Vampira - Folge 16 - Adrian Doyle - E-Book

Vampira - Folge 16 E-Book

Adrian Doyle

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Beschreibung

Was hat Esben Storm gemeint mit seinen Worten "Es ist noch nicht vorbei"? Die Antwort erhalten Lilith und Beth schneller, als ihnen lieb ist. Ein letztes Vermächtnis der entarteten Wondjinas trifft in Sydney ein: der Tasmanische Teufel, der von dem sterbenden Schöpferwesen infiziert wurde. Nur noch äußerlich ist er ein etwa rattengroßer Nager. Sein Innerstes birgt eine unheimliche Intelligenz - und den Tod.

Er bringt eine Krankheit über die Millionenstadt, die in Australien als längst ausgerottet galt - in einer magischen Abart, gegen die es kein Mittel gibt! Eine graue Armee wartet schon darauf, den Virus zu verbreiten: unzählige Ratten...

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Seitenzahl: 133

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah ...

Die Pest in Sydney

Leserseite

Leserbild von Roger Szilagyi

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Faba/Norma

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-8387-1482-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Lilith Eden – Tochter eines Menschen und einer Vampirin, dazu gezeugt, eine geheimnisvolle Bestimmung zu erfüllen. Für 98 Jahre lag sie schlafend in einem lebenden Haus in Sydney, doch sie ist zu früh erwacht – die Zeit ist noch nicht reif. Sie muss gegen die Vampire kämpfen, die in ihr einen Bastard sehen, bis sich ihre Bestimmung erfüllt. Dabei hilft ihr ein Symbiont.

Der Symbiont – ein geheimnisvolles Wesen, das Lilith als Kleid dient, obwohl es fast jede Form annehmen kann. Einst gehörte es Creanna und wurde von ihr an Lilith weitergereicht. Der Symbiont ernährt sich von schwarzem Vampirblut und verlässt seine Wirtin bis zu deren Tod nie mehr.

Landru – Mächtigster der alten Vampire und der Mörder von Liliths Vater. Seit 267 Jahren jagt er dem verlorenen Lilienkelch nach, dem Unheiligtum der Vampire, ohne den es keinen Nachwuchs geben kann. Landru scheint irgendeine Schuld auf sich geladen zu haben – welche, ist noch unklar.

Jeff Warner – der Police Detective wurde von Polizeichef Virgil Codd – einer Dienerkreatur der Vampire – in den Garten des Hauses geschickt, wo Lilith erwachte und wo seither etliche Menschen spurlos verschwanden. Doch Warner kehrt zurück – verändert. Im Auftrag des Hauses befreit er Codd vom Vampirkeim.

Beth MacKinsey – Journalistin bei einer Sydneyer Zeitung. Bei ihr fand Lilith Unterschlupf. Mittlerweile kennt Beth Liliths wahre Identität – und hat sich, gleichgeschlechtlich veranlagt, in die Halbvampirin verliebt.

Die Dienerkreaturen – Tötet ein Vampir einen Menschen mit seinem Biss, wird dieser kein vollwertiger Blutsauger, sondern eine Kreatur, die dem Vampir bedingungslos gehorcht. Seinerseits kann eine Dienerkreatur den Vampirkeim nicht weitergeben, benötigt aber Blut zum (ewigen) Leben und wird – anders als die Ur-Vampire – mit zunehmendem Alter immer lichtempfindlicher.

Überall dort, wo sich in Sydney Traumzeit-Relikte der australischen Schöpferwesen befinden, wuchert seit Liliths Erwachen eine mysteriöse, stoffliche Schwärze, die die Wondjinas mutieren lässt. Menschen drehen unter ihrem Einfluss durch. Beth gelangt im Zuge ihrer Recherchen zu einem Hochhaus in der City, in dem sie das Zentrum der Veränderungen vermutet.

Ein Kiefernwald auf der tasmanischen Insel entpuppt sich als zusammenhängender, uralter Organismus. Ein Schöpferwesen wohnt darin, das die vom Vampirkeim befreiten Menschen, die sich mit Lilith treffen sollten, zu sich ruft, um sie außer Reichweite der entarteten Wondjinas zu bringen. Fast gleichzeitig trifft aber ein Abgesandter der Entarteten beim Wald ein und infiziert den Baum mit der magischen Seuche.

Lilith beschließt, dem Hochhaus einen Besuch abzustatten. Dort begegnet sie den zu Traumzeit-Dämonen mutierten Schöpferwesen. Sie erfährt, dass alle Menschen im weiten Umkreis von jener Schwärze angezogen und vereinnahmt werden.

Lilith sucht die Helfer auf, die das Haus ihr versprochen hat – und erkennt, dass auch sie von der Seuche infiziert wurden. Trotzdem erhält sie Hilfe: Sie entdeckt in den Resten des Kiefernwaldes einen Zweig, in den sich der sterbende Wondjina zurückzog, als die Seuche über ihn kam, und seinen Tod in der Pflanze konserviert hat.

Sie nimmt den Zweig mit, als sie ein zweites Mal in das Hochhaus eindringt. Der konservierte Tod kommt über die Dämonen. Lilith flieht aus dem Gebäude, doch ihr Symbiont hat Schaden genommen und verfällt in einen Traum, den Lilith direkt miterlebt:

So erfährt sie, dass ihre Mutter Creanna von einer schwefeläugigen Vampirin, die den Lilienkelch gestohlen hatte, in fremdem Auftrag aufgezogen wurde und lange Zeit mit Landru liiert war! Damals verübte Creanna auf Befehl der Unbekannten (und mit Hilfe des Symbionten) einen Mordanschlag auf Landru, dem dieser aber entging. Später verliebte sich Creanna in den Schotten Sean Lancaster und flüchtete mit ihm nach Australien, um Lilith zu zeugen – und damit den Plan jener Unbekannten zu erfüllen.

Die Pest in Sydney

von Adrian Doyle

Er war der Erbe eines dämonischen Gottes.

Eines der entarteten Schöpferwesen, die das Zeitalter des Menschen beenden wollten – und gescheitert waren –, hatte ihn erwählt, kurz bevor es starb.

Er fraß das dämonische Aas im Schatten der zehntausendjährigen Huon-Kiefer, oben an den Hängen des Mount Reid. Er fraß die Schläue und den Hass, den Wahnsinn und die unsterbliche Rachsucht des hier verendeten Wondjinas.

Er hatte vier Beine, messerscharfe Zähne und den Körper einer großen Ratte.

Er war ein Tasmanischer Teufel, bereits so groß wie ein Hund vom überaus nahrhaften Aas, und er wuchs beständig weiter …

Ronnie Fowler war Spezialist in Sachen Töten. Man heuerte ihn an, wenn Eigeninitiative nicht mehr fruchtete. Die Zahl derer, die er auf dem Gewissen hatte, war Legion – und dennoch hatte er keinerlei Problem, sein kindliches Gemüt zu bewahren. Er brachte ja keine Menschen um. Nur Ungeziefer mit mehr als zwei oder überhaupt keinen Beinen.

Also, da differenzierte er schon.

Wanzen, Kakerlaken, Flöhe, giftige Schlangen und Spinnen, Mäuse und sonstige Nager … das war okay. Das war legitim.

Zurzeit boomten Ratten.

Und dieser aktuelle – um der Wahrheit die Ehre zu geben, auch erste – Großauftrag versprach Ronnie den heiß ersehnten »warmen Regen«, mit dem er endlich seine maroden Finanzen aufmöbeln konnte.

In Kürze würde er seiner Angie den scharfen, absolut unanständigen Fummel und die geilen Klunker verpassen, auf die sie seit langem ein Auge geworfen hatte …!

Ronnies Zunge leckte, während er den Satz Giftköder aus dem Koffer in den Tragesack umschichtete, schwelgerisch über die Lippen.

Er war schon zum zweiten Mal hier. Beim ersten Mal war er von so einem nervösen Bürokratenheini herumgeführt und in seine Aufgabe eingewiesen worden.

Heute war es ein total irres Gefühl, mutterseelenallein in dem zwanzigstöckigen Hochhaus ’rumzulatschen, wo sonst kein Mensch mehr lebte.

Oder noch nicht wieder. Wegen der Ratten.

Irgendwas war passiert. Vor ’n paar Tagen.

Ronnie Fowler griente, als er das zuunterst liegende Kleinkalibergewehr herausnahm. Gift war ’ne todsichere Sache. Zeitsparend, aber Massenvernichtung. Da kam kein echter Sportsgeist auf.

Nee!

Ronnie schniefte, weil der Rotz ihm schon den Mund reinlief. Hatte sich ’nen Zug geholt. Vielleicht, weil er bei offenem Fenster auf Angie ins Schwitzen gekommen war …

Egal.

Nochmal die Nase hochgezogen, und dann frisch ans Werk! Ronnie war nicht nur cool, sondern auch verdammt helle. Das bescheinigten ihm alle seine Kumpels.

Clever, wie er war, packte er die Sache systematisch an. Stockwerk für Stockwerk. Von oben nach unten.

Ganz oben lag das abgefahrene Penthouse von irgend so ’nem vermissten Multi. Scheiße, hatte Ronnie Augen gemacht, als er die Bude zum ersten Mal betreten hatte. Sofort war die Idee geboren, mal mit Angie hier vorbeizuschauen. Wenn die Viecher weg waren, die sich auch dort überall tummelten.

Ganz praktisch, den Schlüssel zu jeder Wohnung in diesem Luxusturm zu haben.

Ronnie hätte seine Zeit nur damit verplempern können, durch die einzelnen Apartments zu spazieren und in dem zu stöbern, was zurückgelassen worden war.

Aber so was machte Ronnie nicht.

Es gab schließlich so was wie ’n Berufsethos.

Mit dem Lift stürmte Ronnie den Gipfel des Gebirges aus Glas, Stahl und Beton. Als die Türflügel auseinanderglitten, klatschte der Kammerjäger voller Tatendrang in die Hände. Die Köder im Rucksack raschelten, und die Gewehrmunition in der Hosentasche klimperte wie eine Handvoll Kleingeld, als er aus der Kabine trat und ins Penthouse stiefelte.

Noch bevor sich die Flügel wieder hinter ihm schlossen und ihm das bislang einzige Licht raubten, war Ronnie am Schalter und fabrizierte voll Power Festbeleuchtung!

Die Menschen hatten ’se rausgeholt, den Strom gottseidank dagelassen.

Ronnie schmiss erst mal einen Rundblick.

Dufte Bude, das konnte man nur immer wieder sagen. Hier waren Geld und Geschmack erbarmungslos aufeinandergeprallt.

Ronnie pflanzte den Giftsack auf die gläserne Tischplatte im Wohnbereich und legte auch das hinderliche Gewehr, das an einer Schlaufe um die Schulter hing, ab.

Die Bar lachte ihn an.

Mensch, Ronnie, rief sie ihm zu. Einen Kleinen zur Aufmunterung, da kann deine Berufsehre echt nix gegen haben …!

Ronnie ließ sich breitschlagen.

War schon ein etwas anderer Stoff als der Billigfusel, den er daheim durch die Kehle rinnen ließ. Warum hier alles stehen- und liegengelassen worden war, wunderte ihn schon.

Oha! dachte Ronnie, als er einen Fiepton hörte, der ihn an seinen Jobs erinnerte.

Sehen konnte er keins von den flinken Biestern. Die waren nicht blöd. Die hielten sich in Deckung und zogen sich ’rein, was sie nur kriegen konnten!

Und hier war einiges zu holen.

Herrgott im Himmel, warum bin ich nicht als Multi zur Welt gekommen? dachte Ronnie. Unwillkürlich zog er eine seiner Geschäftskarten aus der speckigen Arbeitshose und betrachtete sie mit einer Mischung aus Stolz und Wehmut.

RONALD FOWLER

Ihr Profi(t) in Sachen

Schädlingsbekämpfung

Auf das in Klammern gesetzte »t« war er besonders stolz. Warum teure Werbefritzen für wirksame Slogans engagieren? Gut geklaut war billiger.

Ronnie war schon ein gewieftes Kerlchen. Erstaunlicherweise hatte er den Mammutauftrag bekommen, ohne auch nur ein einziges seiner schmucken Kärtchen zu verteilen.

»Wir haben natürlich unsere Erkundigungen über Ihre Firma eingeholt«, hatte der Mann in Nadelstreifen ihm versichert. »Sie haben den besten Leumund. Schlagen Sie ein, und der Auftrag gehört Ihnen!«

Und wie Ronnie eingeschlagen hatte! Obwohl er sich noch immer fragte, was sein Mund mit dem Job zu tun hatte.

Er kehrte zu seinem Säckel zurück, klemmte die Flinte unter die Achselhöhle und begann die Giftköder über die strategisch günstigsten Plätze des jeweiligen Raumes zu verteilen.

Tja, da musste man schon seinen Grips zusammennehmen. Ein bisschen hierhin, ein bisschen dorthin, da langte hinten und vorne nicht. Nicht bei dem IQ, den die Ratten besaßen.

Richtige Intelligenzbestien, dachte Ronnie, während er sich eins pfiff, um die Stille, die ihn wie eine erstarrte Kruste umgab, aufzubrechen.

Nee, nicht aus Bammel!

Zwischendurch zerrte er ein gewaltiges Taschentuch aus der Hose, glättete den verklebten Stoff so weit, dass die Nase ’reinpasste, und schnäuzte sich mit hellem Trompetenstoß. Dann steckte er’s wieder weg und wechselte den Raum.

Egal, wohin er kam, überall passte der Spruch: Nobel geht die Welt zugrunde …! Ronnie grinste und hob einen der Giftköder an den unverändert triefenden Riechkolben.

Charmanter Duft!

Ronnie wusste, dass es bei allem im Leben auf die Verpackung ankam. Auch beim Tod.

Die Viecher hier würden die Köder als allergrößte Delikatesse empfinden. Erst wenn ihre Mägen zersetzt würden und die inneren Blutungen ihre Leiber wie unter Starkstrom zum Zucken brachten, würden sie ihren Irrtum – vielleicht – begreifen.

Ronnie hielt nichts von all dem neumodischen Kram. Eingriffe in den Hormonhaushalt der grauen Nager, und so. Dauerte alles zu lange. Ein Erfolg zeigte sich erst mit den nächsten Rattengenerationen.

Hier ging das nicht.

Hier war allerhöchste Eisenbahn angesagt.

Als sein Rucksack fast leer und nur noch ein einziger Raum übrig war, blieb Ronnies Hand ausgestreckt über der Klinke schweben.

Das Fiepen von jenseits der Tür stammte zweifelsfrei nicht aus einer einzelnen Kehle, sondern aus vielen.

Und es klang – Ronnie wusste nicht, warum ihm ausgerechnet das eine solche Gänsehaut bescherte – entfernt wie … Babygeschrei.

Aber die Gänsehaut ging, und ein erwartungsvoller Zug erhellte seine Miene. Er setzte den Sack ab und nahm das Kleinkalibergewehr in die Hand.

Ein bisschen Wildwest war nie verkehrt. Lockerte das öde Köderausteilen ’n bisschen auf. Und wenn die Geräusche nicht total täuschten, würde sich die Ballerei da drinnen lohnen …

Seine Hand senkte sich mit der Klinke, drückte die Tür mit genau berechnetem Schwung nach innen auf und setzte sofort zum Lichtschalter nach.

Klick!

Blenden musste man die Biester!

Blenden und …

Das Licht flammte auf.

Grellweiß und gnadenlos bis in den letzten Winkel der Kammer reichend.

Ronnie Fowler stand da wie angewurzelt. Ein heiserer Schrei, der ihm kaum bewusst wurde, quälte sich aus seiner Brust.

Das Bild war einzigartig. Etwas Vergleichbares hatte er in seiner ganzen Laufbahn noch nicht gesehen, und es bannte ihn sekundenlang völlig.

Auch die Ratten ließen sich nicht stören.

Gut zwanzig derer, die hier zur Plage geworden waren, hatten sich ins Fell eines anderen, mindestens fünfmal so großen Tieres (Was ist das? dachte Ronnie) verbissen, als würden sie von ihm gesäugt.

Dieses andere Tier war rattenähnlich, aber mit Gewissheit keine Ratte!

Ronnie, obwohl durchaus bewandert, was Viehzeug anging, brauchte ungewöhnlich lange, bis er begriff, mit was er es zu tun hatte.

Mit etwas, das hier auf dem Kontinent längst ausgerottet war und nur noch drüben bei den »Tassies« in den unter Naturschutz stehenden Regenwäldern zu finden war:

Ein Tasmanischer Teufel …!?

Ronnie schnaubte hörbar ob der grotesken Größe dieses Raubbeutlers.

Und nicht nur die Dimensionen des auf der Seite liegenden Tieres beunruhigten ihn. Auch die wie bösartige Geschwulste aus dem Fell tretenden Beulen …

Was ihm aber buchstäblich die Spucke im Mund gefrieren ließ, war der fast menschliche Zug, der um die Schnauze des Tieres lag. Es hatte die Lefzen nach hinten gezogen und entblößte seine Zähne wie zu einem hämischen Grinsen. Der Kopf war leicht in Ronnies Richtung gedreht. Die beiden Augen ließen ihn nicht mehr los …

»Scheiße!«, quetschte er durch die eigenen zusammengebissenen Zähne.

Dann riss er das Gewehr hoch, legte an und schoss, ohne nachzudenken.

Die in den prallen Leib des Tasmanischen Teufels einschlagende Kugel sprengte die makabre »Idylle«.

Die Ratten stoben quiekend auseinander.

Wo sich ihre Nagezähne aus dem schwarzglänzenden Fell des Teufels lösten, sickerte jeweils ein einzelner, dunkler, zähflüssiger Tropfen nach. Nur dort, wo sich Ratten direkt in die Schwellungen der Lymphknoten verbissen hatten, dauerte es länger, bis sich die Wunden schlossen.

Was Ronnie Fowler, den Profi, aber dazu veranlasste, umgehend nachzuladen und einen weiteren bleiernen Gruß in den Tasmanischen Teufel zu schicken, war dessen geradezu unheilschwangere Teilnahmslosigkeit, mit der er den ersten – und nun auch den zweiten – Volltreffer quittierte.

Der Blick des Tieres hatte sich voller Heimtücke an Ronnies Augen festgesogen.

In diesem Blick lag kein Vorbote des Sterbens.

Nicht einmal von Schmerz.

Und dort, wo die Kugeln das Fell zerfetzt hatten, sickerte nicht einmal ein Tropfen Blut …

Ronnie Fowler stand immer noch erstarrt in der offenen Tür. Die Ratten waren in Panik verschwunden. Und Ronnie hatte gute Lust, es ihnen nachzumachen!

Stattdessen lud er erneut durch.

Er konnte den Wahnsinn nicht so stehen lassen. Er hätte nie wieder Schlaf gefunden, wenn er jetzt einfach abgehauen wäre und dieses dralle, hundgroße Monstrum lebend hier zurückgelassen hätte …

Nee, Ronnie hatte nicht nur Grips, sondern auch Mumm!

Alle seine Kumpels konnten das –

Der Gedanke brach ab.

Ronnie hatte einen Schritt in den hellen Raum gemacht und erkannte zu spät, dass schlaflose Nächte immer noch dem vorzuziehen gewesen wären, was ihn hier erwartete.

Von oben fiel etwas auf ihn herab und verhedderte sich augenblicklich in seinem dichten Haar.

Ronnie wusste sofort, dass es eine der Ratten war. Er realisierte nur nicht gleich, von wo sie auf ihn herabgesprungen war.

Ohne das Gewehr aus der Hand zu geben und ohne sich an der Gegenwehr des Biestes zu stören, griff er mit der freien Hand zu. Er bekam das hässliche, schrill fiepende Tier irgendwo am Hinterleib zu packen, ignorierte den brennenden Scherz, der ihn, von Krallen und Zähnen geschlagen, durchgrellte.

Die tollwütige Angriffslust der Ratte ließ erst nach, als Ronnie ausholte und sie mit dem Genick gegen die Innenkante des Türrahmens schmetterte.

Wenigstens diese Biester wussten noch zu sterben …!

Womit Ronnies Augen zu seinem eigentlichen Problem zurückfanden.

Der Tasmanische Teufel lag nicht mehr, er kauerte nun auf Vorder- und Hinterläufen.

Sprungbereit.

Ronnie verschoss seine dritte Kugel – und hatte dann keine Zeit mehr, nachzuladen.

Von oben kam ein Fiepen.

Alarmiert glitt sein Blick kurz von dem krötenhaft lauernden Monstrum weg und zur Decke.

Es war der Moment, als er endgültig begriff, dass er gegen diesen Gegner nicht den Hauch einer Chance hatte.

Er sah zum ersten Mal Ratten, die wie Fledermäuse mit den Krallen zur Decke hingen und dort herumflitzten wie auf dem blanken Boden!

Er sah zum ersten Mal etwas, mit dem sein Grips nicht fertig wurde. Nicht einmal ansatzweise.

Und dann setzte der tödliche Hagel ein.

Es regnete Ratten.

Jene, die sich zuvor an dem riesigen Tasmanischen Teufel gütlich gehalten hatten, bohrten jetzt ihre Beißer in Ronnies Fell! Schnappten zu und tranken sein Blut. Bissen ihm in den Hals und durch die Kleider.