Ummel mit dem Stummel - Karl-Heinz Seider - E-Book

Ummel mit dem Stummel E-Book

Karl-Heinz Seider

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Beschreibung

Die Tierfabel "Ummel mit dem Stummel" erzählt die abenteuerliche Geschichte der kleinen Waldameise Ummel. Die spannenden Abenteuer, die Ummel erlebt, eignen sich ideal zum Vorlesen ab dem Grundschulalter, oder zum selber Lesen ab der 3. Klasse.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 77

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Die abenteuerliche Geschichte der kleinen Ameise Ummel

Eine Tierfabel

zum Vorlesen oder zum selber Lesen

von

Karl-Heinz Seider

Inhalt:

Im Ameisenbau

Ummel kommt zur Welt

Ameisenkönigin Perla

Das Urteil der Königin

Ummel muss gehen

Sänger des Waldes

Ummel geht nach Hause

Ameisengesang

Ummels zweiter Gang in den Wald

Überraschung am Morgen

Zum Fressen gern

Neue Freunde

Geniale Idee

Ummels zweite Rückkehr

Drei Aufgaben

Die verflixte dritte Aufgabe

Ende gut – alles gut

Anhang: Kapitel I bis III

Für Amalia

1. Im Ameisenbau

Es war im letzten Sommer, als monatelang kein Wölkchen die Sonne verdeckte. Die Menschen stöhnten unter der Hitze und sehnten sich tagsüber nach der Kühle der Nacht. Als die Sonne endlich hinterm Horizont verschwunden war, brachte die Finsternis nur wenig Abkühlung. Warmluft hing wie eine Glocke über dem Land.

Viele Tiere hatten unter der anhaltenden Hitze zu leiden. Die mit einem Fell bekleideten Vierbeiner gehörten zu jenen Tieren, die besonders stark schwitzen mussten, denn sie konnten ihr pelziges Fell nicht einfach ablegen wie die Menschen Hose und Hemd. Die Hunde verkrochen sich in dieser Zeit in einen abgedunkelten Raum innerhalb des Hauses und so manche Katze entdeckte einen muffigen Kellerraum, den sie zuvor nie aufgesucht hatte. Jedes Lebewesen versuchte auf seine Art, der Hitze zu entfliehen.

Auch solche Tiere, an die man zuerst gar nicht denkt, hatten Probleme mit der ungeheuren Hitze. Zum Beispiel die Waldameisen. Ihr Haus, das sie in großer Fleißarbeit gebaut haben und das man zu Recht „Bau“ nennt, war durch seine Lage vor zu starker Sonneneinstrahlung geschützt. Der Ameisenbau lag am schattigen Waldrand. Dennoch hatten die fleißigen Ameisen große Mühe damit, den Bau im Inneren kühl zu halten. Die meisten Ameisenbauten verlaufen zum größten Teil unterirdisch. Sie sind kunstvoll in die Tiefe gegraben und oberirdisch zu einem Hügel aufgeschichtet. Ein wahres Wunderwerk mit unzähligen Gängen und sich ausdehnenden Kammern. Es gibt Straßen und Wege aus aufgeschichteten kleinen Ästchen und Tannennadeln. Für uns Menschen ein undurchschaubares Labyrinth, in dem sich die Ameisen aber wunderbar zurechtfinden.

Tief unten, wo die Sommerhitze nicht vordringen kann, geschah an einem heißen Sommertag eine wunderbare Verwandlung.

2. Ummel kommt auf die Welt

Hier begann die Geschichte vom Ummel mit dem Stummel, dessen Eintritt ins Leben leider mit einer kleinen Katastrophe beginnen sollte.

Um die Geschichte von Ummel zu verstehen, musst du kurz die Augen schließen und dich hineindenken in das Reich der Ameisen. Wir müssen uns ganz klein denken, damit wir in deren Gänge, Höhlen und Kammern vordringen können. Und wir müssen unsere Ohren ganz weit öffnen, damit wir ihre Gespräche hören können. Dann werden wir auf einmal verstehen, was die kleine Ameise Ummel erlebt hat.

In der untersten Kammer, dort, wo der Ameisenbau sich zu geräumigen Brutkammern öffnet, lagen auf dem Boden länglich geformte Hüllen.

Plötzlich kam Bewegung in die Brutkammer. Überall zappelte und raschelte es in den länglichen Hüllen. Arbeiterinnen eilten herbei, denn sie wussten, was jetzt gleich geschehen würde. Ein kleines Wunder! Als das Rascheln und Zappeln innerhalb der Hüllen immer lebhafter wurde, platzten nach und nach die weißen Hüllen und - hopp und schwupp krabbelten fertige, kleine Ameisen heraus. Mehr als zwanzig kleine Ameisenkinder hatten schließlich ihre Puppenhülle verlassen und wurden von den erwachsenen Ameisen liebevoll begrüßt und umsorgt. Unter den eben geschlüpften waren viele weibliche und nur wenige männliche Ameisen.

Die Ameisenkinder waren zwar klein, sie sahen aber aus wie ihre erwachsenen Artgenossen, konnten gleich nach dem Schlüpfen flink herumspringen und sich mit ihren kleinen Fühlern miteinander verständigen. In der Kammer herrschte ein buntes Durcheinander. Alle waren voller Freude, die erwachsenen wie die Kinderameisen. Alle?

Nein, nicht alle. Ganz hinten saß ein Ameisenkind zusammengekrümmt in der Ecke und weinte. „Was ist denn los?“ fragte eine Arbeiterin, die auf das zitternde Kind aufmerksam geworden war. Sie hatte ihre Frage noch nicht vollendet, da erschrak sie zutiefst, denn nun sah sie, was dem zitternden Ameisenkind fehlte. „Das kann doch nicht sein, das ist doch nicht möglich“! Die erfahrene Ameise hatte so etwas noch nie gesehen. Sie starrte das eben geschlüpfte Ameisenkind sorgenvoll an. Sie sah es. Jedes Ameisenkind sah es! Dem Kindchen in der Ecke fehlte ein ganzes Bein! Dort, wo das rechte Hinterbein sitzen sollte, befand sich nur ein kleiner Stummel.

„Mein Kind, was fangen wir nur mit dir an? Du bist zwar ein männliches Ameisenkind, aber ohne ein zweites Hinterbein bist du zu nichts zu gebrauchen! Ausgerechnet das Hinterbein!“, jammerte sie. Immer mehr Ameisenkinder eilten nun herbei. Manche verspotteten das armselige Häufchen in der Ecke und meinten: „Du bist keine richtige Ameise, du hast ja da hinten nur einen Stummel.“ „Ummel, Ummel“, riefen die Kinder, die das Wort nicht richtig verstanden hatten und herbeigeeilt waren. „Seht euch den an! Das ist Ummel mit dem Stummel!“ Andere Kinder hatten Mitleid mit dem zitternden Ameisenkind, trauten sich aber nicht näher zu kommen.

Schließlich konnte die erwachsene Ameise das wilde Durcheinander und das laute Geschrei nicht mehr mit ansehen. Sie packte das Häufchen Elend in der Ecke an den Vorderbeinchen und meinte: „Wir müssen zur Königin. Augenblicklich! Sie muss bestimmen, was mit dir geschehen soll.“ „Ummel, Ummel“, hallte es durch die Ameisengänge nach. Im ganzen Bau verbreitete sich in Windeseile die Neuigkeit vom bedauernswerten Ameisenkind. Alle nannten den armen Kerl, dem sein sechstes Beinchen fehlte, von nun an nur noch Ummel. Ummel mit dem Stummel.

3. Ameisenkönigin Perla

Ganz in der Nähe der Brutkammern, dort, wo man vor Angreifern und Fressfeinden geschützt ist, hauste die Ameisenkönigin Perla in einer großen, bequemen Kammer. Die fleißigen Arbeiterinnen hatten ihre Behausung gemütlich hergerichtet. In einer Ecke waren Moos und feinste Daunenfedern aufgeschichtet, so dass die Königin, die alle ihre Artgenossen an Größe deutlich übertraf, wunderbar weich gebettet liegen konnte. Sieben Arbeiterinnen kümmerten sich um das leibliche Wohl ihrer Königin. Perla war sehr wählerisch, man könnte auch sagen, die Königin war recht verwöhnt, denn sie aß nur Süßes und das nur als weichen Brei. Honigtau bevorzugte sie besonders.

Ermüdet vom schmackhaften Frühstück hatte sich Königin Perla eben erst auf ihrem weichen Daunenbett ausgestreckt, als es vor ihrer Kammer laut wurde. „Was ist denn da draußen für ein Geschrei?“ fragte Perla ärgerlich. Da kam auch schon ein Leibwächter hereingestürmt und berichtete von einem Ameisenkind, das recht sonderbar aussehe. „Was ist mit ihm?“, wollte die Ameisenkönigin wissen. „Am besten, meine Königin, Sie machen sich selbst ein Bild von ihm“, meinte der Ameisensoldat.

Nun war die Königin neugierig geworden, richtete sich auf ihrem bequemen Daunenbett auf, klatschte ihre Vorderbeine aneinander und gab den Befehl, das Ameisenkind hereinzuführen.

Die Arbeiterin aus der Kinderabteilung kam mit gesenktem Kopf hereingeschlichen und zog ein humpelndes, verängstigtes Ameisenkind hinter sich her. Perla traute ihren Augen nicht. „Was ist denn das für ein seltsames Geschöpf?“ Voll Sorge blickte sie auf die kleine Ameise. „Alle Ameisen bewegen sich auf sechs Beinen. Deswegen sind wir auch so flink und wendig. Unsere sechs Beinchen erlauben uns schwere Lasten zu tragen, Lasten, die ein Vielfaches unseres eigenen Körpergewichts betragen. Wo, um alle Welt, hast du dein sechstes Beinchen gelassen?

Doch Ummel, das Ameisenkind mit den fünf Beinchen, war sich keiner Schuld bewusst. „Ich kann nichts dafür, dass mir ein Bein fehlt! So wie ich jetzt bin, kam ich auf die Welt!“, meinte es mit trauriger Stimme.

Zum ersten Mal traute sich Ummel etwas zu sagen. Dazu kam noch ein Gefühl der Ungerechtigkeit. Weshalb hat man mir das sechste Beinchen nicht mitgegeben? Weshalb fehlt es mir? Nur mir? Die anderen spotten über mich. Ihnen fehlt nichts. Ist das gerecht?

Die Ameisenkönigin aber sah nur ein verängstigtes kleines Ameisenkind mit einem fehlenden Beinchen vor sich und traf mit folgenden Worten eine für Ummel folgenschwere Entscheidung.

4. Das Urteil der Königin

„Wir Ameisen sind eine große Gemeinschaft, ein Volk, das auf das Zusammenwirken aller angewiesen ist. Das bedeutet, dass jede einzelne Ameise ihren Platz innerhalb der Gemeinschaft einnimmt und damit zum Wohl aller beiträgt. Jeder hat bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Die Soldaten beschützen unseren Bau. Sie wehren mögliche Angreifer ab und sorgen für Ruhe und Ordnung. Die Arbeiterinnen schaffen Nahrung herbei, halten den Bau sauber und sorgen dafür, dass die Jungameisen groß und stark werden. Meine Aufgabe als Königin ist die allerwichtigste, nämlich für viel Nachwuchs zu sorgen. Deshalb habe ich im zeitigen Frühjahr tausende von Eiern gelegt, aus denen jede Woche neue Larven schlüpfen, die sich verpuppen und aus denen schließlich kleine, fertige Ameisen schlüpfen. So wie auch du vor wenigen Augenblicken geschlüpft bist. Ich will damit sagen, jeder von uns hat seinen bestimmten Platz und eine bestimmte Aufgabe in unserer Gemeinschaft“.

An dieser Stelle hörte man Perla tief durchatmen. Es fiel ihr schwer, die nächsten Worte auszusprechen.

„Es tut mir leid, dir sagen zu müssen, dass du nicht bei unserem Volk bleiben kannst. Eine Ameise, noch dazu eine männliche mit nur fünf Beinen ist eine Last für die Gemeinschaft. Du kannst als erwachsene Ameise nichts zum Wohl unseres Volkes beitragen. Also musst du gehen!“