5,99 €
Eine Ekstase, zwei Liebende, drei Monate Planung; vier Minuten Hochspannung und fünf Stunden Flucht; sechs Batzen Geld für sieben Pfund Neugeborenes; acht Stunden bei der Mutter, neun Monate im Bauch, lebenslänglich beim Vater. Falls er damit durchkommt. Die Eltern zeugten sie in einem Moment des Taumels, der Euphorie, im Glauben, sie würden die Welt verändern. Und das Mädchen ist der Spielverderber. Die Schlacht um Henrike ist erbittert, die Polizei verlangt dem Vater alles ab und kämpft mit harten Bandagen. Das ist jedoch nichts gegen die Waffen der Mutter. Nie waren Annas schärfer als heute. Henning braucht alles Glück der Erde und jede Hilfe, die er bekommen kann. Er darf nicht wählerisch sein und muss sich einmal im Leben beherrschen. Schafft er das? Es wäre das erste Mal. Henning entführt seine Tochter aus Rache und weil er um das Kindeswohl fürchtet. In seinen Augen ist Anna zu labil. Sie beendete die Liebesaffäre mit ihm und hat somit das Recht auf ihr Kind verwirkt. Der Rest der Welt sieht das nicht so und tut alles dafür, die entführte Tochter zurückzuholen. Die Polizei setzt alle legalen Mittel ein, um ihn zu überführen, und je weiter die Ermittlungen voranschreiten auch ein paar nicht ganz so legale.
Anna kämpft um ihre Tochter, ihr sind die Mittel gleich, doch alles, was sie hat, sind die Waffen der Frauen. So wie sie ihren Liebhaber behandelt hat, ist es fraglich, ob er ihrer Verführungskunst, ihrem Charme erneut erliegt, obschon er nie aufgehört hat, sie zu lieben. Auch sie wird alle Mittel einsetzen, um ihre Tochter wiederzubekommen. Weder ihr Mann, noch ihre Mutter stimmen sie um, Anna geht im Zweifelsfall über Leichen.Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2023
eine kriminelle Liebe
von
Til Jørgson
Willkommen:
Hallo zusammen, diese Seite kann man getrost überblättern, sie spielt für das Verständnis keinerlei Rolle. Verbrechen lohnen sich nicht, besonders, wenn man sich blöd anstellt. Ist man schlau genug und einem das Glück hold, sieht es anders aus. Falls eine Mutter dem Vater verschweigt, dass sie ein Kind bekommt, ist das legitim. Es ist ihr Kind, was sich sehr leicht beweisen lässt, schließlich presst sie es aus sich heraus. Holt sich hingegen der Vater sein Kind nach der Geburt, ist er ein Verbrecher, selbst wenn es sein eigenes Kind ist. Da die Mütter genetisch bedingt zu neunundneunzig Prozent eine stärkere Bindung zum Kind haben, ist es meist kein Problem. Meist. Was die Mutter will, ist Gesetz, der Vater, falls nicht ihr Ehemann, schaut in die Röhre. Es sei denn, er lässt sich etwas einfallen. Kommt mit zum Abenteuer seines Lebens, Henning ist ein harter Brocken – er gibt sich nicht so leicht geschlagen.
Inhalt:
Eine Ekstase, zwei Liebende, drei Monate Planung; vier Minuten Hochspannung und fünf Stunden Flucht; sechs Batzen Geld für sieben Pfund Neugeborenes; acht Stunden bei der Mutter, neun Monate im Bauch, lebenslänglich beim Vater. Falls er damit durchkommt. Die Eltern zeugten sie in einem Moment des Taumels, der Euphorie, im Glauben, sie würden die Welt verändern. Und das Mädchen ist der Spielverderber. Die Schlacht um Henrike ist erbittert, die Polizei verlangt dem Vater alles ab und kämpft mit harten Bandagen. Das ist jedoch nichts gegen die Waffen der Mutter. Nie waren Annas schärfer als heute. Henning braucht alles Glück der Erde und jede Hilfe, die er bekommen kann. Er darf nicht wählerisch sein und muss sich einmal im Leben beherrschen. Schafft er das? Es wäre das erste Mal.
Zum Buch:
Manche Dinge brauchen ihre Zeit, so wie dieser Roman, vierzehn Jahre fast schleppe ich ihn mit mir herum, entstanden ist er zum großen Teil in Schwedens einsamen Wäldern, im langen und dunklen skandinavischen Winter. Geschrieben war er schnell, aber ich habe es lange nicht übers Herz gebracht, ihn zu überarbeiten. Ich bin sehr froh, dass ich ihn jetzt endlich loslassen kann. Und eins ist sicher, ich wäre liebend gerne wieder in der Einsamkeit Nordschwedens und hoffentlich dauert es nicht wieder vierzehn Jahre, bis mir ein Roman einfällt, bei dem der Sex ausnahmsweise nicht im Mittelpunkt steht. Trotzdem Fehlenden wünsche ich euch, meinen treuen Lesern, viel Vergnügen. Amüsiert euch!
- Dramatis personae* -
Henning – der Vater, der Liebhaber, der Verzweifelte und der Verbrecher.
Wolfgang – der verbissene Ermittler verbeißt sich in den verbissenen Täter.
Anna – klein, blond, skrupellos, eine Sexgöttin, Mutter und verzweifelt.
Annika – hat ein güldenes Herz und ist die längste Zeit käuflich gewesen.
Birte – ehrgeizige Polizistin, groß mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn.
Henrike – vierte und letzte Tochter des Büchsenmachers, hat zwei Mütter.
*in der Reihenfolge ihres Auftretens
Das Kind, das am Tage geboren wird, gleicht dem Vater, und das in der Nacht geboren wird, gleicht dem Vater.
Aus Japan
- Henning -
Vor sieben Stunden wurde meine Tochter geboren und hatte nur eine Mutter. In einer Stunde geht sie mit mir und hat nur einen Vater. Mich. Mutter schläft. Das Baby kommt mit mir, ich trage es fort. Ich reiße es aus einer unheilen Welt und stürze uns in das Abenteuer seines Lebens. Kleines Mädchen, bist du bereit?
Wer hat denn schon einmal ein Kind entführt? Kaum einer. Kein Wunder, denn es ist eine Heidenarbeit. Jedenfalls wenn niemand erfahren darf, wer es war. Man braucht ein Vierteljahr, alles vorzubereiten – wenn man sich sputet. Selbst dann ist es kein Spaziergang. Und man braucht Helfer, denen man hundertprozentig vertraut, oder die man bezahlt. Teuer bezahlt. Frühlingsanfang, mitten in der Nacht gehe ich im Arztkittel durch die dämmerigen Korridore des Krankenhauses und überlege, was ich vergessen und außer Acht gelassen habe. Egal, jetzt ist es zu spät, daran etwas zu ändern. Es ist drei Uhr morgens und das Haus liegt verlassen da, nur in weiter Ferne höre ich Klappern. Die Uniklinik in Kaiserslautern ist nicht das Chicago General Hospital. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass ich im weißen Kittel mit umgehängtem Stethoskop nicht auffalle. Ich nähere mich der Neugeborenenstation. Hier ist das etwas anderes, denn ich muss warten. Als Wartender erregt man immer Aufmerksamkeit, erst recht mitten in der Nacht – vorausgesetzt, man wird gesehen. Die Bänke für die werdenden Väter sind zwar leer aber Tabu, will ich nicht auffallen wie eine Kakerlake auf dem weißen Kopfkissen. Neben dem Getränkeautomaten ist ein kleiner toter Winkel und da drücke ich mich hinein.
Nun sehe ich zwar selbst nichts mehr, aber ich werde auch nicht entdeckt, falls die anachronistischen Bänke für die Väter in spe nicht leer bleiben. Ich wache akustisch über die Station und achte peinlich genau auf jedes Geräusch. Das raschelnde Umblättern der Zeitung, welche die Stationsschwester liest, das Klirren ihrer Kaffeetasse und das Ticken der unvermeidlichen Stationsuhr, mehr ist nicht zu hören.
Eines der Babys fängt an zu wimmern, sonst passiert nichts. Dadurch lässt sich eine Nachtschwester nicht aus der Ruhe bringen. Erst als das Wimmern lauter wird, legt sie die Zeitung weg und mit einem leisen Quietschen der Sohlen auf dem Linoleum geht sie zum Kinderbettchen, das nehme ich jedenfalls an. Das Wimmern hört auf, und die Schwester kommt wieder zurück. Kaffeetasse, Zeitung, alles wie gehabt. Mein Herzschlag ist lauter als alles andere und mir rauscht das Blut in den Ohren. Nach ein paar Minuten beruhige ich mich und höre die Schwester leise telefonieren.
Ehrlich gesagt, habe ich es mir leichter vorgestellt, ich hätte erwartet, dass sie alle zehn Minuten ein anderes Kind zur jeweiligen Mutter zum Stillen bringen muss, und ich sehe meine Probleme wachsen. Mein Plan ist einfach: Beim ersten Weggehen der Schwester will ich herausfinden, wo das Baby liegt und beim zweiten Mal unauffällig damit verschwinden. Ich hoffe inständig, dass die Nach- und nicht nur die Vornamen zu lesen sind.
Aber bis jetzt ist sie nicht ein einziges Mal weggegangen. Nach weiteren mir unendlich scheinenden fünfzehn Minuten weint eines der Babys, diesmal richtig. Ich höre die mir schon vertrauten Schritte und das veränderte Schreien des Kindes, als sie es aus dem Bettchen hebt. Die Schritte entfernen sich und das Schreien wird leiser. Dann geht eine Tür und es ist wieder still.
Rasch komme ich aus meinem toten Winkel hervor und gehe durch die Reihen der Neugeborenen: Zilles, Blanck, Weinig, Valentin, Braun und da endlich: Scheffler. Das Bett ist leer! Ich spurte zum Getränkeautomaten zurück. Ist das gut oder schlecht? Wird das Baby jetzt im Zimmer der Mutter, also bei Anna, bleiben oder nicht? Andererseits, falls nicht, dann ist es frisch gestillt und zwei Stunden satt, hoffe ich. Mit einem schlafenden Kind entkommt man leichter als mit einem schreienden. Dass ich keine fünfzehn Meter von Anna entfernt bin, berührt mich in diesem Moment kaum – vor einem halben Jahr hätte mich der Gedanke daran nicht in Ruhe gelassen.
Ehe die Schwester zurückkommt, fängt ein zweiter Säugling an, zu krakeelen. Ich hoffe nur, dass sie keine Hilfe anfordert, dann ist mein Plan gescheitert. Aber sie ist Routinier. Ich höre wieder die Tür, die Schritte und das Leiserwerden des Babys, als sie damit zur Wöchnerin geht. Ich warte. Sie kommt wieder und nun warten wir beide auf dasselbe, jedoch mit höchst unterschiedlichen Intentionen. Eine Viertelstunde später höre ich ein leises Summen, was uns signalisiert, dass jemand mit dem Stillen fertig ist. Dreißig Sekunden später liegt das Baby wieder im Bettchen, verdammt, das Holen geht deutlich schneller als das Bringen. Scheiße. Der Summer ertönt erneut. Sie ist dabei, mein Kind hinzulegen und dann entfernen sich die Schritte erneut. Türklappern, wieder Schritte, Kind hinlegen, Schritte, ihr Stuhl scharrt auf dem Boden, dann ist wieder Ruhe. Liest sie jetzt nicht mehr?
Ich bilde mir ein, mit den Vorgängen vertraut genug zu sein, und gewinne Zuversicht. Bringt sie einer Mutter ihren Säugling, dauert es gut und gerne zwei Minuten, bis sie wiederkommt, das muss reichen. Je näher der Zeitpunkt rückt, desto nervöser bin ich, mir bricht kalter Schweiß aus und ich nehme mich höllisch in Acht, kein Geräusch zu machen. Neuerliches Weinen in der Station bringt mir einen Adrenalinschub und ich bin hellwach. Ehe die Tür hinter ihr ins Schloss fällt, spurte ich zum angepeilten Bettchen. Da liegt es und schläft. Ich tausche das Kind gegen eine Puppe, lasse es samt einem rosa Deckchen unter meinem weißen Kittel verschwinden und keine Minute bin ich auf dem Weg zum Ausgang. Ich beherrsche mich, nicht loszurennen. Unter meinem Kittel habe ich eine Kängurutasche, in der das Neugeborene schaukelt und, wie ich inständig hoffe, nicht aufwacht. Ich ziehe mir beim Gehen die Handschuhe aus und biege ab Richtung Lastenaufzüge.
Den Weg habe ich zuvor schon ausgekundschaftet. Die einzig kritischen Stellen sind der Aufzug, wo jemand zusteigen kann und die Rampe, die mit einer Videokamera ausgestattet ist. Der Aufzug ist leer, nachts um vier rechne ich auch nicht mit Verkehr und der Videokamera drehe ich den Rücken, maximal ein Halbprofil zu. Alles, was man dort von mir sehen kann, ist ein vollbärtiger, langhaariger Arzt, der zügig das Krankenhausgelände verlässt. Auf dem Parkplatz angekommen, bücke ich mich zwischen zwei Wagen, wo ich etwas Unauffälliges zum Anziehen deponiert habe. Den Arztkittel lasse ich in einer Tasche verschwinden, das Kind bleibt, wo es ist, an meinem Bauch. Ich ziehe meine Winterjacke an und sehe mich um. Keine Sirenen, kein helles Licht, kein »Hände hoch!«, alles bleibt völlig ruhig. Ist es tatsächlich so einfach? Ich kann mein Glück kaum fassen.
Die zwei Blocks zum Wagen gehe ich zu Fuß, das Auto parkt vorschriftsmäßig. Es ist der Wagen von Annika, einer Hamburger Prostituierten, nicht zu mir zurückzuverfolgen. Fünf Minuten später bin ich unterwegs – mittlerweile ohne Bart und mit kurzen Haaren – auf dem Weg aus dieser lausigen Pfälzer Metropole, die ich nie wieder sehen will, von der ich nie wieder hören möchte. Soll meinetwegen der Fck im Oberligakeller verrotten, ich bin fertig mit der Stadt.
Aus nostalgischen Gründen, allem Zeitdruck zum Trotz, fahre ich zuerst ein Stück nach Osten, bevor ich dann am Viernheimer Dreieck nach Norden abbiegen will. Ich halte auf dem Autobahnparkplatz Am Binsenplatz und lege das Baby in den Autositz. Bisher wagte ich es nicht, den Säugling aus seinem Versteck zu holen, er schläft unbeirrt von dem ganzen Trubel, kein Wunder, am, oder besser gesagt, im Bauch getragen zu werden, ist er ja gewohnt. Dieser spezielle Parkplatz befindet sich auf der letzten Anhöhe des Pfälzer Waldes, bevor die Rheinebene beginnt. Es ist ein kalter, klarer Vorfrühlingsmorgen, und wenn man in das Rheintal hinabsieht, leuchten Millionen von Lichtpunkten, so weit das Auge reicht. Rechts die Zwillingsstädte Mannheim und Ludwigshafen, überstrahlt von dem ewigen Strahlen des Chemiewerks am Rhein. Dann Grünstadt, Worms und das Atomkraftwerk Biblis leuchtet besonders hell. Am Horizont die Lichter der wie an einer Perlenschnur aufgereihten Städte der Bergstraße, bis hin nach Darmstadt am linken Rand. Für solch einen Blick muss man in Norddeutschland in einen Ballon steigen oder auf einen zweihundert Meter hohen Wolkenkratzer, den es nicht gibt. Ich sauge die kalte Luft tief ein und öffnete die Beifahrertür.
Zum ersten Mal sehe ich mir das Kind genauer an. Auf dem rosa Plastikbändchen um das Handgelenk steht ein Name – glücklicherweise handschriftlich und auf dem Kopf, ich will ihn nicht wissen, dann kann ich mich nicht verraten. Ich nehme mein Leatherman, welches dicker ist als der Kinderarm, schneide das Bändchen ab und werfe es ohne daraufzublicken in einen Mülleimer. Du wirst ein Hamburger Deern, dafür werde ich sorgen und du wirst einen nordischen Namen bekommen. Blond genug für eine Hamburgerin ist sie, ganz die Mutter.
Ich steige wieder in das Auto und fahre weiter. Ich kann stundenlang fahren, nachts erst recht, ich werde weder müde, noch wird mir langweilig. Normalerweise arbeite ich gerne beim Fahren, ich denke mir Entwürfe für laufende oder kommende Projekte aus, oder ich hänge meinen Gedanken nach. Ich brauche nicht einmal Radio, ich genüge mir selbst als Unterhaltung völlig. Meine Anspannung lässt nach, als wir an der Gegend vorbeifahren, wo sie von mir und ihrer Mutter gezeugt worden war. In Mannheim, damals in meinem Auto, bevor die ganze Scheiße begann, die mich letztendlich an den Punkt geführt hat, an dem ich mich jetzt befinde.
- Wolfgang -
Heute Morgen kurz nach sieben geht in der Leitstelle ein Notruf ein. Aus dem Westpfalz-Klinikum ist ein Kind verschwunden. Ein Säugling, zwölf Stunden alt. Die diensthabende Schwester setzt den Notruf ab. Mein Telefon klingelt nur Minuten später, Birte Faust, meine Kollegin. Sie klärt mich auf. »Ich bin schon unterwegs und in zehn Minuten bei dir, schaffst du das?«
Ich bejahe und nach acht Minuten klingelt es an der Tür. Eine Minute später fahren wir Richtung Uniklinik. Ein Versehen oder eine Verwechselung scheinen ausgeschlossen. Und dass das Kind aus freien Stücken das Krankenhaus verlassen hat, ist unwahrscheinlich. Von unterwegs rufen wir die Spurensicherung an. Dem Betrieb auf der Neugeborenenstation merkt man vordergründig nichts Ungewöhnliches an, nur eine Krankenschwester (auf ihrem Namensschild steht Heidrun) wirkt verstört, ängstlich.
Sie kommt auf uns zu und sagt auf pfälzisch: »Sind Sie von der Polizei? Gott sei Dank, dass Sie da sind! Ich weiß gar nicht, was ich tun soll, die Mutter hat schon nach ihrem Baby gefragt. Was sage ich ihr bloß?«
»Die Mutter weiß es noch nicht?«
»Nein, zuletzt hat sie Lena, so heißt das Baby, um viertel vor vier gesehen. Da habe ich sie vom Stillen geholt und hingelegt. Dass das Kind weg war, habe ich gegen sieben entdeckt, auf meinem Routinegang. Dort in diesem Bettchen lag es.«
Sie deutet auf ein elfenbeinfarbenes Metallgestell, welches oben in einem winzigen Bett mündet, in dem ein Kind liegt. Wir gehen hin und das Kind entpuppt sich beim Näherkommen als Puppe.
»Haben Sie die Puppe angefasst?«, frage ich Heidrun.
»Ja, aber nur ganz kurz, ich habe mich so gegruselt! Es war unheimlich. Sagen Sie es der Mutter? Ich kann das nicht, es ist alles so schrecklich!« Heidrun steigen die Tränen in die Augen.
Birte fragt: »Wer ist denn die Mutter?«
Heidrun schnäuzt sich. »Anna Scheffler, aus Kaiserslautern, sie liegt dort hinten auf Zimmer 503.«
Wir blicken unisono zur Tür hinüber und dann uns an. Wir gehen beide. Zu Heidrun gewandt frage ich: »Wer weiß alles schon Bescheid?«
»Niemand, bei der Krankenhausleitung habe ich keinen erreicht, die sind erst so gegen acht da.«
»Gut, verständigen Sie, wen Sie müssen, aber sagen Sie den Leuten, dass Sie nicht herkommen sollen, auf gar keinen Fall. So lange wenigstens, bis unsere Leute von der Spurensicherung wieder weg sind. Und sorgen Sie dafür, dass sich niemand dem Tatort nähert, kriegen Sie das hin?«
Heidrun schüttelt langsam den Kopf. »Ich weiß nicht, ich muss mich doch um meine Babys kümmern, ich bin alleine und …«
Wie, um das Gesagte zu unterstützen fangen zwei Säuglinge fast gleichzeitig an, zu weinen.
»Rufen Sie eine Hilfsschwester, oder eine Bereitschaft, aber wir können nicht länger warten, momentan ist die Mutter unsere einzige Chance, etwas herauszufinden. Fassen Sie das Bettchen auf gar keinen Fall an und berühren Sie auf der gesamten Station so wenig wie möglich, am besten gehen Sie hier nicht mehr durch.«
Dabei deute ich auf den Gang zwischen den Kinderbetten. Nickend, aber zur Abwechslung wortlos, dreht sich Heidrun um und geht zum Stationstelefon. Ich laufe hinter Birte her zum Zimmer der Anna Scheffler. Klopfen, Eintreten, eine Bewegung und als die Tür aufgeht, kommt aus dem Bad eine kleine, blonde Frau. Sie geht mit unsicherem Schritt zu ihrem Bett. Da sie uns nicht kennt, glaubt sie sicher, wir wären Besuch für die andere Frau im Zimmer (reichlich früher Besuch, wie ich finde). Frau Scheffler ist einsfünfzig groß, wiegt geschätzt hundert Pfund und das nach einer Geburt! Unwillkürlich frage ich mich, wie eine so zierliche Frau wie die Scheffler ein Kind aus sich herauspressen kann. Wir warten, bis sie wieder liegt – sicher ist sicher.
»Anna Scheffler?«
Sie blickt erstaunt auf Birte und mich. »Ja?«
»Es tut uns sehr leid, aber ihr Kind ist spurlos verschwunden. Wir sind von der Polizei und untersuchen den Vorfall.«
»Wie, verschwunden?« Anna sieht uns beide abwechselnd völlig ungläubig an. Ich muss schmieden, solange das Eisen glüht, später kann sie meinetwegen zusammenbrechen, jetzt muss ich die Überraschung ausnutzen: »Wer kann ihren Säugling entführt haben? Leben Sie mit dem Vater zusammen?«
»Entführt? Was reden Sie denn da? Wer sollte mein Kind entführen?« So ganz scheint Anna es bisher nicht zu begreifen.
Birte meldet sich zu Wort: »Heute früh, zwischen vier und sieben Uhr hat jemand ihr Kind gestohlen, man nennt es eine Entführung. Sind sie vielleicht berühmt, oder ihr Mann?«
Anna macht den Mund auf und sagt nichts mehr, Tränen steigen ihr in die Augen und sie fängt an zu schluchzen. So werden wir nicht weiterkommen, ich gebe Birte einen Wink zu bleiben und verlasse das Zimmer. Ich sehe mich flüchtig um, bevor die Kollegen der Spurensicherung kommen, dann kehre ich zurück zu Heidrun. Die hat sich ein wenig beruhigt, fängt aber gleich wieder an zu beben, als ich mich nähere.
»Heidrun, erzählen Sie mir doch bitte den Ablauf der letzten Nacht, sagen wir, ab zwei Uhr etwa.«
»Es war wie immer, nein, eigentlich sehr ruhig, wenn man bedenkt, dass hier vierzehn Säuglinge schlafen. Im Schnitt muss ich dreimal pro Stunde ein Baby zur Mutter bringen, oder es füttern, falls die Mutter nicht stillt.«
Den letzten Satz sagt sie mit einigem Unmut in der Stimme und fährt fort: »Aber wenn sie jetzt verlangen, dass ich mich an jedes einzelne Mal erinnere, wann ich welches Baby gebracht, geholt, gefüttert oder gewickelt habe, muss ich passen.«
Ich will schon einen resignierten Augenaufschlag gen Himmel schicken, aber ich beherrsche mich und frage erneut: »Es geht doch nur um eine kurze Zeitspanne, bitte versuchen Sie, sich zu erinnern.«
Stockend, überlegend sagt sie: »Zwischen Mitternacht und zwei Uhr, da ging es hier ziemlich rund, ich hatte alle Hände voll zu tun und war nahe dran, jemanden um Hilfe zu bitten. Aber ich bekam es gerade noch mal alleine hin. Danach setzte ich mich, las Zeitung und trank Kaffee.«
»War bis dahin etwas ungewöhnlich? War jemand hier, den Sie nicht kennen? Ist Ihnen jemand aufgefallen?«
»Nein, alles normal, ich war völlig alleine. Um halb vier etwa, weinten zwei Babys fast gleichzeitig und ich brachte sie nacheinander zu den Müttern. Eins davon war Lena. Eine gute Viertelstunde später holte ich die Kinder wieder.«
»Wie ging es dann weiter? War die Nacht ruhig oder hektisch?«
»Alles in allem eher ruhig, bis auf die Zeit um Mitternacht, wie ich schon sagte, am frühen Morgen meckerte regelmäßig einer der Säuglinge, aber alle brav nacheinander.«
Ich hake nach: »Haben Sie die Station heute Nacht, wenn auch vielleicht nur kurz, verlassen?«
»Nach dem Ansturm um Mitternacht, da war ich kurz auf der Toilette, aber danach nicht mehr.«
Ich überlege, wie der Entführer es gemacht hat. Es bleibt nur eine Möglichkeit. Ich mutmaße, der Entführer oder die Entführerin hat die Zeitspanne genutzt, wenn ein Säugling zur Mutter gebracht wurde.
»Heidrun, wenn Sie ein Baby zur Mutter bringen, wie lange dauert das etwa? Also, wenn Sie dies nachts machen.«
Heidrun sieht mich fragend an: »Soll ich es gleich mal vormachen? Ich würde selbst nur ungern raten.«
Ich nicke, aber Heidrun bewegt sich nicht. Ich sehe auf die Uhr und werfe ihr einen ermunternden Blick zu, sie möge doch beginnen. Aber die Schwester zuckt nur mit den Achseln und deutet auf die Betten, die entweder leer sind oder in denen Babys selig schlafen. Zeit für meinen zweiten genervten Blick an die Decke, aber ich beherrsche mich erneut und sage: »Heidrun; so viel Zeit haben wir nicht, nehmen Sie sich halt ein schlafendes Kind, machen Sie schon!«
Endlich wird sie aktiv, wirft einen Blick in die Runde und geht dann zu einem schon wachen Kind, welches sonderbarerweise nicht schreit – die Eltern sind zu beneiden. Ich stoppe die Zeit, vom Moment als sie die Tür zum Patientenzimmer aufmacht, bis sie wieder, diesmal mit leeren Händen, herauskommt. Fast drei Minuten.
»Was haben Sie so lange da drin gemacht?«
»Ich habe mich mit der Mutter unterhalten.«
Jetzt ist es an ihr, leicht genervt zu gucken. »Wir sind ja hier nicht im Gefängnis, wo man einem Häftling das Essen unter der Tür durchschiebt. Wir betreuen die Frauen schließlich auch!«
Ihr etwas trotziger Stolz irritiert mich, ich glaube, dass sie weiß, wie wichtig das hier für den Fall ist, und sage es ihr.
Aber sie lässt sich nicht irritieren: »Hören Sie, nachts muss ich die Mütter oft aus dem Tiefschlaf reißen und dafür sorgen, dass sie wissen, dass sie jetzt jemanden zu füttern haben, Sie glauben ja gar nicht, was passieren würde, täte ich das nicht. Die Zeit, die Sie jetzt gemessen haben, ist für die Nacht genauso gültig wie für tagsüber. Kann ich jetzt weiterarbeiten?«
In Gedanken versunken nicke ich ihr zu. Drei Minuten, ich überlege, das ist mehr als genug. Aber warum ausgerechnet die kleine Lena, war es Absicht oder Zufall? Ich setze mich auf die Bänke der Station und warte auf meine Kollegen. Eine zweite Krankenschwester taucht auf und begrüßt Heidrun. An ihrem fassungslosen Blick erkenne ich, dass Seelenruhe und Routine für diesen Tag empfindlich gestört sind. Offensichtlich ist Heidrun aber in der Lage, das von mir geforderte umzusetzen, beide machen in ihrer Routinearbeit einen großen Bogen um das Bett mit der Puppe.
Jemand stößt mich an der Schulter an: »Was liegt an, Wolfgang?«
Ich sehe hoch und begrüße meinen Kollegen Reinhard, in dessen Kielwasser zwei weitere Beamte mitkommen. Ohne hinzugehen, deute ich auf das Kinderbett mit der Puppe und erkläre ihnen den Sachverhalt: »So sieht’s aus. Ich vermute, dass er sich versteckt hat und als die Schwester ein Baby zum Säugen wegbrachte, das Kind nahm. Wie ihr seht, kommen nur zwei Verstecke infrage. Hier am Getränkeautomaten und woanders. Wo das woanders ist, weiß ich aber nicht.«
Reinhard klatscht in die Hände. »Dann wollen wir mal. Jungs, volles Programm, ab in die Anzüge!«
Einige Minuten später stapfen die drei Astronauten mit Utensilien bewaffnet zwischen den Kinderbetten umher und hoffen, Spuren zu finden. Ein reichlich grotesker Anblick, sie sehen aus, wie Seuchenbekämpfer oder Außerirdische in Raumanzügen. Es wirkt auf dieser Neugeborenenstation deplatziert. Allerdings wirken sie so an nahezu jedem Ort, außer in einem Hochsicherheitslabor oder auf dem Mond. Ich widme mich wieder meinen Notizen, bis Birte aus dem Zimmer der Mutter kommt.
»Hast du noch was aus der Mutter herausbekommen?«
»Ja, aber lass uns hier verschwinden, ich würd gern einen Happen essen oder wenigstens einen Kaffee trinken.«
Ich habe so was befürchtet, vermutlich hat sie zu viele Krimis gesehen. Alle Polizisten müssen dort ständig Kaffee trinken, ich selbst hasse das Zeug.
»Meinetwegen, mit Heidrun bin ich vorerst fertig, ich will sie nur noch fragen, wo ich sie in den nächsten Stunden erreichen kann, warte kurz beim Aufzug auf mich, ja?«
Mit Heidruns Handynummer auf meinem Notizblock begeben wir uns auf die Suche nach der Cafeteria. Ich weise Heidrun an, den Sicherheitschef zu mir zu schicken. Zuerst weiß sie nicht so recht, wen ich meine, aber dann fällt ihr doch jemand ein. Was sie so lapidar als Pförtner empfindet, ist vermutlich eine ganze Abteilung, zuständig für alles Mögliche, inklusive der Sicherheit. Wie im Film eben. In der Kantine angekommen, nimmt sich Birte zwei appetitliche Sandwiches und ich einen Tee.
»Sieht gar nicht aus, wie Krankenhausfraß!«, bemerke ich und Birtes Blick bedeutet klar, dass ich es nicht wagen soll, ihr alles wegzuessen – den Blick kenne ich schon.
»Fang an.«, sage sie und bedeutet mir mit einem Kopfnicken zu meinem Notizbuch, zu erzählen.
»Okay, bevor du hier mit vollem Mund sprichst, will ich mal lieber.«
Ich erkläre ihr die Sachlage und den von mir rekonstruierten möglichen Ablauf der Tat und das vermutliche Versteck des Entführers.
»Also müssen wir davon ausgehen, dass er oder sie um kurz nach vier zugeschlagen hat, das sind jetzt schon knapp fünf Stunden Vorsprung.«
»Was hat Frau Scheffler denn erzählt?«
Birte seufzt. »Nicht viel, sie ist völlig verstört und kann es nicht fassen. Sie rief ihren Mann an und der versprach, sofort zu kommen. Ich habe ihr gesagt, dass wir uns auch mit ihm unterhalten wollen und sie versprach, es ihm zu auszurichten.«
Zwischendurch isst Birte mit veritablem Appetit. Mir dreht sich zwar nicht der Magen um, aber um diese Uhrzeit will ich meist nichts essen.
»Erzähl gleich weiter, ich muss mal raus, eine rauchen, nicht, dass ich noch vorzeitig Hunger bekomme.«
Mit diesen Worten stehe ich auf und mache mich auf den Weg zu den Aussätzigen. Die erste Zigarette des Tages ist immer die beste, vielleicht kann ich anschließend klarer denken. Ich inhaliere tief und einen Zug später wird mir schwindlig. Kohlenmonoxid – mir gefällt das. Schwankend und schwebend im Nikotinrausch kreisen meine Gedanken.
Anna Scheffler ist im Augenblick keine Hilfe, dabei argwöhne ich, dass der Schlüssel zu dem Fall bei ihr liegt, es sei denn, es sei denn, irgendwelche Russen haben Lena gekidnappt und fordern jetzt Lösegeld – Schwachsinn. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass der Kidnapper Anna kennt und dass es sich um eine Beziehungstat handelt, hoffentlich nur um einen Denkzettel. Womöglich hat ja der Mann solche Feinde, aber das werden wir gleich herausfinden, oder es zumindest versuchen. Hoffentlich kommen wir mit ihm weiter als mit Anna.
Ich stecke meinen Zigarettenstummel in den frisch gesiebten Sand des Riesenaschenbechers und gehe zurück zu Birte, die mit ihren Broten fast fertig ist. »Magst du deinen Tee nicht? Du hast ihn kaum angerührt.«
»Nein, lass uns weitermachen, ich weiß nicht genau warum, aber ich fürchte, uns läuft die Zeit davon. Los, auf zu den Schefflers. Wer fragt wen?«
»Machen wir es getrennt, bei Eheleuten ist es immer so eine Sache mit dem Ehrlich-Antworten, wenn beide zusammen sind.«
Mit diesen Worten steht Birte auf und wir gehen zum Fahrstuhl.
- Anna -
»Anna! Aufwachen, Anna, Sie müssen aufwachen.«
Wer ist das? Michael jedenfalls nicht. Für einen kleinen Moment bin ich orientierungslos, bis ich mich erinnere, dass ich im Krankenhaus liege. Die Entbindung, das Baby, meine Lena – ich bin erneut Mutter geworden! Die Nachtschwester hilft mir, das Bett aufzurichten, und gibt mir mein Baby in die Arme.
Die Milch schießt unmittelbar in meine Brüste und Lena wimmert leise. Sie ist zu klein, um die ruckartigen, suchenden Kopfbewegungen eines Säuglings zu machen, dem die Duftmoleküle der Muttermilch in die Nase dringen. Ich drücke ihr meine Brustwarze an den Mund, Lena riecht die Brust und beginnt zu saugen.
Nachdem die Schwester sich vergewissert hat, dass ich wach bleibe und Lena trinkt, sagt sie mir, ich soll läuten, wenn ich fertig bin, sie holt sie dann. Nach der anstrengenden Geburt brauche ich Ruhe. Sie bleibt einen Moment stehen, misstrauisch oder aufmerksam und verlässt dann erst das Zimmer.
Im Zwielicht der Nachtbeleuchtung beobachte ich Lena beim stetigen Saugen an meiner Brust und denke an das letzte Mal, als ich ein paar Tropfen Milch gab. Es war der Tag von Lenas Zeugung. Henning spielte intensiv an meinen Brüsten und meinte dann: »Hoppla, was tropft denn da?«, und tatsächlich tröpfelte es aus beiden Nippeln. Klar, dass ich an ihn denke, liegt doch das Ergebnis in meinen Armen. Und da ich meine Brüste beim Sex schon immer intensiv spüre und sie zwingend in das Liebesspiel einbeziehe, denke ich sogar jetzt beim Stillen automatisch an Sex – und an Henning.
Ich flüstere meiner Tochter zu: »Er weiß nichts von dir, dabei hat er sich so sehr ein Baby gewünscht! Von mir.«
Darauf weine ich lautlos und benetzte meine Brust und Lenas Gesicht mit Tränen. Bin ich jetzt glücklicher, als ich es mit Henning wäre? Ich weiß es nicht. Meine Gedanken schweifen zum Rheinkilometer 430. Ich kann nicht an Mannheim denken, oder daran vorbeifahren, ohne dass mich die Erinnerungen einholen.
Auf der Friesenheimer Insel – eingeklemmt zwischen Europas größtem Chemiewerk auf der einen und einer Erdölraffinerie auf der anderen Seite – erlebte ich wahnsinnigen Sex, unglaubliche Nähe und Intimität. Meine schönsten Stunden seit langem. Begonnen hat alles recht bescheiden, ich war sexuell frustriert, nicht zum ersten Mal in meiner Ehe. Meinen Mann habe ich mir nach anderen Gesichtspunkten ausgesucht – nicht ob er ein guter Liebhaber war. Ich brauche unbedingt jemanden, auf den ich mich jederzeit hundertprozentig verlassen kann. Keinen Filou.
Meine Liebhaber hingegen mochten die schlimmsten Hallodris sein und sind es oft genug. Nur ließ mein sexueller Hunger ja nicht nach, weil ich verheiratet war, im Gegenteil. Aber stillen konnte und kann ich diesen mit Michael, meinem Mann, nicht. Das geht nur mit jenen, die für mich als Partner niemals infrage kämen, was für eine Zwickmühle.
Aber ich wurschtele mich durch und das schon seit zehn Jahren. Ab und zu ein Liebhaber und sonst masturbiere ich reihenweise und ja, ab und zu gibt es sogar Sex mit Michael. Letzteres wird jedoch immer schwieriger. Mit zunehmender Dauer unserer Ehe, ertrage ich körperliche Nähe mit ihm immer weniger, wir sind mittlerweile wie Bruder und Schwester.
Und nun mag ich ihn nicht einmal mehr küssen. Wenn es zum Sex kommt, dann lasse ich ihn von hinten eindringen, blase ihm einen oder hole ihm einen runter. Merkwürdigerweise scheint ihm das zu reichen, nur selten gibt es deswegen Diskussionen.
Henning lernte ich auf einer Erotikseite im Internet kennen, seit Jahren treibe ich mich auf den unterschiedlichsten Portalen unter diversen Pseudonymen herum. Zum Teil schreibe ich Geschichten oder lese sie, sehe mir Bilder und Videos an, ja und hin und wieder treffe ich mich mit einem Mann.
Henning ist der typische Geliebte. Nach eigenem Bekunden bekennend untreu und er braucht, wie er schreibt, für seine unterschiedlichsten Bedürfnisse immer einen bunten Strauß von Liebhaberinnen. Keine Gefahr für meine Ehe dachte ich und stürzte mich, anfangs zurückhaltend, später dann ungebremst, in eine verhängnisvolle Affäre mit ihm.
Hätte ich es verhindern sollen? Das ist die Frage, die ich mir in den vergangen Tagen mindestens so oft stelle, wie die vor Monaten, wie ich meinem unfruchtbaren Mann beibringen sollte, dass ich schwanger war. Hätte ich es verhindern können?
Ich hätte es verhindern müssen, aber ich konnte nicht. An welcher Weggabelung bin ich falsch abgebogen? Wann habe ich nicht rechtzeitig Stopp gerufen? An Weihnachten? Einen Tag vor Heiligabend haben wir uns in einem Lauterer Hotel getroffen, es war das vierte Treffen erst, aber es war schon so weit von einer Affäre entfernt wie nur möglich.
Wir hörten klassische Weihnachtsmusik, tranken mitgebrachte Cocktails, liebten uns im Schein einer Lichterkette, wir hatten unser kleines Reich geschaffen. Eindeutig zu intim, um belanglos genannt zu werden. Anfang Januar? Da verbrachte ich drei Tage bei Henning zu Hause, Michael war im Skiurlaub und ich blieb ›daheim‹. Andere verbringen ganze Urlaube mit ihrer Geliebten und schaffen es doch, sich nicht gleich kopflos zu verlieben, warum klappte das bei uns nicht?
Ich kehrte hingegen nach Hause zurück und grübelte, wie ich aus dieser vertrackten Situation entkommen könnte. Sollte ich Michael für Henning verlassen? Nein, das war zu früh, daran dachte ich nicht, aber ich hatte eindeutig zu wenig Distanz zu meinem Liebhaber. Mein Gott, er kannte jetzt schon mehr intime Details von mir als mein Mann!
Im Januar dann entdeckte Michael, dass ich eine Affäre hatte. Mein Handy wurde mir zum Verhängnis, dort las er, eine zwar harmlose, gleichwohl eindeutige Nachricht von Henning.
Michael verlangte von mir, ich solle jetzt sofort (ebenfalls via Mitteilung) die Liaison beenden, was ich ihm verweigerte. Nicht einmal pro forma. Es gab zwar keine fatale Szene, Michael ist beherrscht, aber wir führten in Folgetagen eine Reihe von Gesprächen, die alles in allem, wenig Substanzielles hervorbrachten.
Offiziell war Henning ein einmaliger Fehltritt, wie es in der Vergangenheit schon passiert war. Hier wäre die erste Gelegenheit gewesen, mir darüber klar zu werden, dass – egal, was ich für einen Liebhaber empfinden mochte – Michael mein Mann war und es bleiben würde. Im Unterbewussten war mir das vermutlich klar, aber ich ›vergaß‹, es Henning so deutlich mitzuteilen. Oder wollte ich es nicht wahrhaben? Henning schrieb als Antwort auf die Entdeckung:
Mach dir doch meinetwegen nicht noch zusätzlichen Stress. Ich denke mal, IHN willst du auch nicht verlieren und es ist doch nicht so, dass ich etwas fordere. Scheißsituation, aber in erster Linie für dich. Du weißt doch, dass ich geduldig bin :-) mich wirst du so schnell nicht los. Lass dir keine grauen Haare wachsen. Du kannst gerne virtuell mit mir Schluss machen, ich ignoriere das dann einfach. Ich drücke dir alle Daumen, dass es nicht zu schlimm wird! Ich küsse und drücke dich :-)
Ich fühlte mich wieder einmal wie der letzte Dreck und schrieb ihm das. Ich wäre beziehungsunfähig, aber er hörte gar nicht darauf, sondern sagte, dass ich mir das suggerieren würde, und er sähe das anders. Henning und ich hatten schon mehrfach über die Möglichkeit gesprochen, dass ich mit Michael eine offene Beziehung führen könnte, während er selbst mein zweiter Mann würde. Polyamorie, aber Michael lehnte jeglichen Vorstoß in diese Richtung kategorisch ab.
Wie ich mir das vorstellte, zusammen leben und jeder hätte seine Liebhaber? Für ihn war das völlig absurd. So blieb alles beim Alten, ich bei Michael und im Herzen bei Henning, vorsichtiger und heimlicher.
- Wolfgang -
Wir steigen aus dem Aufzug, laufen zur Neugeborenenstation, da kommt uns Heidrun aufgeregt entgegen, das Telefon in der Hand, und sagt: »Ich telefoniere eben mit Herrn Krafft, dem Sicherheitschef, er war in der Cafeteria, aber Sie waren nicht dort.«
Ich könnte mich ohrfeigen, den habe ich total vergessen. »Ist er noch am Apparat? Geben Sie ihn mir bitte.«
Ich nehme den Hörer. »Herr Krafft? Ja, Noll hier, Kripo Kaiserslautern, ja … ich weiß …, ja … entschuldigen Sie, aber ich musste dringend wieder nach oben … ja genau, wegen einer Spur.«
Ich hoffe im Stillen, Reinhard hatte eine Spur.
»Können Sie bitte gleich nach oben kommen? … Ja? Prima, ich warte hier auf Sie, danke.«
Während ich rede, suche ich Blickkontakt mit Reinhard, aber der ist beschäftigt, er spricht mit Birte. Aus ihrer Mine kann ich nicht sehen, ob sie was Verwertbares haben. Ich gehe zu den beiden.
»… sich hinter dem Getränkeautomaten versteckt.«
Reinhard wendet sich zu mir: »Ich sagte gerade zu Birte, dass er sich dort versteckt hielt, wir haben Fußspuren gefunden. Fingerabdrücke bislang keine. Auf der Puppe sind welche, aber die können von jedem x-beliebigen Chinesen aus der Produktion stammen oder von der Schwester. Da werden wir nachher noch einen Abgleich machen. Wieder ein paar mehr für die Kartei.«
Mit einem Lächeln dreht er sich wieder zu seinen Spuren.
Birte sieht mich an und sagt: »Mir ist das alles zu professionell, vielleicht sind Schefflers ja doch ein paar Millionen schwer?«
»Ach woher, davon habe ich noch nie gehört, Oetker kennt jeder, aber Scheffler?«
Ich weigere mich, zu glauben, dass in unserer Stadt jetzt eine Kidnappingwelle losbricht. Die Vorstellung ist absurd. Gerade einmal zehn Fälle wirklicher Kindesentführung im Jahr sind alle Beziehungstaten. Türkische Väter, die nach Anatolien gehen und es nicht ertragen, dass ihr Sohn im ungläubigen Deutschland aufwächst und solche Sachen.
Alles Fälle mit geringer krimineller Energie und nur deswegen schwer zu klären, weil es mit der Türkei schwierig ist, Auslieferungsabkommen auszuhandeln. Ermittelt ist so was schnell, an der Rückführung scheitert es meistens, was für den hiergebliebenen Elternteil leider überhaupt kein Trost ist.
Doch Birte bleibt hartnäckig: »Guckst du eigentlich keine Nachrichten? Da gibt es doch die Schefflers aus Franken, die Continental kaufen wollten und als der Deal unter Dach und Fach war, brach die Wirtschaftskrise los. Diese Schefflers sind sogar Milliarden schwer! Die jammern zwar, sie bräuchten dringend Geld vom Staat, aber die jammern ja sowieso immer alle. Ein paar Kröten werden schon noch übrig sein.«
In diesem Moment kommen zwei Männer aus dem Aufzug und blicken sich suchend um. Der eine sieht her und kommt auf uns zu, der andere braucht etwas länger, um sich zu orientieren, und geht dann zu Schwester Heidrun. Ich drehe mich zu unserem Neuankömmling: »Sie sind Herr Krafft, wie ich annehme? Noll, Kripo Kaiserslautern, guten Morgen.«
»Morgen, Herr Kommissar. Wissen Sie schon was Neues? Heidrun erzählte mir, was passiert ist.«
Ich denke im Stillen an die ›großartige‹ Spur, die ich als Ausflucht benutzte und übergehe die Frage. »Herr Krafft, haben Sie Videoaufzeichnungen von den Überwachungskameras?«
»Wir haben zehn Kameras insgesamt installiert, aber die meisten werden uns nichts nützen. Medikamentenausgabe, in der Notaufnahme und so was. Was interessant werden könnte, ist die Kamera an der Rampe, Lieferanteneingang. Wenn er da raus ist, haben wir ihn.«
Ich teile seinen Optimismus nicht, aber bitte ihn, mir von verschiedenen Kameraperspektiven jeweils einen Film zu erstellen.
»Bis wann können Sie das fertig machen?«
Er überlegt kurz, nimmt sein Handy und tippt eine dreistellige Zahl: »Theo? Manne hier, hör mal, kannst du eben ein paar DVDs brennen? … Ja, ist wichtig … Ja es ist sehr wichtig! … Gut, dann mach jeweils eine von den Perspektiven von der Rampe und allen anderen Ausgängen … Was passiert ist? Erklär ich dir gleich. Alle anderen Kameras fass zusammen und mach ’nen Splitscreen … Ja genau. Ich hole sie gleich ab … okay, bis gleich.«
»Können Sie in einer halben Stunde haben, kein Thema.«
»Super, vielen Dank, Herr Krafft. Ach ja, wissen Sie vielleicht, ob die Schefflers …«, ich zeige auf die verschlossene Krankenzimmertür, vor der Heidrun (vermutlich mit Herrn Scheffler) steht und lebhaft diskutiert, »… berühmt oder reich sind? Kursieren solche Informationen überhaupt im Haus, gerade die Sicherheit betreffend?«
»Nö, im Normalfall sind es höchstens Politiker, die hier besonders behandelt werden wollen, aber auch keine ganz hohen Tiere, die gehen ja meist eh in teure Spezialkliniken. Und wenn ein lokaler Bürgermeister herkommt, gibt’s keinen Extraschutz, oder so. Von denen da habe ich noch nie was gehört.«
Er zeigt auf das diskutierende Duo an Zimmer 503. Als ich Birte animieren will, zu Herrn Scheffler zu gehen, kommt sie selbst auf die Idee. Gute Ermittlerin denke ich und sage zu Herrn Krafft: »Okay, haben Sie erst mal vielen Dank und geben Sie mir bitte ein Kärtchen oder so, falls ich noch weitere Fragen habe.«
Kärtchen hat er nicht, deswegen ist mein Notizblock heute wieder Gold wert. Ich gehe zum Dreigespann vor Schefflers Tür und stelle mich vor: »Noll, Kripo Kaiserslautern, Herr Michael Scheffler?«
Der ist in Fahrt: »Was ist überhaupt los? Wo ist das Kind? Wer ist dafür verantwortlich? Was haben Sie bis jetzt getan? …«
Ich nutze eine Sprechpause, um ihm ins Wort zu fallen, Birte sieht mich verzweifelt an und zuckt mit den Schultern. Diesen Typ Opfer kenne ich, ein Macher, dem jeder Aktionismus lieber ist, als untätig zu sein. Ob nun sinnvoll oder nicht.
»Herr Scheffler, bevor Sie mit Ihrer Frau sprechen können, haben wir ein paar Fragen an sie, lassen Sie uns dort drüben hinsetzen.«
Ich fasse ihn an der Schulter und bugsiere den Mann zwischen den Raumfahrern hindurch zu den Wartebänken. Missgestimmt lässt er sich führen und setzt sich.
»Herr Scheffler, zwischen vier und sieben Uhr ist Ihre Tochter Lena aus dieser Station entführt worden, wir haben ein paar Fragen an Sie, ist das in Ordnung?«
Er nickt matt und aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Birte sich gespannt nach vorne beugt; sie weiß etwas, was ich nicht weiß, soviel steht schon mal fest, ich kenne ihre Körpersprache zu gut. Ich bin nur gespannt, ob sie es bei der Befragung loslässt, oder ob sie es mir hinterher erzählt.
»Herr Scheffler, können Sie sich einen Grund vorstellen, warum man ausgerechnet ihre Tochter entführen will?«
Er zuckt kurz zusammen und sagt: »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was das soll, wirklich keine Ahnung. Ich habe eben Ihrer Kollegin schon gesagt, dass wir mit den Industrie-Schefflers außer dem Namen nichts gemein haben, weder verwandt, noch verschwägert.«
»Waren Sie bei der Geburt dabei?« Birte stellt komische Fragen.
»Ja, natürlich war ich dabei … als Ehemann heutzutage kann man sich dem ja kaum entziehen, ohne nicht gleich als Chauvi dazustehen!«
»Schwester Heidrun erzählte mir aber, sie seien zwar dabei gewesen, aber kurz bevor das Kind kam, hätten sie den Kreißsaal verlassen, stimmt das?«
»Ja, mir war schlecht geworden, ich brauchte frische Luft.«
Scheffler ist jetzt unwirsch, er wirkt irritiert. »Was hat das denn mit dem Kindsraub zu tun?«
Birte ignoriert ihn. »Was haben sie danach gemacht?«
»Zehn Minuten später bin ich wieder zurückgekommen und da war Lena geboren. Ich habe mich dann um meine Frau gekümmert.«
»Nicht auch um das Kind, Herr Scheffler?« Jetzt weiß ich selbst nicht mehr, was Birte mit den Fragen bezweckt, aber ich lasse sie gewähren. Was spielen wir hier? Böser Cop und noch böserer Cop?
»Was sollen denn die Fragen, werde ich etwa verdächtigt? Was soll ich denn getan haben?« Scheffler reitet die unwirsche Welle und ich kann es ihm nicht einmal verübeln. Birte wird mir das erklären.
Ich versuche, ihn mit einem Allgemeinplatz zu beschwichtigen: »Selbstverständlich nicht, aber wir brauchen so schnell so viele Informationen wie möglich. Da kann es schon passieren, dass Ihnen manche Frage etwas merkwürdig vorkommt, entschuldigen Sie bitte.«
Jetzt ist es an Birte, meinetwegen einen genervten Blick an die Decke zu werfen, als wolle sie mir sagen, du Arsch, grad hatte ich ihn in der Falle!
»Bitte warten Sie hier noch einen Augenblick, Herr Scheffler, wir sind gleich wieder da.«
Birte und ich gehen um die Ecke. »Mensch Wolfgang, da ist was faul, sei doch nicht so weich zu ihm, der weiß was!«
»Und was soll er deiner Meinung nach wissen?«
Birte tritt ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Von wem das Kind ist! Seins scheint es jedenfalls nicht zu sein. Er sagte nicht mein Kind, sondern das Kind. Er war bei der Geburt nur für die Mutter da und hinterher … das wollte ich gerade fragen, als du uns unterbrachst!«
»Hörst du wieder mal Flöhe husten? Mensch Mädel, pack die Goldwaage wieder ein, der ist erschüttert! Manche reagieren eben so und andere wieder anders. Dass er aus der Fassung gerät, können wir ihm kaum krummnehmen, oder?«
Sie ist nicht beschwichtigt, hält ihre Ungeduld aber im Zaum und wir kehren zurück zum vermeintlichen Vater oder Doch-nicht-Vater der entführten Lena. Zu dritt marschieren wir vor der Tür zu Zimmer 503 auf und treten ein. Anna Scheffler sitzt aufrecht und weint stumm, ihr Mann geht sofort zu ihrem Bett, beugt sich zu ihr hinunter und nimmt sie lange und fest in den Arm. Meine Zweifel an Birtes Theorie wachsen, das ist echte und keineswegs gespielte Anteilnahme. Sie ist sogar so echt, dass wir das Ehepaar unterbrechen müssen. Ich räuspere mich laut und vernehmlich (Raucher können das toll), und sage dann: »Frau Scheffler, es gibt vorerst keine Erklärung für das Verschwinden von Lena, wir sind ohne Ihre Mithilfe aufgeschmissen. Wir haben zwar Spuren gefunden, aber bevor diese uns zu einem möglichen Täter führen, brauchen wir ein Motiv.«
Birte zupft mich vorsichtig am Ärmel, ein Zeichen, dass ich nicht so stürmisch vorpreschen soll und dass sie jetzt weiterfragt. Sie setzt sich behutsam an den Bettrand und legt eine Hand auf den dünnen Arm der erschöpften und durch den Schock zudem völlig verstörten Frau: »Anna, wer ist der Vater des Kindes?«
Anna blickt zu mir, zu ihrem Mann, zu Birte und ihre Augen werden groß: »Woher wissen Sie …?«
Sie bekommt erneut einen Weinkrampf und ich nutze die Gelegenheit, um mit ihrem Mann rauszugehen. Birtes Intuition hat mal wieder zugeschlagen, diese Frau ist nicht in Gold aufzuwiegen. Draußen frage ich dann weiter: »Stimmt das, Herr Scheffler?«
Er lässt die Schultern weiter fallen, nickt matt und sagt dann: »Ja, es stimmt, ich bin praktisch unfruchtbar, unsere erste Tochter bekamen wir nur dank der Medizin, ich hoffe jedenfalls, es ist meine.«
»Seit wann wissen Sie das?«
Er sieht mich erstaunt an: »Seit sie mir gesagt hat, dass sie schwanger ist natürlich, an Wunder glaube ich nicht mehr.«
Dies ist schon die zweite blöde Aktion für heute und es ist gerade mal neun Uhr. Ich muss mich besser konzentrieren. »War das mit Ihnen abgesprochen – ich meine, kennen Sie den Vater des Kindes?«
Michael lacht höhnisch auf. »Abgesprochen? Nein, wirklich nicht, aber wenn sie detaillierte Informationen möchten, da müssen Sie Anna fragen, ich weiß nur, dass der Kerl in den Norden gezogen ist – angeblich.«
»Und, weiß dieser Mann, dass er Vater geworden ist?«
Seine Antwort besteht nur aus einem Schulterzucken und ich belasse es dabei, Birte wird die notwendigen Informationen schon beschaffen, dessen bin ich mir sicher. Ich lasse ein Häufchen Elend zurück und sehe mich nach meinem Spurensucher um. Der steht schon wieder in Straßenkleidung da und ist dabei, seinen Utensilienkoffer zu kontrollieren.
Er bringt mich kurz auf den neuesten Stand: »Der Täter oder die Täterin hat Handschuhe getragen, Fingerabdrücke? Fehlanzeige. Wenn es ein Mann war, dann einer mit kleinen Füßen, Größe einundvierzig schätze ich, Turnschuhe, wir haben ein schlechtes halbes Profil der Sohle, hier wird eindeutig zu oft saubergemacht. Scheint ein gutes Krankenhaus zu sein.«
Ich sage ihm, der Täter sei mutmaßlich ein Mann, und zwar der Vater des Kindes. Reinhard wirft mir einen verschlagenen Blick zu und sagt: »Dann wird es dich freuen, zu hören, dass wir einen genetischen Fingerabdruck des Babys bekommen! Nach der Entbindung wurde ihm Blut abgenommen, was noch nicht ausgewertet wurde, ich habe die Blutprobe schon sicherstellen lassen, die Pta war nicht begeistert, aber hat der Staatsmacht weichen müssen. Als ich ihr erklärte, was mit der Kleinen passiert ist, war ihr Widerstand dahin. Wenn ich Handschellen gehabt hätte, dann wäre es noch schneller gegangen.«
Er lächelt verschlagen. Reinhard! Gib ihm einen Tatort und er bringt garantiert ein weibliches ›Opfer‹ mit. Jedes Mal, sein Ruf in der Truppe ist legendär, kein Mensch weiß, wie er es anstellt. Er schleppt von jedem Tatort nicht nur jede Menge Spuren an, nein er schleppt auch garantiert die hübscheste Frau ab. Ich muss ihn bremsen, sonst würde ich im übernächsten Satz die Körbchengröße erfahren.
»Na, hast du, außer ihrer Telefonnummer, denn noch was Verwertbares gefunden?«
»Hey, Wolfgang, nur kein Neid, ja? Ich weiß nicht, wir müssen erst ins Labor, ein paar weiße Fasern, aber keine Ahnung, ob uns das weiterhilft, hier tragen ja die meisten weiße Klamotten!«
Daran denke ich auch und natürlich hätte ich anstelle des Entführers ebenfalls einen Arztkittel angezogen, Stethoskop dazu, fertig ist die perfekte Tarnung für ein Krankenhaus. Das wird eine schwere Kiste werden, falls wir ihn nicht mit dem Kind ertappen.
- Henning -
Für das Baby und mich kommt jetzt die erste heikle Phase, schließlich kann ich nicht wissen, wann der Kindesraub entdeckt wird und wann sie herausbekommen, wer der Vater und damit der Entführer ist. Denn über eines mache ich mir keine Illusionen: Es wird außer mir keinen Verdächtigen geben. In Anbetracht der Lage werden sie sofort die Kripo Hamburg informieren, die mich dann ohne Verzug zu Hause besucht. Habe ich die kleinste Kleinigkeit übersehen, bin ich im Arsch.
Annikas Mini schnurrt mit zweihundert Sachen über die leere Autobahn. Ich frage mich, wieso eine Hamburger Hure einen so schnellen Wagen braucht, aber mir kommt es gelegen. Bevor zwei Stunden vorbei sind, erreiche ich das Hattenbacher Dreieck, dem Berufsverkehr um Frankfurt bin ich locker entgangen.
Da beginnt neben mir das Neugeborene zu wimmern. Verdammt! Ich halte am nächsten Parkplatz, da ist das Wimmern schon in ein klägliches Weinen übergegangen. Ich frage mich, ob ich Annika nicht doch hätte mitnehmen sollen, aber an meinem Plan ist entscheidend, dass jeder nur so viel weiß, wie unbedingt nötig.
Meine drei Mädchen sind alle schon in der Pubertät und doch sitzt jeder Handgriff, als ich meine Allerjüngste aus dem Autositz hieve und ihr die lauwarme Flasche gebe. Wie Radfahren, das verlernt man nicht. In dem Moment fällt alle Anspannung von mir ab und vor Rührung schnürt es mir die Kehle zu, ich vergieße ein paar Tränen und bin voller Ingrimm über die Mutter, die mir so viel vorenthielt. Was kann schöner sein, als bei einem Wunschkind alles das, was nach der Zeugung passiert, gemeinsam zu erleben? Das Fiebern beim Ausbleiben der Blutung; das zusammen Warten, ob der Test positiv ist; das völlig irrationale Hand-auf-den-Bauch-Legen in der fünften Schwangerschaftswoche; das Anschwellen der Brüste und des Bauches, die ersten Bewegungen – alles perdu!
Wenn mein Plan funktioniert, wird Anna wesentlich mehr vorenthalten, jedoch es gibt keinen Weg zurück. Mit diesen melancholischen Gedanken lege ich das fest schlafende Kind in den Kindersitz und starte den Wagen. Ich werde es schaffen, ich muss es schaffen! Ein Blick auf die Uhr, es ist kurz nach sechs und ich gebe Vollgas. Das Navi sagt, dass ich gegen neun am Treffpunkt in Eimsbüttel bin. Annika wohnt etwas entfernt davon, in einem von Hamburgs schönsten, kleinsten und unbekannteren Ortsteilen, direkt an der Elbe, in Övelgönne.
Ich habe sie einige Monate zuvor kennengelernt, wie man in Hamburg eine Hure eben kennenlernen kann, ich wurde ihr Kunde. Freier. Auf St. Pauli herrscht bekanntermaßen kein Mangel und es gibt dort recht klare Hierarchien. Abseits der Herbert-, der Davidstraße und der Reeperbahn, wo in der Hauptsache die jungen Dinger in ihren Neonklamotten auf den Straßen stehen und auf Touristenfang aus sind, gibt es auf St. Pauli andere Reviere. Je weiter entfernt von den Touristenmassen, desto älter und billiger oder heruntergekommener werden die Straßen und die Huren.
Die Erichstraße ist so ein Fall. An schlechten Tagen bekam man dort schon einen Fick für dreißig Euro. Für meine Zwecke konnte ich keinen Junkie gebrauchen, was ich suchte, war eine Frau kurz vor dem Ruhestand. Man kann sich kaum vorstellen, wie lästig und mühsam es ist, dort durchzugehen und ständig angesprochen zu werden. Glaubt man nur einen Bruchteil von dem, was einem die dort wartenden Damen versprechen, dann muss es das Paradies auf Erden sein.
Mehrere Abende verbrachte ich auf der Reeperbahn, ohne fündig zu werden und ohne mir das Paradies auf Erden vorführen zu lassen. Entweder waren die Frauen zu jung oder für meine Zwecke zu heruntergekommen. Was ich genau suchte oder besser wen genau, wusste ich selbst nicht. Dennoch war ich mir sicher, sie zu erkennen, wenn ich sie sah.
Anfang November war ich einmal schon am späten Nachmittag unterwegs und gleich die zweite Frau, an der ich vorbeischlenderte, interessierte mich. Zum einen war sie für eine Hure recht alt, so Mitte dreißig vielleicht, zum Zweiten sprach sie mich nicht an, sondern schaute nur. Und zum Dritten hatte sie, trotz ihres Berufes, ein freundliches, offenes Gesicht und sie lächelte mich wirklich an. Ich habe in meinem Leben so viele Hurenlächeln gesehen, dass ich mir zutraue, ein echtes Lächeln davon hundertprozentig unterscheiden zu können. Ich ging zu ihr hin.
Sie war größer als ich, knapp einsachtzig etwa und schlank. In so einem Fall kannst du Wetten abschließen, dass sie dich mit »Na Kleiner, willst du ein bisschen Spaß haben?«, anspricht und du wirst immer gewinnen. Nicht so bei ihr, sie sprach mich gar nicht an. Auch nicht, als ich vor ihr stand. Eine Hure mit Nerven wie Schiffstrossen, genau das, was ich suchte.
»Guten Abend, ich bin Henning.« Ich war kurz versucht, ihr die Hand zu geben, bevor ich mir der Absurdität dessen bewusst wurde und sie in meiner Hosentasche verschwinden ließ. Auch blöd, wie uncool. Was war nur mit mir los? Die Hure machte mich mit ihrem atypischen Verhalten nervös. Ich kicherte innerlich.
»N’abend Henning, kann ich dir helfen? Hast du dich verlaufen?«
Sie gefiel mir immer besser, sie hatte ein belustigtes Schmunzeln aufgesetzt und tat so, als sei ich auf sie angewiesen (was ja stimmte) und nicht sie auf mich (was sie zu dem Zeitpunkt annehmen konnte).
Ich fragte sie: »Kennst du den Film Das Mädchen Irma la douce von Billy Wilder?«
Sie nickte nur und fragte: »Willst du mit mir fernsehen?«
Diesmal war es an mir, sie zu überraschen. »Mit Vergnügen, wenn du Zeit hast auch gerne die ganze Nacht!«
Sie zog die Augenbrauen hoch: »Sicher, dass du dir das leisten kannst? Das wird nicht ganz billig, lass dich nicht täuschen von der Umgebung. Mich kannst du mit denen da …«, dabei machte sie eine Handbewegung zur fast leeren Straße, »… nicht vergleichen. Ich bin teuer – aber preiswert.«
Den letzten Halbsatz sprach sie mit einem so herzlichen Lachen, dass meine Wahl in dem Moment schon entschieden war.
»Kein Problem, gehen wir!«
»Willst du gar nicht wissen, was es kostet?« Jetzt sah sie mich skeptisch an.
»Keine Sorge, ich kann es mir leisten, willst du das Geld sehen?«
»Nein, lass mal stecken. Heute geht es nicht, ich habe Stammkundschaft und stehe hier nur zum Rauchen.«
Aha, das war der Grund für ihr defensives Verhalten. Ich fragte sie: »Wann passt es dir denn besser? Ich kann später am Abend wiederkommen.«
»Nein, heute geht es nicht, komm doch morgen Abend um zehn, dann mache ich früher Feierabend. Und bring ein paar Filme mit, ich habe nämlich kein Kabel.«
Jetzt konnte ich mich doch nicht mehr beherrschen und hielt ihr meine Hand hin. »Abgemacht, morgen um zehn, ich werde da sein.«
»Ist gut, ich bin übrigens Annika, Künstlername ›Babette‹.« Wir schüttelten uns die Hände, ich lächelte sie zum Abschied an und ging weiter.
Am nächsten Abend stand ich pünktlich wieder vor ihr, wir hatten beide Wort gehalten in einer Umgebung, in der ein Wort schon lange nichts mehr Wert war. Wir gingen durch ein typisches Hurenhaus und Annika bekam von den wenigen Frauen, die uns sahen, neidvolle Blicke.
Ich sollte gleich verstehen warum. Im obersten Stockwerk, das sie alleine bewohnte, mangelte es an nichts. Sie hatte dort eine komplette Wohnung, leidlich geschmackvoll eingerichtet und als die Tür hinter uns ins Schloss fiel, war der ganze menschliche Müll, die tausendfache Tragödie eines heruntergekommenen Stadtteils und deren verzweifelter Menschen ausgesperrt.
Ich zückte meine Brieftasche. »Was kostet es bis morgen früh?«
»Wie jetzt, ich dachte, wir wollen fernsehen?«
Ich war unsicher, ob sie es ernst gemeint hatte, und entgegnete: »Ich will dich ja auch für die Zeit bezahlen, nicht für die Dienstleistung.«
Ich gab ihr fünfhundert Euro. Sie nahm das Geld mit einem flüchtigen Blick entgegen und verstaute es in einer Kommode.
»Du kannst es dir ja noch einmal überlegen, bei dem Preis ist mehr drin. Was willst du eigentlich wirklich von mir?«
Sie sah mir dabei zu, wie ich daran ging, einen Film auszupacken, ich hatte ihn heute Morgen gekauft und suchte jetzt nach dem Fernseher.
»Ich hab schon kapiert, dass du nicht zum Vögeln hergekommen bist. Also was ist los? Raus mit der Sprache.«
»Ich will mir dir reden, dich besser kennenlernen, ich will wissen, was du so treibst, wer du bist. Wenn ich das Gefühl habe, ich kann dir vertrauen, dann erzähle ich dir den Rest. Falls du keine Lust hast, verschwinde ich, das Geld kannst du in jedem Fall behalten. Machst du mir was zu trinken?«
»Komm mit in die Küche, was willst du? Champagner sicherlich nicht, ein Bier vielleicht?«
Annika konnte Gedanken lesen. Sie ging zum Kühlschrank, ich folgte ihr, sie bückte sich nach dem Bier und ich legte ihr meine Hand auf den Hintern.
»Also reden willst du? Schon kapiert!« Sie drehte sich lachend zu mir um und schlang mir die Arme um den Hals, die kalte Flasche Astra in meinem Nacken.
»Du willst ein normales Date, mit allem Drum und Dran, willst vergessen, dass ich eine Hure bin und lieber den Eindruck haben, du verführst eine Fremde. Meinetwegen auch das, setz dich.«
Sie drückte mir die kalte Flasche in die Hand, die noch wenige Jahre zuvor kaum zweihundert Meter entfernt von hier gebraut worden wäre. Panta rhei, die Brauerei war abgerissen, dort stand jetzt die Hafenkrone, ein Ensemble dreier Hochhäuser – sehr hübsch. Alles fließt und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln. Daran dachte ich, als ich mein Bier hob. »Zum Wohl, auf dich, auf uns.«
Wir stießen die Flaschen aneinander und prosteten uns zu; schwiegen und tranken in der Stille ihrer Wohnung, es gab keine Musik, das Heulen der Martinshörner auf St. Pauli war durch die dicken Fenster gedämpft, die Betrunkenen und der Verkehrslärm weit weg.
Daran denke ich, als ich mit ihrem Wagen und meiner Tochter durch die Morgendämmerung rase. Wie wir uns kennengelernt, wie wir uns am ersten Abend so gut verstanden haben, dass es für mich keinen Zweifel gab, die Richtige gefunden zu haben. Annika erzählte mir von ihrer Arbeit, sie hatte nur Stammkundschaft, war seit über zwanzig Jahren tätig und eine waschechte Hamburgerin.
Später erfuhr ich, dass sie in Övelgönne ein Häuschen geerbt hatte, was gut und gerne eine halbe Million brächte, bei dieser Lage schon der Bauplatz, wäre das Häuschen nicht denkmalgeschützt. Ihr gehörte die Wohnung in der Hopfenstraße und ein Altbau in Eppendorf, ich fragte mich, weshalb sie überhaupt arbeitete. Zu meiner Erleichterung hatte sie weder einen festen Freund, noch einen Zuhälter, sie war intelligent und konnte sich mit mir über vieles unterhalten.
Als wir lange nach Mitternacht zusammen ins Bett gingen, da kam es mir vor, als hätte ich meine erste Jugendfreundin wieder gefunden, alles war vertraut und neu zugleich, wir liebten uns unaufgeregt und harmonisch. Hinterher lagen wir aneinandergeschmiegt im Bett und redeten leise weiter.
»Henning, was willst du von mir? Ich hatte schon unzählige Kunden mit den bizarrsten Wünschen, aber jemand wie dich ist mir noch nicht untergekommen. Warum bist du hier?«
In meiner postkoitalen Stimmung war ich versucht, sie sofort einzuweihen, aber ich wusste, dass es dafür eindeutig zu früh war, ich sagte: »Gib mir ein paar Tage Zeit, aber eines kann ich dir versprechen. Ich verarsch dich nicht, wenn du was tust, dann freiwillig.«
Wir sprachen danach nur noch über Banalitäten, Annika wusste, wann sie geduldig sein musste, und fragte nicht mehr.
Beim Einschlafen überlegte ich, ob sie wirklich eine so gute Wahl war, denn auf mein Geld war sie nicht angewiesen. Am nächsten Morgen brachte sie uns Kaffee ans Bett, setzte sich mir gegenüber und lächelte mich fröhlich an. Ich lächelte zurück.
»Sag mal Annika, hast du eigentlich Kinder?«
- Anna -
Ich habe Henning unterschätzt, mehrfach. Zu Beginn unserer Affäre habe ich ihn als Liebhaber unterschätzt, später habe ich seine Gefühle für mich völlig unterschätzt und nach der Trennung – ja, nach der Trennung hätte ich nie erwartet, von ihm je wieder etwas zu hören. Er sollte niemals erfahren, dass ich schwanger geworden war. Wie gesagt, ich habe ihn unterschätzt.
Im Moment fühle ich mich ohne Lena wie amputiert, neun Monate habe ich sie unter meinem Herzen getragen, mit ihr gesprochen, sie gespürt und jetzt, wo sie ein anzufassender Teil meines Lebens ist, soll sie weg sein? Von Henning entführt? Von dem Mann, den ich so geliebt habe? Ich kann gar nicht aufhören zu weinen. Was soll ich Greta sagen? Sie hat die Schwangerschaft hautnah miterlebt! Was soll ich ihr bloß erzählen, sie ist doch schon so gespannt auf ihre kleine Schwester! Meine Brüste schmerzen und pochen wie wahnsinnig, ich würde Lena jetzt so gerne stillen, es ist zum Verrücktwerden.
Wenn mich doch nur die Kommissarin endlich in Ruhe ließe, ich habe ihr alles erzählt, aber mit ihren Fragen dringt sie immer nur weiter und weiter in mich, dabei weiß ich doch gar nichts mehr. Ich weiß nicht, was Henning heute macht, wo er wohnt, mit wem er Kontakt hat, ich weiß doch nichts von ihm, ich will ihn vergessen, ihn aus meinem Leben verbannen, ich will, dass endlich wieder Ruhe einkehrt.
Aber das schaffe ich nicht. Nichts läuft so, wie ich es mir vorgestellt habe, überhaupt nichts. Nur der Anfang, der war vielversprechend. Selbst als Michael mir nachspionierte und etwas herausfand, war das kein Beinbruch für mich. Ich genoss die Affäre in vollen Zügen und war nicht gewillt, sie meinem Mann zuliebe so schnell aufzugeben.
Für Henning schien es kein Problem zu sein, er hatte ja von Beginn an gewusst, worauf er sich mit mir, einer verheirateten Frau, einließ. In der Phase unserer Trennung gestand er mir in einem Brief, mich schon ab Weihnachten geliebt zu haben. Doch hatte er nie darauf gedrängt, mich zu entscheiden, er hat immer nur gewartet und gewartet. Ich dachte, er wäre genauso glücklich wie ich (auf seine Art war er es bestimmt auch) aber dass er mehr wollte, daran dachte ich erst später.