Unser Paradies auf Erden - Reinhard Mathys - E-Book
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Reinhard Mathys

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Beschreibung

Verpassen sie diesen Roman, welcher auf wahren Tatsachen beruht auf keinen Fall. Schicksalsschläge und Begehren ist ein Pulverfass für Emotionen. Leidenschaft, Kidnapping und Ausscheiden aus dem Leben haben zueinander Parallelen. Die vier Hauptpersonen bleiben von dem Allen nicht verschont. Jede geht mit solchen Schicksalsschlägen anders um. Tauchen Sie ein in einen Roman, der alle Facetten des Lebens umfasst.

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Veröffentlichungsjahr: 2017

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Ferienromanzen sind selten von langer Dauer. Das wissen auch die Hauptpersonen in diesem Roman, trotzdem entwickeln sich zwei solcher Romanzen weiter.

 

Die eine Romanze scheint stark zu sein, diese Ferien zu überstehen. Zwei starke Persönlichkeiten finden ihr Paradies auf Erden, doch ihnen werden harte Prüfungen auferlegt.

 

Bei der anderen Romanze zerbricht beinahe, eine sensible, aber trotzdem starke Frau, an nicht erwiderter Liebe. Sie will mit Selbstmord aus dem Leben scheiden, wird aber im letzten Augenblick gestoppt. Nun besinnt sie sich an ihre wirklichen Freunde. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an ihre wichtigsten Personen in ihrem Leben. Sie erlebt nun das Paradies. Doch nochmals wird sie eine harte Zeit durchmachen müssen. Dann allerdings darf sie wiederum das Paradies auf dieser Erde bis zu ihrem Tode erleben und geniessen.

 

 

 

Amadeus Fröhlich, Alter 31, sonnt sich auf den Malediven. Er war vor fünf Tagen von Chur her angereist. Er verabschiedete sich von seiner Mutter, welche nach dem Tode ihres Mannes alleine im Lürlibad-Quartier wohnt. Mit Amadeus zusammen treffen auch, Helga Hermann, Gabriela Rüfenacht, Walter Amstutz und Friedrich Kuster zur selben Zeit im Hotel ein. Sie alle sind Single und so können sie ihre Ferien vor der Hauptferienzeit geniessen. Jetzt Ende Mai sind die Hotels noch nicht restlos ausgebucht.

Heute gönnt sich Amadeus ein paar Stunden am Sandstrand im Schatten einer Palme und einem Sonnenschirm. Neben ihm im Sand steht auf einem kleinen niederen Tischchen sein Getränk. Wieder einmal hat er sich für einen Daktari entschieden. Ja, heute ist es schon kurz hintereinander, wieder ein Tag, an dem er seine Seele baumeln lässt. Zum Schnorcheln ist ihm heute nicht zumute. Zuerst skizzierte er auf einen Block einen Strandabschnitt. Anschliessend vertieft er sich einige Zeit lang in ein Buch, doch er wird oft hintereinander gestört. Eine braune, einheimische Hotelangestellte gesellt sich in seine Gegenwart und bittet ihn um eine Auskunft. Auch zwei Teenager ein Mädchen und ein Junge, im Alter zwischen 13 und 15 Jahren, welche sich ganz in seiner Nähe aufhalten, stören ihn in seiner Lektüre. Der Junge foppt und kitzelt das Mädchen, das es in unregelmässigen Abständen kreischt. Er mag sonst Kinder sehr gerne, doch heute nerven sie ihn irgendwie. Jetzt hat er keine Lust mehr und beobachtet die anderen Gäste, welche sich auch hier aufhalten.

Wie sein Nachname, ist Amadeus steht’s fröhlich und aufgestellt. Von Friedrich Kuster, knapp vierzig, kann man dies nicht sagen, er ist von allen der Griesgrämigste. Er sitzt an der Strandbar vor seinem Bier und meckert dauernd. Die Lustigste scheint Gabriela, neunundzwanzig Jahre jung, zu sein. Denn sie hat immer ein Lächeln auf ihren Lippen. Helga auch neunundzwanzig und Walter fünfunddreissig Jahre alt sind schlecht einzuordnen.

Am zweiten Abend nach dem Abendessen setzt sich Amadeus an der Bar neben die beiden Damen und fängt mit ihnen an zu flirten. Helga empfindet es etwas lästig und macht ihm Andeutungen, dass sie das Flirten nicht so gerne mag. Sie flüchtete vor drei Jahren aus einer gescheiterten Ehe, welche sie nach fünf Jahren abrupt beendete. Mit Gabriela unterhielt Helga lange Zeit eine lose Freundschaft. Zu Helgas Mann hatte Gabriela nie ein gutes Verhältnis gehabt. Nun nach der Scheidung Helgas wurde aus dem losen Verhältnis zwischen Helga und Gabriela ein viel Engeres. Die beiden sind inzwischen sehr gute Freundinnen geworden. Helga bat Gabriela, mit ihr hier die Ferien zu verbringen. Gabriela ist immer noch Single. Sie hat zwar auch mit vielen Männern Kontakt. Sie zählt ebenfalls einige zu ihren Freunden, doch es wurde nie etwas Ernstes daraus.

Im Alter von knapp siebzehn hatte sie eine kurze Beziehung zu einem etwa Gleichaltrigen. Diese Beziehung war eine herbe Enttäuschung für Gabriela. Sie brach den Kontakt nach wenigen Wochen zu ihrem damaligen Schatz ab. Sie hat ihn seither nie mehr gesehen und weiss auch nicht, wie es ihm geht. Noch weiss sie, wo er wohnt. Sie konzentrierte sich nach der kurzen Liaison voll auf einen guten Lehrabschluss. Als Werbegrafikerin hat sie sich mit Leib und Seele ihrem geliebten Beruf verschrieben, der ihr Leben voll und ganz ausfüllt.

Amadeus ignorierte diese Andeutungen, dass Helga das Flirten nicht mag. Gabriela quittiert das von ihrer Freundin gesagte, mit einem Lächeln und flirtet munter weiter. Nach einer viertel Stunde gibt Helga auf. Nun ist sie die, welche die Initiative ergreift und ihre Reize ausspielt. Gabriela, Helga und Amadeus befinden sich bald, in einer lebhaften Diskussion wieder. Die Zeit verfliegt und sehr schnell ist es bereits nach Mitternacht, als sich die drei voneinander verabschieden und ihre Zimmer aufsuchen. Amadeus logiert im Zimmer Nummer 807 und Helga und Gabriela teilen sich das Zimmer Nummer 714. Bevor sie auseinandergehen, verabreden sie sich, sich am anderen Abend schon zum Abendessen zu treffen. Nach dem sich Amadeus geduscht hat, legte er sich nur in Unterhosen gekleidet aufs Bett.

Helga und Gabriela machen sich rasch für ins Bett zu Recht und werfen sich aufs dieses.

„Was bist du für ein Huhn“, sagt innerlich Helga zu sich, als sie so daliegen. „Nicht einmal einen Monat hältst du es aus, ohne mit einem, dir unbekannten Mann zu flirten.“

 

Sie steigert sich in Gewissensbisse und wälzt sich lange im Bett hin und her ohne den nötigen Schlaf zu finden. Gabriela nervt sich ab ihrer Freundin. Auf einmal steht sie auf, zieht ihren Jogginganzug an und verlässt das Zimmer. Es ist bereits zwei Stunden nach Mitternacht. Fahl scheint der Mond durch einige Schleierwolken, welche sich am Abend gebildet haben. Schwach erhellt er den Sandstrand und die Umgebung. Man sieht nicht gerade weit, vielleicht so an die fünfzig Meter. Die weitere Entfernung erkennt man nur noch wage. Gabriela schlendert barfüssig im Sand und ist ganz in ihre Gedanken versunken. Sie geht eine ganze Weile schon am Strand auf und ab. Plötzlich hat sie das Gefühl, dass sie beobachtet wird. Sie schaut sich um, doch sie sieht niemand. Einige Male ist es ihr als höre sie ein Geräusch, doch wieder kann sie niemand erkennen. Nach einer halben Stunde bricht sie ihren Spaziergang ab und verschwindet aufs Zimmer. Helga schläft nun ruhig, als Gabriela leise das Zimmer betritt. Nun holt auch sie der Schlaf sofort ein. In dieser Nacht erscheint Gabriela im Traum das Gesicht und die Augen von Amadeus, sie träumt von ihm. Sehr feine Gesichtszüge und dunkelbraune Augen lachen ihr zurück.

 

Sie und Amadeus treffen sich auf einer kleinen verlassenen Insel. Beide waren auf demselben Kreuzfahrtschiff, welches vor etwa vier Stunden im Meer versunken ist. An Bord hatten sie sich nie getroffen und mit Wissen auch nicht gesehen. Helga trieb allein mit einem Rettungsboot auf dem Meer. Sie konnte sich mit einem anderen, rudernd hier in Sicherheit bringen. Doch Gabriela kann sie nirgends entdecken. Amadeus, der sich mit einem Sprung von Bord in die Fluten stürzte, kommt nun zur gleichen Zeit unweit der Landestelle vom Boot an Land. So wie es aussieht, sind sie beide die einzigen Passagiere, welche an diesem Strandabschnitt gelandet sind und den Untergang dieses Schiffes überlebten.

Sie bemerken einander und nun gehen sie zaghaft aufeinander zu. Unweit einer Palme, streckt er ihr seine Hand entgegen, und als sie diese berührt, fühlt sie sich trocken und warm an, dabei hat er kaum das Wasser verlassen. Gabriela steckt in einem cremefarbenen, langen, Chiffonkleid. Amadeus trägt einen dunkelgrauen Anzug, ein rotes Hemd und dazu eine schwarze Krawatte. Ihre Füsse stecken nicht in Schuhen, sondern beide stecken in bunten Flip-Flops. Es beginnt schon bald zu dämmern an, so beschliessen sie das Boot bis über die Wasserkante zu ziehen. Gemeinsam drehen sie das Boot um und verkriechen sich darunter.

Am anderen Morgen suchen sie zuerst etwas dürres Holz zusammen, um Feuer zu machen. Amadeus findet in seinem Anzug ein Feuerzeug, welches noch funktionstüchtig ist. Zwei fliegende Fische haben sich kurz vor Sonnenaufgang auf den Strand verirrt, welche Amadeus nun über dem Feuer gart. Während er die Fische über die Hitze hält, erkundet Gabriela die nähere Umgebung. Etwas zieht sie wie magisch an. Als sie sich einem dichten Dornengestrüpp nähert, entdeckt sie dahinter einen Eingang in eine Höhle. Sie hat keine Chance zu dieser zu gelangen. Etwas zu ihrer rechten Seite hin findet sie einige junge Bambustriebe und noch etwas weiter weg sieht sie eine Bananenstaude mit kleinen grünen Bananen. Schnell reisst sie die jungen Bambustriebe ab und nimmt auch gleich noch etwa die Hälfte der Bananen mit und eilt zu Amadeus zurück. Die jungen Bambustriebe, als Brotersatz, zum Fisch schmecken ihnen sehr gut, auch die kleinen grünen Bananen über dem Feuer heiss gemacht schmecken ihnen, roh gegessen sind sie ebenfalls ausgezeichnet.

Nach dem Essen zieht Gabriela, Amadeus zum Gebüsch, hinter dem die Höhle versteckt ist. Nun stehen sie vor der Höhle, nachdem Amadeus das Dornengestrüpp mit seinem Feuerzeug abgebrannt hat. Als die beiden ihren Kopf in die Höhle strecken, kommt ihnen ein leiser Luftzug entgegen. Gabriela sieht nicht weit hinten ein fahles Licht flackern. Zuerst ist es schwach, das aber bald immer heller wird.

Hier endet der Traum, und Gabriela erwacht am frühen Morgen. Ganz verwirrt schaut sie sich um. Neben ihr liegt Helga und streckt sich gerade, da weiss Gabriela, dass sie das im Traum erlebte. Sie wünschen sich einen guten Morgen. Anschliessend machen sie das Frühstücksbuffet unsicher. Von Amadeus ist nichts zu sehen. Die beiden füllen ihren Teller mit allerlei, auch nehmen sie noch ein paar Früchte mit, denn sie essen meistens nichts zu Mittag. Amadeus scheint wie vom Erdboden verschluckt, auch am Nachmittag ist er nirgends zu sehen. Gegen siebzehn Uhr ziehen sich Helga und Gabriela in ihr Zimmer zurück, um sich zum Nachtessen umzuziehen. Sie wollen gegen 19 Uhr 30 gerade das Zimmer verlassen, um in den Speisesaal zu gehen, da klopft es an ihrer Zimmertür. Als Helga öffnet, steht Amadeus mit zwei Blumenkränzen da und schaut verliebt in ihre Richtung. Als er sieht, dass Helga statt Gabriela vor ihm steht, ändert sein Gesichtsausdruck etwas. Jetzt schaut er nicht mehr verliebt drein, nein nun macht sich ein Lachen auf seinem Gesicht breit. Ehe sich Helga versieht, hat sie den einen Blumenkranz um ihren Hals gelegt und auf jede Wange drückt er ihr einen Kuss. Nun tritt auch Gabriela unter die Tür und begrüsst ihn. Sie bekommt den zweiten Blumenkranz umgelegt. Als sie sich in die Augen schauen, haben beide den gleichen Gedanken. Amadeus hat sofort seine Arme um Gabrielas Hüfte gelegt, fackelt nicht lange und drückt ihr einen Kuss auf ihren Mund. Ganz perplex schaut sie ihn an, dann errötet sie leicht.

„Guten Abend ihr beiden Hübschen“, hören sie ihn sagen.

„Ja, ebenfalls einen schönen guten Abend“ geben beide ihm zurück.

 

Sie geben ihm zu verstehen, dass sie fertig sind und gerade auf dem Weg zum Speisesaal sind. Auch er sei auf demselben Weg, er wollte nur schauen, ob sie noch in ihrem Zimmer seien. Er zieht beide etwas in den Flur und stellt sich zwischen die beiden, umfasst bei beiden ihre Hüfte und zieht sie sanft in Richtung des Speisesaals. Kaum stehen sie unter der Tür zum Saal, hat sie schon Friedrich entdeckt. Er kann es nicht verkneifen, zu seinem Tischnachbarn eine abschätzige Bemerkung zu machen. Der Speisesaal ist schon fast zur Gänze mit den Feriengästen gefüllt. Die Bediensteten eilen mit Speisen zu ihren Gästen und räumen das gebrauchte Geschirr sofort wieder ab. Es ist ein Kommen und Gehen.

„Dass die da noch den Überblick wahren können“, entfährt es Helga.

 

Beide pflichten ihr bei, denn auch sie haben das Gefühl, dass es bald einmal einen Zusammenstoss zwischen den Bediensteten geben wird. Walter, der an den ersten beiden Tagen jeweils am Tisch von Friedrich gesessen hat, hat um einen anderen Platz an einem anderen Tisch gebeten. Er konnte das ewige Kritisieren und Herumnörgeln nicht mehr ertragen. Als er die Drei erblickt, steht er kurz vom Stuhl auf und nickt ihnen zu. Sie nehmen an einem der Nebentische Platz. Sofort werden sie bedient und sie sind in einer sehr regen Diskussion. Helga und Gabriela haben sich für ein Fischgericht entschieden, Amadeus bevorzugt heute ein indisches Reisgericht. Nach dem Essen wechseln sie in die Bar. Walter wird eingeladen, sich zu ihnen zu setzen. An einem der acht Ecktische setzen sie sich. Sie nehmen ihre angefangene Unterhaltung wieder auf. Jeder gibt eine Kleinigkeit aus seinem Leben den anderen Preis. Auch heute wird es wieder nach Mitternacht, bis sie sich auf ihre Zimmer begeben. Es wird ab heute so sein, dass sie sich immer an den restlichen Tage ihres Aufenthalts hier auf den Malediven zum gemeinsamen Nachtessen treffen. Ebenfalls wird Walter eingeladen, von nun an mit ihnen zu essen und nach dem Nachtessen zusammenzusitzen. Zwei, drei Mal treffen die beiden Frauen und Amadeus einander schon beim Morgenessen. Jedes Mal unterhalten sie sich prächtig.

Walter ist immer bei ihnen willkommen. Er hat schon seit Langem nur noch Augen für Helga. Ganz schwach regen sich in ihr Gefühle, doch sie sträubt sich, einen Ferienflirt mit ihm einzugehen. Helga hat schon einmal eine schlechte Erfahrung in den Ferien gemacht. Sie schwärmt eher für Amadeus. Die Ferien gehen für alle viel zu schnell vorbei. Als sie sich am letzten Tag voneinander verabschieden bemerkt man bei beiden Frauen eine kleine Träne in ihren Augen. Die beiden Männer begleiten die beiden Frauen zum Flugzeug und sind ihnen beim Schleppen ihres Reisegepäcks behilflich. Amadeus und Walter verabschieden die beiden auf dem internationalen Flughafen Gan, auf Gan Island im Addu Atoll. Beide Männer bleiben noch zwei Tage länger.

Zwischen den beiden Männern ist eine gute Freundschaft entstanden. Besonders für Gabriela ist dieser Abschied schmerzlich, sie möchte gerne Amadeus wiedersehen, doch sie ist sich nicht sicher, ob sich Amadeus nach seinen Ferien bei ihr meldet. Auch Helga fällt es schwer, Amadeus und Walter zurückzulassen. Am Abend vorher haben sie untereinander noch ihre Adressen ausgetauscht.

Als sich die Maschine von der Startbahn löst, schauen Amadeus und Walter ihr noch lange nach. Auf dem Weg zurück ins Hotel wird nicht viel gesprochen, jeder ist mit sich selber beschäftigt. Im Hotel angekommen gibt Amadeus zwei Telegramme auf, Walter hat sich für eines entschieden. Nach dem Nachtessen geniessen beide einen Schlummertrunk an der Hotelbar. Hier tauschen sie ihre Gedanken aus. Amadeus gibt Walter bekannt, dass er Gabriela wiedersehen möchte. Er sei sich sicher, dass sie dies ebenfalls wünsche. Walter möchte gerne Helga wiedersehen und gibt Amadeus dies zu verstehen.

 

 

 

 

 

 

 

Gleichzeitig mit der Ankunft in ihrer Wohnung erhält Helga zwei Telegramme das Erste mit folgendem Inhalt.

„Hoffe Du hattest einen guten Flug zurück. Ich kann Dir die Liebe von Dir, welche ich spüre, nicht erwidern. Ich bin überzeugt, dass Du als starke Frau einen lieben Partner findest. Ich wünsche Dir dazu viel Glück und Erfolg. Gruss Amadeus“.

 

Das zweite ist von Walter, welches sie öffnet aber noch nicht liest. Mit einem Seufzer lässt sich Helga in einen Sessel fallen, schliesst ihre Augen und Tausende von Bildern tanzen in ihrem Gedächtnis. Eigentlich hat sie es selber gespürt, dass diese Ferienromanze zu Amadeus nicht weitergehen wird. Dieses Telegramm von ihm hat nun ihre Vermutung bestätigt. Trotzdem dass sie es geahnt hat, steigen ihr Tränen in ihre Augen und ganz leise fängt sie an zu weinen. Schluchzend zieht sie sich in ihr Schlafzimmer zurück, wirft sich aufs Bett und weint sich aus. Bald einmal versiegen ihre Tränen und sie schläft erschöpft ein. Am anderen Morgen fragt sie sich nochmals, warum ihr das Amadeus nicht direkt sagen konnte? Doch sie findet keinen brauchbaren Grund, warum er gewartet hat, bis sie abgeflogen war. Sie hat noch ein paar Tage Zeit, bis sie wieder ihrer Arbeit im Büro nachgehen muss. Heute will sie ihre schmutzige Wäsche von den Ferien waschen. Also den Koffer ausgepackt und die Kleidungstücke sortiert. Dann stehen noch einige Besorgungen an, denn der Kühlschrank muss wieder aufgefüllt werden, also keine Sentimentalitäten aufkommen lassen und hinein in den Alltag.

Beim Einkaufen trifft sie auf eine Schulfreundin und beim gemeinsamen Kaffee will diese von ihr wissen, was seit ihrem letzten Zusammentreffen alles passiert ist. Wie es ihr denn so geht und wie es ihrem Mann gehe und ob sie schon Kinder habe, will sie wissen. Seit sie sich das letzte Mal getroffen haben, sind sicher schon wieder fünf Jahre vergangen. Die Zeit vergeht wie im Fluge, es gibt noch so viel voneinander zu erfahren, sodass sie sich beim Auseinandergehen versprechen, sich so schnell wie möglich wieder zu treffen. Als alles Eingekaufte an ihrem Platz ist, kommt ihr das Telegramm von Walter wieder in den Sinn. Sie setzt sich in den Sessel und liest.

„Liebe Helga, ich hoffe du hattest einen guten Flug zurück. Ich hatte keine Gelegenheit und auch der Mut fehlte mir, um dir zu sagen, dass ich dich wiedersehen möchte. Ich werde mich bestimmt, wenn ich aus den Ferien zurück bin, melden. Einen ganz lieben Gruss von der Ferienbekannschaft. Walter.“

 

Etwas warm wird es ihr ums Herz, als sie diese Zeilen liest. Sie fragt sich. Spürt er Liebe zu mir? Doch er kennt mich doch gar nicht. In den Ferien ist alles so romantisch und man hat ganz andere Gefühle als im Alltag. Ohne Zweifel er sieht gut aus und benimmt sich Frauen gegenüber sehr höflich und galant. Aber genügt das für eine neue Beziehung. Der Funke zu Walter ist wohl nach dem Lesen des Telegramms übergesprungen, doch so ganz will er das Feuer nicht entfachen. Nun ich werde seinen Anruf abwarten, dann sieht man weiter. Sie will sich kühl verhalten doch es berührt sie trotzdem ein ganz klein wenig. So vergeht die Zeit bis zur Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit im Büro. Sie ist mit anderen Dingen beschäftigt und hat nicht die Zeit dauernd den Erinnerungen an ihre Ferienromanze nach zu trauern. Vierzehn Tage später erhält Helga von ihrer Schulfreundin Petra, welche sie am Tage nach ihren Ferien getroffen hat, einen Anruf. Sie nimmt diesen entgegen und hört die etwas hastige Stimme Petras.

„Kann ich dich so bald als möglich treffen. Ich möchte mit dir reden, ich brauche deinen Rat.“

 

Sie beschliessen sich in drei Tagen am Samstag im gleichen Lokal, wie beim letzten Mal, zu treffen. Nach einigem Zögern erzählt Petra, dass sie sich von ihrem Mann trennen will. Sie hätten nicht die gleichen Ziele im Leben und in letzter Zeit haben sie sich sehr zerstritten. Petra will von ihr wissen, welchen Weg sie gewählt hat, als sie sich von ihrem Mann getrennt hat. Mitten im Gespräch taucht plötzlich Petras Mann auf. Er hat ihr nachspioniert und setzt sich zu ihnen. Petra gibt ihm zu verstehen, dass er nicht erwünscht ist. Nun rastet er aus und bedroht seine Frau. Es kommt zu einem heftigen Streit. Plötzlich packt er Petra mit einem festen Griff am Arm und will sie mit sich aus dem Lokal ziehen. Petra reisst sich los, schlägt ihm ihre Faust ins Gesicht, schreit und flüchtet aus dem Lokal. Helga reaktionsschnell packt die beiden Handtaschen und eilt ihr nach. Petras Mann lässt sich mit blutender Nase auf einen Stuhl fallen, er ist im Moment mit sich selbst beschäftigt und verfolgt seine Frau nicht. Beide sagen gleichzeitig. Nur weg von hier.

Gabriela hat kaum ihre Wohnungstür geschlossen, als sie vom Flug zurück ist. Ihren Koffer hat sie im Flur hingestellt und sich etwas müde in einem ihrer Sessel niedergleiten lassen. Schrill läutet es an ihrer Wohnungstür. Widerwillig öffnet sie nach einem kurzen Zögern die Tür. Ein Eilbote überbringt ihr ein Telegramm. Sie schenkt sich ein Glas kaltes Wasser ein, setzt sich zurück in den Sessel, nimmt einen ersten Schluck und lässt das kühle Wasser ihre Kehle hinunterlaufen. Erst jetzt öffnet sie das Telegramm.

„Ich hoffe Du hattest einen guten Flug zurück. Vermisse dich. Möchte dich wiedersehen. Erwarte einen Anruf von mir. Gruss Amadeus“.

 

Zwei, drei Mal liest sie das Telegramm. In den Ferien genoss sie seine Nähe und zugleich die Unterhaltung mit ihm. Diese Ferienromanze tat ihrer Seele gut. Sie spürte schon damals, dass Amadeus sie nicht kalt lässt. Irgendwie zogen sie sich magisch an. Ein paar Mal hatte sie das Gefühl, wenn sie Amadeus zum Morgenessen nicht sah, dass er ihr fehlt. Auch kommt ihr in den Sinn, dass sie einmal einen Traum hatte, in dem er vorgekommen ist. Ganz in Gedanken versunken macht sie sich nun daran ihren Koffer auszupacken. Auf dem Flug wurden sie mit Esswaren verwöhnt, sodass sie sich entscheidet, ohne noch etwas zu essen sich zum Schlafen hinzulegen. Um drei Uhr in der Früh erwacht sie plötzlich. Komisch wird ihr zumute, als sie bemerkt, dass sie geträumt hat. Nun kann sie nicht mehr schlafen, nun ist sie hellwach. Mit einer Tasse Kaffee sitzt sie nun in ihrem Wohnzimmer. Mit beiden Händen umfasst sie ihre Tasse, als umschliesse sie seine Hände. Ganz in ihre Gedanken versunken sitzt sie im Halbdunkeln da und sinnt über den Traum nach. Es schaudert sie, als sie bemerkt, dass sie das Gleiche schon dazumal in den Ferien geträumt hat und an gleicher Stelle endete er wieder wie damals. Sie versucht ihre Gedanken auf ihre Arbeit zu lenken, welche sie am nächsten Montag fertigstellen muss. Doch es gelingt ihr nicht. Irgendwie hat sie es gerne, an ihn erinnert zu werden, doch langsam fängt sie sich an, zu nerven.

„Bin ich nicht mehr fähig klar und nüchtern zu denken“, hört sie sich sagen.

 

Aber so oft sie versucht sich auf andere Gedanken zu bringen, so oft scheitert sie auch. Gegen 8 Uhr hat sie genug, in Windeseile zieht sie sich fertig an und verlässt in Richtung Einkaufszentrum ihre Wohnung. Auf der Fahrt muss sie sich auf den Verkehr konzentrieren, so haben keine anderen Gedanken Platz in ihrem Hirn. Sie tätigt ihre Einkäufe, trifft auf David, einen Arbeitskollegen, mit dem sie sich eine Kaffeepause gönnt. Kaum ist er gegangen sieht sie Jenny eine Freundin mit der sie in der Gewerbeschule im gleichen Schulzimmer sass.

Über den Mittag sitzt sie zusammen mit Tobias und Kathrin ihren Arbeitskollegen zusammen. Die beiden haben letztes Jahr geheiratet und arbeiten im Jobsharing. Nach dem Mittagessen findet sie für sich ein passendes Kleid für den Sommer, welcher nun auch hier Einzug gehalten hat. Gegen siebzehn Uhr trifft sie vollgepackt in ihrer Wohnung ein. Nachdem alles seinen Platz gefunden hat, lässt sie sich mit einem Glas Eistee im Wohnzimmer nieder. Einige Zeit gelingt es ihr, ihre Gedanken auf Montag zu lenken. Kathrin und Tobias haben ihr ein süsses Geheimnis anvertraut. In drei Monaten werden sie zu dritt sein.

 

„Man sieht es Kathrin doch gar nicht an, dass sie schwanger ist. Mich dünkt sie ist immer noch gleich schlank wie vor den Ferien. Wo versteckt sie das nur, anderen sieht man es schon nach vier Monaten an, dass sie schwanger sind“, sagt sie zu sich selbst.

 

Gegen dreiundzwanzig Uhr zieht sie sich zum Schlafen zurück. Übermorgen ist der letzte Tag von ihren Ferien. Am Samstag hat sie es nicht eilig schon früh aufzustehen. Sie bleibt bis gegen zehn Uhr im Bett. Am Nachmittag gönnt sie sich in der freien Natur einen einstündigen Spaziergang, um frische Luft zu tanken. Mit einigen Leuten vom Dorf unterhält sie sich kurz, hat für diese oder für jenen ein paar Worte übrig. Nach dem Nachtessen zu dem sie sich ein Glas Rotwein gönnt sitzt sie nun mit dem aufgefüllten Glas in ihrem Lieblingssessel. Ihre Stereoanlage verströmt sanfte Hintergrundmusik. Kaum beginnt sie die Melodie, welche gerade ertönt mit zu summen, schreckt sie der Ton ihres Telefons auf. Als sie den Anruf mit ihrer Telefonnummer entgegennimmt, ist es neunzehn Uhr. Am anderen Ende meldet sich eine ihr bekannte Stimme.

„Guten Abend Gabriela. Ich habe Sehnsucht nach deiner Stimme und nach dir. Ich wollte dir mitteilen, dass ich wohlbehalten wieder zu Hause bin. Nun sitze ich in meinem Haus und die gesamten Ferien laufen wie ein Film vor meinen Augen ab.“

 

Eine Zeit lang bleibt es still nur das gegenseitige Atmen hören sie vom anderen.

„Bist du noch da?“, fragt zaghaft Amadeus.

 

Ja, meldet Gabriela. Ihre Gefühle spielen Achterbahn mit ihr. Sie hat auf seinen Anruf gehofft, doch nun ist sie ganz hin und weg seine Stimme zu hören.

„Danke vielmals für dein Telegramm, ich habe es kurz nach meiner Ankunft schon bekommen. Hattest du einen guten Flug zurück?“, fragt sie.

 

Er bestätigt ihr, dass der Flug im Allgemeinen ruhig verlief, nur über Griechenland und über den Alpen waren Turbulenzen spürbar. Zum Schluss ihrer Unterhaltung, welche stockend in Gang kam, fragt er.

„Gabriela, ich möchte dich wiedersehen. Können wir uns nicht an einem der nächsten Wochenenden irgendwo treffen? Mir ist es egal wo, mach du mir einen Vorschlag.“

 

Sie bietet ihm an, sie könnten sich doch etwa in der Mitte ihres Weges zueinander treffen. Er ist damit einverstanden und sie verabreden sich, wenn das Wetter es erlaubt, sich am nächsten Sonntag am Rheinfall im Schloss Laufen zu treffen. Das Gespräch endet bei beiden damit, dass sie sich schon auf den kommenden Sonntag freuen. In ihrem Sessel sitzend, hängt sie mit Gedanken herum. Nun ist es bereits halb zehn Uhr, da durchzuckt ein Gedanke ihr Gehirn.

„Ich mag doch nicht bis am nächsten Sonntag warten. Was bin ich doch für ein dummes Huhn. Koste es, was es wolle, ich muss ihn schon früher sehen. Doch gebe ich nicht mein eigenes Ich auf, wenn ich ihn zurückrufe und ich ihn schon morgen Sonntag treffen will? Papperlapapp mein Gefühl spricht, dass es nicht falsch ist, auch einen Schritt zu ihm hin zu machen.“

 

Noch während sie sich das in Gedanken zu sich selber sagt, greift sie zum Telefon, entnimmt ihrer Agenda seine Visitenkarte und stellt seine Nummer ein. Nach zwei Klingelzeichen meldet sich Amadeus.

„Amadeus, bitte sei mir nicht böse, dass ich dir für nächsten Sonntag absagen muss“, sie hört einen Seufzer am anderen Ende, dann fährt sie fort.

„Ich möchte dich schon morgen Sonntag wiedersehen, darf ich zu dir kommen?“

 

Weiter kann sie nicht sprechen, denn nun tönt es vom anderen Ende her.

„Noch so gerne. Du kommst doch noch vor dem Mittagessen, oder? Du weisst nicht, wie glücklich du mich mit deinem Angebot machst. Am liebsten hätte ich, wenn du schon jetzt zu mir kommen könntest. Ja Gabriela, mich zerreisst fast die Sehnsucht nach dir. Bitte sag mir, dass du schon vor dem Mittagessen eintriffst.“

 

Als dieses Gespräch endet, ist es kurz vor zweiundzwanzig Uhr. In Gedanken versunken geht sie ins Schlafzimmer. Nach zwanzig Minuten steht sie frisch angezogen mit einer gefüllten Tasche voller Lebensmittel, dem Beauty Case und einer kleinen Tasche voll frischer Unterwäsche und dem Jogginganzug bei ihrem Auto. Bevor sie den Motor von ihrem Ford Cortina, „fast schon einen Oldtimer“ startet, sendet sie ihm eine SMS mit folgendem Inhalt.

 

„Bin schon auf dem Weg zu dir, halte es auch nicht mehr alleine in meiner Wohnung aus.“

 

Kurz darauf hält sie ihren Cortina wieder an, denn ihr Handy meldet sich. Er sagt ihr, dass er sie beim Restaurant Frohsinn mit Sehnsucht erwarte. Kaum hat sie ihr Auto dort angehalten, als sie ihn gesehen hat, ist er schon an ihrer Fahrertür. Er erdrückt sie fast, bei der Begrüssung, doch auch ihr Druck ist stark, als sie ihn umarmt. Er kommt nur noch zum Sagen.

 

„Gabriela schön dich zu sehen“, dann berühren sich zwei Lippenpaare zu einem Kuss, der nicht enden will.

 

Sie vergessen ihre Umwelt, etliche Gäste des Restaurants sind schon an ihnen vorbeigegangen, als sich langsam ihre Lippen voneinander lösen. Ihre Umarmung lockert sich nicht. Beide Augenpaare leuchten, auch wenn man dies im Halbdunkeln nicht sieht. Erst nachdem sie sich noch eine ganze Weile tief in die Augen geschaut haben, bittet Amadeus, dass Gabriela ihm nachfahren soll. Nach drei Minuten Fahrzeit hält er vor einem schönen Einfamilienhaus an. Die Auffahrt zur Doppel–Garage und der Eingang sind hell erleuchtet. Nachdem sie ihre Autos in der Garage abgestellt haben, nimmt er ihr die beiden Taschen ab. Er bemerkt zu ihr.

„Hast du Steine in die Tasche gefüllt, die ist ja kaum zu tragen.“

 

Sie verneint, sie habe lediglich Lebensmittel mitgenommen, denn er habe sicher nicht noch einkaufen können. Da öffnet er den Kofferraum von seinem Auto und meint, dass er noch schnell im Tankstellenshop vorbeigefahren sei, um sich noch mit Lebensmitteln einzudecken. Beide müssen Lachen und ihr Lachen tönt über das offene Feld, welches sich anschliessend an sein Haus ausbreitet. Sie nimmt ihm die Tasche mit ihren Kleidern ab und greift nach dem Beauty Case, welches noch auf dem Beifahrersitz gestanden hat. Mit vollen Händen bittet er sie, ihm zu folgen. Im Eingangsbereich entledigt er sich der Einkaufstasche und der Tasche von Gabriela. Sie hat ihrerseits gerade noch Zeit ihre Sachen hinzustellen, schon spürt sie seine starken Arme um ihre Hüfte welche sie sehr sanft zu ihm hinziehen.

„Willkommen bei mir, in meinem Haus. Gerne möchte ich mit dir noch etwas trinken. Wenn du aber zu müde bist, lassen wir es sein.“

„Amadeus, ich bin nicht müde. Hab Dank, dass ich dich schon heute wiedersehen kann. Ich trinke mit dir gerne noch etwas und trinke das, was du dir einschenkst.“

 

Nach einem Kuss packt er seine Einkaufstasche, die Tasche mit den Lebensmitteln von Gabriela und zieht sie zugleich mit in die Küche. Nachdem alle Lebensmittel verstaut sind, nimmt er zwei schöne grosse Weingläser und füllt sie halb mit Rotwein ein. Als sie das Weinetikett sieht, traut sie ihren eigenen Augen nicht. Den gleichen Rotwein hatte sie sich auch selber zum Nachtessen eingeschenkt. Er überreicht ihr das eine und nimmt für sich das andere. Nun zieht er sie mit und durch das Esszimmer steuert er seine Schritte in Richtung des Wohnzimmers. Nachdem sie sich auf der Lederpolstergruppe niedergelassen haben und den ersten Schluck getrunken haben, sind sie schon in einer angeregten Unterhaltung. Bei einer kleinen Pause begibt er sich in die Küche und holt die Flasche und noch etwas Knabbergebäck. Als Gabriela nach der Toilette fragt und nach der Uhr schaut, staunt sie nicht schlecht. Die Uhrzeit zeigt fünf Uhr an und draussen schiebt der neue Tag die Nacht zur Seite.

„Wollen wir noch ins Bett, oder bleiben wir auf“, fragt Amadeus als Gabriela zurückkommt.

„Mir ist nicht nach Schlafen zumute“ und setzt sich neben ihn.

 

Sie legt ihren Kopf an seine Schultern und lässt sich von ihren Gefühlen treiben. Zum ersten Mal in ihrem Leben hat sie ihr Herz für einen Mann ganz geöffnet. Nicht einmal als Teenager befand sie sich mit ihren Gefühlen so nah bei einem Mann. Sie fühlt sich jede Sekunde stärker zu ihm hingezogen. Es ist schon gegen sieben Uhr, als Amadeus den Vorschlag macht etwas zu essen und dazu einen Kaffee zu trinken. Sie wechselt mit ihm in die Küche und sie machen zusammen eine Kleinigkeit zurecht. Setzen sich an den Esszimmertisch, und sie lassen sich ihr gemeinsam zubereiteten Frühstück schmecken. Ein wenig neugierig ist Gabriela schon, sie möchte so gerne alle Zimmer seines Hauses sehen. Wie er es geahnt hätte, zieht er sie anschliessend an das Morgenessen durch alle Räume seines Hauses. Nachdem sie zurück sind, räumen sie zusammen die Küche auf. Er fragt sie ob sie Lust hätte mit ihm an das Grab seiner Frau zu gehen. Sie stimmt seinem Vorschlag zu. Zusammen machen sie sich für den Grabbesuch bereit. In die Nachbargemeinde fahren sie nun und auf dem Parkplatz, vor dem Friedhofareal, kann er sein Auto abstellen. Mit etwas gemischten Gefühlen hakt sie sich bei ihm ein. Schweigend stehen sie vor dem schön gepflegten Grab. Sanft ergreift er die Hand von Gabriela, drückt sie leicht, dann hört sie ihn leise sagen.

„Meine geliebte Andrea, ich kann dich nicht vergessen du wirst immer in meinem Herzen sein. Ich habe eine liebe Frau gefunden, gib mich frei, damit ich diese Frau so sehr lieben kann, wie ich dich geliebt habe.“

 

Gabriela spürt den Druck an ihrer Hand, welcher stärker wird. Sachte löst sie sich von ihm und geht zum Platz, an dem einige Blumensträusse, für zum Kaufen aufgestellt sind. Sie legt den angeschriebenen Betrag in eine Kasse nimmt einen schön gebundenen Strauss aus dem grossen Kessel, in dem noch drei andere stehen. Sie legt diesen etwas beiseite und geht zurück ans Grab. Immer noch steht er an der gleichen Stelle, seine Augen wirken auf einmal leer und sind gefüllt mit Tränen. Gabriela bemerkt es sofort, als sie wieder bei ihm steht. Sie bückt sich, nimmt den Strauss, welcher am verwelken ist zusammen mit der Vase und geht zum nächstgelegenen Entsorgungsplatz. Die Vase wäscht sie aus, stellt den frischen Strauss hinein und füllt ihn mit frischem Wasser. Umgehend kommt sie zurück. Amadeus steht immer noch wie angewurzelt da. Gabriela stellt die Vase mit den frischen Blumen an die gleiche Stelle zurück, nimmt seine Hand führt sie an ihre Brust und drückt sie sanft dagegen. Alles, was sich in ihm aufgestaut hat, entlädt sich nun mit einem Mal. Er will sich gegen den Tränenfluss wehren, doch er ist machtlos. Gabriela stützt ihn, denn plötzlich geben seine Beine nach. Schleppend bringt sie ihn auf die nächstgelegene Bank. Hier sackt er in sich zusammen und nun fliessen nur noch die Tränen. Sanft streicht ihm Gabriela durch sein Haar. Eine ganze Weile verharrt er so, dann schauen zwei tränengefüllte Augen in ihre Richtung.

„Ich verstehe dich Amadeus, oder zumindest versuche ich, dich zu verstehen. Schau auch mein geliebter Vater wurde mir durch seinen Tod weggerissen. Ich war damals gerade in die Lehre eingetreten. Es riss mir damals das Herz aus meiner Brust, als ich ihn zusammen mit meiner Mutter zu Grabe begleitet hab“, versucht sie ihn zu trösten. Dann fährt sie fort.

„Es dauerte sehr lange, bis ich begreifen konnte, warum mich ein lieber Mensch verlassen hat. Du musst vor mir deine Gefühle nicht verstecken. Lass du sie mich spüren, nur so werde ich dich verstehen können.“

 

Sichtlich wird Amadeus ruhiger und beginnt die Hand von Gabriela, welche er schon eine ganze Weile in den seinen hält, sanft zu streicheln. Zaghaft hebt er den Kopf und schaut sie mit fragendem Blick an. Sie schaut ihn an, nickt mit dem Kopf, steht auf und zieht ihn zu sich hoch. Schweigend zieht sie ihn ans Grab zurück, umfasst seine Hände, faltet ihre darüber und sagt leise.

„Liebe Andrea, ich habe dich nie gesehen und habe dich nicht gekannt. Doch eines weiss ich schon heute, dass wenn Amadeus für mich frei ist, ich für uns das Paradies auf Erden suchen werde. Ich werde um ihn kämpfen, denn ich liebe ihn. Und etwas glaube ich zu wissen, dass wenn er befreit ist, er auch um mich kämpfen wird. Hab Dank, dass ich dich immer wieder auf deinem Grab besuchen kann. Auf Wiedersehen Andrea.“

 

Sanft zieht sie nun Amadeus vom Grab weg. Er schickt seiner geliebten Frau ein leises „Auf Wiedersehen“ nach. Es wird nicht mehr viel geredet auf dem Weg nach Hause. Ganz in sich gekehrt überreicht ihr Amadeus den Autoschlüssel, als beide bei seinem Auto stehen, und bittet, dass sie zurückfahre. Schweigend machen sich die beiden in der Küche zu schaffen. Gabriela macht eine Kleinigkeit zum Essen, nachdem Amadeus ihr gesagt hat, dass er keinen grossen Appetit verspürt. Auch sie ist froh kein üppiges Mal kochen zu müssen. Inzwischen hat er den Esszimmertisch gedeckt und ein paar Blumen aus seinem Garten stehen zur Dekoration mitten auf dem Tisch. Nach dem Essen und dem Abwasch zieht er sie auf den Sitzplatz vor dem grossen Wohnzimmerfenster. Es ist ein warmer Sommertag Mitte Juni und so wäre es schade sich in der Wohnung aufzuhalten. Im Nu hat er zwei Liegen aufgestellt und so geniessen sie nebeneinander die Sonne. Gabriela ist etwas müde und bittet ihn sie in einer Stunde wieder zu wecken. Amadeus kann nicht schlafen und betrachtet sie hin und wieder. Er döst nur ab und zu. Nach einer Stunde gibt er ihr einen zarten Kuss. Nun entwickelt sich wieder eine rege Unterhaltung. Das Gespräch zwischen den beiden blüht wieder richtig auf und zwischendurch huscht auch ab und zu ein Lächeln über seine Lippen. Nach einer Weile geht er nach drinnen und holt Mineralwasser und eine Flasche Weisswein. Als Gabriela gefragt wird, ob sie auch einen gespritzten Weisswein mittrinke, sagt sie zu. Mit einem Mal stellt Amadeus sein Glas auf den Boden, kehrt sich zu ihr hin, umfasst mit beiden Händen ihre Hüfte, zieht sie sanft zu sich her und gibt ihr einen Kuss. Dann sagt er.

„Gabriela, du bist der Sonnenschein für mich. Ich möchte dir meine Liebe geben, manchmal gelingt es mir und manchmal bin ich wie blockiert. Bitte gib mir Zeit. Wie du heute gesehen hast, habe ich meine verstorbene Frau noch nicht loslassen können. Hilf mir es zu verstehen, warum ich diese Prüfung bestehen muss. Ich möchte dich nicht verlieren, zu sehr zieht es mich zu dir hin. Heute Morgen hatte ich das Bedürfnis mein Herz für dich zu öffnen, doch ich glaube, dass ich dich mit meinen Gefühlen verletzt habe“, weiter kommt er nicht, denn sie beugt sich zu ihm hin und erwidert seinen Kuss von vorhin.

„Du hast mich nicht verletzt. Ich war am Anfang auch etwas blockiert, weil ich nicht wusste, wie ich mich verhalten soll. --- Amadeus, auch ich liebe dich. Gib mir die Gelegenheit es dir zu zeigen. Lass mich an deinem Leben teilhaben, ich möchte, dass wir uns alles anvertrauen können, was uns beschäftigt, ob gut oder schlecht. Zeige mir deine Gefühle, so kann ich lernen, dich zu verstehen.“

 

Nochmals beugt sie sich zu ihm hin und sucht mit ihren Lippen die seinen. Nach einem langen Kuss nimmt er sie, nachdem er sich von der Liege erhoben hat, zu sich hoch und schweigend stehen sie nun eng beieinander. Sie hört sein Herz schlagen, denn sie hat ihren Kopf an seine Brust gelegt. Sanft beginnt er, mit seinen Fingern, durch ihren Kurzhaarschnitt zu streichen. Eng umschlungen führt er sie ums Haus, er zeigt und erklärt ihr die Umgebung. Gegen einundzwanzig Uhr, nachdem sie zum Schluss noch wieder alles in der Küche auf Vordermann gebracht haben, verabschiedet sich Gabriela.

„Wann sehe ich dich wieder“, fragt Amadeus.

„Wenn du willst, komme ich gerne schon am Freitagabend wieder zu dir“, gibt sie ihm zu verstehen.

 

Und wie er einverstanden ist. Mit einem letzten Kuss und die Wünsche für eine gute Fahrt und einen guten Start zurück im Berufsleben, verabschieden sie sich voneinander. Ja, diese gemeinsamen Stunden haben nicht nur bei Amadeus einiges ausgelöst. Nein, auch für Gabriela bedeutete dieses gemütliche Zusammensein sehr viel. Sie spürte, dass Amadeus und sie sehr viele Gemeinsamkeiten haben. Auch seine Wärme und Geborgenheit spürte sie im Ansatz. Amadeus konnte sich noch nicht ganz von seiner ersten Frau lösen. Doch es wird nicht mehr lange dauern und Amadeus kann Gabriela seine ganze Liebe spüren lassen.

 

Helga und Petra nehmen sich ein Taxi, welches sie zu Helgas Wohnung fährt. Ganz in sich gekehrt sitzt sie im Fond des Taxis. Helga versucht ihr beizustehen und hält ihre Hand. Zu Hause als Petra ihre Jacke auszieht, sehen sie an ihrem rechten Arm Abdrücke vom Griff ihres Mannes und dass sich durch das Losreissen von ihm, Hämatome gebildet haben. Helga rät ihr sofort zu einem Arzt zu gehen, doch Petra lehnt ab. Es sei nicht so schlimm, wie es im Moment aussehe, meint sie. Helga redet nicht auf sie ein. Sie verschwindet in der Küche und kommt mit einem frischen Küchentuch in dem sie Eiswürfel verpackt hat zurück und legt es ihr auf die Stellen, welche eine Rötung zeigen. Petra reibt sich die Finger mit der sie die Faust machte, als sie ihrem Mann ins Gesicht schlug. Helga eilt in die Küche und kommt ein weiteres Mal mit einem mit Eiswürfeln gefüllten Handtuch zurück und legt ihr dieses auf die Finger. Nun sieht es auch Petra ein, dass sie ihre Blessuren einem Arzt zeigen sollte. Helga ruft ein Taxi und fährt mit ihr in die Notaufnahme vom Kreisspital. Der behandelnde Arzt sieht an den Spuren sofort, dass eine grobe Fremdeinwirkung stattgefunden hat. Nachdem Petra ihre Angaben zu ihrer Person und ihrer Krankenkasse gemacht hat, erbittet der Arzt um Aufklärung ihrer Verletzung betreffend.

Zuerst will sie nicht antworten, doch nun interveniert Helga und meint, wenn sie es nicht tue, dann schildere sie den Tathergang. Nach Petras Anhörung wird ihr angeraten, ihren Mann, wegen körperlicher Gewalt anzuzeigen. Helga geht diese Attacke seitens Petras Mann sehr nahe. Sie hat eben eine Scheidung hinter sich. Ihre Ehe zerbrach aber nicht durch eine Gewaltanwendung seitens ihres Mannes, nein bei ihr waren andere Gegebenheiten ausschlaggebend ihre Ehe aufzulösen. Parallelen gibt es trotzdem zwischen den beiden Frauen. Helga wurde von ihrem Mann hintergangen, und als sie sich das gleiche Recht nahm und sich mit anderen Männern traf, betrog er sie erst recht. Wenn er schlecht gelaunt war, sollte Helga die Wutausbrüche seitens ihres Mannes ertragen, wenn er sich nicht bei einer anderen abreagieren konnte.

Bei Petra ist die Situation so, dass der Mann sehr eifersüchtig und besitzergreifend ist. Er will auch unbedingt mindestens vier Kinder, und zwar Knaben haben, doch Petra ist nicht bereit Mutter zu sein. Er kontrolliert seine Frau auf Schritt und Tritt. Wehe sie macht etwas was sie ihm nicht vorher sagt, dann rastet er aus. So wie eben heute, als sie sich mit Helga zu einem Gespräch traf. Petra will sich eine Bedenkzeit bis morgen früh erbeten, doch Helga wie auch der Arzt raten ihr ihren Mann sofort anzuzeigen. Sie gibt dem Druck nach und macht eine Anzeige wegen körperlicher Gewalt.

Ihr Mann wird am nächsten Morgen an seinem Arbeitsplatz festgenommen. Zuerst leugnet er alles und spielt den aufopfernden Ehemann. Er beschönigt alles und zeigt sich schockiert, dass sich seine Frau zu dieser Anzeige hinreissen liess. Doch als Helga gegen ihn aussagt und noch andere Zeugen ausfindig gemacht werden konnten, gibt er seine Tat zu. Er wird zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und vier Monaten auf Bewährung verurteilt.

Petra reicht sofort die Scheidung ein und verlässt ihn schon am nächsten Tag. Sie stellt eine Liste an Gegenständen und Kleidern zusammen, welche ihr gehören, und lässt diese richterlich abholen. Sie will keinen Fuss mehr in diese Wohnung setzen. Mit Hilfe, ihres Arbeitgebers, findet sie eine Wohnung, welche sie bezahlen kann. Bei der Scheidung verzichtet sie auf Unterhaltszahlung ihres geschiedenen Mannes. Sie hat jeglichen Kontakt zu ihm abgebrochen, nur am Scheidungstermin musste sie ihm noch einmal begegnen.

Als Helga an einem Abend nach dem Nachtessen durch die Programme im Fernseher zappt, erreicht sie ein mysteriöser Anruf. Als sie den Hörer an ihr Ohr nimmt und sich mit ihrer Telefonnummer meldet, hört sie am anderen Ende nur leises obszönes Gestöhn. Genervt drückt sie die Austaste und legt das schnurlose Handgerät auf den Salontisch. Keine fünf Minuten später meldet sich erneut das Telefon, etwas gereizt nimmt sie den Anruf entgegen. Walter die Ferienbekanntschaft meldet. Er entschuldigt sich bei ihr, dass er erst jetzt, nach vier Wochen, sich meldet. Er hätte nach den Ferien viel um die Ohren gehabt und war zudem noch eineinhalb Wochen im Ausland. Er möchte sie gerne einladen und mit ihr ein Nachtessen geniessen und um mit ihr über die schönen Ferien zu reden.

 

„Im Moment habe ich keine freie Minute, doch, wenn du in einem Monat wieder anrufst, sieht es in meinem Kalender besser aus. Im Spätherbst und Anfang Winter sind bei mir noch mehrere freie Wochenenden“, lässt sie ihn wissen.

 

Nach dem das Telefongespräch beendet ist sitzt sie einen Moment lang ganz still da und auf einmal bemerkt sie zu sich selbst.

 

„Walter lässt deine Gefühle nicht kalt, also warum benimmst du dich ihm gegenüber so und bist so auf Distanz mit ihm. Mit anderen Männern bist du nicht so, die lässt du an dich heran und manchmal nimmst du sie schamlos aus.“

 

Nun meldet sich abermals das Telefon. Wiederum, nachdem sie sich mit ihrer Telefonnummer gemeldet hat, dringen wiederum diese obszönen Geräusche an ihr Ohr. Nochmals in dieser Nacht weckt sie gegen den Morgen das Telefon, und als sie sich meldet, hört sie wieder diese Geräusche. Dann erreichen sie lange Zeit diese Geräusche nicht mehr. Sie hat es schon vergessen, als eines Tages schon am Morgen sich dieser mysteriöse Anrufer wieder meldet. An diesem Samstag nimmt sie noch vier Mal einen solchen Anruf entgegen. Niemand meldet sich, auch nach wiederholtem Nachfragen wer denn ihre Leitung missbrauche. Am Abend ruft Walter an, noch ganz genervt reagiert sie etwas unwirsch, was Walter als Absage datiert. Nach dem kurzen Gespräch sagt er, dass er ihr zu einem späteren Zeitpunkt wieder anrufen werde.

Kaum haben sie das Gespräch beendet klingelt wiederum das Telefon und wieder hört sie nur das obszöne Gestöhn. Nun hat sie es satt und erstattet eine Anzeige gegen unbekannt. Die Polizei schaltet dieses Mal sehr schnell und lässt eine Fangschaltung installieren.

---ENDE DER LESEPROBE---