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"Ich musste durch vieles alleine durch, somit fühle ich mich heute nicht mehr alleine, ich hab mich selbst." Artime Useini beschreibt ihren Weg vom kleinen Mädchen zur starken, unabhängigen Frau. Ihre Kindheit ist geprägt vom Aufeinanderprallen mehrerer Kulturen: Mal lebt sie in ihrer Heimat Mazedonien, dann wieder in einem Dorf in der Schweiz, weil dort der Vater arbeitet. Hier – die Geborgenheit der albanischen Großfamilie, dort – die Anforderungen der neuen Heimat, hier – gelebte Tradition, dort – modernes Denken. Sie muss sich stets aufs Neue anpassen. Eigenständiges Lernen wird immer wieder durch manipulative Einflüsse blockiert. Das Befreien aus der Ehe, die mehr zufällig als gewollt passiert ist, sowie die Verantwortung für den geliebten Sohn machen sie aber noch stärker.
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Seitenzahl: 71
Veröffentlichungsjahr: 2024
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
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© 2024 novum publishing
ISBN Printausgabe: 978-3-99146-359-7
ISBN e-book: 978-3-99146-360-3
Lektorat: Andrea Pichler
Umschlagfoto: Tatiana Mezhenina | Dreamstime.com
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
Innenabbildungen:
Bild 1 © Artime Useini, Bild 2 © www.Istockphoto.com, Bild 3 & Bild 4 © www.migros.ch, Bild 5 © https://hafen-parkplatzvergleich.de/de/bari.html, Bild 6 © https://images.app.goo.gl, Bild 7 © www.Wikipedia.org, Bild 8 © https://mapio.net, Bild 9 © www.schweizerbauer.ch, Bild 10 © www.imw.fraunhofer.de, Bild 11 © https://cdn.ag-ems.de, Bild 12 © https://www.slobodenpecat.mk, Bild 13 © https://moderndiplomacy.eu
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Lebenswege
Unsere Lebenswege gehen wir nicht ganz alleine, das Leben fängt mit der Hebamme und mit der leiblichen Mutter an, diesen Zeitpunkt können wir uns gar NIE und gar nicht vorstellen, wir erwärmen uns vom Erzählen der leiblichen Mutter oder, so wie bei mir, auch von anderen Verwandten, wie Großmutter und Tanten, weil es bei mir eine Heimgeburt war. Daher gehen wir durch unser Leben, um uns zu kennen, um uns zu finden, aber egal, wo ich hingehe, egal, wo ich mit meinen Gedanken hinreise, finde ich die Logik bei meinen Wurzeln. Trotzdem habe ich nur wenige wichtige erfüllende Punkte mit meinen Wurzeln, die für mich eine große Bedeutung haben im Leben. Erst wenn man aufschreibt, werden diese Punkte auch noch wichtiger und somit auch stärker, aber heutzutage lebt jeder für sich und jeder gegen jeden, früher war es besser denkt man, aber früher war ich auch noch ein Kind, unschuldig und hilflos, ich musste durch vieles alleine durch, somit fühle ich mich heute nicht mehr alleine, ich hab mich selbst. Ich habe manche meiner Wege durchsehen können, und manches weiß ich gar nicht wirklich, aber dann haben diese auch keine Bedeutung für mich, das Wichtigste ist, dass ich mir Zeit gelassen habe, um nachzudenken, wo bin ich, woher komme ich und wo will ich hin? Diese 3 Formen brauche ich für alles im Leben, weil wenn man sich selber nicht gefunden hat, kann man keine Fehler korrigieren, oder die gleichen Fehler wiederholen ist irgendwann auch nicht mehr interessant, das Leben muss einen Sinn machen und ein Entwicklungsweg für einen sein. Es gibt Leute, die gehen einfach „Augen auf und durch“, egal was mit den Mitmenschen ist, aber die können NIE weiter sein als diese, die sie geschupft haben. Mir müssen alleine groß werden, sagen sie uns, aber das geht wirklich nicht. Auf einer einsamen Insel ist man vielleicht alleine, aber nicht auf dem Land, nicht im normalen Leben. Wir sind für uns und mit uns für alle verantwortlich und wichtig auf eine Weise.
Wurzeln
Kann man seine Wurzeln kennen, im Koran steht, dass ein Mensch unschuldig geboren wird und die Eltern die Pflicht haben, ihn zu erziehen, zu erlernen. Ich kann nicht sagen, dass ich meine Wurzeln kenne, ich schwebe in minimalen Erinnerungen und will das wenig Erlebte nicht vergessen, aber es ist kein Leben mehr, wenn man sich unter Verwandten nicht richtig kennt oder nur vom Sehen oder Hören, dass man verwandt ist. Man merkt auch bei den Familienanlässen, dass es Zeit braucht, bis man sich unterhaltet oder auch gar nicht. Meine Frage ist, gibt es noch (Familie), gibt es noch (Verwandte)? Ich bin immer in verschiedenen Welten geschwebt, so dass ich meine Familie einfach respektieren musste, aber nicht alles akzeptieren konnte. Es braucht sehr viel Zeit, auch darüber nachzudenken, wer man ist, was man alles erlebt hat und was aus einem geworden ist.
Ich fühlte mich von einer Realität unterdrückt, und viele Visionen wurden mir entwendet, viele Träume gingen verloren, nur um verloren in dem Kampf, nichts falsch zu machen, aber jeder Mensch hat das Recht so zu leben wie er will, oder jedes Kind muss erleben können, was es für real hält. Mit zwei Kulturen aufzuwachsen ist keine große Sache, wenn man es akzeptiert und sich auch damit auseinandersetzt. Ich fühlte mich ein wenig von meinen Mitmenschen missverstanden, weil ich ihre Realität nur nebelig mitbekam, es war oft schwierig, mitzureden, weil ich mich auch nie zuhause fühlte, ich verstand oft nicht und fühlte mich auch nicht angesprochen, wenn meine Eltern wütend auf mich waren, irgendwie wollten sie mich nie richtig sehen, wie ich wirklich bin.
Oft wurde ich mit der älteren Schwester verglichen, sie wollten nicht die Unterschiede sehen, sogar bei Zwillingen gibt es Unterschiede. Als sie dann aus dem Hause war, hatte ich das Gefühl, ein wenig Luft zu haben. Ich und meine Eltern kümmerten uns mehr um meine zwei Brüder, weil vorher war sie der Hauptpunkt für alles Schlechte. Nach der gescheiterten Lehrstelle und vielen Versuchen für neue Wege, sagte mir mein Vater, ich solle mal eine Arbeit ausüben und dann könne ich immer noch weiterschauen. Also ging ich als Reinigungsfachfrau für 6 Monate arbeiten. Dann, nach 6 Monaten, in denen ich auch nichts anderes hatte, dachte ich, es wäre vielleicht gar nicht so schlecht, um Geld für neue Wege zu sparen. Mit der Zeit machte mir auch die Arbeit Spaß, und so konnte ich für mich, für die Familie und auch fürs Sparen teilen. Ich dachte damals, sobald mein jüngerer Bruder aus der Schule kommt und eine Lehre anfängt, weil der ältere Bruder war schon in einer Lehre, kann ich dann ausziehen. Ich wollte eine Wohnung für mich kaufen, um mich selbst besser zu kennen und auch um herauszufinden, was ich wirklich will. Aber wie jede Vision, wie jeder Traum, ging auch dies nicht in Erfüllung.
Mein Zitat dafür ist:
Ich bin von Leuten umgeben, die versuchen zu verhindern, dass ICH ICH bin. Ich sag nur das und sogar auf Albanisch: „Lutjuni Allahut nëse nuk shihni rrugëdalje, sepse unë nuk jam rruga juaj.“ Deutsch: „Bete zu Allah, wenn du keinen Ausweg siehst, denn ich bin nicht dein Ausweg.“
Familie
Es war so erfreulich, zuhause zu sein, aber es gab auch viele bedrückende Momente, denn man ändert sich, jedes Jahr. Es brauchte seine Zeit, sich wieder zusammenzuraufen, und wenn man sich auf eine Ebene gebracht hat, ist die Zeit gekommen, wieder zu gehen.
Es ist nicht mehr wie in den 90ern, wo man sich gegenseitig geholfen hat, jetzt versucht wirklich jeder, sich nur für seine eigenen Interessen einzusetzen. Und das erste wahr natürlich die Haus-Putzerei. Es war das Haus der Großmutter, ein Haus mit speziellen Umbauten, da vorher im Erdgeschoß die Schafe waren, quasi ein Stall und im 1 Obergeschoß waren drei Schlafzimmer.
Als sie die Schafe verkauft haben, haben sie selber umgebaut. Im Erdgeschoss hatten sie aus zwei Zimmern ein großes Wohnzimmer gemacht mit Akkordeon-Flügel, die man zumachen konnte, und ein anderes Zimmer diente als Küche (Herd, Kühlschrank, Holzofen). Und es gab eine kleine Küchenvitrine der Großmutter, die sie als Schrank nutzte und wir dann als Küchenschrank. Es ist sehr traurig für mich, heute nach dem Abriss dieses Hauses, so gerne hätte ich diese Küchenvitrine noch erhalten gehabt, aber niemand hat mir diesen Wunsch erfüllt.
In diesem Zimmer gab es auch einen „Hamam“, so nannten wir das Duschzimmer, wo wir den Abwasch tätigten, und meine Großmutter duschte dort. Montags und donnerstags waren ihre Duschtage. Und der Donnerstag war auch Waschtag, früher als sie noch mit der Hand gewaschen haben.
Dann später wurde im 1. Obergeschoss in einem der Hamams die Waschmaschine gestellt, somit konnte meine Mutter täglich früh morgens waschen, so dass die Sonne die Kleider beim Trocknen auf dem Balkon nicht zerstört.
Dieses Zimmer gehörte meinem älteren Onkel und dessen Frau und es hieß auch „ODA XHETIT“. Wir alle 4 Kinder schliefen dort, jeder hatte seine selbst gemachte Bodenmatratze, die wir „DÜSCHEK“ nannten, die teils meine Großmutter und teils meine Mutter selbst gemacht hatten. Ein Schlafzimmer war für meine Eltern, das war komplett eingerichtet mit Bett, Schrank, Nachttischen, Kosmetiktisch mit Spiegel und noch einem Esstisch mit 4 Stühlen, die wir in der sogenannten Küche hatten. Dies alles brachte meine Mutter mit, als sie meinen Vater geheiratet hat, die sogenannte „Qeiz“, die die Braut mitbringen muss, dies variiert auch je nach Absprache und Reichtum der Familien. Das dritte Zimmer im ersten Obergeschoss diente als Kleideraufbewahrung und als Gästezimmer, dort war auch der Hamam, wo wir geduscht haben.