Verborgene Reiche - Jasmin Wimmer - E-Book

Verborgene Reiche E-Book

Jasmin Wimmer

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Beschreibung

Nora und Tim sind nicht gerade begeistert darüber, ihre Sommerferien in Irland, bei ihrer Großmutter verbringen zu müssen. Missmutig sehen sie den langweiligen Wochen auf dem Land entgegen! Da wissen sie jedoch noch nichts von Ballycarbery Castle und dem geheimnisvollen Portal ins Reich der Feen, durch das sie in das größte Abenteuer ihres Lebens hineingezogen werden.

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Seitenzahl: 60

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Jasmin Wimmer wurde 1985 in München geboren und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in der Nähe von Starnberg.

Inhalt

Ankunft

Frühstück für die Wichtel

Ballycarbery Castle

Das Reich der Feen

Die Prophezeiung

Aufbruch

In die Sümpfe

Die Königin der Wasserfeen

Gefangen

Das heilige Buch

Flucht

Zurück

Ankunft

Als Nora und Tim am Kerry Airport aus dem Flugzeug stiegen, war es schon fast dunkel. Beide hatten eine kleine Reisetasche bei sich, die sie mit Tante Leannes Hilfe gepackt hatten.

Sie blickten sich beklommen auf dem kleinen Flughafen um, der sich schnell leerte.

Ihre Großmutter sollte sie hier abholen, aber sie waren nicht sicher, ob sie sie erkennen würden. Die Zwillinge kannten nur das alte Foto aus dem Geldbeutel ihrer Mutter. Es war vor etwa zwanzig Jahren gemacht worden, als Leanne und Tammy die Insel verließen, um nach London zu ziehen. Ihre Großmutter hatte die Arme um ihre Töchter gelegt und lächelte etwas traurig in die Kamera .

Vor den Glastüren des Flughafengebäudes kam klappernd ein altes, verrostetes Auto zum Stehen. Eine ältere Frau kletterte vom Fahrersitz und hastete durch die Schwingtüren in die Empfangshalle. Sie blickte sich suchend um, dann fiel ihr Blick auf die Zwillinge und ihre Augen wurden weich. Erleichtert eilte sie auf ihre Enkel zu.

„Nora, Tim! Es tut mir leid, dass ich zu spät bin, der alte Klapperkasten wollte nicht anspringen,“, rief sie und umarmte die Kinder ganz selbstverständlich. Nora und Tim, die ihre Großmutter noch nie getroffen hatten, waren erleichtert über ihre ungezwungene Herzlichkeit und musterten sie verstohlen. Trotz ihres Alters wirkte ihre Großmutter rüstig. Das lange eisengraue Haar hatte sie zu einem Knoten gebunden, der sich in der Hektik ein wenig gelöst hatte. Ihre grünen Augen blitzten freundlich hinter großen runden Brillengläsern hervor.

Sie nahm ihnen die Taschen ab und ging ihnen voraus in die hereinbrechende Dämmerung. Das alte Auto hatte einen verblichenen blauen Lack, der an manchen Stellen abzublättern begann und einige Roststellen. Aber innen war es sauber und roch angenehm nach Leder und Kräutern. Die Geschwister ließen sich erschöpft in die Rücksitze sinken, während ihre Großmutter das Gepäck im Kofferraum verstaute. Dann startete der kleine Wagen mit viel Getöse und holperte los durch die irische Hügellandschaft Richtung Ballycarbery.

Die Großmutter blickte in den Rückspiegel und nickte lächelnd, „So ist’s gut, ruht euch aus, wir fahren fast eine Stunde nach Hause. Und nennt mich einfach Mamó, ja?“

Frühstück für die Wichtel

„Wie geht es eurer Mutter?“, fragte Mamó und wendete geschickt den Pfannkuchen. Nora leckte sich etwas Marmelade vom Finger und blickte aus dem Fenster hinaus in den Garten. Die Büsche glänzten noch feucht vom morgendlichen Tau. „Sie muss für ein paar Wochen im Krankenhaus bleiben, aber sie wird wieder ganz gesund, sagen die Ärzte.“

Sie blickte zu ihrer Großmutter und runzelte nachdenklich die Stirn. „Ihr habt doch telefoniert.“

Mamó nickte leicht, „ Ja, aber Tammy gibt nicht gerne zu, dass es ihr schlecht geht, daran hat sich nichts geändert,“ sagte sie, „es ist schwer zu sagen, wie es jemandem geht, wenn man ihm nicht in die Augen blicken kann!“ Sie legte den letzten Pfannkuchen auf einen Teller und setzte sich zu ihren Enkeln an den Tisch. „Warum bist du nicht mit nach London gegangen?“, fragte Tim und blickte sich skeptisch in der kleinen Küche um. Mamó lächelte verschmitzt. „Ja hier ist alles etwas weniger luxuriös, nicht wahr? Aber hier ist mein Zuhause! Ich bin in diesem Haus geboren worden und ich möchte nirgendwo sonst leben!“ Dann stand sie auf, füllte etwas Milch in ein Glas und stellte es zusammen mit dem letzten Pfannkuchen auf die Terrasse hinaus.

„Frühstück für die Wichtel,“, sagte sie beiläufig, als sie Noras und Tims fragende Gesichter sah, „die haben immerzu Hunger!“

Die Kinder blickten sich irritiert an und mussten sich das Lachen verkneifen. Hatte Mamó das ernst gemeint oder wollte sie sich nur einen Spaß machen und sie verulken?

„Wichtel?“, fragte Nora schließlich, „du meinst wie Kobolde im Märchen?“ „Oh nein!“ Ihre Großmutter schüttelte den Kopf „Nicht wie Kobolde. Den bösen Biestern würde ich in hundert Jahren kein Essen hinausstellen. Das fehlte mir gerade noch, dass die sich auf meiner Terrasse breit machen und meine Pfannkuchen mampfen.“

Nun konnten die Zwillinge sich das Kichern tatsächlich nicht mehr verbeißen, doch ihre Großmutter blieb ernst. „Es gibt viele Dinge, die ihr noch nicht wisst Kinder und vor den Kobolden nehmt euch bloß in Acht!“ Dann begann sie die Küche aufzuräumen und beachtete das ungläubige Gekicher ihrer Enkel nicht mehr.

„Es ist total öde hier!“, muffelte Tim, als sie nach dem Frühstück in das kleine Zimmer gingen, in dem sie die Ferien über gemeinsam wohnen sollten. Sie hatten gestern nur noch zu Abend gegessen. Dann waren sie in die Betten geschlüpft, die zu beiden Seiten einer Fenstertür standen.

In diesen Betten hatten schon ihre Mutter und Tante Leanne geschlafen, als sie Kinder waren. Durch die Fenstertür konnte man in den Garten gelangen. Er war wild und wirkte auf den ersten Blick ungepflegt, doch Mamó hatte ihnen vor dem Frühstück schon ihre Kräuter- und Beerenbeete gezeigt, auf die sie sehr stolz war. Sie packten ihre Taschen aus und verstauten ihre Kleider in den Kommoden, die an den Fußenden der Betten standen.

„Was sollen wir hier machen? Wir werden uns zu Tode langweilen.“, maulte Tim weiter.

„Ach was,“ sagte Nora und grinste, „wir können doch Wichtel füttern und Kobolde jagen. Komm wir gehen raus und erkunden den Garten.“

Tim verdrehte die Augen, folgte aber seiner Schwester durch die Fenstertür in den Garten. Hinter dem niedrigen Holzzaun begann sofort die für Irland typische Hügellandschaft.

In sanften Wellen lag das grüne Land vor ihnen. Darüber spannte sich ein klarer, blauer Himmel. Und etwas entfernt konnten sie das Meer rauschen hören. „Ob wir wohl im Meer baden können?“, überlegte Nora „Wir sollten Mamó fragen, ob sie Fahrräder hat. Dann können wir die Gegend auskundschaften.“ Tim brummte zustimmend, wenn auch nicht sonderlich begeistert. Aber besser als in dem kleinen Cottage herumzusitzen war es allemal.

Tatsächlich besaß ihre Großmutter noch die alten Räder ihrer Töchter. Sie waren jedoch voller Rost und Spinnweben und auf allen Reifen platt, sodass sie sie erst säubern und die Schläuche flicken mussten. Fast den ganzen Tag arbeiteten sie an den Rädern und machten nur Pause um Cornish Pasty zu Mittag zu essen. Ihre Großmutter arbeitete im Garten und half ihnen hier und da. Einmal kam sie mit bedeutungsvollem Blick über die Terrasse und trug den leeren Teller und das leere Glas vom Morgen in die Küche.

Die Zwillinge grinsten sich an und versuchten nicht zu lachen.

Als sie schließlich fertig waren und die Fahrräder glänzend vor ihnen standen, war es für diesen Tag zu spät die Gegend zu erkunden.

Erschöpft aber stolz gingen sie mit ihrer Großmutter hinein und sahen zu, wie sie im Ofen der kleinen Wohnküche das Feuer entfachte. Nachdem sie den Rest der Cornish Pasty gegessen hatten, setzten sie sich auf die Ofenbank und lauschten den Geschichten, die Mamó erzählte während sie an einem neuen Schultertuch strickte.