Urban Samurai. Wie wir die Weisheit der friedvollen Krieger in unserem Alltag nutzen - Felician Scheu - E-Book

Urban Samurai. Wie wir die Weisheit der friedvollen Krieger in unserem Alltag nutzen E-Book

Felician Scheu

0,0
17,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Entfessle die Energie des friedvollen Kriegers und finde deinen eigenen Weg: Für mehr Fokus, inneres Wachstum und Selbstverwirklichung Samurai waren nicht nur formidable Schwertkünstler, sondern auch praktizierende Zen-Buddhisten. Ihr Leben - ein ständiger Tanz mit dem Tod. Sie waren sich ihrer Sterblichkeit bewusst, besaßen nur wenig und lebten im Hier und Jetzt. Von ihnen können wir lernen, unser Leben auf das Wesentliche zu konzentrieren und zu innerer Stärke zurückzufinden. Felician Scheu ist Rechtsanwalt, Japankenner und Kampfkünstler. In seinem Buch Urban Samurai bringt uns der "Fighting Lawyer" die Mentalität der alten Samurai näher und erläutert anhand dieses praktischen Ratgebers, was wir auch heute noch von den alten Kriegern Japans lernen können. Er lehrt uns nicht nur die faszinierende Geschichte der Samurai, sondern vor allem deren Lehren und Tugenden. Diese können uns eine Antwort sein auf brennende Fragen: Wer bin ich, wenn ich alles verliere? Wie kann ich meine Lebenszeit besser nutzen? Was tut Körper, Geist und Seele gut? Wie kann ich jeder Situation möglichst gelassen entgegentreten und schlagfertig sein? Was bedeutet für mich Selbstverwirklichung? Mithilfe der Shingitai Methode, der Lehre von der Harmonie von Geist (Shin), Technik (Gi) und Körper (Tai), lernen wir unter anderem die Bedeutung von Leben und Tod, den Nutzen von Meditation und Achtsamkeit, die Vorzüge einer ausgewogenen Ernährung und die Wirkung von Routinen auf unser Leben. So werden wir zu einem Urban Samurai: Einem Menschen, der jederzeit und überall präsent und kraftvoll ist. Mit zahlreichen Reflexionsfragen, Meditationen und Übungen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 255

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Felician Scheu

Urban Samurai

Wie wir die Weisheit der friedvollen Krieger in unserem Alltag nutzen

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Entfessle die Energie des friedvollen Kriegers und finde deinen eigenen Weg: Für mehr Fokus, inneres Wachstum und Selbstverwirklichung

Samurai waren nicht nur formidable Schwertkünstler, sondern auch praktizierende Zen-Buddhisten. Ihr Leben - ein ständiger Tanz mit dem Tod. Sie waren sich ihrer Sterblichkeit bewusst, besaßen nur wenig und lebten im Hier und Jetzt. Von ihnen können wir lernen, unser Leben auf das Wesentliche zu konzentrieren und zu innerer Stärke zurückzufinden.

Felician Scheu ist Rechtsanwalt, Japankenner und Kampfkünstler. In seinem Buch Urban Samurai bringt uns der »Fighting Lawyer« die Mentalität der alten Samurai näher und erläutert anhand dieses praktischen Ratgebers, was wir auch heute noch von den alten Kriegern Japans lernen können.

Er lehrt uns nicht nur die faszinierende Geschichte der Samurai, sondern vor allem deren Lehren und Tugenden. Diese können uns eine Antwort sein auf brennende Fragen: Wer bin ich, wenn ich alles verliere? Wie kann ich meine Lebenszeit besser nutzen? Was tut Körper, Geist und Seele gut? Wie kann ich jeder Situation möglichst gelassen entgegentreten und schlagfertig sein? Was bedeutet für mich Selbstverwirklichung?

Mithilfe der Shingitai Methode, der Lehre von der Harmonie von Geist (Shin), Technik (Gi) und Körper (Tai), lernen wir unter anderem die Bedeutung von Leben und Tod, den Nutzen von Meditation und Achtsamkeit, die Vorzüge einer ausgewogenen Ernährung und die Wirkung von Routinen auf unser Leben. So werden wir zu einem Urban Samurai: Einem Menschen, der jederzeit und überall präsent und kraftvoll ist.

Mit zahlreichen Reflexionsfragen, Meditationen und Übungen.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de

Inhaltsübersicht

Widmung

Zitat

Einleitung

1 Ein geeigneter Pfad – Dō

2 Der friedvolle Krieger – Die Geschichte der Samurai

Der Ehrenkodex – Bushidō

3 Die volle Teeschale – Anfängergeist

4 Ki – Die geheimnisvolle Energie

5 Haben oder Sein – Wer bin ich, wenn ich alles verliere?

6 Der Weg des Samurai liegt im Sterben – Lebensziele

7 Gespeicherte Arbeitszeit – Geld verdienen und ausgeben

Geld als Zeit- und Wertspeicher

Verantwortungsvoller Umgang mit Geld

8 Was für eine Verschwendung – Konsum

9 Das halb volle Glas – Glaubensgrundsätze & Affirmationen

10 Der Blick hinter das Ich – Meditation

11 Viele Augenblicke – Achtsamkeit

Dankbarkeit

12 Samurai-Showdown – Selbstverteidigung

13 Verbale Attacken – Schlagfertigkeit

Interkommunikative Selbstverteidigung

14 Einen kühlen Kopf bewahren – Atmung

15 Körper und Geist – Fitness

16 Energieaufnahme – Ernährung

17 Entbehrungen – Fasten

18 Die Summe der Gewohnheiten – Morgenroutine

Epilog: Senshin – Der erleuchtete Geist

Anhang

Die fünf Geisteshaltungen

Meditation und Achtsamkeit

Geräuschmeditation

Achtsames Gehen

Selbstverteidigung und Schlagfertigkeit

Waffen in der Selbstverteidigung

Schlagfertigkeitstechniken

Danksagung

Literatur

Über den Autor

Nachweis

Meinem Sohn Nathan und allen, die auf der Suche nach dem Weg sind

Jeder Mensch hat einen Geist, der sich weiterentwickeln lässt, einen Körper, der sich auf irgendeine Weise schulen lässt, und einen für ihn geeigneten Pfad, dem er zu folgen vermag.

Morihei Ueshiba

Einleitung

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

gehörst du zu den Menschen, die bereits genau wissen, wer sie sein wollen, und ganz klare Ziele im Leben haben? Oder gehörst du zu den Menschen, die zwar tief in ihrem Inneren eine verschwommene Vorstellung davon haben, wie ihr Leben sein sollte und was für eine Person sie eigentlich sein möchten, aber im hektischen Alltag an diesen Träumen vorbeileben?

Ganz egal, zu welcher Gruppe du dich zählst, es ist Ziel dieses Buches, deinen Fokus zu schärfen und dir dabei zu helfen, deinen eigenen, persönlichen Pfad zu finden. Der Weg des friedvollen Kriegers kann dir hierbei Stütze und Wegweiser sein.

Als ich zu Beginn des Jahres 2020 mit dem Schreiben dieses Buches begann, hatte ich mich gerade schweren Herzens dafür entschieden, eine mit einem Rechtsanwaltskollegen gemeinsam mühsam aufgebaute Anwaltskanzlei wieder zu verlassen. Grund hierfür war nicht etwa mangelnder Erfolg, sondern der Umstand, dass ich merkte, dass diese Kanzlei nicht mein persönlicher Pfad war, den ich in meinem Leben beschreiten wollte. Obgleich mir die Arbeit viel Spaß machte, bemerkte ich, dass ich sowohl körperlich als auch geistig und seelisch immer weiter ins Ungleichgewicht geriet und ich mich mehr und mehr von der Person entfernte, die ich eigentlich sein wollte.

Aufgrund ihrer Weisheit, ihrer Disziplin und ihrer Ritterlichkeit hatten mich die alten Samurai bereits von Kindesbeinen an fasziniert. So war es nicht überraschend, dass es mich zu Studienzeiten nach Asien und insbesondere nach Japan verschlug. Nicht zuletzt dort kam ich weiter mit dem Konzept des Bushidō, dem »Weg des Kriegers«, sowie mit den japanischen Kampfkünsten in Berührung. Der in Japan kultivierte Weg des Kriegers ähnelt in vielen Bereichen den Idealen des europäischen Rittertums des Mittelalters. Der große Unterschied besteht aber darin, dass sich der japanische Weg des Kriegers bis ins 20. Jahrhundert hinein fortsetzte und durch die japanische Gesellschaft kultiviert wurde. Auch weit nach Ende der Samurai-Zeit wurde Bushidō von Kampfkünstlern, wie beispielsweise dem Aikidō-Begründer Morihei Ueshiba, die sich in der Nachfolge der Samurai sahen, weiterentwickelt, angepasst und teils sogar neu interpretiert.

Da ich nun also merkte, wie ich meinen Pfad immer weiter aus den Augen verlor, las ich in vielen Büchern zum Thema Samurai, in der Hoffnung, hierdurch wieder Klarheit und Fokus zu erlangen. Im Internet entdeckte ich, dass die Popkultur die Samurai bereits einer modernen Interpretation unterzogen hatte, die oftmals unter dem Begriff »Urban Samurai« bezeichnet wird. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um einen klar definierten und feststehenden Begriff, sondern vielmehr um eine lose, nicht homogene Bewegung von Menschen, die die Tugenden und Prinzipien der Samurai in ihren Alltag integrieren.

Urban Samurai – das hörte sich für mich gut an. So ein moderner Samurai wollte ich auch werden. Ich begann, wieder Sport zu treiben und mich bewusster zu ernähren. Gleichzeitig probierte ich Meditation und Achtsamkeitsübungen aus. Zudem nahm ich mir wieder die Zeit zum kreativen Schreiben, da mir dies immer viel Freude bereitet hatte, mir aber in den letzten Jahren einfach die Zeit und vor allem die Muße gefehlt hatte. Nicht zuletzt intensivierte ich mein Training im Selbstverteidigungssystem Krav Maga1, bis ich schließlich selbst Instructor wurde und somit Unterricht geben konnte.

Durch diese Veränderungen und Maßnahmen gelang es mir nach und nach, Körper und Geist wieder ins Gleichgewicht zu bringen und meinen Fokus zurückzuerlangen. Ich nahm die Arbeit in einer neuen Kanzlei auf und spezialisierte mich weiter auf bestimmte Rechtsgebiete, die mir Spaß machten und in denen ich die Mandanten demzufolge bestmöglich beraten und mich für deren Belange einsetzen konnte. Nachdem ich es geschafft hatte, mich nicht mehr einfach nur im Arbeitsalltag passiv treiben zu lassen, konnte ich mir endlich Gedanken darüber machen, wer ich eigentlich sein wollte und wie ich mir mein Leben vorstellte. Hierbei stolperte ich auch über das Konzept des »Haben oder Sein« von Erich Fromm und war überrascht, als ich bemerkte, dass der Weg des Kriegers sich ebenfalls mit diesem Thema befasst und die Lebensweise des Seins propagiert. Gerade in der Wirtschaftswelt, aber auch in der digitalen Glamourwelt von Social Media wird oftmals suggeriert, dass es im Leben vor allem erstrebenswert sei, möglichst viel materiellen Wohlstand und Status anzuhäufen. Besitz und Status sind nicht zwangsläufig verwerflich. Allerdings sollte man sich immer die Frage stellen, ob sie allein zu Glück und Zufriedenheit führen und ob man sich dadurch definieren möchte. Wichtig ist auch zu hinterfragen, ob man zur Erreichung dieserart Lebensziele seinen Werten und Prinzipien treu bleiben kann oder ob das eigene Fortkommen vielleicht sogar zu Lasten anderer geht.

Natürlich war mir bewusst, dass sich die Weisheiten und Konzepte einer seit über hundert Jahren vergangenen Kriegerkaste nicht eins zu eins in die moderne Welt übertragen lassen, zumal die jeweiligen Lebenswirklichkeiten wohl nicht weiter voneinander entfernt sein könnten. Aber es überraschte mich doch, wie viele hilfreiche Antworten diese Weisheiten und Konzepte auf die Probleme und Fragen des modernen Menschen liefern – sofern sie an unsere modernen Lebensumstände angepasst werden. Insbesondere die berühmten Tugenden der Samurai wie Rechtschaffenheit, Mut, Mitgefühl, Höflichkeit, Unverfälschtheit, Ehr- und Pflichtbewusstsein können gerade in der heutigen Zeit einen Gegenentwurf zum Lebensmotto »Ich, alles, jetzt« darstellen, das im Wesentlichen von Selbstsucht, Egozentrik und fehlendem Respekt gegenüber Mensch und Natur geprägt ist. Die Tugenden der Samurai lassen sich von uns sowohl im beruflichen als auch im persönlichen Bereich als Leitprinzipien nutzen.

Weiter entdeckte ich, dass viele Themen, die derzeit unter dem Label der »Selbstoptimierung« vermarktet werden, dem Weg des Kriegers schon immer innewohnten. Nicht zuletzt deshalb, weil die Samurai wussten, dass sie jederzeit auf dem Schlachtfeld sterben konnnten, versuchten sie, ihre Lebenszeit bestmöglich zu nutzen und Körper und Geist weiterzuentwickeln. Dieses Streben lebt in den meisten japanischen Kampfkünsten weiter. Anders als der heute grassierende, teils toxische Selbstoptimierungswahn verfolgt der Weg des Kriegers kein Ziel in dem Sinne, dass durch die eigene Optimierung mehr Geld, gutes Aussehen oder ein lässiger Influencer-Lebensstil erreicht werden soll. Vielmehr gilt die bekannte asiatische Weisheit: Der Weg ist das Ziel. Und so sollen wir danach streben, möglichst gute Menschen zu werden und unserem Idealbild nahezukommen.

In mir festigte sich immer mehr die Überzeugung, dass der Weg des Kriegers vielen Menschen ein Wegweiser in einer immer komplizierteren Welt sein kann. Allerdings fragte ich mich, ob dieser Weg wirklich auch für jeden geeignet sei. Meiner Meinung nach setzt er nämlich den Willen voraus, zu beschützen und zu bewahren. Denn ein Krieger ist in erster Linie ein Beschützer. Dies bedeutet nicht, dass ein heutiger Krieger oder Urban Samurai zwangsläufig als Soldat, Polizist oder in einem anderen vergleichbaren Beruf arbeiten muss. Es ist auch unerheblich, ob er ein Mann oder eine Frau, stark oder schwach ist. Wichtig ist allein, dass er den Willen hat, sich selbst und andere zu beschützen. Hierbei ist nicht nur die Verteidigung gegen körperliche und verbale Gewalt gemeint, sondern auch das Bestreben, die eigenen Prinzipien zu verteidigen und diejenigen zu unterstützen, die hilfsbedürftig und weniger privilegiert sind. Sich friedvoll zu verhalten, ist eine bewusste Entscheidung, anderen Menschen und der Umwelt nicht destruktiv gegenüberzutreten. Wenn du dich hierdurch angesprochen fühlst, dann lade ich dich herzlich ein, den Weg des friedvollen Kriegers zu gehen und zum Urban Samurai zu werden.

Urban Samurai ist kein Buch über Japan, die alten Samurai oder eine einzelne Thematik in diesem Zusammenhang. Vielmehr ist es ein umfangreicher Ratgeber, der verschiedene Bereiche des Lebens abdeckt und dazu einlädt, sich selbst weiterzuentwickeln und seinen eigenen authentischen Pfad zu finden.

An dieser Stelle sei gesagt, dass die in diesem Buch verwendeten Begriffe wie Krieger oder Samurai ausdrücklich sowohl Männer als auch Frauen gleichermaßen meinen. Somit bezieht sich hier das generische Maskulinum zugleich auf die männliche, die weibliche und auf andere Geschlechteridentitäten. Ebenso sind alle Ratschläge und Übungen unabhängig vom Geschlecht für alle Urban Samurai gedacht. Zur besseren Lesbarkeit wird aber auf die Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass es im historischen Japan auch durchaus weibliche Samurai gab. Diese wurden Onna-Bugeisha 女武芸者 genannt, was so viel wie »weibliche Kriegerin« heißt. Die Existenz dieser weiblichen Samurai zeigt, dass der Kampf gegen Stereotype und traditionelle Rollenbilder viel älter ist, als man gemeinhin glauben mag, und auch im fernen Osten ein Thema war und natürlich nach wie vor ist.

Wichtig ist mir noch zu erwähnen, dass es sich bei diesem Buch nicht um eine wissenschaftliche Arbeit handelt. Die Lehre der Samurai und der Weg des Kriegers sind durchdrungen von einer Vielzahl kultureller und spiritueller Konzepte, die dem Konfuzianismus, Shintoismus, Buddhismus, Daoismus und vielen weiteren Quellen entspringen. Dieses Buch kann keine detaillierte Darstellung dieser tiefgründigen Lehren sein. Vielmehr greift es einzelne, wichtige Aspekte auf, bettet sie in ihren damaligen Kontext ein und zeigt, wie wir sie auf unsere Zeit übertragen können. Darüber hinaus stellt es einige Übungen und Methoden anderer Systeme vor, die ich selbst erprobt und in mein Leben integriert habe. Aus der Vielzahl der uns zur Verfügung stehenden Übungen habe ich jene ausgewählt, die meiner Erfahrung nach den heutigen Urban Samurai bestmöglich unterstützen können.

Wichtig zu erwähnen ist mir überdies, dass Urban Samurai weder moralische Ansprüche erheben, noch der heute verbreiteten sogenannten Selbstoptimierung dienen soll. Es stellt lediglich einen Vorschlag dar, wie der Weg des friedvollen Kriegers im Alltag gelebt werden kann.

Ich hoffe, dass dir dieser Weg ebenso viel Freude und Kraft gibt, wie es bei mir der Fall war und ist, und dass er dir hilft, deinen ganz eigenen persönlichen Pfad im Leben zu finden. In diesem Sinne lass uns beginnen.

 

Felician R.R. Scheu

BUSHIDŌDer Weg des Kriegers

1Ein geeigneter Pfad – Dō

Der Weg des Urban Samurai beginnt bei dir. Er ist dein Weg – ob du nun weiblich oder männlich, stark oder schwach, groß oder klein, jung oder alt, gesund oder krank, reich oder arm bist und egal, was du bislang in deinem Leben schon durchgemacht hast. Jeder kann zum Urban Samurai werden und sich und die Welt, in der wir leben, zum Besseren verändern. Jeder von uns hat einen Geist, der sich schulen und weiterentwickeln, und einen Körper, der sich auf irgendeine Weise trainieren lässt. Für jeden Menschen existiert ein geeigneter Pfad, dem er folgen kann. Alles, was du hierfür tun musst, ist, den ersten Schritt zu gehen.

Das Leben ist Wachstum. Hören wir auf, dazuzulernen und spirituell zu wachsen, dann sind wir so gut wie tot.

Morihei Ueshiba

In der japanischen Tradition der Samurai gibt es das Konzept des Dō 道. Dō kann mit »Weg« oder »Straße« übersetzt werden. Dieser Weg wird als ein lebenslanger Prozess der Entwicklung, des Lernens und Übens betrachtet. Wenn du glaubst, schon alles zu wissen, alles gesehen zu haben, und nur noch vor dich hinlebst, wirst du aufhören, dich weiterzuentwickeln, und nicht mehr wachsen. Das Gleiche kann dir passieren, wenn du dich und deine Träume innerlich bereits aufgegeben und dich damit abgefunden hast, deine Komfortzone niemals zu verlassen. Dō erstreckt sich auf alle deine Lebensbereiche. Es geht darum, dass du dich stets zum Besseren formst, dass du wissbegierig bist und an dir arbeitest. Der Weg lässt sich am besten als Wegweiser verstehen, der die Richtung und den Rahmen vorgibt – der jedoch vielerlei Pfade umfasst, die alle unterschiedlich sein mögen, aber zum gleichen Ziel führen.

Du musst verstehen, dass es mehr als einen Weg zur Spitze des Berges gibt.

Miyamoto Musashi

In der heutigen Zeit ist es oftmals schwer, seinen Pfad zu finden. Zu groß ist der Lärm, der einen umgibt, zu vielfältig sind die Möglichkeiten, die sich einem auftun, zu verlockend sind kurze Vergnügen und permanente Ablenkungen. Dem modernen Menschen stehen alle Möglichkeiten offen, und doch weiß er nicht, welche er ergreifen soll. Der Weg des Urban Samurai kann dir dabei helfen, deinen Fokus zu schärfen und zu erkennen, wer du wirklich bist und was du wirklich willst. Um diese Klarheit zu erreichen, strebt der Urban Samurai danach, Körper und Geist in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen. Er orientiert sich hierbei an den Weisheiten der alten Samurai und passt sie an das moderne Leben an. Dadurch erhält er seinen Fokus zurück und lernt, sich körperlich und geistig weiterzuentwickeln, seine Lebenszeit sinnvoll zu nutzen und sich und andere zu beschützen.

Höchstes Ziel der Samurai war es, durch das Beschreiten des Wegs zum Tatsujin 達人 zu werden. Tatsujin kann mit »Meister oder Mensch, der das Ziel erreicht hat« übersetzt werden. Gleichwohl liegt dem Konzept des Tatsujin die Idee zugrunde, dass man diese Meisterschaft zu Lebzeiten nicht erreichen kann. Der Weg ist, wie gesagt, das Ziel. Es geht um den Versuch, das Ziel zu erreichen, denn eben dieser Versuch lässt den Praktizierenden zu einem besseren Menschen werden, der sich auf seinem Weg der Übung unablässig vervollkommnet.

Während sie auf dieses Ideal zustrebten, orientierten sich die Samurai am Prinzip Shin-Gi-Tai 心技体. Hierunter verstehen sie die »Dreieinheit« von Geist (Shin), Technik (Gi) und Körper (Tai). Die Samurai waren der Auffassung, dass das Innen und das Außen im Menschen miteinander verbunden sind und somit jede Technik immer ein Abbild der inneren Haltung darstellt. Dementsprechend galt es, beide Ebenen zu beeinflussen und in Harmonie zusammenzuführen. Hierdurch sollte eine Balance von Körper und Geist erreicht werden. Die Samurai trainierten daher nicht nur täglich ihre Kampftechniken und Kampffertigkeiten (Gi), sondern auch Kraft und Ausdauer des Körpers (Tai) sowie Wachsamkeit, Achtsamkeit, Haltung und Intuition des Geistes (Shin). Shin-Gi-Tai wird oft als eines der grundlegenden Prinzipien des Wegs des Kriegers, des Bushidō 武士道, bezeichnet. Nur durch die Balance und Harmonie zwischen diesen dreien – dem Geist oder der Haltung eines Kriegers, seinen Fähigkeiten und Techniken sowie seinem Körper und seiner körperlichen Fitness – kann ein Krieger sein volles Potenzial erreichen. Es reicht also nicht aus, dass er hohe Fertigkeiten in den Kampfkünsten erlangt. Vielmehr muss er seine geistige, technische und körperliche Entwicklung zugleich vorantreiben und alle drei Bereiche gleichermaßen trainieren.

In diesem Buch machen wir uns dieses Prinzip des Shin-Gi-Tai zunutze und passen es an die Erfordernisse unserer modernen Alltagswelt an. Auf diese Weise wird es dir leichterfallen, einen für dich geeigneten Pfad zu finden und diesen konsequent zu gehen. Durch Shin-Gi-Tai wirst du dich körperlich und geistig weiterentwickeln und außerdem lernen, wie du dich gegen körperliche und verbale Gewalt zur Wehr setzen kannst.

Doch zunächst stellt sich die Frage, was eigentlich einen modernen Samurai ausmacht? Dass er mit zwei Schwertern bewaffnet durch die Gegend spaziert? Eher nicht. Samurai bedeutet wörtlich übersetzt »Dienender«. Die wichtigste Eigenschaft eines Samurai war daher seine unbedingte Treue zu seinem Lehnsherrn. Diese Treue reichte bis in den Tod und basierte auf dem Ehrenkodex der Samurai – dem Bushidō. Aus heutiger Sicht erscheinen die unbedingte Treue und die teils bedingungslose Unterwerfung eines Samurai unter den Willen eines Fürsten oder unter ein geistiges oder politisches Regelsystem nicht mehr zeitgemäß. Gleichwohl hat das Konzept der Treue auch in der modernen Welt seine Berechtigung. Es geht nämlich nicht zwangsläufig um die Treue gegenüber einem Führer, einem System oder einem Staat, sondern um die Treue zu sich selbst. Es geht um die Treue gegenüber den eigenen Werten und Prinzipien. Wer sich selbst treu ist, ist authentisch und kann gehobenen Hauptes durchs Leben gehen.

Es existiert nichts außerhalb deiner selbst, das es dir ermöglicht, besser, stärker, schneller oder intelligenter zu werden. Alles liegt in dir. Alles ist da. Suche nichts außerhalb von dir.

Miyamoto Musashi

Gerade in unserem hochökonomisierten und digitalisierten Zeitalter stellt sich die Frage, ob wir überhaupt wissen, wer wir sind, für was wir einstehen und was für ein Leben wir führen möchten. Diese Fragen lassen sich aber neben dem täglichen Dauerkonsum und der ständigen Jagd nach Ablenkung und Vergnügen gar nicht so leicht beantworten. Ein Urban Samurai lässt sich jedoch nicht ablenken und bleibt fokussiert auf das, was ihm wichtig ist, und auf das, was er im Leben erreichen möchte. Zunächst musst du begreifen, was für eine einmalige Chance du hast, überhaupt die Erfahrung des Lebens machen zu dürfen. Vergeude dieses einzigartige Geschenk nicht, sondern koste es voll aus und sei dankbar. Du wirst deinen dir bestimmten Pfad finden. Für die Samurai lag der Sinn des Lebens darin, gut zu leben und gut zu sterben. Ziel war es also, die gegebene Lebenszeit bestmöglich zu nutzen und Körper, Geist und Seele durch beständige Übung zu bilden und zu verbessern. Gut zu sterben hingegen bedeutete für einen Samurai, zum Zeitpunkt des eigenen Todes nicht am Leben festzuhalten, sondern Körper, Geist und Seele freudig und selbstbestimmt freizugeben. Der Weg des friedvollen Kriegers liegt somit darin, kontinuierlich und lebenslang an sich selbst zu arbeiten, um ein besserer Mensch zu werden und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Es geht hierbei nicht darum, ein perfektes Leben zu führen. Oftmals besteht ein hoher gesellschaftlicher oder familiärer Druck, sein Leben in einer bestimmten Art und Weise zu führen. Am Ende des Tages musst du aber allein entscheiden, was dich glücklich macht und was nicht. Lass dich daher nicht unter Druck setzen oder dir von anderen Menschen vorschreiben, wie ein vermeintlich perfektes Leben auszusehen hat. Denke daran, dass die Lebensreise deine eigene ist und nicht die eines anderen Menschen. Deshalb muss auch der Pfad, den du wählst, der deine sein. Nur auf diese Weise bleibst du dir selbst treu und schaffst etwas Einzigartiges. Befreie dich auch von dem Druck, den du dir vielleicht selbst auferlegst. Du musst nicht perfekt sein. In der japanischen Ästhetik gibt es die Idee des Fukinsei 不均斉, was die Ablehnung der Perfektion bedeutet. Ein Tisch, dessen hölzerne oder steinerne Tischplatte von Asymmetrien und Unregelmäßigkeiten durchzogen ist, mag nicht so perfekt aussehen wie ein Tisch, der mit einer Lackglasur überzogen wurde. Der Lacktisch mag eine perfekte glatte und gleichmäßige Oberfläche haben, aber der Holz- oder Steintisch ist einzigartig, da seine natürlichen ungleichen Formen und Muster sich in harmonischer Balance befinden. Die Samurai nannten dies die Schönheit der Unvollkommenheit und entwickelten eine Wertschätzung für Dinge, die nicht perfekt sind. Die Ablehnung der Perfektion war somit ein wichtiger Aspekt für die Samurai, welche ständig mit der Vergänglichkeit und der Unvorhersehbarkeit des Lebens konfrontiert waren. Dein Leben muss also nicht perfekt sein. Notwendig ist allein die richtige Balance. In diesem Sinne bist du eingeladen, den friedvollen Krieger in dir zu wecken und den Weg des Urban Samurai zu gehen.

Zwar empfiehlt es sich, die Kapitel der Reihe nach zu lesen, es ist aber nicht zwangsläufig notwendig. Wenn du willst, kannst du auch direkt zu den Kapiteln springen, die dich besonders interessieren.

Reflexionsfragen

Stelle dir dein Leben als Abenteuerroman vor. In welche Kapitel hast du es eingeteilt und welche Überschriften tragen diese?

Gibt es ein Ziel in deinem Roman, das du als Hauptperson erreichen möchtest?

In welchem Kapitel befindest du dich gerade?

Wie findest du das Kapitel, in dem du dich gerade befindest? Möchtest du noch in diesem verweilen, sehnst du dich nach dem vorangegangenen Kapitel zurück, oder freust du dich schon auf das nächste Kapitel?

Gibt es ein Kapitel, das du gerne noch einmal erleben würdest? Würdest du etwas anders machen wollen?

Wenn du wüsstest, dass das jetzige Kapitel dein letztes sein würde, was würdest du unbedingt noch gerne tun?

Herausforderung

Gehe den ersten Schritt auf dem Weg.

2Der friedvolle Krieger – Die Geschichte der Samurai

Ein Urban Samurai ist ein friedvoller Krieger. Lass dich von dem martialisch anmutenden Begriff »Krieger« nicht abschrecken. Ein Krieger zu sein bedeutet letztlich nichts anderes, als ein Beschützer zu sein. Friedvoll kann ein Krieger nur sein, wenn er weiß, wie er sich und andere im Notfall verteidigen, also beschützen kann. Denn nur, wenn er diese Fähigkeiten besitzt, kann er sich aktiv dafür entscheiden, keine Gewalt einzusetzen, sondern friedvoll zu handeln. Wer jedoch nicht in der Lage ist, notfalls auch physische Kraft einzusetzen, kann nicht friedvoll sein, da er schlicht wehrlos ist. Friedfertigkeit hat mit der Entscheidung zu tun, seine Kräfte in den Dienst einer guten Sache zu stellen. Glücklicherweise geraten wir in unseren Breitengraden noch immer eher selten in eine Notwehrsituation. Wenn dies gleichwohl einmal passiert, sollte der Urban Samurai wissen, wie er sich und andere auch gegen körperliche Gewalt verteidigen kann. Im Abschnitt »Gi« dieses Buches wirst du deshalb lernen, wie du unbeschadet aus einer solchen Gefahrensituation herauskommst und welches Mindset du hierfür brauchst.

Den größten Kampf trägt der friedvolle Krieger jedoch mit sich selbst aus, indem er sich immer wieder an seine Werte und Prinzipien erinnert und nach diesen handelt. Ein Urban Samurai übt sich in Disziplin und kämpft gegen die Versuchungen, die ihn von seinem Pfad und seinen Vorhaben abbringen wollen. Er schlägt die Schlachten des Alltags, sei es im Umgang mit seinen Mitmenschen, beim Einsatz für den Schutz der Erde und ihrer Bewohner, im tagtäglichen Job, in der Beziehung und so weiter.

Auch wenn der Urban Samurai nicht auf dem Schlachtfeld mit gezogenem Schwert kämpft, sondern ganz andere Probleme und Schwierigkeiten zu lösen hat, lohnt doch ein kurzer Blick in die Historie der Samurai. Hierbei wirst du unter anderem erfahren, warum der von den Samurai verfolgte Weg des Kriegers auch für unser heutiges Leben von Bedeutung sein und sogar als Weg des Friedens verstanden werden kann.

Jahrhundertelang haben die Samurai Japan beherrscht und mit ihrem Mut und scheinbar unbeugsamen Willen heldenhafte Taten vollbracht. Zwar endete das Zeitalter der Samurai bereits Ende des 19. Jahrhunderts, doch die Faszination für diese Kriegerkaste ist auch heute noch ungebrochen. Dies zeigt sich nicht zuletzt dadurch, dass die Samurai ein fester Bestandteil der Film- und Popkultur geworden sind. Hier werden sie oftmals als idealistische Ritter dargestellt, die sich nichts aus Geld und Besitztümern machten, die zu ihrem Wort standen, loyal bis in den Tod waren, nur eine Mahlzeit pro Tag aßen, Leid ohne zu jammern ertrugen und ihr Leben für diejenigen riskierten, die ihre Hilfe benötigten.2

Die Ära der historischen Samurai begann im frühen 8. Jahrhundert, als der japanische Kaiser, der Tennō 天皇, Krieger damit beauftragte, das Land gegen feindliche Invasoren zu schützen. Auf dem Papier war der Kaiser der oberste Herrscher im alten Japan. Tatsächlich jedoch wurde das Land ab dem 12. Jahrhundert bis zum Ende der Samurai-Zeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Anführer der Regionalfürsten, dem Shōgun 将軍, beherrscht. Während der Kaiser die gesetzliche Autorität im Lande und der Shōgun ihm offiziell untergeordnet war, sah die Wirklichkeit dergestalt aus, dass es der Kaiser war, der sich letztlich dem Willen des Shōgunats unterzuordnen hatte. Der Shōgun wiederum kontrollierte die ihm untergeordneten Regionalfürsten, unter denen die Samurai standen. Bei der Ausübung und Aufrechterhaltung seiner Macht verließ sich der Shōgun auf militärische Stärke, deren Fundament die Kriegerkaste der Samurai bildete.

Für eine lange Zeit in der Geschichte war die Kaste der Samurai ein offenes System. Es konnten also auch ein Bauer, ein Händler oder ein Handwerker in die höhere Kaste der Samurai aufsteigen. Diese Möglichkeit endete jedoch im 16. Jahrhundert, als ein Aufstieg zwischen den gesellschaftlichen Kasten nicht mehr erlaubt wurde. Von da an bildeten die Samurai eine in sich geschlossene Gemeinschaft. Hintergrund dieser Entwicklung war, dass es der Kriegsfürst Tokugawa Ieyasu 徳川 家康 erstmals in der Geschichte Japans geschafft hatte, nach Jahrhunderten des Krieges eine Zeit des Friedens einzuläuten und das Land zu vereinen. Er rief sich selbst zum Shōgun aus und verfügte, dass das Recht auf Titel und Amt des Shōguns fortan auf seine Nachkommen übergehen sollte. Das Volk wurde in Kasten eingeteilt, wodurch die gesellschaftliche Stabilität gesichert werden sollte.

Die Herrschaft des Tokugawa-Shōgunats währte von 1603 bis 1868 und wird in Anlehnung an die damalige Hauptstadt Edo 江戸 (das heutige Tokio) auch Edo-Zeit genannt. Es war eine Periode des Friedens und die Blüte der Samurai. Das Land war streng abgeschottet vom Rest der Welt, weswegen auch nur sehr begrenzt moderne Feuerwaffen ins Land kamen. Hierdurch war es den Samurai – anders als den europäischen Rittern – möglich, ihren Stand gegenüber den unteren Kasten zu wahren und das Schwert als Hauptwaffe weiter zu nutzen. Während dieser Zeit war der Gebrauch eines Schwertes ausschließlich den Samurai gestattet, und ein Samurai führte stets zwei Schwerter mit sich: ein Lang- und ein Kurzschwert. So wurde das Schwert Sinnbild für die Kaste der Samurai. Das längere Schwert, das sogenannte Katana 刀, wird noch heute oftmals als die »Seele des Samurai« bezeichnet.

Es war diese Zeit des Friedens, die es den Samurai erlaubte, sich neben den Kriegskünsten auch anderen Dingen zu widmen und an persönlichem Wachstum zu arbeiten. Denn entgegen der allgemeinen Vorstellung waren Samurai nicht nur Krieger, sondern übten sich auch in den schönen Künsten, in Spiritualität und in den Wissenschaften. Die Söhne der Samurai-Familien genossen neben ihrer Ausbildung in den Kriegskünsten oftmals auch Unterricht in klassischer Literatur, Philosophie, Geschichte, Kalligrafie, Konfuzianismus und dergleichen. Man nannte dies Bunbu Ryōdō 文武両道, was so viel bedeutet wie »beide Wege der Literatur und des Militärs«. Es war also die Ausbildung von Körper und Geist, die einen Krieger vollständig machte.

Auch ein Urban Samurai versucht, sich möglichst umfangreiches Wissen und Erfahrungen aus den verschiedensten Bereichen anzueignen. Dies bedeutet nicht, dass du nicht auf einem Gebiet ein absoluter Experte sein kannst. Im Gegenteil. Viele Samurai waren vollendete Krieger und somit wahre Experten im Bereich des Krieges und Kampfes. Gleichwohl erkannten sie, dass dies nicht ausreichend war, um die beste Version ihrer selbst zu werden, und dass es sinnvoll sein konnte, weitere Fähigkeiten zu erlernen. Auch du solltest daher schauen, welche Dinge dich noch in deinem Leben interessieren. Ganz egal, was es ist, und unabhängig davon, ob es dir zunächst völlig fremd und vielleicht sogar unpassend erscheint. Bist du Programmierer und sitzt viel alleine vor dem Computer, dann könntest du dir überlegen, eine Sportart, vielleicht sogar eine Teamsportart zu suchen. Bist du Musiker, dann befasse dich doch mal mit Volkswirtschaftslehre oder Chemie. Bist du Rechtsanwalt, besuche einen Programmierkurs. Bist du ein Bäcker, lerne eine Fremdsprache. Dies sind Beispiele, und sie bedeuten nicht, dass du etwas tun sollst, was dich nicht interessiert oder dir keinen Spaß macht. Es geht einzig darum, aus den scheinbar vorgegebenen Mustern und Kategorien auszubrechen und sich mit Dingen zu befassen, von denen du zuvor vielleicht überhaupt nicht geglaubt hättest, dass sie für dich geeignet sind. Oftmals ist man so festgefahren in seiner eigenen Profession oder dem, was man tut, dass man nicht mehr offen für Neues ist. Durch das Lernen oder Sich-Beschäftigen bekommst du zudem neue Impulse, die dir vielleicht bei deiner eigentlichen Tätigkeit helfen. Außerdem hast du nichts zu verlieren. Solltest du merken, dass Krav Maga, Programmieren, VWL oder Japanisch doch nichts für dich ist, kannst du einfach wieder aufhören und nach etwas anderem Ausschau halten. In jedem Fall wirst du eine Erfahrung gemacht haben.

Es ist schwierig, das Universum zu verstehen, wenn man nur einen Planeten studiert.

Miyamoto Musashi

Nachdem die Amerikaner Japan im Jahre 1868 gezwungen hatten, das Land für den internationalen Handel zu öffnen, musste der Shōgun nach einer Herrschaft von über 250 Jahren die Macht wieder an den Kaiser abgeben. Dieser ordnete das japanische Reich nach dem Vorbild der Westmächte neu. Die Zeit der Samurai war damit zu Ende, doch der Geist der Samurai lebt bis heute fort.

Musashi Miyamoto

Musashi Miyamoto 武蔵 宮本 (1584–1645) war ein japanischer Samurai, Krieger und Philosoph. Er ist einer der bekanntesten Schwertkämpfer der japanischen Geschichte und wird oft als der größte Krieger aller Zeiten bezeichnet. Musashi ist besonders bekannt für sein Buch Das Buch der fünf Ringe, in dem er seine Philosophie des Kampfes und der Kunst beschreibt. Er wird auch für seine legendäre Duellgeschichte verehrt, bei der er angeblich mehr als 60 Kämpfe ohne Niederlage gewonnen haben soll.

Der Ehrenkodex – Bushidō

Im Laufe der Zeit begannen die Samurai, ihre Ideale und Wertvorstellungen sowie ihre kriegerischen Gepflogenheiten in einem Ehrenkodex zusammenzufassen, der auf Ehre, Loyalität, Ehrlichkeit, Integrität, Höflichkeit, Selbstlosigkeit, Respekt, Mitgefühl, Konzentration und anderen ethischen Werten beruhte. Dieser Ehrenkodex heißt Bushidō 武士道, »Weg des Kriegers« oder »Weg des Kriegergeistes«. Von einem jeden Samurai wurde erwartet, nach diesem Kodex zu leben und vor allem auch nach diesem zu sterben.