Vampiluna - Maren Jaenicke - E-Book

Vampiluna E-Book

Maren Jaenicke

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Beschreibung

Vampiluna und ihre Freundinnen leben glücklich und zufrieden ihren gruftigen Vampiralltag bis eines Nachts ein paar freche Fremde im Funzelwald auftauchen und alles durcheinanderbringen. Im ersten Buch müssen sich die Mädchen allerhand einfallen lassen, um die neuen Nachbarn wieder los zu werden. Im zweiten Teil geht es nach Transsilvanien in den Urlaub und zum Schluss lernen sie, dass Menschen gar nicht so gefährlich sind, wie gedacht. Drei liebevoll-witzige Geschichten in einem Band - nicht nur für Leseanfänger.

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Seitenzahl: 152

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Vampiluna – Neue Nachbarn

Vampiluna – Finstere Ferien

Vampiluna – Geniale Gefährten

www.maren-jaenicke.de

© 2021 Maren Jaenicke

Verlag und Druck:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359

Hamburg

ISBN

Paperback:

978-3-347-23246-4

Hardcover:

978-3-347-23247-1

e-Book:

978-3-347-23248-8

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Für meine Töchter

Neue Nachbarn

1 Spaghetti mit Soße

2 Die Dödel von Ödel

3 Ein Wald ist nicht genug

4 Nachtflug

5 Was tun gegen die Neuen?

6 Die Gespenster sind los

7 Der Plan geht in die Hose

8 Ein Rabe zum Frühstück

9 Achtung Gegenangriff

10 Riesendoofis

11 Gegen-Gegenangriff

12 Hin und Her

13 Wellness

14 Die Bagger müssen weg

15 Nur ein „Biss“chen

16 Aus und vorbei

17 Ende gut, alles gut

1 SPAGHETTI MIT SOßE

Um gleich eines klarzustellen: meine Freundinnen und ich beißen keine Leute in den Hals und trinken auch kein Blut. Wir sind ganz normal! Ok, ganz normal vielleicht nicht. Aber für Vampire doch ziemlich normal. Das Gerücht mit der Sonne stimmt tatsächlich, die vertragen wir ganz und gar nicht und wir bekommen nächtelang schrecklich schlimmen, brennenden Juck-Ausschlag. Deshalb sind wir nachts und im Dunkeln unterwegs. Aber Blut? Nein, keine Sorge. Also lauf nicht weg, wenn du dieses Buch liest: wir sind wirklich nur ein klitzebisschen schaurig aber überhaupt nicht gefährlich!

Meine drei allerliebsten Vampire und ich leben in der schönsten Burgruine, die es auf der Welt gibt. Burg Wackeleck liegt auf einem breiten Hügel mit gerade so viel Bäumen, dass man sich gut verstecken kann, aber trotzdem rundherum einen Blick auf die Umgebung hat. Im Süden liegt die Stadt mit vielen Häusern und wirklich ganz normalen Menschen. Wir lieben es, sie nachts zu beobachten! Im Norden geht es durch den Funzelwald zur Dödelburg. Die heißt eigentlich Ödelburg und ist die älteste und verfallenste Ruine in der ganzen Gegend. Aber weil da die drei blödesten Dödel wohnen, die wir kennen, nennen wir sie nur Dödelburg . Bei uns zuhause ist es viel schöner: wir haben zwar auch nicht mehr alle Steine in der Mauer aber wenn man vom alten Brunnenschacht nur etwa zehn Meter nach unten springt, kommt man in das gemütlichste Heim überhaupt. Die halbe Burg war früher unterkellert, das heißt wir haben viel Platz. Die kahlen Wände haben wir lila und schwarz angemalt und selbstgemalte Bilder in dicken, goldenen Rahmen aufgehängt. Mein Lieblingsbild ist das mit den Fledermäusen im Morgenrot - einfach wunderbar.

Wir schlafen alle zusammen im Schlafsaal. Und ja, wir schlafen in Särgen . Das ist aber überhaupt nicht gruselig, ehrlich! Das ist sogar irre gemütlich. Wir haben jede Menge Kissen und Decken und jede eine Kerze. Ich könnte nie in einem Bett schlafen, da würde ich bestimmt ständig herausfallen.

Wir wohnen auf - oder besser gesagt - unter Burg Wackeleck zu viert : das bin natürlich ich, Vampiluna, meine kleine Schwester Vampilotta, unsere lieben Freundinnen Vampimilla und Vampinola. Lotta und ich sind schon über 200 Jahre lang Vampire. Milli und Nola haben wir vor 100 Jahren im Vampir-Club-Urlaub in Transsilvanien kennengelernt. Die beiden haben uns beim Apfelschnappen und Kunstflug geschlagen und wir haben dafür beim Stopptanz und Kostümwettbewerb gewonnen. Seitdem sind wir unzertrennlich.

Ich bin so etwas wie die Anführerin unserer Bande. Ich bin ziemlich clever und kann super schnell fliegen .

Lotta würde am liebsten den ganzen Tag malen, Musik hören oder tanzen. Sie ist wirklich lieb und man kann sich immer auf sie verlassen. Außerdem sieht sie im Dunkeln viel besser als wir anderen .

Milli ist die Schüchterne unter uns. Das kommt daher, dass sie manchmal ein bisschen tollpatschig ist. Ständig stolpert sie über ihren Umhang, lässt Sachen fallen oder fliegt gegen einen Baum. Dafür ist sie echt clever und hat immer gute Ideen .

Nola ist ab und zu, sagen wir mal, etwas temperamentvoll, aufbrausend, launisch. Uns würde sie nie im Leben etwas antun, aber ich habe schon gesehen, wie sie ausgeflippt ist, nur weil eine Fliege sie nicht in Ruhe schlafen lassen wollte! Dann kann sie echt laut werden. Ihre große Stärke ist ihr Mut, es gibt nichts, was Nola sich nicht traut .

Wir leben jetzt schon seit mehr als 50 Jahren auf Burg Wackeleck. Und wir hätten wirklich ein ruhiges, fröhliches Leben, wenn nicht diese Doofis von der Dödelburg wären. Aber von denen erzähle ich später. Eigentlich wollte ich ja erklären, dass wir Vampire niemanden beißen und schon gar kein Blut trinken. Also schon ewig nicht mehr jedenfalls. Voll eklig sowas. Vielleicht haben das die Vampire in alter, grauer Vorzeit getan. Aber mal echt, die allermeisten Menschen riechen komisch, wieso sollte ich denen freiwillig in den Hals beißen ?? Mein Lieblingsessen ist Spaghetti mit Soße . Das essen wir zu fast jeder Mahlzeit. Und natürlich ist die Soße … blutrot!

2 DIE DÖDEL VON ÖDEL

Habe ich schon erwähnt, dass unsere Burg die schönste überhaupt ist ? Früher einmal war sie Sitz der Landgrafen gewesen und damit nicht nur Wohnort einer richtig adeligen Familie, sondern auch Treff- und Mittelpunkt für alle Bewohner im gesamten Umkreis. Leider ist die Grafenfamilie vor ein paar hundert Jahren sehr schnell sehr arm geworden und konnte ihr Zuhause nicht mehr halten. Der frühere Bewohner der Dödel-, ähm ich meine natürlich Ödelburg, Gustav Hans-Heinrich von und zu Brödelbeck, hat daraufhin unsere schöne Wackelburg gekauft. Und weil unsere Burg so schön oben auf dem Hügel und seine eigene nur unten hinterm Wald lag, ist er umgezogen. Hätte ich ja wahrscheinlich auch gemacht. Dafür ist seine alte Ödelburg aber ziemlich verfallen. Der alte Gustav Hans-Heinrich hatte keine Nachkommen und niemand anderes wollte in dem großen Kasten wohnen. Mittlerweile stehen nur noch das klapprige Burgtor und ein paar halbe Wände. Sogar der große Burgfried (das ist der zentrale Turm, sozusagen der Hauptturm der Burg, von dem man in alle Richtungen den besten Blick hat) ist vor ein paar Jahren eingestürzt.

Das alles könnte Lotta, Milli, Nola und mir natürlich vollkommen egal sein. Wir haben ja die schönste Burgruine und wollen hier eh nie wieder weg. Aber dass auf der Ödelburg seit Gustav Hans-Heinrich niemand mehr wohnt, stimmt nicht ganz… Da wohnen nämlich die Dödel. Die fiesesten und gemeinsten Doofi-Vampirjungs, die es gibt. Die heißen natürlich nicht in echt Dödel. Wir nennen sie nur so. Eingezogen sind Bertie, Fritz und Bohne vor ungefähr einem Jahr. Weiß Dracula wo die hergekommen sind, diese Nervbolde! Auf einmal waren sie da und sind nachts in UNSEREM Wald herumgeflogen. Gibt es sowas? Das ist doch wohl eine Frechheit!

Eines nachts saßen wir vier auf einem Baum, schauten in die Sterne und überlegten, ob wir dieses Jahr einmal wieder Urlaub in Transsilvanien machen wollten, da zischten drei Gestalten so nah an uns vorbei, dass wir durch den Luftzug fast nach hinten gefallen wären. Ab und an treffen wir schon andere Vampire, nur wohnt die nächste Familie bestimmt zwei Nachtflüge entfernt. Und daher waren wir von den drei Figuren so überrascht, dass wir zuerst dachten, das seien vielleicht Riesen-Fledermäuse gewesen. Natürlich mussten wir der Sache auf den Grund gehen und hinterherfliegen.

„Los!“, habe ich gesagt. „Hinter mir her, aber leise.“

Wir breiteten alle nacheinander unsere Arme aus, hoben ab in die Lüfte und flogen mit wehenden Umhängen in die dunkle Nacht .

Die drei Doofi-Jungs hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich zu verstecken. Mitten auf einer Lichtung saßen sie auf großen Steinen und lachten laut scheppernd über irgendeinen albernen Witz.

„Was habt ihr hier zu suchen?“, rief ich aufgebracht, als ich im fahlen Mondlicht ihre helle Haut und eindeutig spitze Eckzähne aufleuchten sah. Drei Köpfe drehten sich gleichzeitig um als wir auf der Lichtung landeten. Unhöflich wie richtige Grobiane blieben sie einfach sitzen und schauten uns an, als wären wir die ersten Vampire, die sie je gesehen hatten.

„Wieso? Wer will das wissen?“, antwortete einer, anscheinend der Anführer, gelassen. Er hatte schwarze, struppige Haare, die so ziemlich in alle Richtungen, aber hauptsächlich nach oben abstanden. Er war blass und hatte tiefe, rötliche Schatten um die Augen. Von seinem schwarzen Umhang her wehte ein leicht modriger Geruch zu uns herüber, seine Hände schauten lang und dünn darunter hervor. Wenn ich ehrlich bin, hat mein Herz so stark geklopft, dass ich dachte, alle müssten es hören.

Die große Nola stand breitbeinig und kampflustig mit verschränkten Armen neben mir. Lotta schaute unsicher zwischen den drei Fremden und mir hin und her und Milli nestelte mal wieder an ihrem Umhang, weil er sich beim Landen mit ihren Armen verheddert hatte.

„Das ist unser Wald!“, zeterte ich vielleicht etwas zu laut. Wenn ich wütend bin, ärgert es mich einfach, wenn der andere so ruhig bleiben kann, wie der Junge in diesem Moment.

„Also ich habe kein Schild gesehen“, meinte er honigsüß . „Oder habt ihr eins gesehen, auf dem steht „Achtung: dieser Wald gehört vier Vampirzicken!“? Grinsend schaute er seine Freunde an, die daraufhin laut lachten. Der kleinste der drei hielt sich vor Lachen sogar den Bauch.

„Was fällt euch eigentlich ein? VAMPIRZICKEN? Ich glaube, ihr spinnt!“ Mann, war ich wütend!

Nola stieß ein Brummen aus, wie ein Vulkan , der gleich ausbricht. Und der Oberdoofi lächelte mich nur so seltsam von der Seite an, dass es sich anfühlte wie tausend Ameisen, die meinen Bauch von innen kitzeln.

„Wir wohnen hier. Ihr könnt nicht bleiben“, sagte jetzt Lotta leise aber bestimmt.

Das Lachen der Jungs wurde nicht einmal leiser.

„Wir machen den Wald ja nicht kaputt. Ihr könnt aufhören zu meckern“, meinte der lange Lulatsch.

Wieder kicherten die Jungs.

„Wer oder was hier gleich kaputt ist, können wir schnell herausfinden“, grummelte Nola und trat zähneknirschend einen Schritt vor.

„Friedensangebot, meine Damen“, sagte der Erste und hob beschwichtigend die Arme.

„Ich schlage vor, wir stellen uns erst einmal vor: Das da“, er zeigte auf den Lulatsch, „ist Bohne. Er kommt aus Frankreich. Das“, er zeigte diesmal auf den Kleinen, „ist Bertie. Er ist mein Bruder. Und ich bin Fritz. Fritz von Feuerstein-Finkebein.“ Mit sichtlichem Stolz verneigte er sich. Na toll, dachte ich nur . Ein aufgeblasener, eitler Vampirfatzke mit seinem kleinen Bruder und einer Riesen-Bohne. In unserem schönen Wald.

„Die müssen weg“, flüsterte Milli hinter mir, die endlich ihren Umhang befreit hatte. Da stimmte ich ihr eindeutig zu!

3 EIN WALD IST NICHT GENUG

Wir standen unter Schock. Das muss der Grund gewesen sein, dass unsere vier bleichen Vampirmädchengesichter die Jungs jetzt unsicher anglotzten .

„Ähem“, räusperte ich mich als Erste. „Das ist ja furchtbar nett, Franz von Feuerbein-Fieselstein oder wie auch immer du heißt.“ Oder war es jetzt Fratz von Funzelschwein-Findelwein? Vor lauter Aufregung brach mir schon der Schweiß aus .

„Fritz von Feuerstein-Finkebein“, antwortete er. „Aber Fritz reicht völlig.“ Boah, ob beabsichtigt oder nicht, ich fand seinen Ton so etwas von eingebildet.

„Wie auch immer“, meinte ich frostig. „Ihr könnt diese Nacht hier verbringen aber dann müsst ihr weiterreisen.“ Ich war super stolz auf meinen lässigen Tonfall. Ich wollte mich gerade umdrehen um mit den anderen nach Hause zu fliegen, da hörte ich Fritz noch einmal:

„Es tut uns furchtbar leid, euch Unannehmlichkeiten zu bereiten, aber ich fürchte, wir können euer großzügiges Angebot nicht annehmen. Wir werden bleiben.“

„Was?“ Nola war nahe dran einen Tobsuchtsanfall zu bekommen. Mit einer Hand hielt ich sie an der Schulter, mit der anderen fuchtelte ich in Richtung Fritz oder Fratz oder wie auch immer.

„Was soll das heißen?“

„Wir wohnen jetzt unter der Ödelburg.“ Das waren Berties erste Worte und obwohl er etwa so alt war wie Lotta und ich ihn eigentlich sehr niedlich fand, fühlte ich nur Wut.

„Ihr wohnt wo?“ Zu mehr war mein Hirn so früh in der Nacht wohl nicht fähig.

„Unter der Ödelburg“, antwortete Fritz beinahe gelangweilt. „Es gefällt uns hier sehr. Seit Jahren sind wir auf der Suche nach etwas Dauerhaftem und die Gruft unter der Ödelburg ist einfach perfekt . Ihr könnt uns gerne mal besuchen kommen…“

Das war zu viel. Wir DIE da besuchen? Das war UNSER Zuhause. Na gut, nicht die olle Dödelburg, aber drum herum eben. Irgendwie mussten wir diese Witzbolde wieder loswerden. Das stand fest. Während mein Hirn auf der Suche nach einer Lösung ratterte, meldete sich Milli leise:

„Dürfte ich vielleicht einen Vorschlag machen?“

Alles war besser als mein eigener, wie leergefegter Kopf.

„Na klar, Milli. Schieß los.“

Wie schon gesagt, Milli war echt ein cleveres Mädchen. Aber der folgende Vorschlag musste wohl ein schlechter Scherz sein.

„Wir können uns den Wald doch teilen?!“ sagte sie. Für einen langen Augenblick waren alle still. Nur irgendwo in Richtung Dödelburg schuhute ein Kauz .

„Gute Idee“, stimmten jetzt auch noch die Vampirjungs zu.

„Spinnst du?“, kreischte Nola und Lotta hielt die Luft an. Jetzt musste ich mich einbringen bevor alles völlig außer Kontrolle geriet und Milli den Jungs am Ende noch mehr anbot.

„Auf keinen Fall“, sagte ich daher klar und deutlich. „Der Wald wird nicht geteilt und schon gar nicht mit drei eingebildeten, schmierigen Möchtegern-Vampiren.“ Das war hart. Aber notwendig.

„Wieso nicht?“, fragten Fritz und Milli wie aus einem Munde .

„Weil… ja, weil… also.“ Fieberhaft suchte ich nach der richtigen Antwort. Aber mir fiel keine ein.

„Erstens sind wir weder schmierig noch eingebildet. Und zweitens sind wir echte Vampire - ohne Möchtegern. Oder möchtest du gern einmal meine Zähne testen?“ Fritz grinste breit und entblößte dabei vier scharfe, äußerst spitze und jaja, auch echte, Vampirhauer.

„Der Wald ist nicht groß genug“, gelang es mir schließlich herauszubringen.

„Ein ganzer Wald soll nicht groß genug sein, für ein paar junge, freundliche Vampire?“ Jetzt lachten wieder alle drei Jungs . Quälend langsam arbeitete mein Hirn auf der Suche nach einer Eingebung, wie ich die Fremdlinge überzeugen konnte, dass hier kein Platz für sie war.

„Ich fliege zu schnell!“, kam es irgendwie ohne mein Zutun aus meinem Mund. Aber jetzt war es ohnehin zu spät. Daher setzte ich noch eins drauf: „Wenn ich beim Fliegen nicht genug Platz habe, gibt es Verletzte. Und das will doch keiner, oder?“ Jetzt schauten mich nicht nur Fritz, Bertie und Bohne an, sondern auch die Mädchen. Na gut, vielleicht hatte ich da jetzt etwas dick aufgetragen. Aber passiert ist passiert.

4 NACHTFLUG

„Dann zeig es uns!“, forderte Fritz. Und natürlich lächelte er dabei überaus charmant. Oh, dieser fiese Kerl!

„Ach ähm, na gut.“ Könnte jetzt bitte - genau in diesem Moment - ein Vampirjungs fressender Drache hinter den Bäumen hervorstampfen und die Sache für mich aus der Welt schaffen?? Bitte! Nein? Wohl nicht. Also musste ich selber ran und drückte meinen Rücken durch. Mit zitternden Armen nahm ich Schwung und flatterte erst einmal höher. Dann holte ich tief Luft, winkelte die Arme an, neigte den Oberkörper leicht nach vorn und schoss davon. Ich war wirklich schnell. Wie ein Pfeil sauste ich zwischen Büschen und Bäumen durch die Nacht. Meine Ohren sirrten leise und die kühle Luft legte sich wohltuend um mich und meinen Umhang.

„Nicht schlecht“, murmelte es plötzlich an meinem rechten Ohr.

Hallo?? Wie konnte das bitteschön sein? Wie hatte dieser elende Angeber Fritz-Franz Flusenschwein es geschafft, mich mitten im Schnellflug einzuholen? Noch waren meine Arme nicht müde und ich nahm alle Energie zusammen, schloss meine Beine so fest zusammen, dass kein Blatt mehr dazwischen gepasst hätte und brauste wie wild davon . Nach ein paar Metern blickte ich ängstlich über die Schulter, aber von Fritz war nichts mehr zu sehen. Ich drehte noch eine kleine Runde und kehrte zur Lichtung zurück. Meine Mädels beglückwünschten mich zu meinem gelungenen Flug.

„Echt super, Luna, schneller als jede Fledermaus “, rief Lotta.

Suchend blickte ich mich nach Fritz um. Er saß gelassen auf einem großen Stein und schaute zu mir herüber.

„Ja wirklich“, bemerkte er. „Schneller als jede Fledermaus. Warum dadurch unsere Anwesenheit hier im Wald ausgeschlossen ist, kann ich allerdings nicht erkennen.“

Mist. Noch immer schwer atmend musste ich zugeben, dass die Idee mit dem Schnellflug nur so mittelgut war.

„Einverstanden“, sagte ich nur noch flüsternd. „Fürs Erste haben wir neue Nachbarn wie es aussieht. Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“

Das hatte ich einmal in einem Buch gelesen, als eine edle Königin keinen Ausweg mehr wusste und sie sagte „aber hierbei ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“. Klang doch gut, oder? Besser als „ok, leider fällt mir jetzt gerade auch nichts mehr ein, aber vielleicht habe ich morgen eine Idee“.

So würdevoll wie ich nach meinem anstrengenden Schnellflug nur konnte, drehte ich mich um und bedeutete den anderen drei Mädchen mitzukommen. Als wir davonflogen, hörten wir noch das leise Lachen der zurückgebliebenen Vampirjungs.

5 WAS TUN GEGEN DIE NEUEN?

Am Morgen konnte ich nicht einschlafen. Mit verschränkten Armen lag ich in meinem Sarg und starrte an die steinerne Decke (ich schlafe nie mit geschlossenem Sargdeckel, weil ich dann so schlecht Luft bekomme). Meine Gedanken kreisten natürlich um diese Dödeljungs, um einen von ihnen - den mit dem frechen Grinsen - ganz besonders. Vielleicht hatte ich etwas empfindlich reagiert. Aber Vampire sind nun mal nicht gut im Teilen und gastfreundlich würde ich uns auch nicht nennen. Das weiß doch jeder! Über vielen, wirren Gedanken, wie ich unsere neuen Nachbarn wieder los werden konnte, nickte ich endlich ein.

Am frühen Abend erwachten wir vier nacheinander, gähnten und streckten uns.

„Vampirat“, sagte ich nur und schlenderte in die Küche. „Wir brauchen dringend einen Vampirat.“