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Dr. Laurin ist ein beliebter Allgemeinmediziner und Gynäkologe. Bereits in jungen Jahren besitzt er eine umfassende chirurgische Erfahrung. Darüber hinaus ist er auf ganz natürliche Weise ein Seelenarzt für seine Patienten. Die großartige Schriftstellerin Patricia Vandenberg, die schon den berühmten Dr. Norden verfasste, hat mit den 200 Romanen Dr. Laurin ihr Meisterstück geschaffen. Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist. »Welche Hemden möchtest du haben, Eckart?« fragte Corinna Sternberg ihren Mann. »Das ist mir egal. Mir gefällt alles, was du daherbringst. Aber bitte, paß auf, Liebes. Vor allem an dem unbeschrankten Bahnübergang, da passiert immer soviel.« Dr. Sternberg liebte seine bildschöne Frau wie am ersten Tag, und es hatte nie eine andere Frau in seinem Leben gegeben als sie. »Ich paß schon auf Mamichen auf«, zwitscherte die kleine Christine. »Das hoffe ich sehr, Schätzchen«, sagte Dr. Sternberg. »Ich bin froh, wenn ich euch erst wieder heil zu Hause habe.« »Mach dir doch keine Sorgen, Eckart«, sagte Corinna. »Ich traue mich ja schon nicht mehr aus dem Haus, wenn du dich immer so aufregst. Aber ab und zu brauchen wir halt mal ein paar neue Sachen, und hier draußen hat man keine Auswahl.« »Willst du nicht lieber ein Taxi nehmen?« fragte er.
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Seitenzahl: 114
Veröffentlichungsjahr: 2014
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»Welche Hemden möchtest du haben, Eckart?« fragte Corinna Sternberg ihren Mann.
»Das ist mir egal. Mir gefällt alles, was du daherbringst. Aber bitte, paß auf, Liebes. Vor allem an dem unbeschrankten Bahnübergang, da passiert immer soviel.«
Dr. Sternberg liebte seine bildschöne Frau wie am ersten Tag, und es hatte nie eine andere Frau in seinem Leben gegeben als sie.
»Ich paß schon auf Mamichen auf«, zwitscherte die kleine Christine.
»Das hoffe ich sehr, Schätzchen«, sagte Dr. Sternberg. »Ich bin froh, wenn ich euch erst wieder heil zu Hause habe.«
»Mach dir doch keine Sorgen, Eckart«, sagte Corinna. »Ich traue mich ja schon nicht mehr aus dem Haus, wenn du dich immer so aufregst. Aber ab und zu brauchen wir halt mal ein paar neue Sachen, und hier draußen hat man keine Auswahl.«
»Willst du nicht lieber ein Taxi nehmen?« fragte er.
»Das ist viel zu teuer«, erklärte die sparsame Corinna, »und sicherer ist es auch nicht. Die fahren viel rasanter als ich.«
Er verabschiedete sich an diesem Morgen wieder einmal schweren Herzens.
Die kleine Christine begleitete ihren heißgeliebten Papa zur Tür.
»Gib nur schön auf dich acht, Papilein«, sagte sie ernsthaft. »Mami ist auch besorgt.«
Eckart Sternberg hob sie empor und küßte sie. »Meine beiden Schätze«, sagte er innig.
Dr. Sternberg fuhr in die Prof.-Kayser-Klinik, in der er die Chirurgische Abteilung leitete, und Corinna kleidete ihr Töchterchen für die Stadtfahrt an.
Die Ermahnungen ihres Mannes im Ohr, paßte sie an dem unbeschrankten Bahnübergang ganz besonders gut auf. Der Verkehr war flüssig. Alles ging gut, aber sie dachte doch daran, wie gefährlich diese Übergänge waren, die aus einer Zeit stammten, in der Autos noch Seltenheitswert hatten. Dieser war ganz besonders unübersichtlich, weil Waldstücke an beiden Seiten die Sicht nach rechts und links versperrten. Man konnte sich nur nach der Ampel richten, und immerhin konnte es passieren, daß diese einmal ausfiel.
Corinna war richtig erleichtert, als sie die Stadt erreichten und sie den Wagen im Parkhaus untergebracht hatte.
In der Stadt mit all ihrem Getrieben fühlte sich Corinna unwohl. Sie war darauf bedacht, die Einkäufe möglichst schnell hinter sich zu bringen, damit sie wieder heimkamen, bevor der Berufsverkehr einsetzte.
*
Dr. Sternberg stand zu dieser Zeit längst im Operationssaal und hatte eine schwere Aufgabe vor sich. Der junge Patient, Henning Prack, achtundzwanzig Jahre und ein bekannter Leistungssportler, würde eine Niere verlieren. Es gab keine andere Rettung für ihn. Die menschliche Tragik dieses Falles hatte Eckart Sternberg tagelang bewegt. Er hatte verzweifelt nach einer anderen Lösung gesucht, aber die Untersuchungsbefunde ließen nur diesen einen Ausweg.
Er dachte an den trostlosen Blick des jungen Mannes, als er ihm diese schmerzliche Wahrheit eröffnet hatte.
Eckart Sternberg dachte auch an das Entsetzen im Gesicht der Verlobten von Henning Prack, und er hatte das dumpfe Gefühl, daß dieser Mann, augenblicklich ein hilfloser Mann, diesem Mädchen nichts bedeutete, und sie sich nur im Glanz seines Ruhmes sonnen wollte.
Aber er war Arzt, und er wollte Henning Prack helfen, obgleich dieser sich in einem Anfall von Melancholie gewünscht hatte, lieber tot zu sein.
Dr. Uhl assistierte seinem Chef. Seine Ruhe und Besonnenheit halfen Eckart über die Minuten der Resignation hinweg, die ihn oft überfiel, wenn er am Operationstisch stand.
Jetzt mußte er konzentriert sein. Schwester Irma reichte ihm das Skalpell, und mit größter Präzision führte er den ersten Schnitt aus.
*
Corinna war dabei, Schuhe für Christine auszusuchen, doch die Kleine kam ihr zuvor.
»Die nehme ich«, sagte sie und deutete auf rote Lackschuhe.
»Die kannst du aber nur bei schönem Wetter tragen. Wir brauchen auch noch ein Paar zum Wandern«, erklärte Corinna geduldig.
»Wir brauchen bei schlechtem Wetter nicht zu wandern, Mamichen«, sagte Christine.
Christine hatte schon ihren eigenen Geschmack, aber als die roten Schuhe gekauft waren, ließ sie sich doch überreden, noch ein Paar braune Stiefelchen zu nehmen.
Natürlich waren die Verkäuferinnen wieder mal entzückt von dem bildhübschen Kind, und Christine bedachte sie mit schelmischen Blicken. Ihr Charme machte sie zu einem liebenswürdigen kleinen Wesen, das nie ungezogen wurde.
In dem Geschäft, in dem Corinna die Hemden für ihren Mann kaufte, waren sie bekannt. Hier war es angenehm ruhig, und Corinna konnte ein bißchen verschnaufen.
Aber die Zeit verrann doch unaufhaltsam, und dann hatte Christine Hunger und Durst.
Es wurde schließlich fünfzehn Uhr, bis Corinna alle Posten auf ihrem Einkaufszettel ausgestrichen hatte und sie die Heimfahrt antreten konnten.
Ein Motorradfahrer wäre ihr in einer sehr engen Straße beinahe
in die Flanken gefahren. Christine schimpfte.
»Hinten muß man auch noch Augen haben, sagt Papi immer.«
Corinna hatte bremsen müssen, und wieder einmal dachte sie, wie gut es doch war, daß sie Christine von Anfang an nicht erlaubt hatte, vorn zu sitzen, und sie in ihrem sicheren Kindersitz saß. Der Motorradfahrer war längst auf und davon.
Corinna gab nun doppelt Obacht, aber glücklicherweise verlief die Fahrt bis zu dem Bahnübergang ohne Zwischenfälle. Weil sie aber doch recht erschöpft war, hielt sie an, obgleich das Grünlicht blinkte. Sie beugte sich vor und sah nach rechts und nach links. Da schaltete das Licht auf Rot um, und man vernahm das Nahen des Zuges. Doch im gleichen Augenblick sah Corinna auch eine Gestalt, die aus dem Wald auf den Bahndamm zueilte.
Sie handelte rein mechanisch, sprang aus dem Wagen, lief auf die Frau zu und riß sie im letzten Augenblick zurück, bevor sie auf die Schienen springen konnte.
Schwer atmend beugte sich Corinna über sie, die rücklings ins Gras gefallen war. Christine hatte das Fenster heruntergedreht und schrie jämmerlich vor Angst.
Ein anderer Autofahrer stieg nun aus und kam auf Corinna und die Frau zu, gerade als Corinna sich bewußt geworden war, daß dieses junge Menschenkind hochschwanger war. Der Schock oder die Angst, vielleicht auch Corinnas Eingreifen, hatten ihr kurz das Bewußtsein geraubt.
»Sie muß in die Klinik«, stammelte Corinna. »Bitte, helfen Sie mir.«
»Wollte sie sich vor den Zug werfen?« fragte der junge Mann verstört.
Corinna zuckte die Schultern. Es konnte kaum anders sein, aber sie zitterte am ganzen Körper.
»Mein Mann ist Arzt in der Prof.-Kayser-Klinik«, sagte sie leise. »Bitte, helfen Sie mir, die Frau zum Wagen zu bringen.«
Es tat wohl, einen hilfsbereiten Menschen zu finden. »Sei ruhig, Christine«, rief Corinna ihrem Töchterchen zu. »Mami kommt gleich.«
Christine beruhigte sich, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte.
Corinna mußte jetzt ihre Gedanken zusammennehmen, damit nicht auch ihnen noch etwas passierte. Eckart würde sich schön erschrecken, aber das hier war ein Fall für Dr. Laurin und nicht für ihren Mann, sofern die Fremde nicht Verletzungen davongetragen hatte.
Sie nahm den kürzesten Weg zur Prof.-Kayser-Klinik.
Wenig später kamen schon Dr. Thiele und Schwester Otti mit der Trage, und auch Hanna Bluhme war zur Stelle, die sich aber gleich um Corinna und Christine bemühte.
»Papi hat so gesagt, daß ich auf Mami aufpassen soll«, schluchzte Christine. »Ging doch alles so schnell.«
»Beruhige dich, Christine«, sagte Hanna tröstend. »Jetzt kommst du erst einmal zu mir.«
»Ja, geh nur«, sagte Corinna geistesabwesend. »Ich hole dich nachher ab.«
Corinna hatte sich halbwegs gefangen. Dr. Leon Laurin würde wohl von ihr erfahren wollen, wie das passiert war. Ein Frösteln kroch über ihren Rücken, als sie sich die Schrecksekunden nochmals in Erinnerung zurückrief.
Dr. Laurin hatte jetzt keine Zeit, sich mit Corinna zu unterhalten, obgleich es ihm einen Schreck eingejagt hatte, als Dr. Thiele ihm sagte, daß die Fremde von Corinna gebracht worden sei. Er wußte, wie sensibel die Frau seines Kollegen und Freundes Dr. Sternberg war.
Aber die Fremde brauchte seine Hilfe. Alle Anzeichen sprachen dafür, daß sie eine Frühgeburt haben würde. Wenig später lag die fremde junge Frau im Operationssaal, und bereits eine halbe Stunde später kam ihr Kind, ein durchaus lebensfähiger Junge, auf die Welt. Er kam sofort in den Brutkasten.
»Knapp siebter Monat«, sagte Dr. Laurin zu Schwester Marie. »Vielleicht bringen wir ihn durch.«
Das gleiche hoffte er auch für das Leben der jungen Mutter.
*
Mit wehendem Kittel kam indessen Dr. Sternberg herbeigeeilt, der von Hanna gleich verständigt worden war. Christine fiel in seine Arme und schluchzte wieder.
»Haben so gut aufgepaßt, Papi«, versicherte sie. »Weiß gar nicht, was passiert ist.«
Dr. Sternberg war blaß und erregt und schloß seine Frau mit überströmender Zärtlichkeit in die Arme, als sie nun hereinkam. Aber Corinna mußte immerzu denken: Sie wäre jetzt tot, wenn ich nicht so sehr aufgepaßt hätte.
Hanna hatte Christine auf andere Gedanken gebracht. Corinna und Eckart warteten auf Dr. Laurin.
Endlich kam er. »Was ist mit ihr?« fragte Corinna erregt.
»Sie lebt recht und schlecht«, erwiderte Dr. Laurin.
Sein markantes Gesicht hatte einen düsteren Ausdruck. »Sie wird uns wahrscheinlich auch wieder Rätsel aufgeben«, sagte er. »Frühgeburt, ein Junge, sie ist halb verhungert. Keine Papiere bei sich, nur einen Trauring ohne Gravur. Es wird uns wieder mal nichts anderes übrigbleiben, als die Polizei einzuschalten.«
»Muß das sein?« fragte Corinna. »Bitte, warte noch, Leon. Vielleicht erzählt sie mir, wer sie ist, woher sie kommt und warum sie das tun wollte. Das muß die Polizei doch nicht wissen. Es kann doch auch sein, daß sie nur achtlos den Bahndamm überqueren wollte.«
»Du und Antonia, ihr könnt euch zusammentun«, meinte Dr. Laurin gutmütig. »Na ja, wollen mal sehen, was sie sagt, wenn sie aus der Narkose erwacht.«
*
Gegen neunzehn Uhr wachte sie auf. Schwester Marie saß an ihrem Bett und ließ sie nicht aus den Augen.
Sie schlug die Augen auf und sah Schwester Marie verstört an.
»Ich will nicht, ich will nicht mehr«, flüsterte sie und hob abwehrend die Hände.
Schwester Marie läutete nach Dr. Laurin. Er kam sofort. Er hatte eben seine Frau verständigt, daß es wieder mal spät werden würde.
Dr. Laurin nahm die Hand der Kranken. Dicht beugte er sich zu ihr hinab.
»Sie haben einen Sohn«, sagte er eindringlich und hoffte, daß dies sie der Apathie entreißen würde.
Sie schüttelte den Kopf. Ihre Augen hatte sie wieder geschlossen, und ihre Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepreßt.
»Wie heißen Sie?« fragte Dr. Laurin. Es kam keine Antwort. Er ahnte schon, daß sie es nicht sagen wollte. Sie war ganz auf Abwehr eingestellt.
»Wir werden Ihnen helfen, wenn Sie in Not sind«, fuhr er fort. »Ihr Kind braucht Sie.«
Jetzt öffnete sie die Augen wieder und sah ihn mit einem seltsamen Blick an.
»Mein Kind«, sagte sie leise. »Es wäre besser nicht geboren.«
Dr. Leon Laurin wußte: Hier war soviel Leid angehäuft, daß Worte nicht trösten konnten. Hier mußte die Therapie einsetzen, mit der ein Psychiater Selbstmordkandidaten behandelt. Er verstand etwas davon. Er hatte sich sehr mit diesen Problemen befaßt, denn leider geschah es noch allzuoft, daß werdende Mütter, aus welchen Motiven auch immer, von jener schrecklichen Lebensangst befallen werden, die dann eine solche Kurzschlußhandlung hervorrief. Er hatte schon viele Fälle von Schwangerschaftspsychose erlebt, und vielleicht war auch dies einer. Aber er konnte nicht wissen, daß hier weit schlimmere Gründe für den Selbstmordversuch vorlagen.
»Was nun?« fragte Dr. Thiele.
»Die üblichen Fragen.«
»Und wer soll uns diese Fragen beantworten, wenn sie schweigt?« fragte Dr. Thiele nachdenklich.
»Ja, darauf bin ich auch gespannt«, erwiderte Dr. Laurin.
*
Der Mann, der ihm Antwort hätte geben können, befand sich selbst in einem verzweifelten Zustand.
»Was hast du nur, Klaus?« fragte Maria Möllering ihren Sohn. »Trauerst du ihr noch immer nach? Reiß dich doch zusammen. Schließlich hat sie dir einen anderen vorgezogen.«
»Ich kann es nicht glauben, Mutter«, sagte er leise.
»Aber Gisa hat sich doch so um sie bemüht, und sie hat sich überhaupt nicht gerührt. Sie hat doch nicht die geringste Anteilnahme gezeigt an Vaters schwerer Krankheit.«
»Vergiß nicht, daß er sie vor die Tür gesetzt hat«, sagte Klaus nun ziemlich heftig.
Maria Möllering zuckte zusammen. »Nun machst du uns auch noch Vorwürfe. Wir haben sie eben gleich durchschaut. Wir haben immer gesagt, daß Gisa besser zu dir paßt.«
Frau Möllering sprach von ihrer Schwiegertochter nie mit deren Namen. Sie sagte immer nur ›sie‹, und das gab Klaus auch jetzt noch einen Stich. Er konnte einfach nicht glauben, daß Anna sich aus seinem Leben fortgestohlen hatte. Aber mußte er es nicht glauben, nachdem er schon drei Monate keine Zeile mehr von ihr bekommen hatte?
Sie war einfach verschwunden, unauffindbar, und seine Eltern hatten es ihm ausgeredet, nach ihr zu suchen. Nein, er hätte es nicht so hinnehmen dürfen. Schließlich war sie seine Frau, sie war es noch immer, obgleich Gisa ihm gesagt hatte, daß sie die Scheidung eingereicht hätte.
Er hatte an Gisa gedacht, und schon erschien sie. Wie auf Kommando, so, als müßte es so sein. So oft er auch an Anna dachte, sie erschien nicht, sie ließ nichts von sich hören.
Gisa Dietrich, Tochter eines vermögenden Kaufmannes, schlank, hübsch, verführerisch und elegant, stand plötzlich vor ihm.
»Na, mal wieder einen Moralischen, Klaus?« fragte Gisa anzüglich. »Es lohnt sich nicht. Ich habe es dir doch oft genug gesagt.«
»Ich kann es mir nicht vorstellen.« Er senkte den Kopf und sah an ihr vorbei.
Ihre Augen verengten sich. »Ich habe mich persönlich davon überzeugt, Klaus. Es tut mir leid für dich, aber du solltest dich jetzt wirklich nicht so gehenlassen. Dein Vater braucht dich, deine Mutter setzt ihre ganze Hoffnung auf dich. Du hast Angestellte, an die du denken mußt. Willst du denn alles kaputtmachen, was dein Vater mühsam geschaffen hat?«
Gisa konnte mit Engelszungen reden, und manchmal konnte sie auch überzeugend sein. Doch an diesem Tag war Klaus Möllering in einer Stimmung, die ihn taub machte für ihre Worte. Es war, als ahne er, daß sich etwas Entscheidendes zugetragen hatte.
*