Voll aufgeklärt - Lilo Wanders - E-Book

Voll aufgeklärt E-Book

Lilo Wanders

4,9

Beschreibung

Was wissen junge Leute heute wirklich über Sexualität? Wie aufgeklärt sind unsere pubertierenden Schüler? Der Fall Markus, der im türkischen Gefängnis saß und dem eine Haftstrafe von 8 Jahren drohte, zeigt die Arglosigkeit des Umgangs Jugendlicher miteinander. Viele haben in einer Zeit, in der immer öfter 15-Jährige schwanger werden, vergessen, dass Sex mit einem Kind auch nach deutschem Recht strafbar ist, und, dass eine 13-Jährige kein Sexualobjekt, sondern ein Kind ist. Aber auch viele andere Fragen stellen sich: Wie gestalte ich das erste Mal? Wie verhüte ich? Wie schütze ich mich vor Aids? Wie benutzt man ein Kondom? Lilo Wanders, die große Diva der Sexualität, die sich seit Jahren für die AIDS-Prävention und drogenabhängige Jugendliche einsetzt, hat selber drei Kinder durch die Pubertät gebracht. Daher ist es ihr ein Herzensanliegen in einer Zeit, in der alle so tun, als wüssten sie genug über Sexualität und sich möglicherweise nicht zu fragen trauen, ein Buch zu veröffentlichen, dass kompetente Antworten auf noch so unbeholfene Fragen gibt. Ein übersichtlicher Ratgeber für Kids, Lehrer, Erzieher und Eltern mit ausführlichem Adressteil aller wichtigen Beratungsstellen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 141

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,9 (16 Bewertungen)
14
2
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Lilo Wanders

Voll aufgeklärt

Lilo Wanders

Voll aufgeklärt

100 Antworten auf 1000 Fragen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:[email protected]

Nachdruck 2013 © 2008 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH Nymphenburger Straße 86 D-80636 München Tel.: 089 651285-0 Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlaggestaltung: Thomas Uhlig Umschlagabbildung: Michael Reh Satz: M. Zech, Landsberg am Lech Druck: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN Print 978-3-86882-413-1 ISBN E-Book (PDF) 978-3-86415-086-9

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.mvg-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unterwww.muenchner-verlagsgruppe.de

Inhalt

Aufgeklärt ist Sex erst richtig schön

Warum überhaupt Sex?

Gefühle in der Pubertät

Pubertät bei Jungen

Pubertät bei Mädchen

Mädchen beim Frauenarzt/bei der Frauenärztin

Ab wann kann ein Mädchen schwanger werden? Ab wann ist ein Junge zeugungsfähig?

Der männliche Geschlechtsapparat

Der Penis

Penisgröße

Die Eichel

Phimose/Vorhautverengung

Beschneidung / Circumcision

Der Hodensack

Die Hoden

Die Prostata

Der weibliche Geschlechtsapparat

Die Vulva

Die Klitoris

Das Hymen

Die Vagina

Der Damm

Was passiert beim Sex?

Die Erektion

Die Ejakulation

Sexuelle Erregung bei Frauen

Masturbation

Masturbation und Verbote

Freude an sich selbst

Verhütung

Kondome richtig gebrauchen

Menstruationskalender

Körpertemperaturmethode

Antibabypille

Vaginalring

Diaphragma

Coitus interruptus

Starke Gefühle

Küssen

Der leidenschaftliche Kuss

Küssen und Zärtlichkeit

Flirten

Verliebtheit

Das erste Mal

… und viele andere Male: Sexstellungen

Vorspiel

Missionarsstellung

Reiterstellung

Hündchenstellung

Löffelchenstellung

Französisch

Analverkehr

Sexuelle Abweichungen

Orgasmus

Wie lange dauert es bis zum Orgasmus?

Was passiert beim Orgasmus?

Warum kommen Frauen und Männer nicht synchron?

Das Zu-früh-Kommen/Ejaculatio praecox

Übungen gegen das Zu-früh-Kommen

Von Liebe und Eifersucht

Eifersucht

Liebeskummer

Zu tun nach Trennung

Einsamkeit

Formen von Sexualität

Heterosexualiät

Homosexualität

Bisexualität

Weiblich und männlich – so einfach ist das nicht

XX und XY

Transgender/Transsexualität

Transvestitismus/Travestie

Pseudohermaphroditen oder Intersexuelle

Die schwierige Beziehung zwischen Frauen und Männern

An alter Beziehung festhalten/Ehe

Männer und Frauen haben wenig Ahnung voneinander

Männer reden untereinander kaum über Sex

Pornografie

Das Geschäft mit dem Sex

Die dunkle Seite der Pornografie

Sexuelle Beleidigungen

Keine Lust

Vorübergehende Unlust

Dauerhafte Asexualität

Missbrauch/Vergewaltigung

Kontakte im Internet

Gesetze

Ab wann ist es erlaubt?

Kindesmisshandlung

Sexunfälle

Riss des Vorhautbändchens

Penisbruch

Andere Unfälle

Erektionsschwierigkeiten

Männer müssen nicht immer können .

Je länger die Beziehung dauert, desto weniger

Potenzpillen sind keine Lustmacher

Sexuell übertragbare Krankheiten und Geschlechtskrankheiten

Syphilis, harter Schanker

Tripper, Gonorrhö

Hepatitis, Leberentzündung

Genitalherpes, Herpes genitalis

Weicher Schanker, Ulcus molle

Kondylome, Feigwarzen

Trichomonaden-Infektion

Chlamydien-Infektion

Mykoplasmen-Infektion

Candida-Infektion, Soor

Krätze

Filzläuse

Bakterielle Vaginose, Vaginitis

Granuloma inguinale, Donavanosis

HIV/Aids

Frauenkrankheiten

Krebsvorsorge

Brustentzündung

Myome

Endometriose

Männerkrankheiten

Auffälligkeiten am Hodensack

Hodenentzündung (Orchitis)

Hämorriden

Allerlei Wissenswertes und Überflüssiges

Empfehlenswerte Internetseiten

Beratungsstellen

Aufgeklärt ist Sex erst richtig schön

Über zehn Jahre lang habe ich mich in der Fernsehsendung Wa(h)re Liebe damit beschäftigt, Wissen über die Liebe und die Sexualität zu sammeln und zu verbreiten – doch das Thema ist grenzenlos und ich lerne immer noch dazu. Es gibt kaum einen menschlichen Bereich, der uns so fasziniert und der einen so großen Einfluss auf unser Leben hat wie die Sexualität.

Ich habe mich aus zwei Gründen entschlossen, dieses Buch zu schreiben: Der eine ist, dass viele Kinder und Jugendliche heutzutage von ihren Eltern nicht mehr aufgeklärt werden. Das, was sie von Sexualität wissen, haben sie aus Magazinen, Internetpornos und Bildern, die sie irgendwo sehen. Kein Wunder, wenn sie von den Eltern allein gelassen werden mit ihren Fragen. Der andere Grund ist, dass die Sexualität ein so großer Teil unseres Lebens ist und sie die Menschen so eng miteinander verbindet wie kaum ein anderes Thema.

Sexualität ist nämlich viel mehr als ein Pornofilm nachts um halb zwei und gleichzeitig viel zu schön, um nichts darüber zu erzählen.

Wenn ein Kind eine Frage zu den Fächern Mathematik oder Geschichte hat, bekommt es eher eine Antwort als bei Fragen zur Sexualität. Wer in jungen Jahren aber erlebt, dass Sex ein Tabuthema ist, wird bald keine Fragen mehr stellen und sich vielleicht sein Wissen auf eine Weise zusammensuchen, die den ganzen seelischen Bereich ausklammert.

Pädagogen und Sozialarbeiter klagen heute über die sexuelle Verrohung bei Jugendlichen und berichten von 14-Jährigen, die aus dem Stand eine Liste von Techniken und eine Abfolge von Bewegungen aufsagen. Es gibt Kinder, die allein oder mit ihren Eltern pornografische Hardcore-Filme angucken und die sich zum Gruppensex treffen, und immer mehr Jugendliche kommen über das Handy mit Gewaltdarstellungen und Pornografie in Kontakt. Die enorme Verbreitung der Mobiltelefone und die immer bessere technische Ausstattung fördern den Missbrauch. Das Bild der Sexualität vieler junger Menschen ist durch Pornografie und Kommerz geprägt. Sie wissen viel über sexuelle Praktiken und wenig über Erotik und Liebe.

Die Mehrheit junger Menschen weiß auch sehr wenig über die biologischen Vorgänge beim Sex. Dass viele Jugendliche nicht mehr ausreichend aufgeklärt werden, habe ich bei einem Gespräch mit zwei Sozialarbeitern gemerkt.

Sie erzählten mir unabhängig voneinander, dass die von ihnen betreuten Jugendlichen glauben, ein Mädchen könne nicht schwanger werden, wenn es im Stehen Geschlechtsverkehr* hat. Als ich das einer anderen Sozialarbeiterin erzählte, meinte sie: »Meine Kids glauben, das gleiche gilt, wenn der Mann von hinten eindringt.«

*Geschlechtsverkehr, poppen und ficken

Geschlechtsverkehr ist der sachliche, distanzierte Ausdruck. Es gibt natürlich unglaublich viele Begriffe dafür: ficken, poppen, vögeln, bumsen – um die gängigsten zu nennen. Ich habe mich hier – in Anbetracht dessen, dass ich ja einer älteren Generation angehöre und einen »seriösen« Sexführer für ernsthafte Jugendliche schreibe – entschieden, sachlich zu bleiben. Denn ich selbst fand, als ich jung war, nichts schlimmer, als wenn die Alten meine Sprache sprechen wollten. Deshalb sollte sich jede und jeder selbst seinen Begriff dafür suchen.

Wenn wir Bescheid wissen über männliche und weibliche Sexualität, dann können wir auch viel leichter das Verhalten der Menschen verstehen. Die für sexuelle Gefühle zuständigen Bereiche im Gehirn beispielsweise sind bei Männern doppelt so groß wie bei Frauen. Deshalb springen Männer eher auf alle möglichen Reize an. Jungen schauen zum Beispiel auf ein Mädchen im Minirock. Diese Reize aktivieren bei ihnen den gleichen Hirnteil, der für Hunger zuständig ist. Wenn eine Frau das weiß, dann toleriert sie vielleicht die Blicke ihres Partners auf andere Mädels. Es ist ein Reflex, der nichts mit seinen Gefühlen für sie zu tun hat.

Kaum ein Mann weiß, dass es Frauen gibt, die zu einer Art weiblicher Ejakulation in der Lage sind. In einer intimen Situation damit konfrontiert, wird er ohne dieses Wissen wohl peinlich berührt reagieren, anstatt sich an der Ekstase seiner Partnerin zu erfreuen.

Es gibt also noch viel mehr Fakten über Sex, die genauso interessant und wichtig sind wie das Wissen über die technischen und biologischen Vorgänge. Aber daran freuen kann man sich im Grunde nur, wenn man ein gewisses Grundwissen hat. Eine Kenntnis der ganzen Bandbreite kann dazu beitragen, die Schönheit und positive Kraft der Sexualität zu erfassen, gerade auch wenn man niemals den Punkt erreicht, wo man genug oder sogar alles über Sex weiß.

»Sex ist bedeutungslos, wenn er schweigend und mechanisch ist. Man sollte darüber nachdenken und ihn planen wie eine Party. Wir sagen uns, was wir machen sollen, wie es sich anfühlt, was wir mögen, wann wir kommen, wie wir uns bewegen sollen. Denk immer daran, du hast noch nie etwas gedacht oder dir ausgemalt, was so schmutzig oder pervers wäre, dass ich es mir nicht schon tausendmal vorgestellt hätte. Wenn wir aufhören zu reden, ist es vorbei.« Anonym

Warum überhaupt Sex?

Über den Ursprung der Sexualität gibt es die wildesten Theorien. Warum hat sich diese umständliche Art der Fortpflanzung überhaupt durchgesetzt? Weltweit vermehren sich über 300 Arten von Fadenwürmern bis Blattläusen ohne jede Spur von Sex, manchmal gelingt das sogar Truthühnern. Es ist auch schon gelungen, menschliche Eizellen elektrisch so zu stimulieren, dass sie sich von allein teilten.

Aber einerlei, warum es die menschliche, lustvolle Art sich fortzupflanzen gibt – für Sex spricht: Er hält gesund, hält das Erbgut intakt und es lässt sich so der bestmögliche Nachwuchs erzeugen.

Und es hat etwas mit Gefühlen zu tun. Schon lange, bevor Menschen über ihre Gefühle gesprochen haben, war der Drang, einen Partner zu finden, eine starke Macht.

Gefühle in der Pubertät

Eine der aufregendsten und anstrengendsten Zeiten im Leben ist die Pubertät. Nicht nur die Körper der Jungen und Mädchen verändern sich deutlich sichtbar, ein mindestens ebenso großer Umschwung passiert im Seelenleben. Die Stimmungen fahren Achterbahn; eben noch himmelhoch jauchzend, im nächsten Moment zu Tode betrübt. Niemand kann sagen, wohin die Reise geht. Die Aussicht, dass nichts mehr so bleibt oder wieder so wird, wie es einmal war, verunsichert grenzenlos. Das Selbstwertgefühl von Jungen und Mädchen schwankt oft und bleibt manchmal auf der Strecke. In dieser Entwicklungsphase sind Menschen oft dünnhäutig, unsicher und leicht zu verletzen.

Das Erwachsenwerden ist mit so vielen Regeln und Aufgaben, mit Verantwortlichkeiten und Erwartungen verbunden, dass manchmal nur ein großes Gefühl von Überforderung da ist. Die Kindheit, in der man einfach so in den Tagen hineinleben kann, ist vorbei und es ist verdammt schwer, sich in der neuen Situation zurechtzufinden.

Selbst in Familien, die unbefangen mit Nacktheit umgehen, entwickeln die Kinder plötzlich ein ungeheures Schamgefühl und verbarrikadieren die Badezimmertür. Jeder Pickel ist eine Katastrophe. Einerseits wird plötzlich das Zimmer umgeräumt, um zu zeigen, dass da kein Kind mehr wohnt; andererseits herrscht in der neugeschaffenen Höhle selbst bei vorher ordentlichen Kids ein solches Chaos, dass selbst die verständnisvollste Mutter nur noch die Hände überm Kopf zusammenschlägt. Die kleinste Bemerkung vonseiten der Eltern kann eine unbändige Wut auslösen und zu Keifattacken führen. Kurz danach wird Mama oder Papa mit einem Zärtlichkeitsausbruch überwältigt, der beide Seiten überrascht.

Die Rollenmuster werden übertrieben geübt. Jungs fallen in ein Machoverhalten und zeigen Papa und den Kumpels die Muskeln. Sie kommen besoffen oder bekifft nach Hause und sind laut und ungehobelt. Allmachtsfantasien wechseln sich mit dem Gefühl ab, all das, was verlangt wird, nicht schaffen zu können.

Mädchen schockieren durch übertriebenes Schminken und scheinen nur noch Mode im Kopf zu haben. Sie stehen andauernd vorm Spiegel, hängen stundenlang am Telefon und sind ansonsten nicht ansprechbar. Unerreichbare Popstars werden vergöttert, aber die Jungen in der Schule sind generell doof.

Große Einsamkeitsgefühle kommen auf, weil alles so kompliziert zu sein scheint. Keiner versteht mich! In manchen Familien gehen die Eltern mit Konflikten besser um als in anderen, aber die meisten scheinen vergessen zu haben, wie es ihnen selbst in der Pubertät ging. Viele Eltern sind ratlos und fragen sich, ob ihr Kind den Verstand verloren und nichts begriffen hat von dem, was sie ihm beigebracht haben. Die Erwachsenen glauben, dass ihren Kindern Äußerlichkeiten wie Geld und Statussymbole wichtiger sind als innere Werte. Dabei verstehen die Alten nur nicht, was in dem Moment in den jungen Menschen vorgeht. Sie sind einsam, finden oft alles sinnlos und wollen doch einen Sinn für ihr Leben finden.

Manche Eltern resignieren und lassen ihre Kinder einfach machen, was sie wollen. Das wird von Jugendlichen häufig so verstanden, dass sich keiner für ihre Probleme interessiert. Andere Eltern werden übermäßig streng und reglementieren mit Strafen, was nur neue Konflikte heraufbeschwört. Auch Eltern, die einen guten Mittelweg finden, wirken in den Augen ihrer Sprösslinge eigentlich nur peinlich. Diese ganzen Auseinandersetzungen und Kräche sind für Kinder und Eltern wichtig, um herauszufinden, wer man ist und was man will – um die eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Eine eigene Identität aufzubauen ist Schwerstarbeit.

Pubertät bei Jungen

Früher wurde angenommen, dass sich die Sexualität erst mit der Pubertät entfaltet. Heute weiß man, dass auch Kinder schon sexuelle Regungen verspüren können. Aber richtig wahrgenommen wird das erst mit dem Beginn der Pubertät, die schleichend anfangen kann oder wie mit einem Paukenschlag. Irgendwann zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr ist es für die Jungen soweit. Der Beginn und Verlauf der Pubertät ist zum großen Teil erblich bedingt und die Reihenfolge der körperlichen Veränderungen kann dadurch ganz unterschiedlich ablaufen. Wenn allerdings nach dem 16. Geburtstag noch keine sichtbaren Pubertätszeichen aufgetreten sind, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Das Gehirn gibt den Startschuss: Es setzt Hormone frei, die dafür sorgen, dass die Hoden anfangen zu wachsen. Durch das männliche Geschlechtshormon Testosteron verändert sich nun der ganze Körper und viele dieser Veränderungen passieren gleichzeitig.

Der Penis und der Hodensack werden größer und Haare beginnen zu sprießen. Der Körper schießt in die Höhe und die Schultern werden breiter. Die Stimme wird tiefer, weil der Kehlkopf wächst und die Stimmbänder länger werden. Der Körpergeruch wird intensiver, denn die Schweißdrüsen verändern sich, und die Haut produziert mehr Talg, sodass Pickel entstehen. Bei manchen Jungen können durch die Hormonveränderungen auch die Brustdrüsen anschwellen und schmerzen, was aber wieder vergeht. Außerdem wachsen Bläschendrüsen und Prostata und fangen an zu arbeiten. Sie produzieren die Flüssigkeit, die für die Beweglichkeit und das Überleben der Spermien nach der Ejakulation wichtig sind. Diese Sekrete machen übrigens den größten Teil des Ejakulats aus.

Wegen des vielen Testosterons kommt es in der Pubertät zu häufigen Erektionen und zu ersten Ejakulationen, die zumindest in diesem Alter kaum mit dem Willen zu steuern sind. Die Samenergüsse können auch unwillkürlich und im Schlaf passieren; solche »feuchten Träume« sind in diesem Alter ganz normal. Von nun an ist ein junger Mann zeugungsfähig und muss deshalb bei jedem sexuellen Kontakt an Verhütung denken.

Alle möglichen Gefühle oder Berührungen können erregend sein und manchmal versteift sich der Penis auch einfach nur so. Das kann zu peinlichen Situationen führen, aber man kann lernen, damit umzugehen. Jede Erregung, auch Angst, hat mit Spannung im ganzen Körper zu tun. Dagegen kann man kontrolliert atmen und so bewusst für eine Entspannung sorgen.

Pubertät bei Mädchen

Die Pubertät kann bei jeder jungen Frau etwas anders ablaufen, aber für die meisten Mädchen beginnt sie mit einem Wachstumsschub um das 10. Lebensjahr.

Es ist beunruhigend und kann Angst machen, dass ein Vorgang beginnt, der so viel Veränderung bringt. Auf einmal ist ein stärkerer Körpergeruch wahrzunehmen, über Nacht kommen Pickel und das Wachstum ist mit Schmerzen verbunden.

Zuerst verändert sich die Brust. Die Brustdrüsen beginnen zu wachsen und die Brustwarzen werden dunkler. Durch das Wachstum spannt die Haut und der ganze Bereich kann sehr schmerzempfindlich sein. Es können Knoten fühlbar sein, die aber auf keinen Fall mit Brustkrebs zu tun haben. Die Form der Brüste entwickelt sich oft unterschiedlich und auch das Größerwerden kann asymmetrisch vor sich gehen. Meistens gleicht sich das wieder aus, aber viele Frauen haben ungleichmäßig große Brüste.

Das Becken nimmt rundlichere, weibliche Formen an und Mädchen entwickeln etwa doppelt so viel Fettgewebe wie Jungen. In dieser Zeit setzt auch die Schambehaarung ein zu wachsen.

Der Venushügel wölbt sich und die Gebärmutter beginnt zu wachsen. Auch das ist meist mit Bauchschmerzen verbunden. Es kommt zu ersten hormonell gesteuerten Regelblutungen und in den Eierstöcken reifen Eier, ohne dass es zu einem Eisprung kommen muss. Dann spricht man von »unechten« Monatsblutungen. Der Zeitraum bis zum ersten richtigen Eisprung ist bei jedem Mädchen unterschiedlich lang und kann nicht eindeutig erkannt werden. Aber schon mit dem ersten Eisprung ist ein Mädchen empfängnisbereit und kann schwanger werden. Am besten sucht ein Mädchen in dieser Zeit in Begleitung der Mutter oder einer Freundin eine Frauenärztin auf, um von dieser Seite beruhigt zu werden, dass mit ihr alles in Ordnung ist.

Mädchen beim Frauenarzt/bei der Frauenärztin

Spätestens ab dem 16. Lebensjahr sollten Mädchen regelmäßig alle halbe Jahr einen Frauenarzt oder eine Frauenärztin aufsuchen. Das klingt zunächst seltsam, denn in den meisten Fällen gehen wir nur zum Arzt, wenn wir krank sind. Und in diesem Alter ist fast alles peinlich, was mit dem Körper zu tun hat. Aber in diesem Fall geht es um Vorsorge, möglicherweise um das Thema Verhütung mit der Pille oder einer Spirale und um ein rechtzeitiges Erkennen von Unregelmäßigkeiten. Der Körper von Frauen ist, was die Geschlechtsorgane angeht, komplizierter und empfindlicher als der von Männern. Andererseits beobachten Mädchen natürlich schon aufgrund der monatlichen Blutungen ihren Körper genauer als die Jungs. Apropos: einen Termin beim Gynäkologen sollte man nicht zum Zeitpunkt der Menstruation verabreden.

Als Erstes wird die Ärztin/der Arzt ein Gespräch führen und nach zurückliegenden Krankheiten fragen, ob Medikamente eingenommen werden, ob die Menstruation regelmäßig eintritt und ob schon sexuelle Erfahrungen gemacht wurden. Vor so einem Beratungsgespräch muss man keine Angst haben, dass es peinlich werden könnte. Ein guter Arzt/eine gute Ärztin hat Erfahrung mit solchen Gesprächen und wird diese Unterhaltung immer sehr sachlich führen.

Die Untersuchung beginnt mit einer Abtastung der Brust und danach wird die junge Frau aufgefordert, ihren Slip auszuziehen (manche sagen auch »sich unten herum freizumachen«) und auf dem gynäkologischen Stuhl Platz zu nehmen. Um sich auf dem Weg von der Umkleidekabine zum Untersuchungsstuhl nicht allzu nackt zu fühlen, kann man ein langes T-Shirt tragen. Das ist auch gut, weil man manchmal noch eine ganze Zeit warten muss, nachdem man sich ausgezogen hat.

Der Stuhl hat seitlich zwei Vorrichtungen, auf denen die Beine abgestützt werden, und am besten ist es, mit dem Becken sehr weit nach vorne zu rutschen. Per Ultraschall wird von außen der Zustand der inneren Geschlechtsorgane kontrolliert. Eine Kamera wird dabei über die mit einem Gleitgel bestrichene Bauchdecke geführt und überträgt das Bild der Organe auf einen Bildschirm.

Um den Gebärmutterhals und die Scheide zu untersuchen, verwendet der Arzt/die Ärztin ein röhrenförmiges Gerät – das sogenannte Spekulum. Durch dieses Instrument wird mithilfe eines Wattestäbchens zur Krebsvorsorge ein Abstrich des Zellgewebes genommen, das dann in ein Labor zur Untersuchung geschickt wird. Ein guter Arzt wird immer sagen, was er gerade tut. Insgesamt dauert der ganze Vorgang nur wenige Minuten. Sollte etwas wehtun oder sich unangenehm anfühlen, kann man das selbstverständlich sagen. Falls ein Mädchen noch Jungfrau ist, braucht es während der Untersuchung keine Angst zu haben, dass das Jungfernhäutchen verletzt wird.

Es folgt noch ein abschließendes Gespräch. Das Ergebnis der Laboruntersuchung wird nach einigen Tagen mitgeteilt, aber nur, wenn etwas nicht stimmt.

Generell unterliegen Gynäkologen der ärztlichen Schweigepflicht, aber bis zum 16. Geburtstag eines Mädchens kann der Arzt entscheiden, ob er in bestimmten Fällen die Eltern informiert.