Unser kleiner Garten - Lion Böhlke - E-Book

Unser kleiner Garten E-Book

Lion Böhlke

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Beschreibung

Wenn man mich fragen würde, was ich im Herzen trage, dann wäre unser kleiner Garten definitiv dabei. In ihm findet man alles, was einem Freude bereitet: einen alten Buddelkasten, dem neues Leben eingehaucht wurde, ein gläsernes Gewächshaus, das voller reifer Früchte ist, einen sonnigen Balkon, der einen zum Entspannen einlädt. Selbstverständlich darf auch der Besuch nicht fehlen, der unseren kleinen Garten ebenso toll findet wie ich. Darüber hinaus haben wir natürlich auch tierischen Besuch in unserem Garten, wie den dicken Igel, der ein echter Meister im Versteckspiel ist, das hellwache Eichhörnchen, das flink von Ast zu Ast springt, und die schneeweiße Nachbarkatze, die mich überaus gern bei der Gartenarbeit beobachtet. Es ist schon erstaunlich, was man in so einer kleinen Welt alles erleben kann, wenn man sich einfach etwas Zeit nimmt, und dabei ganz genau hinschaut.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Der Garten erwacht

Kapitel 2: Ein Vormittag im Mai

Kapitel 3: Das Gewächshaus

Kapitel 4: Reichlich Leben im Garten

Kapitel 5: Hochsommer

Kapitel 6: Der alte Buddelkasten

Kapitel 7: Auf dem Balkon

Kapitel 8: Besuch ist da

Kapitel 9: Der Winter kommt

Impressum

Kapitel 1: Der Garten erwacht

Es gibt wohl nur Weniges, auf das ich mich so sehr freue, wie am frühen Morgen, mit einem Kaffee in der Hand, in den Garten hinauszugehen und in aller Ruhe durch diese kleine heile Welt zu schlendern. Jetzt, Mitte März, ist es noch dunkel hier draußen. Die Luft ist angenehm kühl, der Himmel sternenklar. Die Außenlampen am Hauseingang beleuchten die zwei Stufen der rot-geziegelten Eingangstreppe, die zum Kiesweg herabführt. Er bringt mich, vorbei an dem schmalen Beet im Vorgarten, an Küchentanne, Kräuterbeet und der rosenbewachsenen Regenrinne, auf direktem Wege in den Vorgarten. Sein orangefarbener Kies knirscht leicht unter meinen Füßen. Ansonsten ist es vollkommen still.

Am Wegende ragt die riesige Weide empor. Kaum zu glauben, dass ich sie hier per Hand eingepflanzt habe. Damals noch ein kleiner spilleriger Weidenbaum, ist sie heute, mit ihren bald fünfundzwanzig Jahren, ein echter Gartenveteran. Ihre meterlangen Äste hängen regungslos an ihr herab. Windstille. Unter ihr blüht ein Meer aus blauen und violetten Krokussen im alten Buddelkasten. Ich hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, ihn hier wegzunehmen, und so musste eine neue Bestimmung her. Eine kreative Idee. Seitdem ist er ein Blühkasten. Ein Refugium für Bienen und Hummeln, das zweimonatlich sein Thema wechselt. Eine kleine Spielerei. Fast wie früher. Und jetzt, wo alles andere langsam sein graues Winterkleid ablegt, ist er ein wirklich schöner Farbtupfer, der dem Garten seine erste Blütenpracht schenkt.

Der kleine Rhododendron, gleich links daneben, hat schon dicke Knospen und wird uns Ende Juni hoffentlich wieder mit seinen schönen, tiefroten Blüten begeistern. Außerdem steht hier noch die dunkelgrüne Eibe, die uns meine Tante vor vielen Jahren schenkte. Sie scheint sich im Schatten der großen Weide wohlzufühlen und gedeiht prächtig. Und drum herum stehen die kleinen, dürren Heister der jungen Hainbuchenhecke, die sich entlang der Ost-und Südseite des Grundstücks zieht, kerzengerade, wie Zinnsoldaten. Bisher lassen sie nur an ihren Blattknospen erkennen, dass sie in ein paar Wochen wieder im satten Grün stehen werden.

Vier Jahre ist es nun her, dass ich sie hier eingepflanzt habe. Einhundertzweiunddreißig Stück. Allesamt gut angewachsen. Gärtnerglück? Definitiv.

Hinter der Hainbuchenhecke schimmert, von der Straßenlaterne angeschienen, der grau-blaue Gartenzaun mit seinen runden, kleinen und großen Zaunpfeilerköpfen. Und über mir wandert der hellweiße Halbmond flink Richtung Horizont. Ein blinkender Satellit zieht unter ihm vorbei. Drumherum ein Sternenmeer. Ein tolles Bild!

Ein freundlicher Nachbar spaziert, wie immer um diese Uhrzeit, mit seinem Hund an unserem Garten vorbei und grüßt fröhlich. Nach einem kurzen Gespräch über Gott und die Welt ziehen die beiden munter weiter. Es sind genau diese alltäglichen Gewohnheiten, hier in der ländlichen Vorstadt, die ich über die Jahre lieben gelernt habe.

So. Genug geschnattert. Weiter geht’s mit der Erkundungstour.

Auf beiden Seiten des Wintergartens ranken zwei Weinpflanzen hoch zum Balkon. Bald schon zieren ihre großen, grünen Weinblätter und die blauen, schmackhaften Trauben das silberfarbene Balkongeländer. Und wir? Wir naschen eine Beere nach der anderen.

Vor dem Wintergarten kommen die Rosen und Hortensien auch langsam aus dem Winterschlaf. Ganz langsam. Nur die beiden pyramidenartigen Koniferen sind schon voll da und bilden über und über knallgrüne Triebe.

Der Halbmond über mir verschwindet langsam hinter der stattlichen Papier-Birke, die neben der großen Fichte steht. Unter ihr, noch gut abgedeckt, steht der neue Buddelkasten in schicker Bootsform. Sogar mit einem Segel, versteht sich. Wer da dieses Jahr wohl wieder fröhlich drin spielen wird?

In der Ferne höre ich einen Kuckuck rufen. Anscheinend auch ein Frühaufsteher!

Die große Thuja-Hecke zieht sich am gesamten westlichen Teil des Grundstücks entlang. Meter hoch, Meter breit. Ein toller Sichtschutz, ein echtes Paradies für Vogelnester, und bald schon, im Hochsommer, ein angenehmer Schattenspender. Alles in einem. Aus ihr dringt im späten Frühjahr immer ein ganzes Vogelorchester, und die vielen Tiere, wie auch der dicke Igel, finden in ihr Schutz und Nahrung. Nur wenn die weiße Nachbarkatze langsam vorbeistreift, herrscht in der Hecke absolute Stille. Kein Mucks.

Jetzt aber ist hier von all dem Trubel nichts zu spüren. Jetzt ist alles noch ruhig.

Den runden, hölzernen Gartentisch mit seinen vier schweren Gartenstühlen werden wir hier auch bald schon wieder aufbauen. Und vor ihm thront dann der große Olivenbaum. Dazu aber später mehr. Jetzt steht hier noch das dreibeinige Vogelhaus, das mit allerlei Körnern und anderen Leckereien für das viele Federvieh gefüllt ist, das unseren Garten im Winter immer besuchen kommt.

Nebst dem dreibeinigen Vogelhaus steht hier auch der kleine Apfelbaum mit seiner großen Krone. Er trägt im Herbst die wohl schmackhaftesten Früchte weit und breit. Ein befreundeter Pflanzenkenner nannte uns erst kürzlich seine Sorte: Opal. Ich denke immer, wenn Omi ihren Apfelkuchen einmal mit diesen Früchten backen würde, wäre das ein Gedicht. Nicht, dass ihr Apfelkuchen nicht schon immer Weltklasse gewesen wäre. Aber mit diesen Früchten... Nun ja. Es ist halt immer eine echte Herausforderung, den Baum nicht schon leerzunaschen, bevor an einen Apfelkuchen zu denken ist. Luxusprobleme? Definitiv.

Hier und jetzt steht der kleine Apfelbaum, mit seiner großen Krone, nur da wie ein Struwwelkopf, der bald mal wieder zum Gartenfrisör müsste. In nur einem Monat wird er, dann aber in voller rosafarbener Blütenpracht, von dutzenden Bienen besucht, die ihn hoffentlich in eine vollbehangene Fruchtbombe verwandeln, die wir im späten Herbst, hocherfreut und Stück für Stück, abernten können.

Stopp! Es folgt erstmal ein kräftiger Schluck aus meiner Kaffeetasse. Füllstand: Halbvoll. Temperatur: Lauwarm. Ok. Weiter geht’s.

Nur einen Steinwurf vom kleinen Apfelbaum entfernt liegt einer meiner liebsten Gartenorte: das gläserne Gewächshaus. Die Scheiben sind vom Morgentau benetzt und von der kühlen Luft leicht beschlagen. Die Tür ist zu, und drinnen, in den drei Gewächshausbeeten, herrscht gähnende Leere. Noch. Aber bald schon kommt hier Leben auf und es wird wieder fleißig gepflanzt, gegossen, gedüngt und geerntet. Und sind wir mal ehrlich: Gibt es ein besseres Gefühl, als an einem Sommermorgen in ein Gewächshaus zu spazieren und das frische und wohlschmeckende Gemüse zu ernten, um es dann, gleich anschließend, genüsslich zu verspeisen? Wohl kaum. Und auch die Kleinen können hier lernen, wie die verschiedenen Gemüsesorten heranwachsen, reifen und geerntet werden. Fast wie eine Schule also. Nur etwas kleiner. Und aus Glas. Aber fast.

Im Obstspalier, gleich vor dem Gewächshaus, stehen zwei junge Bäume. Eine Kirsche und eine Birne. Beide habe ich, über die paar Jahre, in denen sie hier bei uns im Garten stehen, Stück für Stück an drei parallellaufenden Drahtseilen geschult. Die Kirsche trug im vergangenen Jahr bereits ein paar schmackhafte Früchte, nur die Birne hält sich bisher noch zurück. Das wird schon. Denn so ist das halt in der Zusammenarbeit mit der Natur: Das Wichtigste, was man braucht, ist Zeit. Die Vögel zumindest scheinen die Kirschen ebenso schmackhaft zu finden wie wir. Und so blieb in der Kirsch-Saison des vergangenen Jahres nicht viel von der Ernte übrig. Aber, wer wird sich hierüber schon beschweren? „Und nur deswegen, den kleinen Baum mit einem Vogelnetz bedecken?“, dachte ich bei mir. Besser nicht.

Weiter, entlang der großen Thuja-Hecke, vorbei am hölzernen Kompost und dem zweiten Apfelbaum unseres kleinen Vorstadtgartens, steht, vor dem torartigen Heckendurchgang, die eingetopfte Sternmagnolie. Sie hat den Rückschnitt aus dem vergangenen Jahr scheinbar doch ganz gut überstanden. Puh! Nochmal Glück gehabt! Ging mir hier, in den vergangenen Wochen, doch das ein oder andere Mal durch den Kopf, dass ich die Gartenschere an der armen Magnolie etwas zu beherzt angesetzt hatte. Anscheinend aber doch nicht. Nochmal alles gut gegangen. Aber Genaueres weiß ich dann erst später, wenn ihre weißen Blüten aufgegangen sind. Wie Sterne sehen sie dann aus. Daher der Name.

Gleich hinter dem torartigen Heckendurchgang liegen, gut versteckt und am Ende des westlichen Gartenstücks, die Geräteecke und zwei weitere Komposte. Einer der zwei ist ebenfalls offen und hölzern, der andere ist geschlossen. In ihm arbeitet sich eine Armada an fleißigen Würmern durch die Küchenabfälle, welche von dem vielen Obst und Gemüse übrigbleiben, das wir täglich verspeisen.

---ENDE DER LESEPROBE---