Venus und Adonis (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch) - William Shakespeare - E-Book

Venus und Adonis (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch) E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

Venus und Adonis ist eine epische Versdichtung William Shakespeares, die vermutlich im Jahr 1592 entstanden ist. - Venus and Adonis is a poem by William Shakespeare, written in 1592-1593, with a plot based on passages from Ovid's Metamorphoses. It is a complex, kaleidoscopic work, using constantly shifting tone and perspective to present contrasting views of the nature of love. - William Shakespeare (1564-1616) war ein englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler. Seine Komödien und Tragödien gehören zu den bedeutendsten und am meisten aufgeführten und verfilmten Bühnenstücken der Weltliteratur. - William Shakespeare (1564-1616) was an English poet, playwright and actor, widely regarded as the greatest writer in the English language and the world's pre-eminent dramatist.

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William Shakespeare

Venus und Adonis

(Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch)

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1492-1

Inhaltsverzeichnis - Table of Contents

VENUS UND ADONIS (german)
VENUS AND ADONIS (englisch)
Englisch

VENUS UND ADONIS

(german)

Inhaltsverzeichnis

(Aus: Ferdinand Freiligrath, Gesamtwerk, Band 9)

Als von dem weinenden Morgen schied die Sonne Mit Purpurantlitz, eilt' Adonis schon, Der rosenwangige, zu des Jagens Wonne; Jagd liebt' er, doch der Liebe lacht' er Hohn. Von Liebe siech, tritt Venus ihm entgegen Und wirbt um ihn, wie kecke Werber pflegen.

»Du, dreimal schöner, als ich selbst,« begann Die Liebliche mit buhlerischem Kosen, »Süß über alles, holder als ein Mann, Mehr weiß und rot, als Tauben sind und Rosen; Sich selbst besiegend, da sie dich vollendet, Sagt die Natur, daß mit dir alles endet.

»Geruh', du Wunder, dich vom Roß zu schwingen, Und an den Sattelbogen festzuzäumen Sein stolzes Haupt; zum Lohn von tausend Dingen Erfährst du auch, so süßen als geheimen. O, komm – dies Moos birgt keiner Schlange Tücke! – Daß ich mit meinen Küssen dich ersticke.

»Und fürchte nicht, verhaßte Sattheit müsse Den Mund dir schließen; nein, im Überfluß Soll er noch hungern, wundgeküßt: zehn Küsse Wie einer kurz, wie zwanzig lang ein Kuß. Ein Sommertag muß einer Stunde gleichen, Läßt unter solchem Spiel man ihn verstreichen.«

Mit dem ergreift sie seine schweiß'ge Hand, Die Botin seiner Kraft und Männlichkeit. »'s ist edler Balsam,« zittert sie, »gesandt, Daß eine Göttin seiner sich erfreut.« So rasend gibt ihr Stärke die Begier, Ihn sich herabzuziehn von seinem Tier.

Des Renners Zügel über einem Arm, Schlägt sie den andern um des Knaben Leib, Der dämisch schmollt, und rot wird, doch nicht warm, Und abhold ist dem süßen Zeitvertreib. Sie rot und heiß, wie Kohlen recht im Feuer; Er rot vor Scham, allein ein frost'ger Freier.

O, Lieb' ist schnell! – um einen knorr'gen Ast Weiß sie behend den bunten Zaum zu winden; Das Roß ist aufgestallt, und jetzt in Hast Versucht sie auch den Reiter festzubinden. Ihn rückwärts stoßend, wie er sie es müßte, Lenkt seinen Leib sie, doch nicht seine Lüste.

Kaum sinkt er hin, so fällt auch sie zur Erde, Gleich ihm auf Hüft' und Ellenbogen lehnend; Sie streichelt ihn, doch er mit Zorngebärde Verweist es ihr; – ihn zu beschwicht'gen wähnend, Vor Wollust stammelnd, sagt sie unter Küssen: »Ja, wenn du schmälst, muß ich den Mund dir schließen.«

Er brennt vor Scham; sein mädchenhaft Erglühn Löscht sie mit Tränen; drauf mit ihren Locken Und ihren Seufzern wieder kühlt sie ihn, Und fächelt seine Wangen wieder trocken. Er nennt sie frech und schilt ihr zuchtlos Werben; Was folgen soll, läßt sie durch Küsse sterben.

Und wie ein Aar, der lange Zeit gefastet, Den Schnabel senkt in Federn, Fleisch und Bein, Die Schwingen schüttelt und nicht eher rastet, Als bis er voll ist, und der Raub herein: So küßt sie Stirn ihm, Kinn und Mund und Wangen, Um, wo sie endet, wieder anzufangen.

Er muß es schmollend wohl zufrieden sein; Er liegt und keucht, und atmet ihr entgegen. Sie saugt begierig seinen Odem ein, Und nennt ihn Wonnedüften, Himmelsregen; Und wünscht, ihr Antlitz trüge Blumenbeete, Daß ewig sie ein solcher Tau umwehte.

Sieh, wie ein Netz den Vogel, so umstricken Der Göttin Arme den Gefangnen; – Wut Und finstres Zürnen sprüht aus seinen Blicken, Und läßt sie glühn mit doppelt schöner Glut. Wird Regen sich in volle Ström' ergießen, Dann müssen wohl die Ufer überfließen.

Noch bittet sie, und artig bittet sie; Denn art'gen Ohren ja tönt ihre Stimme. Noch brütet er, noch lohnt er ihre Müh' Mit roter Scham und aschefarbnem Grimme. Rot zieht sie vor, doch blaß auch läßt sie gelten, Der Neuheit wegen, denn blaß ist er selten.

Gleichviel, ob er sie liebt; sie muß ihn lieben, Und schwört es laut bei ihrer Hand, der schönen, Unsterblichen: »Durch nichts werd' ich vertrieben Von deiner Brust, als bis mit meinen Tränen Du Frieden machst; für dich rinnt diese Flut; Ein süßer Kuß macht alles, alles gut.«

Als dies Versprechen ihrer Lipp' entflieht. Hebt er das Kinn, wie Taucher sich erheben, Und schnell versinken, wenn man sie ansieht: – So will er ihr, was sie begehrte, geben; Doch plötzlich blinzelt er, und kehrt zur Seite Die Lippe, die zum Kusse schon bereite.

Nie lechzt' ein Wandrer in der Hitze so Nach einem Trunk, wie sie nach diesem Kusse; Dem Heile nah, wird sie des Heils nicht froh, In Flammen steh'nd trotz ihrer Tränen Gusse. »O, Mitleid,« ruft sie, »kieselherz'ger Knabe! Ein Kuß nur ist's, drum ich gebeten habe!«

»Wie ich um dich, so hat um mich gefreit Der fürchterliche, rauhe Gott des Krieges, Der seinen Nacken bog in keinem Streit, Der, wo er wandelt, sich erfreut des Sieges; Doch hab' ich ihn zu Füßen mir gesehn, Erflehend das, was dir wird ohne Flehn.

»An meinen Altar hängt' er seine Lanze, Sein beulig Schlachtschild und sein Helmgefieder, Ließ sich herab zu Tändelspiel und Tanze, Und lernte Lächeln, Schmeichelworte, Lieder, Verschwörend Fahn' und Trommel; – sieh, sein Feld Ward diese Brust, mein Bett ward sein Gezelt.

»So den Besiegenden hab' ich besiegt; An Rosenketten hielt ich ihn gefangen. Er, dessen Stärke starker Stahl sich biegt, Ließ meiner Schönheit dienen sein Verlangen. O, sei nicht stolz! nicht rühme deines Sieges Dich über sie, die schlug den Gott des Krieges.

»Laß deine Lippen auf den meinen ruhn – Sie sind ja rot, wenn auch nicht schön, wie deine! Der Kuß soll dein sein, wie er mein ist! – nun, Das Haupt empor! was suchst du auf dem Raine? Sieh mir ins Aug', sieh dich auf seinem Grunde! Wenn Aug' in Aug', warum nicht Mund auf Munde?

»Schämst du, zu küssen, dich? o schließ' geschwind, Gleich mir, das Auge! Nacht so scheint die Helle! Die Liebe schwärmt, wo zwei beisammen sind; Beginne kühn! kein Aug' sieht diese Stelle! Die blauen Veilchen unsres Lagers wissen Nicht, was wir tun, und plaudern nicht von Küssen.

»Der zarte Lenz, der deine Lipp' umweht, Nennt unreif, doch wohl mag man kosten dich. O, daß die Zeit nicht nutzlos dir vergeht! Nicht in sich selbst verzehre Schönheit sich! Die Blum', die man nicht bricht im ersten Schimmern, Wird in sich selbst vergehn bald und verkümmern.

»Wär' ich verrunzelt, mißgestaltet, alt, Von rauher Stimme, bucklig, ekelhaft, Verachtet, kränklich, abgenutzt und kalt, Triefäugig, mager, dürr und ohne Saft: Dann möcht' es sein! dann taugt' ich nicht für dich! Doch ohne Mängel, was verschmähst du mich?

»Nie wird das Alter meiner Stirn gefährlich; Mein Auge blitzt, und ist im Äugeln stark; Dem Lenze gleich, wächst meine Schönheit jährlich; Mein Fleisch ist weich, und brennend ist mein Mark. Lag' meine Hand feucht in der feuchten deinen, Sie würde schmelzend zu vergehen scheinen.

»Befiehl, und schmeichelnd soll mein Wort dich locken: Wie eine Fee leicht übers Blumenland, Wie eine Nymphe, mit gelösten Locken, Spurlos mich schwingen will ich übern Sand. Lieb' ist ein Geist, von Feuer ganz gewoben, Leicht, nimmer sinkend, strebend nur nach oben.

»Sieh nur mein Lager, diese Primeln, an! Sie tragen mich, wie starker Bäume Macht; Ein schwaches Taubenpaar ist mein Gespann, Und zieht mich leicht, vom Morgen bis zur Nacht. Wenn also leicht die Liebe sich bewährt, Wie, Süßer, glaubst du, daß sie dich beschwert?

»Versah dein Herz an deinen Augen sich? Kann deine Linke lieben deine Rechte? Wirb um dich selbst dann, selbst verschmähe dich, Und mache dich zu deinem eignen Knechte. So ging Narziß der eignen Schöne nach, Und starb vor Sehnsucht, als er stand am Bach.

»Die Fackel ward, das Dunkel zu verjagen, Gestein zum Schmücken, Schönheit zum Genießen, Das Kraut zum Duften, wie der Baum zum Tragen; Die Sprossen sünd'gen, die für sich nur sprießen: Saat stiftet Saat, Schönheit der Schönheit Licht; Du wardst gezeugt, und Zeugen ist dir Pflicht.

»Wie wären dir der Erde Kinder eigen, Wenn deiner Kinder nicht auch sie erworben? Sieh, die Natur gebietet dir, zu zeugen, Daß dein Geschlecht lebt, wenn du selbst gestorben: So wirst du ganz nicht in den Tod gegeben, Dein Bild ja lebt, und in ihm wirst du leben!« –

Und jetzt begann die Lechzende zu schwitzen; Der Schatten ließ die Stelle, wo sie lagen; Und Titan, keuchend in des Mittags Hitzen, Sah heiß herab auf sie aus seinem Wagen: Wünschend, Adonis säß' im goldnen heute, Wär' er Adonis und an Venus' Seite.

Adonis aber, schläfrig und verdrossen, Die Stirne runzelnd, finster seine Brau, Das zorn'ge Auge mürrisch halb geschlossen, Wie wenn den Himmel einhüllt Nebelgrau – Mundziehend spricht er: »Laß mich fort! zu sehr Brennt heut die Sonne! Nichts von Liebe mehr!«

»Weh' mir!« ruft Venus, »wie so jung und kalt! Welch leerer Vorwand, dich mir zu entziehn! Himmlischen Odem seufz' ich dir alsbald. Daß er dich kühle bei der Sonne Glühn. Mein wallend Haar soll Schatten dir gewähren, Und brennt es auch, so lösch' ich es mit Zähren.

»Die Sonn' am Himmel wärmt nur und gibt Licht, Und schau', ich liege zwischen ihr und dir! Von dort die Hitze sengt mich wahrlich nicht, Nur deiner Augen Glut bringt Hitze mir! Wär' ich unsterblich nicht: – dahingegeben Zwei solchen Sonnen, könnt' ich fürder leben?

»Bist du von Stein denn, bist du hart wie Stahl? Den harten Stein doch höhlt des Regens Guß! Gebar ein Weib dich, und du fühlst die Qual Des nicht, der liebt und einsam lieben muß? Glich dir die Mutter, die dich trug, du Schlimmer: Sie starb als Jungfrau, und gebar dich nimmer.

»Wer bin ich denn, daß du mich fliehst, Verächter? Bringt meine Werbung dir denn auch Gefahr? Macht denn ein Küßchen deine Lippen schlechter? O sprich! – doch hübsch! – sonst schweige ganz und gar! Nur einen Kuß! – du sollst ihn wieder haben, Und willst du Zinsen, sollen zwei dich laben!

»Pfui, kalt Gemälde, lebenloser Stein, Buntschimmernd Bildnis – all' dein Glanz erlogen! Das Aug' erfreust du; – ach, das Aug' allein! Ding, wie ein Mann, doch nicht vom Weib erzogen! Du bist kein Mann, was auch dein Aussehn sagt, Denn Männer, wahrlich, küssen ungefragt!«

So spricht sie brünstig, bis die Ungeduld Einhalt gebietet ihrer Zunge Fechten! Ihr feurig Antlitz zeugt von ihrer Schuld, In Liebe richtend, hilft ihr nicht ihr Rechten. So weint sie denn, und glaubt mir nur, sie spräche,