Verliebe dich. Nicht. - Laura Kneidl - E-Book

Verliebe dich. Nicht. E-Book

Laura Kneidl

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Beschreibung

Nur gemeinsam können sie ihre Träume wahr werden lassen

Die 21-jährige Megan lebt für ihre Kunst. Der erhoffte Erfolg bleibt jedoch aus und sie wird von ihren Eltern vor die Wahl gestellt: Entweder sie studiert oder sie streichen ihr die Unterstützung. Megan entscheidet sich für ihre Kunst und zieht kurzerhand nach Melview, um dort ihren Traum zu verwirklichen. Aber das ist leichter gesagt als getan, denn sie braucht dringend einen Job. Doch als ihr angeboten wird, als Barista im Le Petit zu arbeiten, zögert sie. Grund dafür ist Cameron, der attraktive Cafébesitzer, auf den sie schon lange ein Auge geworfen hat. Allerdings hat Cam sie bei ihrem letzten Treffen eiskalt abblitzen lassen ...

»Unbeugsam & stark — beherrscht & grüblerisch: Die Geschichte von Megan und Cam ist eine explosive Mischung aus Gegensätzen. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen!« CAROLIN WAHL

Der emotionale Abschlussband der BERÜHRE MICH. NICHT.-Reihe


Die BERÜHRE MICH. NICHT.-Reihe:

Band 1: BERÜHRE MICH. NICHT.

Band 2: VERLIERE MICH. NICHT.

Band 3: VERGISS UNS. NICHT.

Band 4: ZERBRICH UNS. NICHT.

Band 5: VERLIEBE DICH. NICHT.

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Seitenzahl: 574

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

Playlist

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

Epilog

Die Autorin

Die Bücher von Laura Kneidl bei LYX

Impressum

LAURA KNEIDL

Verliebe dich. Nicht.

Roman

Zu diesem Buch

Für die 21-jährige Megan ist die Kunst ihr Leben. Ihre tiefsten Gefühle und geheimsten Gedanken kann sie am besten auf der Leinwand zum Ausdruck bringen. Doch der erhoffte Erfolg in der Kunstbranche lässt auf sich warten, bis ihre Eltern schließlich die Reißleine ziehen und sie vor die Wahl stellen: Entweder sie fängt an zu studieren oder sie streichen ihr die finanzielle Unterstützung. Keine Frage, Megan entscheidet sich für ihre Kunst und zieht kurzerhand nach Melview zu ihrer besten Freundin Sage. Um auf eigenen Beinen zu stehen und ihren Traum zu verwirklichen, braucht sie jedoch so schnell wie möglich einen Job. Als ihr die Stelle als Barista im Le Petit angeboten wird, zögert sie dennoch. Grund dafür ist Cameron Bernard, der attraktive Cafébesitzer, auf den sie schon seit ihrer ersten Begegnung ein Auge geworfen hat. Allerdings hat Cam sie bei ihrem letzten Treffen eiskalt abblitzen lassen, obwohl da ein Feuer zwischen ihnen ist, das sich nicht leugnen lässt …

Für dich.

Danke, dass du ein Teil dieser Reise warst.

Playlist

Sleep Token – Chokehold

Paramore – Hard Times

Taylor Swift – You Need to Calm Down

Provinz feat. Casper – Betäub mich

Sigrid – Strangers

Casper und Marteria – Supernova

Sleep Token – Granite

Casper feat. CRO – sommer

Demi Lovato with Slash – Sorry Not Sorry (Rock Version)

Kraftklub – Kein Liebeslied

Wage War – Never Said Goodbye

Bad Omens – The Death of Peace of Mind

Alina Baraz feat. Khalid – Electric

Kummer feat. Nina Chuba – Der letzte Song (Alles wird gut)

Sleep Token – Euclid

Prolog

MEGAN

Halloween

Mein Herz hämmerte wie wild, als ich das Le Petit betrat. Warum zum Teufel war ich aufgeregt? Es gab keinen Grund dafür. Dennoch suchte mein Blick in der Menge wie von selbst nach der Person, die ganz gewiss nicht der Anlass für meine feuchten Handflächen war. Nein. Nope. Ausgeschlossen. Die Aussicht, Cameron Bernard nach fast einem Jahr wiederzusehen, machte mich auf keinen Fall nervös. Ich kannte den Kerl kaum. Ich hatte ihn bisher nur ein einziges Mal für ein paar Minuten getroffen, und dennoch beschleunigte sich mein Herzschlag, wenn ich daran dachte, ihm womöglich gleich gegenüberzustehen.

»Hey!«, rief Luca und riss den Arm in die Höhe, um seine Schwester April auf uns aufmerksam zu machen. Sie arbeitete seit über einem Jahr als Barista im Le Petit, obwohl das Bistro heute, an Halloween, mehr an einen Nachtclub erinnerte als an einen gemütlichen Ort zum Kaffeetrinken und Kuchenessen. Skelette baumelten von der Decke. Künstliche Spinnweben hingen in den Ecken, und direkt neben dem Eingang hockte eine schaurig aussehende Hexe, die laut gackerte, wenn man die Tür öffnete. Natürlich gab es auch geschnitzte Kürbisse, und aus den Lautsprechern schallte eine Halloween-Playlist, welche die verkleideten Gäste zum Tanzen animierte.

April bemerkte Sage, Luca und mich. Ein überraschter Ausdruck huschte über ihr Gesicht, da sie nichts von meinem Besuch geahnt hatte. Doch ihr Erstaunen wurde sogleich von einem breiten Lächeln abgelöst. Sie kam hinter dem Tresen hervor auf uns zugestürmt und schloss mich fest in die Arme. Wir hatten uns durch meine beste Freundin Sage kennengelernt und auf Anhieb gut verstanden.

»Was machst du hier?«, fragte sie aufgeregt. Sie war als Sailor Moon verkleidet und trug einen blauen Rock und eine weiße Bluse mit einer großen roten Schleife auf der Brust. Ihr bereits von Natur aus blondes Haar war unter einer ebenso blonden, aber längeren Perücke verschwunden.

»Ich wollte Sage überraschen. Es geht nämlich gar nicht klar, dass wir zwei Jahre hintereinander mit unserer Tradition brechen, auch wenn Luca letztes Jahr eine angemessene Vertretung für mich war«, brüllte ich ihr über die Musik hinweg zu. Sage und ich liebten Halloween und feierten seit Jahren gemeinsam. Wobei wir nicht wie andere um die Häuser zogen, sondern den Tag zu Hause verbrachten. Wir verkleideten uns, schauten gruselige Kinderfilme, weil Sage keinen Horror mochte, und aßen jede Menge Süßigkeiten und Kürbis in jeder erdenklichen Form – Kürbisbrot, Kürbiskuchen, Kürbissuppe … Letztes Jahr war unsere Tradition mit ihrem Umzug nach Melview allerdings ins Wasser gefallen und ihr Freund für mich eingesprungen.

Luca, der als Captain America verkleidet war, schnaubte. »Ich war deutlich mehr als nur eine angemessene Vertretung.«

»Ich freu mich, dass ihr da seid!«, sagte April, bevor ich etwas erwidern konnte.

»Megan wollte unbedingt herkommen«, ergänzte Sage. Sie war als Piratin verkleidet, und auf ihrer linken Schulter saß ein Plüsch-Papagei. Die Augenklappe ihres Kostüms hatte sie jedoch nach oben geschoben, um in der dämmrigen Beleuchtung des Bistros besser sehen zu können.

Ich grinste. »Schuldig im Sinne der Anklage.«

»Wir bleiben aber nur eine Stunde oder so«, stellte Sage direkt klar. Sie war von meinem Wunsch, ins Le Petit zu gehen, nicht allzu begeistert gewesen. Ich war mir allerdings nicht sicher, ob ihre Angststörung der Grund dafür war oder ob es ihr einfach nicht gefiel, mit unserer Tradition zu brechen. »Wir müssen noch Filme gucken.«

»Ich freue mich, dass ihr hier seid. Egal wie lang«, erwiderte April und legte Sage einen Arm um die Schulter. »Kommt mit. Ich besorg euch was zu trinken.«

Sie führte uns an die Theke, an der ziemlich viel los war. Es gab nämlich nicht nur allerlei alkoholische und alkoholfreie Getränke, sondern auch selbst gemachte Pizza. Ich ließ meinen Blick die Bar entlanggleiten und redete mir ein, dass das Ziehen in meinem Magen nur Hunger war und keine Enttäuschung, weil ich Cam nirgendwo entdecken konnte.

April versorgte uns mit Cola und Pizza, ehe sie sich entschuldigte und wieder an die Arbeit machte, weil der Andrang für ihre beiden Kollegen zu groß wurde. Wir besorgten Luca und mir Cocktails, ehe wir uns mit unseren Getränken ans Ende der Theke stellten. Ich saugte am Strohhalm meines alkoholfreien Drinks, als ich aus dem Augenwinkel einen Kerl im Anzug mit schwarzem Umhang und weißer Maske bemerkte, der als Tuxedo Mask verkleidet war und geradewegs auf uns zukam.

»Hey, was macht ihr denn hier?«, fragte er überrascht.

Luca deutete auf mich. »Megan wollte die Lage checken.«

Der Kerl sah zu mir. Er hatte schwarzes Haar und stechend blaue Augen, die müde hinter seiner Maske saßen. Erst jetzt dämmerte mir, dass das Gavin, Lucas bester Freund, sein musste. Ich hatte schon viel von ihm gehört, aber wir waren uns noch nie persönlich begegnet. »Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Gavin.«

»Megan«, erwiderte ich und schüttelte seine Hand.

Er hatte einen festen Händedruck. »Du bist Sages Malerfreundin aus Maine, oder?«

»Genau, die bin ich.«

»Cool. Luca hat mir ein paar deiner Bilder auf Insta gezeigt.«

»Und wie findest du sie?«, fragte ich geradeheraus. Ich war schon lange nicht mehr schüchtern, wenn es um meine Kunst ging. Manchen Leuten gefielen meine Bilder, anderen nicht. Und das war in Ordnung. Denn Kunst, die jedem gefiel, war für niemanden gemacht. Und ich erschuf lieber Gemälde, die in wenigen etwas bewegten, als welche, die für die Masse nichts veränderten. Weshalb ich versuchte, mir Kritik nicht zu Herzen zu nehmen. Manchmal gelang es mir, manchmal nicht, das war abhängig von meiner Tagesform.

»Echt cool. Du hast wirklich Talent.«

Ich grinste. »Danke. Willst du ein Bild kaufen?«

»Megan!«, zischte Sage und verpasste mir mit dem Ellenbogen einen Stoß in die Seite.

»Was?«, fragte ich unschuldig und zuckte mit den Schultern. Ich liebte meine Kunst, aber diese Liebe finanzierte mir nicht das Leben. »Er würde es auch zum Freundschaftspreis bekommen.«

Gavin lachte beinahe etwas nervös. »Wenn der Freundschaftspreis fünf Dollar sind, dann kauf ich dir gern eines ab. Sonst sieht es eher schlecht aus. Ich bin gerade knapp bei Kasse.«

»Das kenn ich nur zu gut.« Ich jobbte zwar in einem Café in Maine, während ich versuchte, mit meiner Kunst Fuß zu fassen, aber das Geld war immer zu wenig. Allein meine Malutensilien kosteten ein kleines Vermögen. Den Flug hierher hatte ich mir nur dank meiner Flugmeilen leisten können.

»Läuft es immer noch nicht besser?«, fragte Sage mitfühlend.

Ich schüttelte den Kopf, denn ich wollte jetzt nicht über meinen ausbleibenden Erfolg reden. Das würde mich nur runterziehen, und ich wollte einen schönen Abend mit Sage und den anderen verbringen. Die Realität meines Scheiterns würde mich früh genug wieder einholen. Ich blickte über meine Schulter in Richtung der Theke. Natürlich nur, um nachzusehen, wie es April ging, und auf keinen Fall, um erneut nach Cam Ausschau zu halten, von dem noch immer jede Spur fehlte. Der größte Ansturm schien gerade vorbei zu sein. April fing meinen Blick auf und sagte etwas zu ihrem Kollegen, ehe sie hinter der Theke hervorkam und sich zu uns gesellte.

»Ganz schön viel los heute«, sagte Luca, als sie neben ihn trat.

»Ja, der Alkohol lockt die Leute an.«

»Vielleicht solltet ihr immer Cocktails anbieten«, schlug ich vor. Ich kannte keine Details, aber aus Aprils und Sages Erzählungen wusste ich, dass es wohl ziemlich schlecht um das Bistro stand. Man sollte meinen, dass es aufgrund der Nähe zum Campus und Tausender koffeinsüchtiger Studierender gut lief, aber offenbar war das ein Trugschluss.

»Was habt ihr heute schon Schönes gemacht?«, fragte April.

»Wir haben Kürbiskuchen und Kürbisbrot gebacken, Kürbissuppe gekocht, unsere Kostüme angezogen und uns geschminkt«, zählte Sage an den Fingern ab. »Fotos gemacht, und während wir zu Abend gegessen haben, haben wir uns einen Film angeschaut, bis Megan von der Party hier erfahren hat und unbedingt kommen wollte.«

Ich grinste, den Strohhalm meines Cocktails zwischen den Zähnen. Ehrlicherweise interessierte mich die Party nicht sonderlich. Ich hatte beteuert, dass ich April hatte sehen wollen, aber das war nur die halbe Wahrheit, denn sie könnte ich morgen Nachmittag vor meinem Abflug noch sehen. Aber wen ich morgen nicht treffen würde, war ihr sexy Boss.

April sah mich an. »Weißt du schon, wie lange du bleibst?«

»Mein Flug geht Freitag zurück.«

»Du bist also bei der Eröffnung der SHS nicht mit dabei?«, fragte sie mit Bedauern in der Stimme. Studierende helfen Studierenden war eine von ihr gegründete wohltätige Organisation innerhalb der Melview Universität und richtete sich an Studierende, die es finanziell schwer hatten. Sie unterstützte sie mit gespendeten Lebensmitteln, Kleidung und anderen Alltagsgegenständen.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Ich muss zurück. Ich jobbe gerade in diesem kleinen Café bei mir um die Ecke und kann nicht länger freimachen, ohne meine Chefin zu verärgern.«

»Schade.«

»Ja, ich wäre gern dabei gewesen. Es ist so cool, was du da auf die Beine gestellt hast«, erwiderte ich mit enttäuschter Miene. Ich hatte überlegt, den Rückflug erst für Samstag zu buchen, aber die Flüge am Wochenende waren abartig teuer, und Sonntag musste ich wieder arbeiten, weil eine andere Barista sich geweigert hatte, ihre Schicht mit meiner zu tauschen. »Ich bin mir sicher, die Party wird auch ohne mich ein richtiger Kracher.«

April lachte. »Es ist mehr ein Empfang als eine Party. So hart wird es also eh nicht krachen.«

»Was? Meine Party kracht nicht?«, erklang plötzlich eine grummelige Stimme, die mir durch Mark und Bein ging. Ich erschauderte und wandte mich dem Mann zu, nach dem ich nicht Ausschau gehalten hatte – Cam.

Mit seiner Größe von gut eins neunzig und seinen breiten Schultern sprang er mir sofort ins Auge, obwohl ich ihn das letzte Mal vor einem Jahr gesehen hatte. Damals hatte ich Sage besucht und drauf bestanden, dass sie mit mir in das Bistro ging, von dem sie ständig erzählte.

Ich hatte guten Kaffee und leckeres Gebäck erwartet, aber was mir serviert worden war, war der heißeste Kerl, den ich je gesehen hatte, verpackt in eine mehlbestäubte Schürze. Dabei war Cam eigentlich überhaupt nicht mein Typ. Er hatte nichts mit den Männern gemein, die ich üblicherweise datete. Er war etwas älter, Ende zwanzig, deutlich kräftiger gebaut, und dunkle Stoppeln überzogen seinen Kiefer. Sie waren länger als bei einem Dreitagebart, aber kürzer als bei einem Vollbart, während mein Beuteschema sonst eher glatt rasiert war, mit Piercings und Tattoos, von denen Cam meines Wissens keine besaß. Und auch dieser Vorstadt-Dad-Look mit ausgeblichenen Jeans und einem Holzfällerhemd war für gewöhnlich nicht meine Präferenz, aber an ihm gefiel er mir.

Und auch jetzt sah er verdammt gut aus. Er hatte wenig überraschend eine Jeans, schwarze Boots und ein beigefarbenes Hemd an, dessen drei oberste Knöpfe offen standen. Der einzige Hinweis darauf, dass er ein Kostüm trug und nicht in seiner Alltagskleidung steckte, war die Spielzeugpistole, die an der linken Seite seines Gürtels hing. Sein braunes Haar wellte sich um seine Ohren und war etwas länger als bei unserer letzten Begegnung.

Er kam auf uns zu. Noch hatte er mich nicht bemerkt. Er begrüßte erst Luca, dann Sage, bis er sich schließlich mir zuwandte. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Und seine Augen weiteten sich überrascht. Sie waren von einem tiefen Braun, das beinahe schwarz wirkte. Doch in seinem Blick lag nichts Finsteres. Vielleicht war es das, was mich vom ersten Moment an an ihm fasziniert hatte: dieses warme, wohlige Schwarz, das ein Widerspruch in sich war und das ich noch in keinem meiner Bilder hatte einfangen können, sosehr ich mich auch bemüht hatte. Aus diesem Grund waren seine Augen auf dem Bild, das ich von uns beiden gezeichnet hatte, auch geschlossen.

Eindringlich musterte Cam mein Kostüm, das den Amazonen aus Wonder Woman nachempfunden war. Es bestand aus braunen Stiefeln, einem kurzen Rock, der nur bis knapp über meine Oberschenkel reichte, und einer hautengen Korsage aus Kunstleder. Nur meine Haare passten nicht zu dem Outfit. Ich hatte sie vorgestern orange gefärbt, und es wäre eine Schande gewesen, die frische Farbe unter einer Perücke zu verstecken. Mir wurde gleichermaßen heiß und kalt, während Cams Augen über meinen Körper glitten, der sich in diesem Moment nicht mehr daran zu erinnern schien, wie Atmen funktionierte.

Langsam kehrte sein Blick zu meinem Gesicht zurück. »Was machst du hier?«, fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust.

Seine schroffe Art warf mich für einen Moment aus der Bahn, doch ich fing mich sofort wieder. Vermutlich war er nur gestresst und überarbeitet von dem Andrang, der hier herrschte. »Hey, Sexy«, begrüßte ich ihn mit einem verführerischen Lächeln, genauso wie bei unserem Kennenlernen. »Ich besuche Sage und hab gehört, dass hier eine Hammerparty läuft, da wollte ich unbedingt herkommen. Und ich wurde nicht enttäuscht.«

Mein Kompliment ließ Cams strenge Miene weicher werden und ermutigte ihn sogar zu einem feinen Lächeln, das leichte Fältchen um seine Augen offenbarte, was ihn aus irgendeinem Grund noch heißer machte. Aber vielleicht mochte ich es auch einfach, ihn zum Lächeln zu bringen. »Danke. Es hat lange gedauert, alles vorzubereiten, aber April und die anderen waren mir eine große Hilfe … sind mir eine große Hilfe.«

»Die Deko ist echt cool«, sagte ich und deutete auf das realistisch aussehende Skelett, das neben uns von der Decke hing. »Allerdings frag ich mich, wo mein Bild hängt?«

Ich sagte die Worte halb im Scherz und hatte mit vielem gerechnet, einem müden Lächeln, einem Augenrollen, aber ganz gewiss nicht mit der Anspannung, die bei meiner Frage schlagartig Besitz von Cam ergriff. Sein Kiefer wurde hart, seine Lippen schmal und seine Wangen rot. Ob vor Scham oder Wut, konnte ich dank der gedimmten Partybeleuchtung nicht ausmachen, aber dem Flackern in seinen Augen nach tippte ich auf Letzteres.

»Nirgends«, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.

»Warum nicht?«

»Du weißt, warum.«

Ich blinzelte, verdutzt über die scharfe Antwort. Er konnte unmöglich noch immer wegen meines Gemäldes sauer auf mich sein, oder doch? Ich dachte, es wäre bereits Gras über die Sache gewachsen, immerhin lag es Monate zurück, dass ich das Bild, das uns beide beim Sex zeigte, aus einem Impuls heraus gemalt hatte. Es war nach einem ziemlich heißen Traum mit Cam und mir in den Hauptrollen entstanden und mit Abstand eine meiner besten Arbeiten.

Ich hatte die Zeichnung allerdings unmöglich behalten und im Keller meiner Eltern aufbewahren können, also hatte ich sie Cam geschickt. In der Hoffnung, er würde sich darüber freuen und sich vielleicht motiviert fühlen, eines Tages aus meinem Traum Wirklichkeit zu machen, aber seine Reaktion war damals nicht so ausgefallen, wie ich sie mir erhofft hatte. Empört, schon beinahe wütend, hatte er mich angerufen, um sich zu beschweren. Seine Drohung, mir das Gemälde zurückzuschicken, hatte er allerdings nie in die Tat umgesetzt, was bedeutete, dass er es behalten hatte. Weshalb ich davon ausgegangen war, dass es ihm doch irgendwie gefallen hatte.

»Du hast gesagt, du magst meinen Stil«, sagte ich, nun jedoch leicht verunsichert.

Er schnaubte. »Darum geht es nicht. Es ist anstößig.«

»Es ist geschmackvoll«, widersprach ich.

»Das Bild zeigt uns beide beim Sex!«, zischte Cam laut genug, um es all unsere Freunde hören zu lassen. Luca senkte beschämt den Kopf, Sage musterte mit großem Interesse den Papagei auf ihrer Schulter, und April und Gavin wechselten einen beunruhigten Blick, der deutlich zeigte, dass sie lieber nicht Zeugen dieser Unterhaltung wären.

»Na und?«

»Wir hatten nie Sex.« Cam deutete entschieden zwischen mir und sich hin und her, während die Zornesfalten auf seiner Stirn immer tiefer wurden. »Das ist nie passiert.«

Mein Magen zog sich zusammen, und das Echo einer längst vergangenen Erinnerung hallte durch mein Inneres. Ich überspielte das quälende Gefühl, das in meiner Brust aufkeimte, mit einem Schulterzucken, um keine Schwäche zu zeigen. »Aber es könnte passieren.«

»Niemals!«, schnaubte Cam.

Niemals.

Niemals.

Niemals.

Er sagte nur dieses eine Wort, aber es katapultierte mich geradewegs zurück in die Erinnerung, die ich so krampfhaft zu vergessen versuchte. Ohne Erfolg. Und vermutlich würde ich sie auch niemals vergessen. Denn der Moment damals hatte sich nicht nur in meinen Verstand, sondern auch in mein Herz eingebrannt und Narben hinterlassen, die ich niemanden sehen ließ.

Dabei waren es nicht nur Cams Worte, welche die Erinnerung heraufbeschworen, es war vor allem der Ausdruck des puren Ekels auf seinem Gesicht. Als würde die Vorstellung, Sex mit mir zu haben, ihm nicht nur missfallen, sondern ihn geradezu anwidern. Es fehlte nur noch, dass er die Nase rümpfte, einen Würgelaut von sich gab und mir vor die Füße spuckte. Es war demütigend und erniedrigend, vor allem vor meinen Freunden.

Es war wie damals.

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, aber ich weigerte mich, Cam meine Enttäuschung sehen zu lassen. Entschlossen reckte ich das Kinn vor, bemüht, diesen stechenden Schmerz, der mich bereits seit Jahren begleitete, zu ignorieren, so wie ich es immer tat. Was sich jedoch nur schwer ignorieren ließ, waren die mitfühlenden Blicke meiner Freunde.

»Gut«, sagte ich, dankbar dafür, dass meine Stimme normal klang und nicht bebte, obwohl ich mich zittrig fühlte wie seit Langem nicht mehr. »Wenn das so ist, hol ich das Bild morgen ab.«

Cam nickte abgehackt. »Danke.«

Das Schwarz seiner Augen, das mir so warm erschienen war, wirkte auf mich plötzlich kalt und stumpf. Ich hielt seinem Blick stand, aber nur eine Sekunde lang – dann wandte ich mich ab und ging. Denn die Erinnerungen waren plötzlich zu präsent. Die Demütigung und der Schmerz zu überwältigend, aber ich war selbst schuld. Ich hatte Cams Reaktion mit meinen Worten und meinem Bild provoziert. Ich war mal wieder zu direkt gewesen. Zu laut. Zu schrill. Zu fordernd. Obwohl ich es eigentlich hätte besser wissen müssen …

1. Kapitel

MEGAN

4 Monate später

»Endstation. Bitte alle aussteigen!«

Endlich! Ich sehnte mich seit Stunden danach, diese Worte zu hören, und hatte schon fast nicht mehr daran geglaubt. Ich warf einen Blick aus dem Fenster, aber konnte abgesehen von meiner eigenen Reflexion nichts erkennen, da es draußen zu dunkel war. Eilig stopfte ich meine Kopfhörer in den Rucksack, warf ihn mir über die Schulter und sprang von meinem Platz auf. Mein Hintern war taub und platt gesessen, nachdem ich die letzten vier Tage ununterbrochen in Bussen und Zügen verbracht hatte. Ich war von Portland nach New York gefahren, über Chicago nach Reno, und von Reno aus war ich endlich nach Melview gelangt. Die einzigen Pausen, die mein Hintern in dieser Zeit bekommen hatte, waren während des Umsteigens gewesen.

In meiner Vorstellung hatte sich die Fahrt quer durchs Land nicht nur bequemer, sondern auch unterhaltsamer gestaltet. Ich hatte mir vorgenommen, viel zu lesen, Animes zu schauen, meinen Skizzenblock mit Zeichnungen zu füllen und interessante Unterhaltungen zu führen, um Inspiration zu tanken. Aber die meisten Leute waren zu sehr damit beschäftigt gewesen, eine halbwegs gemütliche Schlafposition zu finden, um die lange Fahrzeit zu überbrücken, als dass sie Lust gehabt hätten, mit einer Fremden zu reden. Inzwischen waren sogar meine Energiereserven erschöpft.

Rückblickend wäre es vermutlich klüger gewesen, für etwas mehr Geld einen Flug zu buchen, aber als ich die günstige Zugreise online entdeckt hatte, hatte ich geglaubt, clever und sparsam zu sein. Woran ich nicht gedacht hatte, war all die Kohle, die ich auf der langen Strecke für Trinken und Snacks ausgeben würde. Letztlich hatte ich nichts gespart, sondern nur drei Tage meines Lebens und zahlreiche Nerven im Hintern verloren.

Ich zog an dem Griff meiner Tasche, die in der Ablage über meinem Kopf klemmte. Sie war so prall gefüllt, dass ich sie gewaltsam hatte reinquetschen müssen. Nun steckte sie fest.

»Komm schon«, murmelte ich und zerrte an ihr, als sich mit einem reißenden Geräusch der Henkel löste und ich rückwärts taumelte, geradewegs in den Kerl hinein, der hinter mir stand. Fuck!

»Sorry!«, entschuldigte ich mich mit einem Lächeln, das der Kerl nicht erwiderte. Mürrisch wanderte sein Blick von meinem neu gestochenen Septum-Piercing und dem Nasenring zu meinen blau gefärbten Haaren. Er stieß ein Brummen aus, dann wandte er sich ab, holte seine eigene Tasche problemlos aus der Ablage und marschierte den Gang entlang, ohne mir seine Hilfe anzubieten.

Ich starrte auf den Henkel in meiner Hand und das kleine Namensschild, das daran befestigt war. Ich hatte diese Tasche schon ewig, und das Schild war so alt und verblasst, dass mein Name – Megan Dashner – kaum zu erkennen war. Ich stopfte den Griff in die Jackentasche, um ihn später wieder anzunähen.

Inzwischen war der Bus leer, nur noch ich und der Busfahrer waren übrig. Im dämmrigen Licht beobachtete er mich ungeduldig durch den großen Rückspiegel, mit dem er den Innenraum im Auge behielt. Auch er bot mir keine Hilfe an. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, packte meine Tasche und riss mit aller Kraft daran. Erneut taumelte ich rückwärts. Dieses Mal gegen einen der Sitze. Etwas Spitzes bohrte sich schmerzhaft in meine Seite, aber immerhin gab die Ablage meine Tasche frei. Erleichtert und den Schmerz ignorierend klemmte ich sie mir unter den Arm und verließ den Bus.

Kaum stand ich mit beiden Füßen auf dem Asphalt, schloss sich die Tür hinter mir, und der Bus rauschte mit ratterndem Motor davon. Ich atmete tief ein und wieder aus. Atemwölkchen stiegen von meinen Lippen auf. Es war eiskalt, die Luft klar und frisch. Ich holte Handschuhe und Mütze hervor, die ich in meine Jackentasche gestopft hatte, und zog sie an, wobei die Kälte dermaßen klirrend war, dass es kaum half.

Mit bibbernden Zähnen sah ich mich an dem verlassenen Busbahnhof um und hoffte, Sage zu entdecken. Sie hatte darauf bestanden, mich abzuholen. Zuerst hatte ich abgelehnt und gemeint, ich könnte den Bus nehmen, aber nun war ich froh, dass sie kommen würde. Ich hatte die Schnauze voll von öffentlichen Verkehrsmitteln. Doch von Sage fehlte jede Spur. Ich war allein auf dem Bussteig, mit Ausnahme der Leute, die mit mir angekommen waren. Mit müden Gesichtern, da es bereits kurz vor Mitternacht war, und geschulterten Taschen verstreuten sie sich in alle Richtungen.

Die Gebäude rund um den Bahnhof waren verdunkelt. Nur der kleine Laden mit den Graffiti an der Fassade, von dem Sage mir erzählt hatte, war geöffnet. Ich ging darauf zu. Der Boden war überzogen von einer matschigen Schicht, die einst Schnee gewesen war, bevor unzählige Füße ihn niedergetrampelt hatten. Überall um den Bahnhof herum erkannte ich Schneehaufen, und auch in diesem Moment segelten sanfte Flocken vom Himmel.

Ich stellte mich unter die Markise vor dem Eingang und holte mit zitternden Fingern mein Handy hervor, das nur noch fünf Prozent Akku hatte. Meine Powerbank war leer. Ich entdeckte eine Nachricht von Sage. Sie würde sich verspäten, weil es vor ihr einen Unfall gegeben hatte.

Ich ließ hörbar die Luft entweichen. Normalerweise war ich nicht so dünnhäutig und ungeduldig, aber ich war müde und hungrig, mir war kalt, mein Hintern tat weh, und meine liebste Tasche war gerade kaputtgegangen. So hatte ich mir meine Ankunft in Melview und den mehr oder weniger durch meine Eltern erzwungenen Neustart nicht vorgestellt.

Ich öffnete ihren Kontakt. Doch mein Daumen hielt über dem grünen Anrufbutton inne. Meine Mom hatte mich darum gebeten, sie anzurufen, sobald ich sicher angekommen war, aber um ehrlich zu sein, hatte ich keine Lust, mit ihr oder meinem Dad zu sprechen. Die Stimmung zwischen uns war in den Tagen vor meiner Abreise ziemlich angespannt gewesen. Ich schloss die Kontakte wieder und wechselte stattdessen in den Messenger, um in die Familiengruppe zu schreiben.

Ich: Ich bin angekommen.

Obwohl es in Maine bereits halb drei war, sprang die Nachricht umgehend von Zugestellt auf Gelesen. Meine Eltern waren also noch wach. Normalerweise waren sie um diese Uhrzeit längst im Bett, was bedeutete, dass sie darauf gewartet hatten, dass ich mich meldete, was echt süß war und es mir wirklich schwer machte, sauer auf sie zu sein. Denn auf ihre verdrehte Art und Weise wollten sie nur das Beste für mich.

Plötzlich klingelte mein Handy. Das Geräusch schnitt wie eine Klinge durch die Stille der Nacht und ließ mich zusammenzucken. Instinktiv nahm ich den Anruf an, um es verstummen zu lassen.

»Megan?«, fragte meine Mom verwundert, als hätte sie nicht meine Nummer gewählt.

»Nein, hier spricht Michael, Megans Entführer«, antwortete ich scherzhaft mit tief verstellter Stimme, um sie nicht gleich hören zu lassen, wie angeschlagen ich von der Reise war. Denn was ich gerade überhaupt nicht gebrauchen konnte, war ihre Kritik an meiner Entscheidung, mit Bussen und Zügen hierherzukommen.

»Das ist nicht witzig, Megan!«

»Schon ein bisschen.«

Meine Mom schnaubte, und im Hintergrund konnte ich meinen Dad etwas sagen hören. »Bist du schon bei Sage?«

»Nein, ich warte gerade auf sie.«

»Wann kommt sie?«, fragte meine Mom besorgt, als bestünde tatsächlich die Möglichkeit, von einem Entführer namens Michael oder William oder Jeremiah, oder wie immer Entführer hießen, verschleppt zu werden.

»Sie müsste jede Minute da sein.«

»Hast du nicht irgendwas von einem Laden erzählt, an dem du Sage treffen willst?«

»Ja, ich steh gerade davor.«

»Ist er geöffnet?«

»Ja, das ist so ein 24/7-Ding.«

»Dann geh lieber rein«, sagte meine Mom mit sanfter Strenge. Ihre Besorgnis ließ mich beinahe vergessen, dass sie und mein Dad der Grund dafür waren, weshalb ich überhaupt Ende Februar, mitten in der Nacht und bei Eiseskälte an einem Busbahnhof in Nevada stand. Dreitausend Meilen lagen zwischen mir und meinen Eltern, weil sie mich vor die Wahl gestellt hatten: ihre finanzielle Unterstützung oder meine Kunst.

Ich hatte mich für meine Kunst entschieden.

»Hast du meine Sachen schon losgeschickt?«, fragte ich.

Vor meiner Abreise hatte ich einige meiner Leinwandgemälde und sämtliche Malutensilien bruchsicher in Holzkisten verpackt, die eine Spedition von Maine nach Nevada bringen sollte. Ich war mir vielleicht kein Flugticket wert, aber meine Kunst bedeutete mir die Welt. Und die Ausstattung, die teils von meinen Eltern, teils durch meine Nebenjobs finanziert worden war, war zu wertvoll, um sie mit der Post zu verschicken.

»Noch nicht.«

»Bitte, das ist wichtig«, drängte ich. Ohne meine Sachen konnte ich nicht malen. Und ohne zu malen, konnte ich mir in Melview nichts aufbauen. Ich hatte zwar einen Skizzenblock und ein paar Kohle- und Bleistifte im Rucksack, aber weit würde mich das nicht bringen.

»Ich kümmere mich darum«, versprach meine Mom, und ich wiederum versprach ihr, in den Laden zu gehen, um auf Sage zu warten. Wir legten auf, um den Akku meines Handys zu schonen, der inzwischen bei drei Prozent angekommen war. Ich sah mich ein weiteres Mal an dem Busbahnhof um, aber Sages VW konnte ich noch immer nirgendwo entdecken. Ich hob meine Tasche vom Boden auf und ging in den kleinen Laden, der eine Mischung aus Supermarkt, Zeitungsstand und Kiosk war. Es gab nur zwei Reihen Regale, und an den Wänden hingen Zeitschriften und Bücher, wobei einige davon mit ihren gelben Seiten und altmodischen Covern den Anschein erweckten, als würden sie bereits lange Zeit dort stehen. Auf einem Hocker hinter der Theke saß ein finster dreinblickender Mann und kritzelte auf einem Sudoku-Block herum. Er schaute auf, als er mich reinkommen hörte.

»Willst du was kaufen?«, fragte er ohne jede Begrüßung.

Ich stutzte. »Ähm, eigentlich nicht.«

»Dann verschwinde, das ist ein Laden, keine Parkbank«, sagte er und machte eine wegscheuchende Handbewegung, als wäre ich ein lästiges Insekt, das um seinen Kopf herumschwirrte.

»Draußen schneit es.«

»Was interessiert mich das?«

Ich biss die Zähne zusammen, bemüht, eine unverschämte Bemerkung zurückzuhalten. Dem Kerl konnte egal sein, ob ich hier drinnen oder draußen stand. Es war ja nicht so, als müsste er den Laden extra für mich offen halten. Aber ich wollte keinen Streit provozieren, also setzte ich ein Lächeln auf, das genauso müde war, wie ich mich fühlte. »Dann werde ich wohl doch etwas kaufen.«

Der Mann grunzte, und mit meiner Tasche unter dem Arm schlenderte ich durch den Laden. Immer wieder schaute ich nach draußen in Richtung Parkplatz, in der Hoffnung, Sage zu entdecken. Nach etwa zehn Minuten hatte ich das Innere viermal umrundet und konnte spüren, wie die Blicke des Kerls an der Kasse intensiver wurden. Keine Ahnung, ob er einfach keinen Bock auf Kundschaft oder Angst hatte, ich könnte etwas klauen, aber ich fühlte mich allmählich unwohl in seiner Gegenwart. Ich warf das Versprechen, das ich meiner Mom gegeben hatte, über Bord, schnappte mir einen Schokoriegel und lief damit zur Kasse, um draußen zu warten.

»Das hat ja lange gedauert.«

»Ich konnte mich nicht zwischen Nuss und Karamell entscheiden«, antwortete ich, weiterhin bemüht, ruhig zu bleiben, obwohl mein Nervengewand mit jeder Minute dünner wurde. Ich brauchte dringend eine warme Dusche und noch dringender ein Bett und eine ordentliche Mütze Schlaf.

Der Mann scannte den Riegel. »Das macht 3.50 Dollar.«

Ich stellte meine Tasche ab und fasste in meine Jacke, doch mein Griff ging ins Leere. Ich erstarrte, und mein Puls schoss schlagartig in die Höhe. Ich begann, heftiger zu wühlen. Wo zum Teufel war mein Geldbeutel? Panisch zog ich mir mit den Zähnen einen Handschuh von den Fingern, um besser fühlen zu können. Wild tastete ich erst in einer, dann in der anderen Jackentasche herum, aber sie waren beide leer, abgesehen von dem abgerissenen Henkel. Das durfte nicht wahr sein! Ich klopfte meine Hose ab und durchforstete meinen Rucksack, aber mein Geldbeutel war weg.

»Ich bin gleich zurück!«, rief ich dem Kerl hinter der Kasse zu. Ich ließ mein Gepäck am Boden stehen und stürzte hinaus in die Kälte, zurück zu der Stelle, an der der Busfahrer mich rausgelassen hatte, in der Hoffnung, dass mein Geldbeutel mir aus der Tasche gefallen war, als ich meine Mütze und die Handschuhe herausgeholt hatte. Doch er war nicht da. Hektisch blickte ich mich in alle Richtungen um und versuchte, im matschigen Schnee etwas zu erkennen, aber mein Portemonnaie konnte ich nicht entdecken. Entweder hatte es jemand mitgenommen, oder es war mir bereits im Bus aus der Tasche gefallen.

Scheiße. Scheiße. Scheiße!

Tränen schossen mir in die Augen, und obwohl es eiskalt war und ich das Gefühl hatte, dass mir die Augäpfel gefroren, ging ich nicht zurück in den Laden. Immer wieder lief ich dieselben acht Quadratmeter ab, in der Hoffnung, meinen Geldbeutel doch noch im Matsch zu finden. Aber nach fünf Minuten musste ich mich geschlagen geben. Er war fort. Und mit ihm mein Ausweis, meine Kreditkarte und das bisschen Bargeld, das ich bei mir gehabt hatte.

Was für ein toller Start in mein neues Leben.

Alles wird gut.

Alles wird gut.

Alles wird gut.

Das war mein Mantra der vergangenen zehn Minuten. Bestimmt hatte ich meinen Geldbeutel im Bus verloren, als ich versucht hatte, meine Tasche aus der Ablage zu befreien. Ich würde morgen bei der Busgesellschaft anrufen, und mit Sicherheit würde man mir sagen, dass der Fahrer mein Portemonnaie gefunden hatte und ich es in der Zentrale abholen konnte. Niemand würde meine Kreditkarte überziehen. Niemand würde meine Identität klauen. Und niemand würde mein Bargeld nehmen.

Alles wird gut.

Alles wird gut.

Alles ist gut!

Ich holte tief Luft und zwang mich dazu, die Worte nicht nur zu denken, sondern auch zu glauben. Denn eigentlich war ich kein pessimistischer Mensch. Ich konnte jeder Situation etwas Gutes abgewinnen, aber in diesem Moment fiel es selbst mir schwer, optimistisch zu bleiben. Mein Haar war von der Suche nach meinem Geldbeutel durchnässt, ich saß auf einer kaputten Tasche inmitten eines verlassenen Busbahnhofs, und der Schokoriegel, den ich mir von dem Kleingeld aus den Ritzen meines Rucksacks gekauft hatte, war vermutlich abgelaufen, denn er schmeckte nach Stinkefuß. Oder zumindest so, wie ich mir Schokolade mit Stinkefußgeschmack vorstellte. Dennoch nahm ich einen weiteren Bissen, denn ich hatte Hunger, und Sage war noch immer nicht da. Sie hatte mir erneut geschrieben, um mir mitzuteilen, dass der Unfall sich hinzog und sie einen Umweg fahren musste. Danach hatte mein Handyakku den Geist aufgegeben.

Ich war noch keine halbe Stunde in Melview, dennoch fühlte sich mein Aufenthalt wie verflucht an. Nichts funktionierte so, wie ich es wollte. Vielleicht sollte mir das eine Warnung sein. Womöglich war es ein Fehler gewesen, mein behütetes Leben in Maine aufzugeben und hierherzukommen. Aber welche andere Wahl war mir mit dem Ultimatum meiner Eltern geblieben?

In den letzten eineinhalb Jahren seit meinem Highschoolabschluss hatte ich erfolglos versucht, in der Kunstbranche Fuß zu fassen. Ich liebte die Kunst. Ich liebte das Malen. Ich hatte schon immer gezeichnet, und kaum etwas anderes machte mich so glücklich, wie farbverschmiert vor einer Leinwand zu stehen. Kunst war meine Art, mich auszudrücken und meine Emotionen zu verarbeiten. Wenn ich Angst hatte, malte ich, bis ich keine Angst mehr verspürte. Wenn ich Selbstzweifel hatte, malte ich, bis alle Zweifel vergessen waren. Und wenn ich mich freute, malte ich, um diese Freude auf Leinwand zu bannen, um mich immer wieder an dieses Gefühl und die damit verknüpften Momente zu erinnern. An manchen Tagen, wenn ich nichts empfand, wenn ich taub und stumpf war, erschöpft vom Leben, ließ meine Kunst mich wieder fühlen.

Bisher hatten meine Eltern mich und meine Arbeit immer bedingungslos unterstützt. Doch kürzlich hatten sie mich vor die Wahl gestellt: Entweder ich studierte oder suchte mir zumindest einen lukrativen Job mit mehr Zukunftsperspektiven, oder ich müsste ausziehen und mit meiner Kunst auf eigenen Beinen stehen. Vermutlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass ich meine Sachen packen und ans andere Ende des Landes ziehen würde, um meinem Traum nachzujagen. Doch es gab kaum etwas, das ich für meine Kunst nicht tun würde. Denn ich sah mich selbst weder in einem Hörsaal noch in einem stupiden Nine-to-five-Job. Sicherlich gab es Menschen, denen das genug war, aber zu ihnen gehörte ich nicht. Allein die Vorstellung raubte mir die Lebensfreude, und meine Kreativität verkroch sich in eine dunkle Ecke. Mir war es völlig unbegreiflich, wie Leute es ertrugen, tagein, tagaus, Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr in denselben Routinen festzuhängen, ohne spontan daraus ausbrechen zu können.

Das war nichts für mich, und das sollten meine Eltern eigentlich wissen. Daher war ich mir nicht sicher, was mich mehr enttäuschte: dass sie offenbar nicht ausreichend an meine Kunst glaubten, um darin eine lukrative Zukunft zu sehen, oder dass sie mich als Menschen nicht gut genug kannten, um zu wissen, dass ein Bürojob mein Untergang wäre. Ich würde lieber für den Rest meines Lebens zum Mindestlohn halbtags in Cafés jobben, als meine Seele für einen Platz in einem Großraumbüro zu verkaufen.

Mir war nicht ganz klar, woher dieser plötzliche Umschwung bei meinen Eltern gekommen war – ich hatte nur eine Vermutung –, aber bisher hatten sie mich immer unterstützt. Mein Dad sammelte sämtliche Zeitungsartikel on- und offline, in denen meine Kunst erwähnt wurde, und meine Mom war diejenige gewesen, die vor sechs Jahren vorgeschlagen hatte, den Keller auszubauen, um ein eigenes kleines Reich inklusive Atelier für mich zu erschaffen.

Plötzlich erhellten Scheinwerfer die Straße vor mir und rissen mich aus meinen Gedanken. Ich blinzelte, und ein Stein fiel mir vom Herzen, als ich Sages VW erkannte. Überwältigende Erleichterung, die mich beinahe zum Weinen brachte, brach über mich herein, aber ich verkniff mir die Tränen, um Sage nicht zu beunruhigen. Sie grinste mich durch die Scheibe an und bedeutete mir, einzusteigen. Ich schnappte mir meine Tasche vom Boden, warf den angeknabberten Stinkefußriegel in den Mülleimer neben mir und sprang in den Wagen. Mit einem Ächzen ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen.

»Na endlich!«

Entschuldigend verzog Sage die Lippen. Sie trug eine rote Jacke, und ihre schulterlangen braunen Haare steckten unter einer Mütze mit dem Logo der Melview Universität. »Sorry für die Verspätung!«

Ich stopfte meine Tasche in den Fußraum. »Nicht schlimm. Ich habe mir nur drei Zehen abgefroren.«

»Ach, wenn es nur drei sind, hast du ja noch sieben.«

»Stimmt. Und damit erreiche ich völlig neue Leute in der Fußfetisch-Community.«

Sage lachte, und der Ausdruck in ihren braunen Augen wurde weich, als sie mich ansah. Sie beugte sich über die Mittelkonsole, um mich zu umarmen, obwohl ich seit vier Tagen nicht geduscht hatte und vermutlich nach Schweiß und den muffeligen Bussitzen roch. »Es ist so schön, dass du da bist«, nuschelte sie in mein Ohr.

Ich drückte sie fest. Denn wenn Melview eine gute Sache zu bieten hatte, dann war es Sage. Wir kannten uns seit dem Kindergarten und waren seitdem Freundinnen, obwohl wir unterschiedlicher nicht sein könnten. Ich war bunt und manchmal laut, Sage hingegen eher ruhig und besonnen. Dennoch waren wir in den letzten sechzehn Jahren immer füreinander da gewesen. Viele Leute waren in dieser Zeit in mein Leben gekommen und wieder gegangen. Doch Sage war geblieben. Als sie vor etwa eineinhalb Jahren den Entschluss gefasst hatte, für ihr Studium nach Nevada zu ziehen, hatte es mir das Herz gebrochen. Ich hatte sie in den ersten Monaten schrecklich vermisst, aber sie war in Melview aufgeblüht. Ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen hatte ihr gutgetan – und vielleicht würde es mir auch guttun.

Ich hatte mich in meiner alten Heimat festgefahren. Ich kannte alle Künstler und alle Galeristen dort, und egal welche Clubs und Bars ich besuchte, gefühlt sah ich dort immer nur dieselben Gesichter aus der Szene. Vielleicht war dieser Tapetenwechsel genau das, was ich brauchte, um meine Kunst anzukurbeln.

2. Kapitel

CAMERON

»Elendiges Drecksding!«

Ich verpasste dem Heizkessel einen Tritt. Seit einer Stunde stand ich im Keller des Le Petit und versuchte, die Anlage aus dem letzten Jahrhundert wieder zum Laufen zu bringen. Das Teil machte seit Jahren Probleme, aber diesen Winter war es besonders schlimm. Die Heizung hatte ständig Aussetzer, was nicht gerade für eine gemütliche Atmosphäre im Bistro sorgte.

Genervt machte ich mich ein weiteres Mal daran, die Bestandteile der Heizung zu überprüfen, aber ich konnte den Grund für die Ausfälle nicht finden. Ich hatte das Teil gefühlt schon einmal komplett auseinander- und wieder zusammengebaut. Der Filter war ausgetauscht, die Verkabelung getestet und die Sicherungen geprüft, aber nichts funktionierte. Vermutlich würde ich nicht darum herumkommen, einen Fachmann zu rufen, aber das würde mich einen Arsch voll Geld kosten. Geld, das ich nicht hatte, weil das Le Petit seit Wochen rote Zahlen schrieb.

Ich warf meine Zange zu dem anderen Werkzeug, das überall auf dem Boden verteilt lag, und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Dabei starrte ich die Anlage an, die den düsteren Kellerraum dominierte. Es war ein monströses Gebilde aus Rohren, Ventilen und Pumpen, das damals von meinem Dad eingebaut worden war. Der Kessel war von einer dicken Schicht Staub bedeckt, und obwohl das Ding seit Tagen nicht richtig lief, hing der Geruch verbrannten Öls in der Luft. Ich hatte die kleinen Kellerfenster bereits geöffnet, aber es half nicht und sorgte nur dafür, dass es in dem Gewölbe zunehmend kälter wurde.

Ich nahm mir seit Jahren vor, den Keller auszuräumen, die alten Unterlagen meines Dads, die in staubigen Kisten lagerten, wegzuschmeißen und alles zu renovieren, um den Platz als Vorrats- und Abstellkammer zu benutzen, anstatt mein Büro immer weiter vollzustopfen. Aber eine Renovierung kostete viel Geld und viel Zeit – beides Dinge, die ich nicht hatte. Weshalb ich meinen Plan seit Jahren immer wieder aufschob, und wenn ich ehrlich mit mir war, würde ich ihn vermutlich nie in die Tat umsetzen. Zumindest nicht, wenn es so weiterging wie bisher, denn dann konnte ich das Le Petit in spätestens fünf bis sechs Monaten dichtmachen.

Ich stieß einen frustrierten Laut aus, und mir wurde die Kehle eng wie jedes Mal, wenn ich an die Zukunft des Bistros dachte. Denn obwohl das Le Petit nicht gut lief, so war es doch mein ganzer Stolz und das Vermächtnis meines Dads. Er war vor zwölf Jahren mit Anfang vierzig an einem Herzinfarkt verstorben. Ich hatte die Leitung des Bistros übernommen, ohne zu ahnen, welche Auswirkungen das auf mein Leben haben würde. Manchmal fragte ich mich, wie anders es aussehen würde, hätte ich das Bistro damals verkauft, anstatt in Dads Fußstapfen zu treten. Aber das waren Gedankenspiele, die nirgendwo hinführten.

Ich hockte mich hin, um mein Werkzeug einzusammeln, und beschloss, später einen Heizungsbauer anzurufen, denn niemand wollte Ende Februar gemütlich eine Tasse Kaffee bei kühlen fünfzehn Grad Zimmertemperatur trinken. Mit dem Werkzeugkoffer in der Hand ging ich wieder hoch. Ich war nicht überrascht, das Bistro genauso leer vorzufinden wie vor einer knappen Stunde, als ich in den Keller verschwunden war. Obwohl das Le Petit in unmittelbarer Nähe zum Campus lag, war mein Café für die wenigsten die erste Anlaufstelle für ihren täglichen Koffeinfix. Denn überall um die MVU herum gab es Bistros und Cafés wie meines, aber die meisten gehörten zu bekannten Ketten, und das bedeutete: günstigere Preise, eine größere Auswahl und funktionierende Heizungen.

April stand hinter der Theke und hing gelangweilt an ihrem Handy. Vermutlich sollte ich ihr das während der Arbeitszeit verbieten, aber ohne Gäste gab es nicht viel zu tun. Und so wie ich April kannte, hatte sie bereits alles andere erledigt, denn sie war mit Abstand meine beste Mitarbeiterin. Sie war nicht nur immer höflich zur Kundschaft, sie arbeitete auch selbstständig. Ich musste sie nie ermahnen, die Tische abzuwischen, den Boden zu fegen oder die Spülmaschine einzuräumen. Sie machte es von sich aus. Ich konnte mich auf sie verlassen, denn das Le Petit war für sie nicht nur irgendein Job. Ihr lag wirklich etwas am Bistro, was vermutlich der Grund gewesen war, weshalb ich in den ersten Monaten, nachdem sie hier angefangen hatte, einen ziemlichen Crush auf sie entwickelt hatte. Aber ich war dem nie nachgegangen. Ich hatte mir eingeredet, dass es am Altersunterschied lag und daran, dass ich ihr Chef war, doch wenn ich ehrlich mit mir war, hatte es vor allem daran gelegen, dass ich keine Ahnung gehabt hatte, wie ich sie darauf hätte ansprechen sollen.

Nach einer Weile hatte sich diese Schwärmerei zum Glück gelegt, und inzwischen waren wir so etwas wie Freunde, auch wenn wir außerhalb der Arbeit nicht wirklich Zeit miteinander verbrachten. Dennoch stand ich April näher als den meisten Menschen, abgesehen von meiner Mom.

»Bitte sag mir, dass die Heizung wieder läuft«, flehte sie, als ich die Theke erreichte. Sie stopfte das Handy zurück in die Tasche ihrer Jacke, die sie sich übergezogen hatte.

Ich schüttelte den Kopf. »Nope, die ist kaputt.«

»Kaputt-kaputt wie in: Du musst eine neue kaufen?«

»Kaputt-kaputt wie in: Da muss ein Fachmann ran.« Daran, dass die Heizung womöglich unreparierbar war, wollte ich überhaupt nicht denken. Ich würde mir schon die Reparatur kaum leisten können, geschweige denn eine komplett neue Anlage.

»Mist«, sagte April. »Kriegst du das hin? Ich meine … finanziell?«

Sie flüsterte das letzte Wort, obwohl niemand da war, der sie hören konnte. Meistens versuchte ich, mich in der Gegenwart meiner Angestellten zusammenzureißen und nicht durchscheinen zu lassen, wie schlecht es dem Le Petit wirklich ging. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen um ihre Gehälter oder ihren Job machten, auch wenn sie vermutlich eins und eins zusammenzählen konnten. Doch mit April war ich schon immer offener gewesen als mit all den anderen.

»Nein, nicht wirklich, aber das wird schon.«

»Wenn du Unterstützung brauchst, kann ich dir gern was leihen«, bot April an. »Ich hab noch immer das Geld, das mir meine Mom zum achtzehnten Geburtstag geschenkt hat.«

Entschlossen schüttelte ich den Kopf. »Das kommt nicht infrage.«

»Wieso nicht? Ich brauche das Geld gerade nicht.«

»Das ist mir egal. Ich leih mir kein Geld von dir.« Es war nicht das erste Mal, dass April mir dieses Angebot machte. Ihre Mom war Maklerin und anscheinend ziemlich wohlhabend. Sie hatte Luca zu seinem Achtzehnten eine Wohnung geschenkt und April das Geld ausbezahlt. Aber mir war egal, wie viel Geld April hatte und wie wenig sie es brauchte, ich würde mir nichts von ihr borgen.

April schürzte die Lippen und betrachtete mich unzufrieden. »Dir ist hoffentlich klar, dass du dir damit das Leben nur selbst schwer machst.«

»Vielleicht, aber du bist meine Angestellte. Und ich hab eine Bank, zu der ich gehen kann, wenn ich Geld brauche«, sagte ich mit einer Strenge, die keine Widerworte zuließ.

April grummelte etwas Unverständliches und fragte mich anschließend nur noch, ob sie mir einen Kaffee machen sollte. Ich hatte mir inzwischen abgewöhnt, sie darauf hinzuweisen, dass ich mir den auch selbst zubereiten konnte, da sie das nicht hören wollte.

Ich lehnte mich gegen den Tresen, die Arme vor der Brust verschränkt, um mich warm zu halten, obwohl ich während meines Reparaturversuchs an der Heizung ziemlich ins Schwitzen gekommen war. »Wie geht es Gavins Mom?«

April warf mir einen Blick über die Schulter zu. »Ganz gut. Die Physio bewirkt wahre Wunder. Ihr Kurzzeitgedächtnis bereitet ihr manchmal Probleme, aber die Ärzte sind optimistisch. Sie meinten auch, dass sie bald entlassen werden kann. Gavin und ich fahren nächste Woche die Entzugsklinik besuchen, die meine Mom vorgeschlagen hat.«

»Das sind gute Neuigkeiten«, antwortete ich laut, damit April mich über das Rattern der Kaffeemaschine hinweg verstehen konnte. Ich hatte von dem ganzen Drama rund um Aprils Freund Gavin und dessen Mom Monica erst kürzlich erfahren. April hatte mir während einer ruhigen Minute im Bistro – wovon es viele gab – alles erzählt, vom Selbstmord von Gavins Dad bis hin zu dem Alkoholproblem seiner Mom, um die er sich lange Zeit allein gekümmert hatte. Ich kannte ihn kaum, aber er schien ein cooler Typ zu sein, und er machte April glücklich. Sie lächelte jedes Mal, wenn sie von ihm redete. Was ein Grund mehr war, weshalb ich froh darüber war, dass meine Gefühle für sie der Vergangenheit angehörten.

April reichte mir den Kaffee. »Bitte schön, Boss.«

»Nenn mich nicht so.«

»Geht klar, Chef.«

Ich verdrehte die Augen, auch wenn ich es wirklich hasste, so genannt zu werden. Obwohl ich erst neunundzwanzig war – fast dreißig –, fühlte ich mich oft unglaublich alt. Keine Ahnung, ob es an der Verantwortung lag, die ich für das Le Petit trug. Daran, dass ich seit Jahren sieben Tage die Woche vierzehn Stunden arbeitete. Oder daran, dass ich im Alltag fast ausschließlich mit Studierenden zu tun hatte, von denen die meisten deutlich jünger waren als ich. So oder so fühlte ich mich an den meisten Tagen deutlich älter als dreißig, nicht körperlich, aber mental. Und wenn April mich »Boss« oder »Chef« nannte, kam ich mir nur noch älter vor, weil ich dann immer an Typen in Anzügen mit Krawatte und grau meliertem Haar denken musste. Ich besaß weder einen Anzug, noch hatte ich graue Haare.

Ich nippte an meinem Kaffee und sah auf die Uhr. Es war kurz nach zwölf. »Wollest du heute nicht früher Schluss machen?«

»Ja, ich wollte nur warten, bis du aus dem Keller kommst.« Sie lächelte, aber es wirkte etwas unsicher. Und sie setzte sich auch nicht in Bewegung, um ihre Tasche zu holen, sondern blieb wie angewurzelt vor mir stehen.

Ich runzelte die Stirn. »Ist was?«

»Ja, vielleicht.«

»Und was?«, hakte ich nach, nun neugierig.

»Es gibt da eine Sache, aber ich weiß nicht, ob ich dir davon erzählen soll.«

Ich sah sie abwartend an. »Jetzt musst du es mir sagen. Du kannst so was nicht andeuten und dann einen Rückzieher machen.«

Verlegen biss sich April auf die Unterlippe. Noch vor einem Jahr hätte mich diese kleine Geste ziemlich aus der Fassung gebracht, aber nun spürte ich nichts mehr. »Ich weiß eigentlich gar nicht, ob es dich überhaupt interessiert.«

»Das werden wir wohl gleich herausfinden.«

»Megan ist seit gestern in Melview.«

Die Erwähnung dieses Namens reichte aus, um mein Herz zum Stolpern zu bringen. Sofort tauchte ein Bild vor meinem inneren Auge auf: wie Megan nackt auf meinem Schoß saß, stöhnend, ihr Gesicht in Ekstase verzogen, während wir Sex hatten. Doch es war keine Erinnerung, sondern ein existierendes Bild. Ein Gemälde, das ich unter meinem Bett aufbewahrte und das mir Megan vor etwas über einem Jahr geschenkt hatte. Letztes Jahr an Halloween hatte sie mir versprochen, es abzuholen, aber ich hatte es noch immer, was kein Wunder war. Ich war Megan auf der Party vor den Augen der anderen ziemlich schroff angegangen, und an ihrer Stelle hätte ich vermutlich auch keine Lust darauf gehabt, mich am nächsten Tag zu sehen. Ich hatte sie damals nach unserem Streit sogar noch gesucht, um mich bei ihr für meine harsche Wortwahl zu entschuldigen und ihr meine Reaktion zu erklären, aber sie war bereits fort gewesen.

Ich räusperte mich und griff nach einem herumliegenden Putzlappen, um mich abzulenken, denn allein der Gedanke an Megan reichte aus, um dieses unruhige Gefühl in mir auszulösen. »Na und? Sie besucht Sage doch öfter.«

»Sie besucht Sage nicht nur«, sagte April und beobachtete, wie ich den ohnehin schon sauberen Tresen abwischte. »Sie zieht hierher.«

Meine Bewegungen gerieten für einen Moment ins Stocken, aber ich zwang mich weiterzumachen, um mir nichts anmerken zu lassen. »Du hattest recht, das interessiert mich nicht. Ich kenne Megan kaum.«

»Schon, aber das letzte Mal, als wir über sie gesprochen haben, meintest du, dass du vielleicht mit ihr über die Sache an Halloween reden willst. Außerdem habt ihr dieses komische Ding am Laufen und –«

»Wir haben kein komisches Ding am Laufen«, unterbrach ich April und hätte mir dafür am liebsten selbst eine Nackenschelle verpasst. Ich verstand es nicht. Ich verstand mich nicht. Warum nutzte ich jede Gelegenheit, um klarzustellen, dass zwischen Megan und mir nichts lief? Und auch niemals etwas laufen würde, obwohl allein der flüchtige Gedanke an Sex mit ihr ausreichte, um mich hart werden zu lassen. Genauso wie der Anblick dieses Bildes, aber jedes Mal, wenn das Thema darauf kam, war da dieses Gefühl von Verklemmtheit und Unsicherheit, das ich einfach nicht abschütteln konnte.

April hob abwehrend die Hände. »Okay, dann eben nicht, aber … jetzt weißt du es, falls du ihr mal über den Weg läufst und dich wunderst. Ich mach jetzt Schluss, wenn du mich nicht mehr brauchst.«

Ich schüttelte den Kopf, und April huschte in mein Büro, um ihre Tasche zu holen. Sie verabschiedete sich, und ich wünschte ihr einen schönen Tag. Den Lappen, mit dem ich die Theke geputzt hatte, hielt ich noch immer in der Hand. Meine Finger waren wie Klauen darum geschlossen. Ich zwang mich, sie zu lockern. Die Vorstellung, Megan jederzeit in der Stadt oder auf dem Campus begegnen zu können, war Folter und Wohltat zugleich. Sie war wunderschön mit ihren bunten Haaren, dem schelmischen Funkeln in den Augen und ihrem verträumten Lächeln. Ich hätte sie stundenlang ansehen können. Doch ihre direkte, unerschrockene Art löste in mir Unsicherheiten aus, derer ich mir ungern bewusst wurde. Was auch immer es war, sie hatte etwas an sich, das mich aus der Fassung brachte. Sie versetzte meine Gedanken in Unruhe und mein Herz in Raserei, obwohl wir uns kaum kannten.

3. Kapitel

MEGAN

Zwölf Stunden Schlaf, eine warme Dusche und eine Pizza zum Frühstück später fühlte ich mich endlich wieder wie ich selbst. Mein Hintern würde vermutlich noch eine Weile brauchen, um sich von der Reise zu erholen, und da war auch noch die Sache mit meinem Geldbeutel, die ich regeln musste. Aber während ich darin gestern eine Katastrophe kolossalen Ausmaßes gesehen hatte, erschien mir die ganze Angelegenheit heute nur noch halb so wild. Meine Kreditkarte hatte ich bereits sperren lassen, und sollte der Busfahrer meinen Geldbeutel nicht gefunden haben, wäre eben etwas Bargeld weg. Und ich müsste mir natürlich einen neuen Ausweis besorgen. Dann aber direkt mit einer Wohnadresse in Melview. Die hätte ich ohnehin ändern müssen.

»Hier«, sagte Sage und stellte eine Tasse vor mir auf dem Boden ab, während ich kopfüber in der Herabschauender-Hund-Position hing, um meine von der Reise steifen Glieder zu dehnen. Ich war nicht gerade der sportliche Typ, aber Sage und ich hatten damals in Maine ständig aneinandergeklebt, und ohne sie hatte ich plötzlich viel Zeit gehabt, die ich irgendwie hatte füllen müssen. So hatte ich Yoga für mich entdeckt, denn die Bewegung tat meinem Rücken ganz gut, da ich im Alltag hauptsächlich vor Leinwänden kauerte.

»Danke.« Ich ließ mich auf den Boden plumpsen, schlug die Beine unter und griff nach der Tasse. Ich trank einen Schluck. Wie erwartet war der Tee viel zu heiß, aber auch viel zu süß. Sage-süß. Das hatte ich vermisst. Zwar hatte ich Sage erst vor ein paar Wochen gesehen, als sie ihre Familie über Weihnachten in Maine besucht hatte, und zuvor war ich an Halloween in Melview gewesen, aber das hier fühlte sich anders an, nun, da ich wusste, dass ich bleiben würde.

»Warum guckst du mich so an?«, fragte Sage. Sie hatte sich auf ihr Bett gesetzt und die Decke über die Schultern gezogen. Eingekuschelt pustete sie in ihre Tasse und musterte mich über den Rand hinweg.

»Dein Tee ist viel zu süß.«

»Was?!«, rief Sage schon beinahe empört. »Ich habe dir extra weniger Zucker reingetan! Willst du einen neuen?«

»Nein. Ich find’s gut.«

Mit hochgezogenen Augenbrauen, als hätte ich den Verstand verloren, sah Sage mich an. »Du magst es, wenn dir dein Tee nicht schmeckt?«

Ich lachte. »Nein, aber ich mag es, Tee zu trinken, den du gemacht hast. Das erinnert mich an damals, an all die Wochenenden, die du mit mir in meinem Atelier abgehangen hast. Das habe ich vermisst. Ich habe dich vermisst.«

»Aww, ich dich auch! Aber jetzt bist du hier, und du bleibst hier.«

»Ja, aber ich werde dennoch schauen, dass ich schnell was Eigenes finde«, versprach ich und ließ meinen Blick durch Sages kleines Ein-Zimmer-Apartment wandern, das mir von meinen früheren Besuchen bereits vertraut war. Man kam von der Wohnungstür direkt in den Wohn- und Schlafbereich, der von einem Bett mit bunten Kissen und Decken dominiert wurde. Ein paar Schritte entfernt standen Sages Kleiderschrank und ein Schreibtisch, auf dem sich neben ihren Unterlagen für die Uni zahlreiche Schmuckcontainer türmten – diese waren eigentlich in jedem Winkel der Wohnung zu finden. Selbst auf der Theke, welche den Rest des Zimmers von der Küche trennte, stapelte sich das Rohmaterial für den Schmuck, den Sage bastelte, zusammen mit dem dazugehörigen Werkzeug und dem Verpackungsmaterial, um die Bestellungen aus ihrem Etsy-Shop zu verschicken. Sie hatte hier kaum genug Platz für sich selbst, geschweige denn für eine Mitbewohnerin. Eine Weile würde das schon klargehen, aber langfristig war das keine Lösung. Spätestens wenn meine Malutensilien geliefert wurden, würde ich Platz brauchen, um meine Staffeleien aufzustellen.

»Stress dich nicht. Unter der Woche bin ich eh an der MVU oder auf der Arbeit. Und wenn du mal die Nase voll von mir hast, kann ich auch für ein paar Tage zu Luca. Er ist im Moment eh oft allein zu Hause, weil April bei Gavin abhängt«, sagte Sage, und wie immer, wenn sie den Namen ihres Freundes erwähnte, trat dieser verträumte Ausdruck in ihre Augen. Luca und sie waren inzwischen seit einem Jahr zusammen, und man sollte meinen, dass diese ständige Schwärmerei allmählich nachließ, aber dem war nicht so. Und auch April und Gavin waren mittlerweile ein Paar, was nicht verwunderlich war, nachdem Sage, Luca und ich sie an Halloween dabei erwischt hatten, wie sie vor dem Le Petit übereinander hergefallen waren. Das war aber auch die einzige schöne Erinnerung an diesen Abend …

Ich stand auf und ging in die Küche, um die Zuckerbrühe in meiner Tasse mit etwas heißem Wasser zu verdünnen. »Danke, aber das wird nicht nötig sein. Ich hab nie die Nase voll von dir.«

»Wart’s nur ab. In drei Wochen bist du froh, wenn ich mal weg bin.«

»Das glaube ich nicht. Und wer weiß, vielleicht bist du auch irgendwann von mir genervt.«

Sage zuckte mit den Schultern und nahm noch einen Schluck von ihrem Tee. »Das kann gut sein. Du kannst einem manchmal schon echt auf die Nerven gehen.«

»Heh!« Ich schnappte mir das Küchentuch, das neben der Spüle lag, und schleuderte es in Sages Richtung, allerdings flog das Ding nicht sonderlich gut und sackte zwei Schritte von mir entfernt wieder zu Boden. Wir beide starrten das Tuch an, dann begannen wir lauthals zu lachen. Ich hob es auf, während Sage noch weiter kicherte, bis ihr Handy vibrierte. Sie warf einen Blick auf die Nachricht, die sie bekommen hatte, legte das Handy aber anschließend unkommentiert zurück auf ihren Nachttisch.

Ich lehnte mich gegen die Theke. »Was steht heute auf dem Plan?«

Sage sprang von ihrem Bett auf. »Ich dachte, wir könnten vielleicht in die Stadt fahren, damit du Melview noch ein bisschen besser kennenlernst. Ich habe eine Galerie mit Café gefunden, und den Bewertungen nach ist der Kuchen dort ziemlich lecker.«

»Klingt super. Vielleicht bekomm ich dort auch was Anständiges zu trinken«, sagte ich und kippte den einst süßen Tee, der jetzt bloß noch wässrig schmeckte, in die Spüle. »Lass mich vorher nur schnell bei der Busgesellschaft anrufen, vielleicht können wir auf dem Weg meinen Geldbeutel abholen.«

»Vielleicht taucht dein Geldbeutel ja doch noch auf«, sagte Sage, als wir die Zentrale der Busgesellschaft verließen. Ich hatte angerufen, aber niemand war ans Telefon gegangen, also hatten wir uns dazu entschieden, vorbeizufahren und vor Ort nachzufragen. Mein Geldbeutel war allerdings nicht abgegeben worden. Die Frau am Empfang war sogar so nett gewesen, bei dem Fahrer der gestrigen Route nachzufragen, aber er hatte keine Hinterlassenschaften in seinem Bus gefunden. Vermutlich war mir das Ding gestern wirklich am Bahnhof aus der Tasche gefallen, und irgendjemand hatte es mitgenommen. Hoffentlich war es zumindest jemand gewesen, der mein Geld dringend gebrauchen konnte.

»Vielleicht«, erwiderte ich mit einem Lächeln und schob die Hände in die Taschen meiner Jacke. »Ich hoffe, es ist okay, wenn ich mir die nächsten Tage ein bisschen was von dir leihe, bis ich eine neue Kreditkarte habe. Ich ruf später bei der Bank an.«

»Klar! Du hast mir in den letzten eineinhalb Jahren oft genug finanziell aus der Patsche geholfen. Jetzt bin ich an der Reihe«, sagte Sage und erwiderte mein Lächeln. Ich verzichtete darauf anzumerken, dass sie mir inzwischen alles zurückbezahlt hatte und mir nichts mehr schuldig war. Ihr Etsy-Shop war in den letzten Monaten deutlich gewachsen, und auch ihr Aushilfsjob in diesem Rentner-Hotel wurde gut bezahlt. Vielleicht sollte ich mich dort bewerben, allerdings müsste ich dann auch um vier Uhr morgens aufstehen, und das war nicht mein Vibe. Ich war zwar kein Morgenmuffel, aber generell genoss ich es, nach dem Sonnenaufgang aufzustehen, und nicht Stunden davor.

Wir gingen nicht zurück zu Sages Wagen, sondern beschlossen, zur Galerie zu laufen. Es war zwar noch immer kalt, aber die Nachmittagssonne brachte einen ersten Vorgeschmack auf den Frühling mit sich, den ich kaum erwarten konnte. Und anscheinend war ich nicht die Einzige, der es so ging. Denn in der Innenstadt war eine Menge los. Die Leute waren shoppen, schlenderten von Schaufenster zu Schaufenster und fanden sich in den kleinen einheimischen Cafés und Restaurants zusammen, die es hier an jeder Straßenecke gab.