich Tom zu einem Besprechungszimmer in der Nähe des Büros des Admirals. Vor der Tür, in einem sterilen, schmucklosen Raum, warten bereits seine Mitbewerber. Er schaut auf die Uhr über der Eingangstür. In zehn Minuten soll die Auswertung der Prüfungsergebnisse beginnen. Er wartet ungeduldig, dass er an die Reihe kommt. Alle werden einzeln hinein gerufen. Wenn sie aus dem Raum wieder heraus kommen, kann man an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, ob sie es geschafft haben oder nicht. Nachdem drei das Zimmer mit einem strahlenden Gesicht und neuen Rangabzeichen in der Hand verlassen haben, kommt Tom als letzter an die Reihe. Er macht sich keine Hoffnung mehr. ‚Ich kann es ja in 5 Jahren noch einmal versuchen’, denkt er. Tom betritt den Raum mit einem flauen Gefühl in der Magengegend. Alle Erwartungen hat er fahren lassen. Eine Beförderung scheint völlig aussichtslos zu sein. Nachdem er salutiert hat, setzt er sich auf den Stuhl vor der Prüfungskommission. Der Vorsitzende beginnt mit der Auswertung der Prüfungstage. „Da jetzt auch die letzte Auswertung vorliegt, ist die Kommission abschließend zu seinem Ergebnis gelangt. Sie haben alle Aufgaben als Jahresbester abgeschlossen. Auch im längerfristigen Vergleich sind schon seit Jahren solche Resultate nicht mehr erzielt worden. Viele ihrer Manöver werden, das steht schon jetzt fest, zukünftig Lehrstoff in der Akademie sein. Ihr außergewöhnliches taktisches Verständnis muss für die Flotte genutzt werden. Aus diesem Grund hat die Prüfungskommission mit Genehmigung des Oberkommandos beschlossen, sie zum Commander zu befördern.“ Admiral Chakter steht auf und bittet Tom zu sich. Der erhebt sich von seinem Sitz und tritt vor den Tisch. Man händigt ihm das neue Offizierspatent und die neuen Schulterstücken aus. Weiterhin bekommt er seine Befehle. „Melden sie sich unverzüglich in der nächstgelegenen Shuttle-Abteilung. Sie sind mit sofortiger Wirkung auf die ‚U.S.S. Victory‘ GK-32271 versetzt. Dort treten sie ihren Dienst als neuer Taktikoffizier an. Es war eigentlich vorgesehen, dass sie, wie alle anderen Prüflinge auch, 3 Wochen Heimaturlaub zur Erholung haben. Den können sie nun leider nicht machen. Das Schiff muss zwingend sofort nach ihrem Eintreffen zu einer wichtigen Mission auslaufen. Alles Weitere wird ihnen Captain Flippson mitteilen. Wegtreten!“ Tom salutiert und tritt vor die Tür. Dort bleibt er vorerst stehen und muss sich sammeln. Er kann es noch nicht fassen, was soeben im Raum des Prüfungsgremiums geschehen ist. Er wurde gerade total überrumpelt. Tom versteht die Welt nicht mehr. Er wurde gerade auf das Flagschiff der Erdallianz versetzt. Kopfschüttelnd begibt er sich zur Shuttle-Rampe, wo bereits ein Schiff der ‚Victory‘ auf ihn wartet. Nun hat er doch keine Zeit, seine Eltern zu besuchen. Er will ihnen jedoch eine Nachricht senden, sobald er auf dem Schiff ist. Sie werden darüber sicher nicht erfreut sein. Schließlich war er zwei Wochen ganz in ihrer Nähe. Der Shuttle hebt sofort ab und steigt schnell über dem Hauptquartier der Flotte der Erdallianz auf. Der Himmel wird erst immer dunkler, bis er plötzlich von blau auf schwarz umschlägt. Die Erde wird immer kleiner, und es kommt der Gefechtskreuzer in Sicht. Er scheint riesig zu sein. Die ‚Galaxie‘ hat er schon so oft von außen gesehen. Die Maße der Schiffe sind identisch, schließlich gehören sie derselben Schiffsklasse an. Dennoch erscheint ihm dieser Gefechtkreuzer wie ein riesiger Klotz. Er ist der erste, für den er als Offizier des Führungsstabes Mitverantwortung hat. Es liegt mit in seinen Händen, ob die Mission Erfolg hat, oder nicht. Das macht ihm schon ein wenig Angst. Sie fliegen auf den Steuerbordhangar zu. Dieses Manöver hat er mit seinem Jäger selbst schon so oft gemacht. Doch als Passagier in diesem Shuttle kommt es ihm vor, als ob er zum ersten Mal in seinem Leben ein Schiff der Erdallianz anfliegt. Er ist total nervös. Was wird wohl auf ihn warten? In die Verwirrung bezüglich der plötzlichen Wendung in seinem Leben kommt Freude auf das überraschte Gesicht von Chris auf. Kaum wird der Transporter aufgenommen, bewegt sich der Kreuzer aus dem Orbit der Erde und geht auf Überlichtgeschwindigkeit. Die Tür des Shuttles gleitet zur Seite. Tom nimmt seinen Seesack, der sich bereits hier befunden hat. Er betritt das Deck des Flaggschiffes und macht sich auf den Weg zum Büro des Quartiermeisters. Auf dem Weg in den Fahrstuhl salutiert er dem Sicherheitsoffizier neben der Tür, erhält jedoch keine Reaktion darauf. Weil der Lift kurz danach auf Deck 9 Sektion 25 hält, hat er keine Zeit, darüber nachzudenken. Das Büro befindet sich genau dem Liftzugang gegenüber. Er tritt ins Büro ein. Dort salutiert er vor dem Offizier und erhält wieder keine Antwort. „Stehen sie bequem. Wer sind sie?“ „Mein Name ist Fähnrich Thomas Edward Corrighan, Sir!“ Der Offizier schaut auf sein Display und sucht eine Weile herum. Dann schaut er wieder auf. „Einen Fähnrich Corrighan haben wir nicht. Wir erwarten einen Commander Corrighan.“ „Entschuldigen sie bitte. Ich bin selbstverständlich Commander Thomas Edward Corrighan. Ich wurde von meiner Beförderung so überrascht, dass ich mich noch nicht an meinen neuen Rang gewöhnt habe.“ „Mit den neuen Schulterstücken an der Uniform wird es ihnen sicher leichter fallen.“ „Das hoffe ich.“ „Merken sie sich aber gleich diese drei Verhaltensregeln auf diesem Schiff. Erstens brauchen sie nicht vor jedem ranggleichen oder ranghöheren Offizier zu salutieren, dem sie über den Weg laufen. Sie haben dies auch nicht von den rangniederen Offizieren und der Crew zu erwarten. Unser Kreuzer ist mit einer Stammmannschaft von ca. 8000 Männern und Frauen besetzt. Sie würden nach dem ersten Tag einen Muskelkater im rechten Arm haben, der sich gewaschen hat. Zweitens ist nach jeder Aussage das Sir überflüssig. Dies ist nur beim Ansprechen erforderlich. Dabei sollten sie darauf achten, dass sie Frauen entweder mit dem Rang oder mit Madam anreden. Drittens sind Vertraulichkeiten zwischen den Crewmitgliedern ausschließlich auf den Privatbereich zu begrenzen. Befreundete Offiziere und Mannschaften haben sich im Dienst mit dem Sie und dem Familiennamen anzusprechen. Haben sie das verstanden?“ „Jawohl!“ „Ich heiße Commander Mitchell Grand. Wenn sie irgendwelche Probleme mit ihrer Unterkunft haben, sollten es Reparaturen oder Abänderungen sein, wenden sie sich ruhig an mich. Ihr Quartier befindet sich auf Deck 37, Sektion 12, Untersektion 46. Hier befinden sich alle Unterkünfte des leitenden Personals. Die Offiziersmesse ist auf dem gleichen Deck in der Sektion 20. Sollten sie sich einmal verlaufen haben, ist das Zurechtfinden recht einfach. Die Decks beginnen am obersten Deck mit der Zählung und die Sektionen am Bug des Schiffes. Weiterhin sind Untersektionen von Backbord nach Steuerbord unterteilt. In jeder Kreuzung der Hauptkorridore ist eine Übersicht des Schiffes mit der jeweiligen Lagebeschreibung in Deck, Sektion und Untersektion angebracht. Ach, wie ich gerade sehe, kommen sie von der ‚Galaxie’. Da sollten sie sich ja hier zu Recht finden. Nachdem sie sich bei meinem Assistenten eine neue Dienstuniform geholt haben, ziehen sie sich bitte um und melden sich danach auf der Brücke. Cpt. Flippson würde sie gern kennenlernen. Immerhin überspringt nicht jeden Tag ein Fähnrich drei Dienstgrade und wird als Taktikoffizier auf das Flaggschiff der Erdallianz versetzt.“ Tom geht in den Nachbarraum und lässt sich seine neuen Uniformen geben. Danach fährt er mit dem Lift zu seinem Quartier. Er betritt es und schaut sich erst einmal um. Es gibt einen großen Hauptraum, der zum Daueraufenthalt geeignet ist. Hier steht mittig vor den Fenstern ein Tisch mit vier Sesseln. Gleich links von der Tür befindet sich ein Schreibtisch mit einem Computerterminal. Auf der anderen Seite ist ein kleiner Küchenbereich mit einem Tresen. Rechts vom Wohnraum befindet sich ein abgeteilter kleinerer Bereich mit einem Bett und einem Schrank. Links davon ist ein weiterer Bereich mit einem Waschbecken und einer Dusche. Es ist nicht mit seiner 3-Mann-Unterbringung und der Gemeinschaftsdusche als Fähnrich auf der ‚U.S.S. Galaxie‘ zu vergleichen. Er legt seinen Seesack auf das Bett. Jetzt macht er sich etwas frisch. Danach befestigt er seine Schulterstücke an der neuen Uniform. Nachdem er sie angezogen hat, verlässt er seine Räume und macht sich auf den Weg zur Brücke. Die Lifttüren gehen zur Seite. Die Türen befinden sich etwa in der Mitte der Backbordwand. Er steht zum ersten Mal in seinem Leben auf der Brücke eines Gefechtskreuzers. Während seines Dienstes auf der ‚Galaxie‘ hatte sich nie eine Gelegenheit ergeben, den Kommandostand zu betreten. Im ersten Augenblick ist er von der Fülle der Instrumente überwältigt. An der Rückwand ist der Sitz des Captains. Er wird von den Plätzen des ersten Offiziers und des Taktikoffiziers flankiert. Neben diesem Sitz befindet sich ein aufklappbares Display mit allen taktischen Anzeigen, angefangen von der Waffenkontrolle bis zur Sensoranalyse von gegnerischen Schiffen. In Flugrichtung befindet sich mittig, über 2/3 der Wand ein Fenster, welches über ein Außenschott versiegelt werden kann. An der linken Seite sind auf sechs Bildschirmen alle Blickrichtungen dargestellt. Auf der rechten Seite befinden sich eine Sternenkarte mit der Position des Schiffes und eine taktische Darstellung der Schiffssysteme. In der Mitte der Brücke sind die Arbeitsplätze der Schiffsstationen in einem Bogen aufgestellt. Alle haben die Möglichkeit aus dem vorderen Fenster zu sehen. Die Crewmitglieder arbeiten im Sitzen und die kommandierenden Offiziere können alles von ihren Plätzen überwachen. Der Captain erhebt sich von seinem Sitz und kommt auf Tom zu. Er salutiert und sagt: „Commander Thomas Edward Corrighan meldet sich wie befohlen zur Stelle.“ „Danke, aber hat ihnen Com. Grand nicht mitgeteilt, dass sie nicht zu salutieren brauchen?“ „Das hat er getan, aber ich hielt es für angemessen, bei meinem Dienstantritt.“ „In Ordnung. Bitte begleiten sie mich in meinen Bereitschaftsraum.“ Sie gehen gemeinsam über die Brücke auf eine Tür zwischen den taktischen Anzeigen zu, die ihm im ersten Moment nicht aufgefallen ist. „Erläutern sie mir bitte, wie sie es geschafft haben, auf die Brücke meines Schiffes zu kommen. Entweder sind sie so gut, wie man erzählt, oder sie haben gute Beziehungen. Was trifft zu?“ „Ich möchte mich nicht selbst loben. Ich kann es mir nicht erklären, warum ich in diese Position befördert worden bin. Sie können den Bericht der Prüfungskommission jeder Zeit einsehen. Mir wurde nur gesagt, dass ich der Jahresbeste gewesen bin. Für eine Auskunft steht ihnen Lt.-Com. Hesting zur Verfügung. Er war mein kommandierender Offizier für den Prüfungszeitraum. Er hat, bis auf den letzten, alle meine Prüfungsflüge gesehen.“ „Gut. Ich werde dies bei passender Gelegenheit in Erwägung ziehen. Nun möchte ich sie in unsere Mission einweihen. Eine Langstreckensonde vom Typ 8 hat in ca. 800 Lichtjahren Entfernung zur Erde den Planeten P5448B4 entdeckt. Er gehört wahrscheinlich zu einem weitreichenden Imperium einer scheinbar aggressiven Rasse. Dieser Eindruck entstand deshalb, weil die letzten übermittelten Signale ein großes Schiff in den Ausmaßen eines Kreuzers zeigten, wie er die Sonde abschoss. Unsere Aufgabe besteht darin, den Erstkontakt aufzunehmen und unter allen Umständen eine Konfrontation mit diesem Volk zu vermeiden. Unsere Reise wird insgesamt ungefähr fünf Jahre in Anspruch nehmen. In etwa zwei bis drei Jahren wird der Stern S5448R10 zu einer Supernova. Da er aus einem gelben Stern mit etwa doppelter Sonnenmasse entstanden ist, rechnen die Wissenschaftler damit, dass aus ihm ein Neutronenstern wird. Wir haben die zusätzliche Order, auf dem Weg dorthin alle Sternsysteme zu kartographieren und mit intelligenten raumfahrenden Spezies Kontakt aufzunehmen. Für die Crew ist der letzte Teil die einzige Mission. Die Zeit ist gerade hinreichend für den Hinflug. Es wird also keine langen Zwischenstopps geben. Gemäß Befehl dürfen nur die kommandierenden Wachoffiziere von dem Kontakt wissen. Ich habe bisher nur den Ersten und Dritten Offizier, und nun sie, davon in Kenntnis gesetzt und ich erwarte von ihnen, dass dies bis zum Zusammentreffen mit dem Imperium auch so bleibt. Sie merken, dass sie in der Führungsebene eines Schiffes mehr Verantwortung zu tragen haben, als bei einer Kampffliegerstaffel. Fühlen sie sich diesen Anforderungen gewachsen?“ „Darf ich ganz offen sprechen?“ „Bitte!“ „Mir ist noch nicht ganz klar, was in meiner neuen Position von mir verlangt wird. Ich bin noch jung und hoffe, von ihnen und dem ersten Offizier unterstützt zu werden. Was die Geheimhaltung des Auftrages angeht, sehe ich jedoch keine Schwierigkeiten.“ „Sehr gut. Ich glaube, dass ihr Talent in taktischen Angelegenheiten ihnen helfen wird, sich auf dem Schiff zu Recht zu finden. Was die Unterstützung angeht, können sie sich darauf verlassen, dass sie in einigen Jahren in der Lage sein werden, einen Platz auf dem Captainssessel eines Kreuzers übernehmen zu können. Begleiten sie mich bitte jetzt auf die Brücke, ich möchte ihnen die Führungsoffiziere der Brückencrew vorstellen.“ Sie verlassen das Büro des Captains und stellen sich vor das Aussichtsfenster. „Dies ist der neue Taktikoffizier Com. Thomas Edward Corrighan. Er wurde uns heute vom Hauptquartier zugeteilt. Seine Laufbahn wird einige von ihnen überraschen, da er vom Fähnrich direkt zum Commander befördert wurde. Bitte unterstützen sie ihn am Anfang seiner Dienstzeit, so gut es eben möglich ist. Er hat sich nicht um diesen Posten bemüht, sondern wurde ohne sein Wissen hinein gedrängt. So ist das nun einmal im Militär. Es sollte sich niemand von ihnen in seiner Beförderung übergangen fühlen. Com. Corrighan hat die richtige Qualifikation speziell für diesen Auftrag.“ Dann wendet sie sich an Tom. „Nun möchte ich ihnen die Brückenmannschaft vorstellen. Dort hinten sitzt der erste Offizier Com. Friedrich Brender. Auf den fünf Plätzen in der Mitte sitzen von rechts nach links der Sicherheitsoffizier und dritte Befehlshabende Lt.-Com. Christian Hesting, daneben an der Kommunikation Lt. Melanie Edwards, dann die Wissenschaftsstation mit Lt.-Com. Philipp Collins, gefolgt von der Navigation durch Jr.-Lt. Frank Paul und abschließend der Steuermann Fähnrich Donald McPowell. Dies ist die Stammmannschaft mit den Führungsoffizieren. Jeder hat in den anderen zwei Schichten einen Vertreter. Vor allem in Krisensituationen haben sie es mit diesen Personen zu tun. Ich bitte sie, sich mit der Besetzung bekannt und sich ihre Fähigkeiten nutzbar zu machen. Das ist alles für heute. Sie können die Brücke verlassen. Machen sie sich mit dem Schiff vertraut. Ich möchte nicht, dass sie verloren gehen oder in schwierigen Situationen sich nicht zu Recht finden. Morgen früh haben sie die erste Wache.“ „Ist es möglich, dass mich Lt.-Com. Hesting auf dem ersten Rundgang begleitet?“ Der Captain schaut den Sicherheitsoffizier an und nickt kurz. „Im Moment dürften keine Sicherheitsprobleme auftauchen, wir befinden uns im Raum der Erdallianz.“ Tom und Chris gehen gemeinsam in den Lift. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du der neue Taktikoffizier der ‚Victory‘ bist?“ „Woher sollte ich denn das wissen?“ „Hätte doch sein können, dass sie dir so etwas früher mitteilen.“ „So nett waren sie nicht. Ich habe es erst erfahren, nachdem du abgeflogen bist. Als ich den letzten Test erfolgreich abgeschlossen hatte, wurde mir die Beförderung durch die Prüfungskommission mitgeteilt. Dabei wurden mir auch erst die neuen Befehle übermittelt. Anscheinend hatte jedoch mein Ergebnis der letzten Prüfungsaufgabe keinen Einfluss mehr auf diese Entscheidung. Immerhin wusstest du bereits, dass ihr einen neuen taktischen Offizier bekommt.“ „Ich ahnte jedoch nicht im Geringsten, dass du das sein könntest. Jetzt brauchen wir jedoch nicht mehr zu befürchten, dass wir uns lange nicht sehen werden.“ „Das stimmt schon. Ich hätte nur gern meine Eltern besucht. Jetzt muss ich ihnen diesen Schlamassel auch noch irgendwie erklären.“ Sie fahren zur Krankenstation, damit Tom seinen Routinecheck durchführen lassen kann, der nach Dienstantritt auf einem neuen Schiff Vorschrift ist. Nachdem er von Com. Smith untersucht wurde, begeben sie sich zum Startdeck der Jagdflieger. Chris zeigt ihm seinen Jäger und sein Shuttle. „Diese Schiffe sind dir für Kampfeinsätze oder diplomatische Missionen zugeteilt. Deine Aufgaben auf dem Kreuzer bestehen nicht nur in der taktischen Beratung des Captains, sondern auch aus Erstkontakten und der Direktverteidigung des Schiffes. Du solltest dir beim Assistenten von Commander Grand noch deine Fliegerkombi und die Paradeuniform abholen. Danach habe ich Dienstschluss und wir könnten uns auch die Erholungsmöglichkeiten ansehen. Wir treffen uns in einer Stunde vor deinem Quartier.“ „Warte noch einen Augenblick. Also meine Uniformen und die Kombi habe ich schon. Aber ich weiß nicht, ob ich den Quartiermeister richtig verstanden habe. Wenn wir unter uns sind oder Freizeit haben, kann ich du und Chris zu dir sagen, wenn wir jedoch im Dienst und mit anderen Leuten zusammen sind, müssen wir sie und den Familiennamen benutzen?“ „Genau richtig. Mach dir keine Sorgen, du bekommst das schon hin. Auf der Brücke hast du es schließlich schon richtig gemacht.“

2. Kurzer Aufenthalt

Die ‚U.S.S. Victory‘ schwenkt in den Orbit um AlphaCentauri 3 ein. Der Gasriese scheint in seinen Ausmaßen gigantisch zu sein. Tom ist nun schon zum 3. Mal hier, aber die tief blaue Farbe dieses gigantischen Planeten fasziniert ihn jedes Mal aufs Neue. Vorher war er immer mit der ‚Galaxie‘ hier. So konnte er sich immer Zeit nehmen, den Planeten genau zu betrachten. Heute geht das jedoch nicht. „Mehrere Versorgungsschiffe der Erdallianz befinden sich in der Umlaufbahn. Zwei Corvetten, die ‚U.S.S. Herriman‘ und die ‚U.S.S. Odessa‘ umkreisen den Planeten in einem weiteren Radius, vier Fregatten befinden sich gerade noch in Sensorreichweite, sind jedoch nicht mehr in Kommunikationsentfernung“, meldet Tom. „Sie übermitteln uns die Frachtlisten.“ „Lt. Edwards, teilen sie den Schiffen der Versorgungsflotte unsere Bereitschaft mit. Com. Corrighan, sie koordinieren die Übernahme gemeinsam mit Lt.-Com. Li und den anderen Schiffen. Teilen sie den Corvettencaptains mit, dass ich sie gern auf meinem Schiff begrüßen würde. Nummer Eins, sie haben die Brücke. Ich bin in meinem Aufenthaltsraum. In fünf Stunden möchte ich den Orbit verlassen.“ Damit verläßt Cpt. Flippson die Brücke. Tom lädt die Informationen über die Transporter in seinen tragbaren Datenspeicher. Com. Brender steht von seinem Sitz auf und tritt hinter den Wissenschaftsoffizier. „Wir befinden uns in der Umlaufbahn um einen bekannten Gasriesen. Scanen sie den Planeten während unserer Umrundungen und gleichen sie die Ergebnisse mit der Datenbank ab. Koordinieren sie zeitgleich die Diagnoseeinheiten der Sensoren. Sollten Unstimmigkeiten auftreten, korrigieren sie diese bitte selbstständig. Wir fliegen in unbekannte Regionen und da sollten wir voll funktionstüchtige Sensoren zur Verfügung haben.“ Nachdem das Laden der Daten erledigt ist, geht Tom zum Lift, um sich mit dem Frachtmeister des Schiffes zu treffen. Beim Verlassen sagt er zu Lt. Edwards: „Lieutenant. Die ‚U.S.S. McCullom‘ soll sich sofort zur Betankungsstelle begeben und bereits mit dem Löschen ihrer Fracht beginnen. Geben Sie der ‚U.S.S. Washington‘ Bescheid, dass sie hinter der ‚McCullom‘ warten soll. Die ‚Exeter‘ soll zum Andockpunkt vier fliegen und mit der Trinkwasserübergabe starten. Teilen sie den übrigen Schiffen mit, dass ich in einigen Minuten Verbindung zu ihnen Aufnehmen werde.“ Wenige Augenblicke später trifft er sich mit Lt.-Com. Li im Frachtbereich. „Können sie mir genau sagen, wie viele Frachträume wir zur Verfügung haben und wie sie genutzt werden können“, fragt Tom. „Frachtraum eins ist mit Ersatzteilen gefüllt und kann noch ein wenig Fracht aufnehmen. Nummer zwei hat Umweltkontrollen und ist zurzeit geringfügig mit Lebensmittelcontainern gefüllt. Raum 3 ist leer. In der Vier sind noch einige wenige Jäger und Shuttles untergebracht und er hat einen direkten Zugang zu den Start- und Landedecks. Hier ist noch genügend freier Platz für unsere Ersatzschiffe.“ „Dann würde ich sagen, dass die ‚Fjodorow‘ zuerst an Andockrampe 5 anlegt und die funktionstüchtigen Nahrungscontainer in Frachtdeck 3 unterbringt. Sie soll ihren Liegeplatz dann an die ‚New Zealand‘ übergeben. Die defekten Container beider Schiffe sollten in Frachtraum 2 untergebracht werden. Die Umweltbedingungen lassen sich dort entsprechend einstellen. Die ‚Kissinger‘ soll sich an Rampe 2 andocken und alles in Frachtdeck eins einlagern. Danach soll die ‚Lusitania‘ dort ihren Platz einnehmen. Kann die ‚Monroe‘ auf dem Landedeck landen?“ „Nein, sie ist dafür zu groß.“ „Können wir die Landedecks koppeln?“ „Das geht auf gar keinen Fall. Die Luken der Schiffe sind unterschiedlich groß.“ „Schade. Dann müssen wir die Schiffe mit den Piloten überführen. Wenn noch Zeit ist, kann die ‚U.S.S. Wright‘ ebenfalls an Andockrampe 5 anlegen und die Container übergeben. Sollte dies nicht mehr möglich sein, möchte ich sie nach dem Start sprechen! Sind von ihrer Seite irgendwelche Bedenken gegen diese Vorgehensweise?“ „Wie sollen wir die fehlenden Nahrungsmittel ausgleichen?“ „Das erfahren sie in dem Moment, wo sie zu mir kommen müssen. Koordinieren sie ihr Personal so, dass die Übernahme innerhalb von viereinhalb Stunden abgeschlossen ist! Sie sollten jedoch spätestens in 5 Stunden ihre Arbeit beendet haben. Nehmen sie die Jägerpiloten der achten bis zehnten Staffel zur Verstärkung ihrer Mannschaft. Erstatten sie mir Bericht, wenn sie den Termin nicht halten können! Kümmern sie sich um die Verladung des Nachschubs! Mit der Überführung der Jäger und Shuttles werde ich mich befassen.“ Tom geht zur nächst gelegenen Kommunikationskonsole. Er drückt den Einschalter. „Lt. Edwards geben sie mir die Schiffe in folgender Reihenfolge! Zuerst die ‚Monroe‘, danach die ‚Fjodorow‘, gefolgt von der ‚New Zealand‘, anschließend die ‚Kissinger‘ und dann die ‚Lusitania‘. Zum Schluss stellen sie mich zur ‚U.S.S. Wright‘ durch!“ Er gibt die entsprechenden Anweisungen, wie er es mit dem Frachtmeister besprochen hat, an die einzelnen Schiffe weiter. Danach schaltet er die Lautsprecher in den Pilotenquartieren ein. Er weiß, dass jetzt ein lautes Knacken in den Räumen zu hören ist, denn dieses Geräusch hat er noch in den Ohren. Dann beginnt er zu sprechen. „Hier spricht Commander Corrighan. Alle Mann zum Einsatz bereit machen. Die Staffeln eins bis sechs werden sich in zwanzig Minuten auf dem Steuerbordstartdeck einfinden und erhalten dort ihre Einsatzbefehle von ihren Staffelführern! Staffel sieben bleibt in Alarmbereitschaft.  Die übrigen Piloten melden sich bei Lt.-Commander Li! Die Staffelführer finden sich in zehn Minuten bei mir auf der Brücke ein!“ Abschließend informiert er das Startdeck. „Machen sie drei Shuttles vom Typ 6 bereit. Sie sollen mit Treibstofftanks für die Jäger und Shuttles nachgerüstet werden. Die ‚Monroe‘ wird wohl keinen Treibstoff für uns über haben.“ Danach verlässt er das Frachtdeck. Die Sensoren sprechen auf eine biologische Lebensform an. „Com. Brender. Kommen sie bitte zu meiner Station. Die Sensoren zeigen Signaturen von Lebewesen an. Ich kann mir dies nicht erklären, da bisherige Untersuchungen keinerlei Ergebnisse dieser Art geliefert haben. Es ist deshalb jedoch nicht unmittelbar anzunehmen, dass die Sensoren eine Fehlfunktion haben. Immerhin wurde die ‚Victory‘ für diese Mission mit der neuesten Technologie in der Sensorik ausgestattet. Sie sind besonders auf das Aufspüren von biologischen Anzeichen entwickelt worden.“ Brender tritt an die Wissenschaftsstation neben Lt.-Com. Collins. Er schaut sich die Anzeigen auf dem Display genau an. „Können sie die genaue Position der Lebensformen ausmachen?“ „Nein. Dazu sind sie zu unbestimmt. Ich kann nur sagen, dass etwas da ist. Wo es ist, lässt sich nicht ermitteln.“ „Machen sie eine Sonde mit Bio-Sensoren fertig und starten sie diese vorerst in die obere Atmosphäre. Sie soll nicht gleich wegen des hohen Druckes verloren gehen.“ Da das Frontschott geöffnet ist, kann man den Start der Sonde beobachten. Ein unscheinbarer silberner Zylinder wird aus dem Rumpf der ‚Victory‘ herausgeschossen. Nachdem sie 200 m vom Schiff entfernt ist, werden die Triebwerke gestartet. Sie bewegt sich auf den Planeten zu und verschwindet in den oberen Atmosphärenschichten. Die Daten laufen auf der Brücke ein. Der erste Offizier lässt sie sich auf dem Hauptmonitor anzeigen. „Stellen sie die gespeicherten Daten und die Ergebnisse der Sonde nebeneinander dar!“ Captain Flippson betritt die Brücke. „Würden sie die Güte haben, mir diese Aufregung zu erklären?“ „Ich habe befohlen, die Sensoren anhand der Computeraufzeichnungen und der ermittelten Ergebnisse des Gasriesen zu eichen. Dabei stieß die Wissenschaftsstation auf Biowerte, die ich gerade durch den Einsatz einer Sonde klären will.“ „Gut. Machen sie weiter!“ Sie setzt sich auf ihren Sessel und beobachtet die Vorgänge. „Die Sonde hat bis jetzt keine genauen Messungen vornehmen können. Ihre Genauigkeit ist zwar höher, dafür ist jedoch die Reichweite um ein Wesentliches geringer.“ „Hundert Kilometer tiefer gehen!“ „Es werden DNS-Strukturen angezeigt.“ „Lokalisieren sie die Strukturen“ ordnet der Captain an, die jetzt die Kontrolle übernimmt. „Sie sind noch zu ungenau, wir werden noch tiefer in die Atmosphäre eindringen müssen.“ „Gehen sie weitere hundert Kilometer hinunter! Sollten immer noch keine genauen Daten erreicht werden, holen sie die Sonde zurück!“ Nach einer kurzen Pause muss Lt.-Com. Collins feststellen, dass die Sonde durch den Atmosphärendruck zerstört wurde. „Die letzten Daten, die übermittelt wurden, weisen auf eine mikroskopisch kleine Lebensform hin, den Viren sehr ähnlich. Sie leben in kleinen Wasserdampfblasen in der mittleren Atmosphäre. Da ist es verständlich, dass sie bis jetzt noch nicht entdeckt werden konnten. Bis jetzt ist man davon ausgegangen, dass auf einem Gasriesen kein Wasser vorhanden sein kann. Darum wurden die tieferen Schichten dieser Planeten noch nicht untersucht.“ Cpt. Flippson wendet sich an Lt. Edwards. „Geben sie die Ergebnisse an das Flottenhauptkommando durch. Wir empfehlen die Entsendung einer Wissenschaftsexpedition zur Erforschung dieser Lebensformen.“ Damit verlässt  sie die Brücke wieder. „Stimmen die übrigen Ergebnisse mit den Bibliotheksdaten überein“, fragt Brender. „Ja, die Sensoren arbeiten absolut präzise.“ „Gut. Dann sind wir für unseren Auftrag gerüstet.“ Die ersten Schiffe docken wieder von der ‚Victory‘ ab. Sie haben ihre Frachten gelöscht und begeben sich in eine höhere Umlaufbahn. Die ‚New Zealand‘ und die ‚Lusitania‘ nehmen ihre Liegeplätze ein und beginnen mit dem Frachttransfer. Die ‚Exeter‘ hat ihre Übergabe ebenfalls beendet und dockt ab. Auch die ‚Washington‘ löst die ‚McCullom‘ ab. Die meisten Jäger und Shuttles sind auf dem Landdeck angekommen und die Piloten werden zum letzten Mal auf die ‚U.S.S. Monroe‘ geflogen. Tom betritt die Brücke, um einen Bericht über die Frachtübergabe abzugeben. Danach geht er zu Chris. „Sehen wir uns heute Abend im Kasino?“ „Nein. Leider nicht. Ich bin anderweitig verabredet. Sie können mich aber gern dorthin begleiten.“ „Wenn du... Wenn sie mir verraten, wo es hingeht, gern.“ „Lassen sie sich einfach überraschen.“ „Einverstanden.“ „Um 18:00 Uhr vor ihrem Quartier?“ „In Ordnung.“ Zwei Stunden später ist die Frachtübergabe aller Transporter abgeschlossen. Auch die ‚U.S.S. Wright‘ konnte ihre Fracht löschen. Die Corvettencaptains verabschieden sich und begeben sich auf ihre Shuttles, um zu ihren Schiffen zurückzukehren. „Wir umkreisen den Planeten noch zweimal, damit der Frachterkonvoi sich außerhalb des planetaren Orbits formieren kann. Danach gehen sie auf Kurs 015 zu 394 Grad und beschleunigen auf Überlichtfaktor 5! Scanen sie einen Bereich von einem Lichtjahr Durchmesser um das Schiff mit den Sensoren und überprüfen sie alle Funkkanäle, auch die kurzen Wellenlängen, regelmäßig auf Signale! Sollten irgendwelche Hinweise auf intelligentes Leben deuten, teilen sie mir dies sofort mit! Nachdem wir gestartet sind, haben wir für ungefähr fünf Jahre das letzte Allianzschiff gesehen.“

3. Erste Freunde

Das Türsignal von Toms Quartier ertönt. „Öffnen“, ruft er. Die Türen gleiten zur Seite. „Können wir?“ Chris steht mit einem breiten Grinsen im Eingang. „Gleich, ich muss nur noch...“ „Du bist schön genug. Wenn du so weiter machst, wirst du eine Glatze haben, bevor du 30 geworden bist. Lass deine Haare endlich in Ruhe und komm! Unsere Verabredung will nicht ewig warten.“ Sie verlassen seine Unterkunft und begeben sich zum nächsten Lift. „Deck 30, Sektion 48, Untersektion 20“, ordnet Chris an, als sie dem Fahrstuhl betreten. „Das sind die Quartiere der weiblichen Offiziere?“ „Und die der anderen weiblichen, unverheirateten Crewmitglieder. Stell bitte keine weiteren Fragen und lass dich endlich überraschen!“ Wenige Augenblicke später stehen sie vor dem Quartier einer jungen Frau. „Schön, dass ihr gekommen seid. Tretet ein!“ Sie geht etwas zur Seite, sodass die beiden hinein gehen können. „Ist deine Mitbewohnerin heute nicht da?“ „Nein. Sie hat Nachtdienst. Kannst du mir nicht erst einmal deinem Freund vorstellen?“ „Natürlich. Michelle, das ist Thomas Corrighan. Er ist unser neuer Taktikoffizier, über den auf allen Decks so viel spekuliert wird. Tom, das ist Michelle Larson. Sie ist Elektroniktechnikerin im Maschinenraum und meine Verlobte. Wir wollen in naher Zukunft ein gemeinsames Quartier beantragen und heiraten.“ An seine Freundin gewandt fragt er: „Wolltest du nicht Swetlana einladen?“