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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. »Sie sehen so vergnügt aus, Bürgermeister«, lächelte Gina, die Gemeindesekretärin von Waldkogel. »Gina, des bin ich auch. Was jetzt kommt, des ist etwas Besonderes. Für mich ist des so etwas wie eine Sternstunde. Seit Wochen habe ich an der Strategie gebastelt. Ich will auch net verschweigen, dass es mich einige schlaflose Nächte gekostet hat.« »Und einen schönen Kater!«, rutschte es Gina heraus. »Schon richtig! Aber ich war net der Einzige, der so einen Rausch hatte. Aber ich hatte den größten Spaß an der Feier beim Baumberger. Die meisten dachten, wir feiern nur, dass die Brüder Weiler dem Ruppert Schwarzer und seiner Investorengruppe so viel Pachtzins abgeknöpft haben. Naa, naa, da steht etwas Anderes dahinter. Ich freue mich schon eine ganze Woche auf die Gemeinderatssitzung. Heut' kann ich endlich die Katze aus dem Sack lassen. Ich bin gespannt auf das Gesicht von dem Franz Huber. Mei, wird dem die Farbe ablaufen! Pass auf, Gina, das wirst du so schnell in der Form nimmer zu sehen bekommen. Und wer weiß, ob sich der Franz danach noch traut, bei der nächsten Wahl zu kandidieren?« »Er hat keine Wahl, Herr Bürgermeister. Ruppert Schwarzer wird ihn dazu verdonnern. Schließlich ist der Schwarzer sein Vermieter und dazu noch sein Arbeitgeber. Er hat ihn an der Leine.« »Des stimmt. Der Schwarzer weiß, wie man die Daumenschrauben ansetzt. Eigentlich müsste man Mitleid mit dem Huber Franz haben. Aber wer so seine Seele verkauft und kein Gewissen hat, der hat es net besser verdient. Mei, es gibt überall mal ein schwarzes Schaf. Ich will
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Seitenzahl: 125
Veröffentlichungsjahr: 2017
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»Sie sehen so vergnügt aus, Bürgermeister«, lächelte Gina, die Gemeindesekretärin von Waldkogel.
»Gina, des bin ich auch. Was jetzt kommt, des ist etwas Besonderes. Für mich ist des so etwas wie eine Sternstunde. Seit Wochen habe ich an der Strategie gebastelt. Ich will auch net verschweigen, dass es mich einige schlaflose Nächte gekostet hat.«
»Und einen schönen Kater!«, rutschte es Gina heraus.
»Schon richtig! Aber ich war net der Einzige, der so einen Rausch hatte. Aber ich hatte den größten Spaß an der Feier beim Baumberger. Die meisten dachten, wir feiern nur, dass die Brüder Weiler dem Ruppert Schwarzer und seiner Investorengruppe so viel Pachtzins abgeknöpft haben. Naa, naa, da steht etwas Anderes dahinter. Ich freue mich schon eine ganze Woche auf die Gemeinderatssitzung. Heut’ kann ich endlich die Katze aus dem Sack lassen. Ich bin gespannt auf das Gesicht von dem Franz Huber. Mei, wird dem die Farbe ablaufen! Pass auf, Gina, das wirst du so schnell in der Form nimmer zu sehen bekommen. Und wer weiß, ob sich der Franz danach noch traut, bei der nächsten Wahl zu kandidieren?«
»Er hat keine Wahl, Herr Bürgermeister. Ruppert Schwarzer wird ihn dazu verdonnern. Schließlich ist der Schwarzer sein Vermieter und dazu noch sein Arbeitgeber. Er hat ihn an der Leine.«
»Des stimmt. Der Schwarzer weiß, wie man die Daumenschrauben ansetzt. Eigentlich müsste man Mitleid mit dem Huber Franz haben. Aber wer so seine Seele verkauft und kein Gewissen hat, der hat es net besser verdient. Mei, es gibt überall mal ein schwarzes Schaf. Ich will dir etwas sagen, Gina. Es ist vielleicht sogar besser, der Franz Huber sitzt im Gemeinderat. Dort kann man ihn noch kontrollieren.«
Bürgermeister Fritz Fellbacher holte die Taschenuhr mit der Goldkette aus der Trachtenweste, die er unter der Lockenjacke trug.
»Es wird Zeit, Gina! Lass uns gehen!«
Bürgermeister Fellbacher ging in den Sitzungssaal, der in der zweiten Etage des Rathauses lag. Die Wände waren mit Holz vertäfelt. An der Wand hingen einige Geweihe. In der Ecke standen die Fahnen, die des Bundeslandes, des Kreises und die Fahne von Waldkogel.
Alle Mitglieder des Gemeinderates waren schon versammelt. Bürgermeister Fritz Fellbacher nahm seinen Platz am Kopfende des langen schweren Eichentisches ein. Vor ihm stand eine kleine Glocke aus Messing. Gina setzte sich an das andere Ende des Tisches und schlug ihren Schreibblock auf. Sie führte das Protokoll der Gemeinderatssitzung.
Bürgermeister Fritz Fellbacher läutete mit der Glocke.
»Liebe Mitglieder des Gemeinderates, schön, dass ihr alle gekommen seid und niemand fehlt. Hiermit eröffne ich die turnusmäßige Sitzung des Gemeinderates von Waldkogel!«
Fellbacher deutete auf die Schriftstücke, die jeder vor sich liegen hatte. Er grinste.
»Die Sitzungspunkte habt ihr gelesen, das heißt, viele sind es net. Eigentlich haben wir nur eine Sache zu bereden und darüber abzustimmen. In Waldkogel geht alles seinen ruhigen und gewohnten Gang. Deshalb haben wir auch heute nur über einen Punkt zu entscheiden. Das Gemeinderatsmitglied Franz Huber hat den Antrag auf Zustimmung der Gemeinde Waldkogel zur Änderung der Verkehrs- und Straßenordnung gestellt, genauer gesagt, zur Erweiterung der Zufahrten auf unsere schöne kleine Landstraße. Ich nehme an, ihr habt den Antrag alle gelesen? Will jemand etwas sagen oder sollen wir gleich darüber abstimmen? Dann sind wir durch und können heimgehen. Es läuft ein Fußballspiel im Fernsehen. Des will ich net versäumen.«
Bürgermeister Fritz Fellbacher schaute in die Runde.
Albert Weißgerber schüttelte den Kopf.
»Fritz, ich bin dagegen! Des ist eine Schnapsidee und würde der Verschandelung unserer schönen Gemeinde Tür und Tor öffnen.«
Die anderen Gemeinderatsmitglieder nickten zustimmend, bis auf Franz Huber. Er stand auf.
»Darf ich etwas dazu sagen? Wir wollen doch alle, dass Waldkogel sich weiterentwickelt. Das würde der Gemeinde einen Schub geben. Viele neue Arbeitsplätze würden geschaffen werden. Wir haben den Nutzen und trotzdem bleibt unser schönes Dorf erhalten. Wir müssen doch nur erlauben, dass es von den Brachwiesen, die zum Parkplatz ausgebaut werden, eine Zufahrt gibt. Außerdem liegt die Ein- und Ausfahrt zu dem Projekt außerhalb der Bebauung. Also, nach meiner Meinung würden wir uns eine Chance entgehen lassen. Das Projekt wertet die gesamte Gegend auf. Viele Waldkogeler finden dort Arbeit und müssen nicht mehr nach Kirchwalden pendeln.«
»Des ganze Zentrum steht auf Kirchwaldener Gebiet. Deshalb sollen die Kirchwaldener die Zufahrt regeln«, warf Weißgerber ein.
»Das ist leider nicht so einfach, weil es dort am Stadtrand eine Siedlung gibt mit lauter Spielstraßen. Dass Kinder Spielstraßen brauchen, darüber sind wir uns doch alle einig. Wir würden also eine Lösung herbeiführen, die niemand schadet, ganz im Gegenteil, Waldkogel hätte einen großen Nutzen. Automatisch würden mehr Gäste herkommen. Waldkogel könnte wirtschaftlich sehr profitieren bei minimalem Aufwand. Diese Chance sollten wir uns nicht entgehen lassen.«
Bürgermeister Fellbacher schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es knallte.
»Ich wette ein Fass Bier, dass dir der Ruppert Schwarzer, dein Bazi, diese süßen, so verführerisch klingenden Worte eingetrichtert hat. Aber des kann er sich abschminken und du auch, Huber. Da wird nix draus. Ich sage dir, was das bedeuten wird. Unser schönes Waldkogel, alle Straßen und unser Marktplatz würden mit Autos zugeparkt, die sich die Parkgebühr sparen wollen.«
»Wir stellen Parkuhren auf«, warf Franz Huber ein. »Ich habe mich schon erkundigt, wie hoch die Anschaffungskosten wären und ab wann sie sich amortisieren. Alle Gemeinden haben Parkuhren und können das Geld gut gebrauchen, das so in die Gemeindekassen gespült wird.«
»Schmarrn!«, donnerte Fellbacher. »Diese Dinger verschandeln nur das Straßenbild.«
»Dann führen wir Parkgebührenautomaten ein«, argumentierte Huber.
»Mei, hast nicht begriffen? Depperter Ochse«, brüllte Fellbacher. »Es wird keine Zufahrt von dem Brachwiesen auf unsere Landstraße geben.«
Franz Huber sah Bürgermeister Fellbacher wütend an.
»Dann wird sich Ruppert Schwarzer an eine höhere Stelle wenden und es durchdrücken. Dann werden wir kein Mitspracherecht mehr haben.«
Bürgermeister Fellbacher grinste.
»Das kann er gern machen. Er kann auch klagen. Die Rechtsanwälte verdienen gern. Die Klage der Bürgerinitiative der Siedlungsbewohner kostet ihn schon eine Stange Geld. Er wird verlieren, da bin ich mir sicher. Du scheinst es noch nicht begriffen zu haben, Huber. Mit Umsatz, Gewinn, möglichen Steuereinnahmen, Versprechungen von Arbeitsplätzen und so weiter, mei des zieht heute nimmer so. Die Leute wollen Ruhe und Lebensqualität. Ich weiß schon, dass Schwarzer und seine Mitstreiter net bauen können, solange die Zufahrtsfrage net geregelt ist. So eine Klage kann lange dauern, viele Jahre. Aber ich kann des aussitzen und alle im Gemeinderat auch, außer dir natürlich.«
Franz Huber hatte einen hochroten Kopf. Er öffnete mehrmals den Mund und schloss ihn wieder. Er sah aus wie ein Fisch, der auf dem Trockenen liegt und nach Wasser schnappen will.
Bürgermeister Fellbacher grinste.
»Sag mal, Huber, wie ist des eigentlich mit dem Pachtvertrag, den der Schwarzer mit den Weiler Brüdern geschlossen hat. Wussten die Weilers, was Schwarzer vorhat? Du bist doch bei den Vertragsverhandlungen dabei gewesen.«
Es war Franz Huber anzusehen, dass ihm diese Frage nicht gefiel. Verlegen griff er sich an den Hemdkragen.
»Sicher sagte Schwarzer, dass er die Wiesen als Flächen dem Projekt angliedern will. Damit waren sie einverstanden. Ihnen ging es nur ums Geld. Da ließ sich Schwarzer net lumpen. Wer zahlt schon so viel und gleich die Pacht fast für ein ganzes Jahrhundert im Voraus?«, versuchte sich Huber herauszuwinden.
»Angliedern hat Schwarzer gesagt, na ja, dagegen ist nix einzuwenden. Angliedern kann er sie. Es sind schöne Wiesen mit vielen Blumen.«
Dass Bürgermeister Fellbacher so vergnügt aussah, verunsicherte Franz Huber noch mehr. Sein Blick wurde zunehmend unruhiger.
»Auf was willst du hinaus, Fellbacher?«, fragte Huber.
»Ich nehme an, dass du vergessen hast, die Gina nach dem Grundbucheintrag zu fragen?«
»Gehören die Wiesen net den Weiler Brüdern?«
Auf Hubers Stirn erschienen kleine Schweißtropfen. Es war offensichtlich, dass ihm immer klarer wurde, dass er in eine Falle gegangen war.
»Doch, doch, gehören tun sie ihnen schon. Aber es gilt, Auflagen zu erfüllen«, sagte Bürgermeister Fellbacher und lehnte sich siegessicher auf dem Stuhl zurück.
»Welche Auflagen?«, stieß Huber hervor. »Warum hat niemand etwas gesagt?«
»Es ist keiner verpflichtet, etwas zu sagen, Huber. Es wäre die Sache vom Schwarzer gewesen, sich im Vorfeld darum zu kümmern. Aber er hatte wohl dich damit beauftragt oder es vergessen, weil er nur Eurozeichen in den Augen hatte. Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen, wie man sagt.«
Franz Huber lockerte seine Krawatte.
»Donnerblitz und Herrgottsakrament, Fellbacher, du redest jetzt sofort.«
»Reden? Naa, ich gebe es dir schriftlich«, grinste Fritz Fellbacher. »Die Kopie kannst einrahmen und daheim an die Wand hängen.«
Fritz Fellbacher klappte die lederne Sitzungsmappe auf und entnahm einige Kopien, für jedes Gemeinderatsmitglied ein Blatt. Es waren Kopien des Grundbuchauszuges der Brachwiesen.
Alle lasen, danach brach schallendes Gelächter aus. Sie lachten, bis ihnen die Bäuche schmerzten und es ihnen die Tränen in die Augen trieb, alle bis auf Fellbacher und Pfarrer Zandler. Die beiden schmunzelten genüsslich und warfen sich heimlich vergnügte Blicke zu.
Franz Huber wurde kreidebleich. Er sprang auf, sein Stuhl fiel um.
»Aber des kann nicht sein!«, brüllte er.
»Es ist aber so. Die jetzigen Brachwiesen gehörten zur Kirche und waren Pfarrwiesen, über die nur der Pfarrer der Gemeinde Waldkogel verfügen konnte. Als es damals keine Verwendung mehr gab und das Dach unserer schönen Barockkirche neu gedeckt werden musste, entschloss sich der damalige Geistliche, die Pfarrwiesen zu verkaufen. Er tat dies mit der Auflage, dass darauf nicht gebaut wird. Die Wiesen müssen immer Wiesen bleiben. Das wurde damals so im Grundbuch eingetragen. Es kann ja sein, dass die Weiler Brüder es vergessen haben oder es nicht wussten. Der Verkauf der Wiesen an die Familie Weiler ist ja auch schon über einhundert Jahre her«, sagte Pfarrer Zandler. »Ändern an dem Tatbestand können die beiden Brüder nix.«
»Das ist Betrug!«, schrie Huber mit hochrotem Kopf.
»Nein, das ist es nicht. Es ist deine Dummheit und die vom Schwarzer. Jetzt müsst ihr sehen, was ihr damit macht. Na ja, immerhin kann sich Schwarzer damit brüsten, dass er die Natur würdigt. Aber wenn du mich fragst, ist des eine teure Angelegenheit für ihn. Du siehst also, mein lieber Huber, selbst wenn der Gemeinderat wollte«, Fellbacher zuckte mit den Schultern, »sind uns die Hände gebunden. Wir können also gar net darüber abstimmen, Huber.«
Fellbacher grinste.
»Sag dem Schwarzer, dass wir ihm alle für sein Vorhaben viel Erfolg wünschen. Allerdings wird und kann die Gemeinde Waldkogel ihm dabei nicht helfen, selbst wenn wir wollten. Damit ist die Gemeinderatssitzung für heute geschlossen.«
Fellbacher schaute Gina an.
»Hast du alles genau aufgeschrieben, Gina?«
»Habe ich, Herr Fellbacher!«
»Dann war es des für heute! Jetzt lade ich euch alle ein. Aufi, gehen wir zum Xaver!«
Franz Huber warf Fellbacher einen bösen Blick zu, griff nach seinem Hut mit Gamsbart und stürzte aus dem Raum.
Sie gingen alle in das Wirtshaus von Tonis Vater. Die Baumbergers hatten das Nebenzimmer geöffnet. Dort saßen schon viele Waldkogeler und warteten auf den Anpfiff des Fußballspiels. Bürgermeister Fellbacher spendierte eine Runde Obstler und erzählte, wie Ruppert Schwarzer ausgetrickst worden war.
Fritz Fellbacher ahnte natürlich, dass Schwarzer diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen würde.
»Heiner, die Sache geht in die zweite Runde. Trinken wir drauf«, sagte Fellbacher zu seinem Freund, dem Pfarrer.
»Ja, er wird nicht aufgeben! Er wird den damaligen Kaufvertrag mit dem Zusatz einsehen wollen. Und dann wird er große Augen bekommen.«
»Soll er, es wird ihm nichts nützen!«
Die Freunde prosteten sich zu.
*
Das Taxi hielt vor dem ehemaligen alten Bauernhof, in der kleinen ländlichen Gemeinde im Münchner Umland. Adrian Willmer bezahlte die Taxifahrerin und gab ihr ein gutes Trinkgeld. Er und seine Frau stiegen aus. Es war eine warme Sommernacht. Der Föhn wehte unaufhörlich aus der Richtung der Berge.
»Sieh mal, Adrian, im Bürotrakt ist noch Licht.«
»Vielleicht hat Tanja vergessen, das Licht auszumachen«, sagte ihr Mann leise.
Sie gingen auf die ehemaligen Nebengebäude zu. Die Tür stand offen. Tanjas Lieblingsmusik drang heraus. Ihre Eltern traten ein. Tanja saß am Computer und sah kurz auf.
»Da seid ihr ja wieder. Wie war es? Wie kam unser Design an?«
»Ja, alle waren voll des Lobes. Die Einweihung des Hotels und des Restaurants war ein voller Erfolg. Du hast eine wunderbare Arbeit abgeliefert, Tanja. Ich konnte einige neue Kunden für uns gewinnen.«
»Wunderbar! Das freut mich.«
Ihre Eltern warfen sich Blicke zu.
»Alle haben dich vermisst. Sind deine Kopfschmerzen besser?«
Tanja errötete.
»Ja, ja, sie sind besser«, sagte sie kaum hörbar und errötete leicht.
Ihre Eltern wussten, dass die Sache mit den Kopfschmerzen eine Ausrede gewesen war. Sie setzten sich auf die beiden Stühle gegenüber Tanjas Schreibtisch.
»Tanja, deine Mutter und ich denken, dass du deine Kopfschmerzen, die du sicherlich hattest, vielleicht etwas überbewertet hast. Wenn ich dich jetzt so hier am Schreibtisch sehe, dann kann ich mir kaum vorstellen, dass sie so schlimm gewesen sein konnten, dass du uns hättest nicht begleiten können. Tanja, wir verstehen dich. Doch wir sorgen uns um dich. Wenn du eines Tages selbst ein Kind oder Kinder hast, dann wirst du das verstehen. Wir wollen dir nur helfen. Du arbeitest Tag und Nacht. Du gehst nicht aus, nimmst auch keine Einladungen unserer Kunden mehr an. Das geht jetzt schon so seit …«, er sprach es nicht aus, doch Tanja wusste, was ihr Vater meinte. »Deine Mutter und ich fragen uns, wo das hinführen soll.«
»Ihr müsst euch keine Gedanken machen. Mir geht es gut.« Tanja seufzte. »Ja, ich gebe zu, dass ich mich vor der Einladung gedrückt habe. Aber ich will niemand sehen. Jedenfalls sind mir diese Eröffnungspartys im Augenblick einfach zu viel. Ich habe keine Lust auf Süßholzraspler und Komplimente. Ich habe im Augenblick die Nase voll von Männern. Euch muss ich das doch nicht erklären. Es genügt, wenn ihr solche Termine wahrnehmt.«
»Tanja, dass deine Beziehung in die Brüche ging, liegt jetzt schon bald zwei Jahre zurück. Solltest du nicht endlich einen Schlussstrich ziehen?«
»Das habe ich. Ich habe für mich Entscheidungen getroffen. Finger weg, ist das Fazit! Außerdem ging die Beziehung nicht in die Brüche. Ich löste sie, nachdem ich festgestellt hatte, dass Harry etwas mit einer Kollegin hat. Männer können einfach nicht treu sein. Und jetzt will ich nicht mehr drüber reden. Mir geht es gut. Ich habe meine Arbeit und gehe darin auf.«
»Kind, Kind! Wie kann dein Herz nur so verhärtet sein?«, fragte Sofia ihre Tochter. »Nicht alle sind so wie Harry.«
Tanjas Mutter schüttelte den Kopf und seufzte hörbar.
»Mama, ich habe einfach kein Glück. Ich gerate immer an den falschen Mann. Entweder ich verliebe mich und er ist verheiratet oder er entpuppt sich als Hallodri. Auf beides kann ich verzichten. Da ist mir der Umgang mit meiner Candy lieber.«
Tanja schaute ihre Eltern an. Sie deutete auf den Spruch, der über ihrem Schreibtisch hing.
Der Hund bleibt dir im Sturme treu, der Mensch nicht einmal im Winde.
»Du übertreibst, Tanja!«
Ihre Eltern sahen unter Tanjas Schreibtisch. In einem großen Korb kuschelte sich Candy, eine bronzefarbene Neufundländerhündin. Sie war achtzehn Monate alt. Tanjas Eltern hatten sie ihr geschenkt.
»Übrigens, hast du schon einen Tierarztbesuch vereinbart?«
»Ich war sogar schon dort, heute Abend war ich zur Abendsprechstunde.«