Ut oler welt - Wilhelm Busch - E-Book

Ut oler welt E-Book

Wilhelm Busch

0,0

Beschreibung

Ich möchte Wilhelm Busch wohl sein, Sein geistig Aug' ist scharf und fein. Philosophie ist ihm nur Spiel. Er spricht gescheit - nur etwas viel. Und sagt man »ja«, so sagt er »nein«, - Ich möchte doch der Busch nicht sein. (Otto Bassermann, Verleger) Wilhelm Busch hatte sich der Sammlung von Volksmärchen, Sagen und Reimen gewidmet, nachdem er krank und mittellos in seinen Heimatort zurückgekehrt war. Er wollte diese Märchen und Sagen aufzeichnen und veröffentlichen, fand aber zunächst keinen Verleger. Erst sehr viel später erschien diese Sammlung – „Ut oler welt“ – posthum im Jahr 1910 im Lothar Joachim Verlag, München.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 327

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Volksmärchen

De häister un de willen duben

Die Schwarze Prinzessin.

Das Öl der Zwerge.

Ilsabein.

Gerdmann un Alheid.

Gerdmann und Alheid (hochdeutsch).

Das harte Gelübde.

Die böse Stiefmutter.

Die Zwerghütchen.

Die Zwerghütchen. (Hochdeutsch.)

Königin Isabelle.

Die bestrafte Hexe.

Die Bremer Stadtmusikanten

Kükeweih.

Der Gärtner und die Kröte.

Bauer Pihwitt.

Muschetier, Grenadier und Pumpedier.

Der dumme Hans.

Der kluge Bauer.

Des Todtengräbers Sohn.

Rettungsräthsel.

Die launische Ziege.

Die launische Ziege. (hochdeutsch).

Des Kaufmanns Sohn.

Der Königssohn mit der goldenen Kette.

Der Königssohn Johannes.

Das verwünschte Schloss.

Drei Königskinder.

Der kluge Knecht.

Die alte Slüksche.

Die zwei Brüder.

Der Schmied und der Pfaffe.

30 De rabe un de pogge

Der harte Winter.

Der Soldat und das Feuerzeug.

Der Bettler aus dem Paradies.

Der Bettler aus dem Paradies. (Hochdeutsch.)

Der verwunschene Prinz.

Das Hemd des Zufriedenen.

Der Herrgott als Pathe.

Aschenpüeling (Aschenputtel)

Friedrich Goldhaar.

Der Schweinejunge und die Prinzessin.

Der Mordgraf.

Hans Hinrich Hildebrand und der Pfaffe.

Sagen

Die schwarze Fliege

Pulver im Butterfass

Des Schmieds Frau

Der Hexenkarren

Dör hagen un tünne

Die Birnen und Kielpoggen

Der grüne Jäger

Das Irrlicht

Das Geld in der Mauer

Der feurige Mann

Der Gutenabend

Die zwei Brüder

Hackelbergs Hund

Der schlafende Jäger

Apotheker B.

Der unruhige Geist

Der pflügende Geist

Der gebannte Geist

Die geizige Frau

Die fromme Hexe

Die Müsemakersche

Die Hexe als Hase

Der wiederkehrende Pastor

Die Müllerin

Das Fräulein in der Muldenscherbe

Die Mahr

Die Zwerge unter dem Gossenstein

Die Zwerge und der alte Rune

Der Snakenkönig

Der Teufel und der Wucherer

Das Gold des Reichen

Das schwarze Mädchen

Der Soldat und die Schlange

Florentine und der Teufel

Der kupferne Kessel

Der Bauer und die Ütsche

Der Teufel Herodianna

Rettungsräthsel

Der Königssohn

Der sprechende Rabe

Die drei Pullen

Zwiegespräch

Das Zauberbuch

Die Hexe mit der Eisenstange

Die Hexe als Sau

Der Doppelgänger

Das Howif

Allerlei alter Glaube:

Krup unner, krup unner

Graf Otto von Bückeburg

Die Wiedensahler und der Ritter von Bückeburg

Die zwei Fräulein

Volkslieder und Reime

Es flohn drei Sterne

Zu Koblenz auf der Brücken

Trau die Frauensleute nicht zu viel

Es waren drei Soldaten

Auf den Sonntag früh Morgen

Es zog ein Reuter wohl über den Rhein

Es wohnt ein Markgraf an dem Rhein

Jetzt fängt der Frühling an

Als Christus der Herr in Garten ging

Hännchen ist mir gut

In Trauern und in Ruh

Ich bin so traurig

Es waren einst zwei Bauernsöhne

Ich stand auf hohen Bergen

Ein Herz, was sich mit Sorgen quält

Schatz, warum bist du so traurig?

In kummervollen Tagen

Schätzchen, reich mir deine Hand

Es steht eine Linde im tiefen Thal

Im Himmel sitzt der alte Fritz

Der wohlbekannten

Ich armer Hase in dem weiten Feld

Beim Flötenmachen

Zur Unterhaltung der Kinder.

Betrübte Braut.

Lustige Hochzeit.

Neckische Heilsprüche.

Verhandlung.

Es schwammen drei Enten

Kinderspiele.

Kinderreime und -Rätsel.

Wer will, wer will!

Schosters und Sniders sind Lumpengesellen,

Tuck, tuck, tuck min häuneken

De kuckuck up'n tune

Suse muse kättken, wo wutt du hentäo?

Wutte mee

De lüttje Jan Ölke (Docht im Nachtlicht)

Röröhr, ga sitten (Libelle)

Twe ogen in'n koppe

Jehann, spann an!

Volksmärchen

1. De häister un de willen duben.

Bi Fürst Erenst siner tît, ans dat swîn Dirk häite un de käo Barteld, do könne de häister dat beste näist bäon. Do käimen de willen duben na öne hen un säen: »Nawer, will ji nich säo gäot wäsen un üsch1 dat ôk lehren wo ji dat maoket?« »Jao, säe de häister, worümme dat nich; awerst wat giäwe ji mi?« »Die bunte kuh, die bunte kuh, die bunte kuh!« säen de willen duben. Den häister was dat recht, un häi flog mêe. Ans häi nu de ersten sprikker te hôp elegt harre, do mênen de willen duben, säi können dat nu ôk all sülbenst un säen: »Nawer, gaet nu man weer hen, wi willt et nu woll sülbenst fertig maoken.« De häister läit sik dat nich twäimaol seggen, namm sine bunte käo un flog weg. – Do nu de willen duben awerst sülbenst täo bäon anföngen, do käimen se man jümmer säo wit, ans de häister et säi ewiset harre. Do föngen se an täo schräin un räipen: »Die bunte kuh, die bunte kuh, die bunte kuh!« un mênen, de häister schölle de bunte käo weer herut giäwen; awerst de häister was mit der käo wäge un blêw wäge.

Darümme küent de willen duben ôk vandage noch näin orntliket näist bäon un räopet noch jümmer: »Die bunte kuh, die bunte kuh, die bunte kuh!« bet up düssen dag. Un däi mi düsse geschichte vertellt hat, mit däne hebbe ek sülbenst ekört.

2. Die Schwarze Prinzessin.

Es war einmal ein König und eine Königin, die kriegten gar keine Kinder. Da sagte die Königin: »Ich wollte, ich kriegte ein Kind und wenn es auch vom Teufel wäre. « Nicht lange darnach ward die Königin schwanger und gebar ein kleines Kind, das war eine Dirne. Sie ward, wie sie wuchs, von Tage zu Tage schöner, so daß sie ein jeder, der sie sah, von Herzen gerne leiden mochte. Den Tag aber vor ihrem fünfzehnten Geburtstage sagt sie auf einmal zu ihrem Vater: »Morgen, Vater, muss ich sterben. « »Mein liebes Kind, « sagte der König, »sprich mir doch nicht von sterben. « »Doch Vater! Ich weiß gewiss, daß ich morgen sterben muss. Eins musst du mir aber versprechen: daß mein Sarg in der Schlosskirche vor den Altar gestellt und ein ganzes Jahr lang jede Nacht Wache dabei gehalten wird. Wenn sich dann unter der Wache Einer findet, der nichts Schlechtes gethan hat, so kann der mich wieder erlösen. « Das musste der König versprechen und ihr die Hand drauf geben.

Wie die Königstochter gesagt hatte, so kam es auch. Den andern Tag nahm sie noch von Vater und Mutter Abschied, legte sich und starb und ward darnach kohlschwarz. Der König ließ sie nun in ihrem Sarge in die Schlosskirche vor den Altar stellen mit einer Wache dabei, wie die Prinzessin es verlangt hatte. Des Nachts, da die Glocke gerade Zwölf schlug, fuhr die Prinzessin aus ihrem Sarge, packte die Wache, drehte ihr den Hals um und warf sie in ein finsteres Gewölbe, das da unter der Kirche war. Sobald aber die Glocke Eins schlug, musste sie wieder in ihren Sarg hinein. In der zweiten Nacht ging es ebenso. Als die Glocke Zwölf schlug, fuhr die Königstochter aus ihrem Sarge, drehte der Wache den Hals um und warf sie in das Gewölbe, das unter der Kirche war. In jeder folgenden Nacht ging es ebenso; jeden Morgen war die Wache verschwunden und kein Mensch wusste, wo sie geblieben war. Nun wollte zuletzt keiner mehr bei der Königstochter wachen. Da ließ der König im ganzen Lande bekannt machen: wer seine Tochter erlösen könnte, der sollte sie zur Frau haben und König werden.

Nun war da ein junger Schäfer mit gelben Haaren, der hieß Jakob, der reiste nach der Königsstadt und ließ sich anstellen als Wache bei dem Sarge der Prinzessin. In der ersten Nacht, da es kurz vor Zwölfe war und der Schäfer daran dachte, daß die andern Wachen alle so sonderbar verschwunden waren, da ward er bange und wollte weglaufen. Da rief eine Stimme hinter ihm her: »Jakob, geh nicht fort, du kannst mich erlösen, wenn du drei Nächte hintereinander an meinem Sarge wachst. « Da kehrte der Schäfer wieder um und versteckte sich unter den Sarg der Prinzessin. Als nun die Glocke Zwölf schlug, fuhr die Königstochter aus ihrem Sarge und suchte die ganze Kirche durch; in dem Augenblick aber, wo sie an den Sarg kam und den Schäfer eben fassen wollte, schlug die Glocke gerade Eins; da musste sie wieder in ihren Sarg hinein. In der zweiten Nacht, da es wieder bald Zwölfe war und der Schäfer daran dachte, daß es ihm auch ergehen könnte wie den andern Wachen, da ward er bange und wollte weglaufen. Da rief eine Stimme hinter ihm her: »Jakob, geh nicht fort; du kannst mich erlösen. « Als der Schäfer das hörte, kehrte er wieder um und versteckte sich in das Gewölbe, wo die Leichen der früheren Wachen lagen. Er beschmierte sich Gesicht und Hände ganz mit Blut, deckte einige der Toten über sich und verhielt sich so ruhig, als ob er auch eine Leiche wäre. Als nun die Glocke Zwölf schlug, fuhr die Königstochter wieder aus ihrem Sarge, durchsuchte die ganze Kirche und kam auch zuletzt in das Gewölbe, wo der Schäfer unter den Leichen lag. »Dem die Füße warm sind, der ist's! « rief sie und tastete zwischen den Leichen herum. Schon war sie dem Schäfer ganz nahe, das Blut gerann ihm in den Adern, da schlug die Glocke Eins. Nun musste die Prinzessin wieder zurück in ihren Sarg. – Am andern Morgen kam der König mit seinem ganzen Hofstaate in die Kirche, um nach dem Schäfer zu sehen, und als sie das viele Blut in seinem Gesicht und an seinen Händen sahen, erschraken sie und meinten nicht anders, denn es sei ihm ein Leid widerfahren. Jakob aber sprach: »Wisset, daß ich gesonnen bin, auch noch die dritte Nacht Wache zu halten; Morgen früh Glocke Sechs, da kommt mit Pauken und Trompeten und der ganzen Musik, denn entweder bin ich todt oder die Prinzessin ist erlöst. « Das musste ihm der König versprechen.

Kurz vor Zwölfe in der Nacht kroch der Schäfer unter den Sarg der Prinzessin, und als sie nun mit dem Schlage Zwölf herausfuhr, legte sich der Schäfer schnell selber in den Sarg hinein. Nun suchte die Prinzessin die ganze Kirche durch; als sie aber zuletzt auch an den Sarg kam, da schlug die Glocke Eins. In demselben Augenblick fing die Prinzessin an zu sprechen und sagte: »Jakob, ich danke dir viel tausend Mal; du hast mich nun erlöst. « Von Stund an begann sie auch allmählich weiß zu werden, und morgens Glock sechs stand sie da in voller Schönheit und weiß wie zuvor. Da kamen auch der König und die Königin mit ihrem ganzen Hofstaate und vielem Volk, mit Pauken und Trompeten und voller Musik; und als nun Jakob mit der Prinzessin an der Hand aus der Kirche trat, da rief alles Volk: »Vivat, unser König Jakob!« und wollte des Jubilierens kein Ende werden.

3. Das Öl der Zwerge.

Es ist einmal eine Hebamme gewesen, zu der kam in der Nacht ein kleines Männlein mit einer Laterne und forderte sie auf, eilig mit ihm zu gehen. Sie nahm ihren Mantel über und folgte dem Zwerge, welcher über Feld und Wiesen voranschritt bis zu einem Wasser, unter welchem er seine Wohnung hatte. Hierinnen lag die Frau des Zwerges in Kindesnöten. Nachdem die Hebamme ihr Beistand geleistet und das Kindlein geboren und gewaschen war, reichte ihr das Männlein ein Glas mit wohlriechendem Öle und forderte sie auf, das Kindlein damit einzureiben. Nun hatte die Hebamme trübe, thränende Augen und darum die Gewohnheit, von Zeit zu Zeit mit der Hand darüber zu streichen. Als sie nun so mit dem Einreiben des Kindes beschäftigt war, juckte und flirrte es ihr auch wieder in dem einen Auge, so daß sie mit dem Finger herüberfuhr und es auswischte.

Nachdem sie nun das Kind angezogen hatte und sich zum Weggehen anschickte, gab ihr der Zwerg einiges Geld. Sie ging darauf an das Bett der Wöchnerin, um ihr gute Besserung zu wünschen und Adieu zu sagen. Die Wöchnerin zog sie aber nahe zu sich und sagte ihr heimlich ins Ohr: sie sollte das Geld, welches ihr der Mann gegeben, nur wegwerfen, aber stattdessen den Kehricht aufraffen, der da vor der Stubentür an der Schwelle läge. Das that sie, behielt aber doch auch das Geld. Während dem hatte der Zwerg seine Laterne wieder angezündet, begleitete die Hebamme nach Hause und verabschiedete sich von ihr, nachdem er sich noch vielmals für die gute Hilfe bedankt hatte.

Als jetzt die Frau nach ihrem Gelde sehen wollte, war es Pferdemist, der Kehricht aber war eitel rothes Gold.

Einige Zeit darnach ging die Hebamme zum Jahrmarkt in die nächste Stadt und gedachte da tüchtig einzukaufen, denn sie hatte nun Geld in Menge. Sie musste sich ordentlich drängen lassen, so voll war's da auf dem Markte. Da sah sie auf einmal denselben Zwerg, der sie in der Nacht zu seiner Frau geholt hatte; er ging von einer Krambude zur andern und packte in seinen Schnappsack, was ihm gefiel, schöne Honigkuchen und gute, braune Pfeffernüsse, Bänder und Tücher, ohne daß die Eigentümer das Geringste zu merken schienen. Die Frau drängte sich zu ihm hin, tupfte ihm mit dem Finger auf die Schulter und redete ihn an: »Sieh da! Guten Tag, guten Tag, Herr Zwerg! Auch hier?« Der Zwerg drehte sich rasch um und sah die Frau so recht verwundert an. »J! Frau!« – sagte er – »kann Sie mich denn sehen? « »O ja, recht gut! Warum das nicht?« »Und mit beiden Augen? « fragte der Zwerg. Die Frau hielt das rechte Auge zu. »Nein, nun sehe ich ihn nicht. « Darauf drückte sie das linke Auge zu. »Ja, nun sehe ich ihn wieder. « »J!« – sagte der Zwerg – »das ist doch sonderbar! Zeige Sie mal her! Puh!« Da pustete er ihr ins rechte Auge, daß es sogleich blind wurde und sie nicht wieder damit sehen konnte ihr Lebelang.

4. Ilsabein.

Es war einmal ein Mädchen, hieß Ilsabein, das hatte rothe Augen und konnte auch nicht zum Besten damit gucken; darum so wurde es alt und wartete lange vergeblich auf einen Freier, der es möchte unter die Haube bringen. Endlich ließ sich einer melden auf den Nachmittag, denkend: »es wird so schlimm nicht sein, wie's die Leute machen, du sollst dich selbst erst überzeugen, ob das Mädchen wirklich nicht gut sehen kann. « Da stellte Ilsabein beizeiten eine Leiter an die Hausthüre, nahm eine Nähnadel von der feinsten Sorte und steckte sie hoch oben in den Thürriegel. Nach Mittag kam der Bräutigam richtig an, und Ilsabein, die ihn schon erwartet hatte, sprang ihm munter auf dem Hof entgegen und faßte ihn bei der Hand, daß sie ihn ins Haus brächte. »Sieh doch einmal, mein Schatz! « sprach sie da, »dort oben im Thürriegel steckt wahrhaftig eine Nähnadel. « »Ei wirklich!« sagte der Freier, der seine Augen ordentlich anstrengen musste, um die Nadel in der Höhe zu bemerken, »das ist wirklich eine Nähnadel!« und dachte bei sich: »Das Mädchen sieht doch schärfer, als die Leute wohl denken mögen; die nimm nur!« So gingen sie denn ganz einmüthig zusammen in die Stube und setzten sich an den Tisch. Mit dem so brachte die Muhme das Vesperbrod herein, hatte auch eine schöne große Butterbemme beigelegt und stellte das alles vor die Brautleute auf den Tisch. Wie nun Ilsabein die große Butterwälze da so auf dem Tische stehen sah, meinte sie nicht anders, als ihre weiße Katze wär's, welche von dem Vesperbrode naschen wollte. »Schuh! « rief sie, »Katzut! « und klappte mit der Hand in die weiche Butter. Da merkte der Freier, daß das Mädchen doch nicht gut sehen konnte, stand auf, sah nach der Uhr und that, als ob er noch etwas Eiliges zu bestellen hätte. »Ich muß jetzt fort, « sagte er, »Adieu, mein Schatz, bis Morgen! « Damit ging er zur Thüre hinaus, kam aber niemals wieder, so daß die arme Ilsabein wieder warten und warten musste; und wenn sie noch nicht gestorben ist, dann wartet sie heute noch.

5. Gerdmann un Alheid.

Dar was äis en gante un en goos, un de gante häit Gerdmann un de goos häit Alheid, de beiden güngen in der harwesttit te hope henut up dat stoppelfeeld un föngen dar täo fräten an. Gerdmann, ans de kläukeste, bleef jümmer up den hogen rüggen van'n stücke, wo häi säen könne, wat rund ümme her passiren döe, de goos Alheid fratt awerst in der däipen fore hendal, dar stünnen de besten greunen spiere, denn dat wäit'n woll, dat et dar jümmer natt is, un wenn emeihet werd, säo kann'n ok mit der seessen nich orntliken heninraken. Et dure nich lange, säo maoke Gerdmann up äis sinen hals säo lang un keek sick ümme. Do sach häi, dat de voss ganz liseken langs in der fore herdal sleek un der goos jümmer nöger kam. Do wolle häi der goos beschäid seggen un räip:

»Alheid!

Sühst du nich, wat dar in der fore geit? «

De goos bleef awerst jümmer mit fräten värtüge un antwore nix ans:

»Tatterattatt, tatterattatt!

Ette wat, ette wat! «

un meene, Gerdmann schölle fräten un dat kören laten.

De voss, de sick mitterwile dal eduked harre, kam nu weer nöger un nöger. Do räip Gerdmann täon twäiten male:

»Alheid!

Sühst du nich, wat dar in der fore geit? «

Awerst Alheid keek sick nich ümme un antwore nix ans:

»Tatterattatt, tatterattatt!

Ette wat, ette wat! «

Dat schölle säo viäl häiten ans: kör hen, kör her! ek säie nix! Mit dessen was de voss ganz dichte herbi ekuomen; un Gerdmann räip täon drüdden male:

»Alheid!

Sühst du nich, wat dar in der fore geit? «

Un de goos antwore weer:

»Tatterattatt, tatterattatt!

Ette wat, ette wat! «

In densülbigen ogenblicke sprung de voss täo un packe mine läiben goos bi'n hals. Do fong se an täo schräin un räip: »Gerdmann, Gerdmann help mi doch! Sühste nich, wo häi mi ritt, wo häi mi tüht?! «

»Recht di dat, recht di da–at!« räip Gerdmann, breede sine flitke ut un streek aber dat feeld hen na sinen dörpe hentäo.

Dat, min junge, is de geschichte van den kläoken ganten Gerdmann un der dummen goos Alheid.

Gerdmann und Alheid (hochdeutsch).

Gerdmann der Gante und Alheid die Gans gingen mal in der Herbstzeit aufs Feld hinaus. Gerdmann, der vorsichtige, blieb auf dem hohen Rücken des Ackers, von wo er weit umher sehen konnte, während Alheid in der tiefen Furche fraß, weil da die grünsten Spiere standen. Als nun der Fuchs heran geschlichen kam, rief Gerdmann warnend:

»Alheid,

sühste nich, wat dar in der fore geit? «

Doch Alheid schnatterte sorglos:

»tatterrattat!

ette wat, ette wat. «

Inzwischen schlich der Fuchs immer näher. Zweimal noch vergebens erhob Gerdmann seine warnende Stimme. Jetzt sprang der Fuchs zu und packte Alheid beim Halse. Da schrie sie kläglich:

»Gerdmann, Gerdmann, sühste nich,

wo häi mi ritt, wo häi mi tüht? «

Aber Gerdmann rief: »Recht di da–t, recht di da–t! « breitete seine Fittiche aus und flog ins Dorf zurück.

6. Das harte Gelübde.

In einem wilden, wüsten Walde verirrte sich eine Frau. Als nun die dunkle Nacht hereinbrach, überkam die Frau eine große Angst, so daß sie seufzend sprach: »Weh! Wie komme ich zu Haus! Wenn doch wer käme und mir den Weg wiese aus dieser Wildnis! « Da trat aus dem Gesträuch ein graues Männchen. »Wenn du mir versprichst, Frau, was du jetzt unter deinem Herzen trägst, so will ich dich hinausgeleiten, daß du bald zu Hause bist. « Das versprach die Frau in ihrer Angst, und als sie es versprochen hatte, lachte das Männchen mit Hohn laut auf und rief: »Der Knabe unter deinem Herzen ist mein! Nach zwölf Jahren bringst du ihn mir zu dieser selben Stunde, zu dieser selben Stelle, oder ich fordere ihn selbst. Dann will ich ihm drei Fragen aufgeben; kann er die beantworten, so habe ich keine Macht über ihn; sonst gehört er mir für alle Ewigkeit. «

Darauf brachte das graue Männchen die Frau bald aus dem Walde, daß sie wieder zu Haus kam.

Eine Zeit darnach kriegte die Frau einen kleinen Jungen, der war ein stilles gutes Kind, wuchs heran und war so gelehrig, daß sich alle Leute darüber verwundern mussten. Seine Mutter aber hatte keine frohe Stunde mehr; immer und immer musste sie daran denken, daß sie ihr liebes gutes Kind dem Bösen versprochen hatte. Wenn sie dann dem Knaben sein Brot schnitt, so sah sie ihn immer so traurig dabei an und konnte das Weinen nicht lassen. Da faßte das Kind ihre Hand und sagte: »Mutter, warum seid Ihr nur so traurig und weint in einem fort? Gebt Ihr mir das Brot nicht gern, oder bin ich nicht gut und folgsam, daß Ihr immer weinen müsst, wenn Ihr mir das Brot gebt? Das sagt mir doch! « Aber sie weinte nur immer mehr und mochte es ihm nicht sagen, was ihr das Herz so schwer machte; bis der Knabe so lange bittend in sie drang, daß sie es doch endlich erzählte, wie sie sich in dem wilden Walde verirrt habe, wie das graue Männchen gekommen sei und daß sie ihm das Kind unter ihrem Herzen versprochen habe. »Mutter, « sagte da der Knabe, »das war hart! Doch lasst das Weinen und seid nur wieder froh; mit Gottes Hülfe mag noch endlich alles gut werden. « Darauf ist der Knabe noch lerneifriger geworden als vorher, und in der Schule haben ihm seine Lehrer alle Fragen, die nur zu erdenken gewesen sind, aufgeben müssen, und als er nun sein zwölftes Jahr erreichte, da hat er alle und alle Fragen beantworten können.

Zu der bestimmten Stunde brachte die Frau den Knaben in den Wald, und gingen auch seine Lehrer und viele Leute mit. Als sie nun bald zu der Stelle kamen, mussten sie alle zurückbleiben; da ging der Knabe allein freimütig in den Busch, und ob ihm gleich durch des Bösen Anstiften allerlei feurige Gespenster begegneten, auch ein Fuder Heu mit Ochsen bespannt auf ihn zu kam, ihn zu schrecken, so ließ er sich doch nicht wirren, ging weiter und kam zur Stelle, wo das graue Männchen ihn erwartete. »Es ist dein Glück, daß du gekommen bist! « sprach er; »nun gib mir Antwort auf drei Fragen; kannst du sie nicht lösen, so greif ich dich. « »Sag her! « erwiderte mit ruhigem Mute das Kind. Da fragte das Männchen: »Was ist härter als ein Stein? « Das Kind antwortete: »Mutterherz. « »Was ist weicher als ein Daunenbett? « Das Kind antwortete: »Mutterschoß. « »Was ist süßer als Milch und Honig? « Das Kind antwortete: »Mutterbrust. « Da ist das Männchen verschwunden und abgestunken.

Als nun das Kind unversehrt heraustrat, sahen die, welche zurückgeblieben waren, daß ihm der Arge nichts hatte anhaben können, und freuten sich, denn alle hatten das Kind lieb, weil es so klug war und so gut; da hat auch seine Mutter wieder frohe Tage erlebt.

7. Die böse Stiefmutter.

Meine Großmutter hat mir erzählt, es wäre mal eine kleine hübsche Dirne gewesen, die hat eine Stiefmutter und auch eine Stiefschwester gehabt. Die Stiefmutter ließ ihre rechte Tochter immer in schönen Kleidern gehen und that ihr alles zu Willen; sie brauchte auch gar nicht zu arbeiten; aber die Stieftochter musste den ganzen lieben Tag draußen am Brunnen sitzen und Garn winden, daß ihr der Faden zuletzt die Finger ordentlich blutig schnitt. Davon hatte sie aber wenig Dank, musste immer in lumpigem Zeuge gehen, und ihre Stiefmutter sagte ihr nichts als böse Worte. So saß sie auch mal wieder und wand und wand, und die Hände wurden ihr zuletzt so lahm von allem wickeln, daß ihr unversehends der dicke Knäuel in den Brunnen sprang. Da kriegte sie große Angst, denn die böse Stiefmutter hätte sie gewiß geschlagen, wenn sie den Knäuel nicht wiederbrachte. Darum stieg sie in den Brunnen hinab; der war wohl tief, aber ganz zerfallen und kein Wasser mehr drinn.

Wie das Mädchen nun unten auf den Boden kam, so war da eine ordentlich kleine Thür, die machte sie auf und ging hindurch; da war alles frei und schön. Dicht neben der Pforte lag auf einem Blocke ein großes scharfes Beil und Holz dabei, das rief: »Hau mich entzwei, hau mich entzwei! « Da nahm das Kind das Beil und hackte das Holz. Als es das gethan, ging es weiter und kam zu einem Backofen, drinnen rief das Brot: »Zieh mich raus, zieh mich raus. « Da zog das Kind das Brot aus dem Ofen, und als es nun weiter ging, begegnete ihm eine Kuh, die rief: »Melk mich, melk mich! « Das tat das Mädchen auch und ging weiter. Nicht lange, so begegnete ihm eine Ziege, die rief: »Melk mich, melk mich! « Als das Mädchen die auch gemelkt hatte, ging es weiter und kam zuletzt an ein Haus, davor saß eine alte Frau und spann und hatte einen Hund und zwei Katzen bei sich. »Du musst nun bei mir bleiben,« sprach die Alte zu dem Kinde, »und sollst es gut haben, wenn du alle Tage meinen Hund und meine beiden Katzen ordentlich flöhen willst; und dann habe ich da drei Stuben; zwei davon musst du jeden Morgen hübsch ausfegen, aber in die dritte darfst du bei Leibe nicht gehen, sonst geht's dir schlecht.«

Da ist denn das Mädchen bei der alten Frau geblieben, hat den Katzen und dem Hunde alle Tage ordentlich den Pelz besehen und auch die beiden Stuben gefegt; aber in die dritte Stube ist es nicht hineingegangen.

Als nun der Sonntag herankam, zog die alte Frau ihr Sonntagskleid an und sagte zu dem Kinde: »Ich will jetzt zur Kirche, darum geh mir derweilen nicht weg, sondern achte gehörig auf das Haus. « Damit ist sie fort in die Kirche gegangen. Das Mädchen aber, während es so ganz allein im Hause war, überkam eine große Neugierde zu wissen, was die alte Frau wohl in dem dritten Zimmer haben möchte; es ließ ihr auch nicht eher Ruhe, bis sie das Zimmer aufgeschlossen hatte. O Leute! Was war da für vieles Geld! Ein Sack stand neben dem andern; hier Kupfergeld, hier Silbergeld, da nichts als lauter Gold. Da raffte das Mädchen schnell einen kleinen Sack voll Gold in seine Schürze, sprang aus dem Hause und fort.

Zuerst begegnete ihm die Ziege, der rief es zu: »Verrath mich nicht! « »Ich verrath dich nicht, « sagte die Ziege; »aber lauf was du kannst. « Da kam es zu der Kuh und rief wieder: »Verrath mich nicht! « »Ich verrath dich nicht, « sagte die Kuh; »aber lauf was du kannst! « Da lief das Mädchen weiter, so schnell es nur konnte.

Mittlerweile war aber auch die alte Frau aus der Kirche wieder nach Hause gekommen; als sie sah, daß die dritte Stube offen und das Mädchen fort war, sprang sie schnell hinaus und hinterher. Zuerst kam sie zu der Ziege und fragte: »Ist hier nicht eben eine kleine Dirne vorbeigelaufen? « »Ne! « sagte die Ziege; »ich habe hier keine Dirne gesehen. « Da lief die Alte weiter zu der Kuh und fragte wieder: »Ist hier nicht eben eine kleine Dirne vorbeigelaufen? « »Nein! « sagte die Kuh; »ich habe keine Dirne laufen sehen. « Da ist die alte Frau wieder umgekehrt, denn sie hat gemeint, das Mädchen müsste wohl einen andern Weg gelaufen sein.

Das Mädchen ist aber glücklich durch den Brunnen wieder heraufgekommen, ist zu seiner Stiefmutter und seiner Stiefschwester gelaufen und hat ihnen das viele Gold gezeigt und gesagt: »Seht! Das habe ich alles von einer alten Frau gekriegt, die da unten im Brunnen wohnt. « Wie das die Stiefschwester hörte, trieb sie der Neid, daß sie auch alsbald in den Brunnen hinabstieg, die alte Frau zu suchen, von welcher ihre Schwester das Gold hatte. Sie fand unten auch die kleine Thür, und als sie hindurchging, lag da der Klotz mit dem großen Beil und Holz daneben, das rief: »Hau mich entzwei, hau mich entzwei! « »Ich will dir was flöten! « sagte das Mädchen, denn es war ganz erschrecklich faul und mochte keine Arbeit tun. Als es eine Strecke weiter gegangen war, kam es zu einem Backofen, darinnen rief das Brot: »Zieh mich raus, zieh mich raus! « »Ich will dir was flöten! « sagte das Mädchen, und ging weiter. Mit dem, so begegnete ihr eine Kuh, die rief: »Melk mich, melk mich! « »Ich will dir was flöten! « sagte das Mädchen, und als es nun weiterging, kam es zu einer Ziege, die rief auch: »Melk mich, melk mich! « »Ich will dir was flöten! « sagte das Mädchen wieder und ging ihres Weges. Zu letzt kam sie auch an das Haus, wo die Alte saß und spann. »Du musst nun bei mir bleiben,« sprach die Alte, »und sollst es gut haben; aber jeden Tag musst du meinen Hund und meine beiden Katzen ordentlich flöhen; und dann habe ich drei Stuben, davon musst du zwei jeden Morgen hübsch ausfegen, aber die dritte darfst du ja nicht aufmachen, sonst geht es dir schlecht.« Da ist denn das Mädchen bei der alten Frau geblieben.

Den nächsten Sonntagmorgen, als es Zeit war in die Kirche zu gehen, zog sich die Frau hübsch an, nahm ihr Gesangbuch und sagte, als sie wegging: »Ich will jetzt mal in die Kirche; darum so achte mir ordentlich auf das Haus, bis ich wiederkomme. « Damit ist sie fortgegangen. »Jetzt ist's Zeit! « dachte das Mädchen; »nun sollst du doch mal zusehen, was in der dritten Stube ist! « Und als es die aufmachte, stand da ein Goldsack neben dem andern. Schnell raffte es sich die Schürze voll Goldstücke und lief fort aus dem Hause. Mittlerweile war aber auch die alte Frau aus der Kirche zurückgekommen. Als sie sah, daß die dritte Stube offen und das Mädchen fort war, sprang sie schnell hinaus und hinterher. Zuerst kam sie zu der Ziege und fragte: »Ist hier nicht eben eine kleine Dirne vorbeigelaufen? « »Ja wohl! « sagte die Ziege; »da ist sie hingelaufen. « Dann kam die Frau zu der Kuh und fragte wieder: »Ist hier nicht eben eine kleine Dirne vorbeigelaufen? « »Ja wohl! « sagte die Kuh; »dort hinten läuft sie noch. « Da hat sich die alte Frau getummelt, was sie nur konnte, und gerade, als das Mädchen durch die Brunnenthüre entspringen wollte, faßte es die Alte bei den Haaren, nahm das große Beil, was da lag, und hackte ihm damit den Kopf ab.

8. Die Zwerghütchen.

Mi is fär wisse un wohr vertellt, et härre sick täo edrägen, ans en scheper des abends bi sinen schapen up'n feele lag, dat dar dichte bi öhne herüm fine stimmen wach wören, däi räipen äin na'n ander: »Smiet häutken herut, smiet häutken herut!« »I! « dachte de scheper, »dat schost du doch ok äis räopen«, un räip ok: »Smiet häutken herut, smiet häutken herut! « Do antwore'ne stimme ut der ere: »Is näine mehr, ans den grotevaar sin häot? « »Is ok all gäot!« säe de scheper, un kuum dat häi dat woord esegt harre, säo satt ok all en häot up sinen koppe, un häi sach nu, dat rund ümme öhne herüm viäle lütke twarge wören, de danzen, süngen un sprüngen. »Juchhe, hochtit! Scheper ga mee! wi willt üsch äis en recht lustigen abend maoken. « Un do vertellen säi den scheper, dat säi in't dörp na'r hochtit wollen un spreuken öhne täo, dat häi ok mee gaen schölle, denn säo lange ans en jeder sinen häot up'n koppe behäile, säo lange könne säi näin minsche täo säin kriegen.

De scheper läit sick bekören un gung mee; un up der hochtit dar wören säi alle recht lustig, drünken win un äiten braen un dicken ries, säo viäl ans säi man jümmer möchten. Ans de twarge nu genäog egiäten un edrunken harren un weer na hus mössten, häilen säi rat ünder sick, wo säi't wol up'n besten anföngen, dat säi den scheper den häot weer afnäimen, denn öhren grotevaar sinen häot dröften säi doch nich in stiche laten. Nu was awerst de scheper säo lang un groot tiägen de twarge, dat säi öhne gar nich afrecken können, un mit goen den häot weer hergiäben dat wolle häi ok nich. »Teuf! dachten do de twarge; di will wi anföhren!« un bekören den scheper, de ok all en lütken täo viäl harre, häi schölle sick spaosses halber äis dä böxen los maoken un sick baben den grooten riesnapp setten, de dar vär brut un bröejam up'n dische stund. De scheper, de sick up sine unsichtbarkeit verläit, döe dat ok; säo bolle awerst, ans häi sick nu lütk un krumm maoke, sleugen öhne de twarge sinen häot van'n koppe un läipen weg. Dar satt nu de scheper up äis anse botter an der sünnen, un en jeder äine was an't erste ganz verwundert un röge sick nich. Dat dure awerst nich lange, do füngen de fräonslüe luer täo juuchen an un de kerelslüe haolen öhre witkedören stöcker ut der ecken un swüngen den swiniägel foorts täo'r dönzen un darna täo'n huse henut.

Die Zwerghütchen. (Hochdeutsch.)

Als eines Abends ein Schäfer bei seiner Herde auf dem Felde lag, sah er viele ganz kleine Zwerge, die riefen in ein Erdloch hinein:

Smiet häutken herut,

und jeder kriegte ein Hütchen herausgeworfen, und wenn er es aufsetzte, wurde er unsichtbar. Das gefiel dem Schäfer. Er rief auch in das Loch:

Smiet häutken herut.

Da rief es von innen:

Is näine mehr

ans den grotevaar sin häot.

Aber der Schäfer antwortete:

Is ok all gäot.

Und das traf sich auch günstig, denn der größere Hut war für den dicken Kopf des Schäfers grad passend. Im Dorf war Hochzeit. Da gingen die Zwerge hin, und der Schäfer ging mit, und weil sie keiner sehen konnte, aßen und tranken sie, so viel sie nur wollten. Nun hätten die Zwerge ihrem Großvater seinen Hut dem Schäfer gern wieder abgenommen. Sie konnten nur nicht dran reichen. Da beredeten sie den Schäfer, er sollte sich doch über die große Schale mit Reisbrei, die auf dem Tische stand, zum Spaß mal in die Hurke setzen, und wie er das tat und sich klein machte, schnupp, rissen ihm die Zwerge den Hut weg, so daß er plötzlich dasaß in seiner Blöße vor den Augen der Hochzeitsgäste. Und so'ne Tracht Schläge, wie da, meinte der Schäfer, hätt er vorher noch nie gekriegt.

9. Königin Isabelle.

Es hatte ein armer Mann einen einzigen Acker; da kamen die großen reichen Bauern daher, fragten nicht lange, sondern bauten auf des armen Mannes Acker einen langen Schafstall. Alle Einreden waren vergeblich, so daß der Mann mit seiner Klage endlich vor den König ging. »Gib dich nur zufrieden, « sprach der König; »ich will dir einen andern Acker geben. « Das that er auch.

Wie nun der Mann daran ging, ihn zu bestellen, grub er aus der Erde heraus einen goldenen Mörserkolben, aber den Mörser dazu konnte er nicht finden, so viel er auch suchen mochte. Da sprach er zu seiner Tochter, die hieß Isabelle: »Isabelle«, sprach er, »der König hat uns doch das Land geschenkt, nun will ich ihm auch den goldenen Kolben schenken, den ich in dem Lande gefunden habe. « Darauf entgegnete Isabelle: »Ich rath Euch, Vater, laßt das lieber sein; denn wenn der König den Stößer sieht, so wird er auch nach dem Mörser fragen, und wenn Ihr den nicht schaffen könnt, so wird er meinen, Ihr hättet ihn für Euch behalten.« Aber der Mann ließ sich nicht bereden, sondern ging hin vor den König. »Mit Gunst, Herr König! Ich wollte Euch wohl einen goldenen Stößer bringen, den habe ich in dem Acker gefunden, den Ihr mir neulich geschenkt habt, so Ihr noch wohl wissen werdet. « »Gut das! « sprach der König; »aber, lieber Mann, der Mörser, wo ist denn der? « »Mit Verlaub, Herr, den Mörser fand ich nicht, so viel ich auch gesucht habe. « »Ei Mann! « sprach der König; »wo der Stößer ist, da muß doch auch der Mörser sein; du möchtest ihn wohl gern für dich behalten? « »Gewiß und wahrhaftig, Herr König, den Mörser habe ich nicht. « »Ja, warte nur, Bösewicht! « fuhr der König voll Zorns heraus; »ich will dich setzen lassen bei Wasser und Brot, und nicht eher sollst du loskommen, bis du mir kund tust, wo du den Mörser ließest, der zu dem goldenen Stößer gehört. « Da ließ der König den armen Mann ins Gefängnis werfen; der fing an zu klagen und rief in einem fort: »Hätt' ich doch meiner Tochter geglaubt! « Als das dem König hinterbracht wurde, ließ er ihn vor sich fordern und fragte ihn, warum er denn immer riefe: »Hätte ich doch meiner Tochter geglaubt! « Da erzählte er dem Könige, wie ihm seine Tochter vorhergesagt hätte, daß es alles so kommen würde. Sprach darauf der König: »Wenn Eure Tochter wirklich so klug ist, wie Ihr sagt, so möchte ich sie wohl sehen und auf die Probe stellen. « Und sogleich sandte er seine Diener aus und ließ sie rufen.

Als Isabelle nun vor den König kam, redete er sie an und sprach: »Ich habe viel von deiner Klugheit reden hören, darum will ich dir jetzt eine Aufgabe stellen, du sollst zu mir auf mein Schloß kommen; nicht nackt und nicht bekleidet, nicht gegangen und nicht geritten, nicht zu Pferde und nicht zu Wagen, nicht bei Tage und nicht bei Nacht; wenn du das kannst, so will ich dich zur Frau nehmen und sollst die Königin sein.« Da hat das Mädchen gesagt: ja, das wollte sie wohl können und ist fortgegangen.

Den nächsten Mittwoch nahm sie ein Fischnetz, da kroch sie splitternackt hinein, band es einem Esel an den Sattel, doch so, daß sie eben mit den großen Zehen den Boden streifte und ließ sich hintragen zu des Königs Schlosse; so kam sie denn an: nicht nackt und nicht bekleidet, nicht gegangen und nicht geritten, nicht zu Pferde und nicht zu Wagen, nicht bei Tage und nicht bei Nacht, denn es war an einem Mittwoch1 morgen. Als das der König sah, verwunderte er sich zum höchsten über ihre Klugheit und sprach: »Ich will dich nun zu meiner Frau annehmen; nur eins muß ich mir zuvor noch ausbedingen, daß du mit allem zufrieden bist, was ich thue, es mag sein, was es will; solltest du aber jemals dawider sein, so werde ich dich aus meinem Hause verstoßen.« Das musste sie dem Könige versprechen; der nahm sie dann zur Frau.

Eine Zeit darnach kriegte die Königin ein kleines Kind, das war ein Mädchen. Da sprach der König: »Ich will das Kind von der Welt schaffen lassen; wir haben doch nur Last davon. « Da bebte der Königin das Herz in der Brust vor Schrecken, aber doch blieb sie ihrem Versprechen getreu und antwortete: »Wenn Ihr es wollt, Herr, so bin ich zufrieden. « So ließ denn der König das Kind von seinen Dienern hinwegtragen.