Villa Ravan - Milan Jaker - E-Book

Villa Ravan E-Book

Milan Jaker

0,0

Beschreibung

Danny und seine Freunde sind alles andere als begeistert, als sie erfahren, dass kurz vor den Sommerferien eine Klassenreise nach Nartla in eine alte Villa geplant wird. Schnell merkt er jedoch, dass etwas in der Villa nicht stimmt. Er hört Stimmen aus Zimmern, die leer sind, findet eingeritzte Botschaften im Boden und wird von einer Kreatur verfolgt, die wie sein bester Freund Ed aussieht. Während er verzweifelt versucht herauszufinden, wem er vertrauen kann, merkt er nicht, dass er in einen Jahrhunderte alten Teufelskreis gezogen wird.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 366

Veröffentlichungsjahr: 2022

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


MILAN JAKER

--------------------------

VILLA RAVAN

Hinter dem Draußen

........................................

Hinter dem Draußen ist kein Ort.Es ist ein Spiegel dessen, was wir wollen, denkenund fühlen, aber nie tun. Wir alle haben Schmerzenund glauben, wir sind damit allein.Wir versuchen, uns anzupassen, normal zu sein.Unsere inneren Abgründe, unsere über Jahreangestaute Wut müssen wir unterdrücken.Hinter dem Draußen bist Du. Ich. Wir alle.Wenn Du hinter das Draußen siehst, wirst DuDich selbst erblicken, all den Schmerz,den Du nie ausleben konntest.Alles sammelt sich hinter dem Draußen.Dort, wo unser Schmerz sich versteckt.

 

 

ISBN 978-3-75-627537-3

1. Auflage

Copyright © 2022 Milan Jaker

Alle Rechte vorbehalten

Cover & Illustrationen: Milan Jaker

Instagram: milanjaker

Lektorat: Freie Lektoren Obst & Ohlerich, Berlin

www.freie-lektoren.de

Korrektorat: Lektorat Willmann, Berlin

www.lektorat-willmann.de

E-Book-Layout: Holger Steinbach, Berlin

www.selfpublishing-service.de

 

***

 

Die Veröffentlichung und Weiterverwendung der Texte und Abbildungen

(auch auszugsweise) ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors erlaubt.

Alle in diesem Buch geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden.

INHALTSVERZEICHNIS

IMPRESSUM

KAPITEL 1

Der Start

KAPITEL 2

Die letzten Tage in Polstaun

KAPITEL 3

Die Villa

KAPITEL 4

Der Schlafwandler und die Fliege

KAPITEL 5

Der Wald und die Reflexionen

KAPITEL 6

Dannys Traum

KAPITEL 7

Die Spiegelseite

KAPITEL 8

Ende des Albtraums

KAPITEL 9

Frei

Prolog

Es ist dunkel. Die Nacht taucht die Gänge des alten Gebäudes in Finsternis. Das mittelalterliche Gemäuer verbirgt in sich viele Korridore und Räume, aber wir interessieren uns nur für ein ganz bestimmtes Zimmer, in dem gerade, mit dem mitternächtlichen Schlagen der Standuhr, weiße, langgliedrig knochige Hände aus einer düsteren Ecke hochfahren. Eine Gestalt erhebt sich aus einem wuchtigen Ledersessel und wandelt leichtfüßig durch den Flur zur Standuhr. Natürlich erwartet sie, wie von ihr schon Jahrhunderte lang gewohnt, dass die Glocke nach dem zwölften Schlag verstummen wird, doch diesmal schlägt die alte Uhr einfach weiter.

Die Erscheinung bleibt davon äußerst beunruhigt vor ihr stehen und betrachtet aufmerksam diesen hölzernen Schrein.

Auf einmal verstummt die Uhr. Doch in dem Moment, als sich die Gestalt erleichtert von ihr abwenden will, beginnt sie erneut zu schlagen. Sie schlägt fortwährend weiter und weiter. Mit gleichzeitig zunehmender Lautstärke beginnen sich nun auch noch die römischen Zahlen auf ihrer Zeitscheibe schneller und schneller zu drehen, umher zu wirbeln wie auf einem Karussell, um daraufhin abrupt zu stoppen und dann, unter völligem Verlust ihrer Orientierung, versuchen sie, ihre gewohnten Plätze wieder einzunehmen. Jedoch bleiben sie in spiegelverkehrter Ausrichtung auf ihrem elfenbeinweißen Blatt stehen. Daraufhin beginnen sich die Zeiger wie wild vorwärtszudrehen. Dabei vibriert der alte Uhrenkasten, bis sein Schrankkörper zu beben beginnt.

Während die Zeit weiter rückwärts rast, sieht die Gestalt, wie die vernarbte Haut ihrer Handfläche allmählich anfängt aufzureißen. Dabei empfindet sie keinen Schmerz, nur unendlich drückende, bittere Furcht.

Während die verschnörkelten Uhrzeiger weiterrasen und der Glockenschlag zunehmend lauter hallt, füllt sich die Handfläche der Gestalt nach und nach mit ihrem Blut, bis es schließlich über ihren Rand läuft und stetig auf die Dielen tropft. Dort fließt das dunkelrote, langsam anwachsende Rinnsal durch die uralten staubgefüllten Fugen über dem Boden.

Überdies nimmt die Gestalt auch Echos wahr, die durch ihr Zurückprallen an den Wänden zusehends in ihrer Lautstärke anschwellen und sich unruhig in ihre Gehörgänge einfressen. Nach und nach entstehen aus diesem chaotischen Widerhall Stimmen, die sich schließlich zu entsetzlich durchdringenden und quälenden Schreien entwickeln.

Verstört windet die Gestalt sich hilflos im Flur, als auch noch ihre rechte Handfläche aufzureißen beginnt.

Um sie herum versammeln sich die vor Jahrhunderten brutal misshandelten, völlig verstümmelten Körper von Männern, Frauen und Kindern, und vorneweg steht da ein blutweinendes, krummes Kind mit langen spinnenverwebten Haaren und hält zittrig eine rote Laterne in seinen Händen.

Der Halbkreis, den die Untoten nun um die Gestalt bilden, wird umschlossen von ihrem eigenen vergossenen Blut. Sie alle bluten in zähen Strömen den Boden voll. Doch hinter diesen Untoten richtet sich ein riesenhaftes, hageres, schwarzes Geschöpf auf, von der die Kreatur mit den knochigen Händen nur die Augen sehen kann, die sie gierig anstarren.

„Was willst du?“, schreit die Kreatur verzweifelt der großen, schwarzen Gestalt zu, die hinter den Untoten steht.

„Schau hin, was du uns angetan hast!“, klagen die zu Tode Geschändeten im Chor, während sich aus dem kriechenden Blut zwei Wörter formen:

ZEIT ABGELAUFEN

Von einem Augenblick zum anderen verstummen sie. Die Uhr bleibt mit einem Ruck stehen, die Zahlen beginnen in der Trägheit der Zeit wieder zurück an ihre Plätze des Ziffernblattes zu wandern, und ebenso findet das Uhrwerk wieder zurück in seinen gewohnten Takt.

Während sich die Gequälten in Reih und Glied formieren, das Kind vorneweg mit seiner Laterne, und sich im soldatischen Gleichschritt unter Wehklagen wieder in die Dunkelheit zurückziehen, weiß jetzt die langfingrige Gestalt, warum und was zu tun ist, und braucht für alles, was da nun kommen wird, keine Erklärungen mehr.

Sie eilt den Flur hinunter zu den Treppen, steigt hinauf ins nächste Stockwerk, wo sie einen versteckten Raum betritt. Dieser befindet sich in einem der Türme, über dessen Eingang ein spiegelverkehrtes Wort steht. Sie öffnet eine Luke, eingelassen in die Decke, und steigt hindurch, in eine kleine Bibliothek, in eine düstere, runde Kammer. An ihre kalten Wände gelehnt, ächzen vollbeladene Regale mit verstaubten und mit Spinnengarn umwebten Büchern, unter ihrer durch jahrhundertelanges Tragen drückenden Last.

Stirnseitig, am Ende des mittleren Bücherregals, steht ein Tisch, auf dem ein mickriges, scheues Kerzenlicht flimmert. Die Gestalt holt das letzte Buch aus dem Regal, schlägt es auf und mit zittrigen Knochengliedern ihrer Hand blättert sie zur letzten Seite. Wie schon auf hunderten Seiten in unzähligen Büchern zuvor, steht in diesem Band nichts anderes als untereinander aufgelistete, in spiegelverkehrter Schrift geschriebene Namen. Und jeweils neben diesen Namen ein Bild, ein Bild der dazu gehörigen Person.

„Okay“, flüstert sie, nimmt die Feder und schreibt, ebenfalls spiegelverkehrt, unter den letzten Namen einen weiteren. In Sekundenschnelle erscheint dann auch schon das Bild der Person dazu. Die Gestalt sieht es sich an und seufzt tief, weil nun alles, alles Grauen, aller Horror wieder von vorne beginnt.

„Erzähl mir was über ihn“, flüstert sie hilflos, aber doch auffordernd.

Hinter ihr kichert es: Aber natürlich.

Obwohl nicht gesprochen, denkt die Gestalt, die Antwort aus dem dunklen Hintergrund gehört zu haben. Hoffentlich wird nicht noch mehr Blut vergossen werden müssen, betet sie inständig.

Noch während sie sich so in ihrem innigen Flehen weiter quält, spürt sie in ihrem kalten Schweiß noch immer seine Anwesenheit. Er ist noch immer da!

KAPITEL 1

Der Start

1

Harald Niken musste noch Fotos von der Villa Ravan machen. Ursprünglich hatte er dies gleich am Morgen machen wollen, aber wegen des zähen Korrigierens eines Tests hatte er es vergessen. So machte er sich erst am späten Nachmittag auf den Weg. Er nahm seine billige Kamera und stieg in seinen kleinen Nissan. Die Sonne war bereits dabei unterzugehen und schon größtenteils hinter dem Horizont verschwunden. Niken schaltete das Innenraumlicht ein und schaute auf die Uhr. Er würde, wenn er ohne Stau durchkam, etwa noch eine halbe Stunde brauchen, um sein Reiseziel zu erreichen. Doch die Sonne schien rascher sinken zu wollen als ihm vertraut, so als ob sie vor Niken entfliehen wollte, denn schon bald durchfuhr er nur noch eine ihm sonderbar erscheinende Dunkelheit.

Schließlich erreichte er das Tor, das in den verwilderten Park hineinführte, in dem sich die Villa Ravan befand. Es stand offen und Niken fuhr geradewegs hindurch. Die Bäume waren nur als Schemen zu erkennen, gezeichnet durch die einfallenden, bläulichen Lichtstrahlen des Mondes zwischen ihren Ästen und Blättern.

Der Weg selbst glich eher einem breiteren Trampelpfad als einer Einfahrt. In der Ferne konnte Niken die Villa bereits schwach, inmitten von schwarzem Gestrüpp erkennen. Eine Katze huschte plötzlich durch das Licht der Autoscheinwerfer. Niken trat hart auf die Bremse.

„Scheiß Viecher!“, fluchte er vor sich hin, während das Tier aufgeschreckt wieder im Gebüsch verschwand. Wenig später erreichte er das Eingangstor zum Vorhof der Villa und parkte das Auto dicht vor der Haustür, die sich hinter vier schlanken Säulen verbarg. Niken knipste ein paar Bilder des Portals und der oberen Fensterreihe. Anschließend warf er noch einen flüchtigen Blick auf die Bilder. Niken war sichtlich zufrieden mit den Aufnahmen und wollte gerade schon kehrtmachen, als er bei mehr zufälliger Betrachtung eines der Fotos im Türschloss der Villa einen Schlüssel erblickte, der, durch das Blitzlicht reflektiert, eigentlich nur so für ihn erst sichtbar wurde. Sonst wäre er ihm wohl überhaupt nicht aufgefallen. Verwundert blieb er im Scheinwerferlicht seines Autos stehen und schaute nachdenklich zurück. Ach was sollʼs, haderte er mit sich und ging entschlossen zurück, die steinernen Stufen hoch und betrachtete den Eingang nochmal genauer. Tatsächlich, da steckte ein Schlüssel. Nach kurzem Zögern drehte Niken ihn vorsichtig um und betrat die Villa. Drinnen war es dämmerig und er ärgerte sich, keine Taschenlampe mitgenommen zu haben. Den Lichtschalter zu suchen, würde wahrscheinlich länger dauern, als seine jetzt fortgesetzte Fotoaktion an Zeit beanspruchen würde. Doch bestimmt werden sich seine Augen noch daran gewöhnen und das von draußen spärlich hereinscheinende Mondlicht in den Gängen würde vollends ausreichen, um zurechtzukommen.

Es musste einfach reichen, denn er hörte, völlig überrascht, wie die Haustür hinter ihm ins Schloss fiel. Er erschrak für einen kurzen Moment, aber zum Glück hatte er ja den Schlüssel. Das gab ihm Sicherheit und beruhigte ihn zugleich. So tastete er sich durch die riesige düstere Eingangshalle bis hin zu den Treppen. Dort blieb er plötzlich wie versteinert stehen, weil er in diesem Halbdunkel ein Gesicht über der ersten Stufe schwebend gesehen zu haben glaubte. Niken schüttelte ungläubig den Kopf und stieg die knarrenden Treppen hinauf bis in den ersten Stock, ohne das Gesicht noch einmal gesehen zu haben, wenn es denn überhaupt dagewesen war.

Vor ihm erstreckte sich jetzt ein langer Flur, mit vielen Türen in gleichmäßigen Abständen zu beiden Seiten. In dieser geradezu gespenstischen Stille konnte er weiche, gedämpfte Geräusche hören, als würde sich jemand in einem der Zimmer im Bett herumwälzen. Allerdings verstummten sie wieder nach kurzer Zeit.

Anschließend glaubte er, von oben ein Knarren wahrgenommen zu haben. Er hielt die Luft an. Wieder ein Knarren. Nun aber hallte es wie ein Ruf durch die Villa. Niken lief, nein, er stolperte hinauf in den zweiten Stock und horchte erneut. Das Geräusch kam von noch weiter oben. Also stieg Niken hastig die nächsten Treppen hinauf. Alles im Düsteren, aber seine Augen hatten sich mittlerweile daran gewöhnt. Dann stutzte er. Die Treppen führten zwar weiter nach oben, aber nicht in ein weiteres Stockwerk, sondern, wie es aussah, in einen Turm auf dem Dach der Villa. Niken überfiel eine riesige Angst, jetzt noch weiterzugehen. Regungslos blieb er stehen. Er konnte dort einfach nicht hinauf und wollte auch jetzt nicht mehr weiter.

„Wie kann dort oben im Turm jemand sein?“, flüsterte er leise vor sich hin.

Doch dann ertönte schaurig-heiser eine Stimme: „Niken? Sind Sie das?“

Irgendwie kam ihm diese Stimme bekannt vor, doch war er in der jetzigen Situation nicht in der Lage, sie einer Person zuzuordnen. Aber langsam drängte sich ihm ein Name ins Bewusstsein. Es war die Stimme von Ed Nigra, einem Schüler, den Niken unterrichtete. Seine Stimme klang schrill und irgendwie bizarr oder nicht ganz real. So, als wäre sie nur ein Traum oder doch nur eine Erinnerung?

Niken hatte keine Ahnung, wie viel Uhr es war. Schließlich war es ja schon nachts und Ed konnte zu dieser späten Stunde überall sein, nur nicht hier. Niken schüttelte selbstzweifelnd den Kopf, nahm allen Mut zusammen und begann nun doch die Wendeltreppe aufwärtszusteigen, hinauf in den Turm. Spiralförmig stieg er immer höher, bis er völlig außer Atem endlich oben ankam.

Währenddessen wurde das Knarren der Dielenbretter immer lauter und eindringlicher, als wäre es in seiner unmittelbaren Nähe. Es hallte aus jeder Ecke der Villa wider. Oben im Turm endete die Treppe an einer hölzernen Tür. Auf Augenhöhe war das Gesicht einer jungen Frau ins Holz geschnitzt. Sie hatte die Augen geschlossen und ihre Mundwinkel hingen nach unten. Jedes Haar war einzeln, mit viel Mühe ins Holz gekerbt worden, was einen darüber nachdenken ließ, wie lange der Künstler wohl dafür gebraucht haben mochte. Niken verspürte eine abscheuliche, ihn unrettbare Angst, die junge hölzerne Frau könnte jederzeit die Augen aufreißen, denn er erkannte sie nach und nach als das Gesicht, das er bereits unten über der ersten Treppenstufe schwebend gesehen hatte.

Zudem nahm er Schritte hinter der Tür wahr, die auf- und abgingen. Vorsichtig, möglichst lautlos, wollte er einen Fuß zurücksetzen und in dem Moment ächzte eine Bodendiele unter seinem Gewicht. Er hielt inne. Die Schritte waren verstummt. Doch hinter der Tür atmete etwas.

Nikens Herz dröhnte wie ein Rennwagen.

In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. Kein Hämmern, sondern ein Klopfen, das freundlich, ja vertrauensvoll fragen will: Hallo, wer ist da? Ich will Ihnen nichts Böses. Da erblickte Niken, dass da wieder ein Schlüssel in der Tür steckte, so wie schon unten im Hauptportal, so als ob jemand für ihn so etwas wie einen Pfad bis hierhin angelegt hätte. Schon wieder klopfte es.

„Niken, wir brauchen Sie“, ertönte nun Ed Nigras Stimme hinter der Tür, die, wie schon zuvor, seltsam klang, als ob sie ein Lachen unterdrücken wollte. Kurz kam Niken der Gedanke, die Jungs wollten ihn auf den Arm nehmen. Sie wussten doch eigentlich nichts von der Existenz dieser Villa! Außerdem befand sie sich in einiger Entfernung von der Stadt.

Es klopfte erneut. Niken drehte zitternd den Schlüssel im Schloss, riss entschlossen die Tür auf und sah Ed Nigra vor sich stehen, etwas kleiner als er selbst. Seine Gesichtshaut sah fahl aus wie aus Stein, seine Locken waren steif, sie wirkten wie aus frischem Ton gedreht. Doch am merkwürdigsten waren seine Augen.

„Was machst du hier? Und was ist mit deinen Augen?“, fragte Niken erstaunt. Oder eher verwirrt?

„Verängstigt …“, flüsterte Ed, legte eine Hand auf Nikens Schulter und grinste

höhnisch, wobei sich seine Zähne entblößten.

KAPITEL 2

Die letzten Tage in Polstaun

1

Einige Wochen später.

Lass es einfach vorbeigehen! Denk an etwas anderes! Versuche es zumindest! Nur noch ein paar Minuten! Halte einfach durch, kippe nicht um, halte durch vor all diesen Leuten! Sollte es doch passieren, kannst du sicher sein, dass das Ganze hier noch länger dauern wird! So dachte Danny mitten unter den Reportern, zutiefst verstrickt in seine eigenen, aufgewühlten Gedanken. Alle hielten sie ihre Kameras hoch und schossen Fotos von dem Vierzehnjährigen.

So hatte er vor sich hingeträumt, als er aus der Schule gekommen war, und war zufällig in die Gruppe der Reporter und Zeitungsmänner geraten. Vor einem Schuhgeschäft stand ein junger Mann, bekleidet mit einem glänzenden Anzug und Krawatte. Um ihn herum hatte sich ein enger Halbkreis von Fans, Reportern und anderen Personen gebildet, die wissen wollten, was eigentlich los war. Ein paar Mädels um die zwanzig kreischten vor Freude oder vor was auch immer.

Danny war ziemlich fertig und wollte es eigentlich vermeiden, jetzt direkt in diese Gruppe reinzulaufen, was er unbewusst dann doch tat. Er war nicht einmal mehr verträumt, er ging einfach, den Blick zu Boden gerichtet. Rechts von ihm verlief die Straße, auf der gerade ein Mofa laut knatternd vorbeiraste. Links von ihm reihten sich Läden in einer Geschäftszeile. Ein großzügiger Platz rundete das kleinstädtische Panorama ab.

Wer auch immer dieser junge Mann war, der vor dem Schuhgeschäft posierte, Danny kannte ihn nicht.

In dem Moment, als die Kameras wie ein Gewitter aufblitzten und begannen, jetzt erst recht die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich zu lenken, war es bereits zu spät. Geh einfach weiter, sagte er sich, aber bloß nicht laufen. Geh einfach unauffällig weiter, als ob du gar nichts bemerkst. Trotzdem blieb er stehen. Warum bleibst du stehen? Geh doch endlich weiter, du Idiot! Er tat es nicht und blieb stehen.

„Was soll das? Geh aus dem Bild“, rief einer der Reporter mit dunkelblauem Cowboyhut. Der Junge sah den faltigen Mund und seine große Nase. Diagnose: Alter Sack, der den Morgen damit verbringt, Alkohol in sich hineinzuschütten. Eine andere Reporterin keifte Danny ebenfalls wütend an: „Jetzt geh verdammt noch mal aus dem Bild, Junge!“

Danny fühlte sich sofort von den umstehenden Erwachsenen gemobbt. Versehentlich hatte er einen falschen Schritt gemacht, und schon wurde er mit groben Blicken und Worten übel verscheucht. Zu guter Letzt drehte sich auch noch der posierende Mann zu dem Jungen um.

Wie gern hätte er das Weite gesucht, aber er überblickte die Situation überhaupt nicht. Für ihn war es, als wäre er gerade erst aufgewacht. Links, am Ende des Halbkreises der Reporter, stand eine kleine Gruppe Jungen aus seiner Klasse, Ed, Malte und Mark. Sie alle trugen schwarze Caps, was bei Ed besonders krass aussah, weil er unübersehbar dichtes lockiges Haar hatte. außerdem stachen noch zwei angenähte Augen über dem Schirm von Eds Cap hervor.

Malte trat hervor und winkte Danny zu sich. Er ging, noch immer aufgewühlt von dem ganzen Szenario, hinüber und geriet so endlich aus dem Blickfeld der lästigen Reporter.

Mark und Malte hatten nicht nur ähnliche Namen, sie sahen sich auch sonst verblüffend ähnlich. Das Einzige, was die beiden unterschied, war ihre Haarfarbe.

Ed hingegen fiel durch sein bleiches Gesicht auf, was noch dadurch verstärkt wurde, dass er ausschließlich schwarze Klamotten trug.

Danny hatte schwarze Haare, in die sich ein paar blonde Strähnen geschlichen hatten, was ihn ein bisschen wie ein Streifenhörnchen aussehen ließ.

„Danny, hast du gepennt, oder was?“, fragte Malte derb.

„Das ist doch eher was für Ed“, fiel Mark grinsend ein.

„Was ist denn das hier?“ Danny schaute in die Runde. „Ihr wurdet doch auch ausgewählt, oder?“

Die drei nickten.

„Lass mal weg hier. Diese Typen nerven“, rief Mark.

Er machte, ohne zu gucken, ein paar Schritte auf die Straße. Malte und Ed zuckten die Schultern und folgten ihm wie zwei Hundewelpen nach.

„Danny, komm doch auch mit“, forderte Mark ihn auf.

„Okay“, willigte er bereitwillig, aber etwas lustlos ein.

Sie liefen zum nahegelegenen großen Platz, der, bis auf eine kleine spärlich besuchte Imbissbude, die unscheinbar in einer Ecke stand, komplett menschenleer war. In der Mitte stand die Statue irgendeines mit Taubenkot verdreckten Kriegers. Schön, dass wenigstens die Tauben auf den Krieg scheißen können, blinzelte Danny hämisch dem Denkmalsoldaten zu. Niemand wusste, ob er jemand Bestimmtes darstellen sollte. Die Statue stand auf einem Podest, das von immerzu sauber gefegten Stufen umgeben war, auf die sich Mark, Malte, Ed und Danny nun setzten.

„Wer ist das gewesen?“, fragte Danny neugierig.

„Weiß selbst nicht. Irgendein Modedesigner“, antwortete Ed.

Das erinnerte Danny an seinen Vater Martin, der immer und ständig nur von Mode sprach. Was ist heute im Trend? Was ist out? Was passt nicht zu den Schuhen? Was passt nicht zum Hemd? Halt so ein richtiger Modefanatiker. Sich dieses Gelaber immerzu anhören zu müssen, tat auf die Dauer in den Ohren weh. Wieso sein Vater ständig davon redete, wusste er selber nicht. Einmal hatten er und sein Erzeuger in der Küche gegessen, während seine Mutter Tine abwusch. Martin plauderte vom neuesten Designerhemd. Wenn er so darüber redete, kam es Danny vor, als ob sein alter Herr damit versuche, jung zu bleiben, denn wenn er über Mode und sein Outfit sprach, sah er aus wie ein alt gewordener Jugendlicher. Und im Allgemeinen konnte Danny sich heute gar nicht mehr vorstellen, wie Martin und Tine damals zusammengekommen waren. Ein Liebesgeständnis hatte es jedenfalls bestimmt nicht gegeben. Als sie beide in der zehnten Klasse gewesen waren, hatten sie sich über Freunde kennengelernt, die sie wohl mehr oder weniger verkuppelt hatten. Sie hatten sich einfach gut verstanden, sonst nichts. Ganz allgemein hätte Danny gerne mal gewusst, wie eigentlich so eine Liebeserklärung funktionierte. Und überhaupt, was war Liebe? Er konnte sich das alles nicht so richtig vorstellen. Und wieso drängelte sich ausgerechnet Ed in diesen Gedanken?

„Und was machen wir jetzt hier?“, fragte er in die Gruppe.

„Ach, uns war langweilig. Dachten, wir könnten etwas durch die Straßen laufen“, antworteten sie ebenso gelangweilt.

Eigentlich wollte er wissen, wieso sie ausgerechnet hier auf diesem Platz waren, aber die Frage schien ihm jetzt deplatziert.

Mark zuckte mit den Schultern. „Zeit haben wir genug. Musst du um eine bestimmte Zeit zu Hause sein?“

Danny überlegte und schüttelte den Kopf.

Sie sahen zu, wie sich die Traube der Reporter langsam aufzulösen begann. Als der ältere Mann mit dem dunkelblauen Cowboyhut am Rand des Gehsteiges stand, rief Mark ihm schnoddrig und ohne nachzudenken zu: „Hey, Sie!“

Der Reporter schaute auf.

„Ja, ganz genau Sie!“

„Was ist, Junge?“, keifte er genervt zurück. „Mann, was machst du denn da?“, flüsterte Ed. Mark hielt ihm eine Hand vor den Mund.

„Sagen Sie mal, wissen Sie, ob es hier in der Nähe einen guten Alkoholladen gibt?“

Alkoholladen? Komischer Ausdruck.

„Woher soll ich das wissen? Ich bin nicht von hier“, rief der Cowboyverschnitt zurück.

Doch Mark grinste nur und blökte frech: „Ach so, entschuldigen Sie. Sie sehen nämlich ganz so aus, als wären Sie ein Alkoholiker.“

Malte musste ein schelmisches Lachen unterdrücken, wobei der Mann bösartig auf Mark schaute: „Was sagst du da?“

„Ich habe nur gesagt, Sie sehen aus wie ein Alki, der bestimmt weiß, wo man hier einen fuseligen Schnaps herkriegt.“

Der Mann steckte die Kamera in die Tasche seines abgetragenen, braunen Mantels, um gleich danach die Hände zu Fäusten zu ballen und sie drohend in Richtung der Jungen zu erheben.

„Lass jetzt weg“, sagte Ed beunruhigt, aber Mark blieb sitzen. „Warte ab.“

Ed wurde hibbeliger. Der Reporter kam mit hastigen Schritten über die Straße, doch bevor er sich weiter nähern konnte, fuhr ihm ein großer schwarzer Porsche vor die Nase. Erschrocken blieb er stehen. Sein Gesicht erstarrte und verlor jegliche Farbe.

„Du! Ich wäre deinetwegen fast überfahren worden!“, fauchte der Reporter.

„Habe ich gesagt, Sie sollen über die Straße gehen, wenn ein Auto vorbeifährt?“, hielt Mark ihm schadenfreudig entgegen.

Der Mann biss die Zähne zusammen, wandte sich fluchend von ihnen ab und watschelte wie eine Ente den Gehsteig hinunter.

„Na bitte“, Mark schlug sich selbstzufrieden auf die Oberschenkel.

Auch wenn Danny das gerade eben Geschehene etwas übertrieben fand, musste er doch grinsen. Sie saßen noch lange auf dem Platz herum und plauderten so vor sich her, bis Danny überrascht sah, dass die Sonne bereits recht niedrig am Horizont stand: „Alter, ist es schon so spät?“

„Kein Plan, wie viel Uhr es ist.“

Ed beugte sich etwas vor. „Dir ist schon klar, dass der Typ dich verklagen könnte?“

„Kann mir doch egal sein. Ich würde einfach behaupten, dass er mich beleidigt hat.“

„Wer wen beleidigt?“

Ein fünfter Junge kam über den Platz geschlendert und setzte sich zu ihnen. Auffällig an ihm war eine kleine, blassweiße, sich kreuzende Narbe an seiner Schläfe.

„Tim, was machst du hier?“, fragte ihn Danny.

Tim trug wie Ed einen schwarzen Hoodie.

„Mutter wollte dich anrufen, dass du nach Hause kommen sollst. Doch dein Handy lag in deinem Zimmer. Ich sollte gucken, wo du bist.“

Tim war Dannys Bruder, aber eigentlich nicht sein echter. Er war adoptiert worden, als er zehn Jahre war. Danny erinnerte sich noch genau daran. Er war ebenfalls zehn gewesen, hatte in der Küche am Tisch gesessen und seine Hausaufgaben gemacht. Er war fast fertig gewesen, als er aus dem Fenster sah. Es war schon später Nachmittag. Am gegenüberliegenden Gehsteig befand sich ein etwa anderthalb Meter hoher Stromkasten, auf dem er Tim das erste Mal sah. Er saß auf dem Stromkasten und war gerade dabei, wieder von ihm herunterzuspringen, doch blieb er mit seinem Ärmel an der Kante des Kastens hängen und schlug hart mit dem Kopf auf die Pflastersteine. Damals dachte Danny, Tim würde wieder aufstehen, aber er blieb regungslos liegen. Stattdessen sah er in einer Steinfuge ein kleines Rinnsal Blut. Dies bekam Danny bis heute nicht mehr aus dem Kopf. Immer, wenn sich Tim an der Schläfe rieb, was er oft tat, schoss ihm dieses Bild durch den Kopf. Danny hatte, nachdem Tim ein paar Minuten dort gelegen hatte, schnell nach Tine gerufen. Sie wollte sofort einen Krankenwagen verständigen, aber eine Verbindung ließ sich ausgerechnet zu dieser Stunde einfach nicht aufbauen. So holten sie Tim ins Haus und versorgten ihn dort. Mehrere Tage sprach er kaum. Irgendwann aber gab er seinen Namen preis und konnte unter anderem erzählen, dass er keine Eltern mehr habe. Was allerdings mit ihnen passiert war, hatte er bis heute nicht erzählt.

Doch schon nach kurzer Zeit zeigte seine Kopfverletzung Folgen. Nach etlichen Arztbesuchen meinte der Neurologe schließlich, es wäre durchaus möglich, dass sich, bedingt durch diese Verletzung, bei Tim ein fotografisches Gedächtnis herausgebildet haben könnte, ein seltener Fall von einem Aquired Savant. Das kam Danny zunächst etwas unglaubwürdig vor. Doch Tim zeichnete an jenen Tagen mehrere Bilder, meist von sich selbst, auf die Straße. Das Vorstechende an diesen Zeichnungen war, dass sie der Realität aufs Haar glichen. Beispielsweise stand neben dem besagten Stromkasten ein massiger Baum, um den sich Efeu geschlängelt hatte. Obwohl Tim mit sehr hoher Geschwindigkeit den Bleistift führte, ähnlich wie kleine Kinder unbeholfen und grob auf einem Blatt Papier wirr herumkrakeln, war die Zeichnung des Baumes von überragender, detailgetreuer Genauigkeit. Tim schien nicht nur auf jedes Blatt und jeden Ast geachtet zu haben, selbst winzige Feinheiten, etwa fliegende Insekten, bezog er mit ein. Dies alles, ohne auch nur einen Blick auf den Baum und seine direkte Umgebung geworfen zu haben. Noch heute hing das Bild in Tims Zimmer.

Des Weiteren hatte die Verletzung auch eine ziemlich negative Auswirkung. Tim entwickelte nämlich so etwas wie ein motorisches Tourette. Dies hatte sich erst letztes Jahr bemerkbar gemacht. Tim behauptete, er würde, wenn er zeichnete, gar nicht wirklich nachdenken. Seine Hand würde wie ferngesteuert den Stift führen. Oft schmiss er ohne Kontrolle Sachen durchs Zimmer, schlug einfach grundlos auf den Tisch oder gegen Wände. Dies waren Ticks, die er absolut nicht kontrollieren konnte. Manchmal sogar schrieb er Dinge, irgendwo hin, auf irgendwas, selbst auf Kleider, ohne es selbst zu merken. Allerdings hatte dies nichts mit Tims ursprünglichen Asperger zu tun. Aus Spaß nannte Danny ihn deswegen manchmal Sheldon.

Mittlerweile war er, wie Danny auch, vierzehn Jahre alt.

„Kommst du?“, fragte Tim und stand auf.

„Wieso? Soll ich zurück?“

Tim nickte. Also verabschiedete sich Danny von Mark, Malte und Ed.

Er wollte Tim gerade hinterhergehen, als Ed Danny hinterherrief: „Nur zur Info: Wenn du mich ansprichst, sag niemals Eddie zu mir.“

Mark und Malte grinsten.

„Okay“, bestätigte Danny und folgte Tim über den menschenleeren Platz.

Sie überquerten die Straße und bogen links um die Ecke zum Schuhgeschäft, vor dem kaum noch jemand stand.

„War was los?“ Tim deutete mit dem Kopf in Richtung Schuhgeschäft.

„Weiß nicht. Wieso soll ich eigentlich jetzt schon kommen?“

„Weißt du, wie viel Uhr es ist?“

Danny schüttelte den Kopf. Tim zog eine Braue hoch und rieb sich die Schläfe. „Fast acht.“

Sie kamen an dem großen Parkplatz vorbei, der inzwischen von der rötlichen Abendsonne beleuchtet wurde. Ihr Wohnblock war nicht weit vom Platz entfernt.

2

„Danny, stehst du da oben auch irgendwann mal auf?“, rief Tine gereizt aus der Küche zu ihm ins Zimmer hinauf. Es war noch vor sechs Uhr.

Danny richtete sich schlaftrunken in seinem Bett auf, erst dann öffnete er die Augen. Er knipste seine Nachttischlampe an, die neben seinem Bett auf dem Boden stand. und schaltete sie gleich wieder aus.

Kein Bock, dachte er sich und tastete im Dunkeln nach der Kommode, die an der gegenüberliegenden Wand seines Zimmers stand. Er zog am Griff des Schubfaches, und nahm sich eine Unterhose, eine Jeans, ein Unterhemd und ein T-Shirt heraus.

Danny blickte verschlafen zu dem Lichtschalter neben der Zimmertür und seufzte tief. Er kniff die Augen fester zusammen und schaltete dann das Licht ein. Obwohl er die Augen geschlossen hielt, blendete es ihn dennoch und er schaltete es sofort wieder aus. Im Dunkeln zog er sich nun an, öffnete dann die Zimmertür, worauf ein greller Lichtschwall sein dunkles Zimmer erleuchtete.

Es dauerte einen Moment, bis er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Anschließend ging er ins Badezimmer, um seine Zähne zu putzen und zu pinkeln. Er rieb sich die Augen und betrachtete sich dann ausführlich im Spiegel. Wie jeden Morgen suchte er anschließend nach einem besonderen Merkmal in seinem Gesicht. Danny vermochte es nicht, sein eigenes Angesicht zu beschreiben. Sein einziges Merkmal waren wohl seine schwarzen Haare, die ein paar blonde Strähnen aufwiesen. Wieso auch immer. Ansonsten würde er sein Gesicht als normal, als durchschnittlich beschreiben, auch wenn er nicht wusste, was er sich unter einem normalen Gesicht vorstellen sollte.

Nachdem er im Bad alles erledigt hatte, trat er zurück in den Flur und hörte Tine schon wieder rufen: „Danny, jetzt komm endlich runter, Mensch!“

Mit langsamen Schritten trödelte er die kleine Wendeltreppe hinunter. Unten angekommen, setzte er sich an den Küchentisch. Er saß teilnahmslos da und schaute auf die vor ihm stehende rötliche Schüssel, die sein Gesicht spiegelte. Tim, ebenfalls am Tisch, hatte gerade seine Tasse mit irgendetwas drin ausgetrunken. Danny hatte wie immer keinen Hunger und wollte gerade wieder aufstehen, als Tine hineinkam. Eine hochgewachsene Frau, die trotz ihres Alters noch keine grauen Haare hatte.

„Hast du schon wieder nichts gegessen?“

Danny fragte sich, was mit ihr heute wieder los war. Tim kritzelte etwas auf ein Blatt Papier, schaute auf und grinste kurz. Ja, er hatte keinen Hunger und war froh, Tine nicht extra darauf aufmerksam machen zu müssen. Danny hatte vormittags grundsätzlich keinen Appetit.

Er stand also auf und ging geradewegs wieder hoch in sein Zimmer und schaltete das Licht an. Nachdem er auf den Stundenplan geschaut hatte, der am seitlichen Rand seines Betts klebte, zog er seine Schultasche hinterm Bett hervor. Er öffnete sie, kontrollierte, ob alle Bücher und Hefte beisammen waren, und zog den Reißverschluss wieder zu. Er war erleichtert, denn in der ersten Doppelstunde hatte er Vertretung, das hieß meistens, chillen zu können. Er schwang die Tasche auf den Rücken, holte seinen Hausschlüssel, steckte ihn sich in die Hosentasche und verließ sogleich das Haus. Ein leichter Nebelschleier schwebte über dem Boden. Am Fenster winkte ihm Tine hinterher, bevor er sein Fahrrad aus der Garage schob und zur Schule losfuhr. Währenddessen saß Tim noch immer am Tisch und kritzelte weiter auf dem Papier herum.

Noch eine Woche, dann würden endlich die Sommerferien beginnen, und heute war Freitag. Herr Niken, sein Klassenlehrer, wollte in der letzten Schulwoche mit ihnen irgendetwas Besonderes machen, wie er es ihnen bereits zuvor schon angekündigt hatte. Niemand in der Klasse hatte Lust auf etwas Besonderes. Doch Niken hatte auch ausdrücklich betont, dass nicht alle Schüler der Klasse bei dem Besonderen teilnehmen konnten, und dass lediglich eine Handvoll Schüler aus allen achten Klassen dafür ausgewählt worden waren. Und Danny, wie auch Ed, Malte und Mark, gehörte zu den sogenannten Ausgewählten aus seiner Klasse. War das Zufall? Erst gestern hatte man sie dazu bestimmt.

Während Danny mit seinem Fahrrad unterwegs zur Schule war, fielen ihm die vielen Reporter von gestern wieder ein, und er hoffte sehr, dass nicht in allen Zeitungen zu lesen war: Junge läuft Reportern ins Bild. Skandal! Genauso hoffte er natürlich, dass Niken heute endlich sagen würde, was denn eigentlich dieses Besondere sein sollte. Jedenfalls hatte Danny keinen Bock.

3

Kaum hatte Danny sein Rad am Fahrradständer abgestellt, kam auch schon Ed auf ihn zu. Wie immer trug er gänzlich schwarze Klamotten.

Wenn er Ed gegenüberstand, sah es aus, als wären sie gleich groß, doch Ed war in Wirklichkeit ein bisschen kleiner. Das, was Ed am meisten ausmachte, war seine ständige Übermüdung. Es kam nicht selten vor, dass er während des Unterrichtes einschlief. Diese Situationen nutzten Mark oder Malte gern aus und verpassten ihm immer mal einen ordentlichen Nackenklatscher.

Auch heute rieb sich Ed vor Müdigkeit die Augen und schüttelte seine Locken. Vereinzelt tropften einige Regentropfen aus seinen dichten Haaren.

„Was hast du denn gemacht?“ Danny versuchte zu lachen, was ihm nicht ganz gelang.

„Von da oben ist ein bisschen was vom Dach heruntergetropft.“ Ed deutete auf die Schräge des Daches der Sporthalle.

„Was?“

Ed klopfte seine Hose ab, richtete sich auf und sagte: „Wir haben jetzt Niken und keine Vertretung.“

Danny seufzte: „Ernsthaft jetzt?“

„Ja, aber hoffentlich sagt er mal, was in der letzten Woche so Besonderes sein wird.“

Danny nickte abwesend.

„Ja, lass rein.“

Er war schon an Ed vorbeigegangen, da drehte er sich noch einmal um.

„Aber wie geht denn das?“, begann er.

„Was?“

„Das mit dem Tropfen.“

Ed winkte ab.

Sie betraten die fast leere Aula. In der hinteren Hälfte standen ein paar lange Tische, Festzelttischen nicht ganz unähnlich. An der rechten Wand entlang zog sich eine Fensterreihe, hinter der sich der Umweg zu einem weiteren Fahrradständer befand. An der gegenüberliegenden Seite war eine kleine Kantine eingerichtet, die ursprünglich einen eigenen Raum bekommen sollte. Anscheinend wurde es aber mit dem Geld knapp, weshalb sie jetzt in der Aula stand. Vor dem Unterrichtsbeginn hielten sich dort regelmäßig die meisten Schüler auf.

Danny und Ed stiegen die Treppe hinauf ins erste Stockwerk. Es gab drei Etagen, aber es waren insgesamt zu wenige Schüler an der Schule, sodass das Erdgeschoss und der erste Stock bei Weitem ausreichten, um dort alle Klassen unterzubringen. Jede Etage bestand aus mehreren Fluren, die alle in ihrer Farblosigkeit gleich kalt aussahen. Nur manchmal gab es dort ein paar Fenster. Vor ihrer geschlossenen Klassenzimmertür stand niemand.

„Na super!“, stöhnte Danny. Niken kam im Grunde immer früher als gedacht. Häufig sogar viel zu früh. Anschließend hielt er den anwesenden Schülern, die pünktlich erschienen waren, einen Vortrag über Pünktlichkeit. Ed klopfte und die Tür wurde von innen geöffnet. Niken stand vor ihnen.

„Wir wissen, dass wir zu spät sind“, kam Danny ihm zuvor. Ohne auf den anstehenden Kommentar von Niken zu warten, ging er zielstrebig an seinen Platz und setzte sich. Links neben ihm saß Mark, rechts Malte. Ed setzte sich ebenfalls wortlos neben Malte.

4

„Also jetzt endlich …“, begann Niken. „Wie euch ja bekannt sein sollte, wurden vier Schüler aus dieser Klasse ausgewählt, die in der letzten Schulwoche etwas ganz Besonderes erleben werden.“

Als Niken Besonderes aussprach, hätte Danny sich am liebsten die Ohren zu gehalten. Niken sprach gekünstelt unterhaltsam, ähnlich wie der Moderator einer Quiz-Show. Der Gewinner wird einen fantastischen, tollen Preis erhalten! Immer, wenn Niken etwas besonders nannte, war es nie besonders.

„Können wir mal erfahren, was dieses Besondere eigentlich sein soll?“, warf Mark ein, kurz nachdem Niken seinen Satz beendet hatte.

„Ja, ihr werdet es schon noch erfahren, wenn du nur nicht so reinbrüllen würdest.“

Mark verdrehte die Augen. Niken rollte die Leinwand herunter und schaltete den Projektor ein. Ein Bild wurde auf die Leinwand projiziert. Es war zu hell, und niemand konnte zunächst etwas erkennen.

„Schalte mal einer bitte das Licht aus“, bat Niken, was Malte auch umgehend tat.

Danny sah, dass Ed schon wieder eingeschlafen war. Er wünschte sich, dass er doch auch überall so einfach einschlafen könnte, wann und wo er wollte.

Nun war es im Klassenraum dunkler und man konnte das wiedergegebene Bild auf der Leinwand bestens erkennen. Zu sehen war ein großes, altes Gebäude, das wie eine Mischung aus einer pompösen Villa und einer steinmassiven Burg aussah. Das Bauwerk stand inmitten eines düsteren, ebenfalls groß erscheinenden verwilderten Parks und besaß eine Menge Balkone und Fenster. Auf dem Dach gab es eine Terrasse, die, wie Herr Niken berichtete, für Feste gedacht war. Außerdem war auf dem Dach noch ein kleiner Turm zu sehen, allerdings ganz ohne Fenster. Danny konnte sich nicht vorstellen, aus wie vielen Zimmern dieses Haus wohl bestand. Der Eingang war bestimmt über zwei Meter hoch und die Wände waren mit allen möglichen Rankepflanzen überwuchert, was das Haus faszinierend aussehen ließ. Das Gebäude mochte über Hunderte, vielleicht sogar über tausend Jahre alt sein. Solche Art Häuser hatten immer etwas Geheimnisvolles an sich, etwas Unbeschreibliches, wie Danny fand.

Niken trat ihm ins Blickfeld.

„Das ist die Villa Ravan, in der Nähe von Nartla. Sie stammt aus dem achtzehnten Jahrhundert und wurde von einer Grafenfamilie bewohnt.“

Danny wusste nicht, woher es kam, er hörte nur, wie jemand flüsterte: „Ja und?“ Er konnte nicht verstehen, wie man bei diesem Palastbau Ja und? sagen konnte. Niken fuhr fort: „Die Ausgewählten werden eine ganze Woche in dieser Villa verbringen.“

Leises Raunen breitete sich im Klassenraum aus.

„Jetzt kommt das Beste!“

Schon wieder dieser Moderator, dachte Danny.

„Diese Villa“, begann Niken, und die ganze Klasse lauschte gebannt. „Diese Villa gilt als verflucht.“

Diesmal breitete sich in der Klasse ein vielstimmigeres Gemurmel aus. Nur Danny betrachtete immer noch still das Bild des Hauses, das eher die Dimensionen eines Schlosses hatte. Ed schlief noch immer.

„Dort soll laut dem Internet der Geist des Grafen, der einst dort lebte, noch durch die Gänge wandeln.“

Niken sprach mit künstlich übertriebener Vorlesestimme, die Danny leicht nervte.

„Gab es denn irgendwelche Ereignisse dort?“, rief Mark in den Raum.

„Bitte melde Dich! Die Legende besagt, dass der Geist des Grafen noch dort lauere. Sicherlich, irgendwelche mysteriösen Ereignisse gab es dort schon … nur halt sehr selten.“

„Was heißt hier eigentlich nur sehr selten?“, warf Mark enttäuscht ein.

„Die Vergangenheit der Villa Ravan lässt sich schwer und nur sehr lückenhaft zurückverfolgen. Auf ihrer Website habe ich gelesen, dass vor zwanzig Jahren einmal ein Kind verschwunden sein soll. Dass der Graf dort spukt, besagt nur die Legende. In der Gegend von Nartla gibt es nämlich Leute, die so ihre Theorien dazu entwickelt haben, eben weil das Kind nie mehr aufgetaucht ist.“

Mark hob die Augenbrauen und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.

„Danny, Ed, Malte und Mark, ihr trefft euch mit gepackten Sachen am kommenden Montagmorgen um acht Uhr an der Bushaltestelle, gleich neben dem Schulgebäude. Schreibt euch das auf. Montag, acht Uhr.“

Danny riss sich einen Zettel aus seinem Collegeblock und kritzelte darauf, was Niken gerade gesagt hatte. Wieso ausgerechnet wir vier zu den Ausgewählten gehörten und dass bei unserem Klassenhaufen von 28 Schülern, fragte sich Danny ungläubig.

Er stieß den immer noch schlafenden Ed gehörig an, um es ihm mitzuteilen. Erst nach einer kräftigen Nackenschelle wachte er auf.

„Was ist?“

„Schreib dir auf, Montag acht Uhr.“

Danny schob ihm einen Zettel vor die Nase und Ed schrieb es auf.

„Was ist denn am Montag um acht?“

„Hast du nicht zugehört?“

„Ja, so mittel.“

Danny seufzte. „Um acht Uhr am Montag sollen du, Malte, Mark und ich an der Bushaltestelle hier sein.“

Ed schien kurz nachzudenken. „Wozu denn?“

„Wir machen eine Klassenfahrt in eine alte Villa.“

Wieder schien er nachzudenken. „Ach was?“

Ed knüllte den Zettel zusammen und steckte ihn sich in die Hosentasche. Dann ließ er seinen Kopf auf den Ärmel fallen und schlief wieder ein.

Die übrige Zeit erzählte Niken irgendetwas über die Umgebung der Villa, was Danny nicht weiter interessierte. So versuchte er, wie Ed zu schlafen, bekam es aber nicht hin.

In der großen Pause hörte Danny sich Maltes und Marks Meinung an, über das, was Niken so alles über die Villa Ravan berichtet hatte.

„Also, es ist vielleicht am ersten Tag toll, aber was soll man dort eine ganze Woche machen?“

Danny zuckte zweifelnd die Schultern. „Niken sagte doch, wir besuchen auch dort diese Jägerhütte.“

Mark lachte. „Ja und? Was ist an dieser Hütte so spektakulär?“

Diesmal zuckte Ed mit den Schultern, obwohl er nicht einmal wusste, worum es hier eigentlich ging. Auch wenn Danny von der Villa und der Vorstellung, in einem angeblich verfluchten Haus zu übernachten, gefesselt war, stimmte er doch Mark zu. Ja, es würde die ersten zwei Tage vielleicht aufregend sein. Was aber sollte in der restlichen Zeit geschehen?

Nach der Pause überlebte Danny den ihm so sehr verhassten Geschichtsunterricht, in dem es um eine germanische Schriftart namens Runen ging, die Mark zwar faszinierte, die anderen dafür umso weniger. Danach auch noch die letzten beiden sich endlos quälend dahinziehenden Chemiestunden. Ständig überlegte Danny, welcher Lehrer wohl zur Villa Ravan mitkommen würde. Na, wahrscheinlich wird es Niken sein. Wer sonst?

Endlich Schulschluss.

5

Danny stieg auf sein Rad und wollte gerade losfahren, als wie schon am Morgen, Ed auf ihn zukam.

„Das war Montag, acht Uhr, oder?“

Danny nickte und trat in die Pedale.

„Dann sehe ich dich Montag um acht Uhr?“, wollte sich Ed bei Danny nochmals vergewissern.

„Ja!“, rief er schon aus beträchtlicher Entfernung zurück und war gerade im Begriff, in die Seitenstraße einzubiegen. Er schaute aber nochmal zurück und sah, dass Ed immer noch dastand und ihm nachblickte. Oder er schaute einfach in der Gegend umher, dachte sich Danny und spürte in dem Moment, dass etwas Unbekanntes in ihm aufkam, dass ihn nervös machte. So ein Unruhigsein, das man hat, bevor man einen Vortrag hält oder so etwas. Danny musste sich eingestehen, dass es ihm manchmal so vorkam, als wenn er Ed mehr mochte als Mark und Malte. Magst du ihn nur mehr oder vielleicht noch mehr?, hörte Danny wieder diesen Satz in seinem Kopf, den er jedoch schnell verwarf.

Er überlegte, ob er packen sollte, sobald er zu Hause angekommen war. Es erschien ihm unnötig, deshalb beschloss er, zumindest die wichtigsten Sachen zurechtzulegen. Der Fahrtwind blies ihm ins Gesicht, was ihm guttat, denn im Chemieraum war es unerträglich heiß und stickig gewesen.

Nachdem er bereits die halbe Strecke zurückgelegt hatte, fiel ihm auf, dass er die ganze Fahrt über schon extrem angespannt war. Er umfasste den Fahrradlenker bewusst lockerer und trat leichter in die Pedale. Jetzt fühlte er sich entspannter, und es schien, als würde er an den Häusern vorbeifliegen. Doch als er um die letzte Ecke bog, hielt er den Lenker wieder deutlich fester in seinen Händen. Vom Rad abgestiegen, stellte Danny es in die von Spinnen bewohnte Garage. Danach kramte er den Hausschlüssel aus seiner Hosentasche, öffnete die Haustür und betrat den Flur. Er und seine Familie wohnten in einem kleineren Wohnblock, der gar nicht mal so hässlich war.

Zu ihrer Wohnung gehörte ein mit einer mickrigen Terrasse ausgestatteter Garten hinter dem Haus, auf der gerade mal eben zwei Liegestühle nebeneinander Platz hatten. Ihr kleiner Garten wurde von einer hohen, ungepflegten Hecke eingerahmt. Von der Terrasse aus kam man ins Wohnzimmer, einem gemütlich eingerichteten Raum, mit einem kleinen Kamin, der jedoch nie genutzt wurde. Neben dem Kamin stand ein großes Bücherregal, das nur spärlich mit Büchern gefüllt war. An der gegenüberliegenden Wand standen eine Couch und ein kleiner Tisch. Ein wuchtiger Esstisch trennte die Küche von der Stube. Die Küchentür führte in einen schmalen Flur, der an der Haustür endete. Durch die trat Danny nun herein und steuerte geradewegs die rechte Tür an, die ihn zu einer Wendeltreppe führte.

Er stieg in den ersten Stock und blieb zunächst unentschlossen in dem kleinen Flur stehen. Links war die Tür zum Bad, rechts seine Zimmertür. Stirnseitig, so ziemlich in der Mitte, Tims Zimmer.

Die Wendeltreppe führte weiter in den zweiten Stock. Dort gab es nur ein einzelnes Zimmer. Es war ursprünglich als Arbeitszimmer seines Vaters gedacht, jedoch hatte er es nie als solches genutzt. Darin befanden sich ebenfalls eine Couch, ein Tisch neben einem Computer, ein Bücherregal, mit Büchern vollgestopft, und ein Bett, in dem nie jemand schlief. Außerdem stand neuerdings da noch eine alte holzverkleidete Standuhr, die seine Mutter kürzlich aus einem Berg von Sperrmüll fischte. Aufgrund ihrer rissigen, schmutzig weißen Emaillescheibe schienen die schwarzen römischen Ziffern von Spinnengarn umwoben zu sein und erinnerten ihn in ihrer eigentümlichen eckigen Schreibweise an Runen, die sie in der Schule durchgenommen hatten. Stumm stand sie da, verloren, aus ihrer eigenen Zeit gefallen. Danny war manchmal dort oben, denn er konnte in der Abgeschiedenheit sehr gut nachdenken. Rechts, in der Zimmerschräge, war ein Fenster eingebaut, aus dem man über die Dächer der anderen Wohnblöcke hinwegschauen konnte.

Er ging in sein Zimmer und warf seine Schultasche aufs Bett. Auf dem Tisch befand sich sein noch immer eingeschalteter Laptop. Super, dachte er. Jetzt musste er ihn erstmal wieder aufladen. Er ließ sich in den Drehstuhl fallen und seufzte.

Schließlich fiel ihm ein, dass er seine Sachen für den Ausflug zur Villa zurechtlegen wollte.